[0001] Die Erfindung betrifft eine gewölbeartige Tragkonstruktion aus feuerfesten Formteilen
zur Anwendung in einem Industrieofen, insbesondere einem Schachtofen.
[0002] Sowohl der Stand der Technik als auch die Erfindung werden nachstehend anhand einer
gewölbeartigen Tragkonstruktion im Brennerbereich eines Kalkschachtofens näher erläutert,
ohne insoweit den Erfindungsgedanken zu beschränken.
[0003] Eine gewölbeartige Tragkonstruktion der vorstehend genannten Art findet sich dort
im Brennerbereich. Zur Ausbildung der Gewölbeform sind die einzelnen Steine beispielsweise
in Radialrichtung konisch ausgebildet.
[0004] Eine besondere Ausführungsform mit radial und axial verlaufenden Nut-/Federverbindungen
zwischen den einzelnen Steinen beschreibt die DE 39 33 744 C2.
[0005] Die Formteile (Steine) sind dabei nicht nur einer erheblichen thermischen Belastung
ausgesetzt. Staubförmige Kalkteilchen sowie Verbrennungsbestandteile führen auch zu
einem chemischen Angriff im Bereich der Tragkonstruktion. Dieser chemische Angriff
resultiert in erster Linie aus der Bildung von Schmelzphasen der genannten Feststoffe
im Kontaktbereich zu den Steinen. Derartige schmelzphasenbildende Partikel sind beispielsweise
Alkalien, Rückstände aus Verbrennungsmitteln oder Flußmittel. Dabei kommt es zu einer
Infiltration der schmelzflüssigen Fremdstoffe in die Steine der Tragkonstruktion,
die beispielsweise aus magnesitischen Qualitäten bestehen. Gleichzeitig bilden sich
niedrig schmelzende Eutektika mit den magnesitischen Komponenten. Die Folge ist eine
zumindest teilweise Auflösung des Gefüges der Steine beziehungsweise eine Gefügevergrößerung,
so daß die Infiltration mit zunehmender Geschwindigkeit fortschreitet.
[0006] Hier will die Erfindung Abhilfe schaffen und eine gewölbeartige Tragkonstruktion
sowie ein zugehöriges Formteil anbieten, die gegenüber thermischen und chemischen
Angriffen beständiger sind.
[0007] Dabei liegt der Erfindung die Erkenntnis zugrunde, daß dieses Ziel auf überraschend
einfache Weise dadurch erreicht werden kann, wenn innerhalb der Tragkonstruktion ein
Temperaturgefälle ausgebildet wird, so daß die Tragkonstruktion innen kühler als außen
ist. Dabei liegt der Erfindung der Gedanke zugrunde, daß auf diese Weise eine Infiltration
schmelzflüssiger Phasen auf dem Weg von den Oberflächen der Steine in das Innere der
Steine über ein entsprechendes Temperaturgefälle gestoppt werden kann.
[0008] In ihrer allgemeinsten Ausführungsform betrifft die Erfindung eine gewölbeartige
Tragkonstruktion aus feuerfesten Formteilen zur Anwendung in einem Industrieofen,
insbesondere einem Schachtofen, die mit mindestens einem, sich von einem zum anderen
Ende der Tragkonstruktion erstreckenden Durchgangskanal ausgebildet ist, der an eine
Luft-Zuführeinrichtung angeschlossen werden kann.
[0009] Mit anderen Worten: der innerhalb der Tragkonstruktion ausgebildete Durchgangskanal
dient zur Durchführung von "Kühlluft", um zwischen dem Steininneren und der Oberfläche
der Steine ein Temperaturgefälle auszubilden. "Kühlluft" bedeutet dabei zunächst,
daß die durch den Durchgangskanal geführte Luft kühler ist als die Temperatur im Ofen.
[0010] Die Kühlluft kann dabei aus der in den Schachtofen geführten Verbrennungsluft bestehen,
von der ein geringer Teil jetzt durch den Durchgangskanal geführt wird. Dabei erfolgt
die Zuführung der Kühlluft beispielsweise an einem Ende des Durchgangskanals und die
Kühlluft wird am gegenüberliegenden Ende in den Schacht geführt, so daß sich insgesamt
kein Energieverlust ergibt; vielmehr arbeitet die beschriebene Kühleinrichtung energieneutral,
da die gesamte Verbrennungsluft im Schacht verbleibt.
[0011] Die Form des Durchgangskanals kann beliebig gewählt werden. Normalerweise wird der
Durchgangskanal eine kreisförmige Querschnittsfläche aufweisen.
[0012] Im Sinne einer Vergleichmäßigung des Temperaturprofils über die Länge des Gewölbes
betrachtet, bietet es sich an, den Durchgangskanal im wesentlichen parallel zur Gewölbekrümmung
und in etwa mittig anzuordnen.
[0013] Für einen üblichen Kalk-Schachtofen, beispielsweise einen Ringschachtofen sollte
der Durchgangskanal einen Durchmesser von etwa 50 bis 60 mm aufweisen. Daraus berechnet
sich eine Kühlluftmenge zwischen 50 und 100 m³/h. Der einzustellende Druck, mit dem
die Luft entlang des Durchgangskanals geführt wird, kann empirisch an jedem Ofen eingestellt
werden; beispielhaft kann ein Druck von 3000 mm Wassersäule angegeben werden.
