[0001] Die Erfindung betrifft ein Walzwerk für Draht oder Stabstahl mit einer kontinuierlichen
Feinstahl- oder Drahstraße, umfassend eine ein- oder mehradrige Vorstraße mit Pilotgerüst,
mindestens eine diesem nachgeordnete einadrige, eine Kühlstrecke mit anschließender
Ausgleichsstrecke und eine Zwischengerüstgruppe aufweisende Zwischenstraße sowie eine
dieser nachgeordnete Fertigstraße mit einadriger Fertiggerüstgruppe.
[0002] Bei modernen Draht- und Stabstahlstraßen mit großen Anstichquerschnitten vergrößern
sich, auch bei hohen Endwalzgeschwindigkeiten, die durch ungleichmäßige Temperaturverteilung
über die Stablänge und den Stabquerschnitt resultierenden Probleme. Bei mehradrigen
Straßen werden zusätzlich pendelnde Fertiggeschwindigkeiten beobachtet. Diese resultieren
aus den unterschiedlichen Walzgutquerschnitten im mehradrigen Bereich der Straße,
die zu einer schnellen Geschwindigkeitsregelung der hinter dem Pilotgerüst angeordneten
Anlagenteile führen. Die sich hieraus ergebenden Schwierigkeiten können so groß werden,
daß letztlich die Fertigwalzgeschwindigkeit reduziert werden muß. Beispielweise schwankt
bei dem aus dem Pilotgerüst austretenden Walzgut dessen Querschnitt infolge des unvermeidlichen
Längszuges zwischen den davorliegenden Gerüsten, wobei die auftretenden Querschnittsdifferenzen
zwischen einem minimalen und einem maximalen Wert im Bereich von ca. 5 % liegen können.
Diese Querschnittsdifferenzen werden dann in der nachgeordneten einadrigen Zwischenstraße
weitgehend ausgeglichen. Dies führt jedoch zu Geschwindigkeitsunterschieden, die bei
hohen Fertigwalzgeschwindigkeiten so groß werden können, daß diese reduziert werden
müssen, um Störungen zu vermeiden.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Walzwerk für Draht oder Stabstahl der
eingangs genannten Art dahingehend zu verbessern, daß die vorgenannten Schwierigkeiten
und technischen Grenzen, hervorgerufen durch ungleichmäßige Temperaturverteilung über
die Stablänge und den Stabquerschnitt sowie die daraus resultierenden Folgen wechselnder
Fertiggeschwindigkeiten überwunden und auf einfache Art ausgeglichen werden.
[0004] Die Lösung der Aufgabe gelingt mit der Erfindung bei einem Walzwerk der im Oberbegriff
von Anspruch 1 genannten Art dadurch, daß zwischen dem Pilotgerüst und der Zwischengerüstgruppe
eine erste Ausgleichsstrecke mit einer durch einen ersten horizontalen Schlingenbildner
geführten 180
o-Schlinge des Walzgutes und zwischen der Zwischengerüstgruppe und der Fertiggerüstgruppe
eine zweite Ausgleichsstrecke mit einer durch einen zweiten horizontalen Schlingenbildner
geführten 180
o-Schlinge des Walzgutes angeordnet ist.
