[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Coregarn mit den Merkmalen des Oberbegriffs
des Patentanspruchs 1 sowie ein Verfahren zur Herstellung eines derartiges Coregarnes
mit den Merkmalen des Oberbegriffs des Patentanspruchs 16.
[0002] Garne und insbesondere Nähgarne sind in unterschiedlichen Konstruktionen bekannt.
[0003] So beschreibt beispielsweise die EP B1 0 367 938 ein Zweikomponentengarn, das mindestens
eine multifile erste Garnkomponente, die im Inneren des Garnes angeordnet ist und
die als Kernmaterial bezeichnet wird, und mindestens ein zweites, das Kernmaterial
umhüllendes multifiles Effektmaterial aufweist. Hierbei sind die beiden zuvor genannten
Multifilamentgarne derart miteinander verwirbelt, daß durch das Ineinanderverschlingen
der beiden Garnmaterialien der erforderliche Fadenschluß resultiert. Um bei diesem
bekannten verwirbelten Garn die erforderliche Garnfestigkeit sicherzustellen, wird
als erstes Garnmaterial ein solches Filamentgarn verwendet, dessen spezifische Festigkeit
bereits als Ausgangsmaterial im Vergleich zu einem textilen Standardgarn sehr hoch
liegt. Mit anderen Worten lehrt somit die EP B 0367 938, als Ausgangsmaterial bereits
ein hochfestes Multifilamentgarn einzusetzen.
[0004] Neben den zuvor beschriebenen verwirbelten Garnen sind noch Fasergarne oder Zwirne
bekannt.
[0005] Ein Garn mit den Merkmalen des Oberbegriffs des Patentanspruchs 1 ist in der DE-PS
24 36 997 beschrieben. Hierbei weist das bekannte Garn ein multifiles Seelenmaterial
auf, das mit einer zweiten Garnkomponente unter Ausbildung eines Coregarnes umsponnen
ist. Das Seelenmaterial des bekannten Coregarnes besteht aus verstrecktem und fixiertem
Multifilamentfasern, wobei üblicherweise hierfür ebenfalls die zuvor beim verwirbelten
Garn beschriebenen hochfesten Multifilamentgarne eingesetzt werden. Diese hochfesten
Multifilamentgarne sind im Vergleich zu einer textilen Standardfaser erheblich teuerer.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Coregarn der angegebenen
Art zur Verfügung zu stellen, das bei einem besonders günstigen Herstellungspreis
eine extrem hohe Beständigkeit gegenüber mechanischen Beanspruchungen aufweist.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Garn mit den kennzeichnenden Merkmalen
des Patentanspruchs 1 gelöst.
[0008] Das erfindungsgemäße Garn, das insbesondere auch als Nahgarn verwendet wird, weist
mindestens eine eine Seele ausbildende multifile Garnkomponente auf. Hierbei ist die
die Seele ausbildende multifile Garnkomponente mit mindestens einer zweiten Garnkomponente
unter Ausbildung des Coregarnes umsponnen. Die die Seele des Coregarnes bildende mindestens
eine multifile Garnkomponente ist ein übliches textiles Standardmultifilamentgarn,
wobei das gesponnene Coregarn eine spezifische Festigkeit zwischen 32 cN/tex und 55
cN/tex, vorzugsweise zwischen 37 cN/tex und 48 cN/tex, besitzt.
[0009] Das erfindungsgemäße Coregarn weist eine Reihe von Vorteilen auf. So konnte überraschend
festgestellt werden, daß ein derartiges Coregarn die zuvor wiedergegebenen hohen Festigkeiten
zwischen 32 cN/tex und 55 cN/tex, insbesondere zwischen 37 cN/tex und 48 cN/tex, aufweist,
obwohl zur Herstellung dieses Garnes ein Seelenmaterial eingesetzt wird, das abweichend
vom vorstehend beschriebenen Stand der Technik kein hochfestes Multifilamentgarn sondern
ein übliches textiles Standardmultifilamentgarn ist. Dies wiederum führt dazu, daß
das erfindungsgemäße Coregarn besonders preiswert herstellbar ist. Wird das erfindungsgemäße
Coregarn als Nähgarn eingesetzt, so zeichnet sich ein derartiges Nähgarn dadurch aus,
daß es die hierfür üblichen Nähoperationen, so zum Beispiel ein multidirektionales
Nähen oder das Nähen von Knopflöchern, selbst bei extrem hohen Nähgeschwindigkeiten
von bis zu 7.000 Stichen pro Minute ohne eine Beschädigung des Coregarnes übersteht.
Hierdurch wird erklärlich, daß das erfindungsgemäße Coregarn keine Störungen des Vernähens
im Bereich der Konfektion verursacht.
[0010] Eine erste Ausführungsform des erfindungsgemäßen Coregarnes weist eine die Seele
bildende multifile Garnkomponente auf, die eine Intrinsic-Viskosität zwischen 0,5
dl/g und 0,75 dl/g, insbesondere eine Intrinsic-Viskosität zwischen 0,55 dl/g und
0,63 dl/g, hat. Hierbei handelt es sich um eine multifile Polyestergarnkomponente.
Die zuvor genannten Werte der Intrinsic-Viskosität geben den molekularen Aufbau (Molekulargewicht,
chemische Zusammensetzung) des eingesetzten Polyestermultifilamentgarnes wieder, wobei
mit zunehmender Viskosität sich auch der Kondensationsgrad der Polymeren entsprechend
erhöht. Die zuvor wiedergegebenen Werte beziehen sich auf Polymerenlösungen in Dichloressigsäure
bei 25 °C.
[0011] Bezüglich des Einzelfilamenttiters der die Seele bildenden multifilen Garnkomponente
ist festzuhalten, daß bei dem erfindungsgemäßen Coregarn dieser Einzelfilamenttiter
zwischen 0,6 dtex und 6 dtex, vorzugsweise zwischen 1,5 dtex und 4 dtex, variiert.
[0012] Das erfindungsgemäße Coregarn weist insbesondere als Seele ein Multifilamentgarn
(multifile Garnkomponente) auf, dessen Filamentzahl zwischen 16 und 300, vorzugsweise
zwischen 24 und 96, variiert.
[0013] Bezüglich der zweiten Garnkomponente, die mit der Seele versponnen ist, ist festzuhalten,
daß hierfür jedes Garn geeignet ist, das die Seele hinreichend nach außen hin abdeckt.
Vorzugsweise wird als zweite Garnkomponente ein Fasergarn aus Polyamid-6-, Polyamid-6.6-,
Baumwoll- und/oder insbesondere Polyesterfasern eingesetzt.
[0014] Eine besonders hohe Festigkeit weisen solche Ausführungsformen des erfindungsgemäßen
Coregarnes auf, bei denen die zweite Garnkomponente mindestens ein Fasergarn umfaßt,
dessen spezifische Festigkeit zwischen 40 cN/tex und 70 cN/tex variiert.
[0015] Weist das erfindungsgemäße Coregarn als zweites Garnkomponente ein Fasergarn auf,
so variiert hierbei die Stapellänge der einzelnen Fasern des Fasergarnes zwischen
15 mm und 120 mm, insbesondere zwischen 20 mm und 60 mm.
[0016] Bezüglich des Einzelfasertiters der als Fasergarn vorliegenden zweiten Garnkomponente
ist festzuhalten, daß dieser zwischen 0,6 dtex und 4 dtex, vorzugsweise zwischen 0,8
dtex und 2 dtex, variiert.
[0017] Eine besonders geeignete Ausführungsform des erfindungsgemäßen Garnes sieht vor,
daß das Garn mindestens zwei, vorzugsweise zwei bis vier, miteinander verzwirnte Coregarne
umfaßt, wobei jedes einzelne Coregarn den zuvor oder nachfolgend noch beschriebenen
Aufbau aufweist. Hierbei besitzt das entsprechend ausgezwirnte Garn vorzugsweise einen
Drehungsbeiwert α zwischen 120 und 180, wobei der Drehungsbeiwert α wie folgt definiert
ist:

Ein derartig ausgezwirntes Garn, das, wie bereits vorstehend beschrieben, mindestens
zwei, vorzugsweise zwei bis vier, miteinander verzwirnte Coregarne umfaßt, kann insbesondere
auch ausgezeichnet als Nähgarn eingesetzt werden, da ein derartiges Nähgarn beispielsweise
ein multidirektionales Nähen oder ein Nähen von Knopflöchern mit hohen Stichdichten
(bis zu 7.000 Stiche pro Minute) ohne Garnriß übersteht.
[0018] Die zuvor beschriebenen erfindungsgemäßen Garne besitzen einen Gesamttiter, der zwischen
100 dtex und 1.400 dtex, vorzugsweise zwischen 100 dtex und 600 dtex, liegt.
