[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Reinigung von Metallbandoberflächen,
insbesondere zur Entfernung von ölhaltigen Belägen bei der Erwärmung des Bandes in
kontinuierlichen Glühlinien, und mit den weiteren, im Patentanspruch 1 genannten gattungsbestimmenden
Merkmalen.
[0002] Zum Beispiel befindet sich auf kaltgewalztem Feinblech in der Regel ein hauchdünner,
fettiger Belag von etwa 0,1 bis 1 µm Dicke aus Rückständen der Walzemulsion oder des
Walzöls, vermischt mit einem geringen Anteil Eisenabrieb in einer Belegungsdichte
zwischen 5 und 50 mg Fe pro m² Oberfläche, und anderen Feststoffen - überwiegend Eisenoxide,
aber auch Oxide der Legierungselemente. Eine typische Zusammensetzung der Rückstände
nach dem Walzen kann wie folgt angegeben werden:
|
Belag in g/m² |
Anteil in % |
Ölrückstand |
0,387 |
89,3 |
Feststoffe |
0,0463 |
10,7 |
davon Eisen |
0,0138 |
3,185 |
[0003] Auch der Ölrückstand kann gelöstes Eisen enthalten, gefunden werden - abhängig von
der Alkalität des Öls - 0,05 bis 0,5 %.
[0004] Wird vor dem Walzen auf das frisch gebeizte Band ein Einfettöl mit Rostschutzfunktion
aufgetragen und enthält dieses Öl verseifbare Bestandteile und polare Substanzen,
so finden sich Reste des Ölfilms aufgrund seiner Verankerung mit der Bandoberfläche
selbst nach dem Walzen wieder, wobei die verseifbaren Bestandteile im Öl dominieren
und die freien Fettsäuren im Vergleich zum Frischöl etwa auf das doppelte angereichert
sind.
[0005] Im Druck- und Temperaturfeld des Walzspaltes können die bei Wasserüberschuß aus der
Walzemulsion zu Fettsäuren hydrolisierten Esterverbindungen mit dem Metallhydroxid
auf der Bandoberfläche Metallseifen (Carboxylate) bilden. Dieser Prozeß setzt erst
bei Bandtemperaturen über 100 °C ein; zur Metallseifenbildung neigen Eisen und Mangan,
nicht aber Kupfer und Nickel. Auf Edelstahlbändern (Chrom/Nickel/Eisen) läßt sich
Metallseifenbildung ebenfalls nicht nachweisen.
[0006] Carboxylate destillieren bei der nachfolgenden Wärmebehandlung des kaltgewalzten
Bandes nur sehr schwer ab und hinterlassen dunkle Schattierungen. Nach heutigem Kenntnisstand
sind sie der Hauptverursacher der Kohlenstoffrückstände auf dem Band. Bei der Erwärmung
des Bandes verdampfen zwischen 100 und 300 °C zunächst die leichtflüchtigen paraffinischen
Mineralölbestandteile; ihre thermische Stabilität nimmt mit der Kettenlänge stark
ab. Dann folgen naphthenische und aromatische Kohlenwasserstoffe, bei etwa 400 °C
sind nur noch die höher siedenden Ester nachweisbar.
[0007] Der Oberflächenzustand von kaltgewalztem Band vor und nach Glühbehandlung sowie vor
und nach Reinigung ist in der Fachliteratur umfassend beschrieben worden. Hinreichend
belegt ist auch, daß die Menge an Feststoff mit der Ölmenge auf dem Band ansteigt,
ferner, daß die Menge an Metallpigmenten auf geglühtem Band mit der Restkohlenstoffmenge
zunimmt. Die beim Aufheizen abdampfenden Ölrückstände können unter Rußabscheidung
im Ofenraum, vorzugsweise an den Ofenwänden im Einlaufteil aber auch an den Strahlrohren,
kondensieren. Polymorpher Kohlenstoff (Ruß und Graphit) begünstigt den Aufbau von
Pickeln auf den Ofentragrollen. Pickel hinterlassen auf der Bandunterseite Beschädigungen
in Form von Eindrücken und Kratzern und führen mithin zu Qualitätsabwertungen und
Ausschuß. Eine andere negative Begleiterscheinung ist die Aufkohlung der Bandoberfläche,
die insbesondere bei Werkstoffen mit niedrigsten Kohlenstoffgehalten wie zum Beispiel
legiertes Elektroblech, mit Blick auf die Alterungsanfälligkeit derartiger Werkstoffe
unbedingt vermieden werden muß.
[0008] Kontinuierlichen Glühlinien sind zur Beseitigung der ölhaltigen Rückstände auf der
Bandoberfläche notwendigerweise Bandreinigungsanlagen vorgeschaltete Bekannt sind
Verfahren wie die Spritzreinigung mit stark alkalischen Reinigungslösungen, die Dampf-
oder Spritzentfettung mittels Trichlorethylen, die verschiedenen elektrolytischen
Reinigungsverfahren und kombinierte Verfahren, die in der Dampfphase und Flüssigphase
arbeiten. Dabei sind in fast allen Anlagen eine oder mehrere Bürsteinrichtungen installiert.
Andererseits kann die Aufspritzleistung so erhöht werden, daß die Reinigung ausschließlich
durch den hohen Druck bewirkt wird.
[0009] Alkalische Reinigungslösungen enthalten organische Lösemittel wie Trichlorethylen
oder Perchlorethylen, und anorganische Lösemittel wie Soda, Ätzalkalien, sowie Komplexbildner,
Silikate, Pyrophosphate, Tripolyphosphate, und oberflächenaktive Substanzen, meist
schaumarme biologisch abbaubare Tenside.
[0010] Die Wahl des Reinigungsverfahrens richtet sich nach dem gewünschten Oberflächenzustand
des Bandes vor dessen Weiterverarbeitung, zum Beispiel danach, ob es nach der Reinigung
lackiert, feuerverzinkt, verchromt oder in anderer Weise oberflächenveredelt werden
soll, oder ob es einer Glühbehandlung unterzogen wird, in derem Ergebnis bestimmte
Werkstoffeigenschaften erwartet werden - wie im Fall des Elektroblechs zum Beispiel
geringste Ummagnetisierungsverluste und hohe Polarisation bei minimaler Alterung.
[0011] Kritisch bei allen Verfahren, ob Tauch-, Spritz-, Bürst- oder elektrolytischen Verfahren,
ist die Aufbereitung der mit dem öligen Ruckstand angereicherten Lösemittel. Zunächst
muß der Rückstand in aufwendigen Verfahrensschritten vom Lösemittel getrennt werden.
Erst dann kann dieser einer entsprechenden Entsorgung zugeführt werden.
[0012] Neben den Entsorgungsproblemen und den hohen Betriebskosten von Bandreinigungsanlagen
ist von Nachteil, daß nicht in jedem Fall eine ausreichende Entfettung der Bandoberfläche
und restlose Entfernung der mechanisch haftenden Abriebteilchen gelingt. So ist bekannt,
daß man mit Trichlorethylen zwar eine ausgezeichnete Entfettung erreicht, die Entfernung
der an der Oberfläche haftenden Feststoffpartikel aber unzulänglich ist. Umgekehrt
entfernen Spritzanlagen mit Bürsteinrichtungen vorwiegend Feststoffpartikel, entfetten
aber nicht vollständig, wodurch zum Beispiel der Entkohlungsprozeß in der nachfolgenden
Wärmebehandlung beeinträchtigt wird.
[0013] Auch andere Verfahren arbeiten nicht zuverlässiger; bei der elektrolytischen Reinigung
stört die Adsorption von Silikaten auf der Bandoberfläche, selbst mit mehrmaliger
Reinigung läßt sich kein günstigeres Ergebnis erzielen.
[0014] Diese Erfahrungen zwingen häufig zum Einsatz kombinierter Reinigungsverfahren mit
entsprechend höheren Anlagen-, Betriebs- und Wartungskosten. Aber selbst hiermit ist
die restlose Entfernung von Fertigungshilfsstoffen und Abrieb auf Metallbandoberflächen
nicht immer zu verwirklichen, meist bleibt die Effizienz des Verfahrens hinter den
Erwartungen zurück. Gemessen an der Ausgangsbelegungsdichte gilt eine Reinigung schon
als überdurchschnittlich, wenn die Restbelegung eine Quote unter zehn Prozent erreicht.
