[0001] Die Erfindung betrifft ein Antiblockierregelsystem für Kraftfahrzeuge nach dem Oberbegriff
des Anspruchs 1.
[0002] Bei der zyklischen Umschaltung zwischen den typischen ABS-Regelungsphasen "Druckabbau",
"Druckhalten" und "Druckaufbau" ist neben der Bestimmung geeigneter Umschaltzeitpunkte
auch die Kenntnis von Referenzdruckpunkten von entscheidender Bedeutung für die Erreichung
großer homogener Fahrzeug-Bremsverzögerungen bei möglichst hohem Bremskomfort. Wenn
man von homogenen Bodenverhältnissen ausgeht und weiterhin annimmt, daß sich die Reifen-
und Bremseneigenschaften während einer Bremsung praktisch nicht verändern, so könnte
ein Antiblockiersystem eine optimale Bremsung erzielen, indem es an jedem blockiergefährdeten
Rad einen Bremsdruck einstellt, der um einen differentiellen Betrag unterhalb des
Blockierdrucks liegt. Dieser Druck könnte für jedes Rad dann gespeichert werden, wenn
während einer Bremsung erstmalig eine Blockiertendenz auftritt. Mit dem nach der Ausregelung
der Blockierneigung eingestellten minimal unter dem Blockierdruck liegenden Optimaldruck
könnte die Bremsung dann mit maximaler Verzögerung, guter Fahrstabilität und hohem
Regelungskomfort zu Ende geführt werden. Sollte nach der Einstellung der Konstantdrücke
ein Rad doch noch zum Blockieren neigen, würde der Einstellvorgang auf der Basis des
neuen Blockierdrucks wiederholt werden.
[0003] Diese einfache Strategie darf jedoch praktisch nicht zum Einsatz gebracht werden,
da die Radblockierdrücke aus folgenden Gründen starken Schwankungen unterworfen sein
können:
- Obwohl fast alle realen Bremsungen unter mehr oder weniger homogenen Bodenverhältnissen
ablaufen, treten doch teilweise enorme lokale Reibwertschwankungen auf.
- Das dynamische Verhalten des Fahrzeugs führt zu Änderungen bei den Radaufstandskräften
(speziell durch kurvenbedingte Lastwechsel oder in der Anbremsphase durch verzögerungsänderungsbedingtes
Fahrzeugeinnicken).
- Während einer Bremsung aus hoher Anfangsgeschwindigkeit kann sich die Charakteristik
der Reifen durch Erwärmung stark ändern.
- Die Bremsanlage kann während einer langen Bremsung Fading-Effekte aufweisen, so daß
ein eingestellter Konstantbremsdruck zu einer mit der Zeit absinkenden Bremskraft
führt.
[0004] Es ist daher für eine sichere Regelbremsung unbedingt erforderlich, an jedem Rad,
das im stabilen Schlupfbereich läuft, den Bremsdruck wieder zu erhöhen, um im Extremfall
wieder den vom Fahrer gewünschten HBZ-Druck zu erreichen.
[0005] Außerdem ist es nicht zulässig, den Druck beliebig schnell wieder in die Nähe des
früheren Blockierdrucks zu fahren, nachdem die Blockierneigung gerade erst ausgeregelt
wurde, da ausfederungsbedingte Veränderungen der Radaufstandskräfte auch zu dynamischen
Veränderungen der Blockierdrücke führen.
[0006] Es ist deshalb Aufgabe der Erfindung, ein Antiblockierregelsystem der eingangs genannten
Art zu schaffen, das eine optimale Druckaufbaufunktion aufweist und die Vorteile des
Druckhaltens im Optimalpunkt über lange Zeitbereiche annähernd erfüllt und damit gegenüber
konventionellen ABS-Regelsystemen zu besseren Bremsverzögerungen bei größerer Fahrstabilität
und höherem Regelungskomfort führt.
[0007] Die Lösung dieser Aufgabe gelingt mit den im kennzeichnenden Teil des Anspruchs 1
angegebenen Merkmalen. Vorteilhafte Weiterbildungen sind in den Ansprüchen 2 bis 9
angegeben.
[0008] Das erfindungsgemäße Antiblockierregelsystem sieht daher vor, den Druckaufbau in
der Wiederbelastungsphase nicht mit konstantem Gradienten durchzuführen, sondern den
Bremsdruck zunächst steil und dann bei annäherndem Erreichen des zu erwartenden Blockierdrucks
immer flacher zu verfahren. Durch den Einsatz derartiger exponentieller Belastungsrampen
wird schon frühzeitig ein gutes Druckniveau erreicht und auf homogenem Untergrund
über lange Zeiträume gehalten.
[0009] Der am Ende der Belastungsrampe zu erwartende Einbruch der Radgeschwindigkeit verläuft
aufgrund der flachen Endsteigung der e-Rampe i.a. "gutmütig" und ist leicht ausregelbar.
[0010] Die Grundvoraussetzung für den Erfolg dieses Druckaufbau-Mechanismus ist das Verfahren
der Druckfunktion zwischen guten Druck-Referenzpunkten.
[0011] Dabei wird vorausgesetzt, daß dem ABS-Regler eine Information über den im betrachteten
Radbremszylinderkreis existierenden Druck zur Verfügung steht. Es handelt sich dabei
nicht um absolute Drücke sondern jeweils nur um Druckrelationen. Durch den Einsatz
von Plunger-Druckmodulatoren (s. z. B. DE-OS 35 30 280) wird der hohe Kostenaufwand
für die Bremsdruckgeber auf einfach Weise vermieden.
