[0001] Die Erfindung betrifft eine Oberflächenschutzschicht mit hoher Verschleißfestigkeit
und zugleich hochwertigen Korrosionsschutzeigenschaften sowie zugehörige Herstellungsverfahren.
[0002] Ein Hauptziel der Herstellung von Oberflächenschichten auf metallischen Werkstücken
besteht darin, die mechanische Verschleißfestigkeit von Werkstücken, z.B. von mit
Reibung beaufschlagten Wellen, zu erhöhen. Das Aufbringen solcher verschleißfester
Schichten wird heute vielfach mit thermischen Spritzverfahren, wie dem autogenen Flammspritzen
und Hochgeschwindigkeits-Flammspritzen, dem Lichtbogen- und Plasmaspritzen, dem Detonationsspritzen
und dem Laserspritzen in sehr guten Qualitäten bewerkstelligt (siehe Jahrbuch Oberflächentechnik,
Bd.48, Artikel"Thermisches Spritzen - Fakten und Stand der Technik" v. P.Heinrich).
Gängige, verschleißfeste Schichten liefernde Materialien sind dabei einerseits Reinmaterialien,
wie beispielsweise Molybdän und Mangan, Legierungsmaterialien, wie z.B. Chromstähle
und weiters aus mehreren Materialien zusammengesetzte oder Verbundspritzmaterialien,
wie beispielsweise in Cobalt eingeschlossene Wolframcarbide.
[0003] Alle diese Spritzmaterialien können als Pulver oder draht- oder stabförmig zur Anwendung
kommen. Beim Auftragvorgang selbst wird der jeweilige Spritzwerkstoff partikelweise
mit einem Gasstrom mit hoher Geschwindigkeit auf die zu beschichtende Obefläche aufgebracht,
wobei ein Aufschmelzen oder zumindest ein Anschmelzen dieser Partikel auf dem Transportweg
erfolgt, welches durch die jeweilige Energiezufuhr - Brenngas, Licht- oder Plasmalichtbogen,...-
bewirkt wird.
[0004] Eine spezielle Variante beim Erzeugen von Oberflächenschichten durch thermische Spritzmethoden
besteht darin, daß nach dem eigentlichen Aufspritzvorgang ein Einschmelzvorgang nachgeschaltet
ist, also ein zweiter Verfahrensschritt, der mit einer zweiten Erwärmung der aufgebrachten
Schicht verbunden ist, wodurch Schichten mit höherer Haftfähigkeit, Dichtigkeit aber
mit einer zusätzlichen thermischen Belastung des jeweiligen Bauteils entstehen.
[0005] In Zusammenhang mit den nun geschilderten Auftragsverfahren und den erzeugbaren,
verschleißfesten Oberflächenschichten bestehen jedoch Defizite, wenn neben Eigenschaft
"Verschleißfestigkeit" eine weitere Anforderung, nämlich die Korrosionsschutzfähigkeit,
verlangt wird. Bei bekannten Verschleißschutzschichten besteht nämlich der Nachteil,
daß diese Schichten wegen ihres porösen Aufbaus nicht gas- und flüssigkeitsdicht sind
und folglich deren Untergrund nicht vor Korrosion geschützt ist.
[0006] Die Aufgabenstellung vorliegender Erfindung besteht daher darin, eine Oberflächenschutzschicht
anzugeben, die sowohl hohen Anforderungen an Verschleißfestigkeit als auch an Korrosionsschutz
genügt. Ebenso ist ein zugehöriges Herstellungsverfahren anzugeben.
[0007] Diese Aufgabe wird durch eine Oberflächenschutzschicht gelöst, die eine auf dem jeweiligen
Bauteilwerkstoff unmittelbar aufsitzende, dem Korrosionsschutz dienende Unterschicht
aufweist und darauf eine aus einem verschleißfesten Werkstoff bestehende Oberschicht
besitzt.
[0008] Mit Vorteil besteht die Unterschicht aus einem niedrigschmelzenden, metallischen
Material, vorzugsweise aus Nickel-Zinn, Kupfer-Zinn, Nickel-Phosphor oder Blei. Für
die Oberschicht eignen sich besonders die mit thermischen Spritzverfahren vorteilhaft
auftragbaren Materialien wie Chromstahl, Molybdän, Mangan, oxidkeramische Materialien
oder Karbide, Oxide oder andere Hartstoffe enthaltende Materialien, (z.B. auch sogenannte
Cermets). Ein Schichtauftrag im Wege des Schweißens ist prinzipiell ebenso möglich
(siehe z.B. DE-OS 40 08 091).
