[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zur Führung eines Werkstücks oder
Werkzeugs bei der Bearbeitung torischer oder sphärischer Flächen optischer Linsen
auf Schleif- oder Poliermaschinen, entsprechend dem Oberbegriff des Patentanspruchs
1.
[0002] Die Vorrichtung ist vorzugsweise für die Bearbeitung torischer Flächen bestimmt.
Unter einer torischen Fläche wird eine nichtrotationssymmetrische asphärische Fläche
verstanden, die in zwei zueinander senkrecht stehenden Schnitten zwei unterschiedlich
große Radien aufweist, während alle übrigen Schnitte Kurven höherer Ordnung darstellen.
Das Klarschleifen und Polieren der Rohlinge torischer Linsen wird üblicherweise mittels
Werkzeugen durchgeführt, die eine kontinuierliche oder unterbrochene, zur Linsenfläche
komplementäre, torische Fläche aufweisen. Hierbei ist wesentlich, daß die beiden kreisbogenförmigen
Profile der torischen Linse senkrecht aufeinander stehen, insbesondere im Falle von
Korrektionslinsen. Es ist folglich wesentlich, daß im Zuge des Klarschleifens und
des Polierens die beiden besonderen senkrecht aufeinander stehenden Ebenen des Schleif-
oder Polierwerkzeuges, die an einem Punkt der Oberfläche der Linse vorbeibewegt werden,
immer zu sich selbst parallel bleiben. Dies bedeutet, daß ein gegenseitiges Verdrehen
der Torusachsen von Werkzeug und Linse vermieden werden muß. Dementsprechend weisen
Vorrichtungen zum Klarschleifen und Polieren ein Werkzeug auf, das zur Durchführung
möglichst verschiedenartiger orbitaler Bewegungen veranlaßt wird, dabei ist jedoch
keine Drehbewegung um eine auf der torischen Oberfläche stehende senkrechte Achse
vorgesehen.
[0003] Die Vorrichtungen zum Klarschleifen und Polieren von torischen Linsen weisen eine
Führungsvorrichtung auf, die solche Drehbewegungen verhindern, sowie eine Mitnehmervorrichtung,
die eine Lageveränderung des Werkzeugs in bezug auf die Linse sicherstellt. Die Mitnehmervorrichtung
weist im wesentlichen ein Kugelgelenk auf, in dessen Achsrichtung die Angriffskraft
des Werkzeugs auf die Linse wirkt, und das die verschiedenen Bewegungen, die eine
relative Lageveränderung zwischen Linse und Werkzeug bewirken, eine zu seiner Achse
senkrechte Richtung umlenkt und somit einen kardanischen Ausgleich zwischen Linse
und Werkzeug ermöglicht. Es sind eine Reihe von Führungsvorrichtungen bekannt, die
nach diesem Prinzip arbeiten.
[0004] Unter den bekannten Führungsvorrichtungen, die einer Einzelbearbeitung dienen, sind
solche, bei denen die Linse oder das Werkzeug festgehalten wird, während das jeweils
andere Element, d.h. das Werkzeug oder die Linse, von Gabeln, Triebstangen und/oder
Gelenken, insbesondere Kugelgelenken, geführt werden. Es ist jedoch festzustellen,
daß die mit einer Gabel arbeitenden Führungssysteme zu einer exzentrischen Verstellung
neigen, die einer vollkommenen Realisierung des Torus entgegensteht. Bei einer anderen
Vorrichtung werden die Linse oder das Werkzeug zu einer Drehbewegung veranlaßt, während
das andere Element, d.h. das Werkzeug oder die Linse, durch eine Vorrichtung geführt
werden, die ebenfalls Gabeln, Triebstangen und/oder Gelenke aufweist. Bei Vorrichtungen
zum Klarschleifen und Polieren im fortschreitenden Betrieb sind die zur Führung verwendeten
Vorrichtungen entsprechend vielgliedrig aufgebaut.
[0005] Alle diese Vorrichtungen gestatten es, torische Oberflächen guter Qualität zu erzielen,
wenn sie gut einjustiert sind. Diese komplizierten mechanischen Führungsvorrichtungen
sind jedoch zumindest teilweise den abrasiven Schleif- und Poliermitteln ausgesetzt,
die für das Klarschleifen und Polieren benötigt werden. Dementsprechend ist der Verschleiß
an solchen Vorrichtungen hoch. Der Verschleiß bringt den Nachteil mit sich, daß in
den Gelenken Spiel entsteht und daß dieses Spiel eine gewisse relative Lageveränderung
der beiden kreisbogenförmigen Profile der Linse mit sich bringt, die dadurch immer
weniger exakt begrenzt werden und nicht mehr senkrecht zueinander gerichtet sein können.
