[0001] Die Erfindung betrifft einen Wagenkastenaufbau für Schienenfahrzeuge, insbesondere
Reisezugwagen, der in Differentialbauweise aus den modular gegliederten Montageeinheiten
Untergestell, Stirnwand- und Einstiegpartien sowie den vorzugsweise in Wagenlänge
durchlaufenden Seitenwand- und Dachelementen eines einstöckigen Wagens oder mit zusätzlichem
Zwischenfussboden und Seitenwandelementen eines doppelstöckigen Wagens aufgebaut ist,
wobei die Montageeinheiten mindestens an den Randbereichen aus deren Aussenhautblechen
selbst gebildeten Randprofile sowie Verstärkungselemente aufweisend, mittels kraftschlüssiger
Befestigungselemente untereinander zusammengefügt sind.
[0002] Im Schienenfahrzeugbau ist es bisher üblich und ganz allgemein bekannt, den Wagenkasten
in ganzgeschweisster Bauweise zu fertigen. Dabei werden die Hauptbaugruppen Untergestell,
Seitenwände, Dach und Stirnwände ihrerseits als geschweisste Baugruppen hergestellt
und danach untereinander mittels Schweissmontage zum ganzen Wagen montiert. Aus dem
hierbei hervorgerufenen Zusammentreffen der Faktoren Schweisswärme und Leichtbau der
grossen Aussenhautfelder resultieren Verwerfungen und Schrumpfungen, die nachfolgend
mit diversen Nacharbeiten, wie unter anderem Punktrichten und im weiteren auch dem
Spachteln der Aussenhaut, mit hohem technologischen Aufwand ausgeglichen werden müssen.
Ein weiterer Nachteilbesteht darin, dass metallisch beschichtete, beispielsweise verzinkte
Stahlbleche, obwohl für Aussenhaut und Gerippe durchaus aus Gründen des Korrosionsschutzes
wünschenswert, bei dieser ganzgeschweissten Bauweise nicht eingesetzt werden können.
Auch der zum Teil erfolgende partielle Einsatz von Nirostamaterial ist aus korrosionstechnischer
Sicht durchaus nicht befriedigend, da dieser Werkstoff in gefährdeten Bereichen des
Wagens, unter anderem im Untergestell und in Verbindungsbereichen des Untergestells
mit der Seitenwand, wiederum geschweisst, mit C- Stahl kombiniert wird, was neue Korrosionsgefährdung
hervorruft. Damit der für den Gebrauchswert des Fahrzeuges wichtige Korrosionsschutz
trotz dieser ungünstigen Bedindungen optimal erfolgen soll, muss der bis auf die Tür-
und Fensteröffnungen kesselartige Wagenkastenrohbau in einer entsprechend gross dimensionierten
und viel Energie verbrauchenden Strahlanlage einer Untergrungvorbehandlung unterzogen
werden. Danach erfolgen der Innenkorrosionsschutz, der akustische Schutz mit einer
Antidröhn- Dickschicht sowie nachfolgend der aufwendige, montageintensive Wagenkasteninnenausbau.
Neben den erheblichen technologischen Aufwendungen dieses Bausystems des ganzgeschweissten
Wagens ist weiterhin von Nachteil, dass den Belangen des Betreibers mit seiner Interessenlage
günstiger Wartung und Reparatur, der Neuausstattung des Fahrzeuges im Falle des moralischen
Verschleisses der Innenausstattung und der definierten Lösung des Recyclingproblemes,
welches wiederum eine durchgängige Demontagefähigkeit voraussetzt, in keiner Weise
entsprochen wird, sondern Rationalisierungslösungen auf diesen Gebieten verhindert
und blockiert werden.
[0003] So ist ein Wagenkasten für Schienenfahrzeuge, insbesondere Reisezugwagen, (DD 274793)
bekannt, bei dem vorgefertigte Montageeinheiten, deren Fügestossbereiche durch das
Hautblech selbst gebildet werden, unter Beilage von Dichtelementen durch kraftschlüssige
Verbindungselemente in einer Ebene gefügt werden. Dieser Lösung haften die Nachteile
an, dass einerseits die erforderliche Biegesteifigkeit und Zugfestigkeit der Modulelemente
untereinander auf Grund der einreihigen Bolzenverbindungen nicht gegeben ist sowie
andererseits die nach wie vor vorgesehene Beschichtung der Modulelemente mit Dickschichtantidröhnmitteln
deren Recyclingfähigkeit einschränkt.
[0004] Der Erfindung liegt das Problem zu Grunde, einen Wagenkasten für Reisezugwagen zu
schaffen, mittels dem aus technologisch ähnlichen vorgefertigten Montageeinheiten
sowohl einstöckige als auch doppelstöckige Fahrzeuge effektiv und unter Ausschaltung
bisher üblicher Nacharbeiten montiert, mit dieser Auslegung als montagegünstiges Bausystem
auch die im Marketingbereich interessante Möglichkeit der Lieferfähigkeit als Bausatz
erreicht und damit rationelle, klar definierte Demontagemöglichkeiten für Wartung,
Reparatur und Recycling geschaffen werden, wobei die Montageeinheiten selbst einen
biege- und torsionssteifen Wagenkastenkorpus bilden.
[0005] Erfindungsgemäss wird das Problem dadurch gelöst, dass die Randprofile der modularen
Montageeinheiten als überlappte, zueinander korrespondierende U- und Z- Profile ausgebildet,
den kraftschlüssigen Befestigungselementen raumwinklig, vorzugsweise formschlüssige
Befestigungselemente, welche die freien Enden der Randprofile und wahlweise Teile
der Verstärkungselemente verbinden, zugeordnet und die zur Längserstreckung der Montageeinheiten
vorgesehenen Teile der Verstärkungselemente als paarige, zueinander gerichtete Spantprofile
ausgeführt sind, welche mit auf der Innenseite des Wagenkastens vorgesehenen Akustikdämmblechen,
bestehend aus zwei Dünnblechen mit zwischenliegender Plastikfolie, in Verbindung mit
den Aussenhautblechen torsions- und biegesteife Spantkästen bilden, die einerseits
Wärmedämmstoffe aufnehmen und andererseits mit den Innenverkleidungen Luftkanäle zur
aktiven Isolierung herstellen. Es ist weiterhin erfindungsgemäss, dass die durch die
kraftschlüssigen Befestigungselementen erzielten Verbindungsstössen zum Korrosionsschutz
sowie zur Akustikdämmung durch Distanzstücke eine in ihrer Dicke definierte Zwischenschicht
aus einem Elastomerkleber erhalten. Desweiteren ist der Zwischenfussboden des doppelstöckigen
Wagenkastens als modulares Wannenteil ausgebildet, dessen Randbereiche vorzugsweise
bis zu den Fensterbereichen der Seitenwandelemente des Oberstockes hinaufragen.
[0006] Diese Lösung ermöglicht durch das Ausschalten der Längsschweissnähte, sowohl Aussenhautbleche
als auch Verstärkungselemente unter anderem aus metallisch beschichteten, beispielsweise
verzinkten Stahlhalbzeugen auszuführen. Weiterhin entfallen Schweissschrumpfungen
und somit Beulungen des Aussenhautbleches, wobei die erheblichen Nacharbeitsschritte
Punktrichten und Spachteln ausgeschaltet werden. Ein weiterer Vorteil besteht insbesondere
darin, dass die separat hergestellten modularen Montageeinheiten, wie auch andere
Bauelemente des Wagenkastens, vor der Montage in optimaler Zugänglichkeit den Korrosionsschutzprozessen
zugeführt werden und ebenso separat in guter logistischer Handarbeit im Fertigungsablauf
weiterlaufend hochgradig bereits ihre jeweils konstruktiv und funktionell zugeordneten
Innenausbauelemente erhalten können. Im weiteren wird durch die Merkmale des erfindungsgemässen
Wagenkasten die Wirkung hervorgerufen, dass kein Deckschichtauftrag der Montageeinheiten
und weiterer Komplettierungselemente mit Antidröhnmitteln erfolgen muss, sondern dass
die Akustikdämmung ausschliesslich mit innen an den Verstärkungselementen, vorzugsweise
mit Blindnieten angebrachten Akustikdämmblechen erreicht wird. Die Wärmedämmung erfolgt
dagegen derart, dass zwischen den Aussenhautblechen und den Akustikdämmblechen lediglich
die Wärmedammstoffe eingebracht werden.
[0007] Dieses montagegünstige Bausystem eines Wagenkastens weist nur im Kern der jeweiligen
Montageeinheit stoffschlüssige, beispielsweise Schweissverbindungen auf, wobei alle
weiteren, also auch die Bauelemente zur Akustik- und Wärmedämmung sowie die funktionell
und konstruktiv zugeordneten Bauelemente des Innenausbaues ausschliesslich mit schnell
setzbaren Verbindungselementen additiv montiert werden. Mit diesem erfindungsgemäss
dargelegten Konzept wird gleichzeitig die beabsichtigte Lieferfähigkeit auch als Bausatz
sowie die klar definierte Demontagefähigkeit für die Zwecke der Wartung, Reparatur
und des Recyclings ermöglicht.
[0008] Die Erfindung soll nachstehend an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert werden.
Hierbei zeigen die Zeichnungen in:
- Fig. 1:
- die Gliederung der Montageeinheiten eines einstöckigen Wagenkastens
- Fig. 2:
- die Gliederung der Montageeinheiten eines doppelstökkigen Wagenkastens
- Fig. 3:
- das Detail eines Verbindungsstosses von zwei Montageeinheiten untereinander
[0009] Aus der Fig. 1 ist die Gliederung der Montageeinheiten 1 eines einstöckigen Reisezugwagens
ersichtlich. Die Montagebasis bildet das Untergestell 1a mit seitlich angeordneten
Schürzen. Dabei sind dessen nicht näher dargestellten Langträger so ausgebildet, dass
sie sich der geometrischen Form der längsseitig folgenden Seitenwände 1b mit den Fensterbereichen
1c anpassen. Daran schliessen sich ein oder mehrere Dachelemente ld an, wobei die
Montageeinheiten 1 entsprechend ihrer Lage im Umgrenzungsprofil gekrümmt oder eben
ausgeführt und in ihrer Breite so gestaltet sind, dass sie in ihrer Anordnung zueinander
ein optimales Design ergeben. Die anderen Montageeinheiten 1, wie Stirn- und Einstiegpartien
sind der Übersichtlichkeit halber nicht dargestellt. Die einzelnen Montageeinheiten
1 weisen an den Randbereichen über die gesamte Länge und Breite Randprofile 2 sowie
quer zum Wagenkasten umlaufende, nach der Montage alle Montageeinheiten 1 erfassende
Spantprofile 3 der Verstärkungselemente, wie nachfolgend unter dem Abschnitt der Fig.
3 beschrieben, auf. Die Fig. 2 zeigt in prinzipieller Ausführung gem. Fig. 1 die Darstellung
der Gliederung von Montageeinheiten 1 eines doppelstöckigen Wagenkastens. Hierbei
sind auf dem Untergestell 1a als Fensterbereiche 1c ausgebildete Seitenwandelemente
1b des Unterstockes vorgesehen, woran sich der Zwischenfussboden 4, welcher als modulares
Wannenteil ausgeführt ist, anschliesst. An den Randbereichen des Wannenteiles sind
die Fensterbereiche 1c der Seitenwandelemente 1b des Oberstockes sowie, daran anschliessend,
ein oder mehrere Dachelemente ld befestigt. Aus der Fig. 3 ist die Verbindungstechnik
der einzelnen Montageeinheiten 1 untereinander ersichtlich. Die Montageeinheiten 1
bestehen aus dem Aussenhautblech 5 und den quer zur Längserstreckung des Wagenkastens
verlaufenden, paarig zueinander gerichteten Spantprofilen 3, beispielsweise Z- Profile,
welche gemeinsam mit den je nach Notwendigkeit zur Verkleinerung der Beulfelder vorgesehenen,
hier nicht näher dargestellten längslaufenden Pfettenprofilen, die Verstärkungselemente
bilden. Die Randbereiche der Montageeinheiten 1 sind durch Überlappung des Aussenhautbleches
5 zu knick- und schubsteifen Randprofilen 2 geformt, wobei sie paarig in der Weise
ausgeführt sind, dass eine Seite eine winklige U- Form und die andere Seite eine mit
der U- Form korrespondierende, winklige Z- Formaufweist. Damit erfüllen die Randprofile
2 eine Mehrfachfunktion. Einerseits sind sie in der Festigkeitsstruktur des Wagenkastens
knick- und schubsteife Längsprofile, die hinsichtlich der Beulsteifigkeit der Aussenhautfelder
in günstiger Weise direkt aus dem Aussenhautblech 5 selbst geformt sind. Die gedoppelten
Aussenhautbleche 5 im Randbereich der Montageeinheiten 1 werden hierbei vorzugsweise
mittels der Druckfügetechnik verbunden. Andererseits sind sie als Strukturprofilelemente
für die Verbindung der Montageeinheiten 1 untereinander und mit den anderen Bauelementen
des Wagenkastens durch schnell setzbare kraftschlüssige Befestigungselemente 6, beispielsweise
schnell setzbare Bolzen, eingesetzt. Desweiteren erfüllen die Randprofile 2 wichtige
Funktionen im Mass- Passsystem des Wagens, in einer robotergestützten automatisierbaren
Fertigung sowie auch im Handhabungs- und Logistiksystem des Montageablaufes, beim
Korrosionsschutz und der Innenausbaumontage. Die Endmontege des geschlossenen Wagenkastens
erfolgt im Gegensatz zur konventionellen Fertigung erst in der Endphase des Fertigungsablaufes
ohne Schweissungen mit der Bolzenfügetechnik. Die paarigen Randprofile 2, eines U-
förmig und das andere Z- förmig, ermöglichen die Anordnung von raumwinklig zu den
kraftschlüssigen Befestigungselementen 6 stehenden formschlüssigen Befestigungselementen
7, welche die Übertragung notwendiger hoher Zugkräfte und Biegemomente, besonders
im Bereich der Spantprofile 3, gewährleisten. Desweiteren ist aus der Fig. 3 der als
Zwischenschicht einzelner Montageeinheiten 1 zum Korrosionsschutz und zur Akustikdämmung
eingebrachte Elastomerkleber 8, welcher mittels der Distanzstücke 9 eine definierte
Dicke erhält, erkennbar. Die Distanzstücke 9 werden dabei von der Kraft der hochfest
vorgespannten kraftschlüssigen Befestigungselemente 6 beaufschlagt. Im weiteren geht
aus der Fig. 3 hervor, wie die doppelt angeordneten, zueinander gerichteten Spantprofile
3 in Kombination mit dem auf deren Innenseite mittels Blindnietung vorgesehenen Akustikdämmblech
10, bestehend aus zwei Dünnblechen mit zwischenliegender Plastikfolie, einen torsions-
und biegesteifen Spantkasten bilden, der so im Wagenkasten angeordnet ist, dass er
im Wagenquerschnitt umläuft und zur nicht näher dargestellten Innenverkleidung des
Wagenkastens einen Luftkanal zu aktiven Isolierung herstellt. Zwischen Aussenhautblech
5 und Akustikdämmblech 10 sind in einem der Höhe der Spantprofile 3 vorgegebenen Distanzbereich
11 Wärmedämmstoffe 12 eingebracht. Mit den in der Fig. 3 dargestellten Details werden
die Möglichkeiten der Werkstoff- und Halbzeugkombination, u. a. des Einsatzes von
metallisch beschichteten, beispielsweise verzinkten Stahlblechen sowie auch die komplette
Demontagefähigkeit für Wartung, Reparatur bis hin zum Recycling des gesamten Wagenkastens,
der nach diesem Baukastensystem entwickelt ist, deutlich.
Bezugszeichenliste
[0010]
- 1
- Montageeinheiten
- 1a
- Untergestell
- 1b
- Seitenwandelemente
- 1c
- Fensterbereiche der Seitenwandelemente
- 1d
- Dachelemente
- 2
- Randprofile
- 3
- Spantprofile
- 4
- Zwischenfussboden
- 5
- Aussenhautblech
- 6
- kraftschlüssige Befestigungselemente
- 7
- formschlüssige Befestigungselemente
- 8
- Elastomerkleber
- 9
- Distanzstück
- 10
- Akustikdämmblech
- 11
- Distanzbereich
- 12
- Wärmedämmstoff
1. Wagenkastenaufbau für Schienenfahrzeuge, insbesondere Reisezugwagen, der in Differentialbauweise
aus den modular gegliederten Montageeinheiten Untergestell, Stirnwand- und Einstiegpartien
sowie den vorzugsweise in Wagenlänge durchlaufenden Seitenwand- und Dachelementen
eines einstöckigen Wagens oder mit zusätzlichem Zwischenfussboden und Seitenwandelementen
eines doppelstöckigen Wagens aufgebaut ist, wobei die Montageeinheiten mindestens
an den Randbereichen aus deren Aussenhautblechen selbst gebildeten Randprofile sowie
Verstärkungselemente aufweisend, mittels kraftschlüssiger Befestigungselemente untereinander
zusammengefügt sind, gekennzeichnet durch folgende Merkmale:
a) die Randprofile (2) der modularen Montageeinheiten (1) sind als überlappte, zueinander
korrespondierende U- und Z-Profile ausgebildet,
b) den kraftschlüssigen Befestigungselementen(6) sind raumwinklig, vorzugsweise formschlüssige
Befestigungselemente (7) zugeordnet, welche die freien Enden der Randprofile (2) und
wahlweise Teile der Verstärkungselemente verbinden,
c) die quer zur Längserstreckung der Montageeinheiten (1) vorgesehenen Teile der Verstärkungselemente
sind als paarige, zueinander gerichtete Spantprofile (3) ausgeführt, welche mit auf
der Innenseite des Wagenkastens vorgesehenen Akustikdämmblechen (10), bestehend aus
zwei Dünnblechen mit zwischenliegender Plastikfolie, in Verbindung mit den Aussenhautblechen
(5) umlaufende, torsions- und biegesteife Spantkästen bilden, die einerseits Wärmedämmstoffe
(12) aufnehmen und andererseits mit der Innenverkleidung Luftkanäle zur aktiven Isolierung
herstellen,
d) zwischen den Randprofilen (2) der modularen Montageeinheiten (1) sind Distanzstücke
(9) definierter Dicke eingebracht,
e) der Zwischenfussboden (4) ist als modulares Wannenteil gestaltet.