[0005] Mit Vorteil wird durch die Erfindung mit der Bildung von horizontalen Schlingen erreicht,
daß die Lauflänge des Walzgutes bei unveränderter räumlicher Entfernung zwischen Vorstraße
und Fertigstraße mehr als verdoppelt und fallweise verdreifacht wird. Auf diese Weise
kann ohne Vergrößerung der Hallenlänge die Lauflänge zwischen Vorstraße und Fertigstraße
und damit diese Strecke so groß gewählt werden, daß bei der dadurch verlängerten Laufzeit
des Walzgutes ein zufriedenstellender Temperaturausgleich zwischen Kern und Oberfläche
auch bei Einsatz eines Wasserkastens in der Ausgleichsstrecke erzielt wird. In gleicher
Weise trifft die Verlängerung der Lauflänge durch Bildung einer horizontalen 180
o-Schlinge auch auf die Strecke zwischen der Zwischengerüstgruppe und der Fertigstraße
zu, wodurch sichergestellt wird, daß durch die mögliche Temperaturregelung des Walzgutes
mittels des Wasserkastens dieses mit gleichmäßiger Temperatur sowohl über die Stablänge
als auch über den Stabquerschnitt in die Fertiggerüstgruppe einläuft. Bei entsprechend
gewählten Abständen innerhalb der Schlingen- bzw. von Schlingenbildner zu Schlingenbildner
ist infolge der damit erzielbaren Laufzeitverlängerung eine vollkommene Rekristallisation
des Walgutes ohne Schwierigkeiten erreichbar.
[0006] Wegen der großen Lauflängenkapazität der 180
o-Schlingen ist es möglich, die Geschwindigkeit der Fertiggerüstgruppe über einen Stabdurchlauf
konstant zu halten. Dabei werden die vorstehend geschilderten Schwierigkeiten bei
mehradrigen Straßen und insbesondere die am Auslauf aus den Fertiggerüsten zu beobachtenden
Probleme verringert. Mehradrige Straßen können nach der Erfindung wie einadrige betrieben
werden, und die Endgeschwindigkeit kann gesteigert werden, ohne daß hierdurch die
Störrate ansteigt.
[0007] Ausgestaltungen der Erfindungen sind entsprechend den Unteransprüchen vorgesehen.
Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachstehenden
Erläuterung eines in der Zeichnung schematisch dargestellten Ausführungsbeispieles.
Bei diesem verläßt das Walzgut (30, 30a) das Pilotgerüst (2) der Vorstraße (1). Sein
Querschnitt schwankt infolge des unvermeidlichen längszuges zwischen den davorliegenden
Gerüsten der Vorstraße (1) sowie des Pilotgerüstes (2) in einem Bereich von ca. 5%.
Weil diese Querschnittsunterschiede in der nachgeordneten einadrigen Zwischenstraße
(5) durch die Zwischengerüstgruppe (3) ausgeglichen werden, führt dies zu Geschwindigkeitsunterschieden.
Diese werden nunmehr in der ersten 180
o-Schlinge (25), welche erfindungsgemäß der Zwischengerüstgruppe (3) vorgeschaltet
ist, innerhalb der dadurch verlängerten ersten Ausgleichsstrecke (10) ausgeglichen.
Zum Ausgleich ist der erste Schlingenbildner (20) in Richtung des Pfeiles (22) auf
Schienen verschiebbar angeordnet und mit Antriebsmitteln zum Verschieben ausgestattet.
Das im einzelnen nicht dargestellte Antriebsmittel ist beispielsweise mit einer pneumatischen
Kolben-Zylinder-Einheit ausgebildet, dessen Hublänge (22) etwa einen Meter betragen
kann.
[0008] Die noch verbleibenden Querschnittsunterschiede des aus der Zwischengerüstgruppe
(3) austretenden Walzgutes werden in der anschließenden Fertiggerüstgruppe (4) der
Fertigstraße (6) ausgeglichen. Dies führt zu weiteren Geschwindigkeitsunterschieden,
welche nunmehr erfindungsgemäß mit der zweiten 180
o-Schlinge (26) mit der dadurch gebildeten zweiten Ausgleichsstrecke (11) kompensiert
werden.