Dieses Spiel stellt sich bei allen Gelenktypen ein, insbesondere bei Lager- und bei
Gabelgelenken. Abnutzungsfehler bei den bekannten Führungsvorrichtungen haben eine
Veränderung der Charakteristika der Oberfläche der hergestellten Linsen zur Folge.
Diese Verschleißerscheinungen werden insbesondere dadurch verstärkt, daß bei den zuvor
erwähnten Vorrichtungen erhebliche Massen bewegt werden müssen, was die Relativgeschwindigkeit
zwischen Werkzeug und Werkstück begrenzt, wodurch das erzielbare Zeitspanvolumen gering
und die Bearbeitungszeit entsprechend lang wird.
[0006] Einen wesentlichen Fortschritt bezüglich der aufgezeigten Probleme brachte das aus
der deutschen Patentschrift 22 52 503 bekannte Futter für optische Linsen. Bei diesem
Futter wird die Orientierung der Torusachsen nicht über Gabeln und die beiden sonst
üblichen Kugelstifte bewerkstelligt, sondern vielmehr ist hierbei ein formschlüssiges,
durch einen Rollbalg in Umfangsrichtung unnachgiebig geführter Linsenträger eingesetzt,
welcher das die zu bearbeitende Linse haltende Zwischenstück mittels eines Luftkissens
an das Werkzeug (bzw. umgekehrt) anpreßt. Der Linsenträger ist hierbei axial verschiebbar
ausgebildet, wobei die radiale Führung über einen Stift mit kugelförmiger Spitze erfolgt,
um den der Linsenträger eine pendelnde Bewegung ausführen kann, welche zur formschlüssigen
homokinetischen Anpassung von Werkzeug und Linse notwendig ist. Der dabei wirksame
Anpreßdruck wird über den Rollbalg auf den Linsenträger übertragen. Das gesamte Futter
bildet somit eine homokinetische Kupplung, welche die spielfreie Übertragung von Drehmomenten
zwischen Linsenträger und Werkzeug erlaubt und gleichzeitig das Kugelgelenk gegen
die abrasiven Polier- und Schleifmitteln hermetisch abschließt.
[0007] Das bekannte vorstehend beschriebene Futter wird nach dem Stande der Technik (Loh
Toro-X 2000, Schleif- und Poliermaschine für die Rezeptfertigung der Firmen Loh Optikmaschinen
KG in CH-4702 Oensingen und Wilhelm Loh Wetzlar Optikmaschinen GmbH

Co. KG in DE-6330 Wetzlar) an einer axial bewegbaren Pinole verwendet, an deren innerem
Ende das Aufnahmefutter konzentrisch befestigt ist. Infolge der bei der Rezeptglasbearbeitung
üblichen unterschiedlichen Linsendicken und Werkzeughöhen muß hierbei die jeweilige
Position der Pinole bei jedem Werkstück- bzw. Werkzeugwechsel neu eingestellt werden,
um eine einwandfreie Funktion des Aufnahmefutters zu gewährleisten. Die bekannte Vorrichtung
mit dem an sich vorteilhaften Rollbalg-Aufnahmefutter muß für die axialen Bewegungen
von Hand betätigt werden. Auch der Werkstückwechsel kann nur von Hand vorgenommen
werden.
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde eine Vorrichtung ausgehend von dem Oberbegriff
des Patentanspruchs 1 bereitzustellen, bei welcher zur Realisierung eines automatischen
Werkstück- und Werkzeugwechsels die Pinole automatisch zu- bzw. eingestellt wird und
in der Arbeitsstellung bei optimaler Ausgleichswirksamkeit des Aufnahmefutters gehalten
wird.
[0009] Die gestellte Aufgabe wird durch die kennzeichnenden Merkmale des Patentanspruchs
1 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen 2
bis 12 angegeben und nachstehend ebenfalls erläutert.