[0019] Das Massenverhältnis von Seele zur zweiten Garnkomponente variiert bei dem erfindungsgemäßen
Garn von 70 % (Masse der Seele) zu 30 % (Masse der zweiten Garnkomponente) bis 30
% (Masse der Seele) zu 70 % (Masse der zweiten Garnkomponente).
[0020] Um ein einfaches Anfärben mit einer Farbstoffklasse von Seelenmaterial und gleichzeitig
der zweiten Garnkomponente sicherzustellen, empfiehlt es sich, daß das erfindungsgemäße
Garn sowohl als Seele als auch als zweites Garnkomponente das gleiche, vorstehend
genannte Fasersubstrat aufweist. Selbstverständlich ist es jedoch auch möglich, daß
das erfindungsgemäße Garn unterschiedliche Fasersubstrate in der Seele und als zweite
Garnkomponente besitzt.
[0021] Der vorliegenden Erfindung liegt desweiteren die Aufgabe zugrunde, ein Herstellungsverfahren
zur Verfügung zu stellen, mit dem das zuvor beschriebene erfindungsgemäße Garn besonders
wirtschaftlich gesponnen werden kann.
[0022] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 16 gelöst.
[0023] Das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung der zuvor beschriebenen Garne sieht
vor, daß man mindestens eine als Seele dienende multifile Garnkomponente mit einer
zweiten Garnkomponente unter Ausbildung des Coregarne verspinnt. Hierbei wählt man
für die die Seele bildende mindestens eine multifile Garnkomponente ein vororientiertes
Multifilamentgarn (POY-Garn) aus, wobei das mindestens eine vororientierte Multifilamentgarn
(POY-Garn) in seinem Molekulargewicht einem textilen Standardmultifilamentgarn entspricht.
Dieses vororientierte Multifilamentgarn (POY-Garn) verstreckt man derart, daß seine
Festigkeit zwischen 60 cN/tex und 90 cN/tex, insbesondere zwischen 71 cN/tex und 90
cN/tex, variiert.
[0024] Das erfindungsgemäße Verfahren weist eine Reihe von Vorteilen auf. So ist zunächst
festzuhalten, daß das erfindungsgemaße Verfahren unter Einsatz von relativ preisgünstigen
Rohstoffen zu einem hochwertigen Garn, insbesondere Nähgarn, führt, das sich dadurch
auszeichnet, daß es selbst bei extremen Nähbelastungen nicht reißt. Außerdem weist
ein derartig hergestelltes Garn bzw. Nähgarn geringe Restschrumpfwerte auf, die sich
beispielsweise in Kochschrumpfwerten (Wasser, etwa 98 °C) in der Größenordnung von
1 %, vorzugsweise weniger als 0,5 %, und in Heißluftschrumpfwerten (160 °C) in der
Größenordnung von etwa 2 %, vorzugsweise unter 1 %, ausdrücken. Dies wiederum führt
dazu, daß bei einer Verwendung des nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten
Garnes als Nähgarn kein Boldern von Nähten auftritt, wenn die hiermit vernähten konfektionierten
Teile gedämpft, gebügelt oder beim späteren Gebrauch gewaschen werden.
[0025] Bezüglich der Auswahl des zuvor beschriebenen POY-Garnes (Seelenmaterial) ist festzuhalten,
daß hierfür vorzugsweise ein Polyester-Multifilamentgarn ausgewählt wird, dessen Intrinsic-Viskosität
zwischen 0,5 dl/g und 0,75 dl/g, vorzugsweise zwischen 0,55 dl/g und 0,63 dl/g, variiert.
Somit handelt es sich bei dem zuvor beschriebenen Polyester-POY-Garn um ein solches
Garn, dessen chemischer Aufbau und insbesondere dessen Molekulargewicht einem üblichen
textilen Standardmultifilamentgarnen entspricht. Die zuvor genannten Intrinsic-Viskositäten
stellen solche Werte dar, die in entsprechenden Lösungen des Polymeren in Dichloressigsäure
bei 25 °C gemessen sind.
