[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren gemäss dem Oberbegriff des
Patentanspruchs. Dieses erlaubt die Herstellung von Präzisionssprengladungen bei Raumtemperatur
und gewährleistet unter Einhaltung einer hohen Homogenität, auch in kritischen Zonen,
geringe innere Spannungen. Dieses Verfahren ist bekannt aus EP -A1- 0 296 099.
[0002] Im weiteren sind Vorrichtungen zur Durchführung des Verfahrens vorgesehen.
[0003] Nachteilig ist beim Bekannten, dass die Herstellung der Sprengladungen bei Raumtemperatur
erfolgt und bei kunststoffgebundenen Ladungen keine oder nur eine beschränkte Ausnutzung
der Eigenschaften des Bindemittels erfolgen kann und somit in praxi auf das Pressen
nicht thermoplastisch gebundener Stoffe mit oft ungenügenden mechanischen Eigenschaften
beschränkt ist.
[0004] Einfach gestaltete kunststoffgebundene Ladungen, sogenannte Billets, wurden bereits
labormässig in vorgewärmten Gummibeuteln bei einer Temperatur von 120° C isostatisch
warmgepresst (Lawrence Livermore National Laboratory, California/Livermore, 1977;
UCRL-52350, distr. of doc. unlimited). Diese Versuche wurden mittels an sich bekannter
thermoplastischer Hochleistungsprengstoffe der Typen LX-14-0 und LX-14-1 (ein Sprengstoff
auf Basis Cyclotetramethylentetranitramin = Octogen der Lawrence Livermore National
Laboratory) durchgeführt und die Ladungen in bezug auf ihre Leistung und ihre mechanischen
und thermischen Eigenschaften erfolgreich getestet.
[0005] Das dort beschriebene Verfahren ist nicht für eine Serienfabrikation von realen,
d.h. von in konventionellen Waffen eingesetzten Präzisionssprengladungen geeignet.
Es ist unwirtschaftlich und auf die unmittelbare Herstellung einfachster geometrischer
Formen beschränkt.
[0006] Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung ein Verfahren und eine Vorrichtung
zu schaffen, welche die sichere Herstellung von zumindest partiell rotationsymmetrischen
Präzisionssprengladungen hoher Homogenität und Dichte ermöglichen, insbesondere von
thermoplastisch gebundenen Ladungen bei einer Verdichtung unter gegenüber Raumtemperatur
erhöhter Temperatur.
[0007] Zudem soll der Erfindungsgegenstand für eine Serienproduktion geeignet sein.
[0008] Das im Anspruch 1 charakterisierte Verfahren erlaubt in einer an sich bekannten Anlage
(EP -A1- 0 296 099) die gleichzeitige Herstellung mehrer Präzisionssprengladungen
bei geeigneter Prozessführung.
[0009] Die Aufteilung des dritten Verfahrensschrittes in zwei Einzelschritte, gemäss Anspruch
2, ist wirtschaftlicher und dient der Leistungssteigerung. Sie ermöglicht die Herstellung
von wenigstens 150 Präzisionssprengladungen innert 24 Stunden.
[0010] Das erfindungsgemässe Verfahren nach Anspruch 1 oder 2 weist entgegen den von Fachleuten
erwarteten Risiken eine sehr hohe Betriebssicherheit auf und erlaubt eine Vielzahl
von kunststoffgebundenen Hochleistungssprengstoffen zu Präzisionssprengladungen zu
verarbeiten.
[0011] In nachfolgenden abhängigen Ansprüchen sind Weiterbildungen des Erfindungsgegenstandes
näher beschrieben.
[0012] Das Vorwärmen des Pressgutes erfolgt in einem üblichen Labor-Autoklaven und ist entsprechend
der Wärmeleitfähigkeit des Sprengstoffes und dessen Massen zeitlich, gemäss Anspruch
3, optimierbar.
[0013] Besonders einfach handhabbar ist das Druckmedium warmes Wasser oder eine Mischung
gemäss Anspruch 4, wodurch das Abkühlen des Sprengstoffes während des Pressvorgangs
minimierbar ist.
[0014] Das Verfahren nach Anspruch 5 ist besonders vorteilhaft, da der Niederdruck-Autoklav
und das Pressgut trocken bleiben und entsprechende Reinigungs- und/oder Trocknungsvorgänge
entfallen.
[0015] Die Vorrichtung nach Anspruch 6 weist den Vorteil ihrer einfachen Handhabbarkeit
auf und sichert ein günstiges Abkühlungsverhalten des Sprengstoffes. Sie lässt sich
zudem an die meisten üblichen Sprengkörperformen anpassen, bzw. ihr wärmeableitender
Dorn und/oder Einsatz und/oder Flansch lassen sich derart ausgestalten, dass der quasi
isostatische Druckverlauf am Pressling gewährleistet ist.