[0010] Nach dem Grundgedanken der Erfindung wird die Pinole durch eine Druckmittelzylinder-
und -kolbenanordnung axial durch ein Druckmittel bewegt, das gleichzeitig auch das
Aufnahmefutter betätigt und dieses in eine für homokinetische Ausgleichsbewegungen
am besten geeignete Stellung bringt. Auf diese Weise können alle Einstell- und Zustellbewegungen
ausschließlich und automatisch durch das Druckmittel gesteuert werden. Hierdurch entstehen
nicht nur Zeitvorteile, sondern es wird auch eine gleichbleibende hohe Bearbeitungsqualität
erzielt. Als Druckmittel lassen sich Gase und Flüssigkeiten verwenden, jedoch gelangt
Druckluft bevorzugt zur Anwendung. Das gewünschte Kräftegleichgewicht zwischen den
von der Druckmittelzylinder- und -kolbenanordnung erzeugten Kräften und den im Aufnahmefutter
wirksamen Kräften wird vorzugsweise entsprechend Anspruch 2 erzielt.
[0011] Im Anspruch 3 sind eine vorteilhafte Ausbildung der Druckmittelzylinder- und -kolbenanordnung
und der Pinole sowie der Druckmittelverbindungen zwischen den einzelnen Druckmittelräumen
angegeben.
[0012] Die Maßnahmen des Anspruchs 4 sorgen dafür, daß nicht nur der Kolben der Druckmittelzylinder-
und -kolbenanordnung nach einem Arbeitszyklus zurückgefahren wird, sondern daß durch
den angewendeten Unterdruck auch das Aufnahmefutter in eine Stellung gebracht wird,
die einen automatischen Wechsel der zu wechselnden Teile begünstigt.
[0013] Anspruch 5 enthält Merkmale für eine besondere Ausbildung der das Kugelgelenk bildenden
Teile und ihrer Anbringung an der Pinole. Eine zweckmäßige Ausbildung des den Kugelkopf
des Kugelgelenks tragenden Führungsstifts geht aus Anspruch 6 hervor.
[0014] Die Ansprüche 7 und 8 kennzeichnen eine Anschlaganordnung für den Führungsstift mit
integrierter Ventileinrichtung für die Absperrung der Druckmittelzufuhr zu dem Aufnahmefutter
bei maximal ausgeschobenem Führungsstift.
[0015] Für die Bearbeitung torischer Linsen ist die Ausbildung der Vorrichtung entsprechend
der Ansprüche 9 bis 11 von Vorteil. Hierdurch wird sichergestellt, daß das die Linse
haltende Zwischenstück am Linsenträger des Aufnahmefutters verrastet und positioniert
aufgenommen ist, was die automatische Beschickung und Positionierung der zu wechselnden
Teile erleichtert.
[0016] Die Vorrichtung kann alternativ auch entsprechend Anspruch 12 ausgebildet sein.
[0017] Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung wird nachfolgend anhand der teilweise
schematischen Zeichnungen näher beschrieben. Darin zeigt:
- Fig. 1
- die für das Bearbeiten torischer Linsenflächen ausgebildete und in Arbeitsstellung
abgebildete Vorrichtung im Längsschnitt,
- Fig. 2
- einen Schnitt durch das Aufnahmefutter in einem für Ausgleichsbewegungen zu stark
aufgeblasenem Zustand,
- Fig. 3
- einen Schnitt durch das Aufnahmefutter in einem für Ausgleichsbewegungen zu schwach
aufgeblasenem Zustand,
- Fig. 4
- einen Schnitt durch das Aufnahmefutter in einem für Ausgleichsbewegungen am besten
geeigneten Aufblaszustand,
- Fig. 5
- einen gegenüber Fig. 1 vergrößerten Detailausschnitt entsprechend dem Ausschnittskreis
V in Fig. 1 und
- Fig. 6
- einen gegenüber Fig. 1 vergrößerten Detailausschnitt entsprechend dem Ausschnittskreis
VI in Fig. 1.
[0018] Die in Fig. 1 gezeigte Vorrichtung ist Bestandteil einer nicht dargestellten Schleif-
oder Poliermaschine, an der mehrere der gezeigten Vorrichtungen (beispielsweise zwei)
in Parallelanordnung angebracht sein können. Derartige Maschinen werden für die Rezeptbrillenglasbearbeitung
eingesetzt.