[0012] Die Erfindung soll an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert werden. Es zeigen:
- Figur 1
- ein Funktionsschaltbild (Modulator, ABS, Rampensteuerung)
- Figur 2
- ein Zeitdiagramm einer Regelbremsung mit konventioneller Blockierschutzregelung
- Figur 3
- ein Zeitdiagramm der Druckspeicherpunkte und des Druckaufbauprofils
- Figur 4
- eine Funktion zur Bestimmung der Maximal-Druckanfahrpunkte
- Figur 5
- den Aufbau eines einkanaligen Plunger-Druckmodulators mit Kolbenweg-Meßsystem
- Figur 6
- eine Schaltungsrealisierung
Dabei bedeuten die verwendeten Variablen und Konstanten:
- S
- = Signal vom Radsensor, das eine Bestimmung der aktuellen Umfangsgeschwindigkeit V
des betrachteten Rades ermöglicht
- V
- = Momentane Radumfangsgeschwindigkeit
- A
- = gefilterte Radverzögerung/-beschleunigung
- VREF
- = berechnete Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit (wird aus gefilterten Radgeschwindigkeiten
und Plausibilitätsüberlegungen gebildet)
- AREF
- = gefilterte Fahrzeugverzögerung zeitliche Ableitung von VREF (liefert eine geschätzte
Fahrzeugverzögerung, die aufgrund der kurzen Regelungszykluszeiten allerdings sehr
stark schwankt; aus diesem Grund erfolgt allgemein eine Filterung dieses Signals;
AREF wird als eine derartige gefilterte Fahrzeugverzögerung angenommen)
- RE
- = Anzeigesignal für Radgeschwindigkeitseinbruch (boolesches 1-bit-Signal, das auf
logisch '1' gesetzt wird, wenn die Radgeschwindigkeit überbremsungsbedingt in einen
zu großen Schlupfbereich einläuft, und logisch '0' wird, wenn der aktuelle Radschlupf
stabil ist)
- DeltaVhalt
- = Geschwindigkeitsdifferenz, die das Rad während der Zeit DeltaThalt durchläuft
- DeltaThalt
- = Zeitdauer der Druckhaltephase während der Beschleunigung des Rades in den stabilen
Schlupf
- Tein_i
- = Zeitpunkt, zu dem innerhalb einer Regelbremsung zum i-tenmal ein überbremsungsbedingter
Radgeschwindigkeitseinbruch erkannt wird
- Thalt_i
- = Zeitpunkt, zu dem innerhalb einer Regelbremsung zum i-tenmal eine Druckhaltephase
beginnt, das zuvor überbremste Rad also beschleunigt
- Taus_i
- = Zeitpunkt, zu dem innerhalb einer Regelbremsung zum i-tenmal ein Radgeschwindigkeitseinbruch
ausgeregelt worden ist
- TS
- = Zeitpunkt, zu dem die Suchrampe aktiviert wird
- TPAuf
- = zulässige Zeitdauer des Druckaufbaus, innerhalb der eine erneute Radblockiertendenz
erwartet wird
- P
- = Radbremszylinderdruck (dieser Druck wird bei der Regelbremsung vom ABS-Regler eingestellt;
die hier vorgestellten Mechanismen können indirekt über den ABS-Regler Einfluß auf
P nehmen) Bei dem hier vorgestellten Konzept wird davon ausgegangenen, daß P entweder
durch ein Druckmeßgerät erfaßt wird, oder daß beispielsweise bei Verwendung eines
ABS-Druckmodulators nach dem Plungerprinzip ein direkter Zusammenhang zwischen der
meßbaren Stellung des Vorderraddruckkolbens und dem relativen Vorderradbremsdruck
besteht, so daß P als Relativgröße aus der jeweiligen Kolbenstellung abgelesen werden
kann.
- Palt
- = Radbremsdruck P des vorherigen Regelungszyklus
- PS
- = Sollwert für den einzustellenden Bremsdruck (wird vom Druckfunktionsgenerator in
der Druckaufbauphase berechnet und dem ABS-Regler übergeben)
- PSneu
- = neuer Wert von PS für den nächsten Regelungszyklus
- Pein
- = Wert von P, bei dem das Rad Blockiertendenzen zeigt
- Pein_i
- = Wert von P, bei dem die Vorderradgeschwindigkeit zum i-tenmal während einer Regelbremsung
einbricht
- Pbeschl
- = Wert von P, bei dem das zuvor eingebrochene Rad wieder beschleunigt
- PSAnf
- = Druckanfahrpunkt als Startdruckpunkt für die Druck-Wiederbelastungsrampe
- DPSAnf
- = Minimalabstand von PSAnf zu Pein aufgrund der Rad-, Achs- und Fahrzeugdynamik
- DeltaPAuf
- = Druckbetrag, um den der Radbremsdruck von einem zum nächsten Regelungszyklus in
der Wiederbelastungsphase erhöht wird
- DeltaPMin
- = Druckbetrag, um den der Radbremsdruck von einem zum nächsten Regelungszyklus in
der Wiederbelastungsphase mindestens erhöhte wird
- DeltaPMax
- = Druckunterschied zwischen Pein und Pbeschl, bei dessen Überschreitung der Druckanfahrpunkt
PSAnf auf der Basis von Pbeschl berechnet wird
- Pab
- = Eingeschlossener Radbremsdruck bei Schließen des HBZ-Ventils (Plunger-Druckmodulator)
- K1, K2
- = Konstanten bei der Berechnung der Bremsdruckfunktionen
- z
- = Eingestellte Tauchkolbenposition (Plunger-Druckmodulator)
- Regelungszyklustakt
- = Taktsignal, das mit der Zeitdauer (eines ABS-Regelungszyklus (hier 8ms) geschaltet
wird ==> 125 HZ
- 1g
- = Erdbeschleunigung = 9.81 m/s^2
Figur 1 zeigt ein Blockschaltbild eines Antiblockiersystems, bestehend aus einem
elektro-mechanischhydraulischen Druckmodulator (1) und einer elektronischen Steuereinheit
(2), die neben den Komponenten für den ABS-Regler (3) noch eine Hilfsschaltung (4)
beinhaltet, die die Regelungsstrategie ausführt und daher als 'Druckfunktionsgenerator'
bezeichnet wird. Die Funktionsblöcke (3,4) können sowohl durch Spezial-Hardware als
auch durch eine softwaremäßige Implementierung realisiert werden.