[0016] Besonders vorteilhaft ist die Ausgestaltung nach Anspruch 7, da sie den Sprengstoff
vom Druckmedium isoliert.
[0017] Die längsbewegliche Ausführung der Vorrichtung nach Anspruch 8 erlaubt eine Berücksichtigung
der Verringerung des Volumens des Presslings während des Pressvorgangs, ohne dass
grosse Übermasse in der Form und damit Abfälle bzw. Bearbeitungsaufwand notwendig
sind.
[0018] Der Einbezug wärmeableitender Mittel, Anspruch 9, steigert die Leistungsfähigkeit
des Verfahrens, ohne dass Qualitätseinbussen in Kauf zu nehmen sind.
[0019] Besonders wirtschaftlich ist die Ausführung der Pressform nach Anspruch 10, da dadurch
das Gehäuse druckfrei bleibt und entsprechend dünnwandig ausgestaltet werden kann.
[0020] Eine weitere Ausführungsform, Anspruch 11, reduziert den Aufwand zur Herstellung
der Form beträchtlich.
[0021] Eine Steigerung der Abkühlgeschwindigkeit ist durch die Massnahmen gemäss Anspruch
12 möglich.
[0022] Die Verwendung von handelsüblichen Peltier-Elementen, Anspruch 13, erlaubt eine Vereinfachung
des konstruktiven Aufwands und kann bei entsprechender Anordnung zur gezielten Steuerung
des Temperaturverlaufs, unter Einbezug ihrer Heizwirkung, genutzt werden.
[0023] Die konstruktive Ausbildung des Hochdruck-Autoklaven gemäss Anspruch 14 ist mechanisch
sehr günstig und ermöglicht eine einfache und dauerhafte Konstruktion.
[0024] Die Weiterbildung nach Anspruch 15 gewährleistet eine sehr einfache Beschickung,
ohne dass die mechanische Sicherheit der Anlage dadurch verringert ist.
[0025] Eine einfache Kühlung ist gemäss Anspruch 16 durch die Zuführung eines flüssigen
Mediums wie Wasser möglich. Sie kann aber auch beispielsweise durch den Einbau von
elektrischen Steckern für Peltier-Elemente vorgesehen werden; diese können aber auch
direkt in die Stirnseite des Autoklaven eingebaut sein.
[0026] Bei den im Niederdruck-Autoklav herrschenden Druckverhältnissen hat sich der Schraubverschluss
nach Anspruch 17 bewährt.
[0027] Ausführungs- und Berechnungsbeispiele der Erfindung sind anschliessend in Zeichnungen
dargestellt.
[0028] Es zeigen:
- Fig. 1
- einen Hochdruck-Autoklaven in Frontalansicht,
- Fig. 2
- den Autoklaven Fig. 1 in einer Seitenansicht, in einer Teilschnittdarstellung,
- Fig. 3
- einen vereinfacht dargestellten Niederdruck-Autoklaven,
- Fig. 4
- eine Pressform zur Herstellung von Präzisionssprengladungen,
- Fig. 5
- eine Variante der Pressform Fig. 4 für eine weitere Sprengladung,
- Fig. 6a bis 6c
- die gerechnete radiale Temperaturverteilung in einem Probekörper und
- Fig. 7a bis 7c
- die gerechnete axiale Temperaturverteilung im gleichen Probekörper.
[0029] Das gegenüber EP -A1- 0296 099 weiterentwickelte Verfahren setzt entsprechende Vorrichtungen
voraus, welche anhand der nachfolgend beschriebenen Figuren in ihren wichtigsten Elementen
diskutiert werden.
[0030] Gemäss Fig. 1 und Fig. 2 ist das verfahrensgemäss zu verfestigende Pressgut 1 in
einem Tragkorb 2, vgl. Fig. 2, in den Hochdruck-Autoklaven 30 eingebracht. Dieser
besteht aus einem massiven äusseren Mantel 31 und einem inneren Mantel 32 aus hochfestem
Stahl und bildet mit diesen eine Hochdruck-Kammer 33, in welcher in an sich bekannter
Weise erzeugt, ein hydraulischer Druck P von bis zu max. 5000 bar herrscht.
[0031] Der Tragkorb 2 ruht auf einem im Zentrum flüssigkeitsdurchlässigen Füllkörper 34,
mit welchem sich das Totvolumen und damit die notwendige Zeit für den Druckauf- und
Druckabbau in einfacher Weise dem Füllgrad der Kammer 33 anpassen lässt.
