[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum pneumatischen Schußfadeneintrag auf Luftdüsenwebmaschinen,
wonach die Schußfäden vorbestimmter Länge nach dem Freigeben durch einen Fadenstopper
von einer Hauptdüse in den Schußfadeneintragskanal eines Webblattes eingetragen und
durch über die Webbreite angeordnete Stafettendüsen, die den Kopfbereich des jeweiligen
Schußfadens mittels pneumatischen Transportmediums fortschreitend, in der Art eines
Strömungs- oder Transportwanderfeldes beaufschlagen und somit den Schußfaden durch
den Schußfadeneintragskanal mit einer eine Fadenzugkraft aufbauenden Eintragsgeschwindigkeit
transportieren.
[0002] Aus der DE-AS 23 28 135 ist ein Verfahren zum Schußfadeneintrag in das Webfach mittels
eines Fluidstromes bekannt. Das Fluidum entströmt mehreren über die Webbreite angeordneten
Düsen, nachfolgend als Stafettendüsen bezeichnet, wobei die Fluidströme so gesteuert
sind, daß sie im Bereich der Schußfadenspitze den Faden beaufschlagen und den Fadentransport
bewirken. Dieser Bereich wandert synchron mit dem Schußfaden. Die Stafettendüsen werden
verfahrensgemäß mit Druck beaufschlagt, wenn die Schußfadenspitze in ihren Bereich
kommt, und die Stafettendüsen werden nicht mehr mit Druck beaufschlagt, wenn die Schußfadenspitze
ihren Bereich verläßt, mit Ausnahme einer oder mehrerer über die Webbreite verteilter
Stafettendüsen, welche noch nach Vorbeiflug der Schußfadenspitze solange mit Druck
beaufschlagt werden, bis die Schußfadenspitze die Webbreite durchflogen hat. Dieser
Verfahrensablauf führt, wie auch die Praxis zeigt, in der Endphase des Schußfadeneintrags
zu Zugspannungsspitzen im Schußfaden und in deren Folge zum sogenannten Fadenbruch,
d.h. der Schußfaden reißt. Die Ursachen hierfür sind darin zu suchen, daß die Fadeneintragsgeschwindigkeit
auch in der Endphase des Schußeintrages noch relativ hoch ist und am Ende des Schußeintrages
mittels des die Schußfadenlänge begrenzenden Fadenstoppers abrupt auf den Wert Null
gesetzt wird.
[0003] Wird andererseits der Schußfaden nicht mit der erforderlichen Geschwindigkeit eingetragen,
d.h. die die Fadenzugkraft erzeugende Geschwindigkeit (V
L) des Strömungsmittels und die Anzahl der am Schußfadeneintrag beteiligten Stafettendüsen
ist zu gering, ist mit Schlaufenbildung und mit einer geringen Fadenspannung zu rechnen.
[0004] Bekannt ist aus der US-PS 4,759,392 ferner ein Verfahren und eine Vorrichtung zur
Steuerung der Stafettendüsen für den Schußfadeneintrag auf Webmaschinen. Danach soll
der Schußfadeneintrag bei optimaler Nutzung des Luftstromes und minimalem Verbrauch
so perfekt wie möglich erfolgen. Dazu wird vorgeschlagen, daß zunächst erste Stafettendüsen
einer Stafettendüsenreihe derart angesteuert werden, daß ein Basis- oder erster Luftstrom
zum Eintragen des Schußfadens in das Webfach erzeugt wird und daraufhin zweite Stafettendüsen
der Stafettendüsenreihe derart angesteuert werden, daß die letzteren Stafettendüsen
einen zusätzlichen oder zweiten Luftstrom abgeben, welcher die Spannkraft auf den
Schußfaden erzeugt. Dabei besitzt der Luftstrom der ersten Stafettendüsen eine Geschwindigkeit,
die nahezu der programmgemäß vorgegebenen Schußfadeneintragsgeschwindigkeit entspricht.
Der Luftstrom der zweiten Stafettendüsen besitzt eine wesentlich höhere Luftgeschwindigkeit
als die vorgegebene Eintragsgeschwindigkeit.