[0013] Aus Gründen der Übersichtlichkeit werden die hier dargelegten Mechanismen nur für
ein Fahrzeugrad bzw. nur für einen Bremskanal vorgestellt, so daß die Figur und alle
weiteren Darstellungen immer nur einkanalige Komponenten aufweisen.
[0014] Eine Erweiterung des Konzepts auf n Kanäle ist leicht möglich, da keine kanalübelgreifenden
Zusammenhänge bestehen und die Mechanismen daher getrennt für jedes Rad bzw. jeden
Bremskanal betrachtet werden können.
[0015] Die rad- bzw. bremskanalspezifischen Daten und Signale müßten bei Erweiterung auf
mehrere Kanäle mit entsprechenden Indizes versehen werden, die hier ebenfalls aus
Gründen der besseren Anschaulichkeit weggelassen wurden.
[0016] Um die Einbindung des Druckfunktionsgenerators in ein normales Antiblockiersystem
darzustellen, werden nachfolgend kurz die funktionalen Zusammenhänge der Blöcke (1,3,4)
beschrieben. Der ABS-Regler (3) bekommt von einem Radsensor (5) eine Impulsfolge S,
aus deren Frequenz er direkt die reale Umfangsgeschwindigkeit V des betrachteten Fahrzeugrades
berechnet. Aus V ermittelt der ADS-Regler (3) weitere interne Referenzsignale, wie
beispielsweise die Fahrzeug-Referenzgeschwindigkeit VREF und die Fahrzeug-Referenzverzögerung
AREF, damit er Überbremsungszustände erkennen und sicher ausregeln kann. Im Eintrittsfall
gibt der ABS-Regler (3) Drucksteuersignale an den Druckmodulator (1), so daß dieser
den vom Fahrer vorgegebenen Hauptbremszylinderdruck PHBZ reduziert und als Radbremszylinderdruck
P zum Radbremskreis weiterleitet. Der hier zugrundegelegte Druckmodulator gibt Rückmeldesignale
an den ABS-Regler; es handelt sich dabei um Informationen über den eingestellten Bremsdruck
P, also im Falle eines Plunger-Druckmodulators (s. z. B. DE-OS 35 30 280) um die druckbestimmende
Position des Tauchkolbens.
[0017] Die internen Referenzsignale können vom Druckfunktionsgenerator (4) mitgenutzt werden.
[0018] Der ABS-Regler arbeitet nun nach bekannten Grundstrategien die Blockierschutzregelung
ab. Parallel dazu berechnet der Druckfunktionsgenerator (4) in den Druckaufbauphasen
optimale Druckwiederbelastungsgradienten und übergibt diese an den ABS-Regler, so
daß dieser seine Grundregelstrategie mit den Daten des Druckfunktionsgenerators verfeinern
kann.
[0019] ABS-Regler und Druckfunktionsgenerator arbeiten also parallel. Die Grundfunktionen
des ABS-Reglers werden als bekannt vorausgesetzt und nicht näher beschrieben. In einer
praktischen Realisierung können der ABS-Regler (3) und der Druckfunktionsgenerator
(4) als eine Komponente angesehen werden. Eine logische Auftrennung erfolgt hier nur,
um die Funktionen des Druckfunktionsgenerators zu verdeutlichen.
[0020] Die praktisch eingesetzten Antiblockiersysteme nach dem Stand der Technik schalten
zyklisch zwischen den Regelungszuständen 'Druckabbau', 'Druckhalten' und'Druckaufbau'
an jedem Rad um. Dazu zeigt Figur 2 eine beispielhafte Blockierschutzregelung auf
homogenem Untergrund. Eine Druckentlastung findet üblicherweise immer darin statt,
wenn das betreffende Rad einen maximal zulässigen Verzögerungswert bei hinreichend
hohem Schlupf überschreitet. Diese Situation ist jeweils zu den Zeitpunkten Tein_i
gegeben. Ein Halten des erreichten Drucks erfolgt dann, wenn das Rad aus der vorherigen
Verzögerung in die Beschleunigungsphase übergeht, also wieder in Richtung stabiler
Schlupfbereiche läuft (tritt auf zu den Zeitpunkten Thalt_i). Ein erneuter Druckaufbau
findet statt, wenn das Rad wieder eindeutig im stabilen Schlupf läuft (Zeitpunkte
Taus_i, wobei zumeist erst ein größerer Drucksprung und danach ein kontinuierlicher
Druckaufbau mit konstantem Gradienten erfolgt (im folgenden 'Druckaufbauphase' oder
'Wiederbelastungsphase' genannt), bis ein dadurch erzwungener erneuter Radgeschwindigkeitseinbruch
wieder eine Druckabbauphase einleitet. Sollte innerhalb einer fest vorgegebenen Druckaufbauzeit
TPAuf kein derartiger Einbruch erfolgen, so wird eine steilere Druckrampe (Suchrampe)
gefahren, damit der eingestellte Druck nicht zu lange vom möglichen Maximum entfernt
liegt (eine Suchrampe beginnt hier zum Zeitpunkt TS).
