[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Schallabsorptionsverfahren für Kraftfahrzeuge
nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Aus der DE 37 29 765 A1 ist beispielsweise ein Schallabsorptionsverfahren bekannt,
bei dem mehrere Helmholtz-Resonatoren, insbesondere zur Dämpfung tieffrequenter Hohlraumschwingungen,
parallel geschaltet und platzsparend in der Fahrzeugkarosserie untergebracht sind.
Bei einer Dämpfung von Schalldruckschwingungen durch Helmholtz-Resonatoren sind mit
tiefer werdenden Frequenzen in der Regel größere Hohlkörpervolumina der Helmholtz-Resonatoren
erforderlich. Das aus der DE 37 29 765 A1 bekannte Schallabsorptionssystem versucht
das Problem der großen Hohlkörpervolumina lediglich durch die Art der Unterbringung
im Kraftfahrzeug zu lösen.
[0003] Es ist Aufgabe der Erfindung,ein Schallabsorptionssystem zu schaffen, das bei Einsatz
von Helmholtz-Resonatoren auch zur Absorption von tieffrequenten Schalldruckschwingungen
keine großen Hohlkörpervolumina benötigt.
[0004] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst.
[0005] Das Hohlkörpervolumen eines Helmholtz-Resonators wirkt sich in Form des in ihm vorherrschenden
Schalldruckverhaltens auf die Schallabsorption aus. Der Erfindung liegt der Gedanke
zugrunde, in einem verhältnismäßig kleinen Hohlkörper eines Helmholtz-Resonators ein
Schalldruckverhalten zu erzeugen, das dem Schalldruckverhalten des üblicherweise jeweils
notwendigen Hohlkörpervolumens für die jeweils gewünschte Resonanzfrequenz des Helmholtz-Resonators,
bei der der Schalldruck zumindest in überwiegendem Maße absorbiert wird, entspricht.
Dazu ist im Hohlkörper eines Helmholtz-Resonators ein Lautsprecher angebracht, durch
den der Hohlkörper derart beschallt wird, daß das jeweils erforderliche Hohlkörpervolumen
für die jeweils gewünschte Resonanzfrequenz im Hohlkörper vorgetäuscht wird. Dabei
kann nur ein einziges Hohlkörpervolumen sowie aber auch zeitlich aufeinanderfolgend
oder gleichzeitig mehrere Hohlköpervolumina simuliert werden. Besonders vorteilhaft
ist die Simulation derart vieler Hohlkörpervolumina, daß ein breitbandiges Resonanzverhalten
in Form eines akustischen Bandpaßfilters erzeugt wird.
[0006] Durch diese Erfindung ist zum einen eine Schallabsorption durch Helmholtz-Resonatoren
mit einem verhältnismäßig kleinen Volumen möglich. Zum anderen kann ein einziger Helmholtz-Resonator
sowohl zeitlich aufeinanderfolgend als auch gleichzeitig auf mehrere Resonanzfrequenzen
abgestimmt werden.
[0007] Im folgenden wird der erfindungsgemäß mit einem Lautsprecher beschallte Helmholtz-Resonator
auch als aktiver Helmholtz-Resonator bezeichnet, während herkömmliche Helmholtz-Resonatoren
mit vorgegebenen realen Volumina auch passive Helmholtz-Resonatoren genannt werden.
[0008] Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0009] Durch das Verfahren nach Unteranspruch 2 wird beispielsweise eine von den aktuellen
in der Umgebung des aktiven Helmholtz-Resonators vorherrschenden Schalldruckwerten
abhängige Ansteuerung des Lautsprechers erreicht. Die Ansteuerung des Lautsprechers
findet durch ein Übertragungssystem statt, das zwischen dem die in der Umgebung vorherrschenden
Schalldruckwerte aufnehmenden Mikrofon und dem im aktiven Helmholtz-Resonator befindlichen
Lautsprecher angeordnet ist. Das Übertragungssystem ist derart ausgebildet, daß das
Schallabsorptionssystem bestehend aus dem Mikrofon, dem Übertragungssystem und dem
aktiven Helmholtz-Resonator dasselbe Übertragungsverhalten aufweist wie ein passiver
Helmholtz-Resonator mit dem für die jeweils gewünschte Resonanzfrequenz erforderlichen
realen Volumen.
[0010] Das Übertragungssystem ist beispielsweise durch den Aufbau einer elektrischen Schaltanordnung
mit digitalen oder analogen Mitteln realisierbar, die auf das gewünschte akustische
Übertragungsverhalten durch elektrische Analogien abstimmbar ist.