[0015] Besonders saubere Oberflächen werden bei Glühung in reiner Wasserstoffatmosphäre
erzielt. Stellvertretend für die zahlreichen Publikationen, die die Vorteile der Haubenglühung
unter Wasserstoff beschreiben, sei hier auf Hubert, G. und R. Maaß: Zeitschrift "Gas
wärme international". Band 38 (1989), Heft 9, Seiten 515 bis 522, verwiesen. Es wurde
erkannt, daß Wasserstoff auf das Siedeverhalten eines Walzöls insofern Einfluß nimmt,
als die Siedemaxima zu niedrigeren Temperaturen verschoben werden.
[0016] Ein Verfahren zum Glühen von dünnem Stahlblech unter 0,5 mm Dicke mit Ölrückständen
in mindestens 20 % Wasserstoff enthaltender Schutzgasatmosphäre ist in der Europäischen
Patentanmeldung 0405092 A 1 (1990) beschrieben. Danach läßt sich eine gute Reinigungsqualität
dann erzielen, wenn beim Aufheizen des Coils eine Temperatur von 450 °C erst nach
einer Zeit von 5 Stunden oder länger überschritten wird.
[0017] Ein anderes Verfahren zur Glühung von kaltgewalztem Stahlblech in nichtoxidierender
Stickstoff/Wasserstoff-Schutzgasatmosphäre ist aus JP-Patent 63255326 (1988) bekannt.
Die aus der thermischen Spaltung der Öldämpfe stammenden Kohlenstoffverbindungen CO,
CO₂, CH₄, C₂H₄, C₂H₆, C₃H₃ und C₃H₆ werden durch katalytische Behandlung des Schutzgases
entfernt.
[0018] Schließlich wird in der Europäischen Patentanmeldung 0416758 A 1 (1990) ein Verfahren
zur thermischen Entfettung von Aluminiumblech und Aluminiumteilen vorgestellt, das
ohne Lösemittel auskommt, indem die zu entfettenden Teile bei einer Temperatur zwischen
300 und 400 °C über eine Dauer von 10 bis 30 Minuten einer reaktiven Atmosphäre, vorzugsweise
Luft oder Sauerstoff, ausgesetzt werden. Die organischen Verunreinigungen auf dem
Blech sollen mit der Gasatmosphäre reagieren, ohne die darunterliegende Oxidhaut anzugreifen,
um die Lötbarkeit nicht zu beeinträchtigen. Gestützt auf die analytische Untersuchung
der nach verschiedenen Reinigungsverfahren vorgefundenen Oberflächenbeläge wird geschlußfolgert,
daß die thermische Entfettung an Luft eine gangbare Alternative zur Entfettung unter
Vakuum oder mittels Lösemitteldämpfen darstellt. Außer der globalen Feststellung,
daß die Glühparameter auf den Öltyp und die reaktiven Komponenten der Gasatmosphäre
zuzuschneiden sind, vergleiche Seite 3 der Patentschrift, Zeilen 35 und 36, fehlt
jeglicher Hinweis, auf welche Weise das geschehen soll, wie zum Beispiel Gastemperatur
und Glühguttemperatur, Siedeverlauf und Glühzeit miteinander abzustimmen sind, um
ein vollständiges Abdampfen des Ölbelags und quantitativ die Umsetzung der Öldämpfe
mit der oxidierenden Atmosphäre Sicherzustellen. Die fehlende Vorschrift erklärt den
mit über 30 % ausgewiesenen verhältnismäßig hohen Kohlenstoffanteil im Rückstand nach
beendeter thermischer Entfettung, vergleiche Seite 5 der Patentschrift, Tabelle III
(A1-8 bis A1-10), Spalten 7 und 14.
[0019] Allen diesen Verfahren ist gemeinsam, daß für das Abdampfen ölhaltiger Beläge auf
dem Glühgut genügend Zeit zur Verfügung steht, d.h. die Glühdauer ist für den Abdampfvorgang
keine kritische Größe. Bei kontinuierlichen Glühlinien hingegen ist man an vergleichsweise
kurze Zeiten gebunden, die sich aus der Länge des Aufheizteils und der maximalen Bandgeschwindigkeit
ergeben. Diese Zeiten liegen im Sekundenbereich und erfordern zusätzliche Maßnahmen,
um ein vollständiges Abdampfen des Ölrückstandes zu erreichen.
[0020] Die Glühung von Metallband in kontinuierlichen Glühlinien unterscheidet sich vom
stationären Glühprozeß in Haubenöfen insbesondere dadurch, daß beim Durchsatz von
ungereinigtem Band geeignete Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die ansonsten unvermeidlichen
Kohlenstoffablagerungen im Ofenraum zu unterbinden. Um das bei der Erwärmung des Bandes
im Ofen abdampfende Öl in CO und CO₂ umzusetzen, muß eine gegenüber Kohlenstoff oxidierende
Atmosphäre eingestellt werden. Damit ist andererseits aber die Gefahr gegeben, daß
auch die Metalloberfläche oxidiert wird und im ungünstigsten Fall sogar die Oberflächenschichten
erfaßt werden. Diesbezüglich sensible Werkstoffe wie vakuumentgaste, ultrareine Elektroblechgüten
mit niedrigsten Kohlenstoff- und Sauerstoffgehalten, können jedoch nur unter Gasatmosphären
geglüht werden, die gegenüber der Metalloberfläche und den Legierungselementen reduzierend
wirken.
[0021] In der Patentschrift FR-A-2308436 wird ein Verfahren zur Entfernung von Ölresten
auf der Innenwand von Kupferrohr beschrieben. Dieses besteht darin, daß das Rohr während
der Glühung auf eine Temperatur aufgeheizt wird, die ausreicht, den für die Verdampfung
der Ölreste erforderlichen Dampfdruck zu erzeugen. Die entstandenen Öldämpfe werden
durch Spülgasdurchsatz entfernt.
[0022] In den Patentschriften EP 0 069 009 B1 und EP 0 157 708 B1 sind Verfahren zur kontinuierlichen
Entfettung kaltgewalzter Metallbänder (vor dem Galvanisieren) beschrieben, die das
nicht oxidierende Potential einer Flamme nutzen, bzw. durch zusätzliche Injektion
von Luft oder oxidierendem Abgas stöchiometrische oder sogar leicht oxidierende Verhältnisse
erzeugen, vergl. hierzu R. Wang: "New process for continuous hot-dip strip galvanizing.
Galvanizing Into the Next Century" - First International Conference on Galvanizing
in South Africa, 3-6 November, 1986. Publisher: Council for Scientific and Industrial
Research, PO Box 395, Pretoria 0001, South Africa, Vol. 8801-72-0049, 13 pages, zum
anderen R. Wang: "Direct-fired heating in continous hot-dip galvanizing lines", Verlag
Stahleisen mbH, Düsseldorf (1990), Seiten 75-87, ISBN 3-514-00416-1.
[0023] Diese Verfahren sind in wesentlichen Merkmalen nicht geeignet, das technische Problem
zu lösen, das darin besteht, daß nicht nur die ölhaltigen Rückstände vom Band entfernt
werden müssen, sondern daß auch eine Rückkohlung des Bandes durch sich ablagernden
Kohlenstoff, wie sie bei unterstöchiometrischer Umsetzung der Öldämpfe unvermeidlich
eintreten würde, aber selbst bei leicht oxidierenden Bedingungen in den angegebenen
Temperaturbereichen eintreten kann, verhindert werden muß. Der Nachteil obiger Verfahren
kann nur durch eine technische Lösung beseitigt werden, mit der sichergestellt ist,
daß für die Umsetzung der Öldämpfe sowohl bei ihrer Entstehung unmittelbar über der
Bandoberfläche als auch bei ihrer Vermischung mit der Gasatmosphäre immer mindestens
soviel reaktiver Sauerstoff zur Verfügung steht, wie für die restlose Oxidation des
Kohlenstoffs aus den Ölrückständen gebraucht wird.
[0024] Unterstöchiometrische Verhältnisse in bezug auf die Kohlenstoffumsetzung zu CO und
Co₂, wie sie sich aus den für die Verfahren angegebenen Band- und Gastemperaturbereiche
und auch den vorgeschriebenen Schwankungsbreiten des Wasserstoff- und Wasserdampfangebots
(H₂ zwischen 2 und 30 %, H₂O zwischen 5 und 30 %) sowie den daraus resultierenden
Partialdruckverhältnissen

