[0001] Textilmaterialien, wie Gewebe, Gewirke oder Garne, die Cellulosefasern enthalten,
können nach bekannten Verfahren mit anionischen Farbstoffen gefärbt werden. Allen
Verfahren ist gemein, daß für die Fixierung des Farbstoffes auf der Faser, insbesondere
beim Färben mit Reaktivfarbstoffen, Alkali und zur Erreichung akzeptabler Farbtiefen
Salzzusätze notwendig sind. Insbesondere beim Färben mit faserreaktiven Farbstoffen
wird die salzhaltige Farbstoffflotte zusätzlich mit inaktiven Farbstoffhydrolysaten,
die im Verlaufe des Färbeprozesses in der stark alkalischen Farbstofflösung entstehen,
belastet. Der Fixiervorgang ist daher nicht mehr vollständig, und die Abwässer des
Färbeprozesses sind mit Hydrolysaten angereichert und dementsprechend gefärbt. Färbungen,
die nach herkömmlichen Verfahren erhalten werden, unterliegen aus den oben aufgeführten
Gründen aufwendigen Waschprozessen, zum einen, um überschüssiges Alkali zu entfernen,
zum anderen, um das Fasermaterial von Farbstoffhydrolysaten zu befreien.
[0002] Es bestand deshalb bei der vorliegenden Erfindung die Aufgabe, ein Verfahren zum
Färben (einschließlich Bedrucken) von textilen Fasermaterialien zu finden, das nur
mit einer möglichst geringen Menge an Elektrolytsalzen oder gänzlich ohne Elektrolytsalze
und gleichzeitig mit nur einer geringen Menge an einem alkalisch wirkenden Agenz oder
gänzlich ohne solch ein alkalisch wirkendes Mittel durchgeführt werden kann.
[0003] Mit der vorliegenden Erfindung wurde nunmehr gefunden, daß man in überraschender
Weise mit anionischen Farbstoffen, insbesondere solchen mit faserreaktiven Gruppen,
ohne oder nur mit geringfügiger Anwendung eines alkalisch wirkenden Mittels und von
Elektrolytsalzen egale und farbstarke Färbungen mit guten Gebrauchsechtheiten erhält,
wenn man als Textilmaterial ein Fasermaterial verwendet, das durch eine Verbindung
vorbehandelt und modifiziert wurde, die eine hetero-cycloaliphatische, mindestens
eine primäre, sekundäre oder tertiäre Aminogruppe oder quartäre Ammoniumgruppe enthaltende
Verbindung ist, wobei diese Aminogruppen auch Bestandteil im Cyclus sein können und
der Heteroanteil im Cyclus ein Kohlensäureester-Rest der Formel -O-CO-O- oder ein
Carbaminsäure-Rest der Formel -O-CO-NH- ist.
[0004] Solche zur Modifizierung von Fasermaterialien erfindungsgemäß verwendbare Verbindungen
sind beispielsweise Verbindungen entsprechend der allgemeinen Formel (1)

in welcher bedeuten:
- RA
- ist Wasserstoff oder Alkyl von 1 bis 3 C-Atomen, das durch Hydroxy oder eine Gruppe
der Formel (2) oder (3)

substituiert sein kann, in welchen
- R¹
- Wasserstoff, Methyl oder Ethyl ist,
- R²
- Wasserstoff, Methyl oder Ethyl ist und
- R³
- Wasserstoff, Methyl oder Ethyl ist oder
- R¹ und R²
- zusammen mit dem N-Atom einen aus einem Alkylenrest von 5 bis 8 C-Atomen oder zwei
Alkylenresten von 1 bis 4 C-Atomen und einem Sauerstoffatom oder einer Aminogruppe
der Formel -NH- gebildeten gesättigten heterocyclischen Rest darstellen, wie beispielsweise
den N-Piperazino-, N-Piperidino- oder N-Morpholino-Rest, und
- Z(-)
- ein Anion bedeutet, wie beispielsweise das Chlorid-, Hydrogensulfat- oder Sulfatanion;
- RB
- hat eine der für RA angegebenen Bedeutungen;
- W
- ist eine direkte Bindung oder eine Gruppe der Formel -CHRC-, in welcher RC eine der für RA angegebene Bedeutungen besitzt;
- X
- ist eine Gruppe -O- oder -NH-.
[0005] Bevorzugt stellt nur einer der Reste R
A, R
B und R
C eine Alkylgruppe mit einer Gruppe der Formel (2) oder (3) dar.
[0006] Solche erfindungsgemäß verwendbaren hetero-cycloaliphatischen Verbindungen sind beispielsweise
2-Oxo-1,3-oxazolidin, 4-Aminomethyl-2-oxo-1,3-oxazolidin, 5-Aminomethyl-2-oxo-1,3-oxazolidin,
4-(Trimethylammonium-methyl)-2-oxo-1,3-oxazolidin-chlorid, 5-(Trimethylammonium-methyl)-2-oxo-1,3-oxazolidin-chlorid
und 1-(Trimethylammonium-methyl)-ethylencarbonat-chlorid.
[0007] Die erfindungsgemäß verwendbaren Verbindungen können gemäß bekannten Verfahrensweisen
hergestellt werden, wie sie zahlreich in der Literatur beschrieben sind (s. Houben-Weyl,
Methoden der Organischen Chemie, 4. Aufl., Band E4, Seiten 82-88 und 192ff.), so beispielsweise
durch Umsetzung eines Alkandiols, das in der Seitenkette eine latente stickstoffhaltige
funktionelle Gruppe aufweist, mit Phosgen in wäßriger Lösung bei einem pH-Wert zwischen
7 und 9 zur Herstellung der hetero-cycloaliphatischen Carbonate oder beispielsweise
durch Umsetzung von Aminoalkanolen mit Phosgen in wäßriger Lösung zu den hetero-cycloaliphatischen
Carbaminsäureverbindungen (2-Oxo-1,3-oxazolidinen).
[0008] Die vorliegende Erfindung betrifft somit ein Verfahren zum Färben von Fasermaterialien
mit wasserlöslichen, anionischen Farbstoffen, vorzugsweise mit faserreaktiven Farbstoffen,
das dadurch gekennzeichnet ist, daß man die Färbung unter Anwendung einer elektrolytarmen
oder gänzlich elektrolytfreien und/oder alkaliarmen oder gänzlich alkalifreien Farbstofflösung
(Färbeflotte, Druckpaste) und unter Verwendung eines mit einer der oben näher bezeichneten
hetero-cycloaliphatischen Verbindung vorbehandelten und modifizierten Fasermaterials
durchführt.
[0009] Unter Fasermaterialien werden natürliche und synthetische Fasermaterialien verstanden,
die Hydroxy- und/oder Carbonamidgruppen enthalten, wie Seide, Wolle und andere Tierhaare
sowie synthetische Polyamidfasermaterialien und Polyurethanfasermaterialien, beispielsweise
Polyamid-4, Polyamid-6 und Polyamid-11, und insbesondere Fasermaterialien, die den
Grundkörper der α,β-Glucose enthalten, wie Cellulosefasermaterialien, beispielsweise
Baumwolle, Hanf, Jute und Leinen, und deren regenerierten Abkömmlinge, wie Viskoseseide
und Zellwolle, oder Mischungen aus solchen Fasermaterialien.
