[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Regelung von Gießparametern bei einer Druckgießmaschine
nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
Stand der Technik:
[0002] Aus der Literaturstelle Ernst Brunhuber "Praxis der Druckgußfertigung" 3. Auflage,
1980 Seite 82 ff ist die Maschinensteuerung von Druckgießmaschinen bekannt. Dabei
werden die Eigenschaften des Druckgußteiles durch eine Vielzahl von Einzelparametern
bestimmt. Aus der Literaturstelle Friedrich Klein: "Automatische Gießprozeßüberwachung
beim Druckgießen" Gießerei 68 (1981) Nr. 18, Seite 531 ff sind solche Gießparameter
bekannt geworden. Zur Steuerung bzw. Einregelung des Gießprozesses werden beispielsweise
die auf Seite 531 rechte Spalte letzter Absatz, Seite 532 linke Spalte, erster Absatz
der Literaturstelle Klein aufgeführten 12 Gießparameter verwendet, die als wichtige
Einflußgrößen beim Gießprozeß dienen.
[0003] In der eingangs erwähnten Literaturstelle Brunhuber Seite 86 erster und zweiter Absatz,
Seite 348, 349 ist unter anderem das Problem der Gaseinschlüsse oder Lufteinschlüsse
angesprochen. Lufteinschlüsse im Metall und damit auch im Gußstück sind in bestimmtem
Maße unvermeidlich. Dabei unterscheidet man zwischen äußerer und innerer Gasporosität,
soweit sie Einschlüsse von Luft und Trennmittelgasen betrifft. Zur äußeren Porosität
zählen Blasen an der Gußfläche, die eine deutliche Aufwölbung der Gußhaut zur Folge
haben. Sie entstehen, sobald sich der entsprechende Gußstückquerschnitt von der Formwand
abgehoben hat, d. h. zum Teil noch vor der Gußstückauswerfung. Dabei können die Einschlüsse
an der Gußstückoberfläche aufplatzen. Abhilfe gegen die sogenannte äußere Porosität
schafft nach Literaturangabe eine Verlängerung der Erstarrungsphase, damit das Gußstück
stärker abkühlt und seine Festigkeit zunimmt. Auch eine Intensivierung der Formkühlung
wirkt in die gleiche Richtung. Hierbei muß allerdings die Gefahr der Rißbildung beachtet
werden. Die Literatur empfiehlt deshalb das Auftreten von Lufteinschlüssen an sich
zu vermeiden und für eine turbulenzarme Metallströmung beim Aufstauen in der Gießkammer
bis zur Füllung des Formhohlraums zu sorgen. Auch eine Überprüfung und eine Verbesserung
der Formentlüftung wird als brauchbare Lösung der Verminderung von Lufteinschlüssen
empfohlen.
[0004] Bezüglich der sogenannten inneren Porosität wozu innere Luft- und Formgaseinschlüsse
zählen, die ihre Ursache in den gleichen, zuvor geschilderten Kriterien hat, wird
ebenfalls auf die generelle Vermeidung bzw. Reduzierung solcher Lufteinschlüsse hingewiesen.
Als Abhilfe hierzu wird in Brunhuber a.a.O. Seite 351 empfohlen, einen hohen Füllungsgrad
der Gießkammer vor dem Anfahren des Kolbens zu wählen und das Metall in der Gießkammer
möglichst turbulenzfrei aufzustauen. Darüberhinaus wird wiederum eine ausreichende
und auch wirksame Formentlüftung empfohlen. Auch die Zuschaltung der bekannten Multiplikatoren
ergebe eine hohe Nachverdichtung und damit eine Komprimierung der Lufteinschlüsse.
Sofern die Luft- oder Gaseinschlüsse durch von Trennmitteln stammenden Formgasen herrühren,
wird empfohlen, die Frage einer Überschmierung zu überprüfen, d.h. ob zuviel, zu lange
und zu oft Trennmittel aufgetragen wird. Auch bei automatischen Formsprühgeräten läßt
sich die Wahl der Dosierung und der Sprühfolgen vorwählen.
[0005] Bekannt ist demnach, daß beim Druckgießen durch den Ablauf des Gießvorgangs nicht
unerhebliche Gasmengen auftreten. Ab einem gewissen prozentualen Gasgehalt entstehen
je nach Ablauf des Gießverfahrens bzw. des verwendeten Gießmetalls Werkstücke, die
nicht mehr als einwandfrei anzusehen sind und damit als Ausschuß verworfen werden
müssen.
