[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb einer für die Zerkleinerung von
sprödem Mahlgut bestimmten Gutbett-Walzenmühle, entsprechend dem Oberbegriff des Anspruches
1.
[0002] Solche Verfahren zum Betrieb einer Gutbett-Walzenmühle sowie Gutbett-Walzenmühlen
selbst sind aus der Praxis hinreichend bekannt und in der Fachliteratur beschrieben,
beispielsweise in Walter H. Duda, Cement-Data-Book, Bd.1, 3. Auflage, 1985, S.255
bis 257.
[0003] Bei der Zerkleinerung von sprödem Mahlgut (z.B. Zementmaterialien, Erzmaterialien,
Hüttensand oder dergleichen) wird auf die beiden gegenläufig angetriebenen Mahlwalzen
eine äußere Mahlkraft beispielsweise mit Hilfe von hydraulischen Druckzylindern in
der Weise angewendet, daß die Mahlwalzen mit hohem Druck unter Aufrechterhaltung eines
variablen Abstandes zwischen diesen beiden Mahlwalzen gegeneinandergepreßt werden.
In diesem Walzen- bzw. Mahlspalt wird das zugeführte Mahlgut einer Gutbettzerkleinerung
unterworfen, wobei das zerkleinerte Mahlgut diesen Walzenspalt überwiegend in Form
von zusammengepreßten, agglomerierten Schülpen verläßt, die anschließend in einem
gesonderten Arbeitsgang aufgelöst bzw. desagglomeriert werden.
[0004] Für die Ermittlung der Durchsatzleistung solcher Gutbett-Walzenmühlen ist es ferner
bekannt, eine Reihe von Grundgrößen heranzuziehen bzw. festzulegen, wie z.B. den Walzendurchmesser,
die axiale Walzenlänge, die Walzenumfangsgeschwindigkeit, die Antriebsleistung der
Walzen, die auf die Mahlwalzen anzuwendende Mahlkraft, die Schülpendicke (und damit
die Weite des Walzenspaltes zwischen den beiden Mahlwalzen) sowie die Schülpendichte.
In der Praxis ist es daher üblich, diese Größen bzw. die sich daraus ergebenden Werte
für den Betrieb einer Gutbett-Walzenmühle und für deren Steuerung heranzuziehen.
[0005] In der Praxis treten jedoch immer wieder Beschädigungen an der harten Walzenoberfläche
(Walzenmantel) auf, die zu unerwünschten Betriebsstörungen einer Gutbett-Walzenmühle
führen können.
[0006] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der im Oberbegriff
des Anspruches 1 genannten Art zu schaffen, durch das bei optimaler Leistungsfähigkeit
der Gutbett-Walzenmühle die auf Beschädigungen der Walzenoberfläche zurückzuführenden
Betriebsstörungen weitgehend vermieden werden können.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die im Kennzeichen des Anspruches 1 angegebenen
Merkmale gelöst, wobei sinnvolle Ausgestaltungen dieser Erfindung in den Unteransprüchen
angegeben sind.
[0008] Bei den der Erfindung zugrundeliegenden umfangreichen Untersuchungen wurde festgestellt,
daß an der harten Walzenoberfläche Beschädigungen dann auftraten und in ihrer Häufigkeit
besonders zunahmen, wenn die Mahlkraft eine bestimmte Größe und damit der Oberflächendruck
im Walzenspalt bestimmte maximale Werte überschritt. Aus dieser Erkenntnis heraus
wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß in Abhängigkeit von einer gegebenen Walzenoberflächenqualität
der maximal zulässige Walzenoberflächendruck festgelegt, der während des Zerkleinerungsbetriebes
an den Walzenoberflächen auftretende Walzenoberflächendruck fortlaufend überwacht,
und, zumindest beim Überschreiten des maximal zulässigen Walzenoberflächendruckes,
ein Alarmsignal erzeugt und nach Erzeugung dieses Alarmsignales die auf die Mahlwalzen
angewendete Mahlkraft herabgesetzt wird.
