[0001] Die Erfindung betrifft eine aus Feinkohle kaltbrikettierte und thermisch nachbehandelte
Kohle, vorzugsweise aus niederflüchtiger, schwefelarmer Feinkohle wie Anthrazit.
[0002] Derartige kaltbrikettierte Kohle wird mit den verschiedensten Bindemitteln hergestellt,
die das Ziel haben, eine ausreichende Grün- und Feuerstandfestigkeit zu erreichen.
So wird in der europäischen Offenlegungsschrift 0 237 179 ein Bindemittel aus Melasse
mit einem Härter aus Eisenoxid, Kalziumkarbonat, Kalziumphosphat und Aluminiumoxid
beschrieben. Ggf. kann der Härter auch aus einer anorganischen Säure wie Phosphorsäure
oder Schwefelsäure bestehen. Das in der europäischen Offenlegungsschrift 0 284 252
beschriebene Bindemittel besteht aus Polyvinylalkohol mit einem anorganischen Härter
aus Eisenoxid, Phosphatgestein oder Bauxit sowie ggf. einer anorganischen Säure. In
einer weiteren europäischen Offenlegungsschrift 0 308 095 wird als Bindemittel statt
Melasse eine Zucker- oder entsprechende Stärkelösung vorgeschlagen, wobei zusätzlich
Härter aus anorganischen und/oder organischen Säuren eingesetzt werden. Weitere Abwandlungen
des Bindemittels sind in den britischen Patentanmeldungen 2 211 512, 2 223 505, 2
227 023 und 2 227 024 beschrieben. Dort wird vorgeschlagen, einen wasserhaltigen Binder
wie Melasse mit einem anorganischen Härter in Form von Zement zur Verbesserung Grünstandfestigkeit
zuzusetzen. Statt Melasse lassen sich auch eine Zucker- oder Stärkelösung mit einem
anorganischen Härter verwenden. Des weiteren wird der Zusatz eines Trockenmittels
wie Kalzium- oder Magnesiumchlorid, Kieselgel oder aktivierte Tonerde vorgeschlagen,
ebenfalls um die Grünstandfestigkeit und die Druckfestigkeit in Verbindung mit einer
guten Feuerstandfestigkeit zu verbessern. Derselbe Zweck soll durch den Zusatz von
Magnesiumoxid erreicht werden. Schließlich soll auch noch durch Zusatz von Ammoniumverbindungen,
insbesondere Ammoniumphosphat das Abbinden beschleunigt und die Wasserfestigkeit verbessert
werden. Sämtliche Schutzrechtsanmeldungen stammen von derselben Anmelderin, die über
einen längeren Zeitraum erhebliche Anstrengungen unternommen hat, eine kaltbrikettierte
Kohle mit zufriedenstellenden Eigenschaften zu entwickeln.
[0003] Auch wenn dieses Ziel mit den verschiedenen Bindemitteln und Zusätzen im wesentlichen
erreicht wurde, ist dennoch festzustellen, daß die dabei verwendeten Zusätze die kaltbrikettierte
Kohle entweder nicht unerheblich verteuern oder nicht alle gewünschten Eigenschaften
in ausreichendem Maße zu erreichen gestatten.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine umweltfreundliche, kaltbrikettierte
Kohle mit einem Schefelgehalt unter 1 % zu schaffen, die
- geringe Emissionen bei der Herstellung und Verwendung aufweist,
- ausreichende Grünstandfestigkeit, gute Trommel- und Punktdruckfestigkeit hat,
- absolut lagerbeständig ist und
- mit einem kostengünstigen, jederzeit verfügbaren Bindemittel hergestellt werden kann.
[0005] Ausgehend von dieser Aufgabenstellung wird eine kaltbrikettierte thermisch nachbehandelte
Kohle, vorzugsweise aus niederflüchtiger, schwefelarmer Feinkohle wie Anthrazit, vorgeschlagen,
die ein wasserhaltiges, Melasse und einen geringen Anteil an Stärke sowie einen anorganischen
Härter enthaltendes Bindemittel aufweist. Durch die Kombination von Melasse und einem
geringen Anteil an Stärke ergeben sich überraschenderweise sowohl eine ausreichende
Grünstandfestigkeit und Lagerbeständigkeit als auch eine sehr gute Trommel-, Druck-
und Feuerstandfestigkeit, ohne daß sich dadurch die Herstellung der kaltbrikettierten
Kohle wesentlich verteuert, da Melasse preisgünstig jederzeit verfügbar ist und die
an sich teurere Stärke nur mit einem geringen Anteil zugesetzt wird.
