[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Ausschneiden von Zuschnitten aus
faltenbildendem Flachmaterial, insbesondere Leder, bei dem das Flachmaterial durch
Unterdruckbeaufschlagung auf einem Schneidtisch niedergehalten wird und die Zuschnitte
nach einer Materialfehlererkennung und einer Lage, Form und Größe der Materialfehler
berücksichtigenden Schnittmustererstellung dem erstellten Schnittmuster entsprechend
einzeln ausgeschnitten werden, sowie auf einen Schneidtisch zum Druchführen dieses
Verfahrens.
[0002] Bisher werden Zuschnitte aus Leder oder ähnlichem Flachmaterial meist mit Hilfe von
händisch aufzusetzenden Stanzformen hergestellt, was zwar umständlich und mühsam ist,
aber beim Aufsetzen der Stanzformen gegebenenfalls vorhandene Materialfehler zu berücksichtigen
erlaubt und außerdem auch ein Ausstreifen von sich beim Auflegen des Materials bildenden
Falten ermöglicht. Um das Ausschneiden von solchen Zuschnitten automatisieren zu können,
wurde auch schon vorgeschlagen, das Flachmaterial auf eine unterdruckbeaufschlagbare
Arbeitsfläche eines Schneidtisches aufzulegen und dann die gewünschten Zuschnitte
über ein entsprechend steuerbares Ultraschall-, Wasserstrahl- oder Laser-Schneidaggregat
einzeln auszuschneiden, wobei zum Steuern dieser Schneidaggregate zuerst eine Fehlererkennung
und dann eine entsprechende Schnittmustererstellung durchgeführt werden, so daß zumindest
theoretisch Zuschnitte aus weitgehend fehlerfreiem Material unter Minimierung des
verbleibenden Materialabfalls aus vorhandenen Lederstücken od. dgl. ausschneidbar
sind. Zur Fehlererkennung und zur Schnittmustererstellung gibt es bereits geeignete
Datenverarbeitungsanlagen und Steuerprogramme, wobei allerdings die Schwierigkeit
besteht, die vorhandenen Falten als Falten zu erkennen und sie von eigentlichen Materialfehlern
zu unterscheiden. Wird der Aufwand einer eigenen Faltenerkennung in Kauf genommen,
läßt sich zwar ein nur die Materialfehler berücksichtigendes Schnittmuster erstellen,
doch wird die Fixierung des Materials beim Ausschneiden der Zuschnitte durch die Falten
beeinträchtigt und auch die Schnittqualität leidet unter diesen Falten. Werden hingegen
die Falten den Materialfehlern gleichgesetzt, gelangen auch fehlerfreie Materialteile
der Faltenbereiche zum Abfall und es ergibt sich zwangsweise eine sehr schlechte Materialnutzung.
[0003] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, diese Mängel zu beseitigen und ein
Verfahren der eingangs geschilderten Art anzugeben, das ein rationelles Ausschneiden
von Zuschnitten bei optimaler Materialnutzung und einwandfreien Schnittbedingungen
ermöglicht. Außerdem soll ein Schneidtisch zum einfachen Durchführen dieses Verfahrens
geschaffen werden.
[0004] Die Erfindung löst diese Aufgabe dadurch, daß die Unterdruckbeaufschlagung zum Niederhalten
des Flachmaterials auf die den schnittmustergerechten Zuschnitten jeweils zugeordneten
Schneidtischbereiche begrenzt und dabei der Unterdruck in diesen Bereichen von einer
vorzugsweise mittigen Ausgangsstelle aus randwärts fortschreitend aufgebracht wird.
Durch die Abstimmung der Unterdruckbereiche auf die für die Zuschnitte ausgewählten
Materialbereiche wird einerseits die Leistung der Unterdruckbeaufschlagung auf das
zur eigentlichen Halterung des Flachmaterials beim Ausschneiden der Zuschnitte erforderliche
Ausmaß verringert und anderseits für ein loses Aufliegen der an die Zuschnitte angrenzenden
Materialstreifen auf der Arbeitsfläche gesorgt, so daß sich hier in den zum Abfall
zählenden Zwischenbereichen Falten unbehindert ausbilden können. Wird außerdem der
Unterdruck von einer innerhalb eines einem Zuschnitt entsprechenden Tischbereiches
liegenden Stelle zum Rand hin fortschreitend auf- gebracht, gelingt es, gegebenenfalls
innerhalb eines solchen für einen Zuschnitt ausgewählten Materialbereiches liegende
Falten im Zuge der fortschreitenden Unterdruckbeaufschlagung randwärts zu verlagern
und vom Zuschnittbereich weg in die Zwischenbereiche zu bewegen, wo sie weder die
Qualität des Schnittes stören noch den Materialabfall vergrößern. Für die Schnittmustererstellung
genügt es also, die bei einer üblichen Materialfehlererkennung georteten tatsächlichen
Materialfehler zu berücksichtigen, da eventuell in den Zuschnittbereichen verlaufende
Falten automatisch beim Niederhalten des Flachmaterials für das Ausschneiden der Zuschnitte
aus dem Zuschnittsbereich verdrängt werden, und es sind optimale Schnittführungen
und minimale Materialabfälle gewährleistet.