[0026] Bei einer besonders geeigneten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens verstreckt
man jedes vororientierte Multifilamentgarn, bei dem es sich vorzugsweise um Polyester-POY-Garne
handelt, derart, daß man dieses Multifilamentgarn über eine vom Garn umschlungene
Liefergalette mit einer ersten Geschwindigkeit einer Hauptstreckzone zuführt. Über
eine von dem vororientierten Multifilamentgarn umschlungene Abzugsgalette zieht man
dann das Multifilamentgarn mit einer zweiten Geschwindigkeit aus der Hauptstreckzone
ab, wobei die zweite Geschwindigkeit 70 % bis 180 %, vorzugsweise 100 % bis 160 %,
größer ist als die erste Geschwindigkeit. Die Abzugsgalette wird bei dieser Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens auf eine Temperatur zwischen 160 °C und 240 °C aufgeheizt.
Bedingt durch die zuvor wiedergegebenen Geschwindigkeitsdifferenzen zwischen der ersten
Geschwindigkeit und der zweiten Geschwindigkeit wird somit in der Hauptstreckzone,
die ausschließlich aus der Liefergalette und der Abzugsgalette gebildet ist, ein Verstreckungsgrad
von 1:1,7 bis 1:2,8, vorzugsweise ein Verstreckungsgrad von 1:2,0 bis 1:2,6, erreicht.
Obwohl diese Verstreckungsgrade sehr hoch liegen, treten bei einem derartigen Verstrecken
überraschenderweise keine Filamentbrüche auf, so daß dieses Verstreckungsverfahren
besonders störungsunanfällig ist. Desweiteren sind die Reißfestigkeiten eines derart
verstreckten Multifilamentgarnes extrem hoch, d.h. sie liegen abhängig von dem jeweils
eingesetzten vororientierten Multifilamentgarn (POY-Garn) im Bereich zwischen 60 cN/tex
und 90 cN/tex, insbesondere zwischen 71 cN/tex und 90 cN/tex.
[0027] Eine Weiterbildung der zuvor beschriebenen Ausführungsvariante des erfindungsgemäßen
Verfahrens sieht vor, daß man auch die Liefergalette auf eine Temperatur zwischen
60 °C und 160 °C, vorzugsweise auf eine Temperatur zwischen 80 °C bis 140 °C, aufheizt.
[0028] Bei einer weiteren Ausführungsvariante des zuvor beschriebenen erfindungsgemäßen
Verfahrens heizt man in der Hauptstreckzone, d.h. somit zwischen der Liefergalette
und der Abzugsgalette, das vororientierte Multifilamentgarn auf eine Temperatur zwischen
80 °C und 180 °C auf. Hierbei wird diese Aufheizung des Multifilamentgarnes in der
Hauptstreckzone vorzugsweise derart durchgeführt, daß man zu diesem Zwecke insbesondere
eine hot plate, einen IR-Strahler und/oder einen Laser verwendet.
[0029] Bezüglich der Zeit, bei dem man das vororientierte Multifilamentgarn in der Hauptstreckzone
aufheizt und auf die zuvor genannten Temperaturen (80 °C bis 180 °C) verweilen läßt,
ist festzuhalten, daß diese Verweilzeit insbesondere zwischen 0,01 s und 1 s variiert.
[0030] Um bei den zuvor beschriebenen Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Verfahrens
die für die Verstreckung in der Hauptstreckzone erforderlichen Klemmpunkte zu erhalten,
werden, wie bereits vorstehend beschrieben ist, die Liefergalette und die Abzugsgalette
mit dem vororientierten Multifilamentgarn umschlungen. Hier hat es sich gezeigt, daß
insbesondere dann besonders hohe Festigkeiten und besonders geringe Schrumpfwerte
des verstreckten Multifilamentgarnes resultieren, wenn die Liefergalette und/oder
die Abzugsgalette mit dem vororientierten Multifilamentgarn 5 bis 40mal, vorzugsweise
10 bis 20mal, umschlungen wird. Diese Umschlingungswerte beziehen sich auf Galetten,
deren Durchmesser zwischen etwa 40 mm und 250 mm, vorzugsweise 80 mm und 120 mm, variieren.
[0031] Eine andere, besonders geeignete Weiterbildung der zuvor beschriebenen Ausführungsvarianten
des erfindungsgemäßen Verfahrens sieht vor, daß man in Transportrichtung des vororientierten
Multifilamentgarnes (POY-Garn) gesehen vor der Hauptstreckzone eine Vorverstreckungszone
anordnet. Mit anderen Worten wird hierbei somit das vororientierte Multifilamentgarn
(POY-Garn), bei dem es sich vorzugsweise um ein Polyester-POY-Garn handelt, zunächst
in der Vorverstreckungszone teilweise verstreckt und anschließend in der Hauptstreckzone
endverstreckt.