[0009] Derartige Doppelschichten haben sich in einer Vielzahl von Versuchen und einschlägigen
Prüfungen, z.B. dem Kesternich-Test oder dem Salzsprühtest, als besonders korrosionsschützend
und gleichzeitig ausgezeichnet verschleißfest erwiesen. Die insbesondere nach hoher
Dichtigkeit gegen Flüssigkeiten und Gasen auszuwählenden Unterschichtsmaterialien
sorgen hierbei für den Korrosionsschutz des Substratmaterials, während andererseits
die anzuwendenden Oberschichten für die gewünschte Verschleißfestgkeit zu sorgen haben.
Bei den erfindungsgemäßen Schichten wird darüber hinaus auch die mechanische Verbindung
und Haftung zwischen den beiden Schichten allen Anforderungen gerecht. Weitere positive
Eigenschaften einer erfindungsgemäßen Oberflächenschicht bestehen in einer guten Haftung
auch im Bereich von Werkstückkanten sowie in einer geringen Oberflächenrauhigkeit.
[0010] Ein geeignetes Verfahren zur Herstellung einer solchen zweilagigen Oberflächenschutzschicht
besteht darin, daß sowohl die Unterschicht als auch die Oberschicht mit einem thermischen
Spritzverfahren, vorzugsweise dem Flammspritzen oder dem Hochgeschwindigkeits-Flammspritzen,
erzeugt wird.
[0011] Ein weiteres vorteilhaftes Herstellungsverfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß
die auf ein Bauteil zunächst aufzubringende Unterschicht durch chemisches oder elektrolytisches
Abscheiden aufgebracht wird, während die Oberschicht anschließend wiederum mit einem
thermischen Spritzverfahren, vorzugsweise dem Hochgeschwindigkeits-Flammspritzen,
erzeugt wird.
[0012] Die Erzeugung von erfindungsgemäßen Oberflächenschichten wird im folgenden beispielhaft
näher erläutert.
[0013] Das Aufbringen der Unterschicht kann in einer ersten Variante mit Vorteil durch eines
der thermischen Spritzverfahren (Flammspritzen, Plasmaspritzen, Lichtbogenspritzen,
Detonationsspritzen, Laserspritzen) erfolgen. Hierbei sind die beiden Flammspritzmethoden,
nämlich das Flammspritzen und das Hochgeschwindigkeits-Flammspritzen, im Kalkül zwischen
Kostenaufwand und anzustrebender Qualität, besonders vorteilhaft. Dabei gelangen -
entsprechend den auszubildenden Schichten - die entsprechenden Spritzmaterialien,
also z.B. eine Ni-Sn-Legierung oder eine Cu-Sn-Legierung, zur Anwendung. Es ist auch
möglich, ein Verbundpulver anzuwenden, d.h. ein Spritzmaterial, in dem die Metalle,
die die gewünschte Schicht in Form einer Legierung bilden sollen, elementar enthalten
sind. Ebenso ist auch ein Pulvergemisch aus den Komponenten der zu bildenden Legierung
anwendbar. Bei den Verbundpulvern und den Pulvergemischen erfolgt die Legierungsbildung
entweder beim Spritzvorgang selbst, oder sie kann durch eine geeignete, nachfolgende
Wärmebehandlung in einem Ofen oder mit einer Flamme bewirkt werden.
[0014] Die weiteren Möglichkeiten zum Aufbringen einer Unterschicht bestehen im elektrolytischen
Aufbringen oder chemischen Abscheiden von entsprechenden Materialien auf das jeweilige
Bauteil (chemisches Abscheiden heißt: auf ein oberflächenaktiviertes Bauteil wird
aus einer Lösung Material niedergeschlagen).
[0015] Dabei kann die Bildung der Unterschicht im Falle von Legierungsmaterialien unmittelbar
durch die Abscheidung der jeweiligen Legierung erfolgen, oder es werden die die gewünschte
Legierung bildenden Materialien in zwei aufeinanderfolgenden Schritten und Schichten
nacheinander aufgebracht und die Legierung wiederum durch eine thermische Nachbehandlung
mit einer Flamme oder in einem Ofen (wie oben!) erzeugt.
