[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Austragen von zu Ringen gewickeltem Walzgut,
insbesondere von Draht aus einer Haspel und zur Übergabe der Walzgutringe auf nachgeordnete
Transporteinrichtungen, wobei Haspel und Transporteinrichtungen Anlagenkomponenten
einer ein- oder mehradrigen Walzstraße für Draht, Feinstahl oder Mittelstahl sind,
im wesentlichen bestehend aus einer Ofenanlage für das eingesetzte Walzmaterial, sowie
aus einer Vorstraße, Zwischenstraße und gegebenenfalls Fertigstraße für das Walzgut.
[0002] Walzstraßen für Draht, Feinstahl oder Mittelstahl bestehen aus einer Mehrzahl von
hochwertigen Anlagenkomponenten. Eine ein- oder mehradrige Drahtstraße besteht bspw.
aus einem Auflagerost für das eingesetzte Walzmaterial, zumeist in Form von Knüppeln,
und einem Ofen, in dem die Knüppel auf Walztemperatur aufgeheizt werden. Aus dem Ofen
gelangen die Knüppel in eine Vorstraße, die aus mehreren Walzgerüstenbesteht, in der
ein drallfreies Walzen ermöglicht wird. Die Gerüste der Vorstraße sind mit Walzkraftmeßdosen
ausgerüstet, um das Walzen der schwer verformbaren Qualitäten besser kontrollieren
zu können. Die der Vorstraße nachfolgende Zwischenstraße besteht ebenfalls aus mehreren
Walzgerüsten, bspw. aus Kompaktgerüsten, die den Einsatz von Walzringen mit hohen
Standzeiten erlauben. Der Zwischenstraße ist eine Fertigstraße nachgeordnet, die aus
einem zehngerüstigen Fertigblock bestehen kann, der für maximale Walzgeschwindigkeiten
bis 90 m/sec und darüber ausgelegt ist. Abgesehen von den ersten beiden Gerüsten der
Vorstraße, wo Kastenkaliber verwendet werden, wird das Walzgut ausschließlich in Oval-
und Rundkaliber verformt. Die durchschnittlichen Abnahmen betragen bspw. in der Vorstraße
ca. 24%, in der Zwischenstraße ca. 23%, im Fertigblock ca. 16%. Die durchschnittliche
Abnahme beim Walzen von Walzgut mit einem Runddurchmesser von bspw. 5,5 mm aus 120
mm² beträgt 21%. In Garrett-Haspeln wird das zu rundem Querschnitt gewalzte Walzgut
zu Ringen gewickelt. Von der Haspel erfolgt der Transport der Walzgutringe auf eine
Transporteinrichtung und von dort auf eine Hakenbahn, wo eine weitere Abkühlung des
Walzgutes erfolgt. Anschließend gehen die Walzgutringe in den Versand.
[0003] Eine Drahthaspel mit einer Ausbringvorrichtung für den gehaspelten Walzgutring ist
aus der DE 37 23 461 A1 bekannt. Die Drahthaspel weist eine Bundhebeplatte auf, die
mit Hilfe einer zentrischen Hubstange in Richtung der Mittenachse des Haspelkorbes
auf- und abbewegbar ist. Mit Hilfe der Bundhebeplatte wird das zu einem Ring bzw.
Bund gewickelte Walzgut so weit angehoben, daß es aus dem Haspelkorb herausgebracht
werden kann.
