[0001] Das Prinzip der Dickenbestimmung von Folien und dünnen Oberflächenbeschichtungen
mit Hilfe der instationären Wärmeleitung ist seit langem bekannt. Es beruht darauf,
bei einer zeitlich veränderlichen Aufheizung einer Probenoberfläche den daraus resultierenden
zeitlichen Verlauf der Oberflächentemperatur auszuwerten. Es läßt sich zeigen, daß
der zeitliche Verlauf der Temperatur nach einer zeitlich definierten Aufheizung empfindlich
von der Dicke sowie von den thermischen Kenngrößen einer Schicht oder Folie abhängt.
Im Prinzip kann die Aufheizung dabei einen zeitlichen Verlauf haben, der zwischen
einem Einzelimpuls und einer periodischen sinusförmigen Form liegt. Ist die Anregung
periodisch, so stellt sich die Temperaturoszillation hinsichtlich Amplitude und Phase
in charakteristischer Weise ein.
[0002] Eine Meßanordnung der eingangs genannten Art ist beispielsweise aus Z. Werkstofftech.
15, 140-148 (1984) bekannt. Bei der dort dargestellten Versuchsanordnung wird die
von einem Laser erzeugte und in einem nachgeordneten Modulator in der Intensität periodisch
veränderte Heizstrahlung auf das Meßobjekt gerichtet. Die absorbierte Heizstrahlung
erzeugt dann sog. Wärmewellen, die von Grenzflächen im Probeninneren reflektiert werden.
Diese reflektierten Wärmewellen werden dann an der Oberfläche des Meßobjekts über
die resultierende Modulation der thermischen Emission nachgewiesen. Hierzu wird ein
Infrarot-Detektor verwendet, dessen Ausgangssignal in einem phasenempfindlichen Lock-In-Verstärker
mit dem Referenzsignal des Modulators verglichen wird. Der derart ermittelte Phasenunterschied
ergibt dann Aufschluß über die jeweilige Schichtdicke, wobei durch einen Schiebeschlitten
auch eine lokale Ortsauflösung ermöglicht wird.
[0003] Aus der EP-A-0 105 078 oder der DE-A-39 39 877 sind Meßanordnungen zur berührungslosen
Bestimmung der Dicke und/oder thermischen Eigenschaften von Folien und dünnen Oberflächenbeschichtungen
bekannt, bei welchen die Heizeinrichtung, welche die auf das Meßobjekt gerichtete
Heizstrahlung erzeugt, und der Strahlungsempfänger, der die vom angeregten Meßobjekt
emittierte thermische Strahlung empfängt, jeweils über flexible Lichtleiter mit einem
beweglich angeordneten Meßkopf verbunden sind. In dem Meßkopf befindet sich ein in
den Strahlengang von Heizstrahlung und thermischer Strahlung eingefügter Strahlteiler,
der entgegengesetzte Strahlungsrichtungen der auf das Meßobjekt einfallenden Heizstrahlung
und der vom Meßobjekt emittierten thermischen Strahlung ermöglicht. In der DE-A-39
39 877 ist über diesen Strahlteiler ausgesagt, daß er die Heizstrahlung zumindest
weitgehend reflektieren und die thermische Strahlung zumindest weitgehend transmittieren
soll und vorzugsweise durch eine dielektrische Reflexionsbeschichtung auf einem Substrat
aus Saphir oder Calciumfluorid gebildet ist. Dabei soll die dielektrische Reflexionsbeschichtung
eine nahezu vollständige Reflexion der Heizstrahlung bewirken, wobei die verbleibende
transmittierte Heizstrahlung von Saphir oder Calciumfluorid nicht absorbiert wird
und damit keine störenden Erwärmungen verursacht.