[0019] Am unteren Ende einer Pinole 1 ist ein rotationssymmetrisch ausgebildetes Aufnahmefutter
2 befestigt. Das Aufnahmefutter 2 besitzt einen glockenförmigen Flansch 3 mit einem
konzentrischen hohlen Zapfen 4 und ist unverdrehbar und axial unverschiebbar auf das
untere Ende der Pinole 1 aufgesteckt und dort in geeigneter Weise befestigt. Zwischen
einer Umfangswand 5 des Flansches 3 und einem daran befestigten Außenring 6 ist die
Außenwandung 7 eines Rollbalgs 8 fest und dicht eingespannt. Die Innenwandung 9 des
Rollbalgs 8 ist dicht an der zylindrischen Umfangsfläche eines Linsenträgers 10 befestigt.
Der Rollbalg 8 besteht aus einem elastomeren Werkstoff mit einer eingelagerten Armierungseinlage,
welche die Biegung des Rollbalgs nicht behindert, dessen elastische Dehnung jedoch
ausschließt. Der Rollbalg kann ohne gedehnt zu werden Rollbewegungen ausführen und
ist in Umfangsrichtung unnachgiebig. Verdrehungen des Linsenträgers 10 gegenüber dem
Flansch 3 können daher im Bearbeitungsbetrieb nicht auftreten. Der Rollbalg 8 dichtet
eine im wesentlichen von dem Flansch 3 und dem Linsenträger 10 begrenzte Gelenkkammer
12 ab.
[0020] In der Gelenkkammer 12 befindet sich ein Kugelgelenk bestehend aus einem Kugelkopf
13, welcher in eine im Linsenträger 10 befindliche Kugelpfanne 14 eingreift. Der Kugelkopf
13 befindet sich an dem freien Ende eines Führungsstifts 15, der innerhalb einer über
die Länge der Pinole 1 durchgehenden Axialbohrung 11 innerhalb einer darin eingesetzten
Führungsbuchse 16 kolbenartig axial verschiebbar geführt ist. Der Führungsstift 15
weist eine an beiden Enden verschlossene Längsbohrung 17 auf, die durch eine obere
Querbohrung 18 mit der Axialbohrung 11 und durch eine untere Querbohrung 19 mit der
einen Druckmittelraum bildenden Gelenkkammer 12 verbunden ist.
[0021] Das Aufnahmefutter 2 mit seinem Kugelgelenk 13, 14 und dem Rollbalg 8 bildet wegen
der Unnachgiebigkeit des Rollbalgs in Umfangsrichtung eine exakt spielfreie homokinetische
Kupplung zwischen dem Linsenträger 10 und dem Flansch 3. Der in Umfangsrichtung unnachgiebige
Rollbalg 8 behindert nicht die Kippbarkeit des Linsenträgers 10 um das Kugelgelenk
13, 14 gegenüber dem Flansch 3, so daß kippende Ausgleichsbewegungen des Linsenträgers
10 uneingeschränkt möglich sind. Darüberhinaus schließt der Rollbalg 8 das Kugelgelenk
13, 14 gegenüber den abrasiven Polier- und Schleifmitteln hermetisch ab.
[0022] Für die Bearbeitung torischer Linsen ist der Linsenträger 10 mit einem konzentrisch
dazu angebrachten, die Linse 20 haltenden Zwischenstück 21 lösbar verrastet. Zu diesem
Zweck sind, wie am deutlichsten aus Fig. 6 hervorgeht, an einer unteren zylindrischen
Wand des Linsenträgers 10 eine Umfangsinnennut 22 und an einer komplementären zylindrischen
Wand des Zwischenstücks 21 eine Umfangsaußennut 23 vorgesehen. In die Umfangsinnennut
22 ist ein O-Ring 24 eingelegt, welcher das zwischen den beiden Nuten 22, 23 wirksame
Rastelement ist. Wie die Fig. 1 bis 4 zu erkennen geben, greift in der verrasteten
Stellung das Zwischenstück 21 in den Linsenträger 10 formschlüssig und positionierend
ein. Das Zwischenstück 21 sitzt unter Zwischenlage der zur Bearbeitung an ihm befestigten
Linse 20 dem Schleif- oder Polierwerkzeug 25 auf.