[0004] Nach einer in der Praxis durchgeführten Maßnahme wird der Walzgutring von der angehobenen
Bundhebeplatte des Haspels mittels Abschieber in Schritten auf ein Ringtransportband
abgeschoben. Zum Austragen und Übergeben der gewickelten Ringe aus zwei Haspeln auf
ein Ringtransportband sind mehrere unterschiedliche Einrichtungen erforderlich. So
z.B. zwei Paar Abschieber zum Transport der Ringe von Mitte Haspel auf Mitte Zwischenstation,
zwei Paar Abschieber zum Transport der Ringe von Mitte Zwischenstation auf Mitte Ringtransportband,
ein Hubtisch im Bereich des Ringtransportbandes, ein Spezial-Plattenbelag im Bereich
zwischen Haspel und Ringtransportband zum beschädigungsarmen Transport der unten liegenden
Windungen eines Ringes. Der Nachteil beim Abschieben gewickelter Ringe auf ein Ringtransportband
liegt darin, daß mehrere gesonderte Einrichtungen erforderlich sind (Abschieber, Hubtische,
Spezialplattenbelag). Auch kann eine Beschädigung der Oberfläche der unten liegenden
Windungen während des Abschiebens durch rauhe oder beschädigte Oberflächen des Plattenbelages
oder durch Plattenwölbung infolge Temperatureinwirkung nach längerer Produktionszeit
im Transportbereich der Ringe auftreten. Ferner können einzelne Windungen oder Stabspitzen
zwischen Oberkante Plattenbelag und Unterkante Abschieber insbesondere bei dünnem
Rundmaterial einklemmen. Da vier Abschieber in ihrer Bewegung ineinandergreifen, besteht
die Kollisionsgefahr bei elektrischer Fehlsteuerung.
[0005] Nach einer anderen in der Praxis durchgeführten Maßnahme wird der Walzgutring von
der angehobenen Hebeplatte der Haspel in Schritten mittels Hubbalken und Hubtische
auf ein Ringtransportband ausgetragen. Zum Austragen und Übergeben der gewickelten
Ringe aus zwei Haspeln auf ein Ringtransportband sind mehrere unterschiedliche Einrichtungen
erforderlich. Bspw. zwei Hubbalkenförderer, bestehend aus einem festen Rost und aus
beweglichen Doppeltragarmen zum schrittweisen Transport der Ringe von Mitte Haspel
auf Mitte des festen Ablagerosts, von Mitte festem Ablagerost auf Mitte Hubtisch,
was zugleich der Mitte des Ringtransportbandes entspricht. Erforderlich sind also
zwei Hubtische zum Übernehmen und Ablegen der gewikkelten Ringe vom Hubbalken auf
das Ringtransportband. Der Nachteil dieser bekannten Maßnahmen besteht darin, daß
bei zwei Haspeln vier Einrichtungen erforderlich sind (zwei Hubbalkenförderer, bestehend
aus beweglichen und festen Rosten und zwei Hubtische). Infolge des mehrfachen Aufnehmens
und Ablegens der gewickelten Ringe besteht die Gefahr des Umstürzens der Ringe und
damit u.U. Produktionseinbußen durch Schrotträumen. Mehrere in Transportfunktion zueinander
stehende Einrichtungen bilden Nahtstellen, die nicht immer durch Abdeckungen zu schließen
oder durch Leitbleche zu entschärfen sind. Deshalb kann es zu Störungen im Produktionsablauf
kommen. Ferner sind Oberflächenbeschädigungen des Walzgutes möglich. Ursache hierfür
sind Relativbewegungen der unten liegenden Windungen beim Kontakt mit der Transporteinrichtung
durch häufiges Aufnehmen und Ablegen der Ringe während des Transportes. Die Vielzahl
von Transporteinrichtungen auf engstem Raum erschweren die Instandhaltung, was zu
erhöhten Kosten führt.
[0006] Schließlich ist aus der Praxis eine Maßnahme bekannt zum Austragen und Fördern gewickelter
Ringe von einer Haspel auf ein Ringtransportband mittels Hubbalken, stationären Rollgangsstücken
und einem heb- und senkbaren Rollgangsstück. Zum Austragen und Übergeben der gewickelten
Ringe aus zwei Haspeln auf ein Ringtransportband sind mehrere unterschiedliche Einrichtungen
erforderlich, nämlich zwei Hubbalkenförderer, bestehend aus einem festen Rost und
beweglichen Doppeltragarmen, zum schrittweisen Transport der Ringe von Mitte Haspel
auf Mitte des stationären Rollgangsstücks. Ferner zwei stationäre Rollgangsstücke
mit angetriebenen Rollen zum Fördern der Ringe auf Mitte des heb- und senkbaren Rollgangsstücks.