[0010] Unter den Bezeichnungen "Färben", "Färbeverfahren" und "Färbungen" werden die Druckverfahren
und Drucke eingeschlossen.
[0011] Unter " anionischen Farbstoffen" werden solche verstanden, die anionische, d.h. saure
Gruppen, wie Sulfo- und Carboxygruppen, bzw. deren Salze, wie Alkalimetallsalze, enthalten
und demgemäß wasserlöslich sind. Insbesondere werden hierunter solche anionischen
Farbstoffe verstanden, die eine faserreaktive Gruppe besitzen, d.h. eine Gruppe, die
üblicherweise mit den Carbonamid- oder Hydroxygruppen des Fasermaterials zu reagieren
und mit diesen eine Verbindung einzugehen vermögen.
[0012] Die Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zur Modifizierung eines Fasermaterials,
das dadurch gekennzeichnet ist, daß man eine heterocycloaliphatische Verbindung der
oben bezeichneten Art in wäßriger, alkalischer Lösung bei einer Temperatur zwischen
60 und 230°C, vorzugsweise zwischen 90 und 190°C, auf ein Fasermaterial einwirken
läßt.
[0013] Desweiteren betrifft die Erfindung die Verwendung solcher oben näher definierter
hetero-cycloaliphatischer Verbindungen zur Modifizierung von Fasermaterialien, insbesondere
mit dem Ziel, diese zum Färben mit wasserlöslichen, anionischen Farbstoffen ohne oder
nur mit geringen Mengen an Elektrolytsalzen und alkalischen Mitteln einsetzen zu können.
[0014] Das erfindungsgemäße Verfahren der Modifizierung des Fasermaterials kann beispielsweise
in der Weise durchgeführt werden, daß man das Fasermaterial mit einer erfindungsgemäß
verwendbaren hetero-cycloaliphatischen Verbindung in alkalisch wäßriger Lösung in
Kontakt bringt. Die Konzentration dieser Verbindung in der alkalischen wäßrigen Lösung
liegt in der Regel zwischen 0,1 und 20 Gew.-%, vorzugsweise zwischen 5 und 10 Gew.-%.
Das alkalisch wirkende Mittel, wie beispielsweise Natriumhydroxid, Natriumcarbonat
und Kaliumcarbonat, ist in einer Konzentration zwischen 0,1 und 20 Gew.-%, vorzugsweise
zwischen 5 und 10 Gew.-%, gelöst. In der Regel besitzt die alkalische, wäßrige, die
hetero-cycloaliphatische Verbindung enthaltende Lösung einen pH-Wert zwischen 10 und
14.
[0015] Das Fasermaterial, das sowohl erfindungsgemäß modifiziert wird als auch in der modifizierten
Form in das erfindungsgemäße Färbeverfahren eingesetzt wird, kann in allen Verarbeitungszuständen,
so als Garn, Flocke, Kammzug und Stückware (Gewebe), und ebenso im Gemisch mit anderen
Fasermaterialien vorliegen, wie in Form von Mischgeweben, beispielsweise in Form von
Baumwolle/Polyesterfaser-Materialien.
[0016] Die erfindungsgemäß verwendbaren hetero-cycloaliphatischen Verbindungen können gemäß
dem erfindungsgemäßen Färbeverfahren in vielfältiger Weise in alkalisch wäßriger Lösung
mit dem Fasermaterial in Kontakt gebracht werden, so beispielsweise durch Behandeln
des Fasermaterials in einer alkalischen, wäßrigen Lösung der ester- und aminogruppenhaltigen
Verbindung (analog einem Färbe-Ausziehverfahren) bei einer Temperatur zwischen 15
und 100°C, wobei insbesondere bei den höheren Temperaturen die Modifizierung des Fasermaterials
bereits erfolgt. Andere Möglichkeiten sind, das Fasermaterial mit der wäßrigen, alkalischen
Lösung zu klotzen, zu pflatschen oder die Lösung auf das Fasermaterial aufzusprühen.
Geschieht die Imprägnierung des Fasermaterials mit dieser alkalischen, wäßrigen Lösung
durch Einbringen des Fasermaterials in diese Lösung oder durch Foulardieren (Klotzen),
so wird das imprägnierte Material anschließend von überschüssiger Flotte abgequetscht,
so daß die Aufnahme an dieser wäßrigen, alkalischen Lösung zwischen 50 und 120 Gew.-%,
vorzugsweise zwischen 70 und 100 Gew.-%, bezogen auf das Fasermaterial, beträgt. In
der Regel erfolgt das Imprägnieren (durch Klotzen, Pflatschen oder Behandlung in der
Lösung selbst) bei einer Temperatur zwischen 10 und 60°C, vorzugsweise bei einer Temperatur
zwischen 15 und 30°C. Beim Aufsprühen der Lösung auf das Fasermaterial, das in der
Regel bei einer Temperatur zwischen 10 und 40°C erfolgt, wird eine Flüssigkeitsaufnahme
von bevorzugt zwischen 10 und 50 Gew.-% gewählt.
[0017] Ist das Fasermaterial ein mercerisiertes Cellulosefasermaterial, so kann die erfindungsgemäß
verwendbare hetero-cycloaliphatische Verbindung auch vorteilhaft auf das zu modifizierende
Cellulosefasermaterial direkt nach dem Mercerisierungsprozeß aufgebracht werden, bei
welchem das mercerisierte Material das Alkali noch enthält, indem man beispielsweise
das nach dem Mercerisierungsprozeß erhältliche, mit dem wäßrigen Alkali imprägnierte
Material gegebenenfalls auf einen erforderlichen Flüssigkeitsgehalt abquetscht und
das alkalisch imprägnierte Material mit der wäßrigen Lösung der erfindungsgemäß verwendbaren
amino- und estergruppenhaltigen Verbindung imprägniert, wobei die Imprägnierung durch
Überklotzen, durch Aufsprühen und ähnliche, in der Technik übliche und bekannte Verfahrensschritte
vorgenommen werden kann.
[0018] Nach Imprägnieren des Fasermaterials auf einem der oben angegebenen verschiedenen
Wege, ausgenommen der Vorbehandlung nach einer Ausziehverfahrensweise, wird das imprägnierte
Material getrocknet; in der Regel wird mit der Trocknung gleichzeitig die Fixierung
der die Faser modifizierenden Verbindung durchgeführt, wobei man für die Trocknung
und Fixierung eine Temperatur zwischen 100 und 230°C, bevorzugt zwischen 120 und 190°C,
wählt. In der Regel erfolgt die Trocknung und gleichzeitige Fixierung durch Behandlung
mittels Heißluft während 1 bis 5 Minuten. Die Fixierung der die Faser modifizierenden
hetero-cycloaliphatischen Verbindung auf dem Fasermaterial kann durch einfaches Trocknen
bei höheren Temperaturen erfolgen; so kann es zur Trocknung und zur Fixierung der
modifizierenden Verbindung auf dem Fasermaterial in Trockenschränken aufgehängt und
den erforderlichen höheren Temperaturen, wie bspw. 80 bis 105°C, ausgesetzt werden.
