[0001] Es ist eine Walzgutführung mit in einem Rollenrahmen drehgelagerten, jeweils hintereinander
in Walzrichtung angeordneten Rollen bekannt, die gruppenweise auf die jeweiligen Abmessungen
des Walzguts einstellbar sind (DE-A-19 52 917).
[0002] Derartige Walzgutarmaturen bilden eine Einführung und damit eine stabilisierende
Leitvorrichtung für aus Warmwalzwerken austretendes stabförmiges Walzgut, das in ein
darauffolgendes Walzwerk eintritt. Die bekannte Vorrichtung weist eine ungerade Zahl
von einander versetzt gegenüberliegenden Stabilisierrollen auf, die in einem feststehenden
und einem gegenüberliegenden schwenkbaren Teil gelagert sind und außerdem zwei vor
den Stabilisierungsrollen versetzt angeordnete, mit einem Einlaßtrichter versehene
Rollen. Um die verstellbare Rollengruppe auf eine neue Walzgutabmessung einzustellen,
ist zunächst einendig eine Verstellbefestigung zu lösen und erst danach kann das andere
Ende der Rollengruppe auf die neue Walzgutabmessung eingeschwenkt werden.
[0003] Derartige Walzgutführungen sind umständlich zu handhaben und zu bedienen und daher
in automatisierten Prozessen schwerlich einsetzbar.
[0004] Den bekannten Bauweisen von Walzgutführungen haftet der Nachteil an, nicht in Walzwerksteuerungen
integriert werden zu können, weil keine Mittel für einen solchen Anschluß vorhanden
sind.
[0005] Der in Anspruch 1 angegebenen Erfindung liegt das Problem zugrunde, eine Walzarmatur
in ein Steuerungssystem eines Walzwerks mit aufzunehmen.
[0006] Die mit der Erfindung erzielten Vorteile bestehen insbesondere darin, daß bei entsprechender
Ansteuerung bzw. Steuerung des Stellantriebs ein Verdrehen des Walzgutstrangs im Walzspalt
nicht mehr eintreten kann, daß die Zug- bzw. Druckspannung im Walzgut kontrolliert
werden kann, daß ferner diese Steuerung (bzw. Regelung) sowohl auf der Einlaufseite
als auch auf der Auslaufseite eingesetzt werden kann. Außerdem kann die Walzgutführung
sowohl für kaliberlose als auch für Kaliberwalzgerüste eingesetzt werden. Ein mögliches
Anwendungsgebiet der Erfindung ist außerdem das Walzen von Draht und die damit verbundene
Spannungsregelung.
[0007] Eine Vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung ist im Anspruch 2 angegeben. Dieser
sieht vor, daß in den Rollenrahmen mehr als zwei Rollenpaare achsgleich hintereinander
angeordnet sind, daß ein unterer und ein oberer Rollenrahmen gebildet ist, daß jeder
Rollenrahmen in einer Führung quer zur Walzgutachse verstellbar ist und daß der Stellantrieb
an zwei sich gegenüberliegenden Rollenrahmen für eine symmetrische Gegeneinanderbewegung
angreift.
[0008] Eine andere Verbesserung der Erfindung ist darin zu sehen, daß die Rollenrahmen horizontal
parallel übereinander und/oder vertikal nebeneinander und beabstandet angeordnet sind.
Die Gruppen von Rollen können daher entweder als reine Führung für das Walzgut in
den Walzspalt dienen oder aber auch als seitliche Führung für Flachmaterial, das in
den kaliberlosen Walzen keine Führung findet.
[0009] Eine weitere Verbesserung der Erfindung sieht vor, daß an den Seitenflächen des Walzgutes
anliegende vertikale Rollen als Zentrierrollen dienen und jeweils an einem Stellhebel
drehgelagert sind, wobei an dem Stellhebel ein Schwenkantrieb als Stellantrieb angreift.
In diesem Fall sind die vertikalen Rollen nicht nur seitliche Führung, sondern Zentriermittel,
um das Walzgut, insbesondere Flachmaterial, in einen gewünschten Breitenabschnitt
des Walzspaltes einzuführen.
[0010] Eine sichere, genaue und auf eine ausgedehnte Länge des Walzgutes ausgerichtete Führung
wird bei automatischer Verstellung auf die jeweilige Walzgutdicke bzw. das jeweilige
Walzgutprofil dadurch erzielt, daß jeweils zwei einander zugeordnete Rollenrahmen
mittels zumindest zwei jeweils seitlich verlaufender Anstellspindelpaare anstellbar
sind, wobei die Anstellspindelpaare unter sich mittels erster Getriebzüge synchronisiert
verbunden sind und mittels eines zweiten Getriebezuges mit einem ersten Antriebsmotor
in Drehantriebsverbindung stehen.