[0006] Die anfallenden Gasgehalte bestehen vorzugsweise aus
- Wasserstoff, welcher gelöst bzw. physikalisch eingemischt in der Schmelze enthalten
ist;
- CO, CO₂, CxHy aus durch beim Gießvorgang gecrackten Gießkolben- und Formtrennmitteln;
- sonstige Gase, wie N₂, O₂ und Verbindungen aus der im Formhohlraum beim Gießvorgang
enthaltenen Luft.
[0007] Bei den bekannten Gießprozeßüberwachungssystemen geht man insgesamt davon aus, daß
Lufteinschlüsse oder Gaseinschlüsse vorhanden sind. Die Luft- oder Gasmengen sollen
dabei durch die geschilderten Verfahren bzw. Maßnahmen reduziert werden. Diese Verfahren
bzw. Maßnahmen haben jedoch den Nachteil, daß eine genaue Kenntnis des Umfangs der
Luft- oder Gaseinschlüsse nicht vorhanden ist und daß nur aufgrund des Ergebnisses,
d.h. der Qualität des Werkstücks Gegenmaßnahmen in der erwähnten Art getroffen werden
können.
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die bekannten Verfahren dahingehend zu
verbessern, daß eine genauere und gezieltere Berücksichtigung von Luft- oder Gaseinschlüssen
erfolgt, so daß die Qualität der Druckgußwerkstücke unmittelbar erhöht, d. h. die
Ausschußquote erniedrigt wird.
[0009] Diese Aufgabe wird ausgehend von einem Verfahren mit einer üblichen Gießprozeßüberwachung
- und Steuerung erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß eine spezielle Meßeinrichtung
vorgesehen ist, die zumindest die Gasmenge, insbesondere aufgeteilt nach Gasarten
und vorzugsweise die zugehörige Temperatur erfaßt. Dabei können in den Formhohlraum
hineinragende Sensoren vorgesehen sein, die die Temperatur, den Gehalt an Gasen und
gegebenenfalls den Druck während des Formfüllvorgangs als Meßdaten erfassen und auswerten.
Die sich hieraus ergebenden Meßsignale lassen Rückschlüsse zu, ob das gegossene Teil
für seinen Verwendungszweck geeignet ist, oder bei Nichtverwendbarkeit ohne für den
Verwendungszweck noch erforderliche Bearbeitung direkt zu Ausschuß erklärt werden
muß.
[0010] Die Erfassung der Meßdaten erfolgt mittels der angesprochenen Sensoren, wobei vorzugsweise
die Meßdaten mit vorgegebenen Referenzdaten verglichen werden und aus den sich hieraus
ergebende Abweichungen Rückschlüsse für die Bestimmung der Gut-Schlecht-Qualität des
Gußwerkstücks erfolgen.
[0011] Die Meßdaten können permanent während des Formfüllvorgangs erfaßt und unmittelbar
ausgewertet werden. Es ist auch möglich, einen festen Zeitpunkt, beispielsweise kurz
vor Formfüllende zu bestimmen, an welchem Meßdaten erfaßt und mit Referenzdaten verglichen
werden. Die Sensoren insbesondere zur Bestimmung der Gase können im Formhohlraum der
Druckgießform und/oder der Gießkammer installiert werden.
[0012] Aufgrund der Auswertung der Meßsignale kann eine Steuerung und Einregelung der Trennmittelmengen
sowohl für die Druckgießform als auch für den Gießkolben unmittelbar oder insbesondere
für den nächsten Gießvorgang erfolgen, um die durch das Trennmittel hervorgerufene
Trennmittelgase zu beeinflussen.
[0013] Weiterhin kann die Auswertung der Meßsignale insbesondere über den Gehalt an Gasen
sowie deren Zusammenwirkung mit Druck- und Temperatur der Gase eine Steuerung und
Einregelung der übrigen Gießparameter zur Folge haben, wie beispielsweise Gießgeschwindigkeit
und Gießdruck des Gießkolbens. Dies kann während des laufenden Gießvorgangs unmittelbar
oder für den nächsten Gießvorgang erfolgen, so daß die negativen Einflüsse der beim
Gießvorgang entstehenden Gase berücksichtigt werden. Diese unmittelbare Erfassung
des Gasgehalts kann dann beispielsweise während des Gießvorgangs durch einen höheren
Nachdruck oder durch eine geregelte Gießkolbengeschwindigkeit kompensiert werden.