[0016] Nach dem Aufbringen der Unterschicht nach einer der beschriebenen Methoden erfolgt
das Auftragen der verschleißfesten Oberschicht. Diese wird mit Vorteil aus Chromstahl,
Molybdän, Mangan, oxidkeramischen Materialien oder Karbide, Oxide oder andere Hartstoffe
enthaltende Materialien gebildet, wobei insbesondere auch die aus Metall-Keramik-Verbindungen
bestehenden, ebenfalls Hartstoffe enthaltenden Cermets anwendbar sind. Das jeweils
am besten geeignete Material kann dabei abhängig vom jeweiligen Anwendungsfall ausgewählt
werden. Der Schichtauftrag erfolgt sehr günstig mit einem der bekannten thermischen
Spritzverfahren (Flammspritzen,..., Plasmaspritzen, etc. ...), wobei vor allem das
Hochgeschwindigkeits-Flammspritzen als vorteilhaft einzustufen ist, da mit diesem
Verfahren mit vertretbarem Investitionsaufwand Schichten in gewünschter, hochwertiger
Qualität, nämlich insbesondere sehr kompakte und abriebfeste Schichten, herstellbar
sind.
[0017] Weitere geeignete Verschleißschichten sind sogenannte Dispersionsschichten, bei denen
die Hartstoffe in eine, aus dem korrosionsbeständigen Unterschichtmaterial bestehende
Matrix eingebettet sind. Derartige Schichten lassen sich wiederum durch thermisches
Spritzen erzeugen, wobei
- ein Pulvergemisch oder ein agglomeriertes Pulver verwendet wird, dessen Komponenten
aus Hartstoff oder Hartlegierung und korrossionsbeständigem Material bestehen, oder
- ein ummanteltes Pulver verwendet wird,bei dem die einzelnen Partikel des Hartstoffs
oder der Hartlegierung elektrolytisch mit korrosionsbeständigem Material beschichtet
sind.
[0018] Die verschiedenen Möglichkeiten, eine erfindungsgemäße Doppelschicht herzustellen,
sind in der anhängenden Graphik nochmals gezeigt. Bei der Durchführung der einzelnen
Auftragsschritte mit den verschiedenen Methoden wird die jeweilige Methode in der
jeweils üblichen Weise mit Abstimmung auf das aufzutragende Material angewendet. Es
sind also keine besonderen Verfahrensabwandlungen notwendig, um die erfindungsgemäßen
Ober- oder Unterschichten zu erzeugen.
[0019] Die erfindungsgemäßen Schutzschichten eignen sich vor allem für Bauteile, die hohen
Anforderungen sowohl hinsichtlich Korrosion als auch hinsichtlich Abrieb ausgesetzt
sind. Beispielsweise sind dies Teile, die in chemischen Anlagen oder Apparaturen in
aggresiver Umgebungen zur Anwendung kommen, oder auch Teile, die in Meerwasser eingesetzt
werden. Die erfindungsgemäßen Oberflächenschutzschichten besitzen jedenfalls sowohl
hinsichtlich Verschleißfestigkeit als auch hinsichtlich Korrosionswiderstand hochwertige
Eigenschaften.

1. Oberflächenschutzschicht mit hoher Verschleißfestigkeit und zugleich hochwertigen
Korrosionsschutzeigenschaften,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie eine auf dem jeweiligen Bauteilwerkstoff unmittelbar aufsitzende,dem Korrosionsschutz
dienende Unterschicht aufweist und darauf eine, aus einem verschleißfesten Werkstoff
bestehende, Oberschicht aufsitzt.
2. Oberflächenschutzschicht nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Unterschicht aus einem niedrigschmelzenden Metall, vorzugsweise aus Nickel-Zinn,
Kupfer-Zinn, Nickel-Phosphor oder Blei besteht.
3. Oberflächenschutzschicht nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Oberschicht aus Chromstahl, Molybdän, Mangan, oxidkeramischen Materialien
oder Karbide, Oxide oder andere Hartstoffe enthaltende Materialien oder aus einer
Dispersionsschicht besteht.
4. Verfahren zur Herstellung der Oberflächenschutzschicht nach Anspruch 1,2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß sowohl Unterschicht als auch Oberschicht mit einem thermischen Spritzverfahren,
vorzugsweise dem Flammspritzen oder dem Hochgeschwindigkeits-Flammspritzen, erzeugt
wird.
5. Verfahren zur Herstellung der Oberflächenschutzschicht nach Anspruch 1,2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Unterschicht durch chemisches oder elektrolytisches Abscheiden aufgebracht
wird, während die Oberschicht mit einem thermischen Spritzverfahren, vorzugsweise
dem Hochgeschwindigkeits-Flammspritzen, erzeugt wird.