(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Beeinflussung der Reibung zwischen Walze
und Walzgut, insbesondere beim Walzen von Rohren in Streckreduzierwalzwerken. Um besonders
günstige Stoffflußbedingungen im Walzspalt hinsichtlich Längung und Breitung des Walzgutes
einstellen zu können, wird vorgeschlagen, daß ein anisotroper Reibungsbeiwert, der
in Walzrichtung höher als quer zur Walzrichtung ist, erzeugt wird.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Beeinflussung der Reibung zwischen Walze
und Walzgut, insbesondere beim Walzen von Rohren in Streckreduzierwalzwerken.
[0002] Es ist insbesondere bei Streckreduzierwalzwerken bekannt, daß der Reibungskoeffizient
zwischen Walze und Walzgut eine große Bedeutung für das maßhaltige Walzen im Walzwerk
hat. Bei Streckreduzierwalzwerken sind hohe Reibungskoeffizienten dort von Bedeutung,
wo in Längsrichtung des Walzgutes erheblicher Zug aufzubauen ist. Mit verschiedenen
Mitteln und Maßnahmen hat man deshalb versucht, die Reibung im Walzspalt zu beeinflussen.
So ist vorgeschlagen worden, unterschiedliche Werkstoffe für die Walzen einzusetzen.
Es ist weiterhin vorgeschlagen worden, die Walzenarbeitsflächen durch Sandstrahlen
oder ähnliche mechanische Maßnahmen aufzurauhen oder durch Einbringen von Nuten oder
Wulsten quer zur Walzrichtung in die Arbeitsflächen der Walzen eine Steigerung des
Reibungskoeffizienten in Walzrichtung zu erreichen.
[0003] Während unterschiedliche Walzenwerkstoffe nur bei aufeianderfolgenden Walzgerüsten
zum Einsatz kamen und der Verminderung der sogenannten verdickten Enden dienten, ist
das Rufrauhen der Walzenarbeitsfläche durch Sandstrahlen auf Dauer nicht wirkungsvoll,
weil die so erzeugte Rauhigkeit nach relativ kurzer Zeit abgeschlissen ist. Das Einbringen
von Wulsten oder Nuten quer zur Walzrichtung beschädigte sowohl die Hußen- wie auch
die Innenoberfläche des Rohres, vor allem bei warmgewalzten Rohren, die ohne Innenwerkzeug
hergestellt werden.
[0004] Auch der Vorschlag der DE 37 01 154 C2, der Kühlflussigkeit aller oder einzelner
einlaufseitig angeordneter Walzgerüste Zusätze beizufügen, die die Reibung zwischen
Walze und Walzgut erhöhen, bringt nicht den nötigen Erfolg. Alle vorstehend beschriebenen
Lösungen dienten der Beeinflussung des Reibwertes mit dem Ziel, die Zugbedingungen
des Walzwerkes im Einlauf- bzw. Auslauf zu verbessern. Keine der Lösungen ist geeignet,
die beim Warmwalzen, insbesondere von Rohren auftretenden Walzfehler zu vermeiden,
die dadurch entstehen, daß der optimale Stofffluß des Walzgutes durch die Reibung
behindert wird. So sind Innenpoligonbildungen bei Rohren, die auf Streckreduzierwalzwerken
hergestellt sind, auf derartige reibungsbedingte Fehler zurückzuführen, weil die Reibbedingungen
in und quer zur Walzrichtung nicht den erforderlichen Fließbedingungen im Walzspalt
angepaßt sind.
[0005] Ausgehend von der vorstehend geschilderten Problematik und dem bekannten Stand der
Technik liegt der vorliegenden Erfindung die Rutgabe zugrunde, ein Verfahren zur Beeinflussung
der Reibung zwischen Walze und Walzgut vorzuschlagen, mit dem besonders günstige Stoffflußbedingungen
im Walzspalt hinsichtlich Längung und Breitung des Walzgutes eingestellt werden können.
[0006] Zur Lösung der Aufgabe wird erfindungsgemäß ein Verfahren vorgeschlagen, das gekennzeichnet
ist durch die Erzeugung eines anisotropen Reibungsbeiwertes, der in Walzrichtung höher
als quer zur Walzrichtung ist.
[0007] In einer günstigen Ausgestaltung der Erfindung wird vorgeschlagen, daß die Erhöhung
des Reibungsbeiwertes durch Texturierung der wirksamen Walzenoberfläche quer zur Walzrichtung
erfolgt.
[0008] Durch die Erfindung ist vorgesehen, die Walzenoberfläche in ihrer Mikrostruktur so
aufzubereiten, daß der Reibungswert in Walzrichtung hoch und in Querrichtung möglichst
niedrig ist. Dadurch erfährt das Walzgut eine gewünschte Breitung, die der Vermeidung
von Walzfehlern, beispielsweise Innenpolygonbildung zugute kommt.
[0009] In einer Ausgestaltung der Erfindung wird vorgeschlagen, daß die Texturierung der
Walzenoberfläche durch Laser- oder Elektronenstrahlbehandlung erfolgt. Huf der Oberfläche
der Walzen werden winzige ovale Vertiefungen oder Rinnen mit festgelegter Ausrichtung
aufgebracht, so daß der Reibbeiwert richtungsabhängig wird.
[0010] In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, daß die Texturierung
der Walzenoberfläche durch örtliches Rufschmelzen und gerichtetes Erstarren der Kristallite
erfolgt. Die Richtung der Kristallite ist bestimmend für die Größe des Reibungsbeiwertes,
wobei kein Aufrauhen der Arbeitswalzenoberfläche erfolgen muß.
[0011] Schließlich ist vorgesehen, daß die Texturierung der Walzenoberfläche durch Bedampfen
oder galvanisches überziehen mit geregelter Ausrichtung der Oberflächenschicht erfolgt.
[0012] Alle vorgeschlagenen Maßnahmen zur Beeinflussung des Reibbeiwertes sind geeignet,
den Umtang der Steuer- und Regeleinrichtungen zur Kontrolle der Breitung zu verringern
und/oder das Erzeugungsprogramm einer Anlage zu vergrößern, z. B. weil man dann Abmessungen
walzen kann, die bislang infolge der sich ergebenden Polygonbildung nicht erzeugt
werden konnten.
[0013] Die Erfindung ist universell anwendbar, beispielsweise auch zum Walzen von Flachprodukten.
1. Verfahren zur Beeinflussung der Reibung zwischen Walze und Walzgut, insbesondere beim
Walzen von Rohren in Streckreduzierwalzwerken,
gekennzeichnet durch
die Erzeugung eines anisotropen Reibungsbeiwertes, der in Walzrichtung höher als quer
zur Walzrichtung ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Erhöhung des Reibungsbeiwertes durch Texturierung der wirksamen Walzenoberfläche
quer zur Walzrichtung erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Texturierung der Walzenoberfläche durch Laser- oder Elektronenstrahlbehandlung
erfolgt.
4. Verfahren nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Texturierung der Walzenoberfläche durch örtliches Rufschmelzen und gerichtetes
Erstarren der Kristallite erfolgt.
5. Verfahren nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Texturierung der Walzenoberfläche durch Bedampfen oder galvanisches Überziehen
mit geregelter Ausrichtung der Oberflächenschicht erfolgt.