[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Mehrschichtlackierungen
mit einem mehrschichtigen Klarlacküberzug, wobei die oben liegende Klarlackschicht
auf einem strahlenhärtenden Klarlack basiert.
[0002] Heutige Automobilserienlackierungen bestehen meist aus einer Klarlack/Basislack-Decklackierung,
die auf eine elektrophoretisch grundierte und mit Füller beschichtete Karosse aufgebracht
wird. Dabei werden Basislack und Klarlack bevorzugt naß-in-naß appliziert, d.h. der
Basislack wird nach einer Ablüftzeit, gegebenenfalls unter Erwärmen, und nach anschließender
Applikation eines Klarlackes gemeinsam mit diesem eingebrannt, wie z.B. in EP-A-0
038 127 und 0 402 772 beschrieben wird. In diesem Zusammenhang geeignete Klarlacke
sind z.B. in den EP-A-0 038 127 und 0 184 761 beschrieben. Es handelt sich um Systeme
auf Basis von Bindemitteln, die über Additions- oder Kondensationsreaktionen vernetzen,
z.B. über Melaminharze oder Isocyanatderivate vernetzende Bindemittel.
[0003] In neuerer Zeit sind Mehrschichtlackierungen mit mehreren Klarlackschichten beschrieben
worden. Eine solche Verfahrensweise erlaubt die Herstellung von Lackierungen mit besseren
optischen Eigenschaften.
[0004] In der DE 38 39 905 C2 werden Mehrschichtlackierungen beschrieben, bei denen auf
eine pigmenthaltige Schicht zwei Klarlackschichten auf Lösemittelbasis aufgebracht
werden. Es hat sich gezeigt, daß derartige Lackierungen hinsichtlich ihrer chemischen
Beständigkeit, sowie ihres optischen Eindrucks verbesserungsbedürftig sind.
[0005] Die EP-A-0 402 181 beschreibt die Herstellung einer Mehrschichtlackierung durch Aufbringen
mehrerer Klarlackschichten auf einen Basislack. Es werden wärmehärtende Klarlacke
beschrieben auf Basis von hydroxyfunktionellen Acrylatharzen als Bindemittel und Melaminharzen
bzw. Isocyanaten als Vernetzer.
[0006] Die auf Basis von wärmehärtenden Klarlacken hergestellten Klarlackschichten sind
jedoch verbesserungsbedürftig hinsichtlich ihrer Chemikalienfestigkeit und der mechanischen
Festigkeit, z.B. der Kratzfestigkeit.
[0007] So beschreibt die DE-A-41 33 290 ein Verfahren zur Herstellung einer Mehrschichtlackierung
durch Auftrag eines strahlenhärtenden Klarlackes auf einen getrockneten Basislack.
Diese Klarlackschichten zeichnen sich aus durch verbesserte Chemikalienbeständigkeit.
[0008] Werden an die optische Qualität (Fülle, hohe DOI-Werte) die eingangs erwähnten erhöhten
Maßstäbe angelegt, so müssen die Klarlacküberzüge in Gesamtschichtdicken von mindestens
50 µm lackiert werden. Problematisch bei diesen hohen Schichtstärken ist der hohe
Volumenschrumpf strahlenhärtender Lacke bei der Aushärtung. Bei hohen Schichtstärken
ergeben sich Spannungen im Film und man beobachtet eine Haftungsverschlechterung zum
darunter befindlichen Basislack bzw. Kantenflucht. Außerdem ist an senkrechten Flächen
bei hoher Schichtstärke eine erhöhte Ablaufneigung festzustellen. Ein derartiges Vorgehen
ist unwirtschaftlich aufgrund des hohen Preises strahlenhärtender Beschichtungsmittel
im Vergleich zu üblichen wärmehärtenden Lacken.
[0009] Aufgabe der Erfindung war es, ein Verfahren zur Herstellung von Mehrschichtüberzügen
mit hoher Chemikalienfestigkeit und der Erfüllung erhöhter Anforderungen an die optische
Qualität zur Verfügung zu stellen.
[0010] Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zur Herstellung von Mehrschichtlackierungen,
bei dem auf eine pigmentierte Basislackschicht mindestens eine wärmehärtbare Klarlackschicht
aufgebracht und in der Wärme vernetzt wird, und das dadurch gekennzeichnet ist, daß
auf die Klarlackschicht eine weitere Klarlackschicht auf Basis von strahlenhärtenden
Überzugsmitteln aufgetragen wird und danach mit aktinischer Strahlung vernetzt wird.
[0011] Es ist gegebenenfalls möglich, die Strahlenhärtung in Stufen durchzuführen. Ebenfalls
ist es bevorzugt möglich, eine thermische Vernetzung zusätzlich zur strahleninduzierten
Vernetzung durchzuführen.
[0012] Als Basislacke können die allgemein bekannten Basislacke dienen. Beispiele dafür
sind lösemittelbasierende, wäßrige oder Pulver-Basecoats. Bevorzugt sind wasserverdünnbare
Basislacke. Die Basecoats enthalten übliche physikalisch trocknende und/oder chemische
vernetzende Bindemittel, anorganische und/oder organisch Buntpigmente und/oder Effektpigmente,
wie z. B. Metallic- oder Perlglanzpigmente sowie weitere lackübliche Hilfsstoffe,
wie z. B. Katalysatoren, Verlaufsmittel oder Antikratermittel. Als Bindemittelbasis
des Basislacks werden bevorzugt Polyester-, Polyurethan- oder Acrylatharze eingesetzt.
Diese Bindemittel können gegebenenfalls über Vernetzer, z. B. Melamin- oder Isocyanatderivate
vernetzt werden. Die Basecoats werden auf übliche Substrate entweder direkt oder auf
vorbeschichtete Substrate in einer Schichtdicke von 10 - 30 µm, bevorzugt unter 20
µm, aufgebracht. Die Substrate können vor dem Aufbringen des Basecoats z. B. mit üblichen
Grundierungs-, Füller- und Zwischenschichten versehen werden, wie sie z. B. für Mehrschichtlackierungen
auf dem Kraftfahrzeugsektor üblich sind.
