Gebiet der Erfindung
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Schmierung von Maschinenbauteilen, wobei
Syntheseöle mit besonderen Eigenschaften eingesetzt werden, die teilweise aus Cooligomeren,
bestehend aus 1-Alkenen und (Meth)acrylsäureestern, aufgebaut sind.
Stand der Technik
[0002] Die immer höher werdenden Anforderungen an Schmiermittel in Maschinen, wie beispielsweise
geeignete Viskositätsbereiche, hohe Scherstabilitäten oder Oxidationsstabilitäten,
haben zur Entwicklung von synthetischen Schmiermitteln (Syntheseölen) geführt (vgl.
hierzu z.B. Kirk-Othmer, Encyclopedia of Chemical Technology, Vol. 14, Seiten 477
bis 526, J. Wiley, 1981). O.g. Syntheseöle finden auch als hydraulische Flüssigkeiten
(Druckübertragungsflüssigkeiten) Anwendung. Im allgemeinen weisen Syntheseöle gegenüber
Mineralölen beispielsweise folgende Vorteile auf: hohe Temperaturstabilität, Langlebigkeit,
gutes Tieftemperatur-Fließverhalten, hoher Viskositäts-Index (VI), geringer Reibungsverlust,
geringe Flüchtigkeit (vgl. hierzu Kirk-Othmer, Vol. 12, Seiten 712 bis 733, J. Wiley,
1980). Die gebräuchlichen Syntheseöle gehören verschiedenen Substanzklassen an, neben
Polyethern, Estern (von ein- und mehrbasischen Carbonsäuren mit ein- und mehrbasischen
Alkoholen), Phosphorsäure- und Phosphonsäureester, Silikonen, Silikatestern, Polyhalogenkohlenwasserstoffen
und fluorierten Estern sind dies Polyolefine und Alkylaromaten.
Von besonderer Bedeutung sind Polymerisate mit verschiedenen Anteilen an α-Olefinen,
insbesondere α-Olefine mit 8 bis 12 Kohlenstoffatomen, die beispielsweise mittels
Ziegler-Natta-Katalyse oder ionischer Polymerisation hergestellt werden können, wegen
ihrer guten VI- und Stockpunkt-Werte. Gemische derartiger α-Olefinpolymere, insbesondere
α-Olefinoligomere, mit Esterölen weisen eine im Vergleich zu den reinen Komponenten
bessere Mischbarkeit mit polaren Additiven auf. Weiterhin sind Cooligomere bzw. Copolymere
von α-Olefinen mit (Meth)acrylsäureestern als Mineralöladditive auf das Interesse
der Technik gestoßen. Durch das copolymerisierte α-Olefin wird die thermische Stabilität
der Additive im Vergleich zu den reinen Polymethacrylat-Polymeren stark verbessert.
US 4 419 106 beschreibt Ölzubereitungen, die ein Kohlenwasserstofföl und einen Anteil
an einem Pour Point Depressant (Stockpunktverbesserer) bestehend aus einem Copolymerisat
aus etwa 10 bis 90 Gew.-% Alkylacrylateinheiten enthaltend 8 bis 20 Kohlenstoffatome
im Alkylrest und 90 bis 10 Gew.-% α-Olefineinheiten mit 12 bis 40 Kohlenstoffatomen
mit einem mittleren Molekulargewicht

w, wie es beispielsweise durch Gelpermeationschromatographie oder durch Lichtstreuung
bestimmbar ist, von 10³ bis 10⁵ Dalton, besitzen.
Oligomere VI-Verbesserer bestehend aus drei Monomergruppen werden in US 3 968 148
bzw. DE-A 22 43 064 beschrieben. Sie bestehen aus etwa 10 bis 90 Gew.-% eines 1-Alkens
mit 4 bis 32 Kohlenstoffatomen, etwa 1 bis 35 Gew.-% eines oder mehrerer Alkyl(meth)acrylsäureester
mit 8 bis 34 Kohlenstoffatomen im Alkylrest und etwa 1 bis 35 Gew.-% eines oder mehrerer
Alkylester der (Meth)acrylsäure oder homologer, endständig ungesättigter Carbonsäuren
mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen im Alkylrest. Das Molekulargewicht derartiger Oligomerer
liegt bevorzugt bei M
n = 10³ bis 4 x 10³ Dalton, wobei der erreichte enge Molekulargewichtsbereich und die
hohe Einheitlichkeit der Produkte betont wird.
