[0001] Die Erfindung betrifft eine explosionsgeschützte Stahlbetonraumzelle, insbesondere
eine Raumzellentrafostation gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 1.
[0002] Der Explosionsschutz der erfindungsgemäßen Stahlbetonraumzelle bezweckt im Falle
einer Explosion im Inneren der Raumzelle den Schutz der unmittelbaren Umgebung und
der sich in dieser aufhaltenden Personen gegen umherfliegende Teile. Bei Trafostationen,
welche aus einer erfindungsgemäßen Stahlbetonraumzelle bestehen, kann es hauptsächlich
durch Kurzschluß zu explosionsartigen Entladungen kommen. Derartige Explosionen lassen
sich nicht ausschließen, insbesondere bei Raumzellen, welche weitgehend ohne Aufsicht
sind. Das ist unter anderem bei Trafostationen der beschriebenen Art der Fall, die
zur Umspannung der Fernleitungen auf die Versorgungsleitungen z.B. von Wohnsiedlungen
entfernt, z.B. im Wald aufgestellt sind. Zwar sind explosionsgefährdete Raumzellen
auf unterschiedliche Weise gegen im Innern auftretende Explosionen geschützt und außerdem
zwangsbelüftet. Die hierdurch notwendige Zwangsbelüftung ist jedoch nicht in der Lage,
im Falle einer dennoch auftretenden Explosion den dadurch schlagartig eintretenden
Überdruck im Innenraum der Raumzelle hinreichend schnell abzubauen, so daß es zu Zerstörungen
und damit zu dem beschriebenen Gefährdungspotential kommt.
[0003] Der Explosionsschutz erfordert zum schnellen Abbau des Explosionsüberdruckes im Interesse
der Standfestigkeit des Gebäudes hinreichend dimensionierte Öffnungen, welche den
Innenraum mit der Atmosphäre verbinden. Im allgemeinen wird dabei von Prüfdrücken
in der Größenordnung von beispielsweise 1,5 t/m² ausgegangen. Normalerweise führen
solche Überdrücke zur sofortigen, mindestens teilweisen Zerstörung einzelner oder
mehrerer Scheiben des Gebäudes mit einem entsprechenden Gefährdungspotential durch
umherfliegende Teile. Andererseits müssen derartige Raumzellen gegen das Eindringen
von Niederschlagwasser geschützt werden. Bei hinreichend groß bemessenen Öffnungen
zum Abbau des inneren Überdruckes macht deren Abdichtung erhebliche Schwierigkeiten.
Es ist bekannt, die Öffnungen so anzulegen, daß ein Gefälle entsteht, welches das
Niederschlagwasser nicht überwinden kann. Zum Schutz gegen Winddrücke werden dabei
Abdeckbleche benutzt. Es hat sich herausgestellt, daß derartige Raumzellen in der
Praxis den Anforderungen im allgemeinen nicht genügen. Entweder werden die geforderten
Abdichtungen nicht erreicht, oder der Explosionsversuch führt zu den gefürchteten
Zerstörungen und dem beschriebenen Gefährdungspotential, das ausgeschlossen werden
muß.
[0004] Die Erfindung geht demgegenüber einen anderen Weg, dessen Grundgedanke im Anspruch
1 wiedergegeben ist. Weitere Merkmale der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0005] Gemäß der Erfindung dient die Aussparung in der Deckenscheibe zur Abführung der Abluft
und der Explosionsgase, wobei sich dann die Strömungswege teilen. Während im Falle
der Explosion die Explosionsgase sich ihren weiteren Weg z.B. zwischen Decke, Flansch
und Deckenscheibe der Raumzelle suchen, strömt die Abluft durch die Schlitze, welche
hierfür eigens im Deckelflansch vorgesehen sind. Einerseits wird dadurch für die Explosionsgase
eine erhebliche Vergrößerung des Strömungsquerschnittes erreicht, da sich die Aussparung
fast beliebig groß anlegen läßt, andererseits sind die Abluftschlitze gegen das Eindringen
von Niederschlagwasser nicht nur durch ihre nach außen geneigte Anordnung, sondern
zusätzlich durch den Aussparungsflansch geschützt, den das Niederschlagwasser überspringen
muß, bevor es die Aussparungen und damit den Innenraum der Raumzelle erreichen kann.
[0006] Die Erfindung vermag dadurch auf einfache Weise den gestellten Anforderungen an explosionsgeschützte
Stahlbetonraumzellen zu genügen. Die Herstellung und die Montage der erfindungsgemäßen
Stahlbetonraumzelle sind vergleichsweise einfach, weil nicht nur die Raumzelle, sondern
auch der Deckel im Fertigteilwerk vorgefertigt und am Aufstellungsort bequem montiert
werden können.
