[0001] Die Erfindung betrifft einen Tiefdruckzylinder, bei dem ein Stahlzylinder mit einem
das einzugravierende Druckbild tragenden Überzug beschichtet ist.
[0002] Beim Tiefdruck werden Stahlzylinder verwendet, die im allgemeinen mit einer galvanisch
aufgetragenen Kupferschicht überzogen sind. Auf mechanischem Wege erhält man das Druckbild
durch photoelektrisches Abtasten einer auf einem rotierenden Zylinder befindlichen
Bild- oder Schriftvorlage und elektronisch gesteuertes Gravieren der Kupferschicht
des mit gleicher Geschwindigkeit sich drehenden Tiefdruckzylinders. Die Erzeugung
des Druckbildes kann auch mit Hilfe eines Lasers erfolgen.
[0003] Im Bereich der Gravierung bleibt als Folge des Gravierens ein Gitter stehen, das
die Höhe des Zylinderradius hat und nach erfolgter Einfärbung vor dem Druck als Führung
für das Farbabstreifmesser (Rakel) dient. Die in den unterschiedlich tiefen Näpfchen
des Druckbildes haftende Farbe wird beim Abdrucken unter starker Anpressung auf das
zu bedruckende Material gebracht.
[0004] Tiefdruckzylinder mit Überzügen aus Kupfer besitzen in der Regel Standzeiten, die
bei etwa 300 000 bis 400 000 Drucken liegen. Höhere Standzeiten bis zu 3 Mio. Drucken
erreicht man durch Auftragen einer dünnen Hartchromschicht von ca. 3 µm auf die gravierte
Kupferschicht, die jedoch auf galvanischem Wege hergestellt werden muß.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen Tiefdruckzylinder bereitzustellen,
dessen Überzug die Zahl von 400 000 Drucken ohne Auftragen einer zusätzlichen Verschleißschutzschicht
deutlich überschreitet.
[0006] Die Lösung dieser Aufgabe wird dadurch erreicht, daß der Überzug des Tiefdruckzylinders
aus Polyamid-11 mit einer Schmelzviskosität von 1,3 bis 1,6 oder mit einem Schmelzindex
von 15/17 g/10 min besteht. Ein solcher Überzug führt zu Standzeiten von wenigstens
430 000 Drucken.
[0007] Wird das Polyamid-11 durch Zugabe von 0,1 bis 3,0 Vol.-% Pigmenten mit Korngrößen
von 0,1 bis 0,2 µm modifiziert, läßt sich die Standzeit auf ca. 500 000 Drucke erhöhen.
Als Pigment kann z.B. Titandioxid Verwendung finden.
[0008] Derartig hergestellte Zylinder können nach dem Schleifen und Gravieren ohne weitere
Oberflächenveredlung für aktuelle Druckerzeugnisse eingesetzt werden, d.h. wenn nach
dem Gravieren keine Korrekturen erforderlich sind und die Auflage sich in den vorgenannten
Grenzen hält. In diesem Fall hat man einen, nach umweltfreundlichen Beschichtungsverfahren
- ohne Einsatz von galvanischen Verfahren - hergestellten Tiefdruckzylinder mit einem
Produkt aus nachwachsenden Rohstoffen.
[0009] In Ausnahmefällen kann der Polyamid-11-Überzug 20 bis 40 Gew.-% feinkörnige, metallisch
leitende Partikel, vorzugsweise Kupferpartikel, enthalten und auf dem Überzug eine
ca. 3 µm dicke Hartchromschicht galvanisch abgeschieden ist. Ein solcher Tiefdruckzylinder
wird für anspruchsvolle Druckerzeugnisse hoher Qualität und großer Druckauflage benutzt.
[0010] Eine weitere Besonderheit des Tiefdruckzylinders besteht darin, daß der Polyamid-11-Überzug
nach dem Gravieren mit einer bis zu 3 µm dicken Schicht eines metallischen Hartstoffs,
vorzugsweise Chrom-, Chrom-Aluminium- oder Wolfram-Nitrids abgedekct ist. Dadurch
werden Standzeiten von mehreren Mio. Drucken erreicht.