In US 4 009 195 wird ein Oligomerisierungsverfahren beschrieben, bei dem C1- bis C4-Alkylester
der (Meth)acrylsäure in Anteilen von 1 bis 35 Gew.-% neben (Meth)acrylsäureestern
von C8- bis C34-Alkanolen in Anteilen von 1 bis 45 Gew.-% kontinuierlich und gleichzeitig
zu einem Gemisch von Polymerisationsinitiatoren und 10 bis 90 Gew.-% eines 1-Alkens
mit 4 bis 32 Kohlenstoffatomen derart zugesetzt werden, daß das im wesentlichen sofort
eintretende molare Verhältnis von Säurederivaten zu 1-Alken im Reaktionsansatz relativ
konstant im Bereich zwischen 10⁻³ und 0,2 gehalten wird, wobei der Zusatz bei einer
Temperatur erfolgt, welche die Oligomerisation nicht beeinträchtigt.
US 3 994 958, die aus derselben Prioritätsanmeldung wie US 4 009 195 hervorgegangen
ist, beschreibt Oligomere gemäß US 4 009 195, die mit Alkylendiaminen zur Reaktion
gebracht werden, um zu dispergierwirksamen VI-Verbesserern zu kommen.
Weiter werden in DE-A 32 23 694 Copolymerisate aus α,β-ungesättigten Dicarbonsäureestern
mit α-Olefinen beansprucht. Dabei enthalten die α,β-ungesättigten Dicarbonsäureester
definitionsgemäß als Alkoholkomponente geradkettige oder verzweigte Monoalkohole mit
3 bis 10 Kohlenstoffatomen und die α-Olefine weisen 10 bis 16 Kohlenstoffatome auf.
Gegebenenfalls sind die Copolymerisate vernetzt, wobei ihr Pour Point zwischen 0 und
-60 Grad C liegen soll.
DE-A 32 45 298 beschreibt Copolymerisate mit Isocyanat-Gruppen im Molekulargewichtsbereich
von 500 bis 10⁴ Dalton, die durch Lösungspolymerisation von C1- bis C20-Alkylestern
der (Meth)acrylsäure,α-Olefinen mit 1-Alkenylisocyanaten hergestellt werden können.
In US 4 526 950 wird ein Herstellungsverfahren für Copolymerisate beschrieben, bei
dem ausgehend von mindestens einem -Olefin mit mindestens 6 Kohlenstoffatomen und
mindestens einer ungesättigten Carbonsäure bzw. deren Derivate, die mit den α-Olefinen
copolymerisierbar sind, in Gegenwart eines radikalischen Polymerisationsinitiators
die Mischung aus den Komponenten in Abwesenheit von Lösungs- oder Verdünnungsmitteln
auf mindestens 135 Grad C erhitzt wird, wobei keines der reaktiven Monomeren im Überschuß
zur Anwendung kommt, um eine Verdünnungswirkung zu vermeiden.
Weiter werden in US-A 1 135 752 Copolymerisate aus Decylmethacrylat und 1-Tetradecen
mit einem Molekulargewicht zwischen 8 000 und 13 000 Dalton als Schmierölverdicker
beansprucht.
Aus EP-A 217 602 sind Öladditive auf Basis von Ethylencopolymerisaten beispielsweise
mit ethylenisch ungesättigten Mono- oder Dicarbonsäuren bzw. deren Estern bekannt,
die ein Molekulargewicht M
n < 1 000 Dalton besitzen.
[0003] In US 4 956 122 werden Schmierölzusammensetzungen beschrieben, die aus Polyalphaolefinen
(PAO), synthetischen Kohlenwasserstoffen, Estern von Carbonsäuren und ggfs. weiteren
Additiven bestehen. Die Mischungen weisen eine gute Scherstabilität, gute Oxidationsstabilität
sowie gutes Viskositäts-Temperatur-Verhalten auf und können als Getriebeöl-, Motorenöl-
und Hydrauliköl-Formulierungen verwendet werden.
DE-A 40 25 494 beschreibt Syntheseöle enthaltend neben den üblichen Bestandteilen
5 bis 100 Gew.-% Cooligomere, die aus 0 bis 75 Gew.-% mindestens eines 1-Alkens mit
4 bis 32 Kohlenstoffatomen im Molekül, 20 bis 100 Gew.-% eines Alkyl(meth)acrylats
mit einem unverzweigten und/oder verzweigten Alkylrest oder einen Cycloalkylrest mit
4 bis 32 Kohlenstoffatomen und 0 bis 65 Gew.-% eines (Meth)acrylsäureesters mit hydroxylgruppenhaltigem
oder ethergruppenhaltigem Esterrest aufgebaut sind. Ein Verfahren zur Herstellung
dieser Cooligomere wird in DE-A 40 25 493 beschrieben.