Erforderlich ist ferner ein heb- und senkbares Rollgangsstück mit angetriebenen Rollen
zum Übernehmen und Ablegen der gewickelten Ringe auf Mitte Ringtransportband. Nachteilig
ist hierbei, daß mehrere Einrichtungen erforderlich sind (zwei Hubbalkenförderer,
bestehend aus festen und beweglichen Rosten, zwei stationäre Rollgangsstücke mit angetriebenen
Rollen und ein heb- und senkbares Rollgangsstück mit angetriebenen Rollen). Infolge
des mehrfachen Aufnehmens und Ablegens und infolge des zusätzlichen Förderns der gewickelten
Ringe besteht die Gefahr des Umstürzens der Ringe und damit unter Umständen Produktionseinbußen
durch Schrotträumen. Mehrere in Transportfunktion zueinander stehende Einrichtungen
bilden Nahtstellen, die nicht immer durch Abdeckungen zu schließen oder durch Leitbleche
zu entschärfen sind. Störungen im Produktionsablauf sind deshalb nicht auszuschließen.
Zusätzliche Oberflächenbeschädigungen des Walzgutes können auftreten beim Fördern
mittels der Rollgänge, da Relativbewegungen zwischen den unten liegenden Windungen
und den Transportrollen auftreten können, insbesondere dann, wenn die Rollenoberflächen
beschädigt sind. Bei dickerem rundem Walzgut können Transportprobleme auf den Rollgängen
auch dadurch auftreten, daß die unten liegende Stabspitze eines bereits teilweise
abgekühlten Ringes sich verhakt, z.B. an einer Rolle, Leitblech oder Rollgangsrahmen.
[0007] Eine nicht zeitgemäße Lösung zum fortlaufenden Ablegen und Transportieren von gezogenem
Draht ist in der DE 1 294 907 A1 beschrieben. Die aus einer Ziehtrommel nacheinander
abfallenden Drahtringe werden durch einen an der Ziehtrommel angebrachten Abweiser
in exzentrische Lage abgelenkt und werden von einem rotierenden Aufnahmekorb aufgefangen,
der eine scheibenförmige Grundplatte und einen nach oben stehenden mittleren Kern
aufweist, um den die Ringe fallen. Der Korb befindet sich auf einem Tisch, der mittels
reibungsarmer Lager drehbar auf dem Rahmen eines Radkarrens gelagert ist. Eine solche
Ablage- und Transporteinrichtung für Drahtringe ist in modernen Walzstraßen mit Walzgeschwindigkeiten
von 90 m/sec und mehr wegen der offenkundigen Nachteile nicht einsetzbar.
[0008] In der DE 1 182 192 A1 wird eine Vorrichtung zur laufenden Bildung von gewickelten
Drahtringen und deren Transport gezeigt, wobei ein Drehtisch zur Bundbildung in einem
Rollgang angeordnet ist. Der von einem hängenden Ziehblock kommende Draht wird auf
einer Plattform um einen aufstehenden zylindrischen Kern herumgewickelt. Die Plattform
wird auf dem Rollgang dem Drehtisch zugefördert. Wenn die Bundbildung abgeschlossen
ist, wird die Plattform von dem Drehtisch auf den weiterführenden Teil des Rollgangs
befördert. Diese Wickel- und Transporteinrichtung für Drahtbunde ist in Walzstraßen
mit den derzeit hohen Walzgeschwindigkeiten und hohen Durchsätzen offenkundig nicht
einsetzbar.
[0009] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, die Nachteile des eingangs
geschilderten Standes der Technik zu vermeiden und eine Austrage- und Übergabevorrichtung
der gattungsbestimmenden Art zu schaffen, mit der die in einer Haspel gewickelten
Walzgutringe beschädigungsfrei aus der Haspel ausgetragen und beschädigungsfrei auf
eine nachfolgende Transporteinrichtung übergeben werden können und mit der durch optimale
Zuordnung von Haspeln und nachfolgender Transporteinrichtung(en) kürzeste Taktzeiten
eingehalten werden können. Auch soll die Vorrichtung der eingangs bestimmten Gattung
bei eventuellen Anlagenstörungen in der Walzstraße eine Pufferfunktion übernehmen
können.