[0013] Die Basislackschicht wird mit wärmehärtendem Klarlack überlackiert. Als Klarlacke
können alle üblichen wärmehärtbaren Klarlacküberzugsmittel, die durch aktinische Strahlung
nicht härtbar sind, eingesetzt werden. Beispiele sind Pulverklarlacke, in Lösemitteln
gelöste Klarlacke, lösemittelarme oder lösemittelfreie Klarlacke und wasserverdünnbare
Klarlacke. Sie können ein- oder mehrkomponentig, selbst- oder fremdvernetzend sein.
Als Bindemittelbasis dieser Klarlacke dienen z. B. Polyester, Polyurethane und (Meth)acrylcopolymere.
[0014] Beispiele für derartige Klarlacküberzugsmittel sind in den DE-A-39 10 829, DE-A-37
40 774, EP-A-0 038 127 zu finden.
[0015] Nach Auftrag des Klarlacküberzugsmittels in einer Schichtdicke von 20-80 µm, bevorzugt
25-50 µm, wird die gebildete Schicht bei erhöhter Temperatur getrocknet bzw. eingebrannt
unter Ausbildung einer Basislack/Klarlack-Zweischichtlackierung. Dabei kann der Basislack
zuvor bei Temperaturen bis zu 150°C getrocknet worden sein oder als bevorzugte Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgt der Auftrag der Klarlackschicht naß-in-naß
auf die Basislackschicht, worauf gemeinsam getrocknet bzw. eingebrannt wird.
[0016] Die Trocknung bzw. der Einbrennprozeß von Basis- und wärmehärtender Klarlackschicht
wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren so durchgeführt, daß die erhaltenen unteren
Lackschichten nur geringe Anteile von flüchtigen Substanzen enthalten. Besonders zum
Zeitpunkt der strahleninduzierten Vernetzungsreaktion der weiteren Klarlacküberzugsschicht
sollen keine wesentlichen Anteile an flüchtigen Bestandteilen mehr in den darunter
liegenden Lackschichten enthalten sein. Solche Bestandteile können Glanz- und Haftungsstörung
im oberen strahlenhärtenden Klarlackfilm bewirken.
[0017] Vor Auftrag der strahlenhärtenden Klarlackschicht kann, falls gewünscht, die darunter
liegende Klarlackschicht geschliffen werden. Gegebenenfalls können zwischen erster
wärmehärtender Klarlackschicht und oben liegender strahlenhärtender Klarlackschicht
weitere wärmehärtende Klarlackschichten aufgebracht werden. Über diese zusätzlichen
Schichten können falls gewünscht besondere optische Effekte erzielt werden.
[0018] Auf die getrockneten und vernetzten Basis- und Klarlackschichten wird ein strahlenhärtendes
Überzugsmittel aufgetragen. Es handelt sich um bekannte radikalisch oder/und kationisch
polymerisierende Klarlacke, die mit üblichen Additiven versetzt sein können. Diese
werden strahleninduziert vernetzt.
[0019] Die Applikation des strahlenhärtbaren Lackes kann durch alle üblichen Spritzapplikationsmethoden
durchgeführt werden, wie z. B. Druckluftspritzen, Airless-Spritzen, Hochrotation,
elektrostatischen Sprühauftrag (ESTA), gegebenenfalls gekoppelt mit Heißspritzapplikation,
wie z. B. Hot-Air-Heißspritzen. Das kann bei Temperaturen von maximal 70-80°C durchgeführt
werden, so daß geeignete Applikationsviskositäten erreicht werden und bei der kurzzeitig
einwirkenden thermischen Belastung keine Veränderung des Lackmaterials und des gegebenenfalls
wiederaufzubereitenden Oversprays eintritt. So kann beispielsweise das Heißspritzen
so ausgestaltet sein, daß das Lackmaterial nur kurzzeitig in der oder kurz vor der
Spritzdüse erhitzt wird.
[0020] Die Spritzkabine kann beispielsweise mit einem gegebenenfalls temperierbaren Umlauf
betrieben werden, der mit einem geeigneten Absorptionsmedium für das Overspray, z.
B. dem Lackmaterial, betrieben wird. Die Spritzkabine besteht aus Materialien, die
eine Kontamination des Materials ausschließen und vom umlaufenden Medium nicht angegriffen
werden. Mit solchen Maßnahmen kann eine Wiederaufbereitung des Oversprays unterstützt
werden.
[0021] Bevorzugt wird der Beschichtungsvorgang bei Beleuchtung mit sichtbarem Licht einer
Wellenlänge von über 550 nm oder unter Lichtausschluß durchgeführt.
[0022] Durch Vermeidung von Licht einer Wellenlänge von unter 550 nm werden das eingesetzte
Lackmaterial und der Overspray nicht beeinflußt. Es ist also gegebenenfalls eine direkte
Wiederaufbereitung möglich. Die Recycling-Einheit umfaßt im wesentlichen eine Filtrationseinheit
sowie eine Mischvorrichtung, die ein regelbares Verhältnis von frischem Lackmaterial
zu aufgearbeitetem und gegebenenfalls umlaufendem Lackmaterial einhält. Weiterhin
sind Vorratsbehälter und Pumpen sowie Steuereinrichtungen vorhanden. Gegebenenfalls
ist noch eine Zumischvorrichtung für ein Konstanthalten von flüchtigen Bestandteilen,
wie z. B. der organischen Lösungsmittelanteile oder des Wassers, notwendig.
[0023] Der strahlenhärtende Klarlack wird bevorzugt so appliziert, daß bevorzugt Trockenschichtdicken
von 10-50 µm, besonders bevorzugt 15-35 µm, erreicht werden. Der Auftrag des strahlenhärtenden
Klarlacks kann falls gewünscht in mehreren Schichten erfolgen.
[0024] Nach dem Auftragen des strahlenhärtenden Klarlacküberzugsmittels wird das beschichtete
Substrat gegebenenfalls nach einer Ruhezeit dem Vernetzungsprozeß unterworfen. Die
Ruhezeit dient beispielsweise zum Verlauf, zur Entgasung des Lackfilms oder zum Verdunsten
von flüchtigen Bestandteilen, wie Lösungsmittel, Wasser oder CO₂, wenn das Lackmaterial
beispielsweise mit überkritischem Kohlendioxid als Lösungsmittel appliziert worden
ist wie z. B. in EP-A-0 321 607 beschrieben. Es ist auch möglich, die Ruhezeit durch
erhöhte Temperaturen bis 80°C, bevorzugt bis 60°C, zu unterstützen.
[0025] Der eigentliche Strahlenhärtungsprozeß kann entweder mit UV-Strahlen oder Elektronenstrahlen
oder mit von anderen Strahlenquellen ausgehender aktinischer Strahlung durchgeführt
werden. Im Falle von Elektronenstrahlen wird bevorzugt unter Inertgasatmosphäre gearbeitet.
Das kann beispielsweise durch Zuführen von CO₂, N₂ oder durch Einsatz eines Gemischs
aus beiden direkt an die Substratoberfläche geschehen.
[0026] Es kann auch im Falle der UV-Härtung unter Inertgas gearbeitet werden. Wird nicht
unter Schutzgas gearbeitet, kann Ozon entstehen. Dieses kann beispielsweise auch durch
Absaugen entfernt werden.
[0027] Die Strahlenhärtung kann unter Anwendung üblicher Strahlenquellen, optischer Hilfsmaßnahmen
zur Durchführung, üblicher Zeitdauern und üblicher Maßnahmen zur Steuerung des Bestrahlungsprozesses,
sowie unter Verwendung üblicher Anordnungen der Bestrahlungsquellen unter dem Fachmann
geläufigen Bedingungen durchgeführt werden. Bevorzugt werden UV-Strahler und Elektronenstrahlquellen
eingesetzt.
[0028] Erfindungsgemäß kann die Bestrahlung so durchgeführt werden, daß in einer Stufe eine
durchgehende Vernetzung der strahlenhärtenden Klarlackschicht erfolgt. Es kann jedoch
auch günstig sein, zunächst ein Vorgelierung des Überzugsfilms durch UV-induzierte
Vernetzung, z. B. in einer ersten Zone mit Schwarzlichtbestrahlung durchzuführen und
anschließend weiter in einer zweiten oder mehreren Stufen zu vernetzen, beispielsweise
durch erneute UV-Bestrahlung oder Bestrahlung mit Elektronenstrahlen.
[0029] Die Anordnung der Strahlenquelle ist im Prinzip bekannt, sie kann den Gegebenheiten
des Werkstücks und der Verfahrensparameter angepaßt werden.
[0030] Ein Problem bei der Beschichtung von kompliziert geformten Körpern, wie z. B. Automobilkarossen
mit strahlenhärtenden Lacksystemen liegt in der Aushärtung in nicht direkt der Strahlung
zugänglichen Bereichen (Schattenbereichen), wie z. B. Hohlräumen, Falzen und anderen
konstruktionsbedingten Hinterschneidungen. Dieses Problem kann z. B. durch Einsatz
von Punkt-, Kleinflächen- oder Rundumstrahlern unter Verwendung einer automatischen
Bewegungseinrichtung für das Bestrahlen von Innen-, Motor-, Hohlräumen oder Kanten
gelöst werden.
[0031] Zusätzlich ist es möglich, eine thermische Aktivierung zur Vernetzung des Überzugsmittels
anzuwenden. Beim Einsatz von radikalisch polymerisierbaren Überzugsmitteln kann es
hierzu günstig sein, thermisch aktivierbare Radikalinitiatoren zu verwenden, so daß
im Anschluß an die Bestrahlung oder gleichzeitig mit der Bestrahlung eine thermisch
aktivierte radikalische Polymerisation durchgeführt werden kann.
[0032] Beim Einsatz von kationisch polymerisierbaren Überzugsmitteln ist es nicht notwendig,
spezielle thermisch aktivierbare Initiatoren zu verwenden. Die durch die Strahlungsenergie
eingeleitete kationische Polymerisation pflanzt sich fort. Es kann allerdings auch
in diesem Falle günstig sein zu erwärmen.
[0033] Bei den erfindungsgemäß für die obere Klarlackschicht verwendbaren Lacksystemem handelt
es sich um übliche strahlenhärtende Überzugsmittel, die über radikalische oder kationische
Polymerisation oder Kombinationen davon vernetzen. Eine bevorzugte Ausführungsform
sind festkörperreiche wäßrige Systeme, die als Emulsion vorliegen. Es können aber
auch lösemittelhaltige Überzugsmittel eingesetzt werden. Besonders bevorzugt handelt
es sich um 100 %-Lacksysteme, die ohne Lösungsmittel und ohne Wasser appliziert werden
können. Die strahlenhärtenden Klarlacke können als unpigmentierte oder transparent
pigmentierte, falls gewünscht, mit löslichen Farbstoffen gefärbte Decklacke formuliert
sein.
[0034] Erfindungsgemäß können strahlenhärtende Klarlack-Überzugsmittel eingesetzt werden,
die im Prinzip bekannt und in der Literatur beschrieben sind. Es handelt sich entweder
um radikalisch härtende Systeme, d. h. durch Einwirkung von Strahlung auf das Überzugsmittel
entstehen Radikale, die dann die Vernetzungsreaktion auslösen, oder es handelt sich
um kationisch härtende Systeme, bei denen durch Bestrahlung aus Initiatoren Lewis-Säuren
gebildet werden, die zum Auslösen der Vernetzungsreaktion dienen.
