[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines metallischen Gußkörpers
nach dem Feingußverfahren, insbesondere eines Gußkörpers aus Aluminium oder aus einer
Aluminium-haltigen Legierung, durch Gießen einer Schmelze des Metalls in eine Gießform
aus Keramik mit porösen Wänden und Abkühlen und Erstarren der Schmelze unter Verwendung
eines Kühlmittels.
[0002] Zur Herstellung von Gußkörpern mittels Feingußverfahren wird üblicherweise von dem
zu gießenden Gußkörper ein Wachsmodell gefertigt und darauf aus mehreren Schichten
eine keramische Gießform gebildet, indem das Wachsmodell mehrfach In einen oder in
verschiedene keramische Schlicker eingetaucht wird. Nach dem Ausschmelzen des Wachsmodells
und dem Trocknen und Brennen der so erzeugten, porösen Gießform, wird in diese die
metallische Schmelze vergossen. Dabei sind kompliziert gestaltete Gußkörper herstellbar.
Die Gießformen. die nach dem Erstarren der Gußkörper entfernt und dabei zerstört werden,
sind entsprechend vielgestaltig.
[0003] Aufgrund der relativ schlechten Wärmeleitung der keramischen Gießformen sind die
Erstarrungszeiten für die Metallschmelzen im allgemeinen sehr lang. Durch langsames
Erstarren und Abkühlen entsteht jedoch in Abhängigkeit vom zu vergießenden Metall
ein relativ grobkörniges Gefüge, das Ursache für eine gegenüber Gußkörpern mit feinkörnigem
Gefüge, verminderte mechanische Festigkeit oder Duktilität sein kann.
[0004] Durch ein langsames Erstarren der Schmelze diffundieren auch gasförmige Verunreinigungen,
wie beispielsweise Wasserstoff oder Sauerstoff, in verstärktem Maße sowohl über die
freie Schmelzoberfläche, als auch von den Innenwandungen der Gießform her in die Schmelze.
[0005] Zur Erzeugung einer bevorzugten Erstarrung einer Schmelze in der für die Feingußverfahren
charakteristischen, keramischen, schlecht wärmeleitenden Gießform wird in der DE-OS
36 29 079 ein Verfahren vorgeschlagen, bei dem an den zu kühlenden Stellen taschenförmige
Einsätze in die keramische Gießform eingearbeitet werden, in die vor dem Abguß Stahlkies
als Kühlmittel eingefüllt wird. Der Stahlkies sorgt dabei aufgrund seiner guten Wärmeleitfähigkeit
und seiner Wärmekapazität für eine bevorzugte Abfuhr der durch das Eingießen der Schmelze
eingebrachten Wärme.
[0006] Mit dem bekannten Verfahren sind zwar Gußteile mit Bereichen bevorzugter Erstarrung
herstellbar. Allerdings erwärmt sich der an der Gießform-Wand anliegende Stahlkies
sehr rasch und verliert dadurch im Verlaufe der Abkühlung der Schmelze an Wirksamkeit
im Hinblick auf eine rasche Erstarrung. Dieser Effekt wird noch dadurch verstärkt,
daß sich aufgrund seiner höheren Wärmedehnung der bereits erstarrte, metallische Gußkörper
von der Innenwand der Gießform entfernt und durch den dabei sich bildenden Spalt die
weitere Wärmeableitung weiter verlangsamt wird. Für ein rasches, bevorzugtes Erstarren
größerer Gußkörper oder größerer Bereiche eines Gußkörpers ist das bekannte Verfahren
daher nur beschränkt geeignet. Die Herstellung der mit taschenförmigen Einsätzen versehenen
Gießformen ist zudem sehr aufwendig, kostspielig und die so gestalteten Gießformen
relativ bruchanfällig.