[0023] Die Pinole 1 ist auf die nachfolgend beschriebene Weise durch eine koaxial dazu angeordnete
Druckmittelzylinder- und -kolbenanordnung axial bewegbar. Hierbei ist der Kolben 26
als an der Pinole 1 befestigter Ringkolben ausgebildet, der mit der als Kolbenstange
wirkenden Pinole 1 innerhalb des Zylinders 27 verschiebbar ist. Der Zylinder 27 ist
an einem Ende durch einen mit einer Druckmittelkammer 28 versehenen oberen Zylinderdeckel
29 verschlossen. Die Druckmittelkammer 28 befindet sich innerhalb einer becherförmigen
Verlängerung 30 des Zylinderdeckels 29. Die mit ihrem oberen Ende in die Druckmittelkammer
28 eintauchende Pinole 1 ist axial verschiebbar aber unverdrehbar im oberen Zylinderdeckel
29 geführt. Zu diesem Zweck ist innerhalb des oberen Zylinderdeckels 29 ein Führungsring
axial unverschiebbar und unverdrehbar befestigt. Die Pinole 1 durchsetzt den Führungsring
31 und ist diesem gegenüber durch Vielkeilverzahnungselemente od.dgl., die teils an
der Pinole 1 oberhalb des Kolbens 26 und teils in der entsprechenden Durchgangsbohrung
des Führungsrings 31 angebracht sind, unverdrehbar.
[0024] In dem oberen Zylinderdeckel 29 befindet sich eine Anschlußbohrung 32 für die wahlweise
Zuführung des Druckmittels oder die Anlegung eines Unterdrucks. Die Anschlußbohrung
32 steht sowohl mit der Druckmittelkammer 28 als auch mit einem Druckmittelraum 33
ständig in Verbindung. Der Druckmittelraum 33 ist durch den Zylinder 27, den oberen
Zylinderdeckel 29, die Außenfläche der Pinole 1 und den Kolben 26 begrenzt. Da zwischen
der Druckmittelkammer 28 und dem Druckmittelraum 33 aufgrund der geschilderten Anordnung
keine Druckdifferenz vorliegt, entfällt eine Dichtung zwischen der Pinole 1 und dem
oberen Zylinderdeckel 29 bzw. dem Führungsring 31, wodurch die Pinole 1 den Führungsring
31 reibungsarm durchsetzt.
[0025] Die Pinole 1 ist mit ihrem das Aufnahmefutter 2 tragenden Ende durch einen das untere
Ende des Zylinders 27 schließenden unteren Zylinderdeckel 34 axial verschiebbar hindurchgeführt.
Auch hier ist eine Dichtung zwischen dem unteren Zylinderdeckel 34 und der hindurchgeführten
Pinole 1 reibungsherabsetzend nicht erforderlich, weil dem Zylinderraum zwischen dem
Kolben 26 und dem unteren Zylinderdeckel 34 kein Druckmittel zugeführt wird. Dieser
Raum steht mit der Außenatmosphäre über eine durch den unteren Zylinderdeckel 34 geführte
Be- und Entlüftungsöffnung 35 permanent in Verbindung. Selbstverständlich sind die
beiden Zylinderdeckel 29 und 34 und der Zylinder 27 durch geeignete Mittel fest zusammengehalten.
Die gesamte Vorrichtung kann beispielsweise mittels des unteren Zylinderdeckels 34
an einem Querhaupt od.dgl. der Schleif- und Poliermaschine befestigt sein, das entsprechend
den kinematischen Erfordernissen der Bearbeitung torischer Flächen bewegbar angetrieben
ist (nicht dargestellt).
[0026] Der Druckmittelraum der Gelenkkammer 12 und der Druckmittelraum 33 der Druckmittelzylinder-
und -kolbenanordnung 26, 27 kommunizieren miteinander, d.h. sind im Falle des Druckmittelraums
33 unmittelbar und im Falle des Druckmittelraums der Gelenkkammer 12 mittelbar an
die Anschlußbohrung 32 angeschlossen. Das über die Anschlußbohrung 32 zugeführte Druckmittel
gelangt durch eine Zuleitungsbohrung 36 im oberen Zylinderdeckel 29 bzw. im Führungsring
31 in den Druckmittelraum 33. Gleichzeitig gelangt Druckmittel desselben Drucks von
der Anschlußbohrung 32 in die Druckmittelkammer 28 und von dort über die Axialbohrung
11 in der Pinole 1 und über die Bohrungen 18, 17 und 19 im Führungsstift 15 in den
Druckmittelraum der Gelenkkammer 12. Der Druckmittelraum der Gelenkkammer 12 und der
oberhalb des Kolbens 26 befindliche Druckmittelraum 33 werden daher durch das Druckmittel
gleichzeitig beaufschlagt. Für die Funktion der Vorrichtung ist es wesentlich, daß
bei der in Fig. 1 dargestellten Arbeitsstellung der Vorrichtung ein definiertes Kräftegleichgewicht
vorliegt. Hierfür sind die Abmessungen der Druckmittelwirkflächen am Kolben 26 einschließlich
der in der Druckmittelkammer 28 befindlichen Stirnringfläche der Pinole 1 einerseits
und die Druckmittelwirkflächen im Aufnahmefutter 2 andererseits für ein Gleichgewicht
zwischen den in Arbeitsstellung entgegengesetzt gerichteten axial wirksamen Kräften
ausgelegt. Hierbei soll der Rollbalg 8 die in den Fig. 1 und 4 gezeigte Querschnittskonfiguration
aufweisen, bei welcher im Bereich des U-förmigen Übergangs zwischen der Außenwandung
7 und der Innenwandung 9 des Rollbalgs 8 bezüglich einer zwischen den Wandungen 7
und 9 gedachten Mittellinie symmetrische Verhältnisse herrschen. Diese Arbeitsstellung
des Rollbalgs 8 gewährleistet optimale homokinetische Ausgleichsbewegungen zwischen
dem Flansch 3 und dem Linsenträger 10 des Aufnahmefutters 2.