[0032] Bei der zuvor beschriebenen Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens bietet
es sich an, das vororientierte Multifilamentgarn in der Vorverstreckungszone zwischen
0,5 % und 10 %, vorzugsweise zwischen 1 % und 4 %, vorzuverstrecken, d.h. das vororientierte
Multifilamentgarn wird somit in der Vorverstreckungszone zwischen 0,5 % und 10 %,
vorzugsweise zwischen 1 % und 4 %, gelängt.
[0033] Bezüglich der Vorverstreckungs- bzw. Verstreckungsgeschwindigkeiten ist festzuhalten,
daß man dann besonders wirtschaftlich und reproduzierbar die zuvor genannten hohen
Festigkeiten und geringen Schrumpfwerte erzielt, wenn man Abzugsgeschwindigkeiten
auswählt, die größer als 300 m/min sind und vorzugsweise zwischen 600 m/min und 1.200
m/min liegen.
[0034] Um durch das zuvor beschriebene Verstreckungsverfahren ein besonders schrumpfarmes
und verstrecktes Garn zu erzeugen, sieht eine andere, besonders geeignete Weiterbildung
des zuvor beschriebenen Verfahrens vor, daß in Transportrichtung des Multifilamentgarnes
gesehen hinter der Hauptstreckzone eine Relaxierzone angeordnet ist, in der das verstreckte
Multifilamentgarn auf eine Temperatur zwischen 80 °C und 240 °C, vorzugsweise auf
eine Temperatur zwischen 140 °C und 200 °C, erwärmt wird. Hier hat sich gezeigt, daß
eine derartige Relaxierzone die Schrumpfwerte, insbesondere den Kochschrumpfwert (Wasser
98 °C) und den Heißluftschrumpfwert (160 °C) des verstreckten Multifilamentgarnes
weiter reduziert. Dies trifft insbesondere dann im verstärkten Maße zu, wenn man das
verstreckte Multifilamentgarn in die Relaxierzone mit Voreilung, die vorzugsweise
zwischen 0,5 % und 10 % und insbesondere zwischen 1 % und 3 % liegt, einführt.
[0035] Die Verweilzeit des Multifilamentgarnes in der Relaxierzone variiert dann abhängig
von der jeweiligen Transportgeschwindigkeit des Garnes durch die Relaxierzone und
beträgt vorzugsweise 0,01 s bis 1 s.
[0036] Die Auswahl des bei dem erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzten Multifilamentgarnes
(POY-Garnes) richtet sich nach der späteren Verwendung des verstreckten Garnes. Vorzugsweise
werden hier solche POY-Multifilamentgarne ausgewählt, deren Einzelfilamenttiter zwischen
1 dtex und 12 dtex, vorzugsweise zwischen 3 dtex und 8 dtex, variiert.
[0037] Bezüglich des Titers des vororientierten Multifilamentgarnes ist festzuhalten, daß
dieser zwischen 40 dtex und 2.000 dtex, vorzugsweise zwischen 80 dtex und 1.200 dtex,
variiert. Die Elementarfadenzahl des eingesetzten vororientierten Multifilamentgarnes
liegt zwischen 16 und 300, vorzugsweise zwischen 24 und 96.
[0038] Eine weitere, besonders geeignete Ausführungsform der zuvor beschriebenen Verfahren
sieht vor, daß man mindestens zwei, vorzugsweise zwei bis vier der nach den vorstehend
beschriebenen Verfahren hergestellten Coregarne miteinander verzwirnt. Der hierbei
entstehende Zwirn besitzt als Nähgarn ausgezeichnete Eigenschaften, wie dies bereits
vorstehend bei dem Garn beschrieben ist.
[0039] Eine Variante der zuvor beschriebenen Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens
sieht vor, daß man zunachst jedes Coregarn einzeln mit einer Garndrehung und anschließend
die als Vorzwirn vorliegenden Coregarne mit der Zwirndrehung versieht. Hierbei wählt
man vorzugsweise eine Garndrehung aus, der Drehungsbeiwert α zwischen 90 und 140 liegt,
wobei der Drehungsbeiwert α vorstehend beim Garn definiert ist. Die sich hieran anschließende
Zwirndrehung wird vorzugsweise bei einem Drehungsbeiwert α zwischen 120 und 180 durchgeführt.
