[0001] Die Erfindung betrifft einen Wärmetauscher zum Kühlen von in einer Kohlevergasungsanlage
erzeugtem Synthesegas mit den Merkmalen des Oberbegriffes des Patentanspruches 1.
[0002] Synthesegas, das durch Vergasung von Kohle entstanden ist, enthält Bestandteile,
die wie Aschepartikel zu einer Erosion oder wie Schwefelverbindungen zu einer Hochtemperaturkorrosion
an der Rohrplatte und in dem Rohreinlauf führen. Es ist bei Abhitzewärmetauschern
für Gase aus der Ammoniaksynthese bekannt (Chem.-Ing.-Tech. 56 (1984), Seiten 356
bis 358), die gaseintrittsseitige Rohrplatte durch eine Abdeckung mit einer keramischen
Stampfmasse zu schützen und durch die Stampfmasse bis in den Rohreinlauf Einlaufröhrchen
zu führen.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, den gattunsgemäßen Wärmetauscher durch
Maßnahmen, die auf das zu kühlende, aus einer Kohlevergasungsanlage stammende Synthesegas
abgestimmt sind, auf der Gaseintrittsseite wirksam gegen Hochtemperaturkorrosion und
Erosion zu schützen.
[0004] Diese Aufgabe wird bei einem gattungsgemäßen Wärmetauscher erfindungsgemäß durch
die kennzeichnenden Merkmale des Patentanspruches 1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen
der Erfindung sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
[0005] Die verwendeten Tüllen lassen sich aus einem keramischen Werkstoff fertigen, der
sich durch eine hohe Temperaturwechselbeständigkeit und eine hohe Erosionsfestigkeit
auszeichnet. Die Tüllen dienen als konisch verlängerter Rohreinlauf und bilden im
eingebauten Zustand einen geschlossenen Verband, der die gesamte Rohrplatte einschließlich
des Rohreinlaufes der Wärmetauscherrohre abdeckt und somit schützt. Die besondere
konische Einlaufform der Tüllen vermeidet ein Anbacken der in dem Synthesegas enthaltenen
Feststoffpartikel, das über eine Brückenbildung zu einem Verstopfen des Rohreinlaufes
führen würde. Bedingt durch die konische Einlaufform der erfindungsgemäßen Tülle,
wird ein stetiger Geschwindigkeitszuwachs erzielt, wodurch mögliche Ablagerungen durch
die Beschleunigung des Synthesegases und der im Synthesegas enthaltenen Feststoffpartikel
entfernt werden. Die zweilagige Beschichtung an der Rohrplatte, der Rohreinschweißung
und im Rohreinlauf verleiht diesen Teilen eine hohe Beständigkeit gegenüber Hochtemperaturkorrosion
und Erosion. Dieser Schutz wird wirksam, wenn eine Tülle zerstört wird.
[0006] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird im
folgenden näher erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- den Längsschnitt durch einen Wärmetauscher,
- Fig. 2
- die Draufsicht auf einen Teil der gaseintrittsseitigen Rohrplatte,
- Fig. 3
- die Einzelheit Z nach Fig. 1 und
- Fig. 4
- eine einzelne Tülle in perspektivischer Darstellung.
[0007] Der Wärmetauscher weist ein Bündel von Wärmetauscherrohren 1 auf, von denen zwei
gezeigt sind. Die Wärmetauscherrohre 1 sind an beiden Enden jeweils in einer Rohrplatte
2, 3 gehalten. Die Rohrplatten 2, 3 sind in einem Mantel 4 befestigt, der die Wärmetauscherrohre
1 umschließt. Innerhalb des Mantels 4 schließt sich an die in der Zeichnung obere
Rohrplatte 2 eine Gaseintrittskammer 5 und an die untere Rohrplatte 3 eine Gasaustrittskammer
6 an. Die Gaseintrittskammer 5 ist über eine nicht gezeigte Rohrleitung mit einem
ebenfalls nicht gezeigten Reaktor verbunden, in dem Kohle vergast wird. Das durch
die Vergasung erzeugte Synthesegas tritt in die Gaseintrittskammer 5 ein, durchströmt
unter Wärmeabgabe die Wärmetauscherrohre 1 und tritt gekühlt aus der Gasaustrittskammer
6 aus.
[0008] Der Mantel 4 des Wärmetauschers ist mit einem Eintrittsstutzen 7 und einem Austrittsstutzen
8 versehen. Durch den Eintrittsstutzen 7 wird in den Innenraum des Mantels 4 als Kühlmittel
Wasser eingespeist, das durch den Wärmetausch mit dem heißen, die Wärmetauscherrohre
1 durchströmenden Synthesegas verdampft und als Wasserdampfgemisch durch den Austrittsstutzen
8 abgeführt wird. Das Wasserdampfgemisch wird der Dampftrommel eines nicht gezeigten
Dampferzeugungssystems zugeführt.
[0009] Die Wärmetauscherrohre 1 sind als Verbundrohre ausgebildet und enthalten ein austenitisches
Innenrohr 9, um einer Hochtemperaturkorrosion der Wärmetauscherrohre 1 durch das heiße
Synthesegas entgegenzuwirken. Das Innenrohr 9 ist von einem Außenrohr 10 eng umschlossen,
das über eine Rohreinschweißung 11 in der Rohrplatte 2 befestigt ist.