[0006] Im Gegensatz zu den bekannten Verfahren, die auf einem Bindemitel aus Melasse oder
Stärke, ergänzt durch Zusätze, beruhen, basiert diese Erfindung auf einem Bindemittel,
das sowohl Melasse als auch Stärke enthält. Die Erfindung beruht also im wesentlichen
auf den bisher nicht erkannten Vorteilen in der Verbindung von Melasse mit geringen
Stärkezusätzen und anderen Zuschlagstoffen.
[0007] Besonders überraschend ist, daß bei Verwendung von Rohrzuckermelasse und Kartoffelstärke
eine weitere Verbesserung der Eigenschaften der kaltbrikettierten Kohle erreicht wird,
die die bei Verwendung von z. B. Rübenzuckermelasse und Getreidestärke erreichten
Werte noch übertreffen.
[0008] Als anorganische Härter lassen sich Eisenchlorid, Kalziumkarbonat, Kaliumphosphat,
Natriumtripolyphosphat, vorzugsweise jedoch Phosphorsäure einsetzen.
[0009] Keiner dieser Zusatzstoffe erzeugt nachteilige, problematisch zu entsorgende Rückstände
bzw. Aschebestandteile und führt auch nicht zu schädlichen Rauchgasbestandteilen.
[0010] Die Wirkung der Stärke ist besonders ausgeprägt bei Verwendung von nativer und/oder
modifizierter Kartoffelstärke, die ggf. mit Dampf aufgeschlossen sein kann. Die Modifizierung
kann durch Zusätze oder chemische Behandlung durchgeführt werden.
[0011] Die kaltbrikettierte grüne Kohle kann einen Trockensubstanzanteil von 6 bis 15 %,
vorzugsweise 8 % Melasse, 0,2 bis 1,2 %, vorzugsweise 0,4 % Stärke, 0,5 bis 1,5 %,
vorzugsweise 1,1 % Phosphorsäure, Rest Feinkohle. Durch minimale Zusätze in der Größenordnung
von 0,05 bis 1 Gewichts-% von Polyvinylalkohol (PVA) und/oder von Silikonharzemulsion
läßt sich zusätzlich die Wasserbeständigkeit deutlich verbessern, während sich durch
ebenso minimale Zusätze von anorganischen Leichtmetallverbindungen die Lagerbeständigkeit
erhöhen läßt.
[0012] Der geringe Anteil an Stärke, der nur ca. 1/20 des Melasseanteils beträgt, fällt
kostenmäßig nicht nachteilig ins Gewicht, bewirkt jedoch eine erhebliche Verbesserung
der Grünstandfestigkeit. Die erforderliche Feuerstandfestigkeit ergibt sich aus dem
Melasse- und Phosphorsäureanteil nach einem Erhitzen der grünen, kaltbrikettierten
Kohle während mindestens 30 Minuten auf ca. 270° C. Bei dieser Temperatur bildet sich
aus der Stärke und der Melasse in Verbindung mit der Phosphorsäure ein Gerüst, das
die Kohleteilchen bei der Verwendung der brikettierten Kohle, d. h. bei der Verbrennung
zur Wärmegewinnung, zusammenhält.
[0013] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist nachstehend anhand eines in der Zeichnung
dargestellten, schematischen Verfahrensfließbilds der Bindemittelaufbereitung und
-dosierung des näheren beschrieben.
[0014] Kartoffelstärke wird als Pulver mit 20 % Wassergehalt angeliefert. Es handelt sich
vorzugsweise um native Stärke bzw. modifizierte warmquellende Stärke. Die Stärke wird
mit Wasser gemischt, so daß eine Suspension mit ca. 20 % Trockensubstanz entsteht.
Diese Suspension wird mit Dampf in einem Dampfkocher (Jet Cooker) aufbereitet und
verläßt den Dampfkocher als zähflüssige Flüssigkeit, die mit der Rohrzuckermelasse
und der Phosphorsäure intensiv vermischt wird. Durch die minimale Zugabe von Polyvinylalkohol
(PVA) oder Silikonharzemulsion in der Größenordnung von 0,05 bis 1 Gewichts-% läßt
sich eine deutliche Verbesserung der Wasserbeständigkeit erreichen, während eine ebenso
minimale Zugabe einer anorganischen Leichtmetallverbindung die Lagerbeständigkeit
erhöht. Die Melasse enthält 30 % Wasser. Feinkohle mit einer Temperatur von ca. 125°
C und einem Wassergehalt von ca. 0,5 % wird mit den Bindemitteln in einem Gegenstrommischer
gemischt und anschließend auf einen Wassergehalt von 4 % ausgedampft. Das Gemisch
gelangt bei einer Temperatur von etwa 50° C in eine Doppelwalzenpresse, von wo die
grünen Briketts in eine Härteanlage gelangen und dort während mindestens 30 Minuten
und bei Temperaturen bis zu 270° C gehärtet werden.