[0014] Die Ermittlung des Gasgehalts sowie der begleitenden Parameter, insbesondere Temperatur
und Druck kann darüberhinaus zur Steuerung und Einregelung des Öffnungs- und Schließverhaltens
der Entlüftungsventile des Formhohlraums dienen, um eine optimale Formentlüftung zu
erzielen. Dabei können insbesondere Temperatursensoren zum Einsatz kommen, die ebenso
wie die Drucksensoren über den Zustand der eingeschlossenen Gasmenge informieren.
[0015] Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht damit auf einfache Weise eine Optimierung
der bekannten Gießprozeßüberwachung, wobei auf die bekannten Maßnahmen ausdrücklich
Bezug genommen wird. Hierzu wird auf die eingangs erwähnte Literaturstelle Klein,
Seite 531, 532 ff verwiesen. Als Sensoren werden dabei heute handelsübliche Sensoren
verwendet, die zur Bestimmung von Gasmengen und insbesondere zur Bestimmung des Gehalts
an Gasen, aufgeteilt nach Gasarten dienen. Darüberhinaus sind übliche Sensoren für
die Druck- und Temperaturerfassung verwendbar.
[0016] Solche Sensoren stehen für die Regelung von Katalysatoren für Kraftfahrzeuge zur
Verfügung. Sie können bei entsprechend gegen den Angriff durch Schmelze-resistenter
Ausführung direkt im Formhohlraum oder an der Formhohlraumoberfläche eingesetzt werden.
Nicht Schmelzeresistente Sensoren müssen in eine separate Formkammer eingebaut werden,
die vom Schmelzeeintritt durch ein Ventil abgetrennt wird. Solche Ventile sind aus
der Form-Evakuiertechnik im Druckguß bekannt.
1. Verfahren zur Regelung von Gießparametern bei einer Druckgießmaschine und insbesondere
zur automatischen Gießprozeßüberwachung beim Druckgießen, wobei während des Gießformvorgangs
verschiedene Gießparameter erfaßt und in Abhängigkeit von Referenzwerten eingeregelt
werden, dadurch gekennzeichnet, daß eine mit dem Formhohlraum und/oder der Gießkammer
verbundene Sensormeßeinrichtung vorgesehen ist, die den Gehalt an Gasen sowie die
zugehörige Gastemperatur und/oder den Gasdruck während des Formfüllvorgangs erfaßt
und daß die so erfaßten Meßdaten mit vorgegebenen Referenzdaten verglichen und bei
Abweichungen hiervon eine Bestimmung der Gut-Schlecht-Qualität des Gußteils und eine
Nachregelung der zugehörigen Gießparameter erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Gasmengenerfassung aufgeteilt
nach Gasarten erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Meßdaten permanent während
des gesamten Zyklus der Formfüllphase ermittelt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Meßdaten zu einem vorbestimmten
Zeitpunkt kurz vor Formfüllende erfaßt werden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Meßdaten
zur Steuerung und Einregelung der Trennmittelmenge für die Gießform und dem Gießkolben
dient, die für den nächsten Gießvorgang zur Erzielung guter Teile erforderlich ist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Meßdaten
zur Steuerung und Einregelung insbesondere der Gießparameter dient, wie Füllhöhe der
Gießkammer, Gießgeschwindigkeit und Gießdruck, wobei die Auswertung während des laufenden
Gießvorgangs oder für den nächsten Gießvorgang vorgenommen wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß in Abhängigkeit von den Meßdaten
über den Gasgehalt die Gießkolbengeschwindigkeit und/oder der Gießkolbennachdruck
geregelt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Meßdaten
über den Gasgehalt zur Steuerung und Einregelung des Öffnungs- und des Schließverhaltens
der Entlüftungsventile des Formhohlraums dienen.
9. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Meßdaten zur Steuerung und Einregelung des Öffnungs- und Schließverhaltens
dienen, wobei die Temperatur- und/oder Drucksensoren herangezogen werden.