[0001] Die Erfindung betrifft einen Eisenbahngüterwagen mit einem von Laufwerken getragenen
Untergestell, das eine im wesentlichen ebene Ladefläche und Langträger aufweist, die
im Bereich zwischen den Laufwerken als Fischbauchträger ausgebildet sind, der Laderaum
durch fest mit dem Untergestell verbundene Stirnwände, einem Dach und aus ausschwenkbaren
und verschiebbaren Schiebewandteilen bestehenden Seitenwänden oder durch das Dach
und die Seitenwände gebildendte anhebbare, ausschwenkbare und übereinander verschiebbare
Ganzwandteile begrenzt ist, wobei in Längsmitte zwischen den Schiebewand- oder den
Ganzwandteilen feste Mittelpfosten oder ein festes Portal angeordnet sein können.
[0002] Eisenbahngüterwagen der genannten Art bilden in 2- und 4-achsiger Ausführung die
Standardgüterwagen für den Transport von nässeempfindlichen Stückgütern. Durch die
sich ständig erhöhenden Anforderungen der Betreiber an Leichtbau, größeres Ladevolumen
und tiefliegende Ladefläche ergibt sich die Notwendigkeit, den gesamten Wagenkasten
und damit auch die zum Be- und Entladen des Wagens öffnungsfähigen Teile für die im
Schienenverkehr auftretenden Kräfte in die Tragkonstruktion mit einzubeziehen.
[0003] Durch die DE-PS 23 38 530 ist bereits eine Seitenwand für Eisenbahngüterwagen mit
Schiebewandteilen bekannt, die bei einem Pufferstoß zur Überleitung der Horizontalkräfte
von den Stirnwänden auf die Untergestell-Außenlangträger mit herangezogen wird. Hierbei
ist die Seitenwand des Eisenbahngüterwagens gebildet aus dem aus Stirnwandpfosten,
Obergurt, Untergestell-Außenlangträger und vorzugsweise Mittelpfosten gebildeten Seitenwandrahmen
und in geschlossenem Zustand in einer Ebene daran anliegenden diagonalsteifen Schiebewandteilen,
wobei die Stirnwandpfosten und die Mittelpfosten vor Anschlagflächen der Schiebewandteile
vorgezogene, vorzugsweise rechtwinklig zur Ladefläche verlaufende Flächen in mindestens
ihrem oberen und unteren Bereich aufweisen, wobei die rechtwinklig verlaufenden Flächen
Anschlagflächen in mindestens ihrem oberen und unteren Bereich aufweisen und wobei
die Schiebwandteile an ihren vertikalen Längsenden im Bereich der Anschlagflächen
der Stirnwandpfosten und Mittelpfosten deckend zu diesen Anschlagflächen ausgebildet
Anschläge oder Anschlagflächen aufweisen und wobei die Schiebewandteile in geschlossenem
Zustand mit ihren Anschlagflächen mit Spiel vor den Anschlagflächen der Stirnwandpfosten
bzw. Mittelpfosten stehen. Durch diese Ausbildung der Eck- und Mittelpfosten bzw.
Schiebewandteile wird erreicht, daß ein freies Verwinden des Wagenkastens in begrenztem
Bereich nicht durch die Schiebewandteile behindert wird. Beim Verwinden des Wagenkastens
gleiten die Schiebewandteile an ihren Anlaufflächen behinderungsfrei an dem Seitenwandrahmen
entlang. Tritt bei einem Pufferstoß jedoch eine Eckverschiebung des Seitenwandrahmens
in Wagenlängsrichtung ein, kann sich diese Eckverschiebung nur so weit fortsetzen,
bis die Anschläge am vertikalen Längsende der Schiebewandteile gegen die Anschlagflächen
der Stirn- bzw. Mittelpfosten anliegen. Danach ist der Seitenwandrahmen eckensteif
und die Längskräfte werden diagonal von den oberen Stirnwandenden über die Schiebewandteile
auf die Untergestell-Außenlangträger übergeleitet. Bei dieser Konstruktion wird jedoch
beim Pufferstoß nachteilig von der belasteten Stirnwand die auf diese einwirkende
Kraft erst über den gesamten Dachbereich in die gegenüberliegende Stirnwand und von
dieser dann diagonal als Druckkraft über die entsprechenden Schiebewandteile in das
Untergestell abgeleitet. Der Kräfteverlauf in dem Wagenkasten beansprucht somit auf
ungünstige Weise lediglich die Schiebewandteile eines Wagenlängsendes. Dieses wirkt
sich ungünstig auf deren konstruktive Ausführung aus. Bei im Zuge des Leichtbaus dünner
werdenden Schiebewandteilen reicht deren Knickstabilität zudem nicht aus, um die gesamten,
beim Auflaufstoß auftretenden Kräfte in das Untergestell abzuleiten.