Aufgabe und Lösung
[0004] Wie im vorstehenden Stand der Technik ausgeführt, werden (Meth)acrylat/α-Olefin-Oligomere
bevorzugt als Mineralöl-Additive eingesetzt, wobei bisher kein technologischer Zusammenhang
mit sogenannten "Syntheseölen" bestand. Syntheseöle des Standes der Technik sind gewöhnlich
aus Kohlenwasserstoffen, wie z.B. Oligomeren von 1-Decen, und/oder Estern, beispielsweise
Dicarbonsäureestern, aufgebaut (vgl. hierzu z.B. Ullmanns Encyclopädie der Technischen
Chemie, 4. Aufl., Bd. 20, Seiten 503 bis 530, Verlag Chemie, 1981).
[0005] Beide oben genannten Substanzklassen weisen jedoch Nachteile auf. Die Polyolefine
zeigen aufgrund ihrer unpolaren Struktur eine zu geringe Löslichkeit, wenn sie zusammen
mit polaren Komponenten, wie beispielsweise Metall-haltige DI-Pakete (Detergen inhibitors),
EP-Additive (Extreme pressure) und AW-Additive (Anti wear), eingesetzt werden sollen.
Die Ester weisen aufgrund ihrer polaren Struktur bekanntermaßen gravierende Nachteile
auf, wie beispielsweise mangelnde Mischbarkeit mit Mineralölen und nicht mineralölbasischen
unpolaren Grundölen sowie schlechte Dichtungsverträglichkeit. Darüber hinaus ist die
Esterfunktion hydrolyseempfindlich, mit dem möglichen Ergebnis, daß die Korrosion
von Metallteilen gefördert wird. Die bisherigen Versuche, die genannten Nachteile
durch Abmischungen von Kohlenwasserstoffen mit Estern zu kompensieren, waren immer
mit beträchtlichem Entwicklungsaufwand verbunden.
Die in DE-A 40 25 494 beschriebenen Cooligomeren sind Syntheseölbestandteilen des
Standes der Technik vergleichbar in Bezug auf Kenndaten wie Viskositäten, VI-Index,
Tieftemperatur-Verhalten, Verdampfungs- und Oxidationsstabilität und weitere praxisrelevante
Eigenschaften.
Gegenüber dem vorher beschriebenen Stand der Technik weisen sie jedoch folgende Vorteile
auf. Aufgrund der Kombination von polaren mit unpolaren Monomeren gibt es keine Mischbarkeitsprobleme
mit Mineralölen, Poly-α-olefinen (PAO), Estern oder anderen Grundflüssigkeiten sowie
keine Löslichkeitsprobleme mit Additiven. Syntheseöl-Aufmischungen der o.g. Cooligomeren,
beispielsweise mit Polyolefinen und/oder Estern, weisen einen deutlich gegenüber den
Einzelkomponenten erhöhten VI-Index und deutlich niedrigere Tieftemperatur-Viskositäten,
als es z.B. mit synthetischen Kohlenwasserstoffen möglich ist, auf. Das hat zur Konsequenz,
daß die Kenndaten für die verschiedenen Mineralölspezifikationen ohne oder mit einem
geringeren Anteil an hochmolekularen VI-Verbesserern erreichbar sind, wodurch sich
Vorteile bei der Scherstabilität ergeben. Weiterhin wird die Gefahr der Bildung von
Ablagerungen verringert.
Es wurde nun gefunden, daß die in DE-A 40 25 494 allgemein beschriebenen Cooligomeren
für ganz bestimmte Verhältnisse der Comonomeranteile A): 1-Alken mit 8 bis 14 Kohlenstoffatomen
im Molekül und B): (Meth)acrylsäureester mit 4 bis 22 Kohlenstoffatomen im Esterrest
in Abmischungen mit üblichen Syntheseölbestandteilen über die in DE-A 40 25 494 dargestellten
Vorteile hinaus solchermaßen scherstabil sind, daß die Syntheseölformulierungen bei
Schergefällen bis zu 10⁷ s⁻¹ und im Temperaturbereich zwischen 20 und 200 Grad C streng
Newton'sches Fließverhalten aufweisen.