[0021] Nach dem Verfahren des konstanten Druckaufbaus werden Radgeschwindigkeitsüberbremsungen
immer mit sehr hoher Dynamik provoziert, so daß ein Überschreiten des Maximums der
µ-Schlupfkurve unvermeidbar ist. Da der fahrbahnbedingte Radantrieb um so kleiner
wird, je weiter das Rad in den instabilen Schlupf einbricht, steigt die Blockiertendenz
mitkopplungsbedingt an, so daß dann ein starker Druckabbau erforderlich ist, um die
Radgeschwindigkeit wieder auszuregeln. Starke Druckmodulationen wirken vor allem bei
Zweiradfahrzeugen unkomfortabel, belasten die Achsmechanik und führen praktisch immer
zu Verlusten in der Fahrzeugverzögerung.
[0022] Figur 3 zeigt für eine Regelbremsung ein Zeitdiagramm der Radgeschwindigkeit und
des Radbremsdrucks, der die Druckaufbaufunktion repräsentiert, die mit den nachfolgend
beschriebenen Mechanismen generiert wird.
Abspeichern des Radblockierdrucks
[0023] Wenn der ABS-Regler feststellt, daß eine Radblockiertendenz aufgrund einer Überbremsung
vorliegt, endet die Druckaufbauphase, und es erfolgt ein Umschalten auf die Druckreduzierungsphase.
Zu diesem Zeitpunkt schaltet der ABS-Regler das Signal RE von '0' auf '1' (Radgeschwindigkeitseinbruch).
Der Radbremszylinderdruck (bzw. die Kolbenstellung am betreffenden Kanal) wird nun
in einem Register als Radblockierdruck Pein abgespeichert. Für die weitere Regelung
kann davon ausgegangen werden, daß dieser Druckpunkt bei homogenem Untergrund ein
geringfügig zu hoher Punkt ist.
Geschwindigkeitsproportionale Entlastung mit Minimalgradient
[0024] Wenn eine Radüberbremsung erkannt wurde, erfolgt ein Druckabbau um einen Betrag,
der in jedem Regelungszyklus proportional zum Radgeschwindigkeitsgradienten berechnet
wird. Bei starker Blockiertendenz wird der Druck also stärker reduziert als bei einem
langsamen Einlauf in zu große Schlupfbereiche. Um aber den zu erwartenden Mitkopplungseffekten
entgegenzuwirken, erfolgt immer eine festgelegte Minimal-Druckreduzierung, auch wenn
das Rad sehr langsam in den instabilen Schlupf läuft. Es wir davon ausgegangen, daß
der ABS-Regler selbst einen derartigen Druckabbau durchführt, so daß der Druckfunktionsgenerator
(4) dafür nicht zuständig ist.
Abspeichern des Radbeschleunigungsdrucks
[0025] Die Druckabbauphase läuft so lange, bis das in zu große Schlupfbereiche eingelaufene
Rad wieder eindeutig beschleunigt. Zu diesem Zeitpunkt beginnt die Druckhaltephase,
d. h. der ABS-Regler hält den erreichten Bremsdruck konstant. Sollte die gemessene
Fahrzeugverzögerung sehr klein sein, was auf einen niedrigen Reibwert des Untergrunds
schließen läßt, so kann der ABS-Regler den Druckhaltepunkt bewußt etwas tiefer legen,
damit das Rad besser beschleunigt und für einen kürzeren Zeitabschnitt im instabilen
Schlupfbereich läuft, was besonders wichtig für ABS-geregelte Zweiräder ist.
[0026] Ferner überwacht der ABS-Regler in der Haltephase permanent den Geschwindigkeitsverlauf
des Rades. Sollte die Beschleunigung in den stabilen Schlupf zu gering sein, so reduziert
der ABS-Regler den Haltedruck noch geringfügig; entsprechend führt er einen geringen
Druckaufbau durch, falls die Radbeschleunigung zu stark ansteigen sollte.
[0027] Wenn während der Druckhaltephase ein Übergang zu kleineren Reibwerten stattfinden
sollte, so daß das Rad noch weiter in den instabilen Schlupf verzögert, so leitet
der ABS-Regler wieder eine Druckabbauphase ein, der bei erneuter Radbeschleunigung
wieder eine Druckhaltephase folgt.
[0028] All diese Maßnahmen des ABS-Reglers führen letztlicht dazu, das Rad mit einer geeigneten
Dynamik in einem vertretbaren Zeitbereich wieder in den stabilien Schlupf zu bringen.
[0029] Es ist wichtig, daß der Druckfunktionsgenerator (4) den Radbremszylinderdruck (bzw.
die Druckkolbenstellung am betreffenden Radbremskanal) als Beschleunigungsdruck Pbeschl
genau zu dem Zeitpunkt übernimmt, zu dem der ABS-Regler das Rad wieder erstmalig in
den stabilen Schlupf gebracht hat und dies durch Rücksetzen des Signals RE von logisch
'1' auf '0' anzeigt (s. Figur 3).
[0030] Bei homogenen Bodenverhältnissen ist dieser Druck Pbeschl für die weitere Regelung
mit Sicherheit ein zu niedriger Wert, der in der Druckaufbauphase auf jeden Fall überschritten
werden sollte.