[0004] Durch die DE-OS 33 12 001 ist weiter ein Eisenbahngüterwagen mit Stirnwänden und
fest angeordnetem Mittelportal, einem im wesentlichen ebenen Ladeboden und den Laderaum
abdeckenden, in Schließstellung in einer Ebene liegenden Hauben bekannt, die in ihren
oberen Scheitel geteilt und mit Gelenken versehen sind und die zum Verschieben aus
ihrer Schließstellung in eine Verschiebestellung anhebbar und ausschwenkbar sind,
wobei jede den Laderaum zwischen einer Stirnwand und dem Mittelportal abdeckende Haube
in Schließstellung an ihrem stirnwandseitigem Längsende form- und kraftschlüssig mit
der Stirnwand verklammert ist, auf ihren Längsseiten unten nahe dem stirnwandseitigem
Längsende mit Anschlagstücken in Richtung Stirnwand und mit Spiel nahe ihres portalseitigen
Längsendes unten mit Krampen in Richtung Stirnwand vor und unter Abhebesicherungen
des Untergestells steht. Bei dieser Ausführung wird der bei einem Pufferstoß auf die
Stirnwände einwirkende Ladungsdruck zum größten Teil über die Hauben in das Untergestell
des Eisenbahngüterwagens mittels der durch die Hauben auf das Untergestell übergeleiteten
Zugkraft abgeleitet. Die Stirnwand kann dadurch leichter gebaut und deren Anbindung
an des Untergestell einfach gestaltet werden. Nachteilig bei dieser Ausführung ist
jedoch, daß eine weitere Anforderung an jeden Eisenbahnwagen, nämlich das Anheben
des Eisenbahnwagens in beladenem Zustand mittels an den Stirnenden unter das Untergestell
anzuordnenden Anhebeaggregaten eine erhebliche Überlastung des Untergestells nach
sich zieht, da der Wagenkastenaufbau nicht zum Tragen mit benutzt werden kann. Bei
der genannten Vorveröffentlichung sind die Hauben nicht in der Lage, aufgrund ihrer
Verklammerung mit der Stirnwand und dem Untergestell eine Entlastung des Untergestells
zu bewirken.
[0005] Die Aufgabe vorliegender Erfindung bestand darin, für einen Eisenbahngüterwagen der
eingangs genannten Art eine Möglichkeit zu finden, die den Laderaum begrenzenden Schiebewand-
bzw. Ganzwandteile in geschlossenem Zustand des Eisenbahngüterwagens für die Überleitung
von Horizontal- und Vertikalkräften, die einmal beim Schienenverkehr und zum anderen
beim Abheben des Eisenbahngüterwagens von seinen Laufwerken auftreten können, mit
heranzuziehen.
[0006] Gemäß der Erfindung wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß die Schiebewandteile oder
die Ganzwandteile in Schließstellung an ihren stirnwandseitigen Längsenden in ihrem
vertikalen Bereich oben mit der Stirnwand und an ihrem der Wagenlängsmitte zugekehrten
Längsende unten mit dem Untergestell kraftschlüssig verklammert sind und die Schiebe-
oder Ganzwandteile in ihrem vertikalen Bereich zwischen der Verklammerung an der Stirnwand
und der Verklammerung an dem Untergestell zur Überleitung von Zug- und Druckkräften
ausgebildet sind. Durch diese erfindungsgemäße Konstruktion werden sowohl die horizontalen,
auf die Stirnwände einwirkenden Längskräfte beim Pufferstoß direkt über die als Zugband
wirkenden vertikalen Teile der Schiebe- bzw. Ganzwandteile in das Untergestell abgeleitet
als auch beim Anheben des Eisenbahngüterwagens an seinen Längsenden die von den Stirnwänden
über die Schiebewandteile einwirkenden Druckkräfte in einen Bereich des Untergestells
übergeleitet, der durch seine Fischbauchausbildung als biegeunkritisch anzusehen ist.
Gemäß der Erfindung ist die Verklammerung der Schiebe- bzw. Ganzwandteile mit der
Stirnwand bzw. mit dem Untergestell mit Längsspiel ausgebildet. Durch diese Ausbildung
der Verklammerung mit Längsspiel ist gewährleistet, daß die für gute Laufeigenschaften
geforderte Verwindung des Wagenkastens in den erforderlichen Grenzen sowie die Betätigung
der Schiebewandteile bei unterschiedlichen Beladezuständen nicht behindert wird.
[0007] Zweckmäßigerweise sind zur Verklammerung der Schiebe- oder der Ganzwandteile mit
der Stirnwand und dem Untergestell an den Schiebewand- oder den Ganzwandteilen und
an dem Untergestell oder den Mittelpfosten oder dem Mittelportal Laschen mit Ösen
bzw. Nocken angeordnet.
[0008] Einzelheiten der Erfindung sind anhand eines Ausführungsbeispiels in der Zeichnung
erläutert.
[0009] Es zeigen
- Figur 1
- die Seitenansicht einer Hälfte eines Eisenbahngüterwagens gemäß der Erfindung in schematischer
Darstellung
- Figur 2
- die Einzelheit "A" der Figur 1 in vergrößerter Darstellung
- Figur 3
- die Einzelheit "B" der Figur 1 in vergrößerter Darstellung
- Figur 4
- den Horizontalschnitt durch die Einzelheit "A" der Figur 1 in vergrößerter Darstellung
- Figur 5
- den Horizontalschnitt durch die Einzelheit "B" der Figur 1 in vergrößerter Darstellung
Der Wagenkasten des in Figur 1 dargestellten Eisenbahngüterwagens besteht im wesentlichen
aus der auf ihrer Oberseite ebenen Ladeplattform 1, den festen Stirnwänden 2, der
Dachschale 3 und den die Seitenwände des Eisenbahngüterwagens bildenden Schiebewandteilen
4. Die Ladeplattform 1 ist dabei Teil des Untergestells 5, das aus nicht dargestellten
Querträgern und Langträgern besteht, wobei äußere Langträger 6 des Untergestells 5
zwischen den Laufwerken 7 als Fischbauchträger ausgebildet sind.
[0010] Jedes Schiebewandteil 4 ist in seinem vertikal verlaufenden Bereich durch obere Längsgurte
8, untere Längsgurte 9 und stirnseitige Querprofile 10 bzw. 11 begrenzt. Zwischen
den obere Längsgurten 8, den unteren Längsgurten 9 und den Querprofilen 10 und 11
können weitere Querprofile 12 mit einer Beplankung 13 oder doppelwandige oder Sandwichbauteile
vorgesehen sein.
[0011] Jeder obere Längsgurt 8 trägt an seinem stirnwandseitigen Ende eine Lasche 15, die
eine Öse 16 aufweist. An dem Querende der Stirnwand 2 ist oben für jede Lasche 15
ein nach außen ragender Nocken 17 vorgesehen, der in Schließstellung der Schiebewandteile
4 in die Öse 16 der Lasche 15 des entsprechenden oberen Längsgurtes 8 ragt.
[0012] Jeder untere Längsgurt 9 trägt an seinem der Wagenquermitte zugekehrten Längsende
eine Lasche 20, die eine Öse 21 aufweist. An dem Langträger 6 des Wagenkastens ist
für jedes Schiebewandteil 4 nahe der Wagenquermitte außen ein Nocken 22 fest angeordnet,
der in Schließstellung der Schiebewandteile 4 in die Öse 21 der Lasche 20 des Schiebewandteils
4 ragt. Bei mit Mittelpfosten oder einem Mittelportal ausgerüsteten Schiebewandwagen
kann der Nocken 22 auch alternativ an dem Mittelpfosten oder dem Mittelportal in dessen
unterem Bereich angeordnet sein.
[0013] In Schließstellung der Schiebewandteile 4 ragen die Nocken 17 und 22 in die Öse 16
bzw. 21 der Lasche 15 bzw. 20. Bei einer, beispielsweise durch einen Pufferstoß, erfolgenden
Überlastung der Stirnwände und die dadurch erfolgende Eckverschiebung der Stirnwände
gegenüber dem Untergestell des Eisenbahngüterwagens erfolgt über die Nocken 17 und
22 und die Laschen 15 und 20 eine formschlüssige Verbindung des oberen Eckbereichs
der Schiebewandteile 4 mit der Stirnwand 2 einerseits und nahe der Wagenquermitte
mit dem Untergestell 5 des Eisenbahngüterwagens andererseits, sodaß das Schiebewandteil
4 in seinem vertikalen Bereich über die Diagonale als Zugstrebe wirkt.
[0014] Bei einem Anheben des Eisenbahngüterwagens an den Längsenden des Untergestells 5
wirkt jedes Schiebewandteil 4 in seinem vertikalen Bereich über die Diagonale von
der oberen Stirnwandecke zur Wagenquermitte in den Langträger 6 des Untergestells
5 nach Überwindung des Spiels in Öse 16 und 21 als Druckstrebe. Das freie Öffnen und
Schließen der Schiebewandteile 4 wird durch die Nocken 17 und 22 nicht behindert,
da die Größe der Öse 16 und 21 so gewählt ist, daß durch das Ladegewicht und Gleisunebenheiten
entstehende Verwindungen des Wagenkastens innerhalb dieses Spiels aufgenommen werden
können.
1. Eisenbahngüterwagen mit einem von Laufwerken getragenen Untergestell (5), daß eine
im wesentlichen ebene Ladeplattform (1) und Langträger (6) aufweist, die im Bereich
zwischen den Laufwerken (7) als Fischbauchträger ausgebildet sind, der Laderaum durch
fest mit dem Untergestell (5) verbundene Stirnwände (2), einer Dachschale (3) und
aus ausschwenkbaren und verschiebbaren Schiebewandteilen (4) bestehenden Seitenwänden
oder durch das Dach und die Seitenwände bildenden anhebbaren, ausschwenkbaren und
übereinander verschiebbaren Ganzwandteilen begrenzt ist, wobei in Längsmitte zwischen
den Schiebewand- oder den Ganzwandteilen feste Mittelpfosten oder ein festes Portal
angeordnet sein können, dadurch gekennzeichnet, daß die Schiebewandteile (4) oder
die Ganzwandteile in Schließstellung an ihren stirnwandseitigen Längsenden in ihrem
vertikalen Bereich oben mit der Stirnwand (2) und an ihrem der Wagenlängsmitte zugekehrten
Längsende unten mit dem Untergestell (5) kraftschlüssig verklammert sind und die Schiebe-
oder Ganzwandteile in ihrem vertikalen Bereich zwischen der Verklammerung an der Stirnwand
(2) und der Verklammerung an dem Untergestell (5) zur Überleitung von Zug- und Druckkräften
ausgebildet sind.
2. Eisenbahngüterwagen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Verklammerung
der Schiebe- und Ganzwandteile mit der Stirnwand (2) bzw. mit dem Untergestell (5)
mit Längsspiel versehen ist.
3. Eisenbahngüterwagen nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß zur Verklammerung
der Schiebe- oder der Ganzwandteile mit der Stirnwand (2) und dem Untergestell (5)
an den Schiebewand- oder den Ganzwandteilen und an dem Untergestell (5) oder dem Mittelpfosten
oder dem Mittelportal Laschen (15 und 20) mit Ösen (16 und 21) bzw. Nocken (17 und
22) angeordnet sind.