(57) Beim Betrieb einer Offenend-Spinnvorrichtung wird im Falle einer Störung der Fadenproduktion
eine Wartungsvorrichtung aktiviert, um die Störung zu beheben und die Fadenproduktion
wieder in Gang zu setzen. Dabei wird von der Wartungsvorrichtung die Offenend-Spinnvorrichtung
gereinigt, bevor eine begrenzte Anzahl von Versuchen zum Wiederingangsetzen der Spinnvorrichtung
unternommen wird. Es wird nun vorgeschlagen, nach dem letzten erfolglosen Versuch
bevor die Wartungsvorrichtung die Spinnstelle verläßt, diese abschließend zu reinigen.
[0001] Die vorliegende Anmeldung betrifft ein Verfahren zum Betrieb einer Offenend-Spinnvorrichtung
gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Aus dem Stand der Technik ist es bekannt, daß Offenend-Rotorspinnmaschinen mit einer
fahrbaren Wartungsvorrichtung versehen sind, die Störungen an Spinnstellen selbständig
beheben können. Eine solche Vorrichtung ist beispielsweise durch die DE 32 02 428
A1 beschrieben. Die Wartungsvorrichtung wird aktiv um beispielsweise voll bewickelte
Spulen gegen leere Hülsen auszutauschen. Ein besonderes Einsatzfeld der Wartungsvorrichtungen
ist aber ihr Einsatz als Vorrichtung zum Beheben von Störungen der Garnproduktion.
Durch die Rotorspinnmaschine RU 14 der Schubert & Salzer Maschinenfabrik Aktiengesellschaft,
jetzt Rieter Ingolstadt Spinnereimaschinenbau AG 85046 Ingolstadt/Deutschland, ist
eine Wartungsvorrichtung bekannt, die entlang den Spinnstellen der Rotorspinnmaschine
patroulliert, wobei sie während des Vorbeifahrens an den Spinnstellen mit einer Maschinenzentrale
kommuniziert und den Zustand der Spinnstelle durch die Maschinenzentrale mitgeteilt
bekommt. Kommt die Wartungsvorrichtung an eine Spinnstelle, die eine Störung hat,
die beispielsweise durch Fadenbruch verursacht wurde, wird die Wartungsvorrichtung
selbständig aktiv und beginnt die Fadenproduktion an der Spinnstelle wieder in Gang
zu setzen. Neben Stillständen, die von der Wartungsvorrichtung nicht behoben werden
können, bilden die wichtigsten Störungen Fadenbrüche. Diese sind z.B. verursacht durch
Verschmutzungen im Rotor, so daß die kontinuierliche Fadenproduktion nicht mehr aufrechterhalten
werden kann, was einen Bruch des Fadens und ein Stillsetzen der Spinnstelle zur Folge
hat. Bei den bekannten Rotorspinnmaschinen bedeutet ein Stillsetzen der Spinnstelle
allerdings kein Stillsetzen des Spinnrotors sondern lediglich ein Unterbrechen der
Faserzufuhr zum Spinnrotor. Der Spinnrotor verbleibt dabei weiter in seiner Lagerung
und wird vom Tangentialriemen angetrieben. Dies geschieht deshalb, weil dadurch immer
konstante Verhältnisse für den Antriebsriemen und die benachbarten Spinnstellen gegeben
sind. Hat die Wartungsvorrichtung eine Spinnstelle erreicht, bei der die Fadenproduktion
wieder in Gang gesetzt werden soll, positioniert sie sich an dieser Spinnstelle und
versucht die Fadenproduktion wieder in Gang zu setzen.
[0003] Die einzelnen Schritte für das Wiederanspinnen sind durch den Stand der Technik hinreichend
bekannt und sollen hier nur kurz wiedergegeben werden. Das Ingangsetzen der Spinnstelle
beginnt bei der o.g. RU 14 beispielsweise durch das Suchen des Fadenendes, das sich
auf der teilbewickelten Spule befindet. Nach dem Auffinden des Fadenendes wird dieses
von der Wartungsvorrichtung vorbereitet und zum Ansetzen der neuen Fasern an das Fadenende
in den Spinnrotor rückgeführt. Nach dem Andrehen der neuen Fasern wird der Faden aus
der Spinnvorrichtung abgezogen und auf die Spule aufgewickelt. Danach übergibt die
Wartungsvorrichtung den Faden an die Rotorspinnmaschine, die die weitere Fadenproduktion
selbst übernimmt. Eine wichtige Tätigkeit der Wartungsvorrichtung bei diesem Ansetzen
des Fadens ist die Reinigung des Spinnrotors bevor das Fadenende in diesen zurückgeführt
wird. Zur Reinigung des Rotors werden die unterschiedlichsten Verfahren angewandt,
z.B. pneumatische Reinigung, Reinigung mittels Schabern, und Reinigung mittels Reinigungsflüssigkeiten.
[0004] In der Regel wird die Fadenproduktion von der Spinnstelle bereits nach dem ersten
Ansetzversuch wieder aufgenommen. Es kann aber auch vorkommen, daß ein erneuter Versuch
zum Wiederingangsetzen der Spinnstelle von Nöten ist. In einem solchen Fall beginnen
die Schritte zum Anspinnen des Fadens wieder von vorne abzulaufen. In der Regel werden
maximal 3 Versuche unternommen. Ist die Spinnstelle bis dorthin nicht wieder in Gang
gesetzt, wird die Spinnstelle auf Störung gesetzt. Dies bedeutet, daß die Maschinenzentrale
den Wartungsautomaten von der Spinnstelle abberuft oder dieser selbständig die Spinnstelle
verläßt. Gleichzeitig wird jedoch dafür gesorgt, daß der Automat auch bei einem erneuten
vorbeipatroullieren an der Spinnstelle diese nicht mehr wartet. Man spricht dann davon,
daß die Spinnstelle stillgesetzt ist. Dies bedeutet aber nicht, daß der Rotor der
Spinnstelle stillsteht, ebensowenig wie er nicht stillsteht bei einem betriebsbedingten
Fadenbruch, sondern lediglich, daß die Zufuhr von neuen Fasern zum Spinnrotor unterbrochen
ist. Der Rotor selbst läuft mit Betriebsdrehzahl weiter und belastet dabei die Verschleißteile
der Spinnstelle, wie z.B. die Rotorlagerung.