bzw.

ergeben, sind schädlich.
[0025] Es hat sich zusätzlich gezeigt, daß ein gehobeneren Qualitätsansrpüchen genügendes,
sauberes Band nur zu erzielen ist (sofern auf eine Vorreinigung verzichtet werden
soll), wenn mit entsprechenden technischen Mitteln für einen intensiven Austausch
des Reaktionsgases auf der Bandoberfläche und für ausreichende Durchwirbelung der
Gasatmosphäre gesorgt wird.
[0026] Ein solches technisches Mittel bietet sich erfindungsgemäß mit der Prallströmung,
die durch Gebläse, Pumpen und dergleichen, und Schlitz- oder Runddüsen erzeugt wird.
Diese ist dadurch gekennzeichnet, daß ein aus einer Düse mit hoher Ausströmgeschwindigkeit
austretender Gasstrahl senkrecht oder mit zur Normalen geringfügig geneigten Strahlachse
auf die Bandoberfläche auftrifft. Der auf das Band prallende turbulente Freistrahl
wird beim Auftreffen in eine wandparallele Strömung umgelenkt. Wegen der hohen Gasgeschwindigkeiten
können mit der Prallströmung wesentlich höhere Wärmeübergänge als mit einem am Wärmgut
entlang strömenden Gas erzielt werden. Die Charakteristika der Prallströmung sind
in der Fachliteratur hinlänglich beschrieben worden; als Beispiel hierfür sei angeführt
R. Gardon, J.C. Akfirat: "The rate of turbulence in determining the heat-transfer
characteristics of impinging jets", Int. Journal Heat Mass Transfer, Vol. 8 (1965),
pp. 1261-1272.
[0027] Ein entscheidender Nachteil der in den vorgenannten Patenten beschriebenen Verfahren
besteht darin, daß es keinerlei Hinweis für die Bemessung des Schutzgasdurchsatzes
in Abhängigkeit von Band- und Gastemperatur sowie der Gaszusammensetzung gibt, so
daß ein wirtschaftliches Arbeiten in Frage gestellt ist. Insbesondere fehlt der Bezug
zum Abdampfverhalten der Ölrückstände auf dem Band.
[0028] Aus der Differentiation der Siedekurve nach der Zeit erhält man bekanntlich den Verlauf
der Abdampfrate, das ist der pro Zeiteinheit abdampfende Masseanteil des Öls, über
der Temperatur. Bei bestimmten, den Öltyp kennzeichenden Siedetemperaturen können
ein Maximum oder mehrere Maxima der Abdampfrate auftreten. Das führt auf den Gedanken,
das Schutzgasangebot und das Oxidationspotential des Gases auf das Abdampfverhalten
des Ölrückstandes bei den kennzeichnenden Siedetemperaturen abzustimmen. Im Fachschrifttum
und in den angezogenen Patenten wird hiervon nichts erwähnt.
[0029] Schließlich ist zu beachten, daß das in den Reinigungsteil einlaufende Band einer
gegenüber Kohlenstoff, aber auch gegenüber Eisen oxidierenden Atmosphäre ausgesetzt
ist. Die negativen Auswirkungen bleiben aber tolerierbar gering, sofern das Band nur
kurze Zeit im Reinigungsteil verweilt und die Bandoberfläche möglichst lange von dem
noch nicht vollständig abgedampften Ölfilm geschützt wird - entsprechende Temperaturführung
vorausgesetzt. Unter diesen Bedingungen erlangt die Oxidation reaktionskinetisch noch
keine Bedeutung.
[0030] Wesentliche Vorbedingung für die Anwendbarkeit eines solchen Verfahrens und die erforderliche
Prozeßsicherheit ist die Kenntnis der technologischen Grundlagen und der Prozeßparameter
in ihrer wechselseitigen Abhängigkeit, beispielsweise des Temperaturgradienten unter
dem Gasstrahl in seinem Einfluß auf den Dampfdruck des Ölbelages auf der Bandoberfläche.
Konkretes technologisches Wissen für die Ausgestaltung des Verfahrens ist der einschlägigen
Fach- und Patentliteratur nicht zu entnehmen.
[0031] Insgesamt vermitteln die angezogenen Patentschriften und das einschlägige Fachschrifttum
keine Lehre, die den Fachmann in die Lage versetzt, die vorstehend beschriebenen Reinigungsverfahren
ohne weiteres oder nach naheliegenden Änderungen auf den kontinuierlichen Glühprozeß
zu übertragen. Daher ist es Aufgabe der Erfindung, ein die besonderen Bedingungen
des kontinuierlichen Glühens von Metallband berücksichtigendes Reinigungsverfahren
anzugeben, mit dem ölhaltige Beläge auf der Bandoberfläche in der prozeßbedingt zur
Verfügung stehenden Zeitspanne, also innerhalb weniger Sekunden, unter Verzicht auf
organische und anorganische Lösemittel zuverlässig und ohne störende Nebenwirkungen
wie Kohlenstoffablagerungen im Ofenraum und Aufkohlung oder Oxidation des Glühguts,
entfernt werden können. Die Kosten für das Betreiben vorgeschalteter Reinigungsanlagen
unter Verwendung flüchtiger oder ätzender Lösemittel wie Trichlorethylen oder Soda,
und die damit verbundene Umweltbelastung sowie die toxikologische Gefährdung der an
der Anlage und in deren Umgebung arbeitenden Personen sollen entfallen.
[0032] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein in den kontinuierlichen Glühprozeß integriertes
Reinigungsverfahren mit den im kennzeichnenden Teil der Ansprüche 1 und 2 genannten
Merkmalen gelöst. Hierbei wirkt sich besonders als Vorteil aus, daß das Band im Bereich
der Prallströmung durch Überlagerung von Wärmestrahlung und Konvektion eine schnelle
Aufheizung auf eine Temperatur (T₁) erfährt, die dem Siedeende des Ölrückstandes entspricht,
womit sich in Verbindung mit dem proportional zur Aufheizgeschwindigkeit (Ṫ) ansteigenden
Dampfdruck (p
D) die thermischen Bedingungen für ein vollständiges Abdampfen selbst polar haftender
Ölkomponenten einstellen lassen. Gleichzeitig erzeugen die auf das Band gerichteten
Düsen einen Abblaseffekt, wobei es sich als ein zusätzlicher Vorteil erweist, daß
die Druckenergie (p
g) des Gasstrahls über die Ausströmgeschwindigkeit (u
d) und mithin über den regulierbaren Gebläsedruck (p₁) an den Grad der Oberflächenverschmutzung
angepaßt werden kann.
[0033] Der Vorteil, mit der Aufheizung der Bandoberfläche unter dem Gasstrahl auf den Abdampfvorgang
Einfluß nehmen zu können, gründet sich darauf, daß Bandtemperatur (T₁) und Abdampfquote
(Φ) des Ölrückstandes über die Siedekurve verknüpft sind, und auf die Beobachtung,
daß die Abdampfrate (φ) über der Temperatur (T) normalverteilt ist:

Die Temperatur (T₁) des Bandes unter dem Gasstrahl errechnet sich bei gegebener Temperatur
(T₀), mit der das Band in den Bereich der Prallströmung eintritt, und gegebener Schutzgastemperatur
(T
g), als Funktion des Wärmeübergangskoeffizienten (α
d), der halben Breite (R) der vom auftreffenden Gasstrahl erfaßten Fläche, sowie der
Dichte (ρ), Dicke (h), Geschwindigkeit (u) und Wärmekapazität (c) des Bandes gemäß:

Letzteres stellt die Lösung einer Differentialgleichung dar, die sich aus der ortsfesten
Betrachtung des Wärmeüberganges und des Wärmetransportes an einem Streifenelement
des mit der Geschwindigkeit (u) unter dem Gasstrahl bewegten Bandes ableitet. Sie
gilt unter der Voraussetzung, daß der Wärmeentzug infolge Verdampfung des Ölfilms
und die Wärmeleitung in Bandlaufrichtung vernachlässigt werden können; Bedingungen,
die für den Fall eines sehr dünnen Ölfilms und für dünne Bänder mit vergleichsweise
großen Breiten zutreffen. Diese Bedingungen sind für das Glühgut in kontinuierlichen
Glühlinien im allgemeinen erfüllt: Ölfilmdicke zu Banddicke etwa 10⁻³, Banddicke zu
Bandbreite etwa 5·10⁻³ bis 5·10⁻⁴.
[0034] Es hat sich gezeigt, daß die Temperaturberechnung nach obiger Gleichung besonders
vorteilhaft für Bänder im Dickenbereich unter 3 mm angewendet werden kann; die Temperaturabweichung
zwischen Bandoberfläche und Mitte des Bandquerschnitts liegt im Bereich von Zehntel
Kelvin.
[0035] Es ist sicherzustellen, daß das Band im Reinigungsteil die Temperatur (T
e) erreicht, denn der Ölrückstand soll innerhalb der Temperaturgrenzen (T
a) und (T
e) vollständig abdampfen. Diese Forderung ist dann erfüllt, wenn die Abdampfquote (Φ)
einen Zahlenwert nahe oder gleich eins annimmt:

Ein gutes Reinigungsergebnis stellt sich vor allem dann ein, wenn die Siedetemperatur
(T
s), die das Maximum des pro Kelvin Temperaturerhöhung abdampfenden Masseanteils des
Ölrückstandes (φ
s) kennzeichnet, unter dem Gasstrahl, d.h. nach Eintritt des Bandes in den Bereich
der Prallströmung, erreicht und vor Verlassen dieses Bereiches soweit überschritten
wird, daß der Abdampfvorgang beendet ist.
[0036] Die Düsenreihen sind innerhalb des Reinigungsteils positioniert, folglich gilt T₀
> T
a und T₁ < T
e. Mit einem empirisch ermittelten, stoffspezifischen Zahlenwert des Ölrückstandes
(γ) wird die Temperatur (T₁) definiert, bei der das Siedeende eintritt:

Für die Steuerung des Abdampf- und Abblasvorganges lassen sich vorteilhaft die folgenden
Zusammenhänge nutzen:

Die Druckenergie des Gasstrahls wächst mit dem Quadrat der Ausströmgeschwindigkeit
(u
d). Von Vorteil ist, daß nach den Gesetzen der Prallströmung zugleich auch der mittlere
Wärmeübergangskoeffizient (α
d) und mithin die Bandtemperatur (T₁) ansteigt, gemäß:

Somit wirkt sich die Änderung des Gebläsedrucks sowohl auf die Abdampfquote wie auf
den Abblaseffekt aus.
[0037] Die in vorgenannten Gleichungen benutzten Symbole - Buchstaben und Indizes - haben
die folgende Bedeutung:
- Φg
- ist der im Reinigungsteil unter dem Gasstrahl bei Temperaturerhöhung von T₀ auf T₁
abdampfende Masseanteil des Ölrückstandes;
- φs
- ist die maximale Abdampfrate des Ölrückstandes pro Kelvin Temperaturzunahme;
- T
- ist die unter dem Gasstrahl von T₀ auf T₁ ansteigende Bandtemperatur;
- Ts
- ist die Siedetemperatur, bei der das Maximum φs des pro Kelvin Temperaturerhöhung abdampfenden Masseanteils auftritt;
- Ta, Te
- sind die Anfangstemperatur bzw. Endtemperatur des Bandes im Reinigungsteil;
- γ
- ist ein stoffspezifischer Zahlenwert des Ölrückstandes, aus dem sich die Temperatur
errechnet, bei der der Abdampfvorgang beendet ist;
- PD
- ist die Dampfdruckänderung des Ölrückstandes;
- Ṫ
- ist der Anstieg der Bandtemperatur pro Zeiteinheit unter dem Gasstrahl;
- u
- ist die Bandgeschwindigkeit unter dem Gasstrahl;
- R
- ist die halbe Breite der vom Gasstrahl auf dem Band erfaßten Fläche;
- αd
- ist der mittlere effektive Wärmeübergangskoeffizient in dem vom Gasstrahl erfaßten
Bereich der Bandoberfläche;
- ρ
- ist die Dichte des Bandwerkstoffes;
- ρg
- ist die Dichte des Gasgemisches bei der Gastemperatur Tg;
- pg
- ist die Druckenergie des Gasstrahls;
- c
- ist die spezifische Wärmekapazität des Bandwerkstoffes;
- cg
- ist die spezifische Wärmekapazität des Gasgemisches bei der Gastemperatur Tg;
- λg
- ist die Wärmeleitfähigkeit des Gasgemisches bei der Temperatur Tg;
- νg
- ist die kinematische Viskosität des Gasgemisches bei der Temperatur Tg;
- d
- ist der Düsendurchmesser;
- k₀
- ist eine Konstante, die sich aus der mittleren Nusseltzahl, der Prandtlzahl, der Reynoldszahl
und dem Quotienten aus der vom Gasstrahl erfaßten Bandoberfläche und der Düsenquerschnittsfläche
errechnet, gemäß:

- k₁, k₂
- sind die dazugehörigen Exponenten, für die praktische Rechnung ist k₁ = 0,42 und k₂
= 0,707 einzusetzen.
[0038] Vorteilhaft für die Wärmeübertragung und Bandsauberkeit ist bekanntlich die Verwendung
von wasserstoffangereichertem Schutzgas. Diesem wird erfindungsgemäß mindestens soviel
Wasserdamf zugesetzt, wie nach dem Massenwirkungsgesetz bei Einstellung des heterogenen
und homogenen Wassergasgleichgewichtes für die Umsetzung des Kohlenstoffs aus dem
Ölrückstand erforderlich ist. Für ein Schutzgas gegebener Wasserstoff/Stickstoff-Zusammensetzung
und Temperatur (T
g) errechnet sich das Oxidationspotential (µ
Ox) gegenüber Kohlenstoff aus den Gleichgewichtskonstanten der Wassergasreaktionen und
den Partialdrücken oder Volumenanteilen Wasserstoff und Wasserdampf:

Die Gleichgewichtskonstanten der Wassergasreaktionen können dem einschlägigen Fachschrifttum
entnommen werden, siehe zum Beispiel D'ANS·LAX, Taschenbuch für Chemiker und Physiker,
Springer-Vlg. (1967), Band 1, S. 895, oder W. GUMZ, Kurzes Handbuch d. Brennstoff-
u. Feuerungstechnik, Springer-Vlg. (1962). Mit bekannten Schutzgasvolumenanteilen
Wasserstoff und Wasserdampf lassen sich die Volumenanteile CO und CO₂ wie folgt berechnen:

Bei bekanntem Kohlenstoffbelag auf dem Band, der für praktische Zwecke hinreichend
genau mit der Masse des Ölbelages auf dem Band gleichgesetzt werden kann, läßt sich
eine Gleichgewichtsbedingung formulieren, aus der für einen gegebenen Kohlenstoffbelag
multipliziert mit der Abdampfquote entweder das erforderliche Mindestoxidationspotential
bei gegebenem Gasangebot der Düse (V̇
d) ermittelt werden kann, oder, bei gegebenem Oxidationspotential des Schutzgases das
Mindestgasangebot der Düse:
In diese Bedingung ist definitionsgemäß die Abdampfquote (Φ), das ist der im Reinigungsteil
von der Anfangstemperatur (T
a) bis zur Endtemperatur (T
e) des Bandes insgesamt abdampfende Masseanteil des Ölrückstandes, einzusetzen.
[0039] In der Praxis ist es von Vorteil, den Prozeß so zu führen, daß der Quotient (ζ) aus
dem Gasangebot der Düse (V̇
d) multipliziert mit dem Oxidationspotential des Gasstrahls (µ
Ox) einerseits, und dem Produkt aus dem vom Gasstrahl auf der Bandoberfläche erfaßten
Kohlenstoffbelag (ṁ
C) mit der Abdampfquote (Φ), andererseits, den Zahlenwert eins erreicht und überschreitet:
Die in vorgenannten Gleichungen benutzten Symbole - Buchstaben und Indizes - haben
die folgende Bedeutung:
K₁, K₂ sind die Konstanten des heterogenen bzw. homogenen Massenwirkungsgesetzes
bei der Schutzgastemperatur T
g;

sind die Schutzgasvolumenanteile bei heterogenem bzw. homogenem Wassergasgleichgewicht;
M
C ist die Molmasse des Kohlenstoffs, 0,012011 kg/mol;
V

ist das Standardmolvolumen der Gase, 0,02241384 m

/mol;
µ
Ox ist das Oxidationspotential der Schutzgaszusammensetzung gegenüber Kohlenstoff;
V̇
d ist der Gasvolumenstrom durch die Düse;
m
C ist der Kohlenstoffbelag auf dem Band pro Flächeneinheit.
[0040] Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin, daß die Schutzgastemperatur
und mithin die Temperatur des Gasstrahls sehr viel höher liegt als die Temperatur
des in den Reinigungsteil einlaufenden Bandes. Mit fortschreitender Banderwärmung
verringert sich zwar der Temperaturunterschied, die Bandtemperatur bleibt aber am
Auslauf des Reinigungsteils noch deutlich, bis zu mehreren hundert Kelvin, unter der
Schutzgastemperatur.
[0041] Sind die Ölrückstände erst einmal in Öldampf umgewandelt, wird die Umsetzung zu CO
und CO₂ in der heißen Gasatmosphäre sehr schnell ablaufen, denn die Reaktionsgeschwindigkeiten
sind im oberen Temperaturbereich sehr hoch. Auf der anderen Seite erlangen Oxidationsreaktionen
an der Bandoberfläche und Diffusionsvorgänge im Bandwerkstoff aufgrund der noch niedrigen
Bandtemperatur und kurzen Verweildauer des Bandes im Reinigungsteil reaktionskinetisch
kaum Bedeutung. Zusätzliche Sicherheit bietet die Maßnahme, das Band im Reinigungsteil
über die Verteilung der Strahlheizrohre oder elektrischen Heizelemente und die Positionierung
der Düsenreihen so zu erwärmen, daß die Siedetemperatur (T
s) des Ölrückstandes erst kurz vor Verlassen des Reinigungsteils erreicht ist, so daß
der noch nicht vollständig abgedampfte Ölfilm die Bandoberflache möglichst lange vor
Oxidation schützt. Somit bleibt diese der oxidierenden Atmosphäre nur über sehr kurze
Dauer ausgesetzt. Nach Verlassen des Reinigungsteils durch die Auslaufschleuse gelangt
das Band in eine gegenüber Eisen, Mangan, Silicium und Aluminium reduzierende Atmosphäre.
[0042] Um eine Kohlenstoffabscheidung zu verhindern, wie sie in ruhender oder nur wenig
bewegter Ofenatmosphäre selbst bei Einspeisung von Wasserdampf an den kälteren Stellen
des Ofenraumes, vor allem im Bereich des Bandeinlaufs, aber auch an den Strahlheizrohren
zu beobachten ist, wird das Schutzgas umgewälzt und so für hinreichenden Temperaturausgleich
gesorgt. Dieser ist erfindungsgemäß dann gewährleistet, wenn das Gasangebot der zugeschalteten
Düsen den für die Umsetzung der Öldämpfe zu CO und CO₂ erforderlichen Schutzgasdurchsatz
um ein Mehrfaches, mindestens aber um das Zweifache, übersteigt:

Hierbei ist der Schutzgasdurchsatz (V̇
g) als Funktion des zeitlich umzusetzenden Kohlenstoffbelages, der Abdampfquote (Φ)
und des Oxidationspotentials des Schutzgases (µ
Ox) wie folgt definiert:

Die in vorgenannten Gleichungen benutzten Symbole - Buchstaben und Indizes - haben
die folgende Bedeutung:
- V̇g
- ist der Schutzgasdurchsatz im Reinigungsteil pro Zeiteinheit;
- n
- ist die Zahl der Zugeschalteten Düsen;
- b
- ist die Bandbreite;
- Φ
- ist der im Reinigungsteil bei Temperaturerhöhung von Ta auf Te insgesamt abdampfende Masseanteil des Ölrückstandes.
[0043] Ölrückstände werden von der Bandoberfläche im allgemeinen mit einem flüchtigen Lösemittel,
zum Beispiel Trichlorfluorkohlenwasserstoff, bekannt unter den Handelsnamen Freon,
Kaltron, Frigen, oder n-Heptan (Leichtbenzin) abgewaschen. Bei der Untersuchung des
Siedeverhaltens dieser Rückstände mittels Thermowaage, zum Beispiel System Mettler
oder Perkin-Elmer, hat sich herausgestellt, daß neben unimodalen Verteilungen der
Abdampfrate (φ) über der Temperatur (T) auch bimodale oder multimodale Verteilungen
auftreten können. Letztere stellen sich immer dann ein, wenn der Rückstand aus einer
Mischung verschiedener Ölsorten besteht, zum Beispiel aus Mineralöl und synthetischen
oder tierisch/pflanzlichen Estern. Die Öle unterscheiden sich in ihrer Struktur und
Molmasse und folglich auch im Siedeverhalten.
[0044] Diese Gegebenheiten werden nachstehend anhand von Thermogrammen erläutert. In Fig.
1 zeigt der rechte Bildteil die Siedekurve, der linke Bildteil die erste Ableitung
der Siedekurve nach der Zeit. Da die Aufheizgeschwindigkeit konstant gehalten wird,
zum Beispiel 1 Kelvin pro Minute, ist der Siedeverlust pro Zeiteinheit gleichzusetzen
mit dem Siedeverlust pro Kelvin Temperaturerhöhung. Wird der Siedeverlust durch die
Einwaage dividiert, ergibt sich die Abdampfrate (φ). Die Abdampfquote (Φ) ist das
bestimmte Integral unter der Abdampfrate im betrachteten Temperaturbereich.
[0045] Im vorliegenden Fall handelt es sich um eine unimodale Verteilung der Abdampfrate
mit dem Maximum bei der Temperatur (T
s) von 189,7 °C, entsprechend 462,9 Kelvin. Es hat sich herausgestellt, daß die Abdampfrate
über der Temperatur mit guter Näherung als Normalverteilung mit einer Spreizung (Standardabweichung)
von 34,1 Kelvin abgebildet werden kann. Die Abdampfrate erreicht im Siedemaximum den
Wert von 0,0117 pro Kelvin.
[0046] In Fig. 2 sind Siedekurve und Abdampfrate übereinander dargestellt. Die Abdampfrate
folgt einer multimodalen Verteilungsfunktion, die jedoch von den normalverteilten
Abdampfraten der beiden Hauptkomponenten des Ölrückstandes so dominiert wird, daß
sie in guter Näherung als bimodale Funktion angesehen werden kann. Die Siedemaxima
der beiden dominanten Verteilungen treten bei 229,4 °C, entsprechend 502,6 Kelvin,
und bei 378,5 °C, entsprechend 651,7 Kelvin, auf, bei einer Spreizung von 53,9 bzw.
18,1 Kelvin. Die maximalen Abdampfraten betragen 0,0037 bzw. 0,0110 pro Kelvin. Somit
kann die Abdampfquote (Φ) unter Zugrundelegung der Bimodalität aus der Summe der beiden
normalverteilten Abdampfraten (φ
A) und (φ
B) der Hauptkomponenten des Ölrückstandes berechnet werden:

Auch bei bimodaler Verteilung der Abdampfrate über der Temperatur gilt, daß sich ein
gutes Reinigungsergebnis dann einstellt, wenn die Siedetemperaturen

und

nach Eintritt des Bandes in den Bereich der Prallströmung erreicht und vor Verlassen
dieses Bereiches soweit überschritten sind, daß der Abdampfvorgang beendet ist. Vorteilhaft
ist hierbei die Positionierung von mindestens zwei Düsenreihen in der Weise, daß das
Maximum der Abdampfrate

der bei der niedrigeren Temperatur siedenden Hauptkomponente des Ölrückstandes unter
der Prallströmung der in Bandlaufrichtung zuerst positionierten Düsenreihe erreicht
wird, das Maximum der Abdampfrate

der bei der höheren Temperatur siedenden Hauptkomponente unter der Prallströmung der
folgenden Düsenreihe. Zur Gewährleistung der vollständigen Verdampfung des Ölrückstandes
hat es sich als ausreichend erwiesen, die Temperatur (T
e), die das Band vor Verlassen des Reinigungsteils erreichen soll, am Siedeende der
höhersiedenden Hauptkomponente zu orientieren, gemäß:

Die in den vorgenannten Gleichungen benutzten Symbole - Buchstaben und Indizes - haben
die folgende Bedeutung:
- kA, kB
- sind die Masseanteile der dominanten Komponenten A und B im Ölrückstand;
- φA, φB
- sind die über der Temperatur T normalverteilten Abdampfraten der Hauptkomponenten
A und B im Ölrückstand;

sind die maximalen Abdampfraten der Hauptkomponenten A und B im Ölrückstand;

sind die Siedetemperaturen der Hauptkomponenten A und B im Ölrückstand, bei denen
das Maximum der Abdampfraten