[0040] Besonders gute Ergebnisse bezüglich des Nähverhaltens weist eine Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Coregarnes auf, deren Haarigkeit (sh) zwischen 2,5 und 7,5,
insbesondere zwischen 4 und 7, variiert. Hierbei beziehen sich diese Werte der Haarigkeit
auf Meßergebnisse, wie diese nach dem bekannten Verfahren mit einem Uster-Garngleichmäßigkeitsmeßgerät,
Typ UT3, bestimmt werden.
[0041] Wie dies bereits vorstehend mehrfach erwähnt ist, setzt das erfindungsgemäße Verfahren
als Ausgangsmaterial vorzugsweise eine multifile Polyester-Seele und eine Polyester-Umspinnungskomponente
auf (zweite Garnkomponente) ein, so daß dementsprechend ein Coregarn resultiert, das
vollständig aus Polyester besteht. Hierbei wird unter Polyester im Sinne der vorliegenden
Anmeldung Polyethylenterephthalat verstanden.
[0042] Vorteilhafte Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Garnes sowie des erfindungsgemäßen
Verfahrens sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0043] Das erfindungsgemäße Verfahren wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels
näher erläutert.
[0044] Ein Polyester-POY-Garn wurde zwischen einem Lieferwerk und einer hier nachgeschalteten
Liefergalette derart vorverstreckt, daß es 5 % gelängt wurde. Hierbei betrug die Temperatur
der Liefergalette 100 °C. Anschließend wurde das vorverstreckte Multifilamentgarn
in einer Hauptstrecke, die ausschließlich aus der zuvor genannten Liefergalette und
einer Abzugsgalette bestand, bei einem Verstreckungsgrad von 1:2,4 verstreckt. Die
Temperatur der Abzugsgalette betrug 160 °C. Das Polyester-Multifilamentgarn war 20mal
um die Liefergalette und 20mal um die Abzugsgalette gewunden. Beide Galetten wiesen
einen Durchmesser von 150 mm auf. Die Verstreckungsgeschwindigkeit betrug 600 m/min.
[0045] Hinter der Abzugsgalette war eine thermische Behandlung (hot plate) vorgesehen, wobei
das verstreckte Multifilamentgarn in die thermische Nachbehandlung mit einer Voreilung
von 3 % eingeführt wurde. Die Temperatur der thermischen Nachbehandlung lag bei 180
°C, die Verweilzeit betrug 0,5 s.
[0046] Am Auslaß der thermischen Nachbehandlung wurde das verstreckte Polyestermultifilamentgarn,
das einen Gesamttiter von 138 dtex und eine Filamentzahl von 30 aufwies, aufgewickelt.
[0047] Das vorstehend beschriebene verstreckte Polyestermultifilamentgarn wurde unter Ausbildung
eines Coregarnes mit einer Polyester-Stapelfaser (Einzelfasertiter 1,3 dtex, Stapellänge
38 mm) versponnen. Das gesponnene Coregarn wies nach dem Spinnen einen Drehungsbeiwert
α von 105,7 und einen Titer von Nm 49 auf.
[0048] Zwei dieser so hergestellten Coregarne wurden unter Ausbildung eines Nähzwirns miteinander
verzwirnt, wobei das ausgezwirnte Nähgarn einen Drehungsbeiwert α von 153,5 aufwies.
[0049] Nach dem Färben und Avivieren wurde das Nähverhalten des zuvor beschriebenen Nähzwirnes
geprüft. Hier konnte festgestellt werden, daß dieser Nähzwirn, der aus zwei miteinander
verzwirnten Coregarnen bestand, ein ausgezeichnetes Nähverhalten aufwies, was sich
dadurch ausdrückte, daß der Nähzwirn weder beim multidirektionalen Nähen mit bis zu
7.000 Stichen pro Minute noch beim Knopflochnähen riß.
1. Garn, insbesondere Nähgarn, mit mindestens einer eine Seele ausbildenden multifilen
Garnkomponente, die mit mindestens einer zweiten Garnkomponente unter Ausbildung eines
Coregarnes umsponnen ist, dadurch gekennzeichnet, daß die die Seele des Coregarnes
bildende mindestens eine multifile Garnkomponente ein übliches textiles Standardmultifilamentgarn
ist und daß die spezifische Festigkeit des gesponnenen Coregarnes zwischen 32 cN/tex
und 55 cN/tex, insbesondere zwischen 37 cN/tex und 48 cN/tex, variiert.
2. Garn nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die die Seele bildende multifile
Garnkomponente eine Intrinsic-Viskosität zwischen 0,5 dl/g und 0,75 dl/g aufweist.