[0015] Die kaltbrikettierte und grüne gehärtete Kohle weist einen Trockensubstanzanteil
von etwa 8 % Rohrzuckermelasse, etwa 0,4 % Kartoffelstärke, etwa 1,1 % Phosphorsäure,
Rest Feinkohle auf.
[0016] Vergleichsversuche ergaben die aus der nachstehenden Tabelle ersichtlichen Werte
für die Grünstandfestigkeit, die Trommelfestigkeit und die Kosten.
Nr. |
Kurzzeichen |
Bindemittelzusatz |
Grünstandfestigkeit (g) |
Trommelfestigkeit (%) |
Kosten (%) |
1 |
MS |
Maisstärke |
2.600 |
95 |
93 |
100 |
2 |
KS |
Kartoffelstärke |
3.000 |
98 |
97 |
100 |
3 |
RüM |
Zuckerrübenmelasse |
800 |
72 |
51 |
63,8 |
4 |
RoM |
Zuckerrohrmelasse |
800 |
95 |
88 |
63,8 |
5 |
RüMS |
Zuckerrübermelasse Maisstärke |
1.000 |
94 |
76 |
68,6 |
6 |
RüKS |
Zuckerrübermelasse Kartoffelstärke |
1.000 |
93 |
88 |
60 |
7 |
RoMS |
Zuckerrohrmelasse Maisstärke |
1.100 |
94 |
76 |
68,6 |
8 |
RoKS |
Zuckerrohrmelasse Kartoffelstärke |
1.100 |
98 |
98 |
60 |
[0017] Wie die Tabelle zeigt, ergibt die Bindemittelkombination aus Zuckerrohrmelasse und
Kartoffelstärke die beste Trommelfestigkeit bei gleichzeitig ausreichender Grünstandfestigkeit
und geringsten Kosten. Zwar ist die Grünstandfestigkeit bei Verwendung von Stärke
allein am höchsten, jedoch ergeben sich dann auch die höchsten Kosten.
1. Kaltbrikettierte und thermisch nachbehandelte Kohle, vorzugsweise aus niederflüchtiger,
schwefelarmer Feinkohle wie Athrazit mit einem wasserhaltigen, Melasse und einen demgegenüber
geringeren Anteil Stärke sowie einen anorganischen Härter enthaltenden Bindemittel.
2. Kaltbrikettierte Kohle nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch die Verwendung von Rohrzuckermelasse und Kartoffelstärke.
3. Kaltbrikettierte Kohle nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet durch die Verwendung von Phosphorsäure als Härter.
4. Kaltbrikettierte Kohle nach Anspruch 1, 2 oder 3, gekennzeichnet durch die Verwendung von nativer Kartoffelstärke.
5. Kaltbrikettierte Kohle nach Anspruch 1, 2, 3 oder 4, gekennzeichnet durch die Verwendung von modifizierter Kartoffelstärke.
6. Kaltbrikettierte Kohle nach Anspruch 1, 2, 3, 4 oder 5, gekennzeichnet durch die Verwendung von mittels Dampf aufgeschlossener Stärke.
7. Kaltbrikettierte Kohle nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, gekennzeichnet durch einen Trockensubstanzanteil von 6 bis 15 % Melasse; 0,2 bis 1,2 % Stärke, 0,5 bis
1,5 % Phosphorsäure, Rest Feinkohle.
8. Kaltbrikettierte Kohle nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, gekennzeichnet durch einen Trockensubstanzanteil von etwa 8 % Melasse, etwa 0,4 % Stärke, etwa 1,1 % Phosphorsäure,
Rest Feinkohle.
9. Kaltbrikettierte Kohle nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8, gekennzeichnet durch minimale Zusätze von Polyvinylalkohol (PVA) oder minimale Zusätze von Silikonharzemulsion
in der Größenordnung von 0,05 bis 1 Gewichts-% zur deutlichen Verbesserung der Wasserbeständigkeit.
10. Kaltbrikettierte Kohle nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 9, gekennzeichnet durch minimale Zusätze einer anorganischen Leichtmetallverbindung in der Größenordnung
von 0,05 bis 1 Gewichts-% zur Erhöhung der Lagerbeständigkeit.