[0005] Schneidtische mit einer unterdruckbeaufschlagbaren Arbeitsfläche zum Auflegen und
Niederhalten des Flachmaterials sind durchaus bekannt. Um auf einem solchen Schneidtisch
das erfindungsgemäße Verfahren rationell durchführen zu können, gehört der Arbeitsfläche
zur Unterdruckbeaufschlagung eine Vielzahl in einer rasterähnlichen Teilung nebeneinander
angeordneter, jeweils über ein Absperrorgan an eine Unterdruckquelle anschließbarer
Unterdrucksauger zu und ist eine Steuerungseinrichtung zum wahlweisen und zeitlich
gestaffelten Ansteuern der Absperrorgane vorgesehen. Durch das individuelle Ansteuern
der Absperrorgane können die entsprechend verteilt angeordneten Unterdrucksauger zu
beliebigen Gruppen zusammengefaßt und in gewünschter Reihenfolge aktiviert werden,
so daß die jeweilige Begrenzung der Unterdruckbeaufschlagung auf bestimmte Tischbereiche
und das gleichzeitige oder gestaffelte Aufbringen des Unterdruckes in diesen Bereichen
uneingeschränkt möglich und auch an die gerade erstellten Muster anpaßbar sind.
[0006] Ist die Steuerungseinrichtung mit einer an sich bekannten Materialfehlererkennungs-
und Schnittmustererstellungseinrichtung verbunden und das jeweils erstellte Schnittmuster
in das Steuerprogramm der Steuerungseinrichtung übernehmbar, läßt sich der Steuervorgang
für das Beschränken der Unterdruckbeaufschlagung und die Aktivierung der Unterdrucksauger
einfach automatisieren und unmittelbar auf das jeweils erstellte Schnittmuster abstimmen.
[0007] In der Zeichnung ist der Erfindungsgegenstand beispielsweise näher veranschaulicht,
und zwar zeigen
- Fig. 1
- einen Teil eines erfindungsgemäßen Schneidtisches schematisch im Vertikalschnitt und
- Fig. 2
- eine Prinzipdarstellung der Arbeitsweise dieses Schneidtisches.
[0008] Um Zuschnitte aus faltenbildendem Flachmaterial, insbesondere Leder, rationell und
unter einwandfreien Bedingungen ausschneiden zu können, gibt es einen Schneidtisch
1 mit einer unterdruckbeaufschlagbaren Arbeitsfläche 2 zum Auflegen und Niederhalten
des Flachmaterials, wobei der Arbeitsfläche eine Vielzahl in einer rasterähnlichen
Teilung nebeneinader angeordneter Unterdrucksauger 3 zugehört. Die Unterdrucksauger
bestehen jeweils aus Saugbohrungen 4, die von einer Unterdruckquelle 5 ausgehen und
auflageseitig in Saugdüsen 6 ausmünden. Für jede Saugbohrung 4 ist ein eigenes Absperrorgan
7 vorgesehen, das beispielsweise aus einem Magnetventil 8 besteht und die Leitungsverbindung
zwischen Saugbohrung 4 und Unterdruckquelle 5 kontrolliert. Zur Aufrechterhaltung
des erforderlichen Unterdruckes in der Unterdruckquelle 5 ist an den die Unterdruckquelle
bildenden Hohlraum 9 des Schneidtisches 1 eine Vakuumpumpe 10 über eine Unterdruckleitung
11 angeschlossen. Eine elektrische Steuerungseinrichtung 12 erlaubt über geeignete
Steuerleitungen 13 das individuelle Ansteuern der Absperrorgane 7, so daß die Unterdrucksauger
3 lageabhängig und zeitlich gestaffelt aktiviert werden können und das auf die Arbeitsfläche
2 aufgelegte Flachmaterial nach einem bestimmten Verfahren niederhalten, wobei die
Arbeitsfläche 2 vorzugsweise von einer die Unterdrucksauger 3 überdeckenden Auflagerplatte
14 aus luftdurchlässigem Material gebildet wird.