[0014] Die Ausbildung der gewölbeartigen Tragkonstruktion auf die zuvor beschriebene Art
und Weise führt dazu, daß sich zwar im Oberflächenbereich der Formteile der Tragkonstruktion
weiter Schmelzphasen ausbilden können, die jedoch auf ihrem Weg in das Steininnere
aufgrund dort herrschender geringerer Temperaturen gestoppt werden und folglich erstarren.
Auf diese Weise wird eine Art "Diffusionssperre" ausgebildet, was zur Folge hat, daß
eine deutliche Infiltrationshemmung gegenüber dem Stand der Technik eintritt und die
Haltbarkeit der Tragkonstruktion wesentlich gesteigert werden kann.
[0015] Aufgrund der beschriebenen Tragkonstruktion ergibt sich auch eine notwendige Adaptierung
der zugehörigen Formteile (Steine) derart, daß diese mit entsprechenden Öffnungen
ausgebildet sind. Die Öffnung verläuft dabei im wesentlichen senkrecht zwischen den
Flächenabschnitten des Steines, die zur Anlage an benachbarte Steine dienen. Die nachstehende
Darstellung eines Ausführungsbeispiels veranschaulicht die entsprechende Bauform.
[0016] Üblicherweise wird sich der Durchgangskanal kontinuierlich von einem Ende zum anderen
Ende der Tragkonstruktion erstrecken. Dies ist aber nicht zwangsweise notwendig. Der
Durchgangskanal kann ebenso beispielsweise eine Wellenform aufweisen, wenngleich dies
aufgrund damit verbundener unterschiedlicher Steingeometrien aus Kostengründen weniger
sinnvoll erscheint.
[0017] Weitere Merkmale der Erfindung ergeben sich aus den Merkmalen der Unteransprüche
sowie den sonstigen Anmeldungsunterlagen. Hierzu gehört beispielsweise die Ausbildung
der Formteile aus magnesitischen Qualitäten.
[0018] Die Erfindung wird nachstehend anhand eines Ausführungsbeispieles näher erläutert.
[0019] Dabei zeigen - jeweils in schematisierter Darstellung -
- Figur 1:
- einen Längsschnitt durch den Bereich der Verteilerbrücke eines Kalk-Ringschachtofens,
- Figur 2:
- eine perspektivische Ansicht einer erfindungsgemäßen gewölbeartigen Tragkonstruktion
mit Durchgangskanal.
[0020] Figur 1 zeigt den domartig ausgebildeten Bereich um die Verteilerbrücke eines Ringschachtofens
zum Brennen von Kalk mit einem Brenner 10. Rechts und links vom Brennerbereich 10
sind gewölbeartige Tragkonstruktionen 12 der erfindungsgemäßen Art zu erkennen.
[0021] Auf die äußere Geometrie der einzelnen Formteile 22 der Tragkonstruktion wird hier
nicht näher eingegangen. Sie kann beispielsweise in Übereinstimmung mit der DE 39
33 744 C2 erfolgen.
[0022] Ein wesentlicher Unterschied besteht jedoch darin, daß die einzelnen Steine 22, die
hier aus Magnesit bestehen, jeweils eine mittige Öffnung 24 aufweisen, wobei die Öffnungen
24 der Steine 22 so aufeinander abgestimmt sind, daß sich ingesamt über das Gewölbe
ein kontinuierlich verlaufender gekrümmter Durchgangskanal 26, hier mit kreisförmiger
Querschnittsfläche, ergibt.
[0023] An dem in Figur 2 linken Ende der Tragkonstruktion ist ein Anschlußstutzen 28 angeschlossen,
über den Kühlluft (K) in den Durchgangskanal 26 geführt wird (beispielsweise über
ein hier nicht dargestelltes Gebläse), die am gegenüberliegenden Ende (bei 30) wieder
austritt und von dort in den Schacht gelangt.
[0024] Aufgrund der Einbringung von Kühlluft kommt es über den Querschnitt der Steine 22
zur Ausbildung eines Temperaturgefälles mit der Folge, daß die Tragkonstruktion im
Inneren kühler als an der Oberfläche ist. Die hiermit verbundenen Effekte und Vorteile
sind oben im einzelnen dargestellt.
[0025] Ein wichtiger Vorteil der beschriebenen Tragkonstruktion besteht darin, daß sie -
zum Beispiel bei Reparaturmaßnahmen - ohne weiteres auch an bestehenden Ofenanlagen
nachrüstbar ist.
1. Gewölbeartige Tragkonstruktion aus feuerfesten Formteilen (22) zur Anwendung in einem
Industrieofen, insbesondere Schachtofen, gekennzeichnet durch mindestens einen, sich
von einem zum anderen Ende der Tragkonstruktion erstreckenden Durchgangskanal (26),
der an eine Luft-Zuführeinrichtung (28) anschließbar ist.
2. Tragkonstruktion nach Anspruch 1, bei der der Durchgangskanal (26) im wesentlichen
parallel zur Gewölbekrümmung verläuft.
3. Tragkonstruktion nach Anspruch 1 oder 2, bei der der Durchgangskanal (26) im wesentlichen
mittig verläuft.
4. Tragkonstruktion nach einem der Ansprüche 1 bis 3, deren Formteile (22) aus einer
magnesitischen Qualität bestehen.
5. Tragkonstruktion nach einem der Ansprüche 1 bis 4, bei der der Durchgangskanal (26)
einen Durchmesser von 50 bis 60 mm aufweist.
6. Formteil für eine gewölbeartige Tragkonstruktion nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
gekennzeichnet durch eine sich zwischen gegenüberliegenden, zur Anlage an benachbarte
Formteile (22) ausgebildeten Flächenabschnitten erstreckende Öffnung (24).