[0032] Stirnseitig abgeschlossen ist die Kammer 33 durch je einen Deckelflansch 36 mit Ringdichtung
8 und einen Bodenflansch 37 mit Dichtung 9. Die Flansche 36 und 37 liegen an Kraftübertragungsplatten
15 und 16 an, welche ihrerseits durch Haltestreben 5 und 6, Fig. 1, mit Verbindungsstreben
3 und 4 in einem Joch 10 fixiert sind.
[0033] Das Joch 10 besteht aus einem Mittelteil 11, Fig. 2, sowie Seitenteilen 12, 13 und
ist mittels Schraubverbindungen 14 zusammengehalten. Es weist ferner eine Ausnehmung
7, vgl. Fig. 1, auf und lässt sich unter Normaldruckbedingungen horizontal über die
Hochdruckkammer 33 verschieben bzw. fahren.
[0034] Aufgebaut ist die Anlage Fig. 1, 2 auf dem Werkstattboden; ein Gestell 22 mit Trägern
21 und Streben 23 ruht auf einer Bodenplatte 25 mit Nivellierschuhen 24.
[0035] Eine Treppe 26 mit Seitenwangen 27 führt zu einem Podest 26', auf welchem bei in
Pfeilrichtung H horizontal ausgefahrenem Joch 10, der Autoklav 30 durch eine Bedienungsperson
beschickbar ist. Ein Bedienungspult 35 befindet sich auf einer Stütze 35', durch welche
die elektrischen Steuerleitungen zur Einleitung der Verschiebung des Jochs 10 und
für den Füllvorgang in der Kammer 33 geführt sind.
[0036] Als Transportschiene für das Joch 10 dienen Führungswellen 20 auf Stützen 20', vgl.
Fig. 1, auf welchen Rollen 18 in Führungssupports 17 abrollen. Der Autoklav 30 ruht
dabei stationär auf seinen Auflagern 19, 19'. Verschoben wird das Joch 10 durch einen
linear arbeitenden Hydraulikzylinder 28 mit Oelreservoir 28', über eine Gelenkkupplung
29. Kontrolliert werden dabei die einzuhaltenden Endpositionen durch Endschalter 40,
wobei der eine Nockenschiene 39 abtastet; ein Stossdämpfer 44 verhindert unerwünschte
mechanische Impulse in der Anlage.
[0037] Der Füllvorgang in der Hochdruckkammer 33 erfolgt etappenweise: Eine Niederdruckpumpe
42 pumpt das Druckmedium - im wesentlichen Wasser mit einem an sich bekannten Korrosionsschutzmittel
- vom Wassertank 41 in die Kammer 33. Nach Erreichen der maximalen Füllmenge und des
Entlüftens der Kammer 33, gesteuert durch eine in einem Block 43 angeordnete Ventileinheit
wird ein Druck von einigen bar erzeugt, die Leitungen werden geschlossen, die Flansche
36 und 37 liegen nun formschlüssig an ihren Kraftübertragungsplatten 15 und 16 an.
Jetzt öffnen Hochdruckventile 38 den Anschluss, an in einem hier nicht dargestellten
Nebenraum befindliche Hochdruckpumpen und erzeugen zeitabhängig gesteuert einen Druckanstieg
von bis zu 1000 bar/min. Im Beispiel des Sprengstoffs LX-14 wird ein Maximaldruck
von 3500 bar erreicht. Dieser Druck wird während 1,0 bis 1,5 min gehalten; nach erfolgter
Verdichtung wird der Druck gezielt mit 2000 bar/min wieder abgebaut.
[0038] Diese Art der hydraulischen Verdichtung des Sprengstoffes birgt nur ein minimales
Risiko, trotz dessen hoher Brisanz. Das Verfahren lässt sich zudem hinter gepanzerten
Wänden ausführen, sodass auch ein eventuelles Ereignis nicht zu Personenschäden führen
würde.
[0039] Der verfahrensgemäss eingesetzte Niederdruck-Autoklav, Fig. 3, weist einen Mantel
51 auf, in welchem eine Ringmutter 52 mit Gewinde 54 mittels Drehgriffen 55 eingeschraubt
ist. Die Ringmutter 52 fixiert einen Deckelflansch 56 mit einer peripheren Ringdichtung
58. Ein Haltering 59 mit Spreizring 60 stellt die mechanische Verbindung zwischen
dem Gewindering 52 und dem Deckelflansch 56 her, in welchem Flansch 56 Ventilanschlüsse
61 vorgesehen sind, die mit Bohrungen 62 verbunden ins Innere der Niederdruckkammer
53 führen.