[0010] Diese Aufgabe wird bei der gattungsgemäßen Austrage- und Übergabevorrichtung mit
den kennzeichnenden Maßnahmen des Anspruchs 1 gelöst. Weitere Ausgestaltungen der
Vorrichtung sind Gegenstand der Unteransprüche 2 bis 10.
[0011] Nach Anspruch 1 ist die Austrage- und Übergabevorrichtung mit einer karussellartig
verschwenkbaren und hebbaren sowie horizontal verfahrbaren Tragpalette für die gewickelten
Walzgutringe versehen und ein oder mehrere Haspel und eine oder mehrere Transporteinrichtung(en)
sind im Peripheriebereich der Verschwenkung der Tragpalette angeordnet. Hierdurch
erfolgt das Austragen eines gewickelten Ringes aus einer Haspel zum Zwecke der Übergabe
an eine nachgeordnete Transporteinrichtung beschädigungsfrei, da die Ringe nicht mehrfach
aufgenommen und abgelegt werden müssen und auch kein Abschieben gewickelter Ringe
von einer stationären Zwischenplatte erfolgt. Die gewickelten Ringe werden von der
Mitte der Haspel ruck- und stoßfrei auf Bandposition rotatorisch transportiert, wodurch
ein Umstürzen des Ringes durch Transportstöße ausgeschlossen werden kann. Ferner kann
eine der Transporteinrichtungen zum eigenständigen Puffern oder Kühlen von warmen
Walzgutringen dienen.
[0012] In Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, daß die Tragpalette mit einem senkrecht
angeordneten Hubzylinder verbunden ist, der auf einem verfahrbaren oder verschiebbaren
Rahmen angeordnet ist, wobei der Fahrrahmen oder der Schieberahmen mit einem Horizontal-Drehgestell
verbunden ist. Hierdurch wird also eine einzige Vorrichtung einsetzbar anstelle mehrerer
Übergabevorrichtungen bei den bisher bekannten Ausführungen. Die kompakte Konstruktion
bietet eine erhöhte Zugänglichkeit für die Instandhaltung und vermindert die Verriegelungsbedingungen
der Vorrichtungen untereinander. Weniger Nahtstellen bei in Funktion stehenden Transporteinrichtungen
bedeuten auch höhere Betriebssicherheit.
[0013] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, daß zwischen dem Horizontal-Drehgestell
und einem mit dem Fundament verbundenen Maschinenuntersatz ein Kugeldrehkranz angeordnet
ist. Auf diese Weise wird u.a. eine optimale Zuordnung von Haspeln und nachfolgender
Transporteinrichtung(en) und die Überlagerung von Bewegungsabläufen erzielt, so daß
ein zeitsparender Ringtransport erfolgt und dadurch kurze Taktzeiten ermöglicht werden.
[0014] In Weiterbildung der Erfindung wird vorgeschlagen, daß das Horizontal-Drehgestell
mit einer gegebenenfalls mit einem Getriebe versehenen Antriebseinheit verbindbar
ist, die vorzugsweise am Maschinenuntersatz angeordnet ist und dessen Antriebsritzel
in einen ringförmigen Zahnkranz des Drehgestells eingreift. Dies bedeutet eine vereinfachte
Steuerungs- und Verriegelungsbedingung für die Schwenkbewegung der Austrage- bzw.
Übergabevorrichtung. Zum Zwecke der Verringerung der Anzahl von Antrieben der Vorrichtung
ist vorteilhafterweise der Hubzylinder mit einem Fahrwagen verbunden, dessen Fahrrollen
schienengeführt sind, wobei die Fahrschienen in einem mit dem Horizontal-Drehgestell
verbundenen Gehäuse angeordnet sind und der Fahrwagen von einer Verschiebeeinrichtung,
vorzugsweise von einer Kolben-Zylinder-Einheit bewegbar ist, die am Gehäuse abgestützt
ist. Die kompakte Konstruktion bedingt auch eine gegenüber vergleichsweisen Ausführungen
wesentlich einfachere Fundamentausführung, welche kostengünstiger herzustellen ist.