[0005] Beide aus dem Stand der Technik bekannte Lösungen vernachlässigen den Umstand, daß
das Produkt aus der auf den Schußfaden wirkenden Luftströmungsgeschwindigkeit (V
L) und der Anzahl (n) der Stafettendüsen neben der Geschwindigkeit des Schußfadens
(V
G) und der Fadenmasse (m) einen erheblichen Einfluß auf die Größe der Fadenzugkraft
(F
G) ausübt. Das bedeutet, je größer der Anteil des Produktes (V
L.n) gemäß der Beziehung F
G= f(V
G,m,V
L.n) ist, umso häufiger werden Schußfadenbrüche während des Schußfadeneintrages auftreten.
[0006] Der bekannte Stand der Technik gibt also keinen Hinweis darauf, wie bei optimaler
Nutzung des Eintragfluidums ein einwandfreier Schußfadeneintrag erfolgen kann, ohne
daß Schußfadenbrüche ausgeschlossen oder auf ein Minimum reduziert werden können.
[0007] Es ist deshalb Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zum pneumatischen Schußfadeneintrag
auf Luftdüsenwebmaschinen anzugeben, das bei optimaler Ausnutzung der Schußfadentransportenergie
und unter Nutzung der Massenträgheit oder der Eigendynamik des Schußfadens in der
Endphase des Schußfadeneintrags, vornehmlich in der Schußfadenstreckphase, die Rate
der Schußfadenbrüche auf ein Minimum reduziert ist.
[0008] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, daß der in an sich bekannter Weise
den Schußfaden durch den Schußfadeneintragskanal des Webblattes transportierende Luftstrom
der Stafettendüsen in der Art eines Transportwanderfeldes den Anfangs- oder vorderen
Bereich des Schußfadens beaufschlagt. In der Endphase des Schußfadeneintrags, also
kurz bevor der Schußfaden vollständig in den Eintragskanal eingetragen ist und in
gestreckter Form vorliegt, wird das Fadentransportwanderfeld abgeschaltet. Damit wird
kurzzeitig die die Fadenzugkraft (F
G) beeinflussende Luftströmungsgeschwindigkeit (V
L) reduziert und der Schußfaden nur noch aufgrund der ihm innewohnenden Eigendynamik
weitertransportiert. Der Schußfaden liegt demgemäß in einen relativ ungespannten Zustand
vor. Nach dem Reduzieren der Luftströmungsgeschwindigkeit (V
L) wird ein Schußfadenspannwanderfeld aufgebaut, welches von einer vergleichsweise
geringeren Anzahl von Stafettendüsen erzeugt wird, als sie für das Transportwanderfeld
notwendig ist. Damit wird erneut eine auf den Schußfaden von der ersten Zugkraft (F
G) abweichende oder nicht abweichende Zugkraft aufgebracht. Dem Fachmann ist es nun
überlassen, in Abhängigkeit von den unterschiedlichsten, den Schußfadeneintrag bestimmenden
Parametern das Schußfadenspannwanderfeld ausschließlich im Ausgangsbereich des Schußfadeneintragkanals
oder über die Webbreite aufzubauen. Die Praxis hat allerdings gezeigt, daß es zweckmäßig
ist, das Schußfadenspannwanderfeld in über die Webbreite verteilte Abschnitte von
Wanderfeldern aufzuteilen. Damit wird ein sanftes Spannen des Schußfadens erreicht
und Schußfadenbrüche werden vollständig unterbunden.
[0009] Die Erfindung soll nachstehend anhand eines Ausführungsbeispieles näher erläutert
werden.
[0010] In der Zeichnung zeigen
- Fig. 1
- den bekannten Aufbau eines Schußfadentransportwanderfeldes und
- Fig. 2
- das Schußfadentransportwanderfeld bei reduzierter Luftströmungsgeschwindigkeit in
der Endphase des Schußeintrages mit dem nachgeschalteten Schußfadenspannwanderfeld.
[0011] Mit I bis VI sind in den Figuren 1 und 2 die über die Webbreite der Webmaschine angeordneten
Gruppen von Stafettendüsen bezeichnet.
Die Gruppen I bis VI bilden für die Spitze des Schußfadens 1 das Schußfadentransportwanderfeld
2 aus. Die einzelnen Stafettendüsengruppen sind als Zugdüsen wirksam.
Sobald die Fadenspitze die eine Stafettendüsengruppe z.B. I verlassen hat, wird von
dieser die Luftzufuhr auf den Schußfaden unterbunden und der Transport von der nächst
folgenden Stafettendüsengruppe II übernommen. Den Stafettendüsengruppen I bis VI wird
also stafettenartig ein unter einem vorbestimmten Druck (p) stehendes Transportmedium,
vorzugsweise Luft, über eine allgemein bekannte pneumatische Steuerung zugeführt,
wobei die Luft mit einer vorbestimmten Geschwindigkeit (V
L) aus den einzelnen Düsen jeder zugeschalteten Stafettendüsengruppe strömt und den
Schußfaden 1 durch den hier nicht dargestellten Schußfadeneintragskanal des Webblattes
einer Webmaschine zieht.
[0012] Figur 1 veranschaulicht den bekannten Schußfadentransport durch den Eintragskanal
im Webblatt.
Hier erfolgt der pneumatische Schußfadeneintrag mit nur einem einzigen Wanderfeld,
dem Schußfadentransportwanderfeld 2. Bei diesem Verfahrensablauf werden nacheinander
die Stafettendüsengruppen I bis VI zu- und abgeschaltet.
Der Schußfaden 1, der hier im Diagramm der Figur 1 als Gerade dargestellt ist, kommt
ausgangsseitig des Webblattes im Punkt 3 mit relativ hoher Eintragsgeschwindigkeit
an; dies auch aufgrund der ihm durch die stafettenartige Beschleunigung über die Webbreite
aufgegebenen Eigendynamik.
Ein Strecken des Schußfadens ist durch erneutes Zuschalten von Stafettendüsengruppen
daher nicht erforderlich.
Unterschiedliche Faden- bzw. Garnqualitäten und insbesondere die vorgenannte Eigendynamik
der Schußfäden führen jedoch bei diesem Verfahrensablauf häufig zu sogenannten Schußfadenbrüchen
und daraufhin zum Abschalten der Webmaschine.
[0013] Die aus der Europäischen Patentschrift 0 112 431 bekannte Lösung, wonach wenigstens
eine passierte Stafettendüse vor Schußfadeneintragsende mindestens noch ein weiteres
mal zur Stützung und Gestreckthaltung des Schußfadens wieder eingeschaltet wird, führt
nicht zur Lösung der Aufgabenstellung, wie sie der anmeldungsgemäßen Erfindung zugrunde
liegt.
Wird nämlich die wandernde Druckwelle oder die Luftströmungsgeschwindigkeit des ersten
Wanderfeldes über die Webbreite einerseits konstant hoch gehalten, führt dies zu den
vorgenannten Schußfadenbrüchen oder andererseits konstant niedrig gehalten, um Schußfadenbrüche
zu vermeiden, wird die Eintragszeit des Schußfadens verlängert, was sich dann negativ
auf die Leistungsfähigkeit der Webmaschine auswirkt.
[0014] Alle Lösungsvarianten, wie sie auch in der Europäischen Patentschrift 0 112 431 aufgezeigt
sind, wonach auf das erste Wanderfeld, dem über die Webbreite konstante Schußfadentransportparameter
(Blasdauer und Druckwelle bzw. Luftströmungsgeschwindigkeit) zugrunde liegen, zur
Stützung bzw. Gestreckthaltung des Schußfadens ein Nachlauf-Wanderfeld erzeugt wird,
führen nicht zur Lösung der erfindungsgemäßen Aufgabe.
[0015] In dem Diagramm gem. Figur 2 ist das erfindungsgemäße pneumatische Schußfadeneintragen
dargestellt.
Auf der Abszisse von Figur 2 sind über die Webbreite (x) die Stafettendüsengruppen
I bis VI und auf der Ordinate die Blasdauer (t) aufgetragen.
[0016] Zum Zeitpunkt t₀ wird die Spitze bzw. der vordere Teil des einzutragenden Schußfadens
1 von den ersten wirksamen Stafettendüsen der ersten Stafettendüsengruppe I erfaßt.
Die Blasdauer wird bis zum Zeitpunkt t₁ aufrechterhalten. Vor Abschalten der Gruppe
I wird die Gruppe II zu einem Zeitpunkt t'₁ eingeschaltet, deren Blasdauer bis zu
dem Zeitpunkt t₂ aufrecht erhalten bleibt. Die Gruppe III wird zu dem Zeitpunkt t'₂
eingeschaltet. Bis zur Gruppe IV bleibt die Blasdauer (t) und der zeitliche Rhythmus
des Zu- und Abschaltens der einzelnen Stafettendüsengruppen konstant.
Konstant bleibt bis zu dieser Stafettendüsengruppe auch die Luftströmungsgeschwindigkeit
(V
L) der einzelnen Stafettendüsen der betreffenden Gruppe.