[0009] Wie aus der Praxis bekannt ist, hängt die Qualität der harten Walzenoberfläche von
verschiedenen Faktoren ab, insbesondere von den verschiedenen verwendbaren Hartmaterialien,
der Art der Aufbringung dieses Oberflächenmateriales (z.B. durch Gießen oder Auftragsschweißen)
oder von der konstruktiven Form der Walzen (d.h. ob es sich um eine Walze mit segmentierter
Oberfläche bzw. segmentiertem Mantel oder um eine Vollwalze handelt). In Abhängigkeit
von dieser Walzenoberflächenqualität wird der maximal zulässige Walzenoberflächendruck
im Walzenspalt festgelegt, mit dem die Gutbett-Walzenmühle arbeiten darf, wozu u.a.
in der Praxis ermittelte Erfahrungswerte sowie optimale Betriebsdrücke bei der Leistungsfähigkeit
der Gutbett-Walzenmühle herangezogen werden. Dieser maximal zulässige Walzenoberflächendruck
wird dann für die Betriebssteuerung der Walzenmühle als Einstelldruckwert verwendet,
so daß dann während des ganzen Zerkleinerungsbetriebes der Gutbett-Walzenmühle der
an den Walzenoberflächen auftretende und durch verschiedene Einflüsse vielfach schwankende
Walzenoberflächendruck fortlaufend überwacht werden kann. Zumindest dann, wenn der
voreingestellte maximal zulässige Walzenoberflächendruck überschritten wird, wird
ein Alarmsignal erzeugt, durch das die Mahlkraft zumindest vorübergehend herabgesetzt
werden kann, bis das das Überschreiten des maximal zulässigen Walzenoberflächendruckes
veranlassende Ereignis beseitigt ist und die Walzenmühle wieder auf ihre optimale
Mahlkraft zurückgeschaltet werden kann.
[0010] Durch diese erfindungsgemäße Verfahrensweise wird mit hoher Zuverlässigkeit vermieden,
daß durch einen - eventuell nur vorübergehenden - überhöhten Walzenoberflächendruck
eine Beschädigung der harten Walzenoberfläche und somit ein unerwünschter Betriebsstillstand
herbeigeführt wird.
[0011] In der Praxis kann dies beispielsweise bedeuten, daß Mahlwalzen, deren Oberfläche
bzw. Mantel durch eine Hartmaterial-Auftragsschweißung hergestellt ist, bei der sich
gewisse Schweißfehler nicht immer vollkommen vermeiden lassen, zum einen mit einem
vom maximal zulässigen Walzenoberflächendruck begrenzten optimalen Betriebsdruck im
Walzenspalt betrieben werden und zum anderen aufgrund der Überwachung dieses Walzenoberflächendruckes
immer dann steuernd auf die Mahlkraft eingewirkt wird, wenn durch einen zu hohen Walzenoberflächendruck
die Gefahr einer Beschädigung der Walzenoberfläche besteht.
[0012] Es besteht an sich die Möglichkeit, beim Auftreten eines Alarmsignales eine Änderung,
d.h. eine Herabsetzung der auf die Mahlwalzen angewendeten Mahlkraft durch manuelles
Eingreifen seitens des Bedienungspersonals herbeizuführen. Zuverlässiger ist es jedoch,
wenn von dem Alarmsignal, das bei Erreichen oder Überschreiten des maximal zulässigen
Walzenoberflächendruckes erzeugt wird, über eine Druckmittelsteuerschaltung die an
den Mahlwalzen angewendete Mahlkraft wenigstens kurzzeitig, d.h. zumindest so lange,
bis das das Überschreiten des maximal zulässigen Walzenoberflächendruckes bewirkende
Ereignis beseitigt ist, herabgesetzt wird.