Die vorliegende Erfindung betrifft Syntheseöle, enthaltend neben den üblichen Bestandteilen
5 bis 40 Gew.-Teile Cooligomere CM, aufgebaut aus:
A) 5 bis 50 Gew.-% mindestens eines 1-Alkens mit 8 bis 14 Kohlenstoffatomen im Molekül
und
B) 50 bis 95 Gew.-% mindestens eines (Meth)acrylsäureesters der Formel I

worin R₁ für Wasserstoff oder Methyl und R₂ für einen gegebenenfalls verzweigten
Alkylrest oder Cycloalkylrest mit 4 bis 22 Kohlenstoffatomen steht.
[0006] Diese Syntheseöle weisen im Temperaturbereich zwischen 20 und 200 Grad C und bei
Schergefällen von bis zu 10⁷ s⁻¹ ein streng Newton'sches Viskositätsverhalten auf,
d.h. die Viskosität bleibt bei Schergefällen zwischen 10 und 10⁷ s⁻¹ konstant. Gegebenenfalls
können die Cooligomeren CM in Anteilen von 0 bis 50 Gew.-% weitere (Meth)acrylsäureester
der Formel II:

enthalten, worin R₃ für Wasserstoff oder Methyl und R₄ für einen mit mindestens einer
Hydroxylgruppe substituierten Alkylrest mit 2 bis 6 Kohlenstoffatomen oder für einen
Rest der Formel III steht:

worin R₅ und R₆ für Wasserstoff oder Methyl, R₇ für Wasserstoff oder für einen gegebenenfalls
verzweigten Alkylrest mit 1 bis 40, vorzugsweise 1 bis 20 Kohlenstoffatomen und n
für eine ganze Zahl von 1 bis 60 steht, mit der Maßgabe, daß, wenn n für 1 steht,
R₇ gleichzeitig ausschließlich für einen gegebenenfalls verzweigten Alkylrest mit
1 bis 40 Kohlenstoffatomen steht.
Die Cooligomeren CM
[0007] Die mittleren Molekulargewichte Mw (Gewichtsmittel) der erfindungsgemäßen Cooligomeren
CM liegen im Molekulargewichtsbereich von 10³ bis 5 x 10⁴ Dalton, vorzugsweise zwischen
1,5 x 10³ und 2,5 x 10⁴ Dalton, besonders vorzugsweise zwischen 1,5 x 10³ und 2 x
10⁴ Dalton, (Bestimmung von Mw durch Gelpermeationschromatographie, vgl. H.F. Mark
et. al., Encyclopedia of Polymer Science and Technology. Vol. 10, Seiten 1 bis 19,
J. Wiley, 1987). Die Bestandteile A), B) und gegebenenfalls C) in den Cooligomeren
CM sollen sich zu 100 Gew.-% ergänzen.
Beispielhaft für Vertreter der Komponente A) seien etwa genannt:
Octen-1, Nonen-1, Decen-1, Undecen-1, Dodecen-1, Tridecen-1, Tetradecen-1, oder verzweigt-kettige
Alkene wie Vinylcyclohexan, 3,3-Trimethyl-penten-1, 4,4,5,5-Tetramethyl-hexen-1 oder
dergleichen.
Ferner eignen sich 1-Alkene mit 10 bis 14 Kohlenstoffatomen, die bei der Polymerisation
von Ethylen, Propylen oder Mischungen davon anfallen, wobei diese Edukte ihrerseits
aus hydrogecrackten Materialien gewonnen werden.
Besonders bevorzugt ist die Ausführungsart, bei der die Komponente A) der Cooligomeren
CM für 1-Decen, 1-Dodecen oder für 1-Tetradecen steht. Ganz besonders bevorzugt ist
1-Decen, bei dessen Verwendung das beste Tieftemperaturverhalten (Stockpunkt) festzustellen
ist.
Die Komponente B) kann beispielsweise aus folgenden Monomeren bestehen:
Butylacrylat, 2-Ethylhexylacrylat, Cyclohexylacrylat, Hexylacrylat, Heptylacrylat,
Octylacrylat, Nonylacrylat, Decylacrylat, Isodecylacrylat, Undecylacrylat, Dodecylacrylat,
Tridecylacrylat, Tetradecylacrylat, Pentadecylacrylat, Hexadecylacrylat, Heptadecylacrylat,
Octadecylacrylat, Oleylacrylat, Nonadecylacrylat, Eicosylacrylat bzw. die entsprechenden
Methacrylate. Hervorgehoben seien Alkylmethacrylate mit 10 bis 22 Kohlenstoffatomen
im Alkylrest mit einem höheren Iso-Anteil. Erwähnt seien beispielsweise C12- bis C15-Alkylester
der Methacrylsäure mit ca. 60 bis 90 % Iso-Anteil sowie Isodecylmethacrylat, wobei
sich ein hoher Verzweigungsgrad günstig auf das Tieftemperaturverhalten der Cooligomeren
CM inclusive des Stockpunkts auswirkt und eine gewisse Verteilung der Kohlenstoffatom-Zahl
das Viskositäts-Temperatur-Verhalten verbessert.