[0007] Vorzugsweise und gemäß den Merkmalen des Anspruches 2 werden Aussparung und Deckel
sowie die Raumzelle weitgehend symmetrisch angelegt. Dadurch, daß der Deckel und die
Aussparung einen rechteckigen bis quadratischen Grundriß aufweisen, sind die Strömungsverhältnisse
nicht entscheidend gegenüber anderen möglichen Grundrißformen geändert. Da dieser
Grundriß mit seinen Umrißlinien parallel zu den Längs- und Querkanten der Deckenscheibe
bzw. Deckenplatte orientiert wird, ist das Einmessen und Abschalen der Aussparung
wesentlich erleichtert.
[0008] Gemäß weiteren Merkmalen der Erfindung, die Gegenstand des Anspruches 3 sind, ist
vorgesehen, im Falle einer Explosion den Deckel durch den Innendruck der Raumzelle
anzuheben, so daß die Explosionsgase im Anschluß an die Aussparung zwischen Deckelflansch
und Deckenscheibe austreten können. Dadurch, daß bei dieser Ausführungsform der Aussparungs-
und der Deckelflansch eine Führung des Deckels beim Druckausgleich im Falle einer
Explosion bilden, wird erreicht, daß der Deckel zwar nach oben steigen kann, aber
nach dem Druckausgleich nach unten zur Auflage auf der Deckenscheibe zurückgeführt
wird. Das Wegfliegen des Deckels ist auf diese Weise zuverlässig ausgeschlossen.
[0009] Nach anderen Merkmalen der Erfindung in den Ansprüchen 4 bis 6 wird die Abdichtung
gegen Niederschlagwasser verbessert. Zu diesem Zweck erhält die Oberseite der Deckenscheibe
ein Gefälle, das zu einer Aussparung führt, die einen Ablauf für das Niederschlagwasser
bildet. Dadurch wird erreicht, daß sich normalerweise das Niederschlagwasser nicht
sammeln kann. Andererseits ist die Sammlung des Niederschlagwassers bei verstopfter
Aussparung und an fehlendem Abfluß im Verlaufe der Standzeit einer Stahlbetonraumzelle
nicht auszuschließen. Wenn z.B. die Stahlbetonraumzelle gemäß der Erfindung im Wald
aufgestellt wird, können Laub und andere Fremdkörper die Aussparung verstopfen. Deshalb
ist weiter vorgesehen, die Oberseite der Deckenscheibe mit einer wannenartigen Vertiefung
auszubilden, so daß ein gewisser Speicherraum für das Niederschlagwasser vorhanden
ist.
[0010] Bei einer Weiterbildung dieser Ausführungsform der Erfindung ist für die Wanne ein
Notablauf vorgesehen. Erreicht das Niederschlagwasser seinen maximalen Pegel in der
Wanne, sorgt der Notablauf dafür, daß das angesammelte Niederschlagwasser den Aussparungsflansch
nicht überlaufen kann. Da der Notablauf deshalb oberhalb des Wannenbodens angeordnet
ist, kann er auch nicht durch Fremdkörper verstopft werden.
[0011] Die Deckenplatte muß gegen das Eindringen von Niederschlagwasser auch durch eine
Abdichtung geschützt werden. Zweckmäßig ist daher die Ausführungsform nach Anspruch
6.
[0012] Hierbei wird eine Stahlwanne zur Abdichtung verwendet, die gleichzeitig als verlorene
Innenschalung dient.
[0013] Die Einzelheiten, weiteren Merkmale und anderen Vorteile der Erfindung ergeben sich
aus der nachfolgenden Beschreibung einer Ausführungsform anhand der Figuren in der
Zeichnung; es zeigen
- Fig. 1
- in abgebrochener Darstellung einen Schnitt längs der Linie I-I der Fig. 2,
- Fig. 2
- eine Draufsicht auf die Deckenscheibe einer explosionsgeschützten Stahlbetonraumzelle
und
- Fig. 3
- die bei III in Fig. 1 wiedergegebene Einzelheit in vergrößertem Maßstab.
[0014] Die allgemein mit 1 bezeichnete explosionsgeschützte Stahlbetonraumzelle ist mit
der hier vor allem interessierenden Deckenscheibe 2, die als ebene Platte ausgebildet
ist, wiedergegeben. Die Raumzelle ist bis auf funktionsbedingte Öffnungen ein quaderförmiger
allseits geschlossener Stahlbetonkasten, dessen Wände und Boden in Plattenbauweise
hergestellt sind. Sichtbar sind in Fig. 1 Teile der Längswände 3, 4, die mit den Querwänden
5, 6 in den Ecken 7 bis 10 des rechteckigen Grundrisses miteinander verschweißt sind.