[0040] In dieser Kammer 53 befindet sich das mit einer weiteren Ringdichtung 58 versehene
Kühlelement 67, auf welchem das Pressgut 1 gelagert ist. Das Kühlelement 67 ist durch
einen mit einem weiteren Gewinde 54 versehenen Boden 57 fixiert; in diesem Boden 57
sind Kühlmittelanschlüsse 65 vorgesehen, welche miteinander durch Kühlmittelleitungen
66 verbunden sind. Im weiteren ist im Zentrum des Bodens 57 ein Druckanschluss 63
vorgesehen, welcher über einen Gaseinlass 64 das Druckmedium in die Kammer 53 einführt.
[0041] Als Druckmedium im Niederdruck-Autoklaven 50 eignet sich auch Stickstoffgas. Die
notwendigen bis zu einem Druck von 500 bar arbeitenden Verdichter sind handelsüblich
(Fa. Bauer Kompressoren GmbH, D-8000 München 71; Typ I 25.18 - 75).
[0042] In den nachfolgenden Figuren sind gleiche Funktionsteile mit gleichen Bezugsziffern
versehen.
[0043] Die Pressform 106, Fig. 4, weist eine Rotationsachse A auf. Ein formfester und wärmeableitender
Körper 100 besitzt eine Kegelform und ist in seinem unteren Teil mit einer Wärmekapazität
101 versehen. Der formfeste Körper 100 ist in seinem grössten Randbereich 100' durch
eine elastische Hülle 103 umschlossen, welche ihrerseits an einem metallischen Gehäuse
104 anliegt, welches mehrere Durchlässe 105 aufweist.
[0044] Als untere Stellfläche dient ein Flansch 107 mit einer kegelförmigen Stirnfläche
108, auf welcher ein O-Ring 109 aus synthetischem Gummi aufliegt. Aus dem Flansch
107 ragen im Umfang gleichmässig verteilt drei Führungsbolzen 111 heraus, welche in
Bohrungen 112 der Wärmekapazität 101 geführt sind. Nach unten ragt ein Schraubenbolzen
110, der in seiner Länge derart ausgelegt ist, dass der Körper 100 in seiner Ruhestellung,
d.h. ohne Druckbelastung, den O-Ring 109 nur minimal zusammendrückt, vgl. Pos. I.
Ist dagegen ein Pressdruck vorhanden, so federn der Körper 100, die als Wärmeleiter
dienende Wärmekapazität 101 entsprechend Pos. II ein.
[0045] Die vorstehend beschriebene Pressform 106 wird mit Sprengstoffpulver 102 und/oder
Granulat über das schlauchförmige Ende der elastischen Hülle 103 beschickt und anschliessend
bis auf ca. 20 mm Hg evakuiert und dann durch eine Schlauchbride 113 verschlossen.
Wenn das auf 100 - 120° C vorgewärmte Pressgut in den Autoklaven 30 bzw. 50 unter
Druck gesetzt wird, so verdichtet sich dieses zu einem Pressling 1', dessen endgültige
Form in Fig. 4 gestrichelt eingezeichnet ist.
[0046] Eine andere Pressform 106, Fig. 5, ist in analoger Weise aufgebaut; auf das hier
zylinderförmige Gehäuse 104 ist ein kegeliges Teil 114 aufgesetzt und mittels eines
Verbindungsrings 115, mit Nieten mechanisch kraftschlüssig verbunden. Unten ist das
Gehäuse 104 mittels starrer Ringe 116, 116'mit einem Flansch 107 zusammengefügt.
[0047] Im weiteren befindet sich zur vereinfachten Manipulation am Ende des kegeligen Teils
114 ein Tragbügel 117, auf einem Lagerzapfen 118.
[0048] Die Stellfläche des Flansches 107 ist hier relativ gross ausgebildet, so dass ein
guter Wärmekontakt entsteht und die in der Wärmekapazität 101 bzw. im Körper 100 gespeicherte
Energie rasch auf die Bodenfläche des Autoklaven 50 bzw. 30 abgeführt wird.
Berechnungsbeispiel
[0049] Das Abkühlverhalten einer Präzisionssprengladung lässt sich, insbesondere im Innern
eines im Betrieb befindlichen Hochdruck-Autoklaven nur mit Schwierigkeiten im Experiment
untersuchen.
[0050] Es wurde deshalb mit Hilfe der Methode "finiter Elemente" eine Ladung aus Sprengstoff
des Typs LX-14 mit einer einfachen Geometrie gerechnet (Software Abacus; Handelsmarke
Abaqus Codes der Firma Hibit, Karlsson & Sorenson, Inc., Providence, Rhode Island,
USA).