[0019] Die Nachbehandlung des modifizierten Fasermaterials erfolgt durch Spülen mit kaltem
und heißem Wasser und gegebenenfalls durch Behandeln in einem eine geringe Menge einer
Säure, wie Essigsäure, enthaltendem wäßrigen Bad zur Entfernung des Alkalis aus dem
Fasermaterial und anschließendes Trocknen. In den Färbeprozeß soll möglichst ein neutral
reagierendes Fasermaterial eingesetzt werden.
[0020] Das erfindungsgemäße Färben solchermaßen modifizierter Fasermaterialien erfolgt analog
bekannten Färbeweisen und Druckverfahren zum Färben bzw. Bedrucken von Fasermaterialien
mit wasserlöslichen textilen Farbstoffen, wie anionischen Farbstoffen, insbesondere
faserreaktiven Farbstoffen, und unter Anwendung der hierfür bekanntermaßen eingesetzten
Temperaturbereiche und üblichen Farbstoffmengen, jedoch mit der erfindungsgemäßen
Ausnahme, daß die Färbebäder, Klotzflotten und Druckpasten der erfindungsgemäßen Färbeverfahren
alkalisch wirkende Verbindungen, wie sie üblicherweise zur Fixierung von faserreaktiven
Farbstoffen benutzt werden, wie beispielsweise Natriumcarbonat, Kaliumcarbonat, Natronlauge
und Wasserglas, gar nicht oder in nicht mehr wesentlicher Menge enthalten und daß
zum weiteren der übliche Zusatz an Elektrolytsalzen, die insbesondere die Migration
des Farbstoffes auf der Faser erhöhen sollen, nicht oder nur in geringem Maße, d.h.
bis zu höchstens 10 g pro Liter Färbebad oder Färbeflotte, erforderlich ist. Das erfindungsgemäße
Färbeverfahren erfolgt demgemäß innerhalb eines pH-Bereiches zwischen 4 und 8, vorzugsweise
zwischen 4,5 und 7.
[0021] Färbeverfahren, die erfindungsgemäß eingesetzt werden können, sind beispielsweise
die verschiedenen Ausziehverfahren, wie das Färben auf dem Jigger und auf der Haspelkufe
oder das Färben aus langer oder kurzer Flotte, das Färben in Jet-Färbemaschinen, das
Färben nach dem Klotz-Kaltverweil-Verfahren oder nach einem Klotz-Heißdampf-Fixierverfahren.
Beim Ausziehverfahren kann man im üblichen Flottenverhältnis von 1:3 bis 1:20 arbeiten.
Die Färbetemperatur kann zwischen 30 und 90°C betragen, bevorzugt liegt sie bei einer
Temperatur unterhalb 60°C; wie sich aus der oben erwähnten erfindungsgemäßen Anwendung
des Klotz-Kaltverweil-Verfahrens ergibt, ist das Färben auch vorteilhaft bei Raumtemperatur
(10 bis 30°C) möglich.
[0022] In dem erfindungsgemäßen Färbeverfahren kann auf die Verwendung der üblichen, oftmals
notwendigen Färbehilfsmittel, wie Tenside (Netzmittel), Thioharnstoff, Thiodiethylenglykol,
Verdickungsmittel, Egalisierhilfsmittel, Hilfsmittel, die die Löslichkeit von Farbstoffen
in den konzentrierten Klotzflotten verbessern, wie beispielsweise Kondensationsprodukte
aus Formaldehyd und gegebenenfalls alkylsubstituierten Naphthalinsulfonsäuren, und
insbesondere Harnstoff, ganz oder zu einem erheblichen Anteil verzichtet werden. In
der Regel kann man das erfindungsgemäße, modifizierte Fasermaterial lediglich unter
Verwendung einer reinen wäßrigen Farbstofflösung färben, in der zusätzlich nur eine
äußerst geringe Menge an Elektrolytsalzen (wie Natriumchlorid und Natriumsulfat),
die als Stellmittel in den Farbstoffpulvern enthalten sind, gelöst sind.
[0023] Die vorliegende Erfindung kann auch vorteilhaft für einbadige Färbeverfahren zum
Färben von Mischungen aus Cellulose- und Polyesterfasern Verwendung finden, wenn zusätzlich
ein Dispersionsfarbstoff, der zum Färben von Polyesterfasermaterialien geeignet ist,
mit einem Reaktivfarbstoff in das gemeinsame Färbebad eingesetzt wird. Da viele Dispersionsfarbstoffe
insbesondere bei Anwendung höherer Temperaturen alkaliempfindlich sind, können sie
beim einbadigen Färben von Cellulose-/Polyester-Mischfasermaterialien nicht verwendet
werden, da die Anwendung der hohen Temperaturen im alkalihaltigen Bad bei der Färbung
der Polyesterfaser durch den Dispersionsfarbstoff zur Schädigung des Dispersionsfarbstoffes
führt. Die vorliegende Erfindung ermöglicht es jedoch, alkalifrei zu färben, so daß
in der wäßrigen, alkalifreien Färbeflotte zunächst bei niedriger Temperatur, wie beispielsweise
bei einer Färbetemperatur zwischen 30 und 80°C, der Reaktivfarbstoff, auf dem modifizierten
Fasermaterial fixiert werden kann und anschließend die Polyesterfaser mit dem Dispersionsfarbstoff
in üblicher Weise bei Temperaturen oberhalb 100°C, wie beispielsweise zwischen 110
und 140°C, gefärbt wird.
[0024] Für die erfindungsgemäße Färbeweise sind alle wasserlöslichen, vorzugsweise anionischen
Farbstoffe, die bevorzugt eine oder mehrere Sulfo- und/oder Carboxygruppen besitzen
und die gegebenenfalls faserreaktive Gruppen enthalten können, geeignet. Sie können
außer der Klasse der faserreaktiven Farbstoffe der Klasse der Azo-Entwicklungsfarbstoffe,
der Direktfarbstoffe, der Küpenfarbstoffe und der Säurefarbstoffe angehören, die beispielsweise
Azofarbstoffe, Kupferkomplex-, Kobaltkomplex- und Chromkomplex-Azofarbstoffe, Kupfer-
und Nickelphthalocyanin-Farbstoffe, Anthrachinon-, Kupferformazan- und Triphendioxazinfarbstoffe
sein können. Solche Farbstoffe sind zahlreich in der Literatur beschrieben und dem
Fachmann allseits geläufig.