Die Deckenplatte ist auf ein Gesims 11 aufgelegt und ihrerseits, wie bei 12 schematisch
dargestellt, mit den aufgehenden Wandscheiben verschweißt.
[0015] Die Deckenscheibe 2 weist eine Aussparung 14 auf, die mit einem Deckel 15 verschlossen
ist. Der Deckel 15 weist einen umlaufenden, im wesentlichen orthogonal zur Ebene des
Deckels verlaufenden Deckelflansch 16 auf. Die Aussparung hat ihrerseits einen im
wesentlichen rechtwinklig nach oben über die Oberseite 17 der Deckenplatte 2 vorstehenden
Aussparungsflansch 18. Der Deckel 15 liegt lose mit der Stirnseite 19 seines Flansches
18 auf der Oberseite 17 der Deckenplatte 2 auf.
[0016] In dem Deckelflansch befindet sich eine Mehrzahl von Öffnungen 20 bis 23 in Form
von Schlitzen 24. Diese Schlitze sind gegen das Eindringen von Niederschlagwasser
mit Gefälle nach außen versehen. Dadurch ist der Raumzelleninnenraum 25 trocken.
[0017] Normalerweise ist der Raumzelleninnenraum 25 mit Zuluft beaufschlagt. Die Abluft
strömt gemäß den Pfeilen 26 in Fig. 3 durch die Aussparung 14 sodann zwischen der
Stirnseite 27 des Aussparungsflansches und der Innenseite 28 des Deckels und tritt
durch die Schlitze 24 in die Atmosphäre aus.
[0018] Im Falle einer Explosion kommen die Explosionsgase ihrerseits durch die Aussparung
14 nach oben, breiten sich zwischen der Stirnseite 27 und der Innenseite des Deckels
aus und beaufschlagen auf diese Weise die gesamte Innenfläche 28 des Deckels. Dieser
wird unter dem Druck der Explosionsgase angehoben. Das zeigt die gestrichelte Darstellung
bei 29 in Fig. 1. Hierdurch wird den Explosionsgasen der Weg zwischen Deckelflansch
15 und Oberseite 17 der Deckenscheibe 2 freigegeben.
[0019] Der Flansch 18 wirkt dabei mit dem Flansch 16 zusammen. Es ergibt sich hieraus eine
Führung, die dafür sorgt, daß nach Zusammenbrechen des Überdruckes in der Raumzelle
1 der Deckel 29, sobald dessen Gewicht den Gegendruck überwindet, in die Ausgangslage
zurückfällt. Es ist ersichtlich, daß deswegen der Deckel 15 auch bei starken Innenexplosionen
nicht aus der Führung herausgelangen kann.
[0020] Gemäß der Darstellung der Fig. 2 sind der Deckel 15 und die Aussparung 14 ebenso
wie der Grundriß der Raumzelle rechteckig. Die Umrißlinien des Deckels 15 und der
Aussparung verlaufen parallel zu den Längskanten 31 und 33 über die Querkanten 32
und 30 der Deckenplatte 2. Es ergibt sich daraus eine erwünschte Symmetrie längs der
sich kreuzenden Mittellinien der Quer- und Längskanten.
[0021] Die Oberseite 17 der Deckenscheibe 2 ist in Form einer Wanne vertieft. Sie bildet
den Boden der Wanne. Die Wannenränder werden von den aufgehenden Schenkeln der Gesimse
11 gebildet. Die in Fig. 3 mit 34 bezeichnete Wanne ist wie hier bei 35 schematisch
dargestellt, aus Stahlblech. Im Bereich des Aussparungsflansches ist auch die Wanne
ausgenommen und hat ihrerseits einen Flansch 36, der die Aussparung 14 umgibt. Die
Wanne dient zur Sammlung von Niederschlagwasser, das durch eine Aussparung 37 in einem
dem tiefsten des Gefälles der Wanne zugeordneten Wannenrand 38 angeordnet ist. Normalerweise
wird die Aussparung 37 mit einem Rohr ausgekleidet, das an ein senkrechtes Ablaufrohr
angeschlossen wird, welches an der Außenwand der Raumzelle befestigt ist.
[0022] Falls der Ablauf 37 durch Laub oder andere Fremdkörper verstopft ist, steigt bei
starken Niederschlägen der Flüssigkeitsspiegel in der Wanne 34 an, bis er das Niveau
einer weiteren Öffnung 39 erreicht, welche ebenfalls im Tiefsten des Gefälles der
Wanne angeordnet ist, jedoch oberhalb des Hauptablaufs 37 als Notablauf vorgesehen
ist. Wie ersichtlich, liegt die Öffnung 39 unterhalb des Maximalniveaus der Flüssigkeit
in der Wanne 34. Das Maximalniveau ist durch die Oberkante 40 des Gesimses 11 gegeben.