[0007] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein einfaches und kostengünstiges
Verfahren anzugeben, mittels dem durch Beeinflussung des Abkühl- und Erstarrungsverhaltens
der in die Feinguß-Gießform eingegossenen Schmelze eine hohe mechanische Festigkeit
des Gußkörpers erzielt werden kann.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß als Kühlmittel eine die Gießform-Wand
allmählich penetrierende Kühlflüssigkeit eingesetzt wird, deren Siedetemperatur niedriger
als die Eingießtemperatur der Schmelze liegt in die die Gießform von einem Ende aus
beginnend stetig eingetaucht wird, derart; daß die als Grenzfläche zwischen Schmelze
und bereits erstarrtem Metall sich bildende Erstarrungsfront und der Penetrationsbereich,
in dem die Gießform-Wand von der Kühlflüssigkeit über ihre Dicke durchdrungen ist,
sich im wesentlichen in Richtung der freien Schmelzoberfläche bewegen, und daß die
Eintauchgeschwindigkeit der Gießform in die Kühlflüssigkeit, die Dicke und die Porosität
der Gießform-Wand sowie die Viskosität und die Dichte der Kühlflüssigkeit so aufeinander
abgestimmt sind, daß in Bewegungsrichtung der Erstarrungsfront gesehen, der Penetrationsbereich
der Erstarrungsfront nacheilt. Dadurch, daß das Kühlmittel eine die Gießform-Wand
allmählich penetrierende Kühlflüssigkeit enthält, in die die Gießform von einem Ende
aus beginnend stetig eingetaucht wird, wird von dem einen Ende beginnend eine gerichtete
und rasche Erstarrung der Schmelze erreicht. Dies wird dadurch erreicht, daß der in
die Kühlflüssigkeit eintauchende, untere Teil-der auf etwa Schmelztemperatur aufgeheizten
Gießform bevorzugt abgekühlt. Der aus der Kühlflüssigkeit herausragende Teil der Gießform-Wand
kühlt aufgrund der geringen Wärmeleitfähigkeit des keramischen Gießform-Wandmaterials
aber nur langsam ab, so daß im Verlauf des Eintauchens der Gießform die durch das
Eingießen der Schmelze in die Gießform eingebrachte Wärme bevorzugt über das bereits
erstarrte, abgekühlte Metall und den in die Kühlflüssigkeit hineinragenden, bereits
abgekühlten Teil der Wände der Gießform abgeführt wird. Aufgrund dieser gezielten
Wärmeableitung bildet sich zwischen bereits erstarrtem Werkstoff und Schmelze des
Werkstoffes nur eine einzige Erstarrungsfront aus, die sich mit fortschreitender Erstarrung
der Schmelze in Richtung der freien Schmelzoberfläche bewegt. Hierdurch kann eine
gerichtete Erstarrung der gesamten Schmelze erreicht werden. Aus der Veröffentlichung
"Gerichtete Erstarrung, W. Kurz und B. Lux, Z. Metallkunde 63 (1972) 9, Seite 509
bis 515", ist es bekannt, daß eine derartige gerichtete Erstarrung Vorteile hinsichtlich
des Seigerungs-, Ausscheidungs- und Lunkerverhaltens bei gegossenen Körper mit sich
bringen kann. Daneben kann eine gerichtete Erstarrung auch eine Reinigung des Gußkörpers
bewirken, die darin besteht, daß die vom Boden der Gießform in Richtung der freien
Schmelzoberfläche sich bewegende Erstarrungsfront, im erstarrten Werkstoff schwerer
lösliche Fremdstoffe bis zur Schmelzoberfläche vor sich herschiebt, die im Bereich
des Gießtrichters angesammelt werden und die somit das eigentliche Gußteil nicht mehr
beeinflussen können.