[0011] Das Übertragungsverhalten des Übertragungssystems nach Unteranspruch 3 bildet, insbesondere
mit PD₂T₂-Gliedern, das Übertragungsverhalten eines passiven Helmholtz-Resonators
mit einem realen, dem jeweils simulierten entsprechenden Volumen optimal nach.
[0012] Mit der Vorrichtung nach Unteranspruch 4 ist die Ansteuerung des Lautspreches zur
Anpassung des aktiven Helmholtz-Resonators auf eine gewünschte Resonanzfrequenz mittels
der gemessenen Schalldruckwerte innerhalb eines kleinen passiven Vergleichs-Helmholtz-Resonators
möglich.
[0013] Das Übertragungsverhalten dieses passiven VergleichsHelmholtz-Resonators ist ebenfalls
auf die Absorption des Schalldruckes bei der gewünschten Resonanzfrequenz abgestimmt.
Eine derartige elektro-akustische Vorrichtung ist einfacher aufzubauen und paßt sich
Störeinflüssen in Form von sich überlagernden äußeren Druckschwankungen besser an
als eine elektrische Schaltanordnung auf der Basis einer elektrischen Analogie zu
einer idealisierten akustischen Anordnung.
[0014] In der Zeichnung sind Ausführungsbeispiele der Erfindung dargestellt. Es zeigen
- Fig. 1
- den schematischen Aufbau eines bekannten passiven Helmholtz-Resonators
- Fig. 2
- zwei mögliche Ausgestaltungen für einen aktiven Helmholtz-Resonator
- Fig. 3
- eine erfindungsgemäße Ansteuerung des Lautsprechers über ein elektronisch ausgebildetes
Übertragungssystem und
- Fig. 4
- eine erfindungsgemäße Ansteuerung des Lautsprechers über ein elektro-akustisch ausgebildetes
Übertragungssystem
Gleiche Bauteile in den Figuren 1 bis 4 sind mit gleichen Bezugszeichen versehen.
[0015] Links in Fig. 1 ist in der Seitenansicht der Schnitt durch einen herkömmlichen Helmholtz-Resonator
bestehend aus einem Hohlkörper mit dem Volumen V und einer Luftdurchtrittsöffnung
mit einem Hals der Länge l und des Durchmessers d dargestellt. Auf der rechten Seite
der Fig. 1 ist die Draufsicht des Helmholtz-Resonators mit der Luftdurchtrittsöffnung
der Querschnittsfläche a gezeigt.
[0016] Für die Resonanzfrequenz eines Helmholtz-Resonators, bei der der Schalldruck zumindest
in überwiegendem Maße absorbiert wird, gilt die Beziehung:

mit der Schallgeschwindigkeit c, mit der Halslänge l und der Querschnittsfläche a
der Luftdurchtrittöffnung sowie mit dem Volumen V des Hohlkörpers.
Im folgenden soll auf die Abhängigkeit der Resonanzfreguenz f allein vom Volumen V
eingegangen werden. Die Länge l und die Querschnittsfläche a der Luftdurchtrittsöffnung
seien konstant. Wie aus der Formel ersichtlich ist, muß mit tiefer werdenden Frequenzen
f das Volumen V größer werden. Dieser Zusammenhang bildet die Problematik des großen
Platzbedarfs bei der Anwendung eines Helmholtz-Resonators in Kraftfahrzeugen, da dort
insbesondere die Schalldrücke tiefer Frequenzen absorbiert werden müssen.
[0017] Fig. 2 stellt zwei mögliche Ausführungsformen für einen aktiven Helmholtz-Resonator
AHR1 und AHR2 vor, deren reale Volumina jeweils durch den Hohlkörper H festgelegt
sind. Auch die Luftdurchtrittsöffnungen D seien jeweils fest definiert.
Bei dem aktiven Helmholtz-Resonator AHR1 ist die der Luftdurchtrittsöffnung D gegenüberliegende
Wand des Hohlkörpers H durch einen Lautsprecher L ersetzt. Durch den Lautsprecher
L werden die Schalldruckwerte im Hohlkörper H verändert, so daß andere imaginäre Volumina
im Hohlkörper H simuliert werden als das Volumen, das real vorhanden ist.
[0018] Dieselbe Funktion erfüllt auch der Lautsprecher L, der innerhalb des Hohlkörpers
H des aktiven Helmholtz-Resonators AHR2 angeordnet ist. Bei dieser Anordnungsmöglichkeit
ist der Lautsprecher L nicht Teil einer Hohlkörperwand, sondern ist im Hohlkörper
H zumindest nahezu vollständig zur Umgebung hin abgedichtet. Eine derartige Anordnung
wird beispielsweise benötigt, wenn besondere Maßnahmen gegen unerwünschte Störeinflüsse
durch sich überlagernde Druckschwankungen von außerhalb des Hohlkörpers H ergriffen
werden sollen.