[0004] Bei der Messung von thermischer Strahlung im Infrarot-Bereich, die durch Bestrahlung
von Meßobjekten mit einer beispielsweise im sichtbaren Spektralbereich liegenden Heizstrahlung
angeregt wird, muß die anregende Heizstrahlung aufgrund neuerer Erkenntnisse extrem
stark unterdruckt werden, damit die Meßanordnung erfolgreich und mit hoher Genauigkeit
beispielsweise für die Schichtdickenbestimmung eingesetzt werden kann. Diese Erkenntnisse
beruhen auf der folgenden Abschätzung:
Beleuchtet man ein Meßobjekt mit etwa 1 W modulierter Heizstrahlung auf einer Fläche
von 1 cm², so entstehen typischerweise Schwankungen der vom angeregten Meßobjekt emittierten
thermischen Strahlung von nur einigen µW. Als Zahlenwert soll hier 10 µW und somit
ein für die folgenden Betrachtungen ungünstiger Fall angenommen werden. Gelangt nur
ein geringer Bruchteil der vom Meßobjekt in Form von Streulicht zurückgeworfenen Heizstrahlung,
z. B. nur 1 %, also 10 mW auf den Strahlungsempfänger für die thermische Strahlung,
so würde das Verhältnis von erwünschter Strahlung zu unerwünschter Strahlung bestenfalls
1 : 1000 sein, da die unerwünschte Strahlung zeitlich kohärent zum Nutzsignal ist
und sich somit in Lock-In-Technik nicht unterdrücken läßt. Um präzise zu messen, benötigt
man aber ein Verhältnis von 100 : 1. Die geforderte Unterdrückung der vom Meßobjekt
zurückgeworfenen anregenden Heizstrahlung beträgt demnach etwa 10⁵, wobei in der Praxis
jedoch ein Faktor von 10⁴ genügt, da der Strahlungsempfänger typischerweise zehnmal
unempfindlicher für die anregende Heizstrahlung im sichtbaren Spektralbereich als
für die vom Meßobjekt emittierte thermische Strahlung ist.
[0005] Die vorstehend aufgeführten Anforderungen sind nicht alleine durch spezielle dielektrische
Beschichtungen eines Strahlteilers zu erreichen. Nach Angaben eines Herstellers derartiger
Beschichtungen ist eine breitbandige Reflexion im Spektralbereich der anregenden Heizstrahlung
von höchstens etwa 98 % bei gleichzeitiger hoher Transmission der thermischen Strahlung
im Infrarot-Bereich technisch erreichbar. Erforderlich waren aber 99,999 % Reflexion
für die anregende Heizstrahlung.
[0006] Der im Anspruch 1 angegebenen Erfindung liegt das Problem zugrunde, bei der berührungslosen
Bestimmung der Dicke und/oder thermischen Eigenschaften von Folien und dünnen Oberflächenbeschichtungen
mittels instationärer Wärmeleitung eine extrem starke Unterdrückung der vom Meßobjekt
zurückgeworfenen anregenden Heizstrahlung zu gewährleisten.
[0007] Bei der erfindungsgemäßen Meßanordnung trifft der vom Meßobjekt zurückgeworfene Anteil
der anregenden Heizstrahlung zunächst auf den ersten Strahlteiler, der bei einer technisch
erreichbaren Reflexion von 98 % nur noch 2 % transmittiert. Von dieser transmittierten
Intensität von 2 % werden im zweiten Strahlteiler dann wieder 98 % reflektiert und
2 % transmittiert. Bei insgesamt drei hintereinander geschalteten Strahlteilern wird
somit die geforderte Unterdrückung der vom Meßobjekt zurückgeworfenen Heizstrahlung
um einen Faktor von 10⁴ noch übertroffen.
[0008] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Ansprüchen 2 bis 4 angegeben.
[0009] Die Ausgestaltung gemäß Anspruch 2 ermöglicht die Verwendung von Substraten, die
sowohl im Bereich der anregenden Heizstrahlung im Wellenlängenbereich zwischen 0,25
µm und 2,5 µm als auch im Bereich der vom angeregten Meßobjekt emittierten thermischen
Strahlung im Wellenlängenbereich zwischen 3 µm und 15 µm transparent sind. Dabei führt
die transmittierte Restintensität der thermischen Strahlung zu keiner Erwärmung der
Substrate. Gemäß Anspruch 3 sind im Hinblick auf diese Anforderungen Substrate aus
Zinkselenid, Calciumfluorid oder Saphir besonders gut geeignet.
[0010] Gemäß Anspruch 4 sind die Strahlteiler vorzugsweise geneigt zur Richtung der thermischen
Strahlung angeordnet, so daß der jeweils reflektierte Anteil der vom Meßobjekt zurückgeworfenen
Heizstrahlung problemlos in seitlicher Richtung reflektiert werden kann.
[0011] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird im
folgenden näher beschrieben.
[0012] Es zeigen:
Figur 1 eine Meßanordnung zur berührungslosen Bestimmung der Dicke von Folien und
Oberflächenbeschichtungen und
Figur 2 die Strahlführung von Heizstrahlung und thermischer Strahlung im Bereich der
drei hintereinander geschalteten Strahlteiler der Meßanordnung gemäß Figur 1.