3. Garn nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die die Seele bildende multifile
Garnkomponente eine Intrinsic-Viskosität zwischen 0,55 dl/g und 0,63 dl/g aufweist.
4. Garn nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die die Seele
bildende multifile Garnkomponente aus Polyester besteht.
5. Garn nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die die Seele
bildende multifile Garnkomponente einen Einzelfilamenttiter zwischen 0,6 dtex und
6 dtex, vorzugsweise einen Einzelfilamenttiter zwischen 1,5 dtex und 4 dtex, aufweist.
6. Garn nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die die Seele
bildende multifile Garnkomponente eine Filamentzahl zwischen 16 und 300, vorzugsweise
eine Filamentzahl zwischen 24 und 96, besitzt.
7. Garn nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die zweite
Garnkomponente ein Fasergarn aus Polyester-, Polyamid-6-, Polyamid-6.6- und/oder Baumwollfaser
ist.
8. Garn nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die zweite
Garnkomponente mindestens ein Fasergarn umfaßt, dessen spezifische Festigkeit zwischen
40 cN/tex und 70 cN/tex variiert.
9. Garn nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die zweite
Garnkomponente ein Fasergarn mit einer Stapellänge der Einzelfaser zwischen 15 mm
und 120 mm, insbesondere zwischen 20 mm und 60 mm, aufweist.
10. Garn nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die zweite
Garnkomponente ein Fasergarn aufweist, dessen Fasern einen Einzelfasertiter zwischen
0,6 dtex und 4 dtex, vorzugsweise zwischen 0,8 dtex und 2 dtex, besitzen.
11. Garn nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Garn
mindestens zwei, vorzugsweise zwei bis vier, miteinander verzwirnte Coregarne umfaßt.
12. Garn nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß das ausgezwirnte Garn einen Drehungsbeiwert
α zwischen 120 und 180 aufweist.
13. Garn nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß es einen
Gesamttiter zwischen 100 dtex und 1.400 dtex, vorzugsweise einen Gesamttiter zwischen
100 dtex und 600 dtex, besitzt.
14. Garn nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß es ein Massenverhältnis
von Seele zur zweiten Garnkomponente von 70 % zu 30 % bis 30 % zu 70 %, aufweist.
15. Garn nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Seelenmaterial
und die zweite Garnkomponente aus dem gleichen Fasersubstrat bestehen.
16. Verfahren zur Herstellung des Garnes nach einem der vorangehenden Ansprüche, bei dem
man mindestens eine als Seele dienende multifile Garnkomponente mit einer zweiten
Garnkomponente unter Ausbildung eines Coregarnes verspinnt, dadurch gekennzeichnet,
daß man als die die Seele bildende mindestens eine multifile Garnkomponente ein vororientiertes
Multifilamentgarn (POY-Garn) auswählt, wobei das vororientierte Multifilamentgarn
in seinem molekularem Aufbau einem textilen Standardmultifilamentgarn entspricht,
und daß man das Multifilamentgarn (POY-Garn) derart verstreckt, daß seine Festigkeit
zwischen 60 cN/tex und 90 cN/tex, vorzugsweise zwischen 71 cN/tex und 90 cN/tex, variiert.
17. Verfahren nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß man ein Polyester-POY-Garn
auswählt, dessen Intrinsic-Viskosität zwischen 0,5 dl/g und 0,75 dl/g, vorzugsweise
zwischen 0,55 dl/g und 0,63 dl/g, variiert.
18. Verfahren nach einem der Ansprüche 16 oder 17, dadurch gekennzeichnet, daß man das
vororientierte Multifilamentgarn über eine vom Garn umschlungene Liefergalette mit
einer ersten Geschwindigkeit einer Hauptstreckzone zuführt und über eine vom Garn
umschlungene Abzugsgalette mit einer zweiten Geschwindigkeit aus der Hauptstreckzone
abzieht, wobei die zweite Geschwindigkeit 70 % bis 180 %, vorzugsweise 100 % bis 160
%, größer ist als die erste Geschwindigkeit, daß man die Verstreckung in der Hauptstreckzone
ausschließlich zwischen der Liefergalette und der Abzugsgalette durchführt und daß
man die Abzugsgalette auf eine Temperatur zwischen 160 °C und 240 °C, aufheizt.
19. Verfahren nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, daß man die Liefergalette auf
eine Temperatur zwischen 60 °C und 160 °C, vorzugsweise auf eine Temperatur zwischen
80 °C und 140 °C, aufheizt.