Berechnung eines guten Druckanfahrpunktes
[0031] Wenn das Rad am Ende der Druckhaltephase wieder in den stabilen Schlupfbereich eingelaufen
ist, beginnt die Druckaufbauphase. Der ABS-Regler erkennt diesen Zustand anhand verschiedener
Kriterien. Damit der eingestellte Bremsdruck über möglichst lange Zeiträume dicht
am Optimum liegt, wird versucht, zunächst einen positiven Drucksprung aufzuschalten,
der dazu führt, daß die exponentielle Wiederbelastungsfunktion bereits auf einem guten
Druckniveau startet. Der durch den Drucksprung erreichte Druckstartpunkt wird hier
als Druckanfahrpunkt bezeichnet. Es ist jedoch sehr wichtig für die Qualität der Regelung,
daß der Drucksprung nicht sofort zur Radübelbremsung führt, da durch häufiges Druckauf-
und -abbauen um große Beträge ein unruhiges Fahrzeugverhalten provoziert wird. Dies
äußert sich beim PKW durch 'Lenkradflattern'. Motorräder mit weicher Vorderradaufhängung
neigen zum Kippen (Abheben des Hinterrads) und zu 'Bocksprüngen'. Um diese Effekte
zu vermeiden, wird der Druckanfahrpunkt PSAnf hier aus dem vorher gespeicherten Blockierdruck
Pein und dem Radbeschleunigungsdruck Pbeschl berechnet und unter Berücksichtigung
der Fahrzeugeigenschaften noch begrenzt, wobei jeder Radtyp bezüglich seiner Achscharakteristik
und auch bezüglich der verwendeten Reifenklassen unterschiedlich behandelt wird.
[0032] Um den Druckanfahrpunkt zu berechnen, wird zunächst der arithmetrische Mittelwert
aus dem Blockierdruck und dem Radbeschleunigungsdruck gebildet.
Wenn zum Ausregeln der Radblockierneigung zuvor ein großer Druckbetrag erforderlich
war (Pein - Pbeschl > DeltaPMax), so erfolgt ein Drucksprung nicht auf den arithmetischen
Mittelwert der beiden gespeicherten Referenzdruckpunkte, sondern die Höhe des Sprungs
- ausgehend vom Grundwert Pbeschl - wird aus der Radbeschleunigung in der Druckhaltephase
berechnet:
Diese zweite Funktion ist wichtig, falls die zuvor ausgeregelte Radüberbremsung durch
einen Reibwertübergang zu niedrigeren Werten verursacht worden war. In diesem Fall
muß der Druckhaltepunkt als Basiswert für die folgende Wiederbelastung angesehen werden.
Der effektive Drucksprung besteht dann nur ausdem radbeschleunigungsabhängigen Term,
der den während der Druckhaltephase existierenden Bremsmomentenunterschuß in Rechnung
stellt. Je stärker das Rad in der Haltephase beschleunigt, desto größer wird der auf
Pbeschl aufaddierte Drucksprung.
[0033] Um zu verhindern, daß die Sprünge bei zu großem Lastwechsel speziell bei Vorderrädern
dynamisch zu hohe Druckwerte erzeugen, müssen noch bestimmte fahrzeugspezifische Randbedingungen
eingehalten werden:
mit
Die Funktionen f1 und f2 resultieren aus Versuchsmeßreihen und sind extrem fahrzeugspezifisch.
Prinzipiell gilt die Regel, daß die Druckentlastung zum Ausregeln einer Radüberbremsung
zu einem Lastwechsel führt, der mit der Stärke der Fahrzeugverzögerung wächst. Dieser
Lastwechsel resultiert hauptsächlich aus der Ausfederung der Vorderachse. Folglich
sind die Fahrzeugvorderräder anschließend um so weniger belastbar, je stärker die
Fahrzeugverzögerung ist. Auf glattem Untergrund treten nur ganz geringe Lastwechsel
durch die Vorderraddruckmodulationen auf, so daß ein zuvor entlastetes und daraufhin
wieder im stabilen Schlupfbereich laufendes Rad sofort wieder mit einem Bremsdruck
belastet werden kann, der dicht unter dem vorherigen Blockierdruck liegen darf, da
aufgrund der Druckentlastung praktisch kein Verlust an Bodenaufstandskraft stattgefunden
hat. Diese Effekte machen sich besonders bei einspurigen Fahrzeugen bemerkbar. Hier
führt jede starke Druckerhöhung zu einem deutlichen Einfedern der Vorderradgabel;
entsprechend bewirkt eine starke Vorderraddruckreduzierung ein sprungartiges Ausfedern
der Gabel nach vorn, wobei der dynamische Verlust an Aufstandskraft kurzfristig noch
deutlich höher sein kann, als man aufgrund der relativen Schwerpunktverlagerung erwarten
muß (s. z. B. P 42 04 350.6).
[0034] Bei Hinderrädern treten entgegengesetzte Effekte auf. Jede Druckentlastung bewirkt
einen Fahrzeugverzögerungsverlust, wobei sich die Radaufstandskraft und damit die
Druckbelastbarkeit erhöht. Der Druckpunkt nach der Ausregelung einer Radblockiertendenz
darf hier also dicht unter dem vorherigen Blockierdruck liegen. Dies gilt wiederum
in besonderem Maße für einspurige Fahrzeuge, wenn nur das Hinterrad gebremst wird,
da in diesem Fall allein die Hinterraddruckmodulationen für die Schwankungen in der
Radaufstandskraft maßgeblich sind.
[0035] Mit wachsender Fahrzeuggeschwindigkeit können die Druckanfahrpunkte höher gelegt
werden (dichter unter den Blockierdruck). Dabei spielt das Reifenverhalten eine entscheidende
Rolle.
[0036] Figur 4 zeigt beispielhaft den maximalen Druckbetrag DPSAnf für ein Vorderrad. Durch
das Tieferlegen des Anfahrpunkts PSAnf kann sichergestellt werden, daß dicht aufeinander
folgende Blockierzustände - wie in Figur 2 dargestellt - auf homogenen Böden praktisch
nicht mehr auftreten.