Beispielhaft für Vertreter der im Cooligomer C ggfs. enthaltenen Komponente C seien
einmal diejenigen mit einer OH-Gruppe im Alkylrest, insbesondere mit solcher in -
Stellung des Alkylrestes, genannt, z.B. das 2-Hydroxyethylmethacrylat und das -acrylat,
das 3-Hydroxypropylmethacrylat und -acrylat, weiter das 2-Hydroxypropylmethacrylat
und -acrylat, die Gemische von 2- und 3-Hydroxypropylmethacrylaten und -acrylaten,
oder das 4-Hydroxybutylmethacrylat und das -acrylat.
[0008] Als weitere Vertreter der Komponente C, in denen R₄ für einen mehrfach alkoxylierten,
insbesondere ethoxylierten Rest steht, werden verwendet beispielsweise 2-(2-Ethoxyethoxy)ethyl-methacrylat
und -acrylat oder (Meth)acrylsäureester von Alkoholen aus ethoxylierten C₁- bis C₁₈-Fettalkoholgemischen
mit mittleren Ethoxylierungsgraden von 1 bis 60, z.B. mit einem mittleren Ethoxylierungsgrad
11 bzw. 25, ausgehend von entsprechenden industriellen Produkten, wie z.B. Carbowax
®- und Marlipal ®-Typen, so z.B. die Methacrylsäureester von Carbowax ® 550, Marlipal
® 1618/11, Marlipal ® 1618/25, Marlipal ® 013/200, Carbowax ® 2000 und Carbowax ®
750.
[0009] Die Cooligomeren CM lassen sich unter bestimmten Voraussetzungen durch radikalinduzierte
Polymerisation herstellen, beispielsweise durch thermische Polymerisation oder durch
Zugabe eines geeigneten Initiators bzw. eines Redoxsystems. Die Polymerisation kann
sowohl in Abwesenheit als auch in Anwesenheit geeigneter Lösungsmittel erfolgen. Es
können demnach alle herkömmlichen als Polymerisationsmedien ausgewiesenen Lösungsmittel
verwendet werden, sowie auch Mineralöle, Poly-α-olefine (PAO), Esteröle oder bereits
hergestelltes Oligomer. Dabei kann beispielsweise das 1-Alken (Komponente A)) in einem
geeigneten Reaktionsgefäß vorgegeben und auf eine geeignete Reaktionstemperatur gebracht
werden. Im allgemeinen kann ein Temperaturbereich von 80 bis 200 Grad C, insbesondere
von 120 bis 180 Grad C, als zweckmäßiger Bereich gelten. Dazu gibt man im gleichen
Temperaturbereich, vorzugsweise im Zulauf über einen gewissen Zeitraum, beispielsweise
0,25 bis 10 Stunden, die Komponente B) bzw. gegebenenfalls die Komponenten B) + C)
in den dafür vorgesehenen Anteilen zu. Zweckmäßig läßt man noch einige Zeit, in der
Regel einige Stunden - als Anhalt seien 6 Stunden genannt - im Batch auspolymerisieren.
Als vorteilhaft hat es sich erwiesen, den Polymerisationsinitiator während der gesamten
Reaktion zuzusetzen, z.B. portionsweise in etwa dreißigminütigen Abständen oder auch
kontinuierlich nach Art eines Zulaufverfahrens. Als Initiatoren kommen an sich bekannte
Radikalstarter infrage (vgl. hierzu Kirk-Othmer, Encyclopedia of Chemical Technology,
3rd. Ed. Vol. 12, Seiten 355 bis 373, J. Wiley, 1981). Die insgesamt verwendeten Initiatormengen
liegen in der Regel im Bereich 0,1 bis 10 Gew.-%, bevorzugt im Bereich 0,1 bis 5 Gew.-%
bezogen auf die Gesamtheit der Monomeren. Zweckmäßig werden Initatoren gewählt, deren
Zerfallcharakteristika den Polymerisationsmodalitäten angepaßt sind. Als Richtwert
sei eine Halbwertszeit des Initiators (in Benzol) bei der Reaktionstemperatur von
etwa 0,25 Stunden genannt. Dazu gehören beispielsweise peroxidische Initiatoren, wie
etwa Di-tert.-Butylperoxid. Als Anhalt sei wiederum die Zugabe von 10⁻³ bis 5 x 10⁻³
mol Initiator pro Portion bei portionsweiser Zugabe angegeben. Als Folge tritt eine
weitgehende Umsetzung der Monomeren, beispielsweise um 98 %, ein, so daß sich in vielen
Fällen eine Abtrennung der Monomeren erübrigt. Sind die Anforderungen, z.B. an den
Flammpunkt, hoch, muß das Restmonomere entfernt werden.