[0025] Von den oben erwähnten, für das erfindungsgemäße Färbeverfahren verwendbaren Farbstoffen
werden bevorzugt die faserreaktiven Farbstoffe eingesetzt. Faserreaktive Farbstoffe
sind solche organischen Farbstoffe, die 1, 2, 3 oder 4 faserreaktive Reste der aliphatischen,
aromatischen oder heterocyclischen Reihe enthalten. Solche Farbstoffe sind zahlreich
in der Literatur beschrieben. Die Farbstoffe können den verschiedensten Farbstoffklassen
angehören, wie beispielsweise der Klasse der Monoazo-, Disazo-, Polyazo-, Metallkomplex-Azo-,
wie 1:1-Kupfer-, 1:2-Chrom- und 1:2-Kobaltkomplex-Monoazo- und -Disazo-Farbstoffe,
weiterhin der Reihe der Anthrachinonfarbstoffe, Kupfer- und Kobaltphthalocyaninfarbstoffe,
Kupferformazanfarbstoffe, Azomethin-, Nitroaryl-, Dioxazin-, Triphendioxazin-, Phenazin-
und Stilbenfarbstoffe. Unter faserreaktive Farbstoffen werden solche verstanden, die
eine "faserreaktive" Gruppe besitzen, d.h. eine Gruppe, die mit den Hydroxygruppen
der Cellulose, den Amino-, Carboxy-, Hydroxy- und Thiolgruppen von Wolle und Seide
oder mit den Amino- und eventuellen Carboxygruppen von synthetischen Polyamiden unter
Bildung covalenter chemischer Bindungen zu reagieren vermögen. Der faserreaktive Rest
kann direkt oder über ein Brückenglied an den Farbstoffrest gebunden sein; vorzugsweise
ist er direkt oder über eine gegebenenfalls monoalkylierte Aminogruppe, wie beispielsweise
eine Gruppe der Formel -NH-, -N(CH₃)-, -N(C₂H₅)- oder -N(C₃H₇)-, oder über einen aliphatischen
Rest, wie einen Methylen-, Ethylen- oder Propylen-Rest oder einen Alkylenrest von
2 bis 8 C-Atomen, der durch eine oder zwei Oxi- und/oder Aminogruppen unterbrochen
sein kann, oder über ein eine Aminogruppe enthaltendes Brückenglied, wie beispielsweise
eine Phenylaminogruppe, an den Farbstoffrest gebunden. Faserreaktive Reste sind beispielsweise:
Vinylsulfonyl, β-Chlorethylsulfonyl, β-Sulfatoethylsulfonyl, β-Acetoxy-ethylsulfonyl,
β-Phosphatoethylsulfonyl, β-Thiosulfatoethylsulfonyl, N-Methyl-N-(β-sulfatoethylsulfonyl)-amino,
Acryloyl, -CO-CCl=CH₂, -CO-CH=CH-Cl, -CO-CCl=CHCl, -CO-CCl=CH-CH₃, -CO-CBr=CH₂, -CO-CH=CH-Br,
-CO-CBr=CH-CH₃, -CO-CCl=CH-COOH, -CO-CH=CCl-COOH, -CO-CBr=CH-COOH, -CO-CH=CBr-COOH,
-CO-CCl=CCl-COOH, -CO-CBr=CBr-COOH, β-Chlor- oder β-Brompropionyl, 3-Phenylsulfonylpropionyl,
3-Methylsulfonylpropionyl, 3-Chlor-3-phenylsulfonylpropionyl, 2,3-Dichlorpropionyl,
2,3-Dibrompropionyl, 2-Fluor-2-chlor-3,3-difluorcyclobutan-2-carbonyl, 2,2,3,3-Tetrafluorcyclobutan-1-carbonyl
oder -1-sulfonyl, β-(2,2,3,3-Tetrafluorcyclobutyl-1)-acryloyl, α- oder β-Methylsulfonyl-acryloyl,
Propionyl, Chloracetyl, Bromacetyl, 4-(β-Chlorethyl-sulfonyl)-butyryl, 4-Vinylsulfonyl-butyryl,
5-(β-Chlorethyl-sulfonyl)-valeryl, 5-Vinylsulfonyl-valeryl, 6-(β-Chlorethyl-sulfonyl)-caproyl,
6-Vinylsulfonyl-caproyl, 4-Fluor-3-nitro-benzoyl, 4-Fluor-3-nitrophenylsulfonyl, 4-Fluor-3-methylsulfonyl-benzoyl,
4-Fluor-3-cyanbenzoyl, 2-Fluor-5-methylsulfonyl-benzoyl, 2,4-Dichlortriazinyl-6, 2,4-Dichlorpyrimidinyl-6,
2,4,5-Trichlorpyrimidinyl-6, 2,4-Dichlor-5-nitro- oder -5-methyl- oder -5-carboxymethyl-
oder -5-carboxy- oder -5-cyano- oder -5-vinyl- oder -5-sulfo- oder -5-mono-, -di-
oder -trichlormethyl- oder -5-methylsulfonyl-pyrimidinyl-6, 2,5-Dichlor-4-methylsulfonyl-pyrimidinyl-6,
2-Fluor-4-pyrimidinyl, 2,6-Difluor-4-pyrimidinyl, 2,6-Difluor-5-chlor-4-pyrimidinyl,
2-Fluor-5,6-dichlor-4-pyrimidinyl, 2,6-Difluor-5-methyl-4-pyrimidinyl, 2,5-Difluor-6-methyl-4-pyrimidinyl,
2-Fluor-5-methyl-6-chlor-4-pyrimidinyl, 2-Fluor-5-nitro-6-chlor-4-pyrimidinyl, 5-Brom-2-fluor-4-pyrimidinyl,
2-Fluor-5-cyan-4-pyrimidinyl, 2-Fluor-5-methyl-4-pyrimidinyl, 2,5,6-Trifluor-4-pyrimidinyl,
5-Chlor-6-chlormethyl-2-fluor-4-pyrimidinyl, 2,6-Difluor-5-brom-4-pyrimidinyl, 2-Fluor-5-brom-6-chlor-methyl-4-pyrimidinyl,
2,6-Difluor-5-chlormethyl-4-pyrimidinyl, 2,6-Difluor-5-nitro-4-pyrimidinyl, 2-Fluor-6-methyl-4-pyrimidinyl,
2-Fluor-5-chlor-6-methyl-4-pyrimidinyl, 2-Fluor-5-chlor-4-pyrimidinyl, 2-Fluor-6-chlor-4-pyrimidinyl,
6-Trifluormethyl-5-chlor-2-fluor-4-pyrimidinyl, 6-Trifluormethyl-2-fluor-4-pyrimidinyl,
6-Trifluormethyl-2-fluor-4-pyrimidinyl, 2-Fluor-5-nitro-4-pyrimidinyl, 2-Fluor-5-trifluormethyl-4-pyrimidinyl,
2-Fluor-5-phenyl- oder -5-methylsulfonyl-4-pyrimidinyl, 2-Fluor-5-carbonamido-4-pyrimidinyl,