[0011] Eine getrennt steuerbare Führung an den Seiten des Walzgutes, insbesondere von Flachmaterial,
wird ferner vorteilhafterweise dadurch erzielt, daß den Vertikalrollen ebenfalls jeweils
ein seitlicher dritter Antriebszug zugeordnet ist, daß jeder Antriebszug ein Schneckengetriebe
aufweist, daß über ein Winkelgetriebe beide Seiten mittels einer Synchronwelle antreibbar
sind und ein zweiter Antriebsmotor angeschlossen ist. Diese Vertikalrollen können
daher getrennt von den Rollenrahmen gesteuert werden.
[0012] Zur Erzielung enger Toleranzen bzw. zur Egalisierung von Oberflächenwelligkeit wird
ferner vorgeschlagen, daß Rollenrahmenpaare sowohl an der Einlauf- als auch an der
Auslaufseite vorgesehen sind, wobei die Rollenpaare an der Auslaufseite als Glättrollen
dienen.
[0013] Bestrebungen, den Walzprozess zu automatisieren, werden außerdem vorteilhafterweise
dadurch unterstützt, indem zwischen jeweils zwei Rollenrahmen eine Kraftmeßzelle eingeschaltet
ist zur Erfassung der Zug- bzw. Druckspannung des Walzgutes zwischen zwei in der Walzlinie
aufeinanderfolgenden Walzgerüsten.
[0014] Zur Vermeidung von Oberflächenbeschädigungen wird vorgeschlagen, daß einzelne oder
alle der Rollen eines Rollenrahmens mit einem steuer- und/oder regelbaren Drehantrieb
versehen sind.
[0015] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird im
folgenden näher beschrieben. Es zeigen
- Fig. 1
- eine vereinfachte Darstellung in Form eines Blockschaltbildes für die Steuerung der
Rollenrahmen bzw. der Zentrierrollen,
- Fig. 2
- eine Seitenansicht der Walzgutführung in einem Teilschnitt,
- Fig. 3
- einen Querschnitt A - B durch die Walzgutführung gemäß Schnittangabe in Fig. 2 und
- Fig. 4
- eine Draufsicht auf die Walzgutführung gemäß den Fig. 2 und 3.
[0016] Die Walzgutführung ist insbesondere für Flachmaterial, wie z.B. Bandstahl, Gußbänder
u.dgl. geeignet. Es ist jedoch auch möglich, Profilstäbe jeglicher Profilumrisse zu
führen. In einem Rollenrahmen 1 sind drehgelagerte, jeweils hintereinander angeordnete
Rollen 2 vorgesehen. Der Rollenrahmen 1 bildet einen unteren Rollenrahmen 1a und einen
oberen Rollenrahmen 1b. Die Rollen 2 von zwei sich gegenüberliegenden Rollenrahmen
1a,1b bilden für das Walzgut 3 Gruppen 4, wobei die Rollenachsabstände derart gewählt
sind, daß keine versetzten Rollen vorhanden sind und wobei die Rollen 2 mit ihrem
dem Walzgut 3 zugewandten Umfang eine gemeinsame Tangente bilden. Eine Gruppe 4 ist
somit jeweils gegen das Walzgut 3 mittels eines Stellantriebs 5 anstellbar, und zwar
synchron und symmetrisch zur Walzgutachse 6. Der Stellantrieb 5 ist jedoch auch von
einem Bedienpult 7 aus steuerbar (Fig. 1).
[0017] In jedem Rollenrahmen 1a bzw. 1b sind mehr als zwei Rollenpaare 2a achsgleich und
in vorbestimmten Abständen hintereinander angeordnet. Der gebildete untere Rollenrahmen
1a und der gebildete obere Rollenrahmen 1b ist jeweils in einer Führung 8 quer zur
Walzgutachse 6 (Längsachse in Walzrichtung) verstellbar. In Fig. 2 sind zwei solcher
Führungen 8 gezeigt. Diese Führungen 8 sind zur Walzgutachse 6 versetzt angeordnet
(Fig. 4). Der Stellantrieb 5 bewegt die zwei sich gegenüberliegenden Rollenrahmen
1a bzw. 1b symmetrisch zur Walzgutachse 6 aufeinander zu oder beim Öffnen voneinander
weg.
[0018] Das beschriebene Prinzip ist sowohl bei einer Walzgutführung für vertikale Walzen
9a und 9b, wie in den Fig. 1, 2 und 4 gezeigt, auf der Einlaufseite 10 als auch auf
der Auslaufseite 11 anwendbar. Aus diesem Grund sind die Rollenrahmen 1a, 1b entweder
horizontal parallel und/oder vertikal über die Breite/Dicke des Walzgutes 3 beabstandet
angeordnet.
[0019] Eine seitliche Führung des Walzgutes 3 an Seitenflächen 12 durch anliegende vertikale
Rollen 2b dient dem Zweck, die Rollen 2b als Zentrierrollen einzusetzen. Die Rollen
2b sind jeweils an einem Schwenkhebel 13 gelagert, an dem als Schwenkantrieb der Stellantrieb
5 angreift.