Die Oligomeren CM stellen im allgemeinen farblose, ölige Flüssigkeiten dar, die sich
vollständig mit Mineralölen, PAO und Esterölen mischen.
Die weiteren Bestandteile der Syntheseöle
[0010] Für die weiteren Bestandteile der erfindungsgemäßen Syntheseöle kommen beispielsweise
die in Kirk-Othmer, Encyclopedia of Chemical Technology, 3rd. Ed. Vol. 14, Seiten
496 bis 501 (J. Wiley, 1981) beschriebenen infrage.
[0011] Von der Technik bevorzugt sind insbesondere Polyalphaolefine (PAO) sowie organische
Ester (OE), wie Dicarbonsäure- und Polyolester (vgl. E.I. Williamson, J. Synth. Lubr.
2(4), Seiten 329 bis 341;
3(1), Seiten 45 bis 53 (1987); A. Plagge, Tribologie und Schmierungstechnik
34, Seiten 148 bis 156 (1987); Ullmann, 4. Aufl., Bd. 20., loc.cit, Seiten 514 bis 821).
Ausgangsmaterialien für die PAO sind primär Crack-Olefine, vorwiegend mit einem Siedepunkt
zwischen 30 und 300 Grad C. Die PAO entsprechen in der Regel der allgemeinen Formel
IV:

worin R für einen Alkylrest, insbesondere mit 6 bis 10 Kohlenstoffatomen steht, bei
einem mittleren Molekulargewicht von gewöhnlich 3 x 10² bis 6 x 10³ Dalton. Als organische
Ester (OE) seien einerseits die Ester von Dicarbonsäuren mit 3 bis 17 Kohlenstoffatomen,
wie beispielsweise der Adipinsäure, Azelainsäure oder der Sebacinsäure mit primären
Alkoholen genannt, wobei als wichtigste Alkoholkomponenten in diesem Fall Polyalkylenglykole
zu nennen sind, andererseits die Monocarbonsäureester, insbesondere die Ester von
C6- bis C22-Carbonsäuren mit insbesondere verzweigten Alkoholen, speziell solchen
mit einem Neopentyl-Gerüst wie Neopentylalkohol, Trimethylolpropan oder Pentaerythrit.
Die OE-Öle weisen eine hohe Adsorptionsfähigkeit auf Metalloberflächen und damit gutes
Schmiervermögen auf, allerdings um den Preis relativer Empfindlichkeit gegenüber (hydrolytischem)
Abbau, so daß korrosive Abbauprodukte auftreten können. OE, die als Syntheseölbestandteile
Verwendung finden, weisen typischerweise bei 100 Grad C kinematische Viskositäten
von 2 bis 500, vorzugsweise zwischen 2 und 20 mm² s⁻¹ auf.
Vorteilhafte Wirkungen der Erfindung
[0012] Die erfindungsgemäßen Cooligomeren weisen aufgrund der Kombination von polaren mit
unpolaren Monomeren eine ausgezeichnete Mischbarkeit mit Mineralölen, Polyalphaolefinen
(PAO), organischen Estern (OE) oder anderen Grundflüssigkeiten sowie eine gute Verträglichkeit
(Mischbarkeit) mit weiteren Öladditiven auf.
Das Dichtungsverhalten ist absolut neutral. Elastomere, wie beispielsweise Fluor-,
Acrylat- oder Nitril-Butadien-Kautschuke, werden nicht angegriffen. Korrosion aufgrund
Säurebildung kann bei den (Meth)acrylsäureester-Comonomeren ebenfalls ausgeschlossen
werden.