[0009] Wie in Fig. 2 veranschaulicht, wird die Unterdruckbeaufschlagung der Arbeitsfläche
2 zum Niederhalten eines Flachmaterials M auf die den schnittmustergerechten Zuschnitten
Z jeweils zugeordneten Schneidtischbereiche B begrenzt, wobei der Unterdruck in diesen
Bereichen B von einer etwa mittigen Ausgangsstelle, beispielsweise der Unterdrucksauger
3¹, zum Rand hin fortschreitend über die Unterdrucksauger 3², 3³, 3⁴ u.s.w. aufgebracht
wird. Damit wird einerseits die Leistung der Unterdruckbeaufschlagung auf das zur
eigentlichen Halterung des Flachmaterials M beim Ausschneiden der Zuschnitte nach
der Linie S erforderliche Ausmaß verringert und anderseits für ein loses Aufliegen
der an die Zuschnitte angrenzenden Materialstreifen, also die Materialbereiche außerhalb
der Schnittlinie S, auf der Arbeitsfläche 2 gesorgt, so daß sich hier in den zum Abfall
zählenden Zwischenbereichen Falten unbehindert ausbilden können. Durch das fortschreitende
Aufbringen des Unterdruckes vom Mittenbereich zum Rand hin gelingt es nun, eine gegebenenfalls
innerhalb des Zuschnittes Z liegende Falte F im Zuge der fortschreitenden Unterdruckbeaufschlagung
randwärts zu verlagern und vom Zuschnittbereich weg in die Zwischenbereiche zu bewegen,
was durch die strichlierte und strichpunktierte Darstellung der Falte veranschaulicht
ist.
[0010] Ist, wie in Fig. 1 angedeutet, die Steuerungseinrichtung 12 mit einer Materialfehlererkennungseinrichtung
15 verbunden, kann für das auf den Schneidtisch 1 aufgelegte Flachmaterial eine Fehlererkennung
durchgeführt, dann ein diese Materialfehler berücksichtigendes Schnittmuster erstellt
und schließlich dieses Schnittmuster in das Steuerprogramm der Steuerungseinrichtung
12 übernommen werden, so daß automatisch die einzelnen Unterdrucksauger 3 des Schneidtisches
1 entsprechend dem erstellten Schnittmuster ansteuerbar sind und das Flachmaterial
schnittgerecht und unter Beseitigung von Falten aus dem Zuschnittbereich niedergehalten
wird.
1. Verfahren zum Ausschneiden von Zuschnitten (Z) aus faltenbildendem Flachmaterial (M),
insbesondere Leder, bei dem das Flachmaterial (M) durch Unterdurckbeaufschlagung auf
einem Schneidtisch (1) niedergehalten wird und die Zuschnitte (Z) nach einer Materialfehlererkennung
und einer Lage, Form und Größe der Materialfehler berücksichtigenden Schnittmustererstellung
dem erstellten Schnittmuster entsprechend einzeln ausgeschnitten werden, dadurch gekennzeichnet,
daß die Unterdruckbeaufschlagung zum Niederhalten des Flachmaterials (M) auf die den
schnittmustergerechten Zuschnitten (Z) jeweils zugeordneten Schneidtischbereiche (B)
begrenzt und dabei der Unterdruck in diesen Bereichen von einer vorzugsweise mittigen
Ausgangsstelle (3¹) aus randwärts fortschreitend (3², 3³, 3⁴) aufgebracht wird.
2. Schneidtisch (1) zum Durchführen des Verfahrens nach Anspruch 1, mit einer unterdurckbeaufschlagbaren
Arbeitsfläche (2) zum Auflegen und Niederhalten des Flachmaterials (M), dadurch gekennzeichnet,
daß der Arbeitsfläche (2) zur Unterdruckbeaufschlagung eine Vielzahl in einer rasterähnlichen
Teilung nebeneinander angeordneter, jeweils über ein Absperrorgan (7) an eine Unterdruckquelle
(5) anschließbarer Unterdrucksauger (3) zugehört und eine Steuerungseinrichtung (12)
zum wahlweisen und zeitlich gestaffelten Ansteuern der Ab- sperrorgane (7) vorgesehen
ist.
3. Schneidtisch (1) nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Steuerungseinrichtung
(12) mit einer an sich bekannten Materialfehlererkennungs- und Schnittmustererstellungseinrichtung
(15) verbunden und das jeweils erstellte Schnittmuster in das Steuerprogramm der Steuerungseinrichtung
(12) übernehmbar ist.