[0051] Vorgegeben wurde eine zylinderförmige Ladung von 120 mm Länge mit einem Durchmesser
von 50 mm, welche auf einem Zylinder aus Stahl von 60 mm Länge und 60 mm Durchmesser
aufliegt und durch eine Hülle aus synthetischem Gummi von 4,0 mm Dicke abgeschlossen
und welche über den Stahl-Zylinder gestülpt ist.
[0052] Es wurden dabei folgende Annahmen getroffen:
Dichte des Sprengstoffs LX-14: 1,83·10³ kg/m³; Wärmeleitfähigkeit gemäss LLNL Explosives
Handbook, 1985, UCRL - 52'997, S. 6-4; spezifische Wärme LLNL Explosives Handbook,
1985, UCRL - 52'997, S. 6-11.
[0053] Hülle aus synthetischem Gummi (Neopren, Handelsmarke der Firma Du Pont, USA). Dichte
0,9·10³ kg/m³; Wärmeleitfähigkeit 0,15 W/m °K; spezifische Wärme 2,01 kJ/kg °K.
[0054] Stahl: Dichte 7,85·10³ kg/m³; Wärmeleitfähigkeit: 52 W/m °K; spezifische Wärme 0,465
kJ/kg °K.
[0055] Ferner wurde ein Wärmeübergangskoeffizient (Druckmittel/Pressgut) angenommen mit
300 W/m² °K. Die thermischen Anfangsbedingungen sind: Temperatur des Sprengstoffs
(LX-14 Granulat) 100° C, Temperatur Gummi und Stahl: 20° C.
[0056] Sogenannte farbige Konturplots (aus zeichnerischen Gründen nicht dargestellt) weisen
nach 200 sec, eine konzentrische Temperaturverteilung auf. Nach 1000 sec bzw. 2000
sec, hat sich der Bereich höchster Temperatur von aussen nach innen verlagert; das
Abkühlverhalten ist als stetig zu erkennen.
[0057] Etwas anders verhält sich der Temperaturverlauf in radialer Richtung, vgl. Fig. 6a
bis 6c. Hier sind als Folge der vorgegebenen Geometrie leichte Knicke im Temperaturverlauf,
im äusseren Drittel des Radius x zu erkennen. Dabei ist der Radius x auf einen Wert
1,0 normiert, die Temperatur ist im Bereich, Fig. 6a von 24 bis 98° C, Fig. 6b, von
22 bis 70 °C und Fig. 6c von 21 bis 42 °C in der Ordinate t
x aufgezeichnet. Der Kurvenverlauf 200 zeigt den Temperaturverlauf nach 200 sec, der
Kurvenverlauf 1000 den Temperaturverlauf nach 1000 sec und derjenige mit 2000 bezeichnet
den Kurvenverlauf nach 2000 sec, nach dem Einfüllen des Sprengstoffes.
[0058] In gleicher Weise sind die Fig. 7a bis 7c aufgebaut, wobei hier die Abszisse y die
axiale Länge der Ladung, normiert auf 10, darstellt. Die jeweilige Temperatur ist
an der Ordinate t
y ablesbar.
[0059] Die Temperaturverteilungen gemäss Fig. 6a bis 6c bzw. 7a bis 7c zeigen, dass in den
realisierten Abkühlungsintervallen keine Gefahr einer Detonation des Sprengstoffes
aufgrund von Temperaturspannungen besteht. Dies gilt auch, durch praktische Versuche
erhärtet, bei komplexeren geometrischen Formen, so dass das anfänglich als zu gefährlich
betrachtete Verfahren als absolut verantwortbar für eine industrielle Massenfertigung
eingesetzt werden kann.
[0060] An einem praktischen Beispiel des quasi-isostatischen Pressens einer Hohlladung für
einen Gefechtskopf von Kaliber 120 mm, mit 2 kg Masse, erscheint folgender bevorzugter
Verfahrensablauf als zweckmässig:
a) Der in Granulatform vorliegende Sprengstoff wird in einem handelsüblichen Heizschrank
auf 120° C vorgewärmt;
b) Die Pressform 106 mit ihrer elastischen Hülle 103 wird dann durch den Schraubenbolzen
110 an ihrer Basis abgedichtet und mit dem vorgewärmten Sprengstoff gefüllt und anschliessend
mittels einer Labor-Vakuumpumpe auf 10 mbar evakuiert;
c) Sobald sich das Entweichen von Dämpfen bzw. Gasen einstellt, wird der Einfüllstutzen
durch eine Schlauchbride 113 dicht verschlossen und die derart gefüllte Pressform
106 in den mit der auf 95° C vorgewärmten Pressflüssigkeit bereits gefüllten Hochdruckautoklaven
30 eingesetzt;
d) Anschliessend wird der Autoklav 30 bei einem Druckanstieg von 1 kbar/min auf 3500
bar unter Druck gesetzt und
e) während 1 min auf diesem Maximaldruck gehalten.