[0019] In Fig. 3 und 4 ist der Einfachheit halber jeweils nur ein aktiver Helmholtz-Resonator
AHR in Form des Helmholtz-Resonators AHR1 dargestellt. Dies ist jedoch nicht einschränkend,
sondern lediglich beispielhaft gemeint.
[0020] In Fig. 3 ist ein Mikrofon M außerhalb des aktiven Helmholtz-Resonators AHR über
eine Eingangsleitung mit einem Übertragungssystem Ü verbunden. Das Übertragungssystem
Ü ist über eine Ausgangsleitung am Lautsprecher L des aktiven Helmholtz-Resonators
AHR angeschlossen.
[0021] Das Mikrofon M nimmt in der Nähe der Luftdurchtrittsöffnung D des Hohlkörpers H die
außerhalb des Hohlkörpers H vorherrschenden Schalldruckwerte p
a auf und setzt diese in ein entsprechendes elektrisches Signal um, das an das Übertragungssystem
Ü weitergegeben wird. Das Übertragungssystem Ü sei eine elektronische Schaltanordnung
mit PD₂T₂ Übertragungsverhalten. Der Lautsprecher L wird durch den elektrischen Strom
I vom Übertragungsystem Ü angesteuert.
[0022] Das PD₂T₂-Übertragungsverhalten kann beispielsweise für eine einzige gewünschte Resonanzfrequenz
mathematisch durch folgende Formel entsprechend der Laplace-Transformation

ausgedrückt werden, wobei C₀, C₁, C₂, C₃ und C₄ Konstanten sind, die von der Form
des Hohlkörpers H, von der gewünschten Resonanzfrequenz f sowie vom Frequenz-Leistungs-Verlauf
des Lautsprechers L abhängen, und wobei s der Imaginäranteil der komplexen Frequenz

mit

als Laplace-Variablen ist.
[0023] Das in Fig. 3 dargestellte Übertragungssystem Ü ist für beliebig viele Resonanzfrequenzen
anwendbar. Es kann in einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung demnach auch für
eine Vielzahl verschiedener gewünschter Resonanzfrequenzen, deren Schalldrücke zu
absorbieren sind, gleichzeitig angewendet werden.
Beispielsweise ist für eine Anzahl n von gewünschten Resonanzfrequenzen das Übertragungssystem
mathematisch wie folgt darstellbar:

Danach kann eine frequenzbreitbandige Wirksamkeit der Schalldruckabsorption erreicht
werden, da sich der Helmholtz-Resonator gleichzeitig bei vielen Frequenzen in Eigenresonanz
befindet.
[0024] In Fig. 4 sind ein aktiver Helmholtz-Resonator AHR und ein passiver Vergleichs-Helmholtz-Resonator
PHR dargestellt. Ein Mikrofon M₁ außerhalb der beiden Helmholtz-Resonatoren und ein
Mikrofon M₂ innerhalb des passiven Vergleichs-Helmholtz-Resonators PHR sind über Eingangs-leitungen
mit einer Recheneinheit R verbunden. Eine Ausgangsleitung der Recheneinheit R ist
am Lautsprecher L des aktiven Helmholtz-Resonators AHR angeschlossen.
[0025] Der passive Vergleichs-Helmholtz-Resonator PHR soll in Miniaturbauform auf dieselbe
Resonanzfrequenz bzw. zur Absorption des Schalldruckes derselben Frequenz ausgebildet
sein, der auch vom aktiven Helmholtz-Resonator AHR absorbiert werden soll. Dazu besitzt
der passive Vergleichs-Helmholtz-Resonator PHR dasselbe Übertragungsverhalten, das
auch einem passiven Helmholtz-Resonator mit dem realen Hohlköpervolumen, das dem für
den zu absorbierenden Schalldruck bei gewünschter Resonanzfrequenz erforderlichen
zu simulierenden Hohlköpervolumen entspricht, zugrunde liegt.
Das Mikrofon M₁ nimmt die Schalldruckwerte außerhalb der beiden Helmholtz-Resonatoren
AHR und PHR in der Nähe derer Luftdurchtrittsöffnungen D1 und D2 auf. Das Mikrofon
M₂ erfaßt die Schalldruckwerte innerhalb des passiven Helmholtz-Resonators PHR. Die
Signale der Mikrofone M₁ und M₂ werden der Recheneinheit R zugeführt. Die Recheneinheit
R ist kein frequenzabhängiges Übertragungssystem Ü (≠f(p), mit

), sondern lediglich eine additive und/oder multiplikative Verstärkungsschaltung
unter Berücksichtigung der Konstanten C₀, C₁, C₂, C₃ und/oder C₄, die von der Form
des Hohlkörpers H des AHR, von der gewünschten Resonanzfrequenz f sowie vom Frequenz-Leistungs-Verlauf
des Lautsprechers L abhängen.