und

auftritt;
- γB
- ist ein stoffspezifischer Zahlenwert des Ölrückstandes, aus dem sich die Temperatur
errechnet, bei der die Verdampfung der Hauptkomponente B beendet ist.
[0047] Besagte Vorausberechnung der Abdampfquote (Φ) des Ölrückstandes erfordert neben der
Siedekurve die Kenntnis der Grundzusammensetzung des verwendeten Walzöls und/oder
Einfettöls, zumindest aber die Kenntnis der Mengenverteilung der Hauptkomponenten.
Diese Angaben, aber auch Angaben über die Änderung der Rezeptur, muß der Lieferer
stellen. Durch die periodische Überwachung des Siedeverhaltens der Öle sowohl beim
Lieferer wie beim Anwender ist für die Stabilität der diesbezüglichen Produkteigenschaften
Sorge zu tragen und die Reproduzierbarkeit des Verfahrens sicherzustellen. Es ist
beispielsweise auch üblich, das Einfettöl mit polaren Zusätzen zu legieren. Eine solche
Maßnahme erweist sich besonders dann als wirkungsvoll, wenn mit Emulsion gewalzt wird.
Bei entsprechender Rezeptureinstellung wird der Ölrückstand auf dem kaltgewalzten
Band unbeeinflußt von den Walzparametern fast ausschließlich aus Resten des Einfettöls
bestehen, nicht aus Resten des Emulsionsöles. Die Zusammensetzung des Ölrückstandes
und mithin das Siedeverhalten weisen über größere Zeiträume keine nennenswerten Schwankungen
auf.
[0048] Dieser Sachverhalt wird durch die Thermogramme in Fig. 3 bestätigt. Es werden die
Ergebnisse von Untersuchungen verglichen, zwischen denen ein Zeitraum von 16 Monaten
liegt.
[0049] Neben den vorstehend erläuterten Verfahrensmerkmalen der Erfindung nach Patentanspruch
1 und Patentanspruch 2 ergeben sich weitere Einzelheiten und Merkmale der Erfindung
aus der Beschreibung der Vorrichtung anhand der Zeichnung.
[0050] Es zeigt Fig. 4 die Seitenansicht des Einlaufteils der Glühlinie im Längsschnitt
als erstes spezielles Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Reinigungsvorrichtung.
Das Band 1 wird in den durch die Einlaufschleuse 2 und Auslaufschleuse 3 gegen die
Umgebungsluft bzw. gegen die angrenzende Ofenatmosphäre abgetrennten Reinigungsteil
4 geführt. Letzterer ist mit über und unter dem Band aufeinanderfolgend angeordneten
Düsenbalken 11 und Strahlheizrohren 7 bestückt. Das Band wird auf angetriebenen Tragrollen
6 durch den Reinigungsteil bewegt. Vom Rest des Aufheizteils 5 gelangt trockenes Schutzgas,
zum Beispiel ein Wasserstoff/Stickstoff-Gemisch im Verhältnis vier zu eins, im Gegenstrom
durch die Auslaufschleuse 3 in den Reinigungsteil 4. Das Schutzgas wird durch eine
Dampfeinspeisung 13, die im hinteren Drittel des Reinigungsteils unterhalb des Bandes
in den Ofenraum mündet, mit Wasserdampf versetzt. Der Schutzgasaustritt 18 befindet
sich nahe der Einlaufschleuse ebenfalls unterhalb des Bandes. Das Schutzgas im Reinigungsteil
wird mit mehreren auf dem Ofen installierten und durch Elektromotor 15 angetriebenen
Gebläse 8 umgewälzt, indem es über eine durch das Ofengewölbe führende Ansaugleitung
14 angesaugt und durch die Druckleitung und über und unter dem Band angeordnete Düsenbalken
11 und Düsen 12 auf die Bandoberfläche geblasen wird. Zur Messung der Ofenraumtemperatur
sind im hinteren Drittel des Reinigungsteils zwei Thermoelemente 17 installiert, die
zweckmäßigerweise von oben durch das Gewölbe in den Ofenraum geführt werden.
[0051] Ergänzend zeigt Fig. 5 den Querschnitt des Reinigungsteils mit Gebläse 8 und zugehörigem
elektrischen Antrieb 15, Ansaugleitung 14, Druckleitung 9 und die darin zur Mengenregulierung
eingebaute Drosselklappe 10 sowie die Positionierung der Taupunktregelung 16, Düsenbalken
11 und Düsen 12, Tragrolle 6 und Band 1 und die Wasserdampfeinspeisung 13.
[0052] Durch die Merkmale des Anspruchs 8 ist eine abgewandelte Ausführung des Reinigungsteils
nach Anspruch 7 insoweit gegeben, als dieser durch Schleusen in mehrere Kammern unterteilt
ist, womit die Reinigungsstrecke je nach Bandgeschwindigkeit verkürzt oder verlängert
werden kann, indem in den einzelnen Kammern bedarfsweise Gebläse und Düsenreihen sowie
Dampf weg- oder zugeschaltet werden.
[0053] Die Merkmale des Anspruchs 2 wurden vorstehend bereits im Zusammenhang mit den Verfahrensmerkmalen
des Anspruchs 1 erörtert.
[0054] Mit den Merkmalen des Anspruchs 3 sind die Bereiche der wichtigen Verfahrensparameter
Zeitdauer, Bandtemperatur und Aufheizgeschwindigkeit unter der Prallströmung definiert,
für die das Verfahren im wesentlichen ausgelegt ist.
[0055] In Anspruch 5 wird als obere Grenze, die die Bandtemperatur vor Verlassen des Reinigungsteils
erreichen darf, eine Temperatur unterhalb der Zersetzungstemperatur des Ölrückstandes
angegeben. Letztere ist diejenige Temperatur, bei der der Dampfdruck selbst unter
isothermen Bedingungen, d.h. ohne weiteren Temperaturanstieg, eine zeitabhängige Größe
wird und die Dampfdruckzunahme definitionsgemäß 1,87 Pascal pro Sekunde beträgt. Mit
der Festlegung einer maximal zulässigen Bandtemperatur im Reinigungsteil wird Krackerscheinungen
und somit einer Aufkohlung des Bandes durch graphitische Ablagerungen entgegengewirkt.
[0056] Durch die Merkmale der Ansprüche 9 und 11 bis 14 werden Ausgestaltungen der Reinigungsvorrichtung
angegeben, die eine homogene und wirksame Schutzgasatmosphäre und eine regulierte
Erwärmung des Bandes sicherstellen.
[0057] Mit den Merkmalen des Anspruchs 10 wird eine Ausgestaltung der Düsenhalterung im
Düsenbalken 11 angegeben, durch die die Düsen 12 auf einfachste Weise beim Einfädeln
des Bandanfangs aus der Gefahrenzone gebracht werden.
[0058] Im Anspruch 5 ist als alternatives Verfahrensmerkmal zum Anspruch 4 angegeben, das
Band nach Verlassen des Reinigungsteils durch die Auslaufschleuse 3 in eine entkohlende
Ofenatmosphäre mit entsprechend hoch eingestelltem Taupunkt zu führen, womit der Anwendungsbereich
des Verfahrens auf Werkstoffe ausgedehnt wird, die beispielsweise aus Gründen der
Alterungsanfälligkeit einer Entkohlungsglühung unterzogen werden müssen
[0059] In Anspruch 15 wird als Alternative zum Bandtransport im Reinigungsteil mit Hilfe
angetriebener Tragrollen 6 der Transport im Schwebezustand, über ein durch Gebläsedruck
und Düsen 12 unterhalb des Bandes 1 erzeugtes Gaspolster angegeben, womit die für
die Reinigung der meist schmutzigeren Bandunterseite ohnehin auf ein höheres Niveau
gebrachte Druckenergie auf der Bandunterseite vorteilhaft für die Einstellung des
Schwebezustands ausgenutzt wird, so daß Aufschiebungen, Kratzer und Pickel zumindest
in diesem Stadium des Aufheizens zuverlässig vermieden werden.
[0060] Durch die Merkmale des Anspruchs 6 ist eine mit einfachen technischen Mitteln realisierbare,
die Umwelt schonende Abgasverbrennungs- oder Abgasverwertungseinrichtung angegeben,
womit sichergestellt wird, daß im Abgas ausschließlich CO₂, H₂O und N₂ anfallen.
[0061] Weitere Einzelheiten und Merkmale der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Berechnung und räumlichen Darstellung der verschiedenen Verfahrensparameter für ein
spezielles Ausführungsbeispiel der Erfindung.
Ausführungsbeispiel
[0062] Der Ölrückstand auf der Bandoberfläche ist im Mittel zu 0,5 g/m² bestimmt worden.
Vorgegeben sind ferner der Düsendurchmesser mit d = 0,031 m, der Auftreffdurchmesser
des Gasstrahls gleich der Breite der vom Gasstrahl auf dem Band erfaßten Fläche 2R
= 0,30 m, die Banddicke h = 0,0005 m und Bandbreite b = 1,240 m, die Bandgeschwindigkeit
im Reinigungsteil u = 1,75 m/s und die Dichte des Bandwerkstoffs ρ = 7860 kg/m³.
[0063] Die unter technisch reinem Stickstoff mit einer Thermowaage aufgenommene Siedekurve
des Ölrückstandes - Einwaage 5,796 mg, Aufheizgeschwindigkeit 10 Kelvin pro Minute
- ergibt differenziert nach der Temperatur eine von den zwei Hauptkomponenten des
Ölrückstandes dominierte bimodale Verteilung der Abdampfrate mit den Siedemaxima

und

sowie mit den maximalen Abdampfraten bei diesen Temperaturen von

und

Fig. 6 zeigt die dem Ausführungsbeispiel zugrundeliegende Siedekurve. Ihre Übertragung
auf das Abdampfverhalten unter der realen Ofenatmosphäre erfolgt unter Berücksichtigung
des jeweils eingestellten H₂/N₂-Verhältnisses. Die Verschiebung der Siedemaxima zu
niedrigeren Temperaturen mit steigendem H₂-Anteil errechnet sich mit für technische
Zwecke hinreichender Genauigkeit aus der Beziehung:

Für die Glühung unter 100 % Wasserstoff wäre demgemäß mit einer Erniedrigung der Siedemaxima
von 46 Kelvin zu rechnen.
[0064] Im Beispiel ist ein H₂/N₂-Verhältnis gleich vier eingestellt; entsprechend ergeben
sich die Siedemaxima zu

und

[0065] Es läßt sich nun auf einfache Weise überprüfen, ob die Abdampfraten (φ) über der
Temperatur (T) normalverteilt sind. Letzteres trifft zu und wird für die Berechnung
der Abdampfquote (Φ) zugrundegelegt, wenn Siedemaximum (φ
s) und Spreizung (Standardabweichung σ) der Verteilungsfunktion sich zumindest näherungsweise
entsprechen:

Für das vorliegende Beispiel mit der Spreizung σ
A = 19,3 Kelvin und σ
B = 56,0 Kelvin ergibt die Gegenüberstellung:
Hauptkomponente |
A |
B |
φs aus der Siedekurve abgelesen |
0,0033 |
0,0100 |
φs aus der Spreizung σ errechnet |
0,0036 |
0,0103 |
[0066] Somit kann die Abdampfquote (Φ) in guter Näherung als Summe der Integrale der beiden
über der Temperatur (T) normalverteilten Abdampfraten (φ
A) und (φ
B) in den mit der Bandanfangstemperatur (T
a) und Bandendtemperatur (T
e) gegebenen Grenzen dargestellt werden. Hierfür sind noch die Masseanteile der Hauptkomponenten
A und B des Ölrückstandes zu benennen. Die diesbezüglichen Angaben stellt der Walzöllieferant;
in der Regel wird es sich bei der Komponente A um den bei niedrigerer Temperatur absiedenden
Mineralölanteil handeln und bei der Komponente B um den bei höherer Temperatur absiedenden
Fettsäure/Fettesteranteil. Da sich die Angaben auf das angelieferte Frischöl beziehen,
empfiehlt es sich, diese am Ölrückstand durch die Bestimmung der Verseifungszahl nach
DIN 51 559 zu überprüfen. Für das Ausführungsbeispiel werden die Masseanteile A und
B bei der Berechnung der Abdampfquote mit k
A = 1/3 und k
B = 2/3 berücksichtigt.
[0067] Zum anderen ist die Bandendtemperatur (T
e) festzulegen; hierzu muß die Stoffkonstante (γ
B) des Ölrückstandes, mit deren Hilfe die Temperatur berechnet wird, bei der die Verdampfung
der Komponente B beendet ist, bekannt sein. Im vorliegenden Fall wurde diese Größe
experimentell zu γ
B = 2,187 bestimmt, so daß sich die Bandendtemperatur (T
e) wie folgt ergibt:

Die Temperaturzunahme unter der Prallströmung hängt bei gegebener Schutzgastemperatur
(T
g) maßgeblich von der Temperatur des Bandes (T₀) bei Eintritt unter die Prallströmung
ab. Da die Banderwarmung im Reinigungsteil ohne Düsen nahezu linear verläuft, d.h
die Temperatur des sich mit konstanter Geschwindigkeit (u) durch den Reinigungsteil
bewegenden Bandes mit der Ofenlänge linear ansteigt, hängt die Temperaturerhöhung
unter der Prallströmung letztlich von der Position der Düse im Reinigungsteil ab.
Hierbei sind Einflüsse wie Abstand Düse/Bandoberfläche, Öffnungswinkel des Gasstrahls,
Strahlverdrallung, Düsenform und -öffnung, im Ausführungsbeispiel aus Gründen der
Übersichtlichkeit nicht berücksichtigte Optimierungsgrößen. Entsprechend ändert sich
die Bandtemperatur (T₁) bis zum Austritt aus dem Bereich der Prallströmung bei gleichbleibender
Schutzgastemperatur T
g = 1173 Kelvin und unverändertem Gebläsedruck p = 1040 mbar (entspricht 0,104 MPa)
im wesentlichen nur mit der Position der Düse über die Länge des Reinigungsteils:
Düsenposition, m |
2 |
6 |
10 |
14 |
18 |
22 |
26 |
T₀, Kelvin |
332 |
400 |
473 |
548 |
625 |
703 |
783 |
T₁, Kelvin |
357 |
421 |
491 |
563 |
637 |
713 |
791 |
[0068] Vorstehende Angaben gelten für eine Wasserdampfeinspeisung von 10 Volumenprozent.
Mit steigendem Wasserdampfanteil im Schutzgas verringert sich der Wärmeübergangskoeffizient
(α
d). Diese Änderung fällt aber kaum ins Gewicht. Das sei für eine ausgewählte Position
der Düse, ansonsten aber bis auf den Wasserdampfanteil unveränderte Verfahrensparameter
nachstehend gezeigt; Düsenposition 22 m:
Wasserdampfanteil, % |
1 |
5 |
10 |
15 |
20 |
T₀, Kelvin |
703 |
703 |
703 |
703 |
703 |
T₁, Kelvin |
716 |
715 |
713 |
713 |
712 |
αd, W/(m²·Kelvin) |
205 |
182 |
163 |
149 |
139 |
[0069] Mit der Position der Düse im Reinigungsteil ändert sich die Aufheizgeschwindigkeit
(Ṫ) des Bandes unter dem Gasstrahl und proportional zur Aufheizgeschwindigkeit der
Dampfdruck (p
D) des Ölfilms auf der Bandoberfläche. Die Dampfdruckänderung mit der Aufheizgeschwindigkeit
im Siedebereich der Ölkomponenten A und B entspricht deren Abdampfraten bei diesen
Temperaturen; sie wird bei Komponente B etwa um den Faktor 0,0100/0,0033 ≈ 3 größer
ausfallen als bei der Komponente A. Das ist insofern von Bedeutung, als die Aufheizgeschwindigkeit
(Ṫ) mit steigender Bandtemperatur (T₀) abnimmt; Wasserdampfeinspeisung 10 Volumenprozent:
Düsenposition, m |
2 |
6 |
10 |
14 |
18 |
22 |
26 |
Ṫ, Kelvin/Sekunde |
146 |
123 |
105 |
90 |
75 |
60 |
46 |
[0070] Danach verringert sich die Aufheizgeschwindigkeit beispielsweise auf rund die Hälfte,
wenn man den Wert bei Düsenposition 14 m mit dem bei Düsenposition 26 m vergleicht.
Dieser Nachteil wird aber durch den größeren Gradienten des Dampfdruckanstiegs mit
der Aufheizgeschwindigkeit bei Düsenposition 26 m kompensiert.
[0071] Fig. 7 zeigt, wie sich der Mindestschutzgasbedarf in Abhängigkeit vom Wasserdampfanteil
und von der Düsenposition, angezeigt durch die Bandtemperatur (T₀) bei Eintritt unter
den Gasstrahl, verändert. Dargestellt sind die Verhältnisse im Temperaturbereich zwischen
350 und 750 Kelvin und bei einer Wasserdampfeinspeisung von 10 bis 20 Volumenprozent.
Es wird im Mittel gleichbleibende Kohlenstoffbelegung m
C = 0,5 g/m² Oberfläche des in den Reinigungsteil einlaufenden Bandes vorausgesetzt.
Bei diesen Bedingungen, im übrigen wie vorstehend angegeben, erhöht sich der Schutzgasbedarf
mit der Bandtemperatur und verringert sich mit dem Wasserdampfanteil im Schutzgas.
Als günstig für den Reinigungseffekt sind hohe Bandtemperaturen (T₀), ab 664 bis 700
Kelvin, und unter Kostengesichtspunkten für den Schutzgasverbrauch hohe Wasserdampfanteile
zwischen 16 und 20 Volumenprozent anzusehen.
[0072] Andererseits wird man die Wasserdampfeinspeisung mit Blick auf unerwünschte Oxidationsreaktionen
an der Bandoberfläche auf das für die Oxidation des Kohlenstoffs notwendige Minimum
beschränken wollen. Auch hierfür liefern die in der Darstellung veranschaulichten
Zusammenhänge erfindungsgemäß die Grundlage.
[0073] Fig. 8 Zeigt den pro Normkubikmeter Schutzgas umsetzbaren Kohlenstoff in Abhängigkeit
vom Wasserdampfanteil und von der Schutzgastemperatur (T
g). Es sind die Verhältnisse im Temperaturbereich zwischen 800 und 1200 Kelvin und
bei einer Wasserdampfeinspeisung von 1 bis 20 Volumenprozent dargestellt. Das Oxidationspotential
(µ
Ox) gegenüber Kohlenstoff wächst exponentiell mit der Gastemperatur und praktisch linear
mit dem Wasserdampfanteil im Schutzgas.
[0074] Die Schutzgasumwälzung soll so bemessen sein, daß Temperaturunterschiede in der Gasatmosphäre
abgebaut und Kohlenstoffablagerungen vermieden werden. Die Durchwirbelung soll die
Umsetzung des Kohlenstoffs zu CO und CO₂ bis zur Gleichgewichtseinstellung fördern.
Deshalb ist darauf zu achten, daß die Summe der Volumenströme aller zugeschalteten
Düsen den Schutzgasdurchsatz mindestens zweimal übersteigt. Andererseits wird mit
zunehmender Gasumwälzung der Wärmeaustausch mit dem Band intensiver, das Gas wird
sich abkühlen. Mit sinkender Gastemperatur wird sich die Umsetzung des Kohlenstoffs
gemäß Fig. 8 verringern. Deshalb ist es notwendig, die umgewälzte Menge auch nach
oben zu begrenzen. Für das Ausführungsbeispiel ist festgelegt, die Umwälzung so zu
begrenzen, daß sich das Schutzgas im Reinigungsteil nicht mehr als 30 Kelvin abkühlt.
[0075] Bei der Festlegung der Umwälzleistung wird man die erreichte Bandsauberkeit und Alterungsfreiheit
als Maßstab anlegen, auch sind die Besonderheiten der Ofenanlage und des Glühprogramms
wie Länge des Reinigungsteils, Bandgeschwindigkeit, Bandabmessungen, Werkstoff, Oberflächenzustand,
in Betracht zu ziehen. Beispielsweise kann man die Umwälzleistung im Einlaufteil erhöhen,
ohne den Ölfilm dort zum Verdampfen zu bringen, indem die Düsen der vorderen Düsenbalken
wie beim Einfädelvorgang aus der Senkrechtstellung nach oben gedreht werden, so daß
der Gasstrahl von der Bandoberfläche weg, zum Beispiel auf die Strahlheizrohre oder
in die Horizontale gerichtet ist.
[0076] Für das Ausführungsbeispiel wird die Mindestumwälzleistung in Abhängigkeit von der
Wasserdampfeinspeisung wie folgt festgelegt, in Normkubikmeter pro Stunde:
Wasserdampfanteil, % |
10 |
15 |
20 |
Mindestumwälzleistung, m
 /h |
1040 |
700 |
480 |
[0077] Die Überprüfung der Bedingung ζ ≧ 1 wird für einen Gebläsedruck p = 1040 mbar und
die Düsenposition 22 m, das entspricht einer Bandtemperatur bei Eintritt unter den
Gasstrahl von T₀ = 703 Kelvin, sowie für unterschiedlichen Wasserdampfanteil vorgenommen,
mit folgendem Ergebnis:
Wasserdampfanteil, % |
1 |
5 |
10 |
15 |
20 |
Oxidationspotential µOx, g/m