2-Fluor-5-carbomethoxy-4-pyrimidinyl, 2-Fluor-5-brom-6-trifluormethyl-4-pyrimidinyl,
2-Fluor-6-carbonamido-4-pyrimidinyl, 2-Fluor-6-carbomethoxy-4-pyrimidinyl, 2-Fluor-6-phenyl-4-pyrimidinyl,
2-Fluor-6-cyan-4-pyrimidinyl, 2,6-Difluor-5-methylsulfonyl-4-pyrimidinyl, 2-Fluor-5-sulfonamido-4-pyrimidinyl,
2-Fluor-5-chlor-6-carbomethoxy-4-pyrimidinyl, 2,6-Difluor-5-trifluormethyl-4-pyrimidinyl,
2,4-Bis-(methylsulfonyl)-pyrimidinyl-4, 2,5-Bis-(methyl-sulfonyl)-5-chlor-pyrimidinyl-4,
2-Methylsulfonyl-pyrimidinyl-4, 2-Phenylsulfonyl-pyrimidinyl-4, 2-Methylsulfonyl-5-chlor-6-methyl-pyrimidinyl-4,
2-Methylsulfonyl-5-brom-6-methyl-pyrimidinyl-4, 2-Methylsulfonyl-5-chlor-6-ethyl-pyrimidinyl-4,
2-Methylsulfonyl-5-chlor-methyl-pyrimidinyl-4, 2-Methylsulfonyl-5-nitro-6-methyl-pyrimidinyl-4,
2,5,6-Tris-methylsulfonyl-pyrimidinyl-4, 2-Methylsulfonyl-5,6-dimethyl-pyrimidinyl-4,
2-Ethylsulfonyl-5-chlor-6-methyl-pyrimidinyl-4, 2-Methylsulfonyl-6-chlor-pyrimidinyl-4,
2,6-Bis-(methylsulfonyl)-5-chlor-pyrimidinyl-4, 2-Methylsulfonyl-6-carboxy-pyrimidinyl-4,
2-Methylsulfonyl-5-sulfo-pyrimidinyl-4, 2-Methylsulfonyl-6-carbomethoxy-pyrimidinyl-4,
2-Methylsulfonyl-5-carboxy-pyrimidinyl-4, 2-Methylsulfonyl-5-cyan-6-methoxy-pyrimidinyl-4,
2-Methylsulfonyl-5-chlor-pyrimidinyl-4, 2-Sulfoethylsulfonyl-6-methylpyrimidinyl-4,
2-Methylsulfonyl-5-brom-pyrimidinyl-4, 2-Phenylsulfonyl-5-chlor-pyrimidinyl-4, 2-Carboxymethylsulfonyl-5-chlor-6-methyl-pyrimidinyl-4,
2,4-Dichlorpyrimidin-6-carbonyl oder -6-sulfonyl, 2,4-Dichlorpyrimidin-5-carbonyl
oder -5-sulfonyl, 2-Chlor-4-methylpyrimidin-5-carbonyl, 2-Methyl-4-chlorpyrimidin-5-carbonyl,
2-Methylthio-4-fluorpyrimidin-5-carbonyl, 6-Methyl-2,4-dichlor-pyrimidin-5-carbonyl,
2,4,6-Trichlorpyrimidin-5-carbonyl, 2,4-Dichlorpyrimidin-5-sulfonyl, 2,4-Dichlor-6-methyl-pyrimidin-5-carbonyl
oder -5-sulfonyl, 2-Methylsulfonyl-6-chlorpyrimidin-4 und -5-carbonyl, 2,6-Bis-(methylsulfonyl)-pyrimidin-4-
oder -5-carbonyl, 2-Ethylsulfonyl-6-chlorpyrimidin-5-carbonyl, 2,4-Bis-(methylsulfonyl)-pyrimidin-5-sulfonyl,
2-Methylsulfonyl-4-chlor-6-methylpyrimidin-5-sulfonyl oder -5-carbonyl, 2-Chlorchinoxalin-3-carbonyl,
2- oder 3-Monochlorchinoxalin-6-carbonyl, 2- oder 3-Monochlorchinoxalin-6-sulfonyl,
2,3-Dichlorchinoxalin-5- oder -6-carbonyl, 2,3-Dichlorchinoxalin-5- oder -6-sulfonyl,
1,4-Dichlorphthalazin-6-sulfonyl- oder -6-carbonyl, 2,4-Dichlorchinazolin-7- oder
-6-sulfonyl- oder -carbonyl, 2,4,6-Trichlorchinazolin-7- oder -8-sulfonyl, 2- oder
3- oder 4-(4',5'-Dichlor-pyridazon-6'-yl-1')-phenylsulfonyl oder -carbonyl, β-(4',5'-Dichlorpyridazinon-6'-yl-1')-propionyl,
3,6-Dichlorpyridazin-4-carbonyl oder -4-sulfonyl, 2-Chlorbenzthiazol-5- oder -6-carbonyl
oder -5- oder -6-sulfonyl, 2-Arylsulfonyl- oder 2-Alkylsulfonylbenzthiazol-5- oder
-6-carbonyl oder -5- oder -6-sulfonyl, wie 2-Methylsulfonyl- oder 2-Ethylsulfonyl-benzthiazol-5-
oder -6-sulfonyl oder -carbonyl, 2-Phenylsulfonyl-benzthiazol-5- oder -6-sulfonyl-
oder -carbonyl und die entsprechenden im ankondensierten Benzolring Sulfogruppen enthaltenden
2-Sulfonylbenzthiazol-5- oder -6-carbonyl- oder -sulfonyl-Derivate, 2-Chlorbenzoxazol-5-
oder -6-carbonyl- oder -sulfonyl, 2-Chlorbenzimidazol-5- oder -6-carbonyl oder -sulfonyl,
2-Chlor-1-methylbenzimidazol-5- oder -6-carbonyl oder -sulfonyl, 2-Chlor-4-methylthiazol-(1,3)-5-carbonyl
oder -4- oder -5-sulfonyl; ammoniumgruppenhaltige Triazinringe, wie 2-Trimethylammonium-4-phenylamino-
und 4-(o, m- oder p-Sulfophenyl)-amino-triazinyl-6, 2-(1,1-Dimethylhydrazinium)-4-phenylamino-
und 4-(o-, m- oder p-Sulfophenyl)-aminotriazinyl-6, 2-(2-Isopropyl-1,1-dimethyl)hydrazinium-4-phenylamino-
und 4-(o-, m- oder p-Sulfophenyl)-aminotriazinyl-6, 2-N-Aminopyrrolidinium-, 2-N-Aminopiperidinium-4-phenylamino-
oder 4-(o-, m- oder p-Sulfophenyl)-aminotriazinyl-6, 4-Phenylamino- oder 4-(Sulfophenylamino)-triazinyl-6,
die in 2-Stellung über eine Stickstoffbindung das 1,4-Bis-aza-bicyclo[2,2,2]-octan
oder das 1,2-Bis-aza-bicyclo-[0,3,3]-octan quartär gebunden enthalten, 2-Pyridinium-4-phenylamino-
oder 4-(o-, m- oder p-Sulfophenyl)-amino-triazinyl-6 sowie entsprechende 2-Oniumtriazinyl-6-Reste,
die in 4-Stellung durch Alkylamino, wie Methylamino, Ethylamino oder β-Hydroxy-ethylamino,
oder Alkoxy, wie Methoxy oder Ethoxy, oder Aryloxy, wie Phenoxy oder Sulfophenoxy,
substituiert sind.