[0027] Kippbewegungen, d.h. Ausgleichsbewegungen des Linsenträgers 10 sind dagegen erschwert
oder wenigstens eingeschränkt, wenn der Rollbalg 8 die in den Fig. 2 und 3 dargestellte
Konfiguration zeigt. In Fig. 2 ist die Druckmittelbeaufschlagung des Aufnahmefutters
2 zu hoch, während sie in Fig. 3 zu niedrig ist. In beiden Fällen kommt es zu einer
die Kippbewegbarkeit des Rollbalgs 8 beeinträchtigenden Straffung des Rollbalgs. Im
Idealzustand nehmen die Pinole 1 und das Aufnahmefutter 2 etwa die in Fig. 1 gezeigte
Stellung ein, bei welcher das erwähnte Kräftegleichgewicht vorliegt und zwischen Werkstück
und Werkzeug eine für den beabsichtigten Bearbeitungsvorgang ausreichende Anpreßkraft
aufgebracht wird.
[0028] Der Führungsstift 15 weist noch eine durch Fig. 5 verdeutlichte Besonderheit auf.
Bei seiner stirnseitigen Beaufschlagung durch das Druckmittel ist sein auswärts gerichteter
Verschiebeweg durch einen Anschlag begrenzt. Hierfür ist am oberen Ende des Führungsstifts
15 ein in eine Umfangsnut desselben eingelegter O-Ring 37 vorgesehen, der bei maximal
ausgeschobenem Führungsstift auf die Stirnfläche 38 der in die Axialbohrung 11 der
Pinole 1 eingesetzten Führungsbuchse 16 anschlägt. Diese Anordnung wirkt zugleich
als Ventileinrichtung. Bei maximal ausgeschobenem Führungsstift 15 ist nämlich die
Verbindung zwischen der Axialbohrung 11 der Pinole 1 und der Längsbohrung 17 des Führungsstifts
15 unterbrochen, weil hierbei die obere Querbohrung 18 vollständig von der Führungsbuchse
16 abgedeckt ist und der O-Ring 37 der Stirnfläche 38 dichtend anliegt. In dieser
Stellung kann kein Druckmittel mehr in den Druckmittelraum der Gelenkkammer 12 gelangen,
so daß ein zu weites Vorfahren des Rollbalgs 8 und der an ihm befestigten beweglichen
inneren Teile verhindert ist.
[0029] Nachfolgend wird die Arbeitsweise der erfindungsgemäßen Vorrichtung erläutert.
[0030] Die Vorrichtung wird durch Zuführung des Druckmittels zu der Anschlußbohrung 32 in
Arbeitsstellung gefahren. Hierbei strömt das Druckmittel durch die Anschlußbohrung
32 in den Druckmittelraum 33, die Druckmittelkammer 28 und über die beschriebenen
Bohrungen in den Druckmittelraum der Gelenkkammer 12. Hierdurch wird im Aufnahmefutter
2 der Rollbalg 8 mit dem Linsenträger 10 und dem die Linse 20 haltenden Zwischenstück
21 nach unten ausgefahren, wobei die beschriebene Anschlaganordnung mit Ventileinrichtung
am oberen Ende des Führungsstifts 15 ein zu weites Vorfahren verhindert. Gleichzeitig
fährt der Kolben 26 mit der Pinole 1 aus bis das Werkstück, d.h. die Linse 20, an
das Werkzeug in dem für die Bearbeitung erforderlichen Ausmaß angepreßt wird. In dieser
Arbeitsstellung stellt sich automatisch das beschriebene Kräftegleichgewicht ein,
bei welchem sich der Rollbalg 8 in seiner in den Fig. 1 und 4 dargestellten Idealkonfiguration
befindet und daher bei der Bearbeitung die erforderlichen Ausgleichsbewegungen zuläßt.