Nach der Stafettendüsengruppe IV sind die verbleibenden Gruppen V bis VI mit einer
im Vergleich zu den vorgenannten Gruppen geringeren Blasdauer (t) und einer verminderten
Luftströmungsgeschwindigkeit (V
Lred.) zugeschaltet.
Der Schußfaden besitzt in diesem Stadium nämlich eine solche Eigendynamik, die es
gestattet, bei verminderter Luftströmungsgeschwindigkeit ohne weiteres den vorgesehenen
Endpunkt 3 im Schußeintragskanal des Webblattes zu erreichen.
[0017] Der Schußfaden 1 liegt damit zumindest innerhalb des Endbereiches des Schußeintragskanals
in einem nicht gestreckten Zustand (in der Figur 2 wellenartig dargestellt und mit
1' bezeichnet) vor.
[0018] Auf das Schußfadentransportwanderfeld 2, dem in der Endphase des Schußfadeneintrags
eine reduzierte Luftströmungsgeschwindigkeit (V
Lred.)zugrunde liegt, wird ein Schußfadenspannwanderfeld 4 wirksam.
Das Schußfadenwanderfeld 4 wird aufgebaut, zu einem Zeitpunkt t₅ nachdem alle oder
nur wenigstens eine Gruppe der Stafettendüsengruppen V bis VI mit reduzierter Luftströmungsgeschwindigkeit
wirksam waren oder vollständig unwirksam sind.
Zweckmäßigerweise wird jedoch das Spannwanderfeld 4 zu dem Zeitpunkt t'₅ aufgebaut,
nachdem die Stafettendüsengruppe V und VI teilweise oder vollständig abgeschaltet
ist.
Das Spannwanderfeld 4 wird nun dadurch aufgebaut, daß z.B. die Stafettendüsen-Gruppe
V und VI entweder wieder stafettenartig oder gleichzeitig zu dem Zeitpunkt t'₅ kurzzeitig
mit Druckluft versorgt wird. Dies führt dazu, daß der ungestreckt im Eintragskanal
vorliegende Schußfaden 1' nunmehr gestreckt wird und an das Gewebe angeschlagen werden
kann. Figur 2 zeigt auch, daß das Schußfadenspannwanderfeld 4 aus Abschnitten von
Spannwanderfeldern, die über die Webbreite (x) verteilt aufgebaut werden können, z.B.
durch gleichzeitiges stafettenartiges oder nicht stafettenartiges Zuschalten der Stafettendüsengruppen
III und VI, bestehen kann.
1. Verfahren zum pneumatischen Schußfadeneintrag auf Luftdüsenwebmaschinen, wonach die
Schußfäden vorbestimmter Länge nach dem Freigeben durch einen Fadenstopper von einer
Hauptdüse in den Schußfadeneintragskanal eines Webblattes eingetragen und durch über
die Webbreite angeordnete Stafettendüsen, die den Kopfbereich des jeweiligen Schußfadens
mittels pneumatischen Transportmediums fortschreitend, in der Art eines Schußfadentransportwanderfeldes
beaufschlagen und somit den Schußfaden durch den Schußfadeneintragskanal mit einer
eine Fadenzugkraft aufbauenden Luftströmungsgeschwindigkeit transportieren und wobei
der Schußfaden vor dem Anschlagen an das Gewebe gestreckt ist, dadurch gekennzeichnet, daß die den Schußfadeneintrag bewirkende Luftströmungsgeschwindigkeit (VL) des Schußfadentransportwanderfeldes in der Endphase des Schußfadeneintrages reduziert
wird und daraufhin durch erneutes Erzeugen der Luftströmungsgeschwindigkeit (VL) ein Schußfadenspannwanderfeld auf dem eingetragenen Schußfaden wirksam wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Reduzieren der Luftströmungsgeschwindigkeit (VL) des Schußfadentransportwanderfeldes durch vollständiges Abschalten der Stafettendüsen
erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Reduzieren der Luftströmungsgeschwindigkeit (VL) des Schußfadentransportwanderfeldes durch teilweises Abschalten der Stafettendüsen
erfolgt.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Schußfadenspannwanderfeld im Endbereich des Schußfadeneintragkanals aufgebaut
wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Schußfadenspannwanderfeld aus Abschnitten von Spannwanderfeldern besteht,
die über die Webbreite verteilt aufgebaut werden.