Die Fundamentausführung der Vorrichtung läßt es mit Vorteil zu, daß - gemäß einer
weiteren Ausgestaltung der Erfindung - deren Versorgung mit elektrischer Energie und
hydraulischem Druckmedium mittels eines an sich bekannten Drehverteilers erfolgen
kann, der in der Mitte der Drehachse des Horizontal-Drehgestells angeordnet ist.
[0015] Eine deutliche Gewichtseinsparung gegenüber den vergleichsweisen Ausführungen des
Standes der Technik wird mit Vorteil dadurch erreicht, daß der Hubkolben des Hubzylinders
von einer mit dem Fahrwagen verbundenen zylindrischen Führungshülse umgeben ist, welche
von einem koaxial an der Führungshülse gleitenden Hubrohr umgeben ist, welches mit
dem Hubkolben verbunden ist. Hierdurch wird eine stabile Leichtbau-Konstruktion erzielt,
in der einfache Bleche verwendet werden können. Die erzielte hohe Stabilität der Leichtbaukonstruktion
läßt es mit Vorteil zu, daß mit der oberen Stirnseite des Hubrohres die Tragpalette
verbunden ist, die ihrerseits gegebenenfalls ausziehbare Tragarme für die gewickelten
Walzgutringe aufweist.
[0016] Zweckmäßig entspricht nach einer weiteren Gestaltung der Erfindung der Hub der Tragpalette
bzw. der Hub des Hubzylinders zumindest der Höhendifferenz zwischen der Austragposition
der Walzgutringe aus der jeweiligen Haspel und der Übergabeposition auf die Transporteinrichtung(en).
[0017] Die Erfindung wird anhand von schematischen Zeichnungen für ein Ausführungsbeispiel
näher erläutert. Es zeigen:
- Figur 1
- eine Draufsicht auf die Austrage- und Übergabevorrichtung mit peripherisch angeordneten
Haspeln und einer Transporteinrichtung,
- Figur 2
- eine Seitenansicht der Austrage- und Übergabevorrichtung nach Fig. 1 mit verschiedenen
Austrage- und Übergabepositionen zwischen Haspel und Transporteinrichtung.
[0018] Fig. 1 zeigt die Draufsicht auf die Austrage- und Übergabevorrichtung 1, angeordnet
zwischen zwei Drehkorbhaspeln 2, 3 und einer Transporteinrichtung 4, die als Transportband
ausgebildet ist. Die zwei Drehkorbhaspeln und das Transportband befinden sich im Peripheriebereich
5 der Schwenkbewegung der Vorrichtung 1. Die Schwenkbewegung der Vorrichtung 1 läßt
sich in den Hauptkoordinaten 6, 7 beschreiben. Bei den Drehhaspeln 2, 3 sind lediglich
die Walzguteinführungen 8, 9 gezeigt sowie die hebbare Platte 10, 11 mit im Plattenboden
eingelassenen Längsnuten 12, 13. Die Drehrichtung der jeweiligen Haspel ist mit dem
Drehpfeil 14 bezeichnet. Der in einer Drehhaspel gewickelte Walzgutring 15 liegt auf
der Hebeplatte 10, 11 auf.
[0019] Das Aufnehmen und Austragen des Walzgutringes 15 im Bereich der Mitte der Haspel
2, 3 und das Übergeben des Walzgutringes auf die Mitte des Transportbandes 4 erfolgt
durch Heben und Senken der Tragarme 16 der Vorrichtung 1 sowie durch Verschwenken
der Vorrichtung 1 in Richtung der Pfeile 17, 18, wobei die Bewegungen Heben/Schwenken
und Senken/Schwenken sich überlagern, um die Zeit für einen Transportzyklus zu verkürzen.
Zur Durchführung dieser Bewegungsabläufe ist die Austrage- und Übergabevorrichtung
1 in besonderem Maße ausgestaltet, wie dies Fig. 2 zu entnehmen ist.