f) Nach erfolgter Verdichtung wird der Überdruck auf Normaldruck abgebaut bei einem
Druckabfall von 2000 bar/min;
g) Anschliessend wird der Pressling möglichst rasch, innert weniger als 2,5 min, in
den Niederdruckautoklaven 50 umgeladen, dabei darf keine unkontrollierte Abkühlung
des Sprengstoffs entstehen;
h) Innert 1 min wird der Druck im Autoklaven 50 auf 500 bar gesteigert;
i) Der Maximaldruck von 500 bar wird solange gehalten, bis die Temperatur des Presslings
auf Raumtemperatur abgesunken ist. Die Druckhaltezeit beträgt ca. 2 Std. (bei 2 kg
Masse) und bei einem flüssigen Druckmedium.
j) Anschliessend wird der Druck in 10 sec auf Normaldruck abgebaut;
k) Der Pressling kann jetzt eine eventuelle mechanische Nachbearbeitung erfahren und/oder
ist einbaufertig.
[0061] Aus dem unter i) aufgezeigten Abkühlverhalten lässt sich erkennen, dass als Druckmedium
für grössere Massen in erster Linie flüssige Medien mit einer guten Wärmeleitfähigkeit
in Betracht kommen, während kleinere Massen leicht durch ein inertes Gas pressbar
und mit entsprechenden Mitteln abkühlbar sind.
[0062] Bei flüssigen Druckmedien muss gewährleistet sein, dass deren Temperatur, abhängig
vom atmosphärischen Druck, genügend weit unterhalb der Siedetemperatur liegt, und
dass die Bildung von Dampfblasen vermieden wird.
[0063] Die am Beispiel von rotationssymmetrischen Ladungen geführten Überlegungen und Ausführungsvarianten
lassen sich in beschränktem Masse auch auf lineare Schneidladungen und/oder ähnliche
nicht rotationssymmetrische Ladungen übertragen, wobei je nach Konfiguration der Vorteil
eines isostatischen bzw. quasi-isostatischen Druckverlaufs verloren geht. Dies könnte
teilweise durch "Übermasse" wettgemacht werden, d.h. Teile des Presslings, welche
nicht die nötige Homogenität aufweisen, könnten durch eine anschliessende mechanische
Bearbeitung eliminiert werden.
Bezeichnungsliste
[0064]
- 1
- Pressgut
- 1'
- Pressling (in endgültiger Form = Sprengkörper)
- 2
- Tragkorb
- 3
- Verbindungsstreben (oben)
- 4
- Verbindungsstreben (unten)
- 5
- Haltestreben (oben)
- 6
- Haltestreben (unten)
- 7
- Ausnehmung
- 8
- Dichtring (oben)
- 9
- Dichtring (unten)
- 10
- Joch
- 11
- Mittelteil
- 12
- Seitenteil (vorn)
- 13
- Seitenteil (hinten)
- 14
- Schraubverbindung
- 15
- Kraftübertragungsplatte (oben)
- 16
- Kraftübertragungsplatte (unten)
- 17
- Führungssupport
- 18
- Rollen
- 19, 19'
- Auflager
- 20, 20'
- Führungswelle mit Stütze
- 21
- Träger
- 22
- Gestell
- 23
- Streben
- 24
- Nivelierschuhe
- 25
- Bodenplatte
- 26
- Treppe
- 26'
- Podest
- 27
- Seitenwange
- 28, 28'
- Hydraulikzylinder mit Reservoir
- 29
- Gelenkkupplung
- 30
- Hochdruck-Autoklav
- 31
- Äusserer Mantel
- 32
- Innerer Mantel
- 33
- Hochdruckkammer
- 34
- Füllkörper
- 35, 35'
- Bedienungspult mit Stütze (el. Steuerleitungen)
- 36
- Deckelflansch
- 37
- Bodenflansch
- 38
- Hochdruckventile
- 39
- Nockenschiene
- 40
- Endschalter
- 41
- Wassertank (Reservoir)
- 42
- Niederdruck (Füll-) Pumpe
- 43
- Ventileinheit (Block)
- 44
- Stossdämpfer
- 50