[0009] Dabei wird die Lauflänge des Walzgutes (30) zwischen dem Pilotgerüst (2) und der
Fertigstraße (6) nahezu verdreifacht, indem das Walzgut (30) den größten Teil dieser
Strecke einmal in Richtung der Pfeile (31) entsprechend der Darstellung in der Zeichnung
von rechts nach links und nach Umlenkung im ersten Schlingenbildner (20) um 180
o entsprechend dem Pfeil (32) nochmals von links nach rechts und sodann zum dritten
Mal, wiederum nach erfolgter Umlenkung im zweiten Schlingenbildner (21) um 180
o, entsprechend dem Pfeil (33) zum dritten Mal durchläuft. Dabei ergibt sich eine erste
Ausgleichsstrecke (10) und eine dieser nachgeordnete zweite Ausgleichsstrecke (11).
Eine Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, daß dem Pilotgerüst (2) in der von der
ersten 180
o-Schlinge (25) gebildeten Ausgleichsstrecke (10) wenigstens ein Wasserkasten (12)
nachgeordnet ist, mit dem eine Temperaturregelung des Walzgutes erfolgen kann.
[0010] In der nunmehr durch die Schlinge (25) innerhalb der ersten Ausgleichsstrecke sich
ergebenden vergleichsweise großen Lauflänge kann sich ein Temperaturausgleich zwischen
Kern und Oberfläche des Walzgutes einstellen. Die Durchlaufstrecke zwischen dem Pilotgerüst
(2) und der Fertiggerüstgruppe (4) der Fertigstraße (6) ist infolge Anordnung der
beiden Schlingen (25) und (26) so groß, daß nunmehr das Walzgut mit gleichmäßigerer
Temperatur sowohl über die Stablänge als auch über den Stabquerschnitt in die Fertiggerüstgruppe
(4) einläuft. Wegen der Ausgleichs-Kapazität der 180
o-Schlingen infolge Verfahrbarkeit (22) der Schlingenbildner (20, 21) ist es möglich,
die Geschwindigkeit der Fertiggerüstgruppe über einen Stabdurchlauf konstant zu halten.
[0011] Eine weitere Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, daß der Zwischengerüstgruppe
(3) innerhalb der von der zweiten 180
o-Schlinge (26) gebildeten Ausgleichsstrecke (11) wenigstens ein Wasserkasten (13)
nachgeordnet ist. Dabei ist diesem Wasserkasten (13) noch eine genügend lange Laufstrecke
bis zum Einlauf in das Fertiggerüst (4) der Fertigstraße (6) nachgeordnet, so daß
der erforderliche Temperaturausgleich zwischen Kern und Oberfläche des Walzgutes gewährleistet
ist.
[0012] Eine besonders zweckmäßige Anordnung ergibt sich dadurch, daß die Zwischengerüstgruppe
(3), die Schlingenbildner (20, 21) und die zwischen diesen sich erstreckenden 180
o-Schlingen (25, 26) seitlich versetzt neben der die Vorstraße (1) und die Fertigstraße
(4) verbindenden Produktionslinie (x-x) angeordnet sind.
[0013] Dadurch, daß die beiden Schlingenbildner (20, 21) in antipodischer Position, dabei
der erste Schlingenbildner (20) eine vrgleichsweise kurze Strecke vor der Fertiggerüstgruppe
(4) und der zweite Schlingenbildner (21) eine vergleichweise kurze Strecke nach dem
Pilotgerüst (2), jeweils neben diesen nach außen versetzt angeordnet sind, ergibt
sich eine optimale Nutzung der Raumverhältnisse bei unveränderter Länge der Produktionshalle.
[0014] Eine entsprechend der zeichnerischen Darstellung sehr vorteilhafte Anordnung ergibt
sich bei einer zweiadrigen Vorstraße (1) nach der Erfindung dadurch, daß der Vorstraße
(1) in spiegelbildlicher Parallel-Anordnung je zwei einadrige Zwischenstraßen (5,
5a) und Fertigstraßen (4, 4a) nachgeordnet sind und jede Zwischenstraße (5, 5a) mit
zwei 180
o-Schlingen (25, 25a; 26, 26a) ausgebildete Ausgleichsstrecken (10, 10a) bzw. (11,
11a) aufweist.