Die beiden Helmholtz-Resonatoren AHR und PHR unterscheiden sich lediglich darin, daß
aufgrund der Hohlkörpervolumenunterschiede durch den aktiven Helmholtz-Resonator AHR
bei gleicher Freuqunz und gleicher Dämpfung eine um ein Vielfaches größere Schallenergie
absorbiert wird als durch den passiven Vergleichs-Helmholtz-Resonator PHR. Diese Absorptionsverstärkung
findet in der Recheneinheit R statt und wirkt sich über die Ansteuerung des Lautsprechers
L über die Ausgangsleitung der Recheneinheit R auf den aktiven Helmholtz-Resonator
AHR aus.
Auch die Ausgestaltung der Erfindung gemäß Fig. 4 ist auf mehrere gewünschte Resonanzfrequenzen
gleichzeitig anwendbar, indem mehrere Vergleichs-Helmholtz-Resonatoren, d.h. je ein
jeder gewünschten Resonanzfrequenz zugeordneter Vergleichs-Helmholtz-Resonator, in
Parallelschaltung zur Ansteuerung des Lautsprechers verwendet werden.
[0026] Darüber hinaus sei darauf hingewiesen, daß die Erfindung auf Helmholtz-Resonatoren
mit beliebig geformten Hohlkörpern und beliebig ausgebildeten Luftdurchtrittsöffnungen
anwendbar ist. Beispielsweise hat sich eine Luftdurchtrittsöffnung in Form einer größerflächigen
siebartigen Abdeckung des Hohlkörpers als besonders vorteilhaft erwiesen.
Auch ist eine Anordnung von mehreren Lautsprechern innerhalb des aktiven Helmholtz-Resonators
denkbar.
1. Schallabsorptionsverfahren für Kraftfahrzeuge, bei dem mittels eines Lautsprechers
Schalldruckwerte erzeugt werden und bei dem mittels eines Helmholtz-Resonators Schalldruck
bei dessen Resonanzfrequenz absorbiert wird,
dadurch gekennzeichnet, daß mittels des im Hohlkörper (H) des Helmholtz-Resonators (AHR, AHR1, AHR2) angebrachten
Lautsprechers (L) Schalldruckwerte im Hohlkörper (H) erzeugt werden, durch die gleichzeitig
oder zeitlich aufeinanderfolgend beliebig viele von dem realen Hohlkörpervolumen (H)
abweichende Hohlkörpervolumina simuliert werden, wobei die zu simulierenden Hohlkörpervolumina
aufgrund beliebiger gewünschter Resonanzfrequenzen für den Helmholtz-Resonator (AHR,
AHR1, AHR2) bestimmt werden.
2. Schallabsorptionsverfahren nach Patentanspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß mittels eines ersten Mikrofons (M, M₁) die außerhalb des Helmholtz-Resonators (AHR,
AHR1, AHR2) vorherrschenden Schalldruckwerte (pa) aufgenommen und einem Übertragungssystem (Ü) zugeführt werden, durch das der Lautsprecher
(L) derart angesteuert wird, daß durch das gesamte Schallabsorptionsverfahren das
Übertragungsverhalten von Helmholtz-Resonatoren mit realen, den simulierten entsprechenden
Volumina nachgebildet wird.
3. Schallabsorptionsverfahren nach Patentanspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß jeder gewünschten Resonanzfrequenz im Übertragungssystem (Ü) ein PDiTk-Glied, mit i und k größer oder gleich 1, vorteilhafterveise 1 oder 2, zugeordnet
wird und daß das Übertragungssystem (Ü) aus der Summe aller PDiTk-Glieder erzeugt wird.
4. Schallabsorptionsverfahren nach Patentanspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, daß der Lautsprecher (L) zur Erzeugung einer gewünschten Resonanzfrequenz durch Simulation
eines dazu erforderlichen Hohlkörpervolumens mittels des Schalldrucksignals eines
weiteren Mikrofons (M₂) innnerhalb eines in Kleinbauform ausgebildeten Vergleichs-Helmholtz-Resonators
(PHR) angesteuert wird, der dasselbe Übertragungsverhalten bezogen auf die gewünschte
Resonanzfrequenz aufweist wie ein Helmholtz-Resonator mit einem realen dem simulierten
entsprechenden Hohlkörpervolumen.