- Niederdruck-Autoklav
- 51
- Mantel
- 52
- Ringmutter
- 53
- Niederdruckkammer
- 54
- Gewinde, Schraubverschluss
- 55
- Drehgriffe
- 56
- Deckelflansch
- 57
- Boden
- 58
- Ringdichtungen
- 59
- Haltering
- 60
- Spreitzring
- 61
- Ventilanschlüsse
- 62
- Bohrungen
- 63
- Druckanschlüsse (Gas)
- 64
- Gaseinlass
- 65
- Kühlmittelanschluss
- 66
- Kühlmittelleitungen
- 67
- Kühlelement
- 100
- Formfeste Körper (wärmeableitend)
- 100'
- Grösster Randbereich von 100
- 101
- Wärmeleiter, Wärmekapazität
- 102
- Sprengstoff
- 103
- Elastische Hülle
- 104
- Gehäuse (Metall)
- 105
- Durchlässe (Löcher)
- 106
- Pressform
- 107
- Flansch (Stellfläche)
- 108
- Kegelförmige Stirnfläche von 107
- 109
- 0-Ring, Ringdichtung
- 110
- Schraubenbolzen
- 111
- Führungsbolzen (3 Stück)
- 112
- Bohrung (Führung)
- 113
- Schlauchbride
- 114
- Kegeliges Teil
- 115
- Verbindungsring (mit Nieten)
- 116, 116'
- Starre Ringe
- 117
- Tragbügel
- 118
- Lagerzapfen
- I
- Ausgangslage (vor Pressen)
- II
- Endlage (nach Pressen)
- H
- Horizontal (- Ebene)
- A
- Rotationsachse
- P
- Druck im Hochdruck-Autoklaven
1. Verfahren zum quasi-isostatischen Pressen von Präzisionssprengladungen hoher Dichte
und Homogenität, wobei die Innen- oder Aussenform (100) durch einen formfesten Körper
hoher Oberflächengüte vorgegeben und zumindest partiell rotationssymmetrisch ist und
der eine endliche Steigung relativ zur Rotationsachse (A) aufweist, und wobei in einem
ersten Verfahrensschritt die Innen- oder Aussenform durch eine elastische Hülle (103)
abgegrenzt wird, diese formschlüssig zum grössten Randbereich (100') an der Innen-
oder Aussenform angebracht und mechanisch angepresst wird, so dass eine beschickbare
Pressform (106) entsteht, welche in einem zweiten Verfahrensschritt in deren Hohlraum
mit pulverförmigem oder granuliertem Sprengstoff (102) gefüllt wird und wobei der
Innenraum und der Sprengstoff (102) sowie der Raum ausserhalb der Pressform evakuiert
werden und wobei in einem dritten Verfahrensschritt der Innenraum abgeschlossen und
die gefüllte Pressform (106) in eine Druckkammer (33) eingebracht wird und das Innere
der Druckkammer (33) mit einem Druck (P) beaufschlagt wird, wobei der Druck (P) kontinuierlich
erhöht wird bis zum Erreichen eines durch die in diesem Verfahrensschritt zu erzielende
Dichte und Festigkeit des Sprengstoffs vorgegebenen Wert und wobei anschliessend durch
eine kontinuierliche Druckentlastung die gefüllte Pressform (106) auf den Normaldruck
zurückgeführt wird, dadurch gekennzeichnet, dass im dritten Verfahrensschritt das
Pressgut (1) vorgewärmt wird und in einem Autoklaven (30) einem Druck von 500 bis
5000 bar ausgesetzt wird, während einer Druckhaltezeit von 0,5 bis 5 min und dass
nach einem Druckabbau das Pressgut (1), in einer Abkühlungsphase von 10 bis 180 min
Dauer, diese einem Druck von 50 bis 500 bar ausgesetzt wird, und dass nach einem weiteren
Druckabbau das Pressgut (1) aus dem Autoklaven (30) entfernt wird und der Pressling
(1') zur mechanischen Endbearbeitung und/oder Montage entnommen wird.