[0020] Fig. 2 zeigt den Drehkorbhaspel 2 mit dem aus der Haspel gehobenen und auf der Hebeplatte
befindlichen Walzgutring 15, wobei die Tragarme 16 der Vorrichtung 1 in die Längsnuten
12 der Hebeplatte eingefahren sind und sich so in der Aufnahmeposition 21 für den
Walzgutring befinden. Fig. 2 zeigt auch das Transportband 4, nämlich eine Transportkette
und die Übergabeposition 23 für den Walzgutring auf das Transportband. Die Tragarme
16, von denen der Walzgutring 15 aufgenommen ist, befinden sich in der Übergabeposition
23 in den Längsöffnungen zwischen den Transportketten unterhalb von deren Oberkante.
Zwischen der Austrageposition 22 für den Walzgutring das ist die Position, bei der
die Tragarme 16 der Vorrichtung 1 aus den Längsnuten 12 der Hebeplatte 10 des Haspels
über die Oberkante der Hebeplatte angehoben sind - und der Übergabeposition 23 ist
eine Höhendifferenz zu überbrücken, die mindestens dem Hub 24 der Vorrichtung 1 entspricht.
Drehkorbhaspel 2 und Transportband 4 sind auf Fundamentkonstruktion 19, 20 abgestützt.
[0021] Die Austrage- und Übergabevorrichtung enthält eine karussellartig verschwenkbare
und hebbare sowie horizontal verfahrbare Tragpalette 25, an der die Tragarme 16 befestigt
sind. Die Tragarme 16 können gegebenenfalls ausziehbar ausgestaltet sein. Die Tragpalette
25 ist mit der oberen Stirnseite 26 eines Hubrohres 27 verbunden. Das Hubrohr 27 gleitet
koaxial an einer zylindrischen Führungshülse 28, die mit der Oberkante eines Fahrwagens
29 verbunden ist. In dem Fahrwagen 29 ist ferner ein Hubzylinder 30 angeordnet, dessen
Hubkolben 31 mit dem Hubrohr 27 und damit mit der Tragpalette 25 verbunden ist. Durch
Einleiten eines hydraulischen Druckmediums in den Hubzylinder 30 wird der Hubkolben
und damit die Tragpalette anhebbar und absenkbar. Der Fahrwagen 29 ist in einem Gehäuse
32 angeordnet und besitzt obere und untere Fahrrollen 33, die in Fahrschienen 34 zwangsgeführt
sind, wozu die oberen und unteren Fahrschienen jeweils U-förmig gebogen sein können.
Aus Gleichgewichtsgründen ist der Hubzylinder mit seinem Hubrohr etwa im Schwerpunktsbereich
des Fahrwagens angeordnet. Der Fahrwagen 29 wird in dem Gehäuse 32 horizontal verfahren
von einer Verschiebeeinrichtung 35, die vorzugsweise als Kolben-Zylinder-Einheit ausgebildet
ist und die am Gehäuse 32 abgestützt ist. Das Gehäuse 32 mit Fahrwagen 29 ist mit
einem Horizontal-Drehgestell 36 verbunden. Zwischen dem Horizontal-Drehgestell und
einem mit dem Fundament 37 verbundenen Maschinenuntersatz 38 ist ein Kugeldrehkranz
39 angeordnet. Das Horizontal-Drehgestell 36 ist mit einer gegebenenfalls mit einem
Getriebe versehenen Antriebseinheit 40 verbindbar, die vorzugsweise am Maschinenuntersatz
38 angeordnet ist und dessen Antriebsritzel 41 in einen ringförmigen Zahnkranz 42
des Drehgestells 36 eingreift. Die Versorgung der Austrage- und Übergabevorrichtung
1 mit elektrischer Energie bspw. für die Antriebseinheit 40 und mit hydraulischem
Druckmedium bspw. für den Hubzylinder 30 erfolgt mittels eines an sich bekannten und
deshalb nicht näher dargestellten Drehverteilers, der in der Mitte der Drehachse 43
des Horizontal-Drehgestells 36 angeordnet ist. Bei der Austrage- und Übergabevorrichtung
1 sind zwei Fahrstellungen 44, 45 des Fahrwagens 29 in dem Vorrichtungsgehäuse 32
gezeigt. Fahrstellung 44 gibt die Warteposition "Mitte Hubrohr" vor der Haspel 2 an.
Fahrstellung 45 gibt die Warteposition "Mitte Hubrohr" vor dem Transportband 4 an.