[0015] Dabei kann auch das letzte Vorstraßengerüst als Pilotgerüst ausgebildet sein und
zugleich können die beiden Fertigstraßen (6, 6a) als Festgerüste mit konstanter Geschwindigkeit
arbeiten, wobei alle Geschwindigkeitsunterschiede, insbesondere infolge von Querschnittsschwankungen
im Pilotgerüst und die dadurch verursachten Walzgut-Längenunterschiede in den 180
o-Schlingentischen (25, 26, 25a, 26a) aufgefangen werden.
1. Walzwerk für Draht oder Stabstahl mit einer kontinuierlichen Feinstahl- oder Drahtstraße,
umfassend eine ein- oder mehradrige Vorstraße mit Pilotgerüst, mindestens eine diesem
nachgeordnete einadrige, eine Kühlstrecke mit anschließender Ausgleichsstrecke und
eine Zwischengerüstgruppe aufweisende Zwischenstraße sowie eine dieser nachgeordnete
Fertigstraße mit einadriger Fertiggerüstgruppe, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen
dem Pilotgerüst (2) und der Zwischengerüstgruppe (3) eine erste Ausgleichsstrecke
(1) mit einer durch einen ersten horizontalen Schlingenbildner (20) geführten 180o-Schlinge (25) des Walzgutes und zwischen der Zwischengerüstgruppe (3) und der Fertiggerüstgruppe
(4) eine zweite Ausgleichsstrecke (11) mit einer durch einen zweiten horizontalen
Schlingenbildner (21) geführten 180o-Schlinge (26) des Walzgutes angeordnet ist.
2. Walzwerk nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß dem Pilotgerüst (2) in der von
der ersten 180o-Schlinge (25) gebildeten Ausgleichsstrecke (10) wenigstens ein Wasserkasten (12)
nachgeordnet ist.
3. Walzwerk nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Zwischengerüstgruppe
(3) innerhalb der von der zweiten 180o-Schlinge (26) gebildeten Ausgleichsstrecke (11) wenigstens ein Wasserkasten (13)
nachgeordnet ist.
4. Walzwerk nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
die Zwischengerüstgruppe (3), die Schlingenbildner (20, 21) und die zwischen diesen
sich erstreckenden 180o-Schlingen (25, 26) seitlich versetzt neben der die Vorstraße (1) und die Fertigstraße
(4) verbindenden Produktionslinie (x-x) angeordnet sind.
5. Walzwerk nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß
die beiden Schlingenbildner (20, 21) in antipodischer Position, dabei der erste Schlingenbildner
(20) eine vergleichsweise kurze Strecke vor der Fertiggerüstgruppe (4) und der zweite
Schlingenbildner (21) eine vergleichsweise kurze Strecke nach dem Pilotgerüst (2),
jeweils neben diesen nach außen versetzt, angeordnet sind.
6. Walzwerk nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, mit einer zweiadrigen Vorstraße
(1), dadurch gekennzeichnet, daß dieser in spiegelbildlicher Parallel-Anordnung je
zwei einadrige Zwischenstraßen (5, 5a) und Fertigstraßen (4, 4a) nachgeordnet sind
und jede Zwischenstraße (5, 5a) zwei mit 180o-Schlingen (25, 26) ausgebildete Ausgleichsstrecken (10, 11) aufweist.
7. Walzwerk nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, mit einer zweiadrigen Vorstraße
(1), dadurch gekennzeichnet, daß das letzte Vorstraßengerüst als Pilotgerüst ausgebildet
ist und zugleich die beiden Fertigstraßen (6, 6a) als Festgerüste mit konstanter Geschwindigkeit
arbeiten, wobei alle Geschwindigkeitsunterschiede, insbesondere infolge von Querschnittsschwankungen
im Pilotgerüst und die dadurch verursachten Walzgut-Längenunterschiede in den 180o-Schlingentischen (25, 26, 25a, 26a) aufgefangen werden.