Exponentielle Druckaufbaufunktion
[0037] Nach der Aufschaltung des Drucksprungs wird, beginnend beim erreichten Druckanfahrpunkt
PSAnf bis zum zuvorgemerkten Blockierdruckpunkt Pein, eine exponentielle Druckrampe
durchfahren, wobei der Druckgradient zunächst groß ist und dann bei Annäherung an
den früheren Blockierdruckpunkt Pein immer flacher wird. Damit ergibt sich für die
jeweilige Druckzunahme von einem Regelungszyklus zum nächsten:
Der neue Bremsdruck-Sollwert ergibt sich einfach durch Erhöhung des vorherigen Wertes
um DeltaPAuf:
Dadurch, daß der Bremsdruck PS mit jedem Zyklus näher gegen Pein wächst, wird die
Druckzunahme gemäß obiger Gleichung immer kleiner. Die Realisierung einer derartigen
Funktion auf Mikrorechnern ist besonders einfach, indem als Faktor eine Zweierpotenz
gewählt wird. Praktisch hat sich bei einer Regelungszykluszeit von 8ms der Wert 1/8
bewährt:
Damit der Blockierdruck auch wirklich erreicht werden kann und die Rampe nicht nur
asymptotisch gegen diesen Druckpunkt läuft, wird eine Minimalsteigung gefordert:
Der Wert von DeltaPMin muß fahrzeug- und radspezifisch eingestellt werden. Zusätzlich
ist darauf zu achten, daß DeltaPMin so groß ist, daß die Wiederbelastungsrampe immer
schon nach etwa 300ms zu einer leichten Radblockiertendenz führt. Durch das exponentielle
Belastungsprofil wird schon früh ein hohes Druckniveau erreicht. Ferner kann dadurch
der Anfahrpunkt PSAnf gemäß der Funktion aus Figur 4 relativ tief gelegt werden, ohne
daß der weitere Druckverlauf zu niedrig liegt.
[0038] Bei allen betrachteten Druck- und Druckdifferenzwerten in den o. g. Gleichungen handelt
es sich um relative Werte, d. h. zur korrekten Abarbeitung des Regelalgorithmus ist
keine Kenntnis über die absoluten Größen der Drücke erforderlich. Entscheidend ist
allein, daß das in Figur 3 gezeigte Druckprofil in den korrekten Relationen durchlaufen
wird, was durch den nachfolgend beschriebenen Plunger-Druckmodulator ohne Aufwand
über die meßbaren Kolbenstellungen erreicht werden kann.
Möglichkeiten des Plunger-Prinzips
[0040] Bei Antiblockiersystemen, die auf der Basis des Plunger-Prinzips arbeiten, können
die Radbremsdrücke über eine Positionsregelung ihrer Tauchkolben eingestellt werden.
Wenn die Position des Tauchkolbens durch eine Wegemeßeinrichtung bestimmt wird, stehen
dem ABS-Regler ständig Informationen über den erreichten Relativdruck zur Verfügung.
[0041] Figur 5 zeigt das Arbeitsprinzip für ein Fahrzeugrad. Während einer normalen Bremsung
gelangt der vom Fahrer aufgebrachte Druck des Hauptbremszylinders (HBZ) direkt in
den Radzylinderbremskreis (RBZ). Im Falle einer erkannten Überbremsung steuert der
ABS-Regler eine Motorzugkraft (MF), so daß der Druckkolben (DR) über einen Hebel gegen
die Kraft (FF) einer Druckfeder und unter Mithilfe der Innendruckkraft (PF) auf den
Kolben in Richtung steigender Kolbenwege z verschoben wird. Schon bei einer geringen
Kolbenverschiebung schließt sich das Kugelventil (KV), so daß der Radbremszylinderdruck
vom Hauptbremszylinderdruck entkoppelt ist und der Druck Pab im Radbremskreis eingeschlossen
wird. Je weiter nun der Kolben in Richtung des Weges z verschoben wird, um so stärker
wird der Druck wegen der im Bremssystem vorhandenen Elastizitäten reduziert. Beginnend
mit dem eingeschlossenen Druck Pab, wird über den Weg z eine gegen O abnehmende Druckfunktion
durchfahren, die je nach Bremssystem linear bis leicht degressiv verläuft. Ein erneuter
Druckaufbau wird durch Verschieben des Kolbens in Richtung kleinerer z-Werte erreicht,
indem die Motorzugkraft (MF) so verringert wird, daß die Druckkraft (FF) der Feder
wieder die Summe der aktiven Gegenkräfte (PF) und (MF) sowie der passiven Reibungskräfte
des Systems übersteigt. Eine erreichte Wegstellung repräsentiert über die angegebene
Druck-Weg-Funktion also direkt einen Bremsdruck relativ zu dem eingeschlossenen Druck
Pab.
[0042] Solange das Kugelventil (KV) geschlossen bleibt, existiert ein eindeutiger Zusammenhang
zwischen Kolbenweg z und Bremsdruck P. Sämtliche zuvor verwendeten Druckwerte können
also ersetzt werden durch Wegwerte z, die beispielsweise eine induktiven Wegemeßspule
anzeigt; alle Druckdifferenzbeträge (Druckabbau- und Druckaufbaugradienten) werden
ersetzt durch Wegabschnitte. Wegen seiner analogen Eigenschaften ist der Plunger-Modulator
außerdem in der Lage, die feinen Weg- bzw. Druckprofile aus Figur 3 recht exakt nachzufahren.