[0020] Die Kraftübertragung erfolgt über hintereinander geschaltete Getriebezüge, wobei
jeweils zwei einander zugeordnete Rollenrahmen 1a,1b mittels zumindest zwei jeweils
seitlich vom Walzgut 3 verlaufenden Anstellspindelpaaren 14 und 15 anstellbar sind
und unter sich mittels eines ersten Getriebezuges 16, jeweils einer Kupplung 17, eines
zweiten Getriebezuges 18 mit einem Antriebsmotor 19 als Stellantrieb 5 synchronisiert
verbunden sind (Fig. 4).
[0021] Die Anstellspindelpaare 14 und 15 (Fig. 3) werden mittels des Antriebsmotors 19 beidseitig
gegen Druckfedern 20 gefahren, mit deren Entlastung ein Öffnen der beiden Rollenrahmen
1a und 1b verbunden ist. Hierbei sind die beiden Rollenrahmen 1a,1b über die Führung
8 mittels Führungszapfen 21 in einer Decke 22a eines Führungskastens 22 geführt. Der
Führungskasten 22 selbst ist mittels Halteklammern 23 zu den Walzen 9a bzw. 9b ausgerichtet
und ortsfest oder parallelverschiebbar zur Walzenachse auf einem Walzarmaturträger
22b befestigt. An dem Führungskasten 22 ist ferner ein Einlauftrichter 22c vorgesehen
(Fig. 2).
[0022] Die Anstellspindelpaare 14 bzw. 15 sind mit einem Axiallager 14a axial abgestützt.
[0023] Den Vertikalrollen 2b sind ebenfalls seitliche, dritte Antriebszüge 24 zugeordnet,
die ausgehend von einem zweiten Antriebsmotor 25 mittels einer Synchronwelle 26 beide
Seiten verbindet, wobei einem dritten Antriebszug 24 ein Schneckengetriebe 27a und
27b (Fig. 3) zugeordnet ist und eine Welle 28a bzw. 28b und ein Winkelgetriebe 29,
an das die Synchronwelle 26 kraftschlüssig angeschlossen ist.
[0024] Die Rollenrahmenpaare 1a und 1b können sowohl an der Einlaufseite 10 als auch an
der Auslaufseite 11 der Vertikalwalzen 9a, 9b eingesetzt werden. Die Rollenpaare 2a
dienen dann an der Auslaufseite 11 als Glättrollen.
[0025] Ferner kann zwischen jeweils zwei Rollenrahmen 1a und 1b eine (nicht näher gezeigte)
Kraftmeßzelle eingeschaltet werden zur Erfassung der Zug- bzw. Druckspannung des Walzgutes
3 zwischen zwei in der Walzlinie aufeinanderfolgenden Walzgerüsten.
[0026] Weiterhin ist vorgesehen, daß einzelne oder alle der Rollen 2 eines Rollenrahmens
1a und 1b bzw. die Vertikalrollen 2b mit einem steuer- und/oder regelbaren Drehantrieb
versehen sind.
[0027] Die Anordnung der im Ausführungsbeispiel gezeigten horizontalen Rollenrahmen 1a und
1b sowie der Vertikalrollen 2b in Verbindung mit Vertikalwalzen 9a und 9b wird kinematisch
umgekehrt bei Horizontalwalzen, zwischen denen das Walzgut 3 gewalzt wird.
| Bezugszeichenliste |
| 1 |
Rollenrahmen |
21 |
Führungszapfen |
| 1a |
unterer Rollenrahmen |
22 |
Führungskasten |
| 1b |
oberer Rollenrahmen |
22a |
Decke des Führungskastens |
| 2 |
Rollen |
22b |
Walzarmaturträger |
| 2a |
Rollenpaar |
22c |
Einlauftrichter |
| 2b |
vertikale Rollen |
23 |
Halteklammern |
| 3 |
Walzgut |
24 |
dritte Antriebszüge |
| 4 |
Gruppen von Rollen |
25 |
zweiter Antriebsmotor |
| 5 |
Stellantrieb |
26 |
Synchronwelle |
| 6 |
Walzgutachse |
27a |
Schneckengetriebe |
| 7 |
Bedienpult |
27b |
Schneckengetriebe |
| 8 |
Führung |
28a |
Welle |
| 9a |
Vertikalwalze |
28b |
Welle |
| 9b |
Vertikalwalze |
29 |
Winkelgetriebe |
| 10 |
Einlaufseite |
|
|
| 11 |
Auslaufseite |
|
|
| 12 |
Seitenflächen |
|
|
| 13 |
Stellhebel |
|
|
| 14 |
Anstellspindelpaare |
|
|
| 14a |
Axiallager |
|
|
| 15 |
Anstellspindelpaare |
|
|
| 16 |
erster Getriebezug |
|
|
| 17 |
Kupplung |
|
|
| 18 |
zweiter Getriebezug |
|
|
| 19 |
erster Antriebsmotor |
|
|
| 20 |
Druckfeder |
|
|
1. Walzgutführung, insbesondere für Flachmaterial, mit in einem Rollenrahmen drehgelagerten,
jeweils hintereinander in Walzrichtung angeordneten Rollen, die gruppenweise auf die
jeweiligