[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Anlage zur sicheren Entsorgung eines unter unterschiedlichen
Drücken stehenden Systems zum Transport von Gefahrgasen mit mindestens einem Druckgasbehälter
und einer Umsteuerungsarmatur.
[0002] In der Halbleiter-Industrie werden in zunehmendem Maße Druckgase in hochkonzentrierter
Form (bis 100%) verwendet; diese als Gefahrgase bezeichneten Gase sind vor allem hinsichtlich
Explosionsfähigkeit, z.B. SiH₄ oder Giftigkeit, z.B. Arsin oder Phosphin, sehr gefährlich;
derartige Reinstgase werden in der Regel in Druckgasbehälter z.B. Druckgasflaschen
unterschiedlicher Größe transportiert und gelagert. Die Druckgasflaschen dienen als
Versorgungsreservoir für die Herstellungsprozesse.
[0003] Die Umsteuerungsarmaturen für derartige Gasversorgungssysteme werden gewöhnlich auf
einer Platte oder in einem Schrank gehalten bzw. untergebracht.
[0004] Derartige Reinstgasarmaturen entsprechen den höchsten Anforderungen an Sicherheit
und Reinheitsgehalt, wobei zusätzlich entwickelt Reinigungsverfahren der Restgase
für eine bleibende höchste Reinheit des transportierten Druckgases sorgen. Um die
bei der Herstellung der Umsteuerungsarmaturen und der Entnahmen erforderlichen Garantien
einhalten zu können, werden alle Montagen und Prüfarbeiten unter Reinstraumbedingungen
durchgeführt. Für die Armaturen werden Edelstahlmaterialien nach strengsten Maßstäben
verwendet; bei den Werkstoffen wird die DIN 17440 bzw. der ASM-Code berücksichtigt.
Es liegt auf der Hand, daß bei der besonderen Gefährlichkeit der verwendeten Druckgase
und andererseits der Notwendigkeit bei der Halbleiterindustrie ein Höchstmaß an Reinheit
anzuwenden ist, etwaige Leckstellen im System oder auch aus irgendwelchen Gründen
auftretende Überdrücke in jedem Fall vermieden werden müssen.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, durch eine zusätzliche Sicherung im Störfalle
nicht nur eine sichere Ableitung etwaig entstehender Restgase zu ermöglichen bzw.
das gesamte Leitungssystem von derartigen Restgasen zu entlasten.
[0006] Die Aufgabe wird dadurch gelöst, daß erfindungsgemäß mindestens ein zweiter Druckgasbehälter
zur Aufnahme von Restgasen bzw. zur Entlastung des Versorgungsdruckgasbehälters vorgesehen
ist.
[0007] Durch die Möglichkeit, die Restgase, die sich im Raum zwischen dem Druckgasbehälter
und dem Sicherheitsventil befindet, nicht nur gefahrlos zu entsorgen, sondern gegebenenfalls
einer Wiederverwendung zuzuführen, wird einerseits vermieden, daß wie bisher solche
Restgase in unter Umständen verdünntem Zustand in die Atmosphäre entweichen können
und damit die Umwelt belasten und daß u.U. eine Speicherung dieser Restgase erfolgen
kann.
[0008] Nach einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist der zweite Druckgasbehälter
über eine mindestens ein Sicherheitsventil aufweisende Nebenleitung an die Armatur
angeschlossen. Mindestens ein Sicherheitsventil kann als Berstventil ausgebildet sein.
Derartig auf einen genau definierten Druck reagierende Ventile haben sich in der Praxis
weitgehend bewährt und sorgen normalerweise im Fall des Berstens über eine Hilfsarmatur
für eine selbsttätige Schließung der Gaszufuhr vom Druckgasbehälter. Durch das Berstventil
auf der einen Seite und die gesperrte Zufuhr von Druckgasen aus dem Druckgasbehälter
andererseits entsteht ein Leitungsabschnitt, der mit Restgasen gefüllt ist, für deren
Entsorgung die erfindungsgemäße Anlage konzipiert ist. Die Reinigungsleitung kann
mit einer ventilgesteuerten Ableitung an die freie Atmosphäre versehen sein; die hierdurch
entweichenden Gase sind allerdings in einem derartig verdünnten Zustand, daß eine
Umweltschädlichkeit nicht mehr gegeben ist.
[0009] Um die Sicherheit der Anlage noch weiter zu erhöhen, kann bei einem dem ersten Sicherheitsventil
nachgeschalteten zweiten Sicherheitsventil, zwischen beiden ein Druckmesseinrichtung
vorgesehen sein.
[0010] Die Zuleitung zum zweiten Druckbehälter weist zweckmäßigerweise eine ventilgesteuerte
Verbindung mit der Ableitung auf.
[0011] Auch ist es möglich, daß der zweite Druckgasbehälter ein inertes Gas mit maximal
0,5 bar enthält. Hierbei wird üblicherweise Stickstoffgas verwendet.
[0012] Der zweite Druckgasbehälter ist vorzugsweise mit seinen Ventilen in einem gesonderten
Schrank untergebracht.
[0013] Auf der Zeichnung ist stark schematisiert ein Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen
Anlage dargestellt.
[0014] Die Umsteuerungsarmatur für eine bestehende SiH₄-Versorgung ist in einem Schrank
1 untergebracht.
[0015] Aus einem üblichen Druckgasbehälter in Form einer Druckgasflasche 2 kann ein Gefahrgas
jeweils nach Abruf entnommen werden. Dieses wird über ein Sicherheitsventil 36 einer
Ableitung 4, ein Druckminderventil 5, welches durch zwei Druckwächter 6 und 7 gesichert
ist, einer weiteren Ableitung 8 zugeführt, die wiederum über zwei Absperrventile 9
und 10 Prozeßgase den Entnahmestellen 11 und 12 zuleitet; diese Entnahmestellen führen
üblicherweise zur Wirkstelle, wo die Gase z.B. zur Herstellung von Halbleitern benutzt
werden. Durch ein Druckminderventil 5 wird gewährleistet, daß das unter Hochdruck
in der Druckgasflasche 2 stehende Gefahrgas auf einen Druck reduziert wird, der für
die Anwendung der Gefahrgase erforderlich ist. Sofern dieser Druck aus irgendeinem
Grund, z.B. einem undichten Ventil, den vorbestimmten Wert überschreitet, wird das
als Berstventil 14 ausgebildete Sicherheitsventil eingedrückt, wodurch auch die Druckzuführung
an dem Absperrventil 36 unmittelbar hinter der Druckgasflasche 2 gesperrt wird. Zwischen
der Sperrstelle 15 und dem Berstventil 14, welches gegebenenfalls noch durch ein weiteres
federbelastetes Sicherheitsventil 16 abgesichert sein kann, wird gewährleistet, daß
die Restgase nicht mehr zu den Entnahmestellen 11 bzw. 12 geleitet werden, sondern
über eine Ableitung 20 einem zweiten als Auffangbehälter ausgebildeten Druckgasbehälter
21 zugeführt werden, wo die Entsorgung der Restgase oder die Speicherung derselben
vorgenommen wird.
[0016] Über eine Zuleitung 30 wird Stickstoffgas (N₂) in die Anlage eingeführt. Dieses Gas
wird über Sicherheitsventile 31, 32 und 33 geleitet, die Entnahmestelle ist mit dem
Bezugszeichen 34 versehen. Diesen Weg beschreiten die Stickstoffgase, wenn das Ventil
3 geschlossen ist.
[0017] Das Ventil (Rückschlagventil) 35 öffnet den Zuweg zu den Ventilen 36 und 37, welche
für die Entsorgung der mit Restgasen gefüllten Leitung sorgen. Die nunmehr stickstoffangereicherten
Restgase werden über die Leitung 38 und ein Ventil 39 und das Ventil 33 der Abluft
34 zugeleitet.
[0018] Über die Leitung 20 werden die gegebenenfalls stickstoffangereicherten Restgase der
Druckgasflasche bzw. dem Druckgasbehälter 21 zugeführt.
[0019] Gleichzeitig besteht die Möglichkeit über die Zuleitung 40 Stickstoff der zweiten
Druckgasflasche zuzuführen, wobei auch hier eine Nebenleitung 41 vorgesehen ist, durch
welche diese Stickstoffzuführung unmittelbar mit der freien Atmosphäre 42 verbunden
ist.