[0035] Bei den radikalisch härtenden Systemen handelt es sich z. B. um Prepolymere, wie
Poly- oder Oligomere, die olefinische Doppelbindungen im Molekül aufweisen. Diese
Prepolymere können gegebenenfalls in Reaktivverdünnern, d. h. reaktiven flüssigen
Monomeren, gelöst sein. Zusätzlich können Überzugsmittel dieser Art beispielsweise
noch übliche Initiatoren, Lichtschutzmittel, transparente Pigmente, lösliche Farbstoffe
und/oder weitere lacktechnische Hilfsmittel enthalten.
[0036] Beispiele für Prepolymere oder Oligomere sind (meth)acrylfunktionelle (Meth)Acrylcopolymere,
Epoxidharz(meth)acrylate, die frei von aromatischen Struktureinheiten sind, Polyester(meth)acrylate,
Polyether(meth)acrylate, Polyurethan(meth)acrylate, ungesättigte Polyester, Amino(meth)acrylate,
Melamin(meth)acrylate, ungesättigte Polyurethane oder Silikon(meth)acrylate. Das Molekulargewicht
(Zahlenmittel Mn) liegt bevorzugt im Bereich von 200 bis 10000, besonders bevorzugt
von 500 bis 2000. (Meth)acryl bedeutet hier und im folgenden Acryl und/oder Methacryl.
[0037] Werden Reaktivverdünner verwendet, so werden sie im allgemeinen in Mengen von 1-70
Gew.% eingesetzt, bevorzugt 5-40 Gew.%, bezogen auf das Gesamtgewicht von Prepolymeren
und Reaktivverdünnern. Sie können mono-, di- oder polyungesättigt sein. Beispiele
für solche Reakivverdünner sind: (Meth)acrylsäure und deren Ester, Maleinsäure und
deren Halbester, N-Vinylpyrrolidon, Vinylacetat, Vinylether, substituierte Vinylharnstoffe.
Alkylenglykol-di-(meth)acrylat, Polyethylenglykol-di(meth)acrylat, 1,3-Butandiol-di-(meth)acrylat,
Vinyl(meth)acrylat, Allyl(meth)acrylat, Glycerin-tri-(meth)acrylat, Trimethylolpropan-tri(meth)acrylat,
Styrol, Vinyltoluol, Divinylbenzol, Pentaerythrittri(meth)acrylat, Pentaerythrittetra(meth)acrylat,
Dipropylenglykol-di-(meth)acrylat und Hexandiol-di-(meth)acrylat sowie deren Gemische.
Sie dienen zur Beeinflussung der Viskosität und von lacktechnischen Eigenschaften,
wie z. B. der Vernetzungsdichte.
[0038] Photoinitiatoren für radikalische härtende Systeme können z. B. in Mengen von 0,1-5
Gew.% eingesetzt werden, bevorzugt 0,5-4 Gew.%, bezogen auf die Summe von radikalisch
polymerisierbaren Prepolymeren, Reaktivverdünnern und Initiatoren. Es ist günstig,
wenn ihre Absorption im Wellenlängenbereich von 260-450nm liegt. Es können übliche,
dem Fachmann geläufige Photoinitiatoren verwendet werden. Beispiele für Photoinitiatoren
sind Benzoin und Derivate, Benzil und Derivate, Benzophenon und Derivate, Acetophenon
und Derivate, z. B. 2,2-Diethoxyacetophenon, Thioxanthon und Derivate, Anthrachinon,
1-Benzoylcyclohexanol, phosphororganische Verbindungen, wie z. B. Acylphosphinoxide.
Die Photoinitiatoren können allein oder in Kombination eingesetzt werden. Außerdem
können weitere synergistische Komponenten, z. B. tertiäre Amine, eingesetzt werden.
[0039] Neben den Photoinitiatoren können im Bedarfsfall, beispielsweise für die Bestrahlung
mit Schwarzlichtröhren, übliche Sensibilisatoren, wie z. B. Anthracen in üblichen
Mengen mitverwendet werden. Zusätzlich können gegebenenfalls auch übliche thermisch
aktivierbare radikalische Initiatoren eingesetzt werden. Diese bilden ab 80-120°C
Radikale, die dann die Vernetzungsreaktion starten. Beispiele für thermolabile radikalische
Initiatoren sind: organische Peroxide, organische Azoverbindungen oder C-C-spaltende
Initiatoren, wie Dialkylperoxide, Peroxocarbonsäuren, Peroxodicarbonate, Peroxidester,
Hydroperoxide, Ketonperoxide, Azodinitrile oder Benzpinakolsilylether. C-C-spaltende
Initiatoren sind besonders bevorzugt, da bei der thermischen Spaltung keine gasförmigen
Zersetzungsprodukte gebildet werden, die zu Störungen in der Lackschicht führen können.
Die bevorzugten Einsatzmengen liegen zwischen 0,1-5 Gew.%, bezogen auf die Summe von
radikalisch polymerisierbaren Prepolymeren, Reaktivverdünnern und Initiatoren. Die
Initiatoren können auch im Gemisch eingesetzt werden.
[0040] Bindemittel für kationisch polymerisierbare Überzugsmittel sind beispielsweise polyfunktionelle
Epoxyoligomere, die mehr als zwei Epoxygruppen im Molekül enthalten. Es ist günstig,
wenn die Bindemittel frei von aromatischen Strukturen sind. Solche Epoxyoligomere
sind beispielsweise in der DE-A-36 15 790 beschrieben. Es handelt sich beispielsweise
um Polyalkylenglykoldiglycidylether, hydrierte Bisphenol-A-Glycidylether, Epoxyurethanharze,
Glycerintriglycidylether, Diglycidylhexahydrophthalat, Diglycidylester von Dimersäuren,
epoxidierte Derivate des (Methyl)cyclohexens, wie z. B. 3,4-Epoxycyclohexyl-methyl(3,4-epoxycyclohexan)carboxylat
oder epoxidiertes Polybutadien. Das Zahlenmittel des Molekulargewichts der Polyepoxidverbindungen
liegt bevorzugt unter 10000.