Arbeitsdrücke des Druckmittels zwischen 0,1 und 1,0 bar sind für alle Anwendungsfälle
ausreichend. Bei Kunststoffgläsern liegt der Arbeitsdruck zwischen etwa 0,2 bis 0,4
bar, während bei Mineralgläsern Arbeitsdrücke bis 1,0 bar erforderlich sein können.
Der minimale Arbeitsdruck beträgt etwa 0,1 bar, um die inneren Reibungen der Vorrichtung
zu überwinden.
[0031] Nach Beendigung des Schleif- oder Poliervorgangs wird die Vorrichtung wieder in ihre
Ausgangsstellung gebracht, wobei die Pinole 1 durch Anlegen eines Unterdrucks über
die Anschlußbohrung 32 an den Druckmittelraum 33 in ihre Beschickungs- und Ausgangsstellung
zurückgestellt wird. Hierbei wird der Linsenträger 10 mit dem Zwischenstück 21 und
der daran befindlichen bearbeiteten Linse 20 von dem Werkzeug 25 abgehoben. Da der
angelegte Unterdruck über die beschriebenen Bohrungen und Räume auch auf den Druckmittelraum
der Gelenkkammer 12 zur Einwirkung gelangt, wird gleichzeitig die aus dem Rollbalg
8 und dem Linsenträger 10 gebildete Membrane mit dem Zwischenstück 21 und der Linse
20 gegen Anschlag in den glockenförmigen Flansch 3 gezogen. Hierdurch wird die für
eine automatische Beschickung erforderliche genaue Positionierung des Werkstücks bzw.
der das Werkstück tragenden Teile erreicht. Durch den formschlüssigen Eingriff des
Zwischenstücks 21 mit dem Linsenträger 10 und die Verrastung dieser beiden Teile wird
eine sichere Positionierung der das Werkstück haltenden Teile am Aufnahmefutter 2
und ein Zusammenhalten des Linsenträgers 10 mit dem Zwischenstück 21 erzielt. Dies
ist besonders wichtig, um eine sichere Trennung von Linse 20 und Werkzeug 25 am Ende
der Bearbeitung zu gewährleisten. Die Verrastung zwischen Linsenträger 10 und Zwischenstück
21 ermöglicht die für eine automatische Beschickung notwendige Positionierung der
dabei zu wechselnden Teile.
[0032] Im Rahmen der vorliegenden Erfindung ist es grundsätzlich auch möglich, bei Erreichen
der Arbeitsstellung die Relativlage von Pinole 1 und Zylinder 27 axial zu fixieren.
In diesem Fall wären axiale Ausgleichsbewegungen von dem Aufnahmefutter 2 zu übernehmen.