Syntheseölaufmischungen der Cooligomeren CM, beispielsweise mit PAO und/oder OE, weisen
einen gegenüber den Einzelkomponenten deutlich erhöhten VI-Index auf, was auf den
Einfluß der Cooligomeren zurückzuführen ist. Desweiteren bewirkt die Cooligomer-Komponente
deutlich niedrige Tieftemperatur-Viskositäten als sie beispielsweise mit synthetischen
Kohlenwasserstoffen möglich sind. Das Verhalten bei starker thermo-oxidativer Belastung
ist trotz der teilweise vorhandenen Rest-Doppelbindungen ausgezeichnet.
Die Cooligomer-haltigen Formulierungen weisen ein gutes Demulgierverhalten auf, auch
nach starker thermooxidativer Belastung. Das Luftabscheidevermögen o.g. Formulierungen
ist dem reiner Poly(meth)acrylsäurealkylester deutlich überlegen.
Cooligomere CM, die gemäß Anspruch 2 eine weitere Comonomer-Komponente C aufweisen,
besitzen eine gute Dispergierwirkung beispielsweise für Schwarzschlamm, wobei aufgrund
der sauerstoffhaltigen dispergierenden Gruppe

Dichtungsprobleme vermieden werden und keine Einbußen in der Scherstabilität der Aufmischungen
auftreten, wie dies beispielsweise bei der Verwendung von hochmolekularen VI-Verbesserern
der Fall ist. Dies hat zur Konsequenz, daß die Kenndaten für verschiedene Mineralölspezifikationen
ohne oder mit einem deutlich geringeren Anteil an hochmolekularen VI-Verbesserern
erreichbar sind. Unter hochmolekularen VI-Verbesserern sind insbesondere Polymerisate
zu verstehen, wie sie beispielsweise im Stand der Technik beschrieben werden und die
im allgemeinen mittlere Molekulargewichte Mw von über 3 x 10⁴, vorzugsweise von über
5 x 10⁴ Dalton besitzen. Damit wird die Möglichkeit von Ablagerungen im Schmierbereich
deutlich reduziert, was insbesondere bei der Schmierung von Verbrennungsmaschinen
von großem Vorteil ist.
Überraschenderweise weisen Syntheseöle, die die erfindungsgemäßen Cooligomeren CM
enthalten in Temperaturbereichen zwischen 20 und 200 Grad C und in Schergefällen von
bis zu 10⁷ s⁻¹ ein streng Newton'sches Viskositätsverhalten auf. Die VI-Indices der
Abmischungen liegen sehr hoch, bevorzugt über 150 (errechnet aus den kinematischen
Viskositäten bei 40 und 100 Grad C) und besonders bevorzugt über 180. Damit können
erfindungsgemäße Syntheseöle eingesetzt werden als:
* hoch belastbare Mehrbereichs-Motorenöle
* Getriebeöle, die ausgesprochen gute Scherstabilität, gutes Demulgierverhalten, gutes
Synchronisationsverhalten und gutes Luftabscheidevermögen aufweisen
* Hydrauliköle mit guter Kraftübertragung (= geringer Kompressibilität), neutralem
Dichtungsverhalten, äußerst geringer Korrosivität und großem Temperaturbereich in
der Anwendung.
[0013] Die folgenden Beispiele dienen zur Erläuterung der Erfindung.
Die physikalischen Daten wurden anhand folgender Normen ermittelt (vgl. hierzu z.B.
Kirk-Othmer, loc.cit., Vol. 14, Seiten 477 bis 526):
- Kinematische Viskosität :
- im Ubbelohde-Viskosimeter nach DIN 51 562 bzw. ASTM D 445
- VI-Index:
- Errechnet nach ASTM D 2270 aus der kinematischen Viskosität des Grundöls bei 40 und
100 Grad C.
- Stockpunkt:
- nach DIN 51 583; ASTM D97
- mittleres Molekulargewicht Mw :
- durch Gelpermeationschromatographie (PMMA als Standard)
- Uneinheitlichkeit U :
- = Mw/Mn -1
- Bromzahl:
- nach DIN 51 774
- Noack-Zahl:
- nach DIN 51 581
BEISPIELE
Beispiel 1
Herstellung des Cooligomeren CM
[0014] 200 g 1-Decen werden im Reaktionsgefäß auf 140 Grad C erhitzt. Ein Gemisch aus 400
g Isodecylmethacrylat und 400 g C12-C15-Alkylmethacrylat mit 60 % Iso-Anteil wird
während 5 Stunden zulaufen gelassen. Nach Ende des Zulaufs wird noch 6 Stunden im
Batch auspolymerisiert. Während der gesamten Reaktionszeit von 11 Stunden wird mit
Ausnahme der letzten Stunde Initiator in Form eines zweiten Zulaufs zugegeben (hier
z.B. tert.-Butylperbenzoat o.a., Gesamtmenge 2,2 Gew.-% bezogen auf die Monomeren).