[0009] Es wird gleichzeitig sowohl ein Erstarren der Schmelze in gerichteter Art und Weise,
als auch ein möglichst rasches Erstarren angestrebt. Einige Eigenschaften der für
das Feingußverfahren charakteristischen, keramischen, porösen Gießform stehen jedoch
einem raschen Erstarren der Schmelze entgegen. Einerseits wird eine rasche Abkühlung
durch die schlechte Wärmeleitfähigkeit des Gießform-Wand erschwert, andererseits besteht
beim Abkühlen der Schmelze mittels einer Kühlflüssigkeit, in die die Gießform eingetaucht
wird, aufgrund der Porosität der Gießform die Gefahr, daß die Kühlflüssigkeit die
Gießform-Wand durchdringt und mit der Schmelze reagiert. Andererseits wird durch Verwendung
einer Kühlflüssigkeit zum Abführen der durch das Eingießen der Schmelze in die Gießform
eingebrachten Wärme eine gleichmäßige und in etwa gleichbleibende Kühlung der Gießform-Wand
aufgrund des Austausches der Kühlflüssigkeit durch deren Konvektion im Bereich der
Gießform gewährleistet. Ein Teil der Kühlflüssigkeit verdampft dabei, da die Siedetemperatur
der Kühlflüssigkeit unterhalb der Eingießtemperatur der Schmelze liegt. Durch das
Verdampfen eines Teils der Kühlflüssigkeit wird Wärme als Verdampfungswärme von der
Gießform-Wand abgeführt. Dadurch, daß die Kühlflüssigkeit die Gießform-Wand allmählich
penetriert, wird dieser Effekt noch verstärkt, da die Front der siedenden und kühlenden
Kühlflüssigkeit innerhalb der Gießform-Wand sich allmählich in Richtung auf die Schmelze
und den Teil des bereits erstarrten Gußkörpers bewegt und dadurch der bereits penetrierte
Teil der Gießform-Wand zusätzlich gekühlt und die Wärmeableitung begünstigt und die
Erstarrung der Schmelze dadurch beschleunigt wird. Es ist sogar möglich, daß die Kühlflüssigkeit
die Gießform-Wand vollkommen durchdringt und, sofern die Temperatur des erstarrten
Metalls dies zuläßt, als Flüssigkeit mit dem Gußkörper in Kontakt kommt, wodurch der
durch das abkühlende Metall zwischen dem Gußkörper und der Gießform-Innenwand sich
bildende Spalt mindestens teilweise überbrückt werden kann, so daß wiederum eine Verbesserung
der Wärmeübertragung durch die Gießform-Wand nach außen in die Kühlflüssigkeit erzielt
wird.
[0010] Dabei wird dadurch, daß die Eintauchgeschwindigkeit der Gießform in die Kühlflüssigkeit,
die Dicke und die Porosität der Gießform-Wand sowie die Viskosität und die Dichte
der Kühlflüssigkeit so aufeinander abgestimmt sind, daß in Bewegungsrichtung der Erstarrungsfront
gesehen, der Penetrationsbereicht der Erstarrungsfront nacheilt, gewährleistet, daß
die Kühlflüssigkeit nur mit bereits erstarrtem Metall in Berührung kommt. Beim Kontakt
der Kühlflüssigkeit mit noch schmelzflüssigem Metall würde durch die dann einsetzende,
rasche Verdampfung die Oberfläche des erstarrenden Gußkörpers durch Blasenbildung
zerstört. Unter dem Ausdruck Erstarrungsfront wird die Grenzfläche zwischen bereits
vollständig erstarrtem Metall und einem, noch Schmelze enthaltenden Bereich, verstanden.
Je nach den gerade herrschenden Abkühlbedingungen kann die Erstarrungsfront in Richtung
der Schmelzoberfläche oder in die Gegenrichtung gewölbt sein. Dabei ist es jeweils
entscheidend, daß der Penetrationsbereich, in Bewegungsrichtung der Erstarrungsfront
gesehen, unterhalb der Erstarrungsfront, wie sie jeweils im Bereich der Innenwand
der Gießform vorliegt, verläuft.
[0011] Im Sinne des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es gleichgültig, ob die Gießform in
die Kühlflüssigkeit abgesenkt wird, oder ob in kinematischer Umkehr der Kühlflüssigkeits-Spiegel
bei feststehender Gießform stetig angehoben wird. Zum Zwecke einer raschen und gerichteten
Erstarrung von nach dem Feinguß-Verfahren hergestellten Gußkörpern erlaubt das erfindungsgemäße
Verfahren jedoch erstmals die Verwendung einfacher, an für sich bekannter Vorrichtungen
zum Abkühlen von Metallschmelzen durch Eintauchen in eine Kühlflüssigkeit, wie sie
beispielsweise in der DE-OS 33 39 118 beschrieben sind und die dort als Tauchgieß-Vorrichtungen
bezeichnet werden. Mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens sind Gußkörper nach dem
Feingußverfahren herstellbar, die gerichtet und außerdem aufgrund der beschleunigten
Wärmeabfuhr mit einem feinen Korngefüge erstarrt sind und die deshalb eine hohe mechanische
Festigkeit aufweisen.