[0043] Figur 6 zeigt ein erfindungsgemäßes Realisierungsbeispiel. Der Druckfunktionsgenerator
(4) speichert mit Hilfe des Registers (6) den Radbremsdruck Palt genau zu dem Zeitpunkt,
wo der ABS-Regler das Signal RE von '0' auf '1' umschaltet und damit anzeigt, daß
eine Radblockiertendenz erkannt wurde. Wenn das Rad durch Bremsdruckregelung des ABS-Reglers
wieder in einen stabilen Schlupf eingelaufen ist, so daß der Regler das Signal RE
wieder auf '0' zurücksetzt, so übernimmt das mit negativer Taktflanke getriggerte
Register (7) den Radbremsdruck Palt als Referenzdruckpunkt Pbeschl.
[0044] Um den Anfahrpunkt PSAnf zu berechnen, werden zwei verschiedene Verfahren realisiert:
Der Addierer (14) und der Dividierer (15) führen eine Mittelwertbildung zwischen den
beiden Referenzdrücken Pein und Pbeschl durch, um PSAnf zu bilden. Alternativ dazu
berechnen die Komponenten (16) bis (21) einen Wert für PSAnf, der aus der Summe des
Druckhaltewerts Pbeschl und einem radbeschleunigungsabhängigen Term besteht. Um die
Radbeschleunigung während der Druckhaltephase zu bestimmen, hält das Register (17)
die Radgeschwindigkeit V zu dem Zeitpunkt fest, wo das Rad wieder sicher beschleunigt.
Dies veranlaßt der Vergleicher (16), der die Radbeschleunigung A mit 0 vergleicht
und im Umschaltzeitpunkt von Radverzögerung auf Radbeschleunigung (A wechselt von
positiven zu negativen Werten) eine positive Taktflanke auf das Register schaltet.
Gleichzeitig wird der Haltephasenzähler (19) auf 0 gesetzt, indem die Flanke auf den
Rücksetzeingang (R) von (19) gelangt. In jedem weiteren Regelungszyklus wird nun der
Zählerstand von (19) um 1 erhöht, da der Regelungszyklustakt auf den Takteingang des
Zählers (19) gelegt ist. Der Subtrahierer (18) bildet ständig die Differenz zwischen
der aktuell erreichten Radgeschwindigkeit V und der im Register (17) gespeicherten
Geschwindigkeit VMin. Die Differenz DeltaVhalt, also der Betrag, um den das Rad wieder
beschleunigt wurde, wird durch den Dividierer (20) durch den Zählerstand von (19),
also die Dauer der Druckhaltephase, dividiert und mit Hilfe des Multiplizierers (21)
noch mit dem Normierungsfaktor K1 versehen. Der so berechnete Druckanteil wird durch
den Addierer (22) auf den Haltedruck Pbeschl aufaddiert. Wie erwähnt, wird eines der
beiden Berechnungsverfahren zur Bildung des Anfahrdruckpunktes PSAnf ausgewählt. Falls
die Differenz zwischen dem Blockierdruck Pein und dem Haltedruck Pbeschl kleiner als
DeltaPMax ist, so wird das erste Berechnungsverfahren gewählt. Dazu bildet der Subtrahierer
(12) die Differenz zwischen Pein und Pbeschl, und der Vergleicher (13) überprüft,
ob diese den Betrag DeltaPMax überschreitet. Bei einer Unterschreitung legt (13) eine
logische '0' auf den Multiplexer (28), so daß der Wert des ersten Berechnungsverfahrens
zum Minimumbilder (29) durchschaltet.
[0045] Dieser prüft, ob der berechnete Wert für PSAnf nicht zu hoch liegt. Dazu bilden die
Komponenten (23) bis (27) gemäß Figur 4 eine Maximumfunktion für PSAnf, die aus fahrzeugdynamischen
Gründen von dem berechneten Wert nicht, überschritten werden darf. Abhängig von der
Fahrzeug-Referenzgeschwindigkeit VREF und von der Fahrzeug-Referenzverzögerung AREF
berechnen die Funktionsblöcke (23) und (24) Druckanteile, die zunächst mit dem Addierer
(25) aufaddiert und mit dem Subtrahierer (26) von dem Blockierdruck Pein subrahiert
werden. Der Maximumbilder (27) schaltet diesen Wert auf seinen Ausgang, falls er größer
ist als der Haltedruck Pbeschl, ansonsten wird Pbeschl selbst ausgegeben. Der Minimumbilder
(29) begrenzt den für PSAnf berechneten Wert schließlich auf den von (27) gebildeten
Maximalwert. Der endgültige Wert von PSAnf wird zu Beginn der Druckaufbauphase in
das Register (32) übernommen, indem das durch die negative Flanke von RE getriggerte
Monoflop einen positiven Impuls erzeugt, der für etwa 1.5 Regelungszyklen am Multiplexer
(31) ansteht, so daß dieser PSAnf auf die Dateneingänge von (32) schaltet. Der Wert
wird dann mit der nächsten positiven Flanke des Regelungszyklustaktes in das Register
(32) als Rampenfunktionswert PS übernommen. Die Länge des Monoflop-Impulses ist so
gewählt, daß zum Übernahmezeitpunkt der gültige Wert von PSAnf auch wirklich vorliegt.
[0046] Der Druckfunktionsgenerator bildet den weiteren Druckrampenverlauf mit den Komponenten
(8) bis (11), indem der Subtrahierer (8) immer die Differenz aus dem gespeicherten
Blockierdruck Pein und dem im vorherigen Regelungszyklus erreichten Radbremsdruck-Sollwert
PS berechnet. Der Multiplizierer (9) versieht diese Differenz mit dem konstanten Faktor
K2. Über den Maximumbilder (10) wird der Druckbetrag noch auf das Minimum DeltaPMin
beschränkt. Der resultierende Druckbetrag DeltaPAuf, um den der erreichte Bremsdruck
innerhalb des aktuellen Regelungszyklus erhöht werden soll, wird mit Hilfe des Addierers
(11) auf den aktuell in (32) abgespeicherten Druckvorgabewert PS aufaddiert und mit
der nächsten positiven Flanke des Regelungszyklustakts als neuer Wert von PS eingeschrieben,
da der Multiplexer (31) durch den Rückgang des Monoflop-Impulses nun den oberen Kanal
zum Register (32) durchschaltet.