[0026] Besonders interessante faserreaktive Reste sind Fluor- und Chlor-1,3,5-triazinreste
der Formel (4)

in welcher Hal Chlor oder Fluor ist und Q eine Amino-, Alkylamino-, N,N-Dialkylamino-,
Cycloalkylamino-, N,N-Dicycloalkylamino-, Aralkylamino-, Arylamino-, N-Alkyl-N-cyclohexylamino-,
N-Alkyl-N-arylaminogruppe oder eine Aminogruppe bedeutet, die einen heterocyclischen
Rest enthält, welcher einen weiteren ankondensierten carbocyclischen Ring aufweisen
kann, oder Aminogruppen, worin das Aminostickstoffatom Glied eines N-heterocyclischen
Ringes ist, der gegebenenfalls weitere Heteroatome enthält, sowie Hydrazino- und Semicarbazidogruppen,
wobei die genannten Alkylreste geradkettig oder verzweigt und niedrigmolekular und
höhermolekular sein können, bevorzugt solche mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen sind. Als
Cycloalkyl-, Aralkyl- und Arylreste kommen insbesondere Cyclohexyl-, Benzyl-, Phenethyl-,
Phenyl- und Naphthylreste in Frage; heterocyclische Reste sind vor allem Furan-, Thiophen-,
Pyrazol-, Pyridin-, Pyrimidin-, Chinolin-, Benzimidazol-, Benzthiazol- und Benzoxazolreste.
Als Aminogruppen, worin das Aminostickstoffatom Glied eines N-heterocyclischen Ringes
ist, kommen vorzugsweise Reste von sechsgliedrigen N-heterocyclischen Verbindungen
in Betracht, die als weitere Heteroatome Stickstoff, Sauerstoff oder Schwefel enthalten
können. Die oben genannten Alkyl-, Cycloalkyl-, Aralkyl- und Arylreste, die heterocyclischen
Reste sowie die N-heterocyclischen Ringe können zusätzlich substituiert sein, z.B.
durch Halogen, wie Fluor, Chlor und Brom, Nitro, Cyan, Trifluormethyl, Sulfamoyl,
Carbamoyl, C₁-C₄-Alkyl, C₁-C₄-Alkoxy, Acylaminogruppen, wie Acetylamino oder Benzoylamino,
Ureido, Hydroxy, Carboxy, Sulfomethyl oder Sulfo. Als Beispiele für derartige Aminogruppen
seien genannt: -NH₂, Methylamino, Ethylamino, Propylamino, Isopropylamino, Butylamino,
Hexylamino, β-Methoxyethylamino, γ-Methoxypropylamino, β-Ethoxyethylamino, N,N-Dimethylamino,
N,N-Diethylamino, β-Chlorethylamino, β-Cyanethylamino, γ-Cyanpropylamino, β-Carboxyethylamino,
Sulfomethylamino, β-Sulfoethylamino, β-Hydroxyethylamino, N,N-Di-β-hydroxyethylamino,
γ-Hydroxypropylamino, Benzylamino, Phenethylamino, Cyclohexylamino, Phenylamino, Toluidino,
Xylidino, Chloranilino, Anisidino, Phenetidino, N-Methyl-N-phenylamino, N-Ethyl-N-phenylamino,
N-β-Hydroxyethyl-N-phenylamino, 2-, 3- oder 4-Sulfoanilino, 2,5-Disulfoanilino, 4-Sulfomethylanilino,
N-Sulfomethylanilino, 2-, 3- oder 4-Carboxyphenylamino, 2-Carboxy-5-sulfophenylamino,
2-Carboxy-4-sulfophenylamino, 4-Sulfonaphthyl-(1)-amino, 3,6-Disulfonaphthyl-(1)-amino,
3,6,8-Trisulfonaphthyl-(1)-amino, 4,6,8-Trisulfonaphthyl-(1)-amino, 1-Sulfonaphthyl-(2)-amino,
1,5-Disulfonaphthyl-(2)-amino, 6-Sulfonaphthyl-(2)-amino, Morpholino, Piperidino,
Piperazino, Hydrazino und Semicarbazido.
[0027] Weiterhin kann Q ein Aminorest der allgemeinen Formel -NR¹⁰R¹¹ sein, in welcher R¹⁰
Wasserstoff oder Alkyl von 1 bis 4 C-Atomen, wie Methyl oder Ethyl, ist und R¹¹ Phenyl
bedeutet, das durch einen faserreaktiven Rest der Vinylsulfonreihe direkt oder über
eine Methylamino-, Ethylamino-, Methylen-, Ethylen- oder Propylengruppe substituiert
ist und das noch durch 1 oder 2 Substituenten aus der Gruppe Methoxy, Ethoxy, Methyl,
Ethyl, Chlor, Carboxy und Sulfo substituiert sein kann, oder R¹¹ Alkyl von 2 bis 4
C-Atomen ist, wie Ethyl oder n-Propyl, das durch eine faserreaktive Gruppe der Vinylsulfonreihe
substituiert ist, oder Alkylenphenyl mit einem Alkylenrest von 1 bis 4 C-Atomen ist,
dessen Phenyl durch einen faserreaktiven Rest der Vinylsulfonreihe substituiert ist,
oder in welcher R¹⁰ und R¹¹ beide Alkyl von 2 bis 4 C-Atomen, wie Ethyl und n-Propyl,
sind, die durch eine faserreaktive Gruppe der Vinylsulfonreihe substituiert sind,
oder in welcher R¹⁰ und R¹¹ beide Alkylen von 3 bis 8 C-Atomen bedeuten, die durch
1 oder 2 Oxi- und/oder Aminogruppen unterbrochen sind und an die endständig eine faserreaktive
Gruppe der Vinylsulfonreihe gebunden ist.
Faserreaktive Gruppen der Vinylsulfonreihe sind solche der allgemeinen Formel -SO₂-Y,
in welcher Y Vinyl bedeutet oder Ethyl ist, das in β-Stellung durch einen alkalisch
eliminierbaren Substituenten substituiert ist, wie beispielsweise durch Chlor, Sulfato,
Phosphato, Thiosulfato, Acetyloxy, Sulfobenzoyloxy und Dimethylamino.
[0028] Die in erfindungsgemäßer Weise erhältlichen Färbungen der modifizierten Cellulosefasermaterialien
benötigen nach der Entnahme aus dem Färbebad bzw. nach Beendigung der Fixierung des
Farbstoffes auf dem Substrat keine weitere Nachbehandlung, insbesondere keinen aufwendigen
Nachbehandlungsprozeß unter Einbeziehung einer Wäsche. In der Regel genügt ein übliches
ein- oder mehrmaliges Spülen des gefärbten Substrates mit warmem oder heißem und gegebenenfalls
kaltem Wasser, das gegebenenfalls ein nichtionogenes Netzmittel enthalten kann. Eine
Kochendbehandlung des gefärbten Substrates mit einer Waschlösung zur Verbesserung
der Echtheitseigenschaften ist nicht erforderlich.
[0029] Die nachstehenden Beispiele dienen zur Erläuterung der Erfindung. Die darin genannten
Teile sind Gewichtsteile, die Prozentangaben stellen Gewichtsprozente dar, sofern
nicht anders vermerkt. Gewichtsteile beziehen sich zu Volumenteilen wie Kilogramm
zu Liter.
Beispiel 1
[0030]
a) Ein Gewebe aus mercerisierter und gebleichter Baumwolle wird mit einer 20 bis 25°C
warmen wäßrigen Lösung von 50 Teilen Natriumhydroxid und 50 Teilen 2-Oxo-1,3-oxazolidin
in 1000 Teilen Wasser mit einer Flottenaufnahme von 75 % imprägniert. Anschließend
wird das Material während 45 Sekunden mit Heißluft von 180°C behandelt, wobei sowohl
die Trocknung als auch die Fixierung der Oxazolidinonverbindung auf dem Gewebe erfolgt.
Anschließend wird das Material in kaltem und 60°C heißem Wasser und gegebenenfalls
in einem essigsäurehaltigen wäßrigen Bad behandelt, bis restliches Alkali aus dem
Gewebe entfernt ist.
b) Das modifizierte Baumwollgewebe wird analog einem üblichen Ausziehfärbeverfahren
gefärbt: 100 Teile des modifizierten Gewebes werden in 2000 Vol.-Teile einer wäßrigen
Farbstofflösung gegeben, die 2 Teile eines 50 %igen elektrolythaltigen (vorwiegend
natriumchloridhaltigen) Farbstoffpulvers des bekannten Farbstoffes der Formel

(d.h. 1 Teil dieses Farbstoffes und 1 Teil des Elektrolyts) gelöst enthält; das Färbebad
wird innerhalb von 30 Minuten auf 60°C geheizt, und der Färbeprozess wird bei dieser
Temperatur 60 Minuten weitergeführt. Anschließend wird das gefärbte Gewebe mit kaltem
und mit heißem Wasser gespült, wobei das heiße Wasser ein handelsübliches Netzmittel
enthalten kann, gegebenenfalls nochmals mit kaltem Wasser gespült und getrocknet.
[0031] Es wird eine farbstarke, gleichmäßig gefärbte rote Färbung erhalten, die gute Allgemeinechtheiten,
insbesondere gute Reib- und Lichtechtheiten, besitzt.
Beispiel 2
[0032] Ein gemäß Beispiel 1a) erfindungsgemäß modifiziertes Baumwollgewebe wird nach einem
üblichen Klotz-Verweil-Färbeverfahren gefärbt. Hierzu wird eine wäßrige Farbstofflösung,
die in 1000 Vol.-Teilen 20 Teile des bekannten Farbstoffes der Formel

100 Teile Harnstoff und 3 Teile eines handelsüblichen nichtionogenen Benetzungsmittels
gelöst enthält, mittels eines Foulards mit einer Flottenaufnahme von 80 %, bezogen
auf das Gewicht des Gewebes, bei 25°C auf das Gewebe aufgebracht. Das mit der Farbstofflösung
geklotzte Gewebe wird auf eine Docke aufgewickelt, in eine Plastikfolie gehüllt und
während vier Stunden bei 40 bis 50°C liegen lassen und danach mit kaltem und mit heißem
Wasser, das gegebenenfalls ein handelsübliches Netzmittel enthalten kann, und gegebenenfalls
anschließend nochmals mit kaltem Wasser gespült und getrocknet.
[0033] Es wird eine farbstarke, gleichmäßig gefärbte gelbe Färbung erhalten, die gute Allgemeinechtheiten,
insbesondere gute Reib- und Lichtechtheiten, besitzt.
Beispiel 3
[0034]
a) Ein mercerisiertes und gebleichtes Baumwollgewebe wird mit einer wäßrigen Lösung
von 37,5 Teilen Natriumhydroxid und 75 Teilen 2-Oxo-1,3-oxazolidin in 1000 Teilen
Wasser bei einer Temperatur zwischen 25 und 30°C mit einer Flottenaufnahme von 85
% imprägniert und anschließend zur Fixierung der Oxazolidinonverbindung auf dem Fasermaterial
etwa 2,5 Minuten mit Heißluft von 150°C behandelt, wobei gleichzeitig die Trocknung
des imprägnierten Gewebes erfolgt. Das modifizierte Material wird anschließend durch
Behandlung mit kaltem und 60°C heißem Wasser von überschüssigem Alkali befreit.
b) Das modifizierte, getrocknete Gewebe wird in einem üblichen Ausziehverfahren gefärbt.
Hierzu gibt man 10 Teile dieses Materials in 200 Vol.-Teile einer wäßrigen Farbstofflösung,
die 0,2 Teile des Farbstoffes der Formel

(bekannt aus Colour Index unter C.I. Nr. 51 320) gelöst enthält. Die Färbung erfolgt
während 60 Minuten bei 80°C. Das gefärbte Gewebe wird anschließend mit kaltem und
mit heißem Wasser, das gegebenenfalls ein handelsübliches nichtionogenes Tensid enthalten
kann, gespült, danach gegebenenfalls nochmals mit kaltem Wasser gewaschen und getrocknet.
[0035] Man erhält eine tiefblaue Färbung mit den für diesen Farbstoff üblichen, guten Echtheitseigenschaften.
Beispiel 4
[0036]
a) 10 Teile eines Polyester/Baumwoll-Mischgewebes werden mit einer wäßrigen Lösung,
die 75 Teile 2-Oxo-1,3-oxazolidin und 37,5 Teile Natriumhydroxid in 1000 Teilen Wasser
gelöst enthält, mit einer Flottenaufnahme von 80%, bezogen auf das Gewicht des Gewebes,
geklotzt. Das imprägnierte Gewebe wird anschließend einer Thermofixierung bei 180°C
für 30 Sekunden ausgesetzt, danach gründlich mit kaltem und 60°C heißem Wasser, dem
ein nicht-ionogenes Netzmittel zugesetzt werden kann, gewaschen und nochmals mit kaltem
Wasser gespült.
b) Das modifizierte Material wird in eine HT-Färbeapparatur eingelegt und bei einem
Flottenverhältnis von 1:20 mit einer wäßrigen Färbeflotte, die, bezogen auf das Gewicht
der trockenen Ware, 0,1 Teile des aus Beispiel 1 der europäischen Patentschrift Nr.
0 028 788 bekannten faserreaktiven Kupferformazanfarbstoffes und 0,1 Teile des aus
Beispiel 1 der deutschen Auslegeschrift Nr. 2 833 854 bekannten Dispersionsfarbstoffes
der Formel

enthält, zunächst während 30 Minuten bei 60°C und anschließend nochmals 30 Minuten
bei 130°C behandelt. Das gefärbte Gewebe wird anschließend in üblicher Weise fertiggestellt.
Man erhält eine tiefblaue Färbung auf beiden Faseranteilen mit guten Gebrauchsechtheiten.
Beispiel 5
[0037] Man verfährt gemäß der Verfahrensweise des Beispieles 4 zur Herstellung einer Färbung
eines Polyester/Baumwollmischgewebes, jedoch unter Verwendung des aus der japanischen
Patentanmeldungs-Veröffentlichung Sho-54-69139 bekannten Dispersionsfarbstoffes der
Formel

und unter Verwendung des aus Beispiel 3 der deutschen Auslegeschrift Nr. 28 35 035
bekannten faserreaktiven Kupferphthalocyaninfarbstoffes der Formel

und erhält nach der üblichen Fertigstellung ein lebhaft blau gefärbtes Mischgewebe
von hoher Egalität der Färbung und mit hohen Gebrauchsechtheiten.