[0012] Besonders bewährt hat sich ein Verfahren, bei dem als Kühlflüssigkeit ein Gemisch
aus mehreren Flüssigkeiten eingesetzt wird, deren Siedetemperaturen sich voneinander
unterscheiden, mit der Maßgabe, daß die Siedetemperatur der bei niedrigerer Temperatur
siedenden Flüssigkeit unterhalb der Temperatur liegt, bei der eine Zersetzung der
bei höherer Temperatur siedenden Flüssigkeit bzw. Flüssigkeiten stattfindet. Als Gemisch
kann dabei beispielsweise eine Emulsion oder eine vollständige Mischung der Flüssigkeiten
eingesetzt werden. Durch den Anteil an bei niedrigerer Temperatur siedender Flüssigkeit
in der Kühlflüssigkeit wird gewährleistet, daß die Temperatur der Kühlflüssigkeit
nicht über die Siedetemperatur der am niedrigsten siedenden Flüssigkeit hinaus steigen
kann, solange ein Anteil von dieser am niedrigsten siedenden Flüssigkeit in der Kühlflüssigkeit
vorhanden ist. Eine Zersetzung des höher siedenden Anteils am Gemisch der Kühlflüssigkeit
wird dadurch vermieden. Als niedrig siedende Flüssigkeit wird vorteilhafterweise eine
Substanz gewählt, die eine hohe Verdampfungswärme aufweist, während als eine bei höherer
Temperatur siedende Flüssigkeit eine Substanz mit hoher Wärmekapazität geeignet ist.
Es kann vorteilhaft sein, die Kühlflüssigkeit vorzuwärmen, wenn beispielsweise bei
Raumtemperatur ein Bestandteil der Kühlflüssigkeit in fester oder in zähflüssiger
Form vorliegen würde und auch die durch das Eintauchen der heißen Gießform in die
Kühlflüssigkeit eingebrachte Wärme nicht ausreichen würde, den Bestandteil ausreichend
zu verflüssigen.
[0013] Als besonders vorteilhaft hat sich eine Kühlflüssigkeit erwiesen, bei der als eine
bei relativ höherer Temperatur siedende Flüssigkeit eine organische Substanz gewählt
wird, deren Schmelztemperatur unterhalb von 100°C liegt. Durch die Schmelztempeartur
von weniger als 100°C wird ein Aufheizen der Kühlflüssigkeit vor dem Eintauchen der
Gießform überflüssig oder auf relativ niedrige Temperaturen von unterhalb 100°C beschränkt.
Dabei wird einerseits durch den Anteil an Flüssigkeit mit relativ niedrigem Siedepunkt
eine gewisse Wärmeabfuhr aus der Kühlflüssigkeit über die Verdampfungswärme dieser
Flüssigkeit oder dieser Flüssigkeiten sichergestellt und dadurch eine thermische Zersetzung
der organischen Flüssigkeit oder der organischen Flüssigkeiten beim Eintauchen der
auf nahezu Schmelztemperatur aufgeheizten Gießform verhindert, andererseits vermindert
die organische Flüssigkeit die allzu rasche Penetration der niedriger siedenden Flüssigkeiten
durch die Gießform-Wand und deren Reaktion mit dem noch schmelzflüssigen Metall und
damit beispielsweise die Aufnahme von Wasserstoff durch das erstarrende Metall. Vorteilhafterweise
werden als bei höherer Temperatur siedende Flüssigkeiten solche Flüssigkeiten eingesetzt,
die eine relativ hohe Wärmekapazität aufweisen. Als geeignet hierfür haben sich Wachs,
Glykol, Ester und/oder Öl herausgestellt. Aufgrund ihrer zum Teil leichten Entzündbarkeit
werden diese Substanzen unter einer Inertgasatmosphäre eingesetzt. Zweckmäßigeweise
wird dazu das Verfahren in einem unter Inertgas-Überdruck stehenden, geschlossenen
Behälter durchgeführt.