[0022] Gemäß Fig. 1 und Fig. 2 wird der Fahrwagen 29 aus seiner Warteposition 44 vor der
Haspel 2 von der Verschiebeeinrichtung 35 in Richtung Haspel 2 verfahren, wodurch
die Tragarme 16 den Walzgutring 15 auf der Hebeplatte 10 der Haspel unterfahren. Durch
Betätigen des Hubzylinders 30 wird das Hubrohr 27 und damit die Tragpalette 25 mit
den Tragarmen 16 so weit angehoben, daß letztere oberhalb der Oberkante der Hebeplatte
10 stehen. Dann wird das Horizontal-Drehgestell 36, auf dem die Vorrichtung 1 ruht,
von der Antriebseinheit 40 in dem Hauptkoordinatensystem 6, 7 in Richtung des Pfeiles
17 zu dem Transportband 4 verschwenkt. Der Fahrwagen 29 befindet sich somit in der
Fahrposition 46 (Fig. 2). Durch Betätigung des Hubzylinders 30 wird das Hubrohr, die
damit verbundene Tragpalette sowie deren Tragarme 16 in die Warteposition 45 abgesenkt.
Anschließend wird der Fahrwagen 4 in die Übergabeposition 23 verfahren. Ist der Walzgutring
15 auf dem Transportband 4 abgesetzt, erfolgt ein weiteres geringes Absenken der Tragarme
mittels des Hubzylinders, so daß der Walzgutring auf dem Transportband frei aufliegt
und weitertransportiert werden kann. Das Anfahren aller übrigen Positionen im Hauptkoordinatensystem
6, 7 erfolgt in gleichen oder ähnlichen wie zuvor beschriebenen Bewegungsabläufen,
wonach die Tragpalette für die gewickelten Walzgutringe infolge der erfindungsgemäßen
Gestaltung der Austrage- und Übergabevorrichtung karussellartig verschwenkbar, hebbar
sowie horizontal verfahrbar ist, wobei die einzelnen Bewegungen separat oder überlagert
ablaufen können. Die eingangs gestellte Aufgabe, insbesondere das beschädigungsfreie
Transportieren der gewickelten Walgutringe wird also mit der erfindungsgemäß gestalteten
Austrage- und Übergabevorrichtung in idealer Weise gelöst.
Bezugszeichenübersicht
[0023]
- 1
- Austrage- und Übergabevorrichtung
- 2, 3
- Drehkorbhaspel
- 4
- Transporteinrichtung, Transportband
- 5
- Peripheriebereich
- 6, 7
- Hauptkoordinaten
- 8, 9
- Walzguteinführung
- 10, 11
- Hebeplatte
- 12, 13
- Längsnut
- 14
- Drehpfeil
- 15
- Walzgutring
- 16
- Tragarm
- 17, 18
- Schwenkrichtung
- 19, 20
- Fundamentkonstruktion
- 21
- Aufnahmeposition für Walzgutring
- 22
- Austrageposition für Walzgutring
- 23
- Übergabeposition für Walzgutring
- 24
- Hub der Vorrichtung 1
- 25
- Tragpalette
- 26
- Stirnseite des Hubrohres
- 27
- Hubrohr
- 28
- Führungshülse
- 29
- Fahrwagen
- 30
- Hubzylinder
- 31
- Hubkolben
- 32
- Rahmen/Gehäuse
- 33
- Fahrrolle
- 34
- Fahrschiene
- 35
- Verschiebeeinrichtung
- 36
- Horizontal-Drehgestell
- 37
- Fundament
- 38
- Maschinenuntersatz
- 39
- Kugeldrehkranz
- 40
- Antriebseinheit
- 41
- Ritzel
- 42
- Zahnkranz
- 43
- Drehachse
- 44
- Warteposition vor Haspel
- 45
- Warteposition vor Transportband
- 46
- Fahrposition
1. Vorrichtung zum Austragen von zu Ringen gewickeltem Walzgut, insbesondere von Draht
aus einer Haspel und zur Übergabe der Walzgutringe auf nachgeordnete Transporteinrichtungen,
wobei Haspel und Transporteinrichtungen Anlagenkomponenten einer ein- oder mehradrigen
Walzstraße für Draht, Feinstahl oder Mittelstahl sind, im wesentlichen bestehend aus
einer Ofenanlage für das eingesetzte Walzmaterial sowie einer Vorstraße, Zwischenstraße
und gegebenenfalls Fertigstraße für das Walzgut,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Austrage- und Übergabevorrichtung (1) mit einer karussellartig verschwenkbaren
und hebbaren sowie horizontal verfahrbaren Tragpalette (25) für die gewickelten Walzgutringe
(15) versehen ist und daß ein oder mehrere Haspel (2, 3) und eine oder mehrere Transporteinrichtung(en)(4)
im Peripheriebereich (5) der Verschwenkung der Tragpalette (25) angeordnet sind.