[0013] Mit der in Figur 1 in stark vereinfachter schematischer Darstellung aufgezeigten
Meßanordnung soll an einem mit Mo bezeichneten Meßobjekt beispielsweise die Dicke
einer auf Stahlblech aufgebrachten Lackschicht gemessen werden. Hierzu wird zunächst
die in der Heizeinrichtung He einer stationären Licht/Elektronik/Strahlungsempfänger-Einheit
LESE erzeugte intensitätsmodulierte Heizstrahlung Hs auf die Oberfläche des Meßobjekts
Mo gerichtet. Für die Übertragung der Heizstrahlung Hs sind ein erster flexibler Lichtleiter
Ll 1, ein erstes abbildendes Element E1 und ein erster Strahlteiler Stt 1 vorgesehen.
Die in der Lackschicht des Meßobjekts Mo absorbierte Heizstrahlung Hs bewirkt an der
Oberfläche eine Temperaturoszillation, die über die entsprechend emittierte thermische
Strahlung St von einem ebenfalls in der stationären Licht/Elektronik/Strahlungsempfänger-Einheit
LESE untergebrachten Strahlungsempfänger Se erfaßt wird. Die emittierte thermische
Strahlung St gelangt über den ersten Strahlteiler Stt1, einen zweiten Strahlteiler
Stt2 und einen dritten Strahlteiler Stt3 zu einem zweiten abbildenden Element E2,
welches die thermische Strahlung St auf einen zweiten flexiblen Lichtleiter Ll2 abbildet,
der die thermische Strahlung St dann zum Strahlungsempfänger Se weiterleitet. Innerhalb
des mit Mk bezeichneten Meßkopfes befinden sich also nur die beiden Enden der Lichtleiter
Ll1 und Ll2, die beiden abbildenden Elemente E1 und E2 und die drei Strahlteiler Stt1,
Stt2 und Stt3.
[0014] Die Signalverarbeitung erfolgt in der Licht/Elektronik/Strahlungsempfänger-Einheit
LESE beispielsweise so, wie es in der Z. Werkstofftech. 15, 140-148 (1984) oder der
DE-A-36 31 562 beschrieben ist.
[0015] Aus Figur 2 ist die Strahlführung von Heizstrahlung Hs und thermischer Strahlung
St im Bereich der drei Strahlteiler Stt1, Stt2 und Stt3 ersichtlich. Diese drei Strahlteiler
Stt1, Stt2 und Stt3 bestehen jeweils aus einem Substrat S, das auf seiner dem Meßobjekt
Mo (vgl. Figur 1) zugewandten Seite eine dielektrische Reflexionsbeschichtung Rv trägt.
Diese dielektrische Reflexionsbeschichtung Rv des ersten Strahlteilers Stt1 lenkt
die im dargestellten Beispiel unter einem Winkel von 45° einfallende Heizstrahlung
Hs in der im wesentlichen senkrechten Richtung R1 auf die Oberfläche des Meßobjekts
Mo. Die vom Meßobjekt Mo emittierte thermische Strahlung St wird dann innerhalb des
Strahlkegels des relativ schwach fokussierten Heizstrahles Hs in entgegengesetzter
Richtung R2 zum ersten Strahlteiler Stt1 geführt. Dieser erster Strahlteiler Stt1
und die beiden nachfolgenden Strahlteiler Stt2 und Stt3 transmittieren die emittierte
thermische Strahlung St, so daß sie durch das bereits erwähnte zweite abbildende Element
E2 auf den zweiten flexiblen Lichtleiter Ll2 abgebildet werden kann. Durch die entgegengesetzten
Richtungen R1 und R2 von Heizstrahlung Hs und thermischer Strahlung St können Translationen
und Kippbewegungen des Meßobjekts Mo toleriert werden, sofern bei letzteren der Mittelpunkt
des Heizstrahlungsfleckes auf der Oberfläche des Meßobjekts Mo nicht verschoben wird.
[0016] Die anregende Heizstrahlung Hs kann im Wellenlangenbereich zwischen 0,25 µm und 2,5
µm liegen, während die vom angeregten Meßobjekt Mo emittierte thermische Strahlung
St im Wellenlängenbereich zwischen 3 µm und 15 µm liegen kann. An die dielektrische
Reflexionsbeschichtung Rv und das Substrat S jedes der drei hintereinander geschalteten
Strahlteiler Stt1, Stt2 und Stt3 werden dabei folgende Anforderungen gestellt:
- Die dielektrische Reflexionsbeschichtung Rv soll die anregende Heizstrahlung Hs möglichst
weitgehend reflektieren.