[0014] Es hat sich besonders bewährt, den Anteil der bei niedriger Temperatur siedenden
Flüssigkeit in der Kühlflüssigkeit auf einen Wert zwischen 1 Gew.-% und 50 Gew.-%
einzustellen. Aufgrund seiner relativ hohen Wärmekapazität und seiner einfachen Verfügbarkeit
ist Wasser zur Verwendung als niedrig siedende Flüssigkeit besonders gut geeignet.
[0015] Die Einstellung der Eintauchgeschwindigkeit der Gießform in die Kühlflüssigkeit,
die Dicke der Gießform-Wand und deren Porosität, die Viskosität der Kühlflüssigkeit
und deren Dichte hängen wesentlich von der abzukühlenden Masse des Gußkörpers sowie
der Verteilung der Masse in der Gießform ab. Allgemein gültige Parameter hierfür können
nicht angegeben werden; bevorzugt werden Verfahren, bei denen die Eintauchgeschwindigkeit
der Gießform in die Kühlflüssigkeit auf einen Wert zwischen 10 mm/min und 200 mm/min,
die Dicke der Gießform-Wand etwa gleichmäßig auf einen Wert zwischen 4 mm und 20 mm
und deren Porosität im Bereich zwischen 20 Vol-% und 65 Vol-% eingestellt werden,
die Viskosität der Kühlflüssigkeit beim Eintauchen der Gießform zwischen 1x10⁻³ Pas
und 1x10⁻² Pas beträgt und die mittlere Dichte der Kühlflüssigkeit auf einen Wert
zwischen 0,7 g/cm³ und 1,5 g/cm³ eingestellt wird.
[0016] Es hat sich als günstig erwiesen, die Metall-Schmelze oberhalb des Kühlflüssigkeits-Spiegels
zu beheizen. Dadurch kann der aus der Kühlflüssigkeit herausragende Teil der Gießform
soweit erhitzt werden, daß auch bei ungünstiger Verteilung der Metall-Masse in der
Gießform, beispielsweise bei relativ leicht erstarrenden, dünnwandigen Breichen des
Gußkörpers, die gleichmäßige Erstarrung der Schmelze von unten nach oben und die Ausbildung
weiterer, von der Gießform-Seitenwand ausgehender Erstarrungsfronten verhindert wird.
An den Kreuzungspunkten mehrerer Erstarrungsfronten können Fehlstellen entstehen,
die die mechanische Festigkeit des Gußkörpers herabsetzen können.
[0017] Besonders bewährt hat sich ein Verfahren, bei dem die Kühlflüssigkeit kontinuierlich
und gekühlt zugeführt und kontinuierlich abgeführt wird. Hierdurch kann sowohl eine
in etwa konstante Temperatur als auch eine in etwa gleichbleibende Zusammensetzung
des Kühlflüssigkeits-Bades gewährleistet werden.
[0018] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird folgend
näher erläutert. In der Zeichnung zeigen in schematischer Darstellung im einzelnen
- Figur 1
- eine Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens und
- Figur 2
- einen Ausschnitt durch die Gießform-Wand und den erstarrenden Gußkörper
[0019] In Figur 1 ist die Bezugsziffer 1 einer für das Feingußverfahren charakteristischen,
porösen Gießform zugeordnet, die aus mehreren Übereinanderliegenden, keramischen Schichten
aufgebaut ist. In die Gießform 1 ist eine Schmelze 2 einer untereutektischen Aluminium-Silizium-Magnesium-Legierung
eingefüllt, deren Solidustemperatur bei ca. 570 °C liegt und die ein Gewicht von ca.
2,8 kg aufweist. Die Gießform 1, ist auf einem tellerförmigen Träger 3 angeordnet
und befindet sich zu Beginn des Abkühl-Prozesses innerhalb eines ringförmigen Heizmantels
4 und oberhalb eines Flüssigkeitsspiegels 5 einer Kühlflüssigkeit 6. Die Kühlflüssigkeit
6 befindet sich innerhalb eines Behälters 7 der einen Einlaß 8 und einen Auslaß 9
für die Kühlflüssigkeit 6 und einen Einlaß 10 und einen Auslaß 11 für ein Schutzgas
aufweist und der mit einem Deckel 12 druckdicht verschlossen werden kann. Der tellerförmige
Träger 3 ist mittels einer Kolbenstange 13, die sich durch einen am Boden 14 des Behälters
angeordneten, flüssigkeitsdichten Durchlaß 15 erstreckt, mit einem Absenkzylinder
16 verbunden.
[0020] Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird der Träger 3 mitsamt der darauf
abgestellten, die Schmelze 2 enthaltenden Gießform 1 mit vorgegebener Geschwindigkeit
von 60 mm/min. in die Kühlflüssigkeit 6 abgesenkt. Bei der Kühlflüssigkeit 6 handelt
es sich um 25 l einer Emulsion aus Wachs und aus Wasser, mit einem Wasseranteil von
8,2 Gew.-%. Die Kühlflüssigkeit 6 ist vor dem Gießen der Schmelze 2 auf eine Temperatur
von ca. 90°C aufgeheizt und weist dabei eine Viskosität von ca 5x10⁻² Pas auf. Die
Dichte der Kühlflüssigkeit beträgt ca. 0,99 g/cm³ während die mittlere Dichte der
Gießform inkl. der darin eingegossenen Schmelze ca. 2,15 g/cm³ beträgt. Um das Wachs
der Kühlflüssigkeit 6 vor Reaktion mit Sauerstoff zu schützen, wird der Behälter 7
mit Stickstoff gespült und steht dabei unter einem Überdruck von 3 bar.
[0021] Die Gießform-Wand 17 weist im mittleren eine Porosität von ca. 30 Vol.-% auf. Vor
dem Eingießen der Schmelze wird sie auf annähernd Schmelztemperatur der Aluminium-Legierung
vorgeheizt. Die Gießform-Wand 17 nimmt durch die in die Gießform 1 eingegossene Schmelze
2 annähernd deren Temperatur an. Durch das Absenken der Gießform 1 in die Kühlflüssigkeit
6 verdampft zunächst ein Teil des in der Kühlflüssigkeit 6 vorhandenen Wassers und
entzieht der Gießform-Wand 17 dabei Wärme. Dadurch beginnt die Schmelze 2 vom Boden
18 der Gießform 1 aus zu erstarren. Gleichzeitig penetriert die Kühlflüssigkeit 6
allmählich durch die Gießform-Wand 17 bzw. den Boden 18 der Gießform 1. Zwischen der
Gießform-Außenwand 19 und der Gießform-Innenwand 20 bildet sich dabei ein Konzentrations-Gradient
an Kühlflüssigkeit 6 aus, wie dies in Figur 2 schematisch dargestellt ist. Aufgrund
ihrer relativ geringen Wärmeleitfähigkeit kühlen die oberhalb des Flüssigkeitsspiegels
5 hinausragenden Teile der keramischen Gießform-Wand 17 nur langsam aus, so daß vom
Boden 18 der Gießform 1 beginnend die Schmelze 2 entgegen der Absenkrichtung, die
mit dem Richtungspfeil 22 gekennzeichnet ist, erstarrt. Die dabei sich ausbildende
Grenzfläche zwischen bereits vollständig erstarrtem Gußteil 24 und Schmelze 2 bzw.
noch Schmelze 2 enthaltendem Übergangsbereich 25 bewegt sich dabei unter gerichteter
Erstarrung der gesamten Schmelze 2 als Erstarrungsfront entgegengesetzt zur Absenkrichtung
22 in Richtung der freien Schmelzoberfläche. Ein Übergangsbereich 25, in dem neben
bereits erstarrtem Metall 24 noch Schmelze 2 vorliegt, kann sich beispielsweise ausbilden,
wenn die Zusammensetzung der Legierung nicht einem Eutektikum entspricht. Für den
Fall, wie er in Figur 2 dargestellt ist, daß die Schmelzwärme vorwiegend in Richtung
durch das bereits erstarrte Gußteil 24 und die, in die Kühlflüssigkeit 6 eintauchende
Gießform-Wand 17 abgeführt wird, kann die Erstarrung der Schmelze 2 in der Mitte der
Gießform 1 gegenüber der Erstarrung an der Wand 17 der Gießform 1 sogar vorauseilen,
so daß sich eine entgegen der Absenkrichtung 22 gewölbte Erstarrungsfront 23 ausbilden
kann. Die Kühlflüssigkeit 6, die allmählich unter Ausbildung eines Penetrationsbereiches
26, in dem die Dicke der Gießform-Wand 17 von Kühlflüssigkeit 6 penetriert ist und
der in Figur 2 von dem übrigen Bereich der Gießform-Wand 17 durch eine gestrichelte
Linie abgegrenzt ist, durch die Gießform-Wand 17 hindurchdringt, erreicht bei den
angegebenen Parametern die Gießform-Innenwand 20 erst, nachdem in diesem Bereich der
Innenwand die Schmelze 2 bereits erstarrt ist. Dadurch wird vermieden, daß die Kühlflüssigkeit
6, insbesondere das leicht verdampfende Wasser mit der Schmelze 2 reagiert, da andernfalls
aufgrund der dann einsetzenden raschen Verdampfung, die Oberfläche des Gußteils 24
durch Blasenbildung zerstört würde. Aufgrund der stetigen Wärmeabfuhr über die Verdampfungswärme
des Wasser, wirkt diese bei relativ niedriger Temperatur siedende Flüssigkeit hier
quasi als Kühlmittel für die Kühlflüssigkeit 6 und insbesondere für das Wachs, dessen
Zersetzung dadurch verhindert wird. Andererseits vermag das Wachs aufgrund seiner
hohen Wärmekapazität einen großen Teil der durch die Schmelze 2 in die Kühlflüssigkeit
6 eingebrachten Wärme aufzunehmen und es verhindert gleichzeitig dadurch ein zu rasches
Verdampfen des Wassers und ein zu rasches Penetrieren des niedrigviskosen Wassers
durch die poröse Gießform-Wand 17. Durch die allmähliche Durchdringung der Gießform-Wand
17 mit Kühlflüssigkeit 6 nimmt die Wärmeableitung durch die Gießform-Wand 17 stetig
zu, so daß wiederum sowohl die Erstarrung beschleunigt wird und als auch die gerichtete
Form der Erstarrung unterstützt wird.
[0022] In einem weiteren bevorzugten Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens
wurde in dem geschlossenene Behälter 7 eine Kühlflüssigkeit 6 aus 5 kg Abschrecköl
(Isorapid 455E) gemischt mit 5 Gew.-% Wasser und 10 kg Abschrecköl (Isorapid 221E),
gemischt mit 10 Gew.-% Wasser, eingefüllt und verrührt. Bei einer Temperatur von 20,5°C,
die in diesem Fall auch der Arbeitstemperatur der Kühlflüssigkeit 6 beim Eintauchen
der Gießform 1 entspricht, hat dieses Öl-Wasser-Gemisch eine Viskosität von ca. 7x10⁻³
Pas. Die Dichte beträgt bei dieser Temperatur ca. 0,89 g/cm³.
[0023] In die Kühlflüssigkeit 6 wird mit einer Geschwindigkeit von 50 mm/min eine Gießform
1 eingetaucht, die eine Schmelze 2 einer flüssigen, untereutektischen Aluminium-SlliziumMagnesium-Legierung
mit einem Gewicht von 2,6 kg enthält. Das Gewicht der Gießform 1 beträgt 2,8kg, ihre
Porosität etwa 40 Vol.-% und ihre Dicke 15mm. Beim Eintauchen der Gießform 1 in die
Kühlflüssigkeit 6 erstarrt die Schmelze 2 beschleunigt und zwar in einer gerichteten
Art und Weise.