|
5 |
20 |
30 |
34 |
35 |
Quotient ζ |
3 |
12 |
18 |
20 |
21 |
[0078] Bei den für Walzöle und Einfettöle nach dem Beizen verwendeten Fettestern muß ab
etwa 700 Kelvin mit Zersetzungserscheinungen gerechnet werden, beim Mineralölanteil
schon ab etwa 600 Kelvin. Die strukturelle Zersetzung wird aber erst dann bedenklich,
wenn Krackreste in Form von graphitisiertem Kohlenstoff zurückbleiben. Nach den vorliegenden
Erfahrungen tritt diese Erscheinung nicht auf, solange die Banderwärmung im Reinigungsteil
auf die Weise reguliert wird, daß das Siedeende bei Verlassen des Reinigungsteils
soeben erreicht, aber nicht überschritten ist. Im übrigen wirkt auch der eingespeiste
Wasserdampf durch die Erniedrigung der Siedetemperaturen des Ölrückstandes der pyrogenen
Zersetzung entgegen.
1. Verfahren zur Reinigung von Metallband, insbesondere zur Entfernung ölhaltiger Rückstände
auf der Bandoberfläche, im vorderen Bereich des Aufheizteils einer kontinuierlichen
Glühlinie, der als Reinigungsteil vom Rest des Aufheizteils durch eine Einlaufschleuse
und eine Auslaufschleuse getrennt ist, durch erhitztes Schutzgas, dem zur Umsetzung
der verdampfenden kohlenstoffhaltigen Rückstände Wasserdampf zugemischt wird,
dadurch gekennzeichnet, daß wasserstoffreiches Schutzgas mit hoher Anströmgeschwindigkeit senkrecht oder
mit geringer Neigung zur Normalen auf Bandoberseite und Bandunterseite geblasen und
die entstehende Prallströmung in Kombination mit den folgenden Merkmalen zum Abblasen
und Verdampfen des Ölrückstandes wie auch zur Abführung, Umwälzung und Oxidation der
Öldämpfe ausgenutzt wird:
A) Das in den Reinigungsteil einlaufende Band wird zunächst überwiegend durch Wärmestrahlung
auf eine über die Weglänge vorherbestimmbare, ortsfeste Temperatur (T₀) erwärmt und
dann weiter unter dem auf höherer Temperatur (Tg) befindlichen Gasstrahl durch überlagerte Konvektion regulierbar auf eine definierte
Oberflächentemperatur (T₁) aufgeheizt, bei der der Abdampfvorgang beendet ist, so
daß die Abdampfquote (Φ), das ist der von der Anfangstemperatur (Ta) bis zur Endtemperatur (Te) des Bandes insgesamt abdampfende Masseanteil des Ölrückstandes, einen Zahlenwert
nahe oder gleich eins annimmt;
B) dem aus einem Wasserstoff-Stickstoff-Gemisch bestehenden, vorzugsweise 31 bis 100
Vol.-% Wasserstoff enthaltenden Schutzgas wird Wasserdampf in dem Maße zugesetzt,
daß sämtlicher Kohlenstoff aus den von der Bandoberfläche abdampfenden ölhaltigen
Rückständen in CO und CO₂ überführt wird, gekennzeichnet dadurch, daß das dimensionslose
Verhältnis (ζ) zwischen dem Volumenstrom des Gasstrahls (V̇d) multipliziert mit dessem Oxidationspotential (µox) einerseits, und dem zeitgleich unter der Prallströmung erfaßten Kohlenstoff auf
der Bandoberflache (ṁc) multipliziert mit der Abdampfquote (Φ) andererseits, den Zahlenwert eins erreicht
und überschreitet;
C) die Schutzgasumwälzung (ξ) wird so bemessen, daß eine Kohlenstoffabscheidung, wie
sie in ruhender Ofenatmosphäre selbst bei Einspeisung von Wasserdampf unvermeidlich
eintreten würde, verhindert wird, indem das umgewälzte Schutzgasvolumen den für die
Umsetzung der Öldämpfe zu CO und CO₂ notwendigen Schutzgasdurchsatz (V̇g) um ein Mehrfaches, mindestens um das Zweifache, übersteigt;
D) beim Aufheizen wird das Band in der Weise erwärmt, daß besagte Oberflächentemperatur
(T₁), bei der der Abdampfvorgang endet, erst kurz vor Verlassen des Reinigungsteils
erreicht ist und der bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig abgedampfte Ölfilm
die Bandoberfläche schützt, so daß letztere der oxidierenden Atmosphäre nur in sehr
begrenzter Dauer ausgesetzt ist und die Oxidation reaktionskinetisch keine Bedeutung
erlangt.
2. Verfahren zur Reinigung von Metallband nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Bandoberfläche unter der Prallströmung bei Vorhandensein eines ölhaltigen
Belags, dessen Ölanteil aus einer Mischung verschiedener Öle besteht, so weit aufgeheizt
wird, daß die Siedetemperatur der höhersiedenden Komponente erreicht und der Abdampfvorgang
beendet ist, so daß die Abdampfquote (Φ) einen Zahlenwert nahe oder gleich eins einnimmt.
3. Verfahren zur Reinigung von Metallband nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet, daß das in den Reinigungsteil einlaufende Band über Wärmestrahlung in 10 bis 30 Sekunden
auf 250 bis 510 oC aufgeheizt wird und durch das auf 750 bis 950 oC erhitzte Schutzgas im Bereich der Prallströmung Aufheizgeschwindigkeiten zwischen
10 und 100 K/s erreicht werden.
4. Verfahren zur Reinigung von Metallband nach Anspruch 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß das gereinigte Band durch eine Schleuse in eine gegenüber Eisen, Mangan, Silizium
und Aluminium reduzierende Atmosphäre geführt wird.
5. Verfahren zur Reinigung von Metallband nach Anspruch 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß das gereinigte Band durch eine Schleuse in eine entkohlende Ofenatmosphäre mit
hohem Taupunkt, beispielsweise 62 oC, geführt wird.
6. Verfahren zur Reinigung von Metallband nach Anspruch 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß das im Reinigungsteil gegen die Bandlaufrichtung strömende, mit CO und CO₂ beladene
Wasserstoff-Wasserdampf-Stickstoff-Gasgemisch einer vollständigen Verbrennung mit
Luft in einer Nachverbrennungsanlage oder beispielsweise der Verbrennung in Mantelstrahlheizrohren
zugeführt wird, so daß als Endprodukt im Abgas Kohlendioxid, Wasserdampf und Stickstoff
anfallen.
7. Vorrichtung zur Reinigung von Metallband, insbesondere zur Entfernung ölhaltiger Rückstände
auf der Bandoberfläche, beim Erwärmen des Bandes im vorderen Bereich des Aufheizteils
einer kontinuierlichen Glühlinie, der als Reinigungsteil vom Rest des Aufheizteils
durch eine Einlaufschleuse und eine Auslaufschleuse getrennt ist,
dadurch gekennzeichnet, daß im Reinigungsteil erhitztes Schutzgas mit Hilfe von Pumpen, Gebläsen und dergleichen
umgewälzt und durch quer oder schräg zur Bandlaufrichtung angeordnete Düsenreihen
oder Schlitzdüsen senkrecht oder in geringer Neigung zur Normalen auf die Bandoberseite
und Bandunterseite geblasen wird.
8. Vorrichtung zur Reinigung von Metallband nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, daß der Reinigungseil durch Schleusen in mehrere Kammern unterteilt ist, so daß bei
reduzierter Bandgeschwindigkeit die Reinigungsstrecke verkürzt, und bei erhöhter Bandgeschwindigkeit
die Reinigungsstrecke verlängert werden kann, indem in den einzelnen Kammern bedarfsweise
Gebläse und Düsenreihen sowie Dampf weg- oder zugeschaltet werden.
9. Vorrichtung zur Reinigung von Metallband nach Anspruch 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet, daß für die indirekte Beheizung des Reinigungsteils die Schutzgasatmosphäre nicht
beeinträchtigende Wärmequellen mit hoher Wärmestromdichte, beispielsweise Mantelstrahlheizrohre
oder elektrische Heizelemente, zum Einsatz kommen.
10. Vorrichtung zur Reinigung von Metallband nach Anspruch 7 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, daß die oberhalb und unterhalb des Bandes angeordneten Düsenbalken (11) um ihre Achse
drehbar gelagert sind, so daß die Düsen (12) bei Einfädelvorgängen aus der Gefahrenzone
gedreht werden können und der Bandanfang ungehindert durch den Reinigungsteil gleitet.
11. Vorrichtung zur Reinigung von Metallband nach Anspruch 7 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, daß die Dampfeinspeisung (13) entweder in die Ansaugleitung (14) des Umwälzgebläses
(8) oder direkt in den Ofenraum des Reinigungsteils (4) erfolgt, und daß letzterer
vom Rest des Aufheizteils (5) in Bandlaufrichtung derart getrennt ist, daß das dort
vorhandene niedrige Sauerstoffpotential zur Vermeidung der Oxidation der gereinigten
Bandoberfläche nicht beeinträchtigt wird.
12. Vorrichtung zur Reinigung von Metallband nach Anspruch 7 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, daß der Reinigungsteil (4) mit einer geeigneten Taupunktmessung und -regelung (16)
für die Bemessung, Überwachung und Einstellung des vorgegebenen Wasserdampfanteils
im Schutzgas ausgerüstet ist.
13. Vorrichtung zur Reinigung von Metallband nach Anspruch 7 bis 12,
dadurch gekennzeichnet, daß der Reinigungsteil (4) mit einer geeigneten Temperaturmessung und -regelung (17),
beispielsweise mit einem Temperaturleitrechner zur Anpassung der Heizleistung an den
jeweiligen Massenstrom des zu erwärmenden Bandes, ausgerüstet ist.
14. Vorrichtung zur Reinigung von Metallband nach Anspruch 7 bis 13,
dadurch gekennzeichnet, daß die Bemessung des Schutzgasvolumenstroms über drehzahlgeregelte Antriebsmotoren
(15) für die Umwälzgebläse (8) und/oder über in der Druckleitung (9) installierte
Drosselklappen (10) erfolgt.
15. Vorrichtung zur Reinigung von Metallband nach Anspruch 7 bis 14,
dadurch gekennzeichnet, daß das Band auf einem durch den Gebläsedruck und Düsen erzeugten Gaspolster durch
den Reinigungsteil geführt wird.