Nach Ende der Reaktion liegt der Umsatz der Monomeren bei ca. 98 %.
Das Produkt ist eine farblose, ölige Flüssigkeit, die vollständig mit Mineralölen,
Polyolefinen oder Esterölen mischbar ist.
Mw = 2,5 x 10⁴ Dalton, U = 3,74, Stockpunkt ASTM D97: -18 Grad C, Noack-Zahl: < 5
Gew.-%.
Beispiel 2
Newton'sches Verhalten von Cooligomer CM in organischem Ester (= Syntheseöl)
[0015] Die dynamische Viskosität η ist bis zu einem Gehalt an Cooligomeren CM von 35 Gew.-%
in Esteröl (Trimethyladipinsäureoctyldecylester) meßbar unabhängig vom Schergefälle
, wie in Diagramm 1 ersichtlich (Messung nach DIN 51 382 bzw. nach ASTM-D 3945).
Beispiel 3
Tieftemperaturverhalten von Cooligomer CM in Esteröl
[0016] Das Tieftemperaturverhalten des erfindungsgemäßen Syntheseöls wurde im "Cold-Cranking-Simulator"
nach ASTM D 2602 bestimmt und mit einem Gemisch aus Esteröl und Polyalphaolefin (PAO
100 : 1-Decen-Oligomer mit kinemat. Viskosität ca. 100 mm² s⁻¹ bei 100 Grad C) verglichen.
Bei gleicher kinematischer Viskosität ν bei 100 Grad C liegt die dynamische Viskosität
η bei -25 Grad C des erfindungsgemäßen Syntheseöls um etwa 45 % unter der eines vergleichbaren
Syntheseöls bestehend aus Esteröl und PAO 100 (Diagramm 2).
Beispiel 3
Anwendung des Syntheseöls als Motorenöl
[0017] Zur Überprüfung der Eignung des Cooligomers CM als Syntheseölbestandteil für Motorenöle
wurden unter Beachtung der VW-Spezifikation VW Tl 505.00 HT/HS ≧ 3,5 mm² s⁻¹ bei 150
Grad C und einer Scherrate γ̇ = 10⁶ s⁻¹ verschiedene SAE-Klassen eingestellt, wobei
hier die Vorteile durch das newtonsche Verhalten voll zum Tragen kommen. Tabelle 1
zeigt eine Eigenschaftsübersicht und einen Vergleich mit einem kommerziellen Produkt:

Beispiel 4
Einsatz der erfindungsgemäßen Syntheseöle als Hydrauliköle
[0018] Aufgrund der hohen Viskosität des Cooligomers CM können für die erfindungsgemäßen
Syntheseöle problemlos die höchsten ISO VG-Klassen eingestellt werden. Selbst die
hochviskosen Formulierungen besitzen gute Tieftemperatur-Viskositäts-Eigenschaften.
Tabelle 2 zeigt dies für Formulierungen Esteröl mit Cooligomer CM:
TABELLE 2
ISO-VG-Klasse |
Anteilen im Esteröl (Gew.-%) |
Kinemat (mm² s⁻¹) 100°C |
Viskosität bei 40°C |
0°C |
-20°C |
VI |
Stockpunkt [°C] |
ISO22 |
8 |
5.30 |
21.7 |
|
640 |
193 |
-66 |
ISO46 |
22 |
9.96 |
47.4 |
|
1,755 |
204 |
-63 |
ISO100 |
35 |
17.86 |
99.4 |
|
4,750 |
199 |
-57 |
ISO150 |
42 |
24.60 |
152.9 |
|
8,900 |
194 |
-54 |
ISO220 |
48 |
32.50 |
221.1 |
|
14,800 |
192 |
-51 |
ISO320 |
55 |
45.20 |
344.3 |
3,260 |
|
190 |
-48 |
ISO460 |
60 |
56.75 |
471.4 |
6,730 |
|
189 |
-51 |
ISO680 |
65 |
72.64 |
660.0 |
10,790 |
|
189 |
-45 |
ISO1000 |
71 |
94.00 |
945.0 |
16,181 |
|
189 |
-39 |
ISO1500 |
76 |
127.80 |
1460.0 |
25,134 |
|
190 |
-36 |