[0005] Die bekannten Verfahren haben also den Nachteil, daß die Spinnstelle besonders stark
beansprucht wird, insbesondere die Lagerung des Rotors in radialer und axialer Richtung,
weil sich beim Stillsetzen der Spinnstelle, bei der der Rotor weiterhin mit Betriebsdrehzahl
umläuft, in aller Regel in der den Faden bildenden Rille des Spinnrotors Faser- oder
Fadenreste befinden. Diese können im ungünstigsten Fall zu einer großen Unwucht des
Rotors führen. Dies kann zu verschiedenen Schäden an der Rotorlagerung sowie der Spinnvorrichtung
führen. Der Rotor wird in seinem Lauf nämlich sehr unruhig und kann in radialer Richtung
in Schwingungen versetzt werden. Diese Schwingungen verursachen einen größeren oder
kleineren Andruck auf die einen Axialschub erzeugenden Stützscheiben, wodurch der
Rotor axial mit einer Kraft beaufschlagt wird, die entweder das Axiallager des Rotors
beschädigt oder der Rotor als Gegenreaktion vom Axiallager in Richtung auf den Rotordeckel
geschleudert wird.
[0006] Je höher die Drehzahlen sind, desto stärker fallen Unwuchten des Rotors ins Gewicht,
so daß eine Verbesserung insbesondere für Rotorspinnvorrichtungen, die mit hohen Drehzahlen
betrieben werden, besonders wichtig ist.
[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren zum Betrieb einer Offenend-Spinnvorrichtung
zu schaffen, mit dem die Nachteile des Standes vermieden werden können und unnötige
Belastungen der Verschleißteile der Spinnstelle vermieden werden können.
[0008] Die vorliegende Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale der unabhängigen
Ansprüche gelöst.
[0009] Das erfindungsgemäße Verfahren erreicht, daß zum Stillsetzen der Spinnstelle diese
soweit betriebsfähig gemacht wird, daß keine unnötigen Belastungen auf das Rotorlager
einwirken. Durch die besonders einfache Maßnahme nach dem letzten Fehlversuch zum
Anspinnen des Fadens, den Rotor abschließend nochmals zu reinigen, werden auf eine
einfache Weise die Betriebsbedingung dieser Spinnstelle wesentlich verbessert. Insbesondere
deswegen, weil auf Störung gesetzte Spinnstellen meist längere Zeit in diesem Zustand
verbleiben, da die Wartung der Spinnstelle durch Personal nun in größeren Zeitabständen
erfolgt, wirkt sich die Anwendung des Verfahrens der vorliegenden Erfindung besonders
günstig auf die Lebensdauer der einzelnen Komponenten der Spinnstelle aus.
[0010] Besonders günstig ist es, wenn zusätzlich auch das Rotorgehäuse gereinigt wird. Es
wird dadurch gewährleistet, daß Schmutzreste, die eventuell nach dem Reinigen des
Rotors im Rotorgehäuse verblieben sind und den Lauf des Spinnrotors ungünstig beeinflussen
können, ebenfalls entfernt werden. Eine besonders gründliche Reinigung kann durch
das Öffnen des Rotorgehäuses erreicht werden. Verbleibt das Rotorgehäuse im geöffneten
Zustand, hat dies den Vorteil, daß das Wartungspersonal den Zustand der Spinnvorrichtung
deutlich erkennen kann. Besonders günstig ist es, sowohl nach Fadenbruch als auch
nach vergeblichem Ansetzversuch den Rotor selbst an einer gattungsgemäßen Spinnvorrichtung
stillzusetzen. Dazu wird er von seinen Antriebsmitteln abgekoppelt, so daß eine Unwucht
im Rotor keinen Schaden anrichten kann, verbleibt dabei aber im Keilspalt der Stützscheibenlagerung.
1. Verfahren zum Betrieb einer Offenend-Spinnvorrichtung, bei dem ein Faden produziert
und auf einem Wickelkörper aufgewikkelt wird und bei dem im Falle einer Störung der
Fadenproduktion eine Wartungsvorrichtung aktiviert wird, um die Störung zu beheben
und die Fadenproduktion wieder in Gang zu setzen, wobei vor dem Anspinnen der Vorrichtung
diese gereinigt wird und wobei eine begrenzte Anzahl von Versuchen zum Wiederingangsetzen
der Spinnvorrichtung vorgesehen ist, und bei dem nach dem letzten erfolglosen Versuch
die Wartungsvorrichtung die Spinnstelle verläßt, dadurch gekennzeichnet, daß die Wartungsvorrichtung vor dem Verlassen der Spinnstelle wenigstens den Spinnrotor
reinigt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Rotorgehäuse gereinigt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Rotorgehäuse zum Reinigen von Spinnrotor und/oder zum Reinigen des Rotorgehäuses
geöffnet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Rotorgehäuse in geöffnetem Zustand verbleibt.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Wartungsvorrichtung eine Anzahl von zwei bis fünf Versuchen zum Wiederingangsetzen
durchführt.