[0041] Sind zur Applikation niedrige Viskositäten notwendig, so können diese durch Reaktivverdünner,
d.h. reaktive flüssige Verbindungen, z. B. reaktive Monomere, wie Cyclohexenoxid,
Butenoxid, Butandioldivinylether, Butandioldiglycidylether oder Hexandioldiglycidylether
eingestellt werden. Weitere reaktive Lösungsmittel als Beispiel sind Alkohole, Polyalkylenglykole,
Polyalkohole, hydroxyfunktionelle Polymere, cyclische Carbonate oder Wasser. Diese
können auch feste Bestandteile gelöst enthalten, wie beispielsweise feste Polyalkohole,
wie Trimethylolpropan.
[0042] Photoinitiatoren für kationisch härtende Systeme werden in Mengen von 0,5-5 Gew.%
allein oder in Kombination eingesetzt, bezogen auf die Summe von kationisch polymerisierbaren
Prepolymeren, Reaktivverdünnern und Initiatoren. Es sind Substanzen, die als Onium-Salze
bekannt sind, die unter Bestrahlung photolytisch Lewis-Säuren freisetzen. Beispiele
dafür sind Diazoniumsalze, Sulfoniumsalze oder Jodoniumsalze. Besonders bevorzugt
sind Triarylsulfoniumsalze.
[0043] Die strahleninduziert härtbaren Bindemittel können außer den für sie typischen funktionellen
Gruppen weitere funktionelle Gruppen im Molekül enthalten, wie z. B. Hydroxyl-, Oxiran-
oder Isocyanatgruppen, die einer chemischen Vernetzung zugänglich sind. In diesen
Fällen werden den strahlenhärtbaren Klarlacken externe Vernetzer, wie z. B. Aminoplastvernetzer,
gegebenenfalls blockierte Polyisocyanate, carboxylgruppenhaltige Härter, bei Zutritt
von Luftfeuchtigkeit spaltende Ketiminvernetzer, Polyamin- oder Polyamidoaminhärter
in geeigneter Menge zugesetzt. Die schon erwähnten, für strahlenhärtbare Bindemittel
typischen, funktionellen Gruppen - Oxirangruppen, polymerisierbare C=C-Doppelbindungen
- können durch Zusatz geeigneter Vernetzer, ebenfalls im Sinne einer Polyadditionsreaktion,
zusätzlich zur strahleninduzierten Härtungsreaktion herangezogen werden. Beispiele
für solche Vernetzer sind Polyaminhärter, Polyamidoaminhärter, feuchtigkeitsspaltbare
Ketiminvernetzer, CH-acide Verbindungen, die im Sinne einer Michael-Addition vernetzend
wirken können.
[0044] Ebenso können außer den genannten Vernetzern den strahlenhärtbaren Klarlacken nicht
strahleninduziert härtbare Bindemittel zugesetzt werden, die aufgrund geeigneter funktioneller
Gruppen eine nicht strahleninduzierte zusätzliche Härtungsreaktion, wie schon vorstehend
erwähnt, erlauben. Beispiele für derartige funktionelle Gruppen sind die schon vorstehend
erwähnten im Molekül der strahlenhärtbaren Bindemittel enthaltenen weiteren funktionellen
Gruppen.
[0045] Beispiele sind die in der EP-A-0 247 563 beschriebenen strahleninduziert härtbaren
Klarlacke, die zusätzlich OH-funktionelles Bindemittel und einen Polyisocyanathärter
enthalten und somit durch zwei kombinierte Härtungsmechanismen vernetzen. Diese können
auch nach dem erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzt werden.
[0046] Nicht reaktive Lösungsmittel für radikalisch und kationisch härtende Systeme sind
übliche Lacklösemittel, wie Ester, Ether, Ketone, beispielsweise Butylacetat, Ethylenglykolether,
Methylethylketon, Methylisobutylketon sowie aromatische Kohlenwasserstoffe. Für radikalisch
polymerisierbare Systeme sind auch C₂-C₄-Alkanole und bevorzugt Wasser als Lösungsmittel
geeignet.
[0047] Den erfindungsgemäß verwendeten Klarlacken werden bevorzugt Lichtschutzmittel zugesetzt.
Beispiele dafür sind Phenylsalicylate, Benzotriazol und Derivate, HALS-Verbindungen
sowie Oxalanilid-Derivate, sowie auch Kombinationen davon. Übliche Konzentrationen
betragen 0,5-5 Gew.%, bevorzugt 1-2 Gew.%, bezogen auf den gesamten Klarlack. Es muß
bei der Auswahl der Lichtschutzmittel darauf geachtet werden, daß die Initiierung
der Vernetzung durch die Lichtschutzmittel nicht beeinträchtigt wird und daß die verwendeten
Lichtschutzmittel gegen die im Strahlenhärtungsprozeß eingesetzte Strahlung stabil
sind.
[0048] Weitere Additive sind beispielsweise Elastifizierungsmittel, Polymerisations-Inhibitoren,
Entschäumer, Verlaufsmittel, Antioxidationsmittel, transparente Farbstoffe, optische
Aufheller sowie Haftzusätze, wie z. B. Phosphorsäureester und/oder Silane.
[0049] Gegebenenfalls können dem Überzugsmittel transparente farblose Füllstoffe und/oder
Pigmente zugegeben werden. Die Menge beträgt bis zu 10 Gew.%, bezogen auf den gesamten
Klarlack. Beispiele sind Siliciumdioxid, Glimmer, Magnesiumoxide, Titandioxid oder
Bariumsulfat. Die Teilchengröße liegt bevorzugt unter 200 nm. Bei UV-härtbaren Systemen
ist darauf zu achten, daß der Überzugsfilm in der verwendeten Schichtdicke noch für
UV-Strahlung transparent bleibt.
[0050] Herstellungsverfahren für geeignete strahlenhärtende Klarlack-Überzugsmittel sind
bekannt. Es ist möglich, Systeme mit unterschiedlichen strahleninduziertem chemischem
Vernetzungsmechanismus zu kombinieren. Dies können verschiedene radikalisch härtende
Vernetzungssysteme oder kationisch härtende Vernetzungssysteme oder radikalisch und
kationisch härtende Vernetzung miteinander kombiniert sein. Die strahlenhärtenden
Klarlacke können z. B. auch vorteilhaft solche Bestandteile enthalten, die einen zusätzlichen
Aushärtungsmechanismus zu dem schon beschriebenen strahleninduzierbaren radikalischen
und/oder kationischen Vernetzungsmechanismus erlauben. Diese Verfahrensweise erlaubt
eine kombinierte Härtung der erfindungsgemäß aufgebrachten oberen Klarlackschicht
durch parallel oder nacheinander ablaufende strahleninduzierte und nicht strahleninduzierte
Vernetzungsreaktionen. Die nicht strahleninduzierte Vernetzungsreaktion dient dabei
einer zusätzlichen Vernetzung oder Nachvernetzung, die vorteilhaft sein kann. Beispiele
für solche nicht strahleninduzierten Mechanismen sind Polyadditions- und Polykondensationsreaktionen.
Diese zusätzlichen Härtungsreaktionen können z. B. bei erhöhter Temperatur bis zu
180°C durchgeführt werden.
[0051] Die erfindungsgemäß eingesetzten strahlenhärtbaren Klarlacke können je nach gewähltem
zusätzlichen Vernetzungsmechanismus ein- oder zweikomponentig sein. Es sollte darauf
geachtet werden, die Zusammensetzung so zu wählen, daß Lagerstabilität des strahlenhärtbaren
Klarlacks oder der Komponenten eines mehrkomponentigen strahlenhärtbaren Klarlackes
gegeben ist. Ebenso können unterschiedliche Reaktionsinitiierungsverfahren beispielsweise
UV mit UV-Härtung, UV mit thermischer Initiierung oder Elektronenstrahlhärtung mit
UV-Härtung kombiniert werden.
[0052] Die verschiedenen Vernetzungsreaktionen können mit Gemischen der entsprechenden Initiatoren
gestartet werden. Beispielsweise sind Gemische von Photoinitiatoren mit unterschiedlichem
Absorptionsmaximum möglich. Auf diese Weise können unterschiedliche Emissionsmaxima
einer oder mehrerer Strahlenquellen ausgenutzt werden. Dies kann gleichzeitig oder
nacheinander erfolgen. So kann beispielsweise mit der Strahlung einer Strahlenquelle
die Härtung eingeleitet und mit der einer anderen weitergeführt werden. Die Reaktion
läßt sich dann zwei- oder mehrstufig, z. B. auch räumlich getrennt, durchführen. Die
verwendeten Strahlenquellen können gleich oder verschieden sein.
[0053] Erfindungsgemäß ist es möglich, zuerst eine strahleninduzierte und anschließend oder
gleichzeitig eine thermisch induzierte Vernetzungsreaktion durchzuführen. Dazu können,
falls gewünscht, neben einem oder mehreren Photoinitiatoren zusätzlich ein oder mehrere
thermisch spaltende Initiatoren verwendet werden. Die Verwendung von Photoinitiatoren
ist bei der Elektronenstrahlhärtung nicht notwendig.
[0054] Die zwei- oder mehrstufige Arbeitsweise kann günstig sein, um zunächst beispielsweise
eine Angelierung zu erzielen, wodurch sich z. B. Läufer auf lackierten senkrechten
Flächen vermeiden lassen. Die Angelierung ist auch bei lösemittelhaltigen Systemen
günstig, um eine Abdunstung des Lösemittels zu gestatten.
[0055] Die Photoinitiatoren werden bevorzugt so gewählt, daß sie bei Einwirkung von sichtbarem
Licht mit einer Wellenlänge von über 550 nm nicht zerfallen. Bei Einsatz von thermisch
spaltenden Initiatoren sind diese so zu wählen, daß sie unter den Applikationsbedingungen
des Lackmaterials nicht zerfallen. Auf diese Art und Weise ist es möglich, den Overspray
des Überzugsmittels direkt wieder aufzuarbeiten und einzusetzen, da eine chemische
Reaktion während der Applikation vermieden wird.
[0056] Die Vernetzungsdichte des Lackfilms kann über die Funktionalität der eingesetzten
Bindemittelbestandteile eingestellt werden. Die Auswahl kann so getroffen werden,
daß der vernetzte Klarlacküberzug eine ausreichende Härte besitzt und ein zu hoher
Vernetzungsgrad vermieden wird, um zu spröde Filme zu verhindern.
[0057] Die durch das erfindungsgemäße Verfahren erhaltene Mehrschichtlackierung zeigt eine
gute Haftung der einzelnen Schichten untereinander. Es ist eine erhöhte Gesamtschichtdicke
des Klarlacküberzugs möglich, ebenso können unterschiedliche Eigenschaften aufweisende
Klarlacke verwendet werden. Damit sind auch besondere optische Eigenschaften, z.B.
besserer Glanz, bessere strukturfreie Oberfläche zu erzielen. Mittels des vorliegenden
Verfahrens ist es auch möglich, zwei Klarlackschichten zu kombinieren, die unterschiedliche,
miteinander unverträgliche Additive enthalten. Beispiele für solche Kombinationen
sind eine basische Additive (beispielsweise Lichtschutzmittel) enthaltende Klarlackschicht
als untere Klarlackschicht in Kombination mit einer saure Additive (beispielsweise
ebenfalls Lichtschutzmittel) enthaltenden oberen Klarlackschicht bzw. die umgekehrte
Kombination. Durch die mögliche schnelle Vernetzungsreaktion der äußeren Klarlackschicht
ergeben sich außerdem Vorteile in der Empfindlichkeit gegen äußere Einflüsse, z.B.
Staubeinschlüsse, im Lack.
[0058] Durch das erfindungsgemäße Verfahren erhält man vergilbungsfreie Mehrschichtüberzüge
mit hoher Chemikalienbeständigkeit, guter Kratzbeständigkeit und hoher optischer Qualität
(Fülle, Glanz). Insbesondere werden strukturfreie Oberflächen erzielt. Dies ergibt
sich beispielsweise aus den folgenden Beispielen, die für die erfindungsgemäßen Lackierungen
besonders hohe DOI-Werte zeigen. Das Overspray des im erfindungsgemäßen Verfahren
verwendeten strahlenhärtenden Überzugsmittels eignet sich für eine direkte Wiederverwertung.
[0059] Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich besonders zur Anwendung in der Kraftfahrzeug-Serienlackierung.
Als Substrate sind besonders Metall- oder Kunststoffteile geeignet, wie z.B. Automobilkarossen
und deren Teile.
[0060] Die folgenden Beispiele erläutern die Erfindung.
Herstellung strahlenhärtbarer Klarlacke
(Beispiele 1 - 4)
Beispiel 1:
[0061] Durch Vermischen von 3124 g eines ethoxylierten Trimethylolpropantriacrylats, 616
g eines aliphatischen Urethanacrylats mit einer Doppelbindungsfunktionalität von 2
und einem Gehalt von 1 mol polymerisierbaren C=C-Doppelbindungen pro kg, 3790 g eines
Polyesteracrylats mit einer Doppelbindungsfunktionalität von 3,5 und einem Gehalt
von 3,9 mol polymerisierbaren C=C-Doppelbindungen pro kg, 332 g Tripropylenglykoldiacrylat,
332 g 2-Hydroxy-2-methyl-1-phenyl-propan-1on, 8 g eines Silikondiacrylats, 966 g Nonylacrylat
und 832 g Hexylacrylat wurde ein strahlenhärtbares Klarlacküberzugsmittel hergestellt.
Beispiel 2:
[0062] Analog zu Beispiel 1 wurde ein strahlenhärtbares Klarlacküberzugsmittel hergestellt
aus 28 Teilen eines mehrfunktionellen Urethanacrylats mit einer Molmasse von 4500,
einem Gehalt an polymerisierbaren C=C-Doppelbindungen von 2,5 mol pro kg und einer
Hydroxylzahl von 150 mg KOH/g, 19 Teilen Dipropylenglykoldiacrylat, 48 Teilen Tripropylenglykoldiacrylat,
4 Teilen 2-Hydroxy-2-methyl-1-phenyl-propan-1-on und 1 Teil einer 10 %igen Lösung
eines Silikonöls in Toluol (Silikonöl "OL" der Fa. Bayer).
Beispiel 3:
[0063] Analog zu Beispiel 1 wurde ein strahlenhärtbares Klarlacküberzugsmittel hergestellt
aus 24 Teilen des mehrfunktionellen Urethanacrylats aus Beispiel 2, 16 Teilen eines
mehrfunktionellen Melaminacrylats mit einer Molmasse von 900 und einem Gehalt an polymerisierbaren
C=C-Doppelbindungen von 5,5 mol pro kg, 16 Teilen Dipropylenglykoldiacrylat, 39 Teilen
Tripropylenglykoldiacrylat, 4 Teilen 2-Hydroxy-2-methyl-1-phenyl-propan-1-on und 1
Teil der Silikonöl-Lösung aus Beispiel 2.
Beispiel 4:
[0064] Analog zu Beispiel 1 wurde ein strahlen- und wärmehärtbares Klarlacküberzugsmittel
hergestellt aus 52 Teilen einer 60 %igen Lösung eines difunktionellen Polyesteracrylats
mit einer Molmasse von 1300 in Dipropylenglykoldiacrylat mit einer auf die Lösung
bezogenen Säurezahl von 18 mg KOH/g und einer auf die Lösung bezogenen Hydroxylzahl
von 150 mg KOH/g, 35 Teilen Phenoxyethylacrylat, 4 Teilen 2-Hydroxy-2-methyl-1-phenylpropan-1-on,
0,2 Teilen eines handelsüblichen Verlaufsmittels (BYK 310 der Firma BYK) und 8,8 Teilen
Hexamethoxymethylmelamin.
Herstellung von Mehrschichtlackierungen:
(Beispiele 5-8 und Vergleichsversuche A und B)
Vergleichsversuch A:
[0065] Ein KTL-grundiertes (20 µm) und mit handelsüblichem Füller (35 µm vorbeschichtetes
Blech wurde mit üblichem lösemittelhaltigem Metallicbasislack in einer Trockenfilmdicke
von 10 µm spritzlackiert, nach 5-minütigem Ablüften bei 20°C mit einem üblichen lösemittelhaltigen
1K-Klarlack auf Basis Acrylatharz/Melaminharz naß-in-naß in einer Trockenschichtdicke
von 35 µm überlackiert und 25 min bei 135°C eingebrannt. Anschließend wurde der gleiche
1K-Klarlack in 35 µm Trockenschichtdicke durch Spritzen auflackiert und 25 min bei
135°C eingebrannt. Bei Betrachtung der glänzenden Oberfläche war eine Struktur zu
erkennen.
KTL = Kathodische Tauchlackierung
1K = Einkomponenten
Beispiel 5:
[0066] Der Vergleichsversuch A wurde analog wiederholt, mit dem Unterschied, daß anstelle
einer zweiten Klarlackschicht auf Basis des 1K-Klarlackes der strahlenhärtbare Klarlack
aus Beispiel 1 in 35 µm Trockenfilmdicke durch Spritzen aufgetragen wurde. Anschließend
wurde das liegende Probeblech zur Härtung bei 1 m/min Bandgeschwindigkeit mit zwei
Quecksilbermitteldruckstrahlern von je 100 W/cm Leistung im Abstand von 10 cm zur
auszuhärtenden Oberfläche (Bestrahlungsdauer somit ca. 10 sec) bestrahlt. Bei Betrachtung
der hochglänzenden Oberfläche war keinerlei Struktur wahrnehmbar.
Vergleichsversuch B:
[0067] Ein KTL-grundiertes (20 µm) und mit handelsüblichem Füller (35 µm) vorbeschichtetes
Blech wurde mit üblichem unifarbenem Wasserbasislack in einer Trockenfilmdicke von
15 µm spritzlackiert; nach 5-minütigem Ablüften bei 60°C gefolgt von 5-minütigem Ablüften
bei 100°C wurde mit üblichem lösemittelhaltigem 1K-Klarlack auf Basis Acrylatharz/Melaminharz
naß-in-naß in einer Trockenschichtdicke von 35 µm überlackiert und 10 min bei 140°C
eingebrannt. Anschließend wurde der gleiche 1K-Klarlack in 35 µm Trockenschichtdicke
durch Spritzen auflackiert und 20 min bei 140°C eingebrannt. Bei Betrachtung der glänzenden
Oberfläche war eine Struktur zu erkennen.
Beispiel 6:
[0068] Der Vergleichsversuch B wurde analog wiederholt, mit dem Unterschied, daß anstelle
einer zweiten Klarlackschicht auf Basis des 1K-Klarlacks ein durch Mischen von 90
Teilen des strahlenhärtbaren Klarlackes aus Beispiel 2 und 10 Teilen eines Polyisocyanathärters
(Desmodur N/75 der Fa. Bayer) hergestellter Klarlack in 35 µm Trockenschichtdicke
durch Heißspritzen bei 60°C auf das auf 60°C vorgewärmte Prüfblech aufgetragen wurde.
Anschließend wurde das liegende Probeblech zur Härtung bei 1m/min Bandgeschwindigkeit
mit zwei Quecksilbermitteldruckstrahlern von je 100 W/cm Leistung im Abstand von 30
cm zur auszuhärtenden Oberfläche (Bestrahlungsdauer ca. 10 sec) bestrahlt. Anschließend
wurde 20 min bei 140°C nachgehärtet. Man erhielt eine hochglänzende Oberfläche ohne
wahrnehmbare Struktur.
Beispiel 7:
[0069] Der Vergleichsversuch B wurde analog wiederholt, mit dem Unterschied, daß nach Auftragen
der ersten 1K-Klarlackschicht 20 min bei 140°C gehärtet wurde und anschließend anstelle
einer zweiten Klarlackschicht auf Basis des 1K-Klarlacks der strahlenhärtbare Klarlack
aus Beispiel 3 in 35 µm Trockenfilmdicke durch Heißspritzen bei 60°C auf das auf 60°C
vorgewärmte Prüfblech aufgetragen wurde. Anschließend wurde wie in Beispiel 6 beschrieben
strahlengehärtet. Eine thermische Nachhärtung wie in Beispiel 6 wurde nicht durchgeführt.
Man erhielt eine hochglänzende Oberfläche ohne wahrnehmbare Struktur.
Beispiel 8:
[0070] Der Vergleichsversuch B wurde analog wiederholt, mit dem Unterschied, daß anstelle
einer zweiten Klarlackschicht auf Basis des 1K-Klarlackes der strahlenhärtbare Klarlack
aus Beispiel 4 in 35 µm Trockenfilmdicke durch Heißspritzen bei 60°C auf das auf 60°C
vorgewärmte Probeblech aufgetragen wurde. Die Strahlenhärtung und nachfolgende thermische
Nachhärtung wurde wie in Beispiel 6 beschrieben durchgeführt. Die erhaltene hochglänzende
Oberfläche war frei von wahrnehmbarer Struktur.
Vergleichsversuch C:
[0071] Der Vergleichsversuch A wurde wiederholt mit dem Unterschied, daß anstelle der zwei
Klarlackschichten auf Basis des 1K-Klarlacks der strahlenhärtbare Klarlack aus Beispiel
1 in 35 µm Trockenschichtdicke durch Spritzen aufgetragen wurde.
Anschließend wurde das liegende Probeblech zur Härtung bei 1 m/min. Bandgeschwindigkeit
mit zwei Quecksilbermitteldruckstrahlern von je 100 W/cm Leistung im Abstand von 10
cm zur auszuhärtenden Oberfläche (Bestrahlungsdauer somit ca. 10 sec.) bestrahlt.
Bei Betrachtung der hochglänzenden Oberfläche war eine leichte Struktur wahrnehmbar.
Vergleichsversuch D:
[0072] Vergleichsversuch C wurde analog wiederholt. Zusätzlich wurde eine weitere Schicht
auf Basis des strahlenhärtbaren Klarlacks aus Beispiel 1 ebenfalls in 35 µm Trockenschichtdicke
durch Spritzen aufgetragen. Die Strahlenhärtung wurde analog durchgeführt. Bei Betrachtung
der hochglänzenden Oberfläche war keine Struktur wahrnehmbar, jedoch war eine Vergilbung
im Vergleich zu den in Beispiel 5 und in den Vergleichsversuchen A und C erhaltenen
Mehrschichtaufbauten wahrnehmbar.
[0073] Tabelle 1 stellt die Prüfergebnisse zusammen.