[0047] Der ABS-Regler hat während der Druckaufbauphase (RE = '0') lediglich die Aufgabe,
die Druckvorgabewerte PS zu übernehmen und mit Hilfe des Druckmodulators einzustellen.
[0048] In der Praxis zeigt sich, daß die Berechnung von fahrzeuggeeigneten Druckaufbaufunktionen
mit exponentiellem Profil zu deutlich verbesserten Regelbremsungen gegenüber den bisher
eingesetzten linearen Druckverläufen führt. Kurz aufeinander folgende Blockierzustände
gemäß der Beispielsituation in Figur 2, die speziell bei Motorrädern mit hoher Rad-
und Achsdynamik erhebliche Komfort- und Bremsverzögerungseinbußen verursachen, können
auf homogenen Böden praktisch ganz vermieden werden, indem vor Ablauf der exponentiellen
Druckrampen geeignet dosierte Druckanfahrpunkte PSAnf gemäß den angegebenen Gleichungen
aufgeschaltet werden.
1. Antiblockierregelsystem für Kraftfahrzeuge, bestehend aus Radsensoren, einer Überwachungsschaltung,
die aus den Signalen der Sensoren Überbremsungszustände der Räder erkennt und entsprechende
Ansteuersignale erzeugt, und einem Druckmodulator, der durch die Ansteuersignale die
Bremsdrücke an den Fahrzeugrädern einstellt, dadurch gekennzeichnet, daß zur Komfortverbesserung und Verkürzung der Bremswege neben der Überwachungsschaltung
(3) ein Druckfunktionsgenerator (4) vorgesehen ist, der für jedes Rad immer dann den
Bremsdruck zwischenspeichert, wenn eine Radüberbremsung festgestellt wurde und als
oberen Referenzdruck Pein speichert und den vom Druckmodulator reduzierten Bremsdruck
als unteren Referenzpunkt Pbeschl abspeichert, bei dem das Rad wieder beschleunigt,
und daß anschließend in der Druckaufbauphase der Druckfunktionsgenerator (4) dem Druckmodulator
ein Signal gibt, um den Radbremsdruck nach einer Exponential-Funktion zwischen den
beiden Druckpunkten zu erhöhen.
2. Antiblockierregelsystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß, falls die Differenz zwischen dem oberen und dem unteren Referenzpunkt groß
ist, also eine starke Druckreduzierung notwendig war, um die vorherige Radblockiertendenz
auszuregeln, der untere Referenzpunkt Pbeschl als Startpunkt PSAnf für die exponential
verlaufende Druckrampe dient.
3. Antiblockierregelsystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß, falls die Differenz zwischen dem oberen und dem unteren Referenzpunkt groß
ist, also eine starke Druckreduzierung notwendig war, um die vorherige Radblockiertendenz
auszuregeln, und während der Druckhaltephase eine große Radbeschleunigung aufgetreten
ist, der Startpunkt PSAnf der exponential verlaufenden Druckrampe aus der Summe des
unteren Referenzpunktes und eines radbeschleunigungsabhängigen Terms gebildet wird,
wobei der radbeschleunigungsabhängige Anteil aus der mittleren Radbeschleunigung in
der Druckhaltephase multipliziert mit einem konstanten Faktor gebildet wird.
4. Antiblockierregelsystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß, falls die Differenz aus oberem und unterem Referenzpunkt klein ist, also nur
eine schwache Druckreduzierung notwendig war, um die vorherige Radblockiertendenz
auszuregeln, der Startpunkt PSAnf der exponential verlaufenden Druckrampe als arithmetischer
Mittelwert aus oberem und unterem Referenzdruckpunkt gebildet wird.
5. Antiblockierregelsystem nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Startpunkt PSAnf für die exponential verlaufende Druckrampe auf einen Maximalwert
beschränkt wird, der aus dem oberen Referenzdruckpunkt Pein, reduziert um einen konstanten
Druckbetrag, gebildet wird.
6. Antiblockierregelsystem nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß anstelle des konstanten Druckbetrags ein fahrzeuggeschwindigkeitsabhängiger
Betrag verwendet wird, wobei dieser Betrag mit wachsender Geschwindigkeit abnimmt,
so daß sich bei höheren Geschwindigkeiten ein höherer Startpunkt PSAnf ergibt.
7. Antiblockierregelsystem nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß zu dem fahrzeuggeschwindigkeitsabhängigen Betrag noch ein fahrzeugverzögerungsabhängiger
Betrag addiert wird, wobei dieser Betrag mit wachsender Verzögerung zunimmt, so daß
sich bei höheren Verzögerungen ein tieferer Startpunkt PSAnf ergibt.
8. Antiblockierregelsystem nach den Ansprüchen 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die exponential verlaufende Druckrampe auf eine Minimalsteilheit begrenzt ist,
so daß sichergestellt ist, daß der obere Referenzdruckpunkt nicht nur asymptotisch
erreicht sondern nach endlicher Zeit auch überschritten wird.
9. Antiblockierregelsystem nach den Ansprüchen 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Druckfunktionsgenerator (4) software-mäßig auf dem ABS-Controller als Bestandteil
des ABS-Reglers implementiert wird.