2. Austrage- und Übergabevorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Tragpalette (25) mit einem senkrecht angeordneten Hubzylinder (30) verbunden
ist, der auf einem verfahrbaren oder verschiebbaren Rahmen (32) angeordnet ist, wobei
der Fahrrahmen oder der Schieberahmen mit einem Horizontal-Drehgestell (36) verbunden
ist.
3. Austrage- und Übergabevorrichtung nach Anspruch 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß zwischen dem Horizontal-Drehgestell (36) und einem mit dem Fundament (37) verbundenen
Maschinenuntersatz (38) ein Kugeldrehkranz (39) angeordnet ist.
4. Austrage- und Übergabevorrichtung nach
mindestens einem der Ansprüche 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Horizontal-Drehgestell (36) mit einer gegebenenfalls mit einem Getriebe versehenen
Antriebseinheit (40) verbindbar ist, die vorzugsweise am Maschinenuntersatz (38) angeordnet
ist und dessen Antriebsritzel (41) in einen ringförmigen Zahnkranz (42) des Drehgestells
(36) eingreift.
5. Austrage- und Übergabevorrichtung nach
mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Hubzylinder (30) mit einem Fahrwagen (29) verbunden ist, dessen Fahrrollen
(33) schienengeführt sind, wobei die Fahrschienen (34) in einem mit dem Horizontal-Drehgestell
(36) verbundenen Gehäuse (32) angeordnet sind und der Fahrwagen (29) von einer Verschiebeeinrichtung
(35), vorzugsweise von einer Kolben-Zylinder-Einheit bewegbar ist, die am Gehäuse
(32) abgestützt ist.
6. Austrage- und Übergabevorrichtung nach
mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Hubzylinder (30) etwa in dessen Schwerpunktsbereich mit dem Fahrwagen (29)
verbunden ist und der Fahrwagen (29) mit oberen und unteren Fahrrollen (33) ausgestattet
ist, die in den Fahrschienen (34) zwangsgeführt sind.
7. Austrage- und Übergabevorrichtung nach
mindestens einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Hubkolben (31) des Hubzylinders (30) von einer mit dem Fahrwagen (29) verbundenen
zylindrischen Führungshülse (28) umgeben ist, welche von einem koaxial an der Führungshülse
(28) gleitenden Hubrohr (27) umgeben ist, welches mit dem Hubkolben (31) verbunden
ist.
8. Austrage- und Übergabevorrichtung nach
mindestens einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß mit der oberen Stirnseite (26) des Hubrohres (27) die Tragpalette (25) verbunden
ist, die ihrerseits gegebenenfalls ausziehbare Tragarme (16) für die gewickelten Walzgutringe
(15) aufweist.
9. Austrage- und Übergabevorrichtung nach
mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Hub (24) der Tragpalette (25) bzw. der Hub des Hubzylinders (30) zumindest
der Höhendifferenz zwischen der Austrageposition (22) der Walzgutringe aus der jeweiligen
Haspel und der Übergabeposition (23) auf die Transporteinrichtung(en) (4) entspricht.
10. Austrage- und Übergabevorrichtung nach
mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß deren Versorgung mit elektrischer Energie und hydraulischem Druckmedium mittels
eines an sich bekannten Drehverteilers erfolgt, der in der Mitte der Drehachse (43)
des Horizontal-Drehgestells (36) angeordnet ist.