[0024] Mittels des erfindunggemäßen Verfahrens sind blasenfreie und lunkerfreie Gußkörper
mit einer sehr guten Oberflächenqualität und sehr hohen mechanischen Festigkeiten
erreichbar. In den beiden genannten Fällen wurden Zugfestigkeiten um 360 N/mm² mit
einer Streckgrenze um 300 N/mm² und einer Dehnung von 11% für die ausgewählten untereutektische
Aluminium-Silizium-Magnesium-Legierung ermittelt.
1. Verfahren zur Herstellung eines metallischen Gußkörpers nach dem Feingußverfahren,
insbesondere eines Gußkörpers aus Aluminium oder aus einer Aluminium-haltigen Legierung,
durch Gießen einer Schmelze des Metalls in eine Gießform aus Keramik mit porösen Wänden
und Abkühlen und Erstarren der Schmelze unter Verwendung eines Kühlmittels, dadurch
gekennzeichnet, daß als Kühlmittel (6) eine die Gießform-Wand (17) allmählich penetrierende
Kühlflüssigkeit (6) eingesetzt wird, deren Siedetemperatur niedriger als die Eingießtemperatur
der Schmelze ist und in die die Gießform von einem Ende aus beginnend stetig eingetaucht
wird, derart, daß die als Grenzfläche zwischen Schmelze und bereits erstarrtem Metall
sich bildende Erstarrungsfront und der Penetrationsbereich, in dem die Gießform-Wand
(17) von der Kühlflüssigkeit (6) über ihre Dicke durchdrungen ist, sich im wesentlichen
in Richtung der freien Schmelzoberfläche bewegen, und daß die Eintauchgeschwindigkeit
der Gießform in die Kühlflüssigkeit, die Dicke und die Porosität der Gießform-Wand
(17) sowie die Viskosität und die Dichte der Kühlflüssigkeit (6) so aufeinander abgestimmt
sind, daß in Bewegungsrichtung der Erstarrungsfront gesehen, der Penetrationsbereich
der Erstarrungsfront nacheilt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Kühlflüssigkeit (6) ein
Gemisch aus mehreren Flüssigkeiten eingesetzt wird, deren Siedetemperaturen sich voneinander
unterscheiden, mit der Maßgabe, daß die Siedetemperatur der bei niedrigerer Temperatur
siedenden Flüssigkeit unterhalb der Temperatur liegt, bei der eine Zersetzung der
bei höherer Temperatur siedenden Flüssigkeit bzw. Flüssigkeiten stattfindet.
3. Verfahren Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die bei höherer Temperatur siedende
Flüssigkeit eine organische Substanz enthält, deren Schmelztemperatur unterhalb von
100°C liegt.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Kühlflüssigkeit (6) Wachs,
Glykol, Ester und/oder Öl enthält.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß die Kühlflüssigkeit (6) eine bei relativ niedriger Temperatur, vorzugsweise bei
nicht mehr als 100°C, siedende Flüssigkeit mit einem Anteil zwischen 1 Gew.-% bis
50 Gew.-% enthält.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß als bei relativ niedriger Temperatur
siedende Flüssigkeit Wasser eingesetzt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Eintauchgeschwindigkeit
der Gießform (1) in die Kühlflüssigkeit (6) auf einen Wert zwischen 10 mm/min und
200 mm/min, die Dicke der Gießform-Wand (17) etwa gleichmäßig auf einen Wert zwischen
4 mm und 20 mm und deren Porosität im Bereich zwischen 20 Vol-% und 65 Vol-% eingestellt
werden, die Viskosität der Kühlflüssigkeit (6) beim Eintauchen der Gießform (1) zwischen
1x10⁻³ Pas und 1x10⁻² Pas beträgt und die Dichte der Kühlflüssigkeit (6) auf einen
Wert zwischen 0,7 g/cm³ und 1,5 g/cm³ eingestellt wird.
8. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß die Schmelze (2) oberhalb des Kühlflüssigkeits-Spiegels (5) beheizt wird.
9. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß die Kühlflüssigkeit (6) kontinuierlich und gekühlt zugeführt und kontinuierlich
abgeführt wird.