[0010] Die gaseintrittsseitige Rohrplatte 2 ist zum Schutz gegen Hochtemperaturkorrosion
und Erosion auf der der Gaseintrittskammer 5 zugewandten Seite mit einer keramischen
Schicht versehen, die aus einzelnen keramischen Tüllen 12 besteht. Die Tülle 12 weist
im oberen Teil eine quaderförmige Außenkontur 13 auf, die sich nach unten verjüngt
und in einem Rohrabschnitt 14 endet. Jede Tülle 12 weist eine Öffnung 15 auf, die
von der quaderförmigen Außenkontur 13 ausgeht, sich konisch verengt und in den Innenquerschnitt
des Rohrabschnittes 14 übergeht. Der Außendurchmesser des Rohrabschnittes 14 der Tülle
12 ist etwas geringer als der Innendurchmesser des Wärmetauscherrohres 1, so daß der
Rohrabschnitt 14 in den Einlauf des Wärmetauscherrohres 1 eingesetzt werden kann.
Der Rohrabschnitt 14 ragt soweit in den Einlauf eines Wärmetauscherrohres 1 hinein,
daß die Unterkante des Rohrabschnittes 14 das Innenrohr 9 übergreift.
[0011] Die Tüllen 12 sind so auf die Rohrplatte 2 gelegt, daß jeweils der Rohrabschnitt
14 einer Tülle 12 in eines der Wärmetauscherrohre 1 eingesetzt ist und daß die Außenkontur
13 benachbarter Tüllen 12 in einem Abstand oberhalb der Rohrplatte 2 aneinanderstoßen.
Auf diese Weise wird ein geschlossener Verband gebildet, der auf der Gaseintrittsseite
die gesamte Rohrplatte 2 bedeckt und schützt.
[0012] An jeder Ecke der quaderförmigen Außenkontur 13 ist die Tülle 12 mit einer sich über
einen Viertelkreisbogen erstreckenden Randausnehmung 16 versehen. Durch die Randausnehmungen
16 der aneinanderstoßenden Tüllen 12 ist ein Bolzen 17 geführt, der auf der Rohrplatte
2 befestigt ist. Über eine auf den Bolzen 17 geschraubte Mutter 18 werden die Tüllen
12 auf der Rohrplatte 2 fixiert.
[0013] Die Rohrplatte 2 und die Rohreinschweißung 11 der Wärmetauscherrohre 1 sind mit einer
zweilagigen Beschichtung 20 versehen. Die erste Lage, die auf den metallischen Werkstoff
der Rohrplatte 2 aufgebracht wird, ist eine atmosphärisch plasmagespritzte metallische
Auflageschicht, die als Oxidations- und Hochtemperaturkorrosionsschutz des Grundwerkstoffes
sowie als Haftvermittler für die zweite Lage dient. Die zweite Lage ist eine atmosphärisch
plasmagespritzte Keramikschicht, welche hochtemperatur- und erosionsbeständig ist.
Die Beschichtung 20 wird ebenfalls in den Rohreinläufen der Wärmetauscherrohre 1 aufgebracht,
um der erhöhten Erosionsgefahr und der Wärmeeinbringung entgegenzuwirken, die durch
eine Wirbelbildung in dem turbulenten Bereich der Rohreinlaufstrecke, insbesondere
am Ende der Tülle 12, hervorgerufen wird.
1. Wärmetauscher zum Kühlen von in einer Kohlevergasungsanlage erzeugtem Synthesegas,
bestehend aus Wärmetauscherrohren (1), die von dem zu kühlenden Synthesegas durchströmt,
in zwei Rohrplatten (2, 3) gehalten, und von einem Mantel (4) umgeben sind, wobei
die gaseintrittsseitige Rohrplatte (2) mit einer keramischen Schicht bedeckt ist,
dadurch gekennzeichnet, daß die Schicht aus einzelnen, nebeneinander angeordneten,
an den Außenkanten aneinanderstoßenden quaderförmigen Tüllen (12) besteht, und daß
jede Tülle (12) eine konische Öffnung (15) aufweist, die sich in einen Rohrabschnitt
(14) verengt, der in ein Wärmetauscherrohr (1) hineinragt.
2. Wärmetauscher nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die aneinanderstoßenden
Kanten der Tülle (12) in einem Abstand von der Rohrplatte (2) angeordnet sind und
daß der freie Raum zwischen der Unterseite der Tülle (12) und der Rohrplatte (2) mit
Keramikmatten (19) ausgefüllt ist.
3. Wärmetauscher nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß in den Ecken der
quaderförmigen Außenkontur (13) der Tüllen (12) Randausnehmungen (16) gebildet sind
und daß durch die Randausnehmungen (16) aneinanderstoßender Tüllen (12) ein Bolzen
(17) geführt ist, der an der Rohrplatte (2) befestigt ist.
4. Wärmetauscher nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Rohrplatte
(2) und der Rohreinlauf der Wärmetauscherrohre (1) auf der den Tüllen (12) zugewandten
Seite mit einer zweilagigen, metallischen und keramischen Beschichtung (20) beschichtet
ist.
5. Wärmetauscher nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die zweilagige Beschichtung
(20) in dem Rohreinlauf bis über das Ende des Rohrabschnittes (14) der in das Wärmetauscherrohr
(1) eingesetzten Tülle (12) hinausreicht.
6. Wärmetauscher nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Wärmetauscherrohre
(1) als Verbundrohre ausgebildet sind und jeweils aus einem gegen Hochtemperaturkorrosion
beständigen Innenrohr (9) bestehen, das eng von einem Außenrohr (10) umgeben ist.