[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein neues Verfahren mit Hilfe dessen schnellaufende
Garne schnell, schonend und gleichmäßig über den Querschnitt auf eine gewünschte erhöhte
Temperatur erhitzt werden können, sowie eine besonders angepaßte Vorrichtung zur Durchführung
des Verfahrens.
[0002] In der Technik der Herstellung und Verarbeitung von Garnen spielen Erhitzungsprozesses
eine große Rolle; es sind daher bereits eine Vielzahl von Erhitzungsverfahren und
von Erhitzungsvorrichtungen bekannt.
[0003] Diese Verfahren und Vorrichtungen lassen sich beispielsweise nach der Art der Wärmezufuhr
unterscheiden. So ist es üblich, die Wärme mittels Wärmeüberträgermedien, wie beispielsweise
mittels erhitzter Flüssigkeiten oder Gase, durch Kontaktierung mit dem Faden zuzuführen.
Ferner ist es üblich, die Wärme mittels Strahlung von beheizten Oberflächen oder mittels
Kontakt mit beheizten Oberflächen zu übertragen.
[0004] Auch bei einer Reihe von Verarbeitungsprozessen schnellaufender Garne, wie z.B. beim
Verstrecken oder Fixieren ist ein Erhitzen erforderlich. Es ist allgemein bekannt,
daß bei solchen Prozessen die Wärme möglichst schnell und schonend zugeführt werden
sollte.
[0005] Bekanntermaßen hängt die Geschwindigkeit der Wärmeübertragung wesentlich vom Temperaturgefälle
zwischen Wärmelieferant und zu erwärmendem Objekt ab. Um einen möglichst raschen Wärmeübergang
zu erreichen, wählt man meist möglichst hohe Übertemperaturen des Erhitzungsmediums.
Eine zu hohe Übertemperatur führt allerdings zu Überhitzung von Teilen des Garnbündels,
wie heraushängenden Einzelfilamenten oder Schlingen. Die Forderungen nach möglichst
schneller und zugleich schonender Behandlung sind also gegenläufig.
[0006] Aus der DE-A-1,660,314 ist ein Verfahren zum kontinuierlichen Erwärmen von Fadenkabeln
bekannt, bei dem das Fadenkabel auf einem Gasstrom als einem Gaspolster ohne jede
Berührung mit einer Unterlage und völlig spannungslos schwebt. Ein Hinweis auf die
Behandlung von Garnen, also Gebilden geringeren Fadengewichts, ist dieser Schrift
nicht zu entnehmen.
[0007] Aus der EP-A-114,298 ist eine Heizkammer für laufende Garne bekannt, in welcher die
Garne mit gesättigtem Wasserdampf von mehr als 2 bar behandelt werden. Die Heizkammer
ist durch eine spezielle Art der Abdichtung des Fadenein- und -austritts gekennzeichnet,
mit der eine gute Dichtungswirkung erzielt wird, die ein einfaches Einfädeln gestattet
und mit der eine rasche Einstellung des Betriebszustandes nach dem Einfädeln möglich
ist. Nach der Beschreibung erfolgt die Wärmeübertragung vor allem duch Kondensation
des Sattdampfes auf dem Garn in der Heizkammer, wodurch eine hohe Gleichmäßigkeit
der Behandlungstemperatur erzielt wird. Das aus der Heizkammer austretende Garn enthält
im allgemeinen also kondensiertes Wasser, das in den nachfolgenden Schritten wieder
verdampft. Die Behandlungstemperatur ist bei dieser Heizkammer nicht ohne weiteres
variierbar, da sie der Temperatur des Sattdampfes entspricht.
[0008] Aus der EP-A-193,891 ist eine Heizeinrichtung für eine Kräuselmaschine bekannt. Diese
Einrichtung weist ein an seinem Außenumfang beheiztes Fadenführungsrohr auf, das senkrecht
oder schräg angeordnet ist. Zur Verbesserung des Wärmeübergangs auf das laufende Garn
ist auf der Garneinlaufseite des Fadenführungsrohres eine Luftdüse gesetzt, durch
die Frischluft in das Fadenlaufrohr eingeblasen wird. Mit dieser Vorrichtung soll
die Wärmebehandlung wirkungsvoller gestaltet werden. Die eigentliche Aufheizung der
Frischluft erfolgt erst in der Heizeinrichtung selbst. Mit dieser Heizeinrichtung
kann keine Wärmebehandlung bei konstanten Temperaturen vorgenommen werden, da die
Luft im Fadenführungsrohr eine nicht definierte Temperatur aufweist.
[0009] Aus der DE-A-2,927,032 ist eine Vorrichtung zum Texturieren von Garnen bekannt, worin
diese in von Warmluft durchströmten Fadenkanälen direkt aufgeheizt werden. Die Fadenkanäle
werden mit der Warmluft gespeist und sind mit einem Saugrohr verbunden. Die Vorrichtung
ist durch eine spezielle Anordung der Zu- und Ableitungen für die Warmluft und der
Erhitzungsvorrichtung für die Warmluft gekennzeichnet; ferner sind Einlauf- und Abgangsstutzen
auf den Fadenkanälen für die Zu- und Abfuhr der Garne vorgesehen. Mit der beschriebenen
Anordnung soll eine genaue Temperaturführung und eine große Temperaturgleichheit innerhalb
der Vorrichtung erzielt werden. Die Garne sind von einem gleichmäßigen Heißluftstrom
direkt umgeben, was eine gleichmäßige Aufheizung der Garne bei konstanter Temperatur
und Luftgeschwindigkeit ergibt. Die Vorrichtung erfordert ein Absaugen der verbrauchten
Warmluft über ein separates Saugrohr.
[0010] Aus dem DE-Gebrauchsmuster 83 12 985 ist eine Vorrichtung zum Texturieren von Garnen
bekannt, bei der eine Erhitzungsvorrichtung vorgesehen ist, in welcher Warmluft ein
laufendes Garn in einem Fadenkanal erhitzt. Die Vorrichtung ist durch die spezielle
Art der Luftführung im Fadenkanal gekennzeichnet, welche jeweils eine Vorlaufleitung
zwischen mindestens zwei Rücklaufleitungen für die Warmluft aufweist. Mit der Vorrichtung
soll ein möglichst geringer Temperaturabfall im Fadenkanal zwischen dessen Ein- und
Ausgang erzielt werden. Das Garn wird ähnlich wie bei einer Injektordüse an einem
Punkt von der Heißluft getroffen und dann bewegen sich Garn und Luft gemeinsam bzw.
entgegengesetzt, wobei die Luft an Temperatur verliert.
[0011] Aus der GB-A-1,216,519 ist ein Verfahren zum Erhitzen eines thermoplastischen Garns
bekannt, wobei eine als Kontaktheizer ausgestaltete Vorrichtung verwendet wird. Bei
diesem Verfahren wird ein kontinuierlich sich bewegendes Garn durch einen als Kapillare
ausgestalteten Fadenkanal geleitet.
[0012] Der innere Durchmesser des Fadenkanals wird dabei so gewählt, daß Finde innerhalb
dieses Kanals sich nicht frei bewegen können, sondern sich aufgrund der Kapillarnatur
des Fadenkanals eine Abdichtungswirkung ergibt. In diesen Fadenkanal wird ein unter
Druck stehendes Heizfluid, beispielsweise Luft, überhitzter Wasserdampf oder Sattdampf,
eingeleitet, so daß sich dieses entlang der Garnlaufrichtung zusammen mit dem Garn
durch den Heizkanal bewegen kann und das Garn durch Kontakt plastifiziert. Aufgrund
der Konstruktion dieser Vorrichtung ist davon auszugehen, daß sich entlang der Garnlaufrichtung
im Fadenlaufkanal ein starker Temperaturgradient aufbaut und daß infolge der geringen
Mengen an Heizfluid in der Kapillare des Fadenkanals mit einer Temperatur des Heizfluids
gearbeitet werden muß, die weit über der gewünschten Garntemperatur liegt.
[0013] Aus der DE-PS-967,805 sind ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Fixieren von laufenden
Garnen beim Erzeugen von Falschdrall bekannt. Das Verfahren beinhaltet die berührungslose
Bewegung eines oberflächenbefeuchteten und hochgedrehten Garnes durch eine Heizvorrichtung,
die Heißluft enthält. Die Fixierung des Falschdralls erfolgt unter Ausnutzung einer
hohen Relativbewegung zwischen der Heißluft und dem sich bewegenden Garn. Nach der
Beschreibung wird das Verfahren so ausgestaltet, daß sich ein hoher Temperaturgradient
zwischen der Heißluft und dem Garn ausbildet; die Befeuchtung der Oberfläche dient
danach dem Zweck, das Garn vor einer thermischen Schädigung zu bewahren.
[0014] Aus der DE-AS-1,908,594 ist eine Vorichtung zur Wärmebehandlung von entspannten synthetischen
Garnen bekannt, bei der ein Garn durch einen hohlen Heizzylinder geleitet wird. Am
Garneinlaß ist ein mit einem Primärgasstrom aus Heizgas betriebener Injektor vorgesehen,
der als Ringdüse ausgestaltet ist, und ein zusätzlicher Einlaß für einen Sekundärgasstrom.
Die Vorrichtung ist dadurch gekennzeichnet, daß der zusätzliche Einlaß für den Sekundärgasstrom
so angeordnet ist, daß dieser Strom in Bewegungsrichtung des Garnes gesehen hinter
der Injektormündung in dem Heizzylinder mit dem Primärgasstrom zusammentrifft. Mit
der Vorrichtung soll die Bildung von Wirbeln im Heizzylinder vermieden werden und
es soll die Qualität der behandelten Garne verbessert werden. Die Gefahr der Wirbelbildung
besteht deshalb, weil der Primärgasstrom mit relativ hoher Geschwindigkeit in den
Heizzylinder eintritt und sich dort verlangsamt.
[0015] Aus der DE-A-2,347,139 ist ein Verfahren zum Texturieren von thermoplastischem Garn
bekannt, das eine Fixierung des verdrallten Garns mittels heißen Dampfes beinhaltet,
der mit Schallgeschwindigkeit durch die Erhitzungseinrichtung hindurchgeleitet wird.
Die Zuführung des Erhitzungsmediums erfolgt hier ebenfalls an der Garneinlaufstelle
der Heizvorrichtung mittels einer Ringdüse. Das Verfahren zeichnet sich durch eine
hohe Produktivität aus. Die Erhitzung des Garns erfolgt durch Kontakt mit einer vergleichsweisen
kleinen Masse des turbulent, schnellströmenden Dampfes, wobei dieser Dampf eine im
Vergleich zur gewünschten Endtemperatur des laufenden Garnes erhöhte Temperatur aufweist.
[0016] Schließlich ist aus der DE-A-3,344,215 ein Garnheizer mit einem beheizten Garnlauf
bekannt. Dieser Heizer ist dadurch gekennzeichnet, daß er Mittel enthält, durch die
ein erhitztes Medium im Bereich des Garneinlaufes auf ein längs sich dieses Garnlaufes
bewegendes Garn auftrifft. Die Zuführung des Erhitzungsmediums erfolgt hier ebenfalls
mittels einer Ringdüse. Mit dem Heizer soll die Heizleistung gesteigert werden, so
daß kürzere Heizer als bisher üblich einsetzbar sind. Einzelheiten über den Temperaturverlauf
im Fadenkanal sind dieser Publikation nicht zu entnehmen.
[0017] Bei diesen vorbekannten Methoden der Erhitzung schnellaufender Garne werden also
zum Teil hohe Übertemperaturen des Heizaggregates eingestellt, um bei kurzen Verweilzeiten
die gewünschten Temperaturen am laufenden Garn zu erreichen, oder man erhält im Fadenkanal
der Heizeinrichtungen größere Temperaturgradienten, da z.B. Turbulenzen des Erhitzungsmediums
auftreten. Zwangsläufig erfolgt die Erwärmung dabei ungleichmäßig von außen nach innen
in das Garn oder in das Garnbündel. Die Qualität der behandelten Garne oder Garnbündel
läßt somit im allgemeinen zu wünschen übrig. Man stellt im allgemeinen fest, daß eine
rasche und erhöht durchgeführte Erhitzung zu einer Abnahme der Festigkeit oder zu
einer ungleichen Farbstoffaufnahme des Garnes führen kann, da Teile des Garnbündels
ungleichmäßig erhitzt werden.
[0018] Andere vorbekannte Erhitzungsverfahren, bei denen eine möglichst gleichmäßige Erwärmung
des Garnes im Fadenkanal angestrebt wird, erfordern eine spezielle Führung des Erhitzungsmediums
und sind nur aufwendig zu realisieren.
[0019] Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es, ein einfaches Verfahren zur Wärmebehandlung
von frei laufenden Garnen bereitzustellen, mit dem eine schonende und möglichst gleichmäßige
Erwärmung der Garne möglich ist.
[0020] Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß man berührungslos durch eine Erhitzungsvorrichtung
laufende Garne auf schonende Art und Weise auf eine gewünschte erhöhte Temperatur
erhitzen kann; dieses Erhitzen eignet sich besonders für die Behandlung schellaufender
Garne.
[0021] Das erfindungsgemäße Verfahren umfaßt folgende Maßnahmen:
i) Vorerwärmen eines Wärmeüberträgergases auf eine Temperatur, die oberhalb der gewünschten
Garntemperatur liegt, und
ii) Zuführen des vorerwärmten Wärmeüberträgergases in den Fadenkanal, so daß dieses
im wesentlichen senkrecht auf das laufende Garn entlang einer solchen Länge einströmt,
daß sich das Garn innerhalb der Erhitzungsvorrichtung auf die gewünschte erhöhte Temperatur
erwärmt, und wobei die Länge der Anblaszone so gewählt wird, daß durch ständiges Wegreißen
der Grenzschicht durch die Anströmung des Wärmeüberträgergases das Garn direkt mit
diesem in Kontakt kommt und somit eine sehr rasche Aufheizung des Garnes erfolgt.
[0022] Beim erfindungsgemäßen Verfahren wird das Garn über eine gewisse Länge mit gleichmäßig
erwärmtem Wärmeüberträgergas angeblasen, so daß der Wärmetransportvorgang mehr durch
Bewegung des Wärmeüberträgergases (Konvektion) als durch Wärmeübertragung mittels
Temperaturgefälle erfolgt. Durch diese Art der Anblasung wird dem Garn die anhaftende
Luftgrenzschicht, die durch ihre Isolationswirkung der Wärmeübertragung entgegenwirkt,
auf eine längere Garnstrecke weggeblasen und das erhitzte Wärmeüberträgergas kann
seine Wärme schnell und gleichmäßig an das Garn abgeben. Die Temperatur des Wärmeüberträgergases
braucht dazu nur wenig über der Garntemperatur liegen, weil der größte Teil des Wärmetransportes
durch konvektive Luftbewegung und nur ein kleinerer Teil durch Temperaturgefälle erfolgt.
Diese konvektive Art der Wärmeübertragung ist sehr effizient und es wird auch die
Überheizung des Garnmaterials vermieden, so daß eine schonende und gleichmäßige Erwärmung
verwirklicht wird.
[0023] Unter dem Begriff "Garn'' sind im Rahmen dieser Erfindung alle endlosen Fäden zu
verstehen, also sowohl Multifilamentgarne als auch Stapelfasergarne oder Monofilamente.
Je nach Einsatzgebiet sind Garntiter von 50 bis 2500 dtex üblich, vorzugsweise Garntiter
von 50 bis 300 dtex (bei textilen Einsatzgebieten) und 200 bis 2000 dtex (bei technischen
Einsatzgebieten).
[0024] Hinsichtlich des faserbildenden Materials ist das erfindungsgemäße Verfahren keinen
Beschränkungen unterworfen. Es lassen sich sowohl Garne aus anorganischem Material,
beispielsweise Glas-, Kohlenstoff- oder Metallgarne, als auch Garne aus organischem
Material, beispielsweise Garne auf der Basis von aliphatischem oder aromatischem Polyamid,
Polyester, insbesondere Polyethylenterephthalat, oder Polyacrylnitril, verwenden.
[0025] Im erfindungsgemäßen Verfahren wird das laufende Garn durch Anlegen einer Spannung
durch die Erhitzungsvorrichtung geleitet. Diese Spannung kann in weiten Grenzen variiert
werden, um z. B. ein gewünschtes Schrumpf- oder Dehnungsverhalten des Garns einzustellen.
Die Spannung ist so zu wählen, daß ein berührungsloses Laufen des Garns im Fadenkanal
resultiert und daß keine oder nur eine unwesentliche orientierende Verstreckung stattfindet
oder daß ein Schrumpfen des Garns stattfindet.
[0026] Als Wärmeüberträgergas lassen sich beliebige Gase verwenden, die gegenüber dem zu
erwärmenden Garn unter den jeweiligen Behandlungsbedingungen inert sind. Beispiele
für solche Gase sind Stickstoff, Argon oder insbesondere Luft. Die Gase können auch
Zusätze enthalten, beispielsweise einen gewissen Gehalt an Feuchtigkeit; der Feuchtigkeitsgehalt
darf allerdings nicht so hoch sein, daß in der Erhitzungsvorrichtung eine nennenswerte
Kondensation auf dem Garn stattfindet.
[0027] Unter dem Begriff "schnellaufend" sind im Rahmen dieser Erfindung üblicherweise Geschwindigkeiten
von mehr als 300 m/min, vorzugsweise 400 bis 6000 m/min, insbesondere 400 bis 3000
m/min zu verstehen; diese Angaben beziehen sich auf die Geschwindigkeit des Garnes
beim Verlassen der Erhitzungsvorrichtung.
[0028] Das Wärmeüberträgergas kann auf jede dafür übliche Art und Weise vorgewärmt werden;
beispielsweise durch Kontakt mit einem Wärmeaustauscher, Durchleiten durch beheizte
Rohre oder durch direktes Beheizen über Heizspiralen. Die Temperatur des vorerhitzten
Wärmeüberträgergases liegt über der im Einzelfall gewünschten Garntemperatur; vorzugsweise
erhitzt man das Wärmeüberträgergas auf Temperaturen bis zu 20 °C darüber und trägt
dafür Sorge, daß zwischen der Vorerhitzung und dem eigentlichen Erwärmen des Garnes
kein nennenswerter Temperaturabfall eintritt.
[0029] Das erhitzte Wärmeüberträgergas kann an beliebigen Stellen in den Fadenlaufkanal
eingeführt werden. Vorzugsweise leitet man das Wärmeüberträgergas dem Fadenlaufkanal
in einer solche Weise zu, daß dieses entlang des gesamten Fadenlaufkanals in Kontakt
mit dem Garn treten kann. Bevorzugt beläuft sich die Länge der Anblaszone auf mehr
als 6 cm, insbesondere auf 6 bis 200 cm. Für den Fall, daß die Heizvorrichtung in
einen Verstreckschritt integriert ist, beläuft sich die Länge der Anblaszone vorzugsweise
auf 6 bis 20 cm. Für den Fall, daß die Heizvorrichtung in einen Fixierschritt integriert
ist, beläuft sich die Länge der Anblaszone vorzugsweise auf 6 bis 120 cm, insbesondere
6 bis 60 cm.
[0030] Bevorzugt leitet man das Wärmeüberträgergas senkrecht zur Garnlaufrichtung in den
Fadenlaufkanal, wobei das Wärmeüberträgergas einerseits vom laufenden Garn mitgerissen
wird und die Erhitzungsvorrichtung über die Garnaustrittsöffnung zusammen mit dem
laufenden Garn verläßt, und andererseits sich gegen die Garnlaufrichtung bewegt und
die Erhitzungsvorrichtung über die Garneintrittsöffnung verläßt.
[0031] In einer bevorzugten Ausführungsform wird das Wäremüberträgergas im mittleren Teil
des Fadenlaufkanals auf einer Länge von etwa 1/4 bis 1/2 der Kanallänge aus kleinen
Öffnungen senkrecht auf das Garn geblasen und entweicht in und gegen die Garnlaufrichtung
aus dem Fadenlaufkanal. In einer ebenfalls bevorzugten Abwandlung dieser Ausführungsform
erfolgt eine Queranblasung mit einer Absaugung auf den Gegenseite.
[0032] Das Kontaktieren des Wärmeüberträgergases in der Erhitzungsvorrichtung mit dem laufenden
Garn hat unter solchen Bedingungen zu erfolgen, daß sich das Garn innerhalb der Erhitzungsvorrichtung
auf die gewünschte erhöhte Temperatur erwärmt und sich das Wärmeüberträgergas in der
Erhitzungsvorrichtung praktisch nur sehr wenig abkühlt.
[0033] Dem Fachmann stehen eine Reihe von Maßnahmen zur Verfügung, mit Hilfe derer diese
Vorgaben eingestellt werden können. So ist es beispielsweise möglich, im Vergleich
zur Garnmasse, die sich pro Zeiteinheit durch den Fadenkanal bewegt, relativ große
Massen an Wärmeübertragungsgas pro Zeiteinheit durch den Fadenkanal strömen zu lassen,
so daß sich trotz des effektiven und raschen Wärmeübergangs auf das Garn nur eine
geringe Abkühlung des Wärmeübertragungsgases ergibt. Im Gegensatz zur Anblasung an
praktisch einer Stelle des sich bewegenden Garnes ergibt sich beim Anblasen entlang
einer gewissen Zone eine besonders intensive Wechselwirkung des Heizgases mit dem
Garn, da die Grenzschicht zwischen Garn und umgebendem Medium in dieser Zone ständig
weggerissen wird. Auf diese Weise ist es möglich, auch mit nur einer geringen Temperaturänderung
des Gases ein effektives Aufheizen des Garnes zu erzielen. Die Steuerung des Temperaturverlaufs
des Wärmeübertragungsgases läßt sich ferner durch Auswahl der Wärmekapazität des Gases
oder durch die Strömungsgeschwindigkeit des Gases in an sich bekannter Weise steuern.
[0034] Insbesondere ist es möglich, durch Einzelstellen- oder Gruppensteuerung, die Heizleistung
so zu regeln, daß am Garn eine vorgegebene Temperatur herrscht, indem ein oder mehrere
Meßfühler in Garnnähe über einen Regelkreis die Heizleistung regeln. Da die Zeitkonstante
von elektronischen Regelkreisen unterhalb von 1 Sekunde liegt, können Anfahrvorgänge
damit sehr schnell eingeregelt werden, so daß der Anteil an Vorlaufware, die außerhalb
der gewünschten Spezifikationen liegt, erniedrigt wird, und Verlustwickel bzw. Umlegen
auf verkaufbare Spulen dadurch entfallen.
[0035] Die Temperatur des Wärmeüberträgergases in der Erhitzungsvorrichtung ändert sich
unter den Betriebsbedingungen im Regelfall nur unwesentlich, d.h. dieses Gas erfährt
beim Passieren durch die Erhitzungsvorrichtung keine nennenswerte Temperaturänderung.
Dies ist durch geeignete Isolation der gasführenden Teile der Vorrichtung zu erreichen.
[0036] Als besonderer Vorteil ist anzusehen, daß durch die oben geschilderte Regelung der
Temperatur die Verluste der Wärme zwischen Heizvorrichtung und Garn unberücksichtigt
bleiben können, weil die Erhitzungsvorrichtung nach der Temperatur nahe dem Garn gesteuert
wird. Dadurch kann die aufwendige Wandheizung in der Luftführung zwischen Heizvorrichtung
und Garn vermieden werden. Selbst Schwankungen in der Isolationswirkung von Stelle
zu Stelle können durch diese Art der Regelung ausgeregelt werden.
[0037] Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich beispielsweise zum Erwärmen von texturierten
Garnen, insbesondere von luftblastexturierten Garnen und zur Erwärmung von Hochmodulgarnen
vor dem Verwirbeln dieser Garne.
[0038] Besondere Vorteile ergeben sich beim Fixieren von Garnen mit herausstehenden Kapillarenden
oder Schlingen mit gegenüber unfixierten Garnen verbessertem Fadenschluß, wo sich
infolge der schonenden Erwärmung ein Anschmelzen der herausstehenden Teile vermeiden
läßt. Bei den üblichen Fixierverfahren für Garne mit herausstehenden Kapillarenden
oder Schlingen werden Bügeleisen, Heizschienen oder beheizte Galetten verwendet, die
man erheblich höher als die Fixiertemperatur aufheizt, um einen ausreichend schnellen
Wärmeübergang zu erzeugen. Begrenzt wird diese Verfahrensweise dadurch, daß herausragende
Kapillarenden oder Schlingen, die unmittelbar am Heizer anlegen, schmelzen, weil sie
viel schneller die hohe Temperatur des Heizelements annehmen als das kompakte Garn,
das sich wegen seiner größeren Masse sehr viel langsamer aufwärmt. Das Schmelzen der
Kapillarenden oder Schlingen bewirkt Verklebungen oder Ablagerungen auf der Heizeroberfläche,
die den Garnlauf beeinträchtigen. Ausserdem nimmt durch den relativ starken Schrumpf-
und Schmelzeffekt die Anzahl der Schlingen pro Längeneinheit ab. Angeschmolzene Kapillaren
werden spröde und das kann bei der Weiterverarbeitung, z.b. beim Nähen, zu starkem
Abrieb führen. Fixierung des Kompaktgarnes bei höheren Geschwindigkeiten unter Erhalt
der Schlingenzahl ist deshalb mit diesen Methoden nur begrenzt möglich. Auch bei der
berührungslosen Wärmebehandlung des Garnes, beispielsweise in einem Heizrohr, müssen
die Wandungen erheblich überhitzt werden, um durch einen ausreichenden Wäremübergang
die gewünschte Fixiertemperatur im Kompaktgarn zu erzielen. Dabei treten im wesentlichen
dieselben Effekte und Nachteile auf, die oben für das Kontakterhitzen beschrieben
worden sind.
[0039] Es wurde nun gefunden, daß man diese Schwierigkeiten deutlich herabsetzen kann, wenn
man ein Heißgas durch Zwangskonvektion auf das bewegte Garn strömen läßt. Dadurch
wird ausreichend schnell Wärme an das Garn herangeführt, um im Kompaktgarn die gewünschten
Fixiertemperaturen zu erreichen. Als besonders großer Vorteil ist dabei anzusehen,
daß das Heißgas nur wenig über die Fixiertemperatur erwärmt werden muß, da der Wärmeübergang
nicht allein vom Temperaturgefälle abhängt, sondern im wesentlichen von dem strömenden
Heißgas bestimmt wird. Die nur geringe Überhitzung des Heißgases verhindert ein vorzeitiges
Schmelzen der abstehenden Kapillarenden oder Schlingen, so daß die Fixiertemperatur
im Kompaktgarn erreicht wird, ohne das die wärmeempfindlichen Kapillarenden oder Schlingen
zu sehr beeinträchtigt werden. Als Obergrenze der Temperatur des Heißgases ist dabei
die Schmelztemperatur der herausstehenden Kapillarenden oder Schlingen zu wählen.
Im Falle von Garnen auf der Basis von Polyethylenterephthalat beträgt diese Obergrenze
etwa 270°C.
[0040] Die Erfindung betrifft auch ein solches Verfahren, wie in Anspruch 10 definiert.
[0041] Insbesondere für die Herstellung von Nähgarnen ist das Verfahren sehr vorteilhaft.
[0042] In einer besonders bevorzugten Variante läßt sich das erfindungsgemäße Verfahren
bei der Herstellung von Zweikomponenten-Schlingennähgarnen einsetzen. Die Erfindung
betrifft daher auch ein solches Verfahren, welches folgende Schritte umfasst:
a1) Zuführen von zwei oder mehreren sich mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten bewegenden
Vorgarnsträngen zu einer Texturierdüse,
a2) Verwirbeln der Vorgarnstränge in der Texturierdüse unter Bedingungen, daß sich
ein aus Steher- und Effektfäden bestehendes Garn ausbildet, wobei sich hauptsächlich
aus Effektfäden gebildete Schlaufen auf der Oberfläche dieses Garns ausbilden,
b1) Abziehen des primären Zweikomponenten-Schlingennähgarns unter Spannung, so daß
sich das Primärgarn unter Verringerung der Schlaufengröße mechanisch stabilisiert,
b2) Zu- und Durchleiten des stabilisierten Primärgarnes durch das Innere einer Erhitzungsvorrichtung,
und
c) Anblasen dieses laufenden Garnes in der Erhitzungsvorrichtung mit einem Wärmeüberträgergas,
wobei das Anblasen des Garnes mit dem Wärmeüberträgergas gemäß den oben definierten
Schritten i) und ii) erfolgt, so daß sich das laufende Garn innerhalb der Erhitzungsvorrichtung
auf die gewünschte erhöhte Temperatur erwärmt und die Schlingen unter Erhalt der Schlingenform
thermostabilisiert werden.
[0043] Bevorzugte Ausführungsformen dieser Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens sind
dadurch gekennzeichnet, daß die Vorgarnstränge unterschiedliche Gesamt- und Einzelfilamenttiter
aufweisen und die Vorgarnstränge aus hochfesten schrumpf- und dehnungsarmen Filamenten
bestehen, insbesondere aus nach dem erfindungsgemäßen Verfahren verstreckten Filamenten
bestehen.
[0044] Eine weitere bevorzugte Ausführungsform dieser Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens
ist dadurch gekennzeichnet, daß Steher- und Effektfilamente aus Polyester, insbesondere
aus Polyethylenterephthalat oder Polyethylenterephthalat-Copolymeren, bestehen, daß
die Vorgarnstränge durch Verstrecken einer teilorientierten Spinnware und eine unmittelbar
sich anschließenden, im wesentlichen schrumpffreien Wärmebehandlung erhalten werden
und daß unmittelbar nach dieser Wärmebehandlung der Texturierdüse die Steherfilamente
mit einer Voreilung von 3 bis 10 % und die Effektfilamente mit einer Voreilung von
10 bis 60 % zugeführt werden.
[0045] Die Verstreckung der Vorgarnstränge erfolgt üblicherweise bei 70 bis 100 °C unter
10 bis 330 cN/tex, bezogen auf den verstreckten Titer.
[0046] Die Fixiertemperatur bei der Herstellung eines Zweikomponenten-Schlingennähgarns
beträgt üblicherweise 200 bis 320 °C, vorzugsweise 220 bis 240 °C, so daß das Wärmeüberträgergas
in Schritt c) auf diese Temperatur erhitzt wird.
[0047] Die Verweilzeit VZ (in Sekunden) der zu fixierenden Garne in der Erhitzungsvorrichtung
wird vorzugsweise so gewählt, daß eine deutliche Strukturveränderung der fixierten
Garne erhalten wird. Diese Strukturveränderung kann nach folgender Formel über eine
Fixierwirkung FW ausgedrückt werden

;
dabei bedeuten a₅ = 1*(1/sec), a₆ = 1*(1/°C) und T die Temperatur des Wärmeüberträgergases
in °C.
[0048] FW ist vorzugsweise größer gleich 22,5, insbesondere 25 bis 300. Der Einzeltiter
der Steherfilamente beträgt üblicherweise 1,2 bis 8 dtex und der Einzeltiter der Effektfilamente
beträgt üblicherweise 1 bis 4,5 dtex. Der Gesamttiter der Zweikomponenten-Schlingennähgarne
beträgt üblicherweise 200 bis 900 dtex.
[0049] Mit dieser Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens lassen sich insbesondere Zweikomponenten-Schlingennähgarne
mit hoher Festigkeit und geringem Schrumpf herstellen; insbesondere Typen mit einer
Endfestigkeit von über 40 cN/tex, einem Thermoschrumpf bei 180 °C von unter 8 % und
einer Höchstzugkraftdehnung von unter 18 %.
[0050] Die Herstellung von Zweikomponenten-Schlingennähgarnen ist an sich bekannt und beispielsweise
in der EP-A-57,580 und insbesondere in der EP-A-363,798 beschrieben. Der Gegenstand
dieser Publikationen ist auch Gegenstand der vorliegenden Offenbarung.
[0051] Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist eine besonders angepasste
Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens.
[0052] Dabei handelt es sich um eine Vorrichtung zum Erhitzen von sich bewegenden Garnen
(1) auf eine gewünschte erhöhte Temperatur umfassend eine Vorwärmeinrichtung (2) für
das Wärmeüberträgergas (12), einen Laufkanal (3) für das berührungslos laufende Garn,
der aus einem Rohr (7) gebildet wird, welches mehrere in Garnlaufrichtung angeordnete
Bohrungen (6) für den Durchtritt des Wärmeüberträgergases (12) aufweist, mindestens
eine Zuführleitung (4) für das erhitzte Wärmeüberträgergas (12), welche mindestens
eine Mündung (5) in eine Verteilerkammer (13) aufweist, von der aus das erhitzte Wärmeübertärgergas
(12) in den Laufkanal (3) einströmt, wobei die Bohrungen (6) auf dem Rohr (7) so angebracht
sind, daß das Wärmeüberträgergas (12) radial von außen auf das im Laufkanal (3) berührungslos
laufende Garn einströmen kann.
[0053] Die Länge des Fadenlaufkanals beträgt üblicherweise 10 bis 200 cm, vorzugsweise 10
bis 15 cm bzw. 70 bis 160 cm. Der Durchmesser des Fadenlaufkanals beträgt üblicherweise
4 bis 25 mm, vorzugsweise 5 bis 15 mm.
[0054] Weitere besonders bevorzugte Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Vorrichtung sind
in den Ansprüchen 17 bis 23 definiert.
[0055] Selbstverständlich können auch mehrere Fadenlaufkanäle (3) in einer Einheit zusammengefaßt
werden und über eine oder mehrere Zuführleitungen (4) mit dem Wärmeüberträgergas (12)
versorgt werden.
[0056] Die folgenden Abbildungen 1 und 2 stellen jeweils eine erfindungsgemäße Vorrichtung
beispielhaft im Längsschnitt dar.
[0057] In Abbildung 1 ist eine Fixier- bzw. Verstreckeinrichtung schematisch dargestellt,
worin ein Garn (1) über ein Liefergalettenpaar (9) einer Erhitzungseinrichtung (14)
zugeführt wird und über ein Abzugsgalettenpaar (10), das auch als Fixiergalettenpaar
dienen kann, abtransportiert wird.
[0058] Die Erhitzungsvorrichtung (14) besteht aus einem Fadenlaufkanal (3), der durch ein
Rohr (7) gebildet wird. Auf dieses Rohr (7) trifft senkrecht ein erhitztes Wärmeüberträgergas
(12), beispielsweise erhitzte Luft, das in einer Vorwärmeinrichtung (2), beispielsweise
mit einer Heizspirale, auf die gewünschte Temperatur erwärmt worden ist und über eine
Zuführleitung (4) durch die Mündung (5) in eine Verteilerkammer (13) eintritt. Das
Rohr (7) besitzt auf seiner Oberfläche entlang der gesamten Länge eine Vielzahl von
Bohrungen (6), über die das Wärmeüberträgergas (12) radial von der Verteilerkammer
(13) her in den Laufkanal (3) eintreten kann. Druck bzw. Temperatur des Wärmeüberträgergases
in
der Verteilerkammer (13) werden mittels des Druck- und Temperaturfühlers (11) überwacht,
welcher vorteilhafterweise über eine Regelstrecke mit der Vorwärmeinrichtung (2) und
dem nicht gezeigten Versorgungsaggregat für das Wärmeüberträgergas gekoppelt ist.
Die Erhitzungsvorrichtung (14) ist von einer Isolierung (8) umgeben.
[0059] In Abbildung 2 ist eine weitere Ausführungsform der erfindungsgemäßen Erhitzungsvorrichtung
(14) schematisch dargestellt. Wie bei der Vorrichtung gemaß Abbildung 1 sind auch
hier Garn (1), Fadenlaufkanal (3), Rohr (7), Wärmeüberträgergas (12), Vorwärmeinrichtung
(2), Zuführleitung (4), deren Mündung (5), eine Verteilerkammer (13), Bohrungen (6)
im Rohr (7), Druck- und Temperaturfühler (11) und Isolierung (8) dargestellt. Die
Vorrichtung gemäß Abbildung 2 besitzt zusätzlich noch Einlauf- bzw. Auslaufdüsen (15)
bzw. (16) an den Enden des Fadenlaufkanals, die vorteilhafterweise aus keramischem
Material gefertigt sind. Ferner ist noch eine Absaugeinrichtung (16) für das aus dem
Fadenlaufkanal austretende Wärmeüberträgergas vorgesehen.
[0060] In einer besonders bevorzugten Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird Luft
in einem elektrischen Wärmeaustauscher, beispielsweise mit einer Heizspirale, auf
eine gewünschte Temperatur erwärmt, beispielsweise auf 250 bis 300 °C. Die erwärmte
Luft wird durch die Zuführleitung (4) in die Verteilerkammer (13) eingeleitet, in
der sie sich gleichmäßig um das Rohr (7) verteilt und durch die Bohrungen (6) von
allen Seiten auf das laufende Garn (1) einströmt. Die Bohrungen (6) besitzen üblicherweise
einen Durchmesser von 1 bis 2 mm. Im Garnführungsrohr (7) wird die Luft nach dem Kontakt
mit dem Garn umgelenkt und strömt in Garnlaufrichtung und in Gegenrichtung ab. Dabei
verlängert sich die Kontaktzeit zwischen Garn und Heißluft. Anstelle der Bohrungen
(6) können auch andere Öffnungen, wie Schlitze, Siebe oder Sintermetallkörper, vorgesehen
sein.
[0061] In der dargestellten besonders bevorzugten Ausführungsform umgeben die Bohrungen
(6) das Garn nicht nur von allen Seiten, sondern sind auch entlang des Garnlaufweges
verteilt. Dadurch wird das Garn auf einer gewissen Länge mit temperierter Luft angeblasen,
und die in diesem Bereich anhaftende Luft-Grenzschicht, die ihren Wärmeinhalt bereits
an das Garn abgegeben hat, wird über eine größere Länge entfernt und neue erhitzte
Luft kann an ihre Stelle treten. Bei einer einmaligen Anblasung wird diese Grenzschicht
nur an einer Stelle des Garnes entfernt und die Luft in unmittelbarer Umgebung des
Garnes kühlt durch Wärmeübergang auf das Garn ab, so daß üblicherweise mit erheblichen
Übertemperaturen des Wärmeüberträgergases gearbeitet werden muß, um eine ausreichend
rasche Erwärmung zu erzielen.
[0062] Für die Verstreckung ist eine Fadenführungsrohrlänge von etwa 6 bis 20 cm ausreichend.
Bei Fixierprozessen verwendet man zweckmäßigerweise eine Fadenführungsrohrlänge von
etwa 70 bis 200 cm.
[0063] Zur Abschätzung eines geeigneten Wertes an Durchsatz des Wärmeüberträgergases durch
die Erhitzungsvorrichtung dient ein x
L-Wert, der vorzugsweise überschritten werden sollte. Dieser Wert x
L läßt sich nach folgender Formel berechnen:

.
Dabei bedeuten:
- XL
- = Gasdurchsatz in Nm³/h (Nm = Normkubikmeter)
- v
- = Garngeschwindigkeit in m/min
- fd
- = Garntiter in dtex
- cpf
- = Wärmekapazität des Garnmaterials in kJ/Kg * K
- qL
- = Dichte des Wärmeüberträgergases in kg/m³
- cpl
- = Wärmekapazität des Wärmeüberträgergases in kJ/Kg * K
Bevorzugte X
L-Werte für ein bestimmtes Garnmaterial und Wärmeüberträgermaterial bewegen sich im
Bereich der durch die obige Formel errechneten Werte bis zum Vierfachen dieses Wertes.
Ein üblicher X
L-Wert beläuft sich auf 2,2 Nm³/h.
[0064] Die folgenden Beispiele beschreiben die Erfindung ohne sie zu begrenzen. Die in diesen
Beispielen angegebenen Viskositätsangaben beziehen sich auf die intrinsische Viskosität,
gemessen an Lösungen des Polyesters in o-Chlorphenol bei 25°C.
[0065] Die Feinheitsfestigkeit und die Höchstzugkraftdehnung werden gemäß DIN 53834 bestimmt.
[0066] Der Schrumpf wird durch Wärmebehandlung in einem Umluftofen bei 200 °C und einer
Verweilzeit von 5 Minuten ausgelöst und dann bei einer Belastung, die dem Gewicht
von 500 Metern des Ausganggarnes entspricht, gemessen.
[0067] Die Schlingenfestigkeit wird nach DIN 53834, Teil 1, bestimmt.
[0068] Die Nähprüfung erfolgt bei 5000 Stichen/min und 4 Stichen/cm, wobei für die Vorwärtsnaht
4 Lagen und für die Rückwärtsnaht 2 Lagen verwendet werden.
Beispiele 1 bis 6:
[0070] Die erfindungsgemäß hergestellten Garne wurden einstufig auf einer durch die erfindungsgemäße
Heizvorrichtung modifizierten handelsüblichen Streckzwirnmaschine hergestellt. Diese
wurde mit folgenden Verfahrenseinstellungen betrieben (Verstreck-Geschwindigkeit =
500 m/min):

Beispiele 7 bis 12:
[0072] Die erfindungsgemäß hergestellten Garne wurden einstufig auf einer modifizierten
handelsüblichen Streckzwirnmaschine (Liefergaletten, erfindungsgemäße Heizvorrichtung,
Abzugsgaletten, Kopf) mit folgenden Verfahrenseinstellungen erhalten (Verstreck-Geschwindigkeit
= 600 m/min, intrins. Viskosität: 0,76):
Bsp.-Nr. |
Verstreck-Verhältnis |
Temperaturen |
|
|
Liefergalette |
Heizluft |
Abzugsgalette |
7 |
5,0 |
70 |
250 |
230 |
8 |
4,2 |
70 |
220 |
240 |
9 |
4,2 |
50 |
220 |
250 |
10 |
3,3 |
40 |
280 |
250 |
11 |
2,5 |
40 |
280 |
240 |
Beispiele 13 bis 19:
[0073] Es wird die Fixierwirkung des erfindungsgemäßen Verfahrens mit Heißluftfixierung
und Heizschiene bei lufttexturierten Nähgarnen verglichen. Die Nähgarne werden nach
dem aus der EP-A-0363792 bekannten Verfahren hergestellt. Bei dem Produkt handelt
es sich um ein Schlingen-Nähgarn mit folgenden Spezifikationen:
Effektfaden: |
83f24 dtex |
Steherfaden: |
380f40 dtex |
Streckverh.: |
Steher-/Effektfaden = 2,1 |
intr. Visk.: |
0,68 |
[0074] Folgende Ergebnisse wurden erhalten:
Vergleich Heizschiene (HS) - zu Heißluft (HLX) - Fixierung bei lufttexturierten Nähgarnen.

[0075] Die Beispiele zeigen, daß mit dem Kontaktheizer (Beispiel 13 und 14) und mit einem
Heißluftheizer von zu geringer Länge (Beispiel 15) die gewünschten HMLS-Eigenschaften
nicht erreicht werden.
[0076] Einfluß von HLX-Heizerlänge, Fadengeschwindigkeit, Verweilzeit und Lufttemperatur
auf die bewirkte Strukturveränderung (Fixiereffekt).
Bsp.-Nr. |
Geschw. m/min |
Temp. ° C |
Länge m |
Verweilzeit (sec) |
Strukturveränderung |
14 |
300 |
255 |
1 |
0,2 |
20,9 |
15 |
300 |
245 |
1,6 |
0,32 |
24,8 |
16 |
300 |
300 |
1,6 |
0,32 |
129 |
17 |
600 |
276 |
1,6 |
0,26 |
31,4 |
18 |
900 |
301 |
1,6 |
0,11 |
44,3 |
Strukturveränderung (Fixierwirkung = Verweilzeit *Exp (0,03 * (Temp.-100)) |
1. Verfahren zum Erhitzen von berührungslos durch eine Erhitzungsvorrichtung laufenden
Garnen auf eine gewünschte erhöhte Temperatur umfassend die Schritte:
i) Vorerwärmen eines Wärmeüberträgergases auf eine Temperatur, die oberhalb der gewünschten
Garntemperatur liegt, und
ii) Zuführen des vorerwärmten Wärmeüberträgergases in den Fadenkanal, so daß dieses
im wesentlichen senkrecht auf das laufende Garn entlang einer solchen Länge einströmt,
daß sich das Garn innerhalb der Erhitzungsvorrichtung auf die gewünschte erhöhte Temperatur
erwärmt, und wobei die Länge der Anblaszone so gewählt wird, daß durch ständiges Wegreißen
der Grenzschicht durch die Anströmung des Wärmeüberträgergases das Garn direkt mit
diesem in Kontakt kommt und somit eine sehr rasche Aufheizung des Garnes erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Fadenkanal zusätzlich beheizt
ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Wärmeüberträgergas Stickstoff,
Argon oder insbesondere Luft verwendet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Wärmeüberträgergas im wesentlichen
entlang des gesamten Laufweges des Garnes in der Erhitzungsvorrichtung auf dieses
Garn aufgebracht wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Wärmeüberträgergas radial
von außen nach innen gerichtet auf das laufende Garn einströmt.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Wäremüberträgergas im mittleren
Teil des Fadenlaufkanals auf einer Länge von etwa 1/4 bis 1/2 der Kanallänge aus kleinen
Öffnungen senkrecht auf das Garn geblasen wird und in und gegen die Garnlaufrichtung
aus dem Fadenlaufkanal entweicht.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Heizleistung
durch Einzelstellen- oder Gruppensteuerung so geregelt wird, daß am Garn eine vorgegebene
Temperatur herrscht, indem ein oder mehrere Meßfühler in Garnnähe über einen Regelkreis
die Heizleistung regeln.
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Durchsatz des Wärmeüberträgergases
durch die Erhitzungsvorrichtung mindestens x
L in Nm³/h beträgt, wobei X
L nach der Formel

.
berechnet wird und v = Garngeschwindigkeit in m/min, fd = Garntiter in dtex, c
pf = Wärmekapazität des Garnmaterials in kJ/(kg * K), q
L = Dichte des Wärmeüberträgergases in kg/m³, und c
pl = Wärmekapazität des Wärmeüberträgergases in kJ/(kg * K) bedeutet.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Durchsatz des Wärmeüberträgergases
durch die Erhitzungsvorrichtung zwischen xL und 4 * xL gewählt wird.
10. Verfahren zur Herstellung von fixierten Garnen mit abstehenden Kapillarenden oder
Schlingen mit gegenüber unfixierten Garnen verbessertem Fadenschluß, umfassend die
Schritte
a) Erzeugung des Garnes mit von der Oberfläche abstehenden Kapillarenden der Einzelfilamente
oder des Garnes mit Schlaufen aus Einzelfilamenten auf der Oberfläche,
b) berührungsloses Durchleiten des Garnes durch das Innere einer Erhitzungsvorrichtung,
und
c) Anblasen dieses laufenden Garnes in der Erhitzungsvorrichtung mit einem Wärmeüberträgergas,
wobei das Anblasen des Garnes mit dem Wärmeüberträgergas gemäß den Schritten i) und
ii) von Anspruch 1 erfolgt, so daß sich das laufende Garn innerhalb der Erhitzungsvorrichtung
auf die gewünschte erhöhte Temperatur erwärmt und die Schlingen unter Erhalt der Schlingenform
thermostabilisiert werden.
11. Verfahren zur Herstellung eines Zweikomponenten-Schlingennähgarns nach Anspruch 10,
umfassend die Schritte:
a1) Zuführen von zwei oder mehreren sich mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten bewegenden
Vorgarnsträngen zu einer Texturierdüse,
a2) Verwirbeln der Vorgarnstränge in der Texturierdüse unter Bedingungen, daß sich
ein aus Steher- und Effektfäden bestehendes Garn ausbildet, wobei sich hauptsächlich
aus Effektfäden gebildete Schlaufen auf der Oberfläche dieses Garns ausbilden,
b1) Abziehen des primären Zweikomponenten-Schlingennähgarns unter Spannung, so daß
sich das Primärgarn unter Verringerung der Schlaufengröße mechanisch stabilisiert,
b2) Zu- und Durchleiten des stabilisierten Primärgarnes durch das Innere einer Erhitzungsvorrichtung,
und
c) Kontaktieren dieses laufenden Garnes in der Erhitzungsvorrichtung mit einem Wärmeüberträgergas
gemäß Anspruch 10.
12. Verfahren zur Herstellung eines Zweikomponenten-Schlingennähgarns nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet, daß die Vorgarnstränge unterschiedliche Gesamt- und Einzelfilamenttiter
aufweisen und die Vorgarnstränge aus hochfesten schrumpf- und dehnungsarmen Filamenten
bestehen.
13. Verfahren zur Herstellung eines Zweikomponenten-Schlingennähgarns nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet, daß Steher- und Effektfilamente aus Polyester, insbesondere
aus Polyethylenterephthalat oder Polyethylenterephthalat-Copolymeren, bestehen, daß
die Vorgarnstränge durch Verstrecken einer teilorientierten Spinnware und eine unmittelbar
sich anschließenden, im wesentlichen schrumpffreien Wärmebehandlung erhalten werden
und daß unmittelbar nach dieser Wärmebehandlung der Texturierdüse die Steherfilamente
mit einer Voreilung von 3 bis 10 % und die Effektfilamente mit einer Voreilung von
10 bis 60 % zugeführt werden.
14. Verfahren zur Herstellung eines Zweikomponenten-Schlingennähgarns nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet, daß das Wärmeüberträgergas in Schritt c) auf eine Temperatur
von 200 bis 320 °C erhitzt worden ist.
15. Verfahren zur Herstellung von fixierten Garnen nach einem der Ansprüche 10 bis 14,
dadurch gekennzeichnet, daß die Verweilzeit VZ (in Sekunden) der zu fixierenden Garne
in der Erhitzungsvorrichtung so gewählt wird, daß die Fixierwirkung FW größer gleich
22,5, vorzugsweise 25 bis 300 ist, wobei

;
ist und a₅ = 1*(1/sec), a₆ = 1*(1/°C) und T die Temperatur des Wärmeüberträgergases
in °C bedeuten.
16. Vorrichtung zum Erhitzen von sich bewegenden Garnen (1) auf eine gewünschte erhöhte
Temperatur umfassend eine Vorwärmeinrichtung (2) für das Wärmeüberträgergas (12),
einen Laufkanal (3) für das berührungslos laufende Garn, der aus einem Rohr (7) gebildet
wird, welches mehrere in Garnlaufrichtung angeordnete Bohrungen (6) für den Durchtritt
des Wärmeüberträgergases (12) aufweist, mindestens eine Zuführleitung (4) für das
erhitzte Wärmeüberträgergas (12), welche mindestens eine Mündung (5) in eine Verteilerkammer
(13) aufweist, von der aus das erhitzte Wärmeüberträgergas (12) in den Laufkanal (3)
einströmt, wobei die Bohrungen (6) auf dem Rohr (7) so angebracht sind, daß das Wärmeüberträgergas
(12) radial von außen auf das im Laufband (3) berührungslos laufende Garn einströmen
kann.
17. Vorrichtung nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß das Rohr (7) mehrere Bohrungen
(6) aufweist, die sich über die gesamte Länge des Laufkanals verteilen.
18. Vorrichtung nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß in der Verteilerkammer (13)
ein Druck- und/oder Temperaturfühler (11) vorgesehen ist, der insbesondere über eine
Regelstrecke mit der Vorwärmeinrichtung (2) und/oder dem Versorgungsaggregat für das
Wärmeüberträgergas (12) gekoppelt ist.
19. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 16 oder 17, dadurch gekennzeichnet, daß im mittleren
Teil des Rohrs (7) auf einer Länge von etwa 1/4 bis 1/2 der Rohrlänge kleine Öffnungen
vorgesehen sind, aus denen das Wärmeüberträgergas (12) senkrecht auf das Garn geblasen
wird.
20. Vorrichtung nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorwärmeinrichtung (2)
eine Heizspirale ist.
21. Vorrichtung nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß die Erhitzungsvorrichtung
von einer Isolierung (8) umgeben ist.
22. Vorrichtung nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß an dem Garneintritt und/oder
an dem Garnaustritt des Fadenlaufkanals (3) eine Absaugeinrichtung (16) für das aus
dem Fadenlaufkanal (3) austretende Wärmeüberträgergas (12) vorgesehen ist.
23. Vorrichtung nach Anspruch 22, dadurch gekennzeichnet, daß das Mittel vorgesehen sind,
durch die das durch die Absaugeinrichtung (16) abgesaugte Wärmeüberträgergas (12)
der Vorwärmeinrichtung (2) für das Wärmeüberträgergas (12) wieder zugeführt wird.