- Die dielektrische Reflexionsbeschichtung Rv soll die emittierte thermische Strahlung
St zumindest weitgehend transmittieren.
- Das Substrat S soll die emittierte thermische Strahlung St zumindest weitgehend transmittieren.
- Das Substrat S soll die anregende Heizstrahlung Hs zumindest weitgehend transmittieren.
[0017] Die vorstehenden Anforderungen werden im Hinblick auf die dielektrische Reflexionsbeschichtung
Rv durch die üblichen, vorzugsweise mehrschichtig aufgebauten Beschichtungen erfüllt.
Geeignete Beschichtungen gehen beispielweise aus R.D. Hudson: "Infrared Systems Engineering",
Verlag John Wiley & Sons, New York, 1969, S. 219, Table 5.4 hervor.
[0018] Die an das Substrat S gestellten Anforderungen werden durch Zinkselinid, Calciumfluorid
und Saphir als Substratmaterialien erfüllt, die sowohl optisch als auch infrarotoptisch
transparent sind.
[0019] Bei der erfindungsgemäßen Anordnung von insgesamt drei hintereinander geschalteten
Strahlteilern Stt1, Stt2 und Stt3 im Meßkopf Mk wird der von der Oberfläche des Meßobjekts
Mo zurückgeworfene Anteil der Heizstrahlung Hs zu etwa 98 % an der dielektrischen
Reflexionsbeschichtung Rv des ersten Strahlteilers Stt1 reflektiert. Die dann noch
transmittierte Intensität wird an der dielektrischen Reflexionsbeschichtung Rv des
zweiten Strahlteilers Stt2 wieder zu etwa 98 % reflektiert. Die vom zweiten Strahlteiler
Stt2 noch transmittierte Restintensität wird dann an der dielektrischen Reflexionsbeschichtung
Rv des dritten Strahlteilers Stt3 wieder zu etwa 98 % reflektiert, d. h. die Transmission
der vom Meßobjekt Mo zurückgeworfenen Heizstrahlung Hs beträgt nach drei hintereinander
geschalteten Strahlteilern Stt1, Stt2 und Stt3 noch 0,02³. Die erforderliche Unterdrückung
der anregenden Heizstrahlung Hs um den Faktor 10⁴ wird somit deutlich überschritten.
Durch diese extrem starke Unterdrückung der anregenden Heizstrahlung Hs können Messungen,
wie z. B. Schichtdickenmessungen, mit sehr hoher Genauigkeit durchgeführt werden.
1. Meßanordnung zur berührungslosen Bestimmtung der Dicke und/oder thermischen Eigenschaften
von Folien und dünnen Oberflächenbeschichtungen mittels instationärer Wärmeleitung,
mit
- einer Heizeinrichtung (He) zur Erzeugung einer auf das Meßobjekt (Mo) gerichteten
zeitlich intensitätsmodulierten Heizstrahlung (Hs),
- einem Strahlungsempfänger (Se) für die vom angeregten Meßobjekt (Mo) emittierte
thermische Strahlung (St),
- einem in den Strahlengang von Heizstrahlung (Hs) und thermischer Strahlung (St)
eingefügten ersten Strahteiler (Stt1) sowie
- einem zweiten Strahlteiler (Stt2) und einem dritten Strahlteiler (Stt3), die hinter
dem ersten Strahlteiler (Stt1) in den Strahlengang der thermischen Strahlung (St)
eingefügt sind, wobei
- die drei Strahlteiler (Stt1, Stt2, Stt3) die Heizstrahlung (Hs) zumindest weitgehend
reflektieren und die thermische Strahlung (St) zumindest weitgehend transmittieren.
2. Meßanordnung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Strahlteiler (Stt1, Stt2, Stt3) jeweils durch eine auf ein Substrat (S) aufgebrachte
dielektrische Reflexionsbeschichtung (Rv) gebildet sind, wobei das Substrat (S) die
Heizstrahlung (Hs) und die thermische Strahlung (St) zumindest weitgehend transmittiert
und wobei die dielektrische Reflexionsbeschichtung (Rv) die Heizstrahlung (Hs) zumindest
weitgehend reflektiert und die thermische Strahlung (St) zumindest weitgehend transmittiert.
3. Meßanordnung nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Substrat (S) aus Zinkselenid, Calciumfluorid oder Saphir besteht.
4. Meßanordnung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Strahlteiler (Stt1, Stt2, Stt3) zur Richtung (R2) der thermischen Strahlung
(St) geneigt angeordnet sind.