Beispiele 6 bis 17
[0038] Zur Herstellung weiterer Färbungen kann man von einem erfindungsgemäß modifizierten
Cellulosefasermaterial ausgehen, wie beispielsweise von einem gemäß den obigen Ausführungsbeispielen
modifizierten Cellulosefasermaterial, und dieses nach einer der üblichen Färbeweisen,
wie Druckverfahren, Ausziehverfahren oder Klotzverfahren, beispielsweise analog einer
der in den obigen Ausführungsbeispielen beschriebenen Färbeweisen, unter Anwendung
eines der in den nachfolgenden Tabellenbeispielen angegebenen, bekannten Farbstoffe
in erfindungsgemäßer Weise, d.h. ohne Verwendung eines Alkalis und ohne oder lediglich
mit sehr geringfügiger Verwendung eines Elektrolyts, einem Färbeprozeß unterwerfen,
wobei das eingesetzte Material auch ein modifiziertes Cellulosefasermaterial im Gemisch
mit einem Polyesterfasermaterial sein kann. Man erhält, hier bezogen auf das Cellulosefasermaterial,
farbstarke, klare Färbungen und Drucke mit den in den jeweiligen Tabellenbeispiel
angegebenen Farbton und den für den jeweiligen Farbstoff guten Echtheitseigenschaften.

1. Verfahren zum Färben von Fasermaterialien mit wasserlöslichen, anionischen Farbstoffen,
dadurch gekennzeichnet, daß man die Färbung unter Anwendung elektrolytarmer oder gänzliche
elektrolytfreier und/oder alkaliarmer oder gänzlich alkalifreier Farbstofflösungen
(Färbeflotten, Druckpasten) und unter Verwendung eines Fasermaterials durchführt,
das mittels einer Verbindung vorbehandelt und modifiziert wurde, die eine hetero-cycloaliphtische,
mindestens eine primäre, sekundäre oder tertiäre Aminogruppe oder quartäre Ammoniumgruppe
enthaltende Verbindung ist, wobei diese Aminogruppen auch Bestandteil im Cyclus sein
können und der Heteroanteil im Cyclus ein Kohlensäureester-Rest der Formel -O-CO-O-
oder eine Carbaminsäure-Rest der Formel -O-CO-NH- ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Farbstoff eine faserreaktive
Gruppe enthält.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Verbindung, mit
welcher die Faser modifiziert wurde, eine Verbindung der allgemeinen Formel (1)

ist, in welcher bedeuten:
RA ist Wasserstoff oder Alkyl von 1 bis 3 C-Atomen, das durch Hydroxy oder eine Gruppe
der Formel (2) oder (3)

substituiert sein kann, in welchen
R¹ Wasserstoff, Methyl oder Ethyl ist,
R² Wasserstoff, Methyl oder Ethyl ist und
R³ Wasserstoff, Methyl oder Ethyl ist oder
R¹ und R² zusammen mit dem N-Atom einen aus einem Alkylenrest von 5 bis 8 C-Atomen
oder zwei Alkylenresten von 1 bis 4 C-Atomen und einem Sauerstoffatom oder einer Aminogruppe
der Formel -NH- gebildeten gesättigten heterocyclischen Rest darstellen und
Z(-) ein Anion bedeutet;
RB hat eine der für RA angegebenen Bedeutungen;
W ist eine direkte Bindung oder eine Gruppe der Formel -CHRC-, in welcher RC eine der für RA angegebene Bedeutungen besitzt;
X ist eine Gruppe -O- oder -NH-.
4. Verfahren zur Modifizierung eines Fasermaterials, dadurch gekennzeichnet, daß man
eine hetero-cycloaliphatische, mindestens eine primäre, sekundäre oder tertiäre Aminogruppe
oder quartäre Ammoniumgruppe enthaltende Verbindung, deren Heteroanteil im Cyclus
ein Kohlensäureester-Rest der Formel -O-CO-O- oder ein Carbaminsäure-Rest der Formel
-O-CO-NH- ist, in wäßriger, alkalischer Lösung bei einer Temperatur zwischen 60 und
230°C auf das Fasermaterial einwirken läßt.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß man die hetero-cycloaliphatische
Verbindung in wäßriger, alkalischer Lösung bei einer Temperatur zwischen 120 und 190°C
auf das Fasermaterial einwirken läßt.
6. Verfahren nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß die hetero-cycloaphatische
Verbindung eine Verbindung der allgemeinen Formel (1)

ist, in welcher bedeuten:
RA ist Wasserstoff oder Alkyl von 1 bis 3 C-Atomen, das durch Hydroxy oder eine Gruppe
der Formel (2) oder (3)

substituiert sein kann, in welchen
R¹ Wasserstoff, Methyl oder Ethyl ist,
R² Wasserstoff, Methyl oder Ethyl ist und
R³ Wasserstoff, Methyl oder Ethyl ist oder
R¹ und R² zusammen mit dem N-Atom einen aus einem Alkylenrest von 5 bis 8 C-Atomen
oder zwei Alkylenresten von 1 bis 4 C-Atomen und einem Sauerstoffatom oder einer Aminogruppe
der Formel -NH- gebildeten gesättigten heterocyclischen Rest darstellen und
Z(-) ein Anion bedeutet;
RB hat eine der für RA angegebenen Bedeutungen;
W ist eine direkte Bindung oder eine Gruppe der Formel -CHRC-, in welcher RC eine der für RA angegebene Bedeutungen besitzt;
X ist eine Gruppe -O- oder -NH-.
7. Verwendung einer hetero-cycloaliphatischen, mindestens eine primäre, sekundäre oder
tertiäre Aminogruppe oder quartäre Ammoniumgruppe enthaltende Verbindung, deren Heteroanteil
im Cyclus ein Kohlensäureester-Rest der Formel -O-CO-O- oder ein Carbaminsäure-Rest
der Formel -O-CO-NH- ist, zur Modifizierung eines Fasermaterials.
8. Ein Fasermaterial, das mittels einer hetero-cycloaliphatischen, mindestens eine primäre,
sekundäre oder tertiäre Aminogruppe oder quartäre Ammoniumgruppe enthaltenden Verbindung,
deren Heteroanteil im Cyclus ein Kohlensäureester-Rest der Formel -O-CO-O- oder ein
Carbaminsäure-Rest der Formel O-CO-NH- ist, modifiziert wurde.
9. Verfahren zum einbadigen Färben von Cellulose-Polyester/Mischfasermaterialien, dadurch
gekennzeichnet, daß man ein gemäß Anspruch 4 modifiziertes Fasermaterial in einer
wäßrigen, alkalifreien Färbeflotte, die mindestens einen faserreaktiven Farbstoff
und mindestens einen Dispersionsfarbstoff enthält, färbt.