[0011] Auch dieses Verfahren ist besonders umweltfreundlich, weil im Gegensatz zu galvanischen
Beschichtungsverfahren keine Säuren oder sonstige Chemikalien erforderlich und gegebenenfalls
zu entsorgen sind.
[0012] Zur Herstellung des Polyamid-11-Überzugs wird das Wirbelsinterverfahren benutzt,
bei dem pulverförmiges Polyamid-11 mit einer Korngröße von 80 bis 250 µm in einem
entsprechenden Behälter in einen flüssigkeitsähnlichen Zustand versetzt und der auf
230 bis 350°C vorgewärmte Stahlzylinder in das Polyamid-11-Pulver-Luft-Gemisch eingetaucht
wird. Die Länge der Tauchzeit und die Höhe der Vorwärmtemperatur bestimmen die Schichtdicke
des Polyamid-11-Überzugs.
[0013] Es ist selbstverständlich auch möglich, das Polyamid-11-Pulver durch Flammspritzen
oder durch elektrostatisches Sprühen auf den Stahlzylinder aufzutragen.
[0014] Zum Auftragen der aus metallischem Hartstoff bestehenden Schicht auf den Polyamid-11-Überzug
hat sich insbesondere ein PVD-Verfahren, beispielsweise das Kathodenzerstäuben (Sputtern),
als geeignet erwiesen.
[0015] Die Erfindung ist im folgenden anhand zweier Ausführungsbeispiele näher erläutert.
1. Ausführungsbeispiel
[0016] Ein für den Tiefdruck vorgesehener Stahlzylinder wird auf eine Temperatur von 250°C
vorgewärmt und anschließend in das in dem Behälter einer Wirbelsinteranlage befindliche
Polyamid-11-Pulver-Luft-Gemisch 2 min lang eingetaucht. Danach besitzt der Stahlzylinder
einen Polyamid-11-Überzug von ca. 2 mm Schichtdicke, der nach einer spanenden Bearbeitung
der Oberfläche mit dem Druckbild durch elektronisch gesteuertes Gravieren versehen
wird.
2. Ausführungsbeispiel
[0017] Der gemäß dem 1. Ausführungsbeispiel beschichtete Tiefdruckzylinder wird nach der
spanenden Bearbeitung seiner Oberfläche und Gravur durch Anwendung des PVD-Verfahrens
in etwa 60 min mit einer Chromnitridschicht von einer Dicke von 2 bis 3 µm beschichtet.
1. Tiefdruckzylinder, bei dem ein Stahlzylinder mit einem das einzugravierende Druckbild
tragenden Überzug beschichtet ist, dadurch gekennzeichnet, daß der Überzug aus Polyamid-11
mit einer Schmelzviskosität von 1,3 bis 1,6 besteht.
2. Tiefdruckzylinder nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Polyamid-11-Überzug
eine Schichtdicke von 1,0 bis 1,5 mm besitzt.
3. Tiefdruckzylinder nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Polyamid-11-Überzug
feinkörnige Pigmente mit einem Volumenanteil von 0,1 bis 3,0 % enthält.
4. Tiefdruckzylinder nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Polyamid-11-Überzug
20 bis 40 Gew.-% metallisch leitende, feinkörnige Partikel, vorzugsweise Kupferpartikel,
enthält und sich auf dem Polyamid-11-Überzug eine 1 bis 3 µm dicke galvanisch abgeschiedene
Hartchromschicht befindet.
5. Tiefdruckzylinder nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß auf
dem Polyamid-11-Überzug eine 2 bis 5 µm dicke Schicht eines Hartstoffs, vorzugsweise
Chrom-, Zirkonium-, Chrom-Aluminium- oder Wolframnitrid, abgeschieden ist.
6. Verfahren zur Herstellung des Tiefdruckzylinders nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß der auf 230 bis 350°C vorgewärmte Stahlzylinder in ein
Polyamid-11-Pulver-Luft-Gemisch für die Dauer von 1,5 bis 2,5 min eingetaucht wird.
7. Verfahren zur Herstellung des Tiedruckzylinders nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß das Polyamid-11-Pulver durch Flammspritzen oder elektrostatisches
Sprühen auf den Stahlzylinder aufgetragen wird.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß die auf dem Polyamid-11-Überzug
abgeschiedene Hartstoffschicht durch ein PVD-Verfahren aufgetragen wird.