[0020] Die Zuführung der gegebenenfalls stickstoffangereicherten Restgase über die Leitung
20 - gegebenenfalls noch weiter mit Stickstoffgas über die Leitung 40 versehen - erfolgt
über das Ventil 43, während die reinen von der Leitung 40 stammenden Stickstoffgase
über die Ventile 44 und 45 aufgegeben werden. In der Anlage sind selbstverständlich
Druckmesser 46, 47 und 48 vorgesehen, so daß eine visuelle Kontrolle der Anlage ohne
weiteres möglich ist.
[0021] Ein Vakuum-Generator (Ventil 50), welcher zur Ableitung 42 an die Atmosphäre führt,
kann entweder die aus den Leitungen 40, 41 stammenden Stickstoffgase oder die mit
Stickstoff stark verdünnten Restgase aus der Auffang- bzw. Druckflasche 21 weiterleiten.
[0022] Die in der Druckgasflasche 21 gesammelten Restgase können u.U. wiederverwertet werden,
da die Beigabe der Inertgase, also z.B. des Stickstoffgases, bei der Wiederverwertung
unschädlich ist; es kann auch eine Reinigung des im Druckgasbehälter 21 enthaltenen
Mischgase erfolgen.
[0023] Durch das geschlossene System gemäß der erfindungsgemäßen Anlage werden die bisher
üblichen Gaswäscher oder Adsorptionsanlagen ersetzt, bei dem der Schadstoff ausgewaschen
oder adsorbiert wird, bevor er an die Atmosphäre abgegeben wird. Diese Systeme sind
nicht nur mangelhaft, sondern aufwendig und haben auch Probleme hinsichtlich der Entsorgung
der abgeschiedenen Produkte zur Folge.
[0024] Demgegenüber erfolgt die Abgabe bei der erfindungsgemäßen Anlage an die Atmosphäre
nur dann, wenn die Stickstoffanreicherung ein Ausmaß erreicht hat, daß jegliche Umweltbelastung
ausgeschaltet ist.
[0025] Mit der erfindungsgemäßen Anlage ist es möglich, den mit Restgasen belasteten Abschnitt
des Leitungssystems mit inertem Gas zu spülen und somit das Gefahrgas beliebig stark
zu verdünnen. Auf der anderen Seite besteht die Möglichkeit, das Gefahrgas in der
zweiten Druckgasflasche einem gasherstellenden Unternehmen zur ordentlichen Entsorgung
bzw. Wiederverwendung zurückzugeben; schließlich besteht die Möglichkeit, das aufgefangene
Gas unmittelbar wiederzuverwenden.
1. Anlage zur sicheren Entsorgung eines unter unterschiedlichen Drücken stehenden Systems
zum Transport von Gefahrgasen mit mindestens einem Druckgasbehälter und einer Umsteuerungsarmatur,
dadurch gekennzeichnet, daß mindestens ein zweiter Druckgasbehälter zur Aufnahme von Restgasen bzw. zur
Entlastung des Druckgasbehälters vorgesehen ist.
2. Anlage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der zweite Druckgasbehälter über eine mindestens ein Sicherheitsventil aufweisende
Nebenleitung an die Umsteuerungsarmatur angeschlossen ist.
3. Anlage nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens ein Sicherheitsventil als Berstventil ausgebildet ist.
4. Anlage nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Zuleitung zum zweiten Druckgasbehälter an eine mit einem inerten Gas beaufschlagbare
Reinigungsleitung angeschlossen ist.
5. Anlage nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Reinigungsleitung mit einer ventilgesteuerten Ableitung an die freie Athmosphäre
versehen ist.
6. Anlage nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen zwei hintereinander geschalteten Sicherheitsventilen eine Druckmesseinrichtung
vorgesehen ist.
7. Anlage nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Zuleitung zum zweiten Druckbehälter eine ventilgesteuerte Verbindung mit
der Ableitung aufweist.
8. Anlage nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß der zweite Druckgasbehälter ein inertes Gas mit maximal 0,5 bar enthält.
9. Anlage nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß der zweite Druckgasbehälter mit einem Ventil in einem gesonderten Schrank untergebracht
ist.