20. Verfahren nach Anspruch 18 oder 19, dadurch gekennzeichnet, daß man in der Hauptstreckzone
das vororientierte Multifilamentgarn auf eine Temperatur zwischen 80 °C und 180 °C
aufheizt.
21. Verfahren nach Anspruch 20, dadurch gekennzeichnet, daß man zum Aufheizen des Multifilamentgarnes
in der Hauptstreckzone eine hot plate, einen IR-Strahler und/oder einen Laser verwendet.
22. Verfahren nach Anspruch 20 oder 21, dadurch gekennzeichnet, daß man das vororientierte
Multifilamentgarn in der Hauptstreckzone zwischen 0,01 s und 1 s aufheizt.
23. Verfahren nach einem der Ansprüche 18 bis 22, dadurch gekennzeichnet, daß man die
Liefergalette und/oder die Abzugsgalette mit dem vororientierten Multifilamentgarn
5 bis 40mal, vorzugsweise 10 bis 20mal, umschlingt.
24. Verfahren nach einem der Ansprüche 18 bis 23, dadurch gekennzeichnet, daß man in Transportrichtung
des Multifilamentgarnes gesehen vor der Hauptstreckzone eine Vorverstreckungszone
anordnet.
25. Verfahren nach Anspruch 24, dadurch gekennzeichnet, daß man das Multifilamentgarn
in der Vorverstreckungszone zwischen 0,5 % bis 10 %, vorzugsweise zwischen 1 % und
4 %, vorverstreckt.
26. Verfahren nach einem der Ansprüche 18 bis 25, dadurch gekennzeichnet, daß man die
Vorverstreckung und/oder die Verstreckung bei einer Abzugsgeschwindigkeit größer als
300 m/min, vorzugsweise bei einer Geschwindigkeit zwischen 600 m/min und 1.200 m/min,
durchführt.
27. Verfahren nach einem der Ansprüche 18 bis 25, dadurch gekennzeichnet, daß man in Transportrichtung
des vororientierten Multifilamentgarnes gesehen hinter der Hauptstreckzone eine Relaxierzone
anordnet, in der man das verstreckte Multifilamentgarn auf eine Temperatur zwischen
80 °C und 240 °C, vorzugsweise auf eine Temperatur zwischen 140 °C und 200 °C, erwärmt.
28. Verfahren nach Anspruch 27, dadurch gekennzeichnet, daß man das verstreckte Multifilamentgarn
in die Relaxierzone mit einer Voreilung einführt.
29. Verfahren nach Anspruch 28, dadurch gekennzeichnet, daß man verstreckte Multifilamentgarn
in die Relaxierzone mit einer Voreilung zwischen 0,5 % und 10 %, vorzugsweise 1 %
und 3 %, einführt.
30. Verfahren nach einem der Ansprüche 16 bis 29, dadurch gekennzeichnet, daß man als
vororientiertes Multifilamentgarn ein solches Garn auswählt, dessen Einzelfilamenttiter
zwischen 1 dtex und 12 dtex, vorzugsweise zwischen 3 dtex und 8 dtex, variiert.
31. Verfahren nach einem der Ansprüche 16 bis 30, dadurch gekennzeichnet, daß das vororientierte
Multifilamentgarn einen Gesamttiter zwischen 40 dtex und 2.000 dtex, vorzugsweise
zwischen 80 dtex und 1.200 dtex, aufweist.
32. Verfahren nach einem der Ansprüche 16 bis 31, dadurch gekennzeichnet, daß das vororientierte
Multifilamentgarn eine Elementarfadenzahl zwischen 16 und 300, vorzugsweise zwischen
24 und 96, besitzt.
33. Verfahren nach einem der Ansprüche 16 bis 32, dadurch gekennzeichnet, daß man zwei
bis vier Coregarne miteinander verzwirnt.
34. Verfahren nach Anspruch 33, dadurch gekennzeichnet, daß man zunächst jedes Coregarn
mit einer Garndrehung und anschließend die Coregarne mit einer Zwirndrehung versieht.
35. Verfahren nach Anspruch 34, dadurch gekennzeichnet, daß man die Garndrehung bei einem
Drehungsbeiwert α zwischen 90 und 140 durchführt.
36. Verfahren nach Anspruch 34 oder 35, dadurch gekennzeichnet, daß man die Zwirndrehung
bei einem Drehungsbeiwert α zwischen 120 und 180 durchführt.