1. Vorrichtung zur Führung eines Werkstücks oder Werkzeugs bei der Bearbeitung torischer
oder sphärischer Flächen optischer Linsen auf Schleif- oder Poliermaschinen, umfassend
ein Aufnahmefutter mit einem Linsen- oder Werkzeugträger, einem aus einem Zapfen
und einem glockenförmigen Flansch bestehenden Anschlußteil zur Anbringung des Futters,
einem den Linsen- oder Werkzeugträger mit dem Anschlußteil verbindenden Kugelgelenk,
einem den Flansch und den Linsen- oder Werkzeugträger verbindenden in Umfangsrichtung
unnachgiebigen Rollbalg, der den Raum (Gelenkkammer), in dem sich das Kugelgelenk
befindet, abdichtet, und einer mit der Gelenkkammer verbundenen Druckmittelleitung,
und
eine an der Schleif- oder Poliermaschine angeordnete, axial bewegbare Pinole, an
deren innerem Ende das Aufnahmefutter konzentrisch befestigt ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Pinole (1) durch eine koaxial dazu angeordnete Druckmittelzylinder- und
-kolbenanordnung (26, 27) bewegbar ist, und
daß die Druckmittelräume der Gelenkkammer (12) und der Druckmittelzylinder- und
kolbenanordnung (26, 27) miteinander verbunden und durch das Druckmittel gleichzeitig
beaufschlagbar sind.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Druckmittelwirkflächen
am Kolben (26) und im Aufnahmefutter (2) für ein Gleichgewicht zwischen den in Arbeitsstellung
entgegengesetzt gerichteten axial wirksamen Kräften ausgelegt sind.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Kolben (26) als
an der Pinole (1) befestigter Ringkolben ausgebildet ist, daß der Zylinder (27) an
einem Ende durch einen mit einer Druckmittelkammer (28) versehenen ersten Zylinderdeckel
(29) verschlossen ist, in die das dem Aufnahmefutter (2) abgelegene Ende der Pinole
(1) eintaucht, daß die Pinole (1) in dem ersten Zylinderdeckel (29) axial verschiebbar
aber unverdrehbar geführt ist und mit ihrem das Aufnahmefutter (2) tragenden Ende
durch einen das andere Ende des Zylinders (27) schließenden zweiten Zylinderdeckel
(34) axial verschiebbar hindurchgeführt ist, und daß der durch den Zylinder (27),
den ersten Zylinderdeckel (29), die Pinolenaußenfläche und den Kolben (26) begrenzte
Druckmittelraum (33) mit der Druckmittelkammer (28) verbunden ist, welche wiederum
mit dem Druckmittelraum der Gelenkkammer (12) über eine durchgehende Axialbohrung
(11) der Pinole (1) verbunden ist.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Pinole
(1) durch Anlegung eines Unterdrucks an den durch den Zylinder (27), den ersten Zylinderdeckel
(29), die Pinolenaußenfläche und den Kolben (26) begrenzten Druckmittelraum (33) in
ihre Beschickungs-Ausgangsstellung zurückstellbar ist.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß in der Axialbohrung
(11) der Pinole (1) ein in den Druckmittelraum der Gelenkkammer (17) reichender Führungsstift
(15) kolbenartig axial verschiebbar geführt ist, der an seinem freien Ende den Kugelkopf
(13) des Kugelgelenks trägt, welcher in die im Linsen- oder Werkzeugträger (10) befindliche
Kugelpfanne (14) des Kugelgelenks eingreift, wobei der Führungsstift (15) über eine
Längsbohrung (17) die Verbindung zwischen der Axialbohrung (11) der Pinole (1) und
dem Druckmittelraum der Gelenkkammer (12) herstellt.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Längsbohrung
(17) des Führungsstifts (15) an beiden Enden verschlossen ist, wobei durch Querbohrungen
(18, 19) im Führungsstift (15) die Verbindung der Längsbohrung (17) mit der Axialbohrung
(11) der Pinole (1) und dem Druckmittelraum der Gelenkkammer (12) hergestellt ist.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der auswärts
gerichtete Verschiebeweg des Führungsstifts (15) durch einen Anschlag begrenzt ist,
dem eine Ventileinrichtung zugeordnet ist, durch welche bei maximal ausgeschobenem
Führungsstift (15) die Verbindung zwischen der Axialbohrung (11) der Pinole (1) und
der Längsbohrung (17) des Führungsstifts (15) unterbrochen ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß an einem Ende des Führungsstifts
(15) ein in eine Umfangsnut desselben eingelegter O-Ring (37) vorgesehen ist, der
bei maximal ausgeschobenem Führungsstift (15) auf der Stirnfläche (38) einer in die
Axialbohrung (11) der Pinole (1) eingesetzten Führungsbuchse (16) anschlägt und zugleich
mit dieser die Venteileinrichtung bildet.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß für die
Bearbeitung torischer Linsen der Linsenträger (10) mit einem konzentrisch dazu angebrachten,
die Linse (20) haltenden Zwischenstück (21) lösbar verrastet ist.
10. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß zur Verrastung am Linsenträger
(10) eine Umfangsinnennut (22) und am Zwischenstück (21) eine Umfangsaußennut (23)
vorgesehen ist, wobei in die Umfangsinnennut (22) ein O-Ring (24) eingelegt ist.
11. Vorrichtung nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, daß in der verrasteten
Stellung das Zwischenstück (21) in den Linsenträger (10) formschlüssig und positionierend
eingreift.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Pinole
(1) relativ zum Zylinder (27) in der Arbeitsstellung axial feststellbar ist.