2. Verfahren zum quasi-isostatischen Pressen von Präzisionssprengladungen hoher Dichte
und Homogenität, wobei die Innen- oder Aussenform (100) durch einen formfesten Körper
hoher Oberflächengüte vorgegeben und zumindest partiell rotationssymmetrisch ist und
der eine endliche Steigung relativ zur Rotationsachse (A) aufweist, und wobei in einem
ersten Verfahrensschritt die Innen- oder Aussenform durch eine elastische Hülle (103)
abgegrenzt wird, diese formschlüssig zum grössten Randbereich (100') an der Innen-
oder Aussenform angebracht und mechanisch angepresst wird, so dass eine beschickbare
Pressform (106) entsteht, welche in einem zweiten Verfahrensschritt in deren Hohlraum
mit pulverförmigem oder granuliertem Sprengstoff (102) gefüllt wird und wobei der
Innenraum und der Sprengstoff (102) sowie der Raum ausserhalb der Pressform evakuiert
werden und wobei in einem dritten Verfahrensschritt der Innenraum abgeschlossen und
die gefüllte Pressform (106) in eine Druckkammer (33) eingebracht wird und das Innere
der Druckkammer (33) mit einem Druck (P) beaufschlagt wird, wobei der Druck (P) kontinuierlich
erhöht wird bis zum Erreichen eines durch die in diesem Verfahrensschritt zu erzielende
Dichte und Festigkeit des Sprengstoffs vorgegebenen Wert und wobei anschliessend durch
eine kontinuierliche Druckentlastung die gefüllte Pressform (106) auf den Normaldruck
zurückgeführt wird, dadurch gekennzeichnet, dass der dritte Verfahrensschritt in zwei
nacheinander folgende Einzelschritte aufgeteilt wird, wobei in diesem ersten Einzelschritt
das Pressgut (1) vorgewärmt wird und in einem Hochdruck-Autoklaven (30) einem Druck
von bis zu 500 bis 5000 bar ausgesetzt wird, während einer Druckhaltezeit von 0,5
bis 5 min und dass nach einem Druckabbau von 500 bis 10000 bar/min das Pressgut (1)
aus dem Autoklaven entfernt und in einem weiteren Einzelschritt, dieses in einem Niederdruck-Autoklaven
(50), in einer Abkühlungsphase von 10 bis 180 min Dauer, einem Druck von 50 bis 500
bar ausgesetzt wird, und dass nach einem Druckabbau von 1 bis 100 bar/min das Pressgut
(1) aus dem Autoklaven entfernt wird und der Pressling (1') zur mechanischen Endbearbeitung
und/oder Montage entnommen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Pressgut (1) auf
eine Temperatur von 100 bis 120° C, während einem Zeitintervall von 60 bis 600 min
vorgewärmt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass als Druckmedium Wasser
und/oder eine Mischung aus Wasser-Ethylenglykol mit einem Korrosionsschutz bei einer
Temperatur oberhalb der Raumtemperatur und unterhalb der Siedetemperatur in die Druckkammer
(30) eingeführt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass als Druckmedium Gas
in den Niederdruck-Autoklaven (50) eingeführt wird.
6. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 oder 2 mittels einer Pressform
(106), welche einen formfesten Innen- und/oder Aussenkörper (100) hoher Oberflächengüte
enthält und deren Innenraum durch eine elastische Hülle (103) gebildet ist, dadurch
gekennzeichnet, dass im Bereich der Rotationsachse (A) der Pressform (106) zumindest
ein wärmeableitender Dorn (100, 101) und/oder ein Einsatz und/oder ein wärmeaufnehmender
Flansch (107) vorgesehen sind.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass zur Abdichtung des Spaltes
zwischen dem formfesten Körper (100, 100') und der elastischen Hülle (103) eine Ringdichtung
(109) angeordnet ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass der formeste Körper (100)
und sein Wärmeleiter (101) längsbeweglich geführt sind.
9. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
dass im Niederdruck-Autoklaven (50), im Bereich der Auflageflächen der Pressformen
(106) wärmeableitende Mittel (65-67) vorgesehen sind.
10. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die elastische Hülle (103)
von einem starren, flüssigkeitsdurchlässigen Gehäuse (104) umgeben ist.
11. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass das Gehäuse (104) einen
zylindrischen Mantel aufweist, der mit Durchlässen (105) versehen ist.
12. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die wärmeableitenden Mittel
(65-67) ein flüssiges Medium enthalten.
13. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die wärmeableitenden Mittel
ein Peltier-Element enthalten.
14. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
dass der Hochdruck-Autoklav (30) eine Hochdruckkammer (33) aufweist, welche in einem
Joch (10) gelagert und axial gehalten ist.
15. Vorrichtung nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass das Joch (10) in einer
Horizontalebene (H) in Durchlassrichtung verfahrbar angeordnet ist.
16. Vorrichtung nach Anspruch 6 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Niederdruck-Autoklav
(50) als zylindrische Kammer (53) ausgestaltet ist, in deren unteren Stirnseite zumindest
die Durchführung oder Energiezufuhr für die wärmeableitenden Mittel (65-67) vorgesehen
ist.
17. Vorrichtung nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest die obere Stirnseite
als Schraubverschluss (54) ausgebildet ist.