[0023] Die Stahlwanne 35 kann als verlorene Innenschalung der Vertiefung 34 verwendet werden.
[0024] Der Deckel wird gleichzeitig aber zweckmäßig getrennt von der Deckenscheibe 2 der
Stahlbetonraumzelle 1 transportiert. Am Aufstellungsort läßt sich der Deckel von oben
auf die Aussparung 14 aufsetzen. Der Deckel besteht seinerseits aus Stahlbeton und
kann daher im Fertigteilewerk ebenso wie die Scheiben der Raumzelle vorgefertigt werden.
[0025] In Fig. 1 ist dargestellt, daß der Aussparungsflansch 18 eine Mehrzahl von schlitzförmigen
Durchbrechungen 41 aufweist. Diese vergrößern den Strömungsquerschnitt und tragen
dazu bei, Abluft und Explosionsgase schneller abzuführen.
1. Explosionsgeschützte Stahlbetonraumzelle, insbesondere Stahlbetonraumzellentrafostation,
mit einer zur Entlüftung und als Gefährdungsschutz dienenden, an der Deckenscheibe
angeordneten Mehrzahl von Öffnungen, welche Verbindung zwischen dem Innenraum und
der Atmosphäre herstellen und gegen zusitzendes Niederschlagwasser durch geneigte
Anordnung geschützt sind, dadurch gekennzeichnet, daß die Deckenscheibe (2) eine Aussparung
(14) aufweist, die mit einem Deckel (15) verschlossen ist und daß die Öffnungen, welche
als Gefährdungsschutz vorgesehen sind, in Form wenigstens eines Schlitzes zwischen
dem Deckel (15) und einem zur Verschiebungssicherung des Deckels dienenden Flansch
(18) der Aussparung (14) ausgebildet sind, während zur Entlüftung weitere Schlitze
(21 bis 23, 24) in einem bei der Verschiebungssicherung des Deckels mit dem Aussparungsflansch
(18) zusammenwirkenden Deckelflansch (16) vorgesehen und zum Schutze des Raumzelleninnenraumes
(25) gegen Niederschlagwasser mit Gefälle nach außen versehen sind.
2. Explosionsgeschützte stahlbetohraumzelle nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß der Deckel (15) und die Aussparung (14) einen rechteckigen bis quadratischen Grundriß
aufweisen, der mit seinen Umrißlinien parallel zu den Längs- und Querkanten (31 bis
33) der die Deckenscheibe bildenden Deckenplatte (2) orientiert ist.
3. Explosionsgeschützte Stahlbetonraumzelle nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß der Aussparungs- und der Deckelflansch (16, 18) beim Druckausgleich
im Falle einer Explosion eine Führung (15) bilden, die den Deckel (15) nach oben steigen
läßt und nach Druckausgleich nach unten zur Auflage auf die Deckenscheibe (2) zurückführt.
4. Explosionsgeschützte Stahlbetonraumzelle nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die Oberseite (17) der Deckenscheibe (2) als Wanne (35) vertieft
ist, die zur Sammlung von Niederschlagwasser dient, welches durch wenigstens eine
Aussparung (37) in einem dem Tiefsten des Gefälles der Wanne (35) zugeordneten Wannenrand
(38) nach außen abläuft.
5. Explosionsgeschützte Stahlbetonraumzelle nach einem der Ansprüche 1 bis 4, gekennzeichnet
durch wenigstens einen Notablauf (39) der Wanne (35) durch eine Aussparung eines der
Wannenränder in einer Höhe unterhalb des maximalen Flüssigkeitsspiegels in der Wanne
(35).
6. Explosionsgeschützte Stahlbetonraumzelle nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß die Wanne (34, 35) aus Stahl besteht und als verlorene Innenschalung
der Vertiefung (34) in der Deckenscheibe (2) dient.
7. Explosionsgeschützte Stahlbetonraumzelle nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß die Wanne (35) ausgespart ist und mit Aussparungsrändern (36)
den Aussparungsflansch (18) der Aussparung (14) der Deckenscheibe (2) umgibt.
8. Explosionsgeschützte Stahlbetonraumzelle nach einem der Ansprüche 1 bis 7, gekennzeichnet
durch eine Mehrzahl von Schlitzen (41) im Aussparungsflansch (18) der Vergrößerung
des Strömungsquerschnittes der Abluft und Explosionsgase.