[0013] In der Praxis kann es nun jedoch auch vorkommen, daß der maximal zulässige Walzenoberflächendruck
während des Zerkleinerungsbetriebes nur während eines kurzen Augenblickes überschritten
wird, beispielsweise wenn ein entsprechend großer und nicht zerkleinerbarer Fremdkörper
(z.B. Metallstück) den Walzenspalt passiert. Um in solchen Fällen keine unnötige Verstellung
der Mahlkraft zu veranlassen, ist es zweckmäßig, wenn das Steuersignal erst nach Ablauf
einer einstellbaren (zeitverzögerten) Alarmdauer durch das Alarmsignal erzeugt wird.
[0014] Falls jedoch durch Störungen oder Beschädigungen im Druckmittelsystem länger anhaltende
Überschreitungen der auf die Mahlwalzen angewendeten Mahlkraft und somit des sich
daraus ergebenden maximal zulässigen Walzenoberflächendruckes auftreten, wird über
das Alarmsignal und die Druckmittelsteuerschaltung in der erwähnten Weise die Mahlkraft
herabgesetzt. Dies kann bei anhaltendem Alarmsignal zunächst einmal wenigstens einstufig
die Druckmittelzufuhr zu den Druckmittelzylindern, die auf die Mahlwalzen für die
Erzeugung der Mahlkraft einwirken, im Sinne eines Ablassens von Druckmittel ansteuern,
wodurch die Mahlkraft dann entsprechend herabgesetzt wird. Falls dies jedoch noch
nicht ausreicht und das Alarmsignal weiterhin anhält, können der Antrieb der Mahlwalzen
und/oder die Materialzufuhr abgeschaltet werden, um die Ursache der unerwünschten
Druckerhöhung zu suchen und zu beseitigen. Im praktischen Zerkleinerungsbetrieb kann
man in diesem Zusammenhang beispielsweise wie folgt vorgehen: falls der eingestellte
maximale Oberflächendruckwert erreicht ist, können die Hydraulikpumpen für eine Druckänderung
eingeschaltet werden; falls nach einer einstellbaren Zeitdauer der maximal zulässige
Oberflächendruck immer noch im Alarm-Auslösebereich bzw. darüber liegt, wird die Druckmittelzufuhr
zu den Hydraulikzylindern über die Druckmittelsteuerschaltung auf einen reduzierten
Druck eingestellt; erst wenn das Alarmsignal weiterhin anhält und ein einstellbarer
oberer Sicherheitsdruckwert überschritten wird, können zusätzlich der Antrieb der
Mahlwalzen und/oder der Materialzufuhr abgeschaltet werden.
[0015] Durch Versuche konnte bestätigt werden, daß durch dieses erfindungsgemäße Überwachen
und Steuern des maximal zulässigen Walzenoberflächendruckes bzw. der auf die Mahlwalzen
angewendeten Mahlkraft auf relativ einfache und sehr zuverlässige Weise nahezu vollkommen
vermieden werden kann, daß die Mahlwalzen mit einem Oberflächendruck im Walzenspalt
betrieben werden, bei dem eine auf die Oberflächenqualität zurückzuführende Beschädigung
der Mahlwalzen auftritt. Es hat sich dabei ferner gezeigt, daß die Gutbett-Walzenmühle
auf diese Weise mit einer optimalen Leistungsfähigkeit betrieben werden kann.
[0016] Zuverlässige Einrichtungen, mit denen der Walzenoberflächendruck kontinuierlich direkt
gemessen werden kann, existieren z.Zt. nicht.
[0017] Erfindungsgemäß wird daher der im Betrieb wirkende Walzenoberflächendruck (pm in
MPa) unter Berücksichtigung zumindest folgender Werte ermittelt:
- Mahlkraft F (kN)
- Walzendurchmesser D (mm)
- Mahlspaltlänge L (mm)
- Mahlspaltweite s (mm)
- Verdichtungsgradient c

Der Verdichtungsgradient wird empirisch, z.B. durch Laborversuche, und die Mahlkraft
F aus dem gemessenen Druck phydr des Druckmittels und der Wirkfläche (z.B. den Flächen
der Hydraulikkolben) bestimmt.
[0018] Faßt man nun die bei einer gegebenen Maschine nicht veränderbaren konstruktiven Abmessungen
zu einer Konstanten k zusammen, so wird

und ist damit mit Hilfe eines zweckmäßigen Rechnerprogrammes kontinuierlich während
des Betriebes bestimmbar.
[0019] Legt man nun eine Obergrenze für pm fest, so kann für eine bestimmte Maschinengröße
und ein bestimmtes Mahlgut der den jeweiligen Mahlspaltweiten zugehörige maximal zulässige
Druckmitteldruck festgelegt werden. Die Zeichnung zeigt eine solche Kurve.
1. Verfahren zum Betrieb einer für die Zerkleinerung von sprödem Mahlgut bestimmten Gutbett-Walzenmühle
mit zwei gegenläufig angetriebenen Mahlwalzen, von denen die bewegliche durch eine
äußere Mahlkraft gegen die feststehende gepreßt wird, wobei sich zwischen den Mahlwalzen
ein Mahlspalt einstellt, in welchem unter hohem Druck eine Gutbettzerkleinerung des
Mahlgutes durchgeführt wird, und wobei das zerkleinerte Mahlgut den Mahlspalt wenigstens
teilweise in Form von zusammengepreßten agglomerierten Schülpen verläßt,
dadurch gekennzeichnet, daß
- der während des Zerkleinerungsbetriebes auf die Walzenoberflächen wirkende Druck
fortlaufend aus gemessenen Betriebsdaten (zumindest dem Mahlspalt und dem Anpreßdruck)
ermittelt und überwacht,
- in Abhängigkeit von einer gegebenen Walzenoberflächenqualität der Walzenoberflächendruck
auf einen maximal zulässigen Wert festgelegt,
- zumindest beim Überschreiten des maximal zulässigen Walzenoberflächendruckes ein
Alarsignal erzeugt,
- nach Erzeugung dieses Alarmsignales die auf die Mahlwalzen angewendete Mahlkraft
herabgesetzt
- und wenn der Betriebszustand dies erlaubt, nach Beseitigung des das Überschreiten
des maximal zulässigen Walzenoberflächendruckes veranlassenden Ereignisses die Mahlkraft
wieder auf ihren optimalen Wert heraufgesetzt wird.
2. Verfahren nach Ansprüch 1, dadurch gekennzeichnet, daß nach dem Alarmsignal über eine
Druckmittelsteuerschaltung die auf die Mahlwalzen angewendete Mahlkraft wenigstens
kurzzeitig herabgesetzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Mahlkraft erst nach Ablauf
einer einstellbaren Alarmdauer herabgesetzt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß bei anhaltendem Alarmsignal
die Druckmittelsteuerschaltung zunächst wenigstens einstufig die Mahlkraft dadurch
verringert, daß sie den in den Druckmittelzylindern anstehenden Druck durch Ablassen
von Druckmittel reduziert und bei weiterhin anstehendem Alarmsignal oder Übersteigen
eines oberen Sicherheitsdruckwertes der Antrieb der Mahlwalzen und/oder die Mahlgutzufuhr
abgeschaltet werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der im jeweiligen Betriebszustand
wirkende Walzenoberflächendruck aus zumindest folgenden Werten ermittelt wird:
- Walzendurchmesser (konstant)
- Länge des Mahlspaltes (konstant)
- Verdichtungsgradient des Mahlgutes in der Kompressionszone (materialabhängig)
- jeweiliger Druck des Druckmittels (kontinuierliche Messung durch Druckaufnehmer)
- jeweilige Mahlspaltweite (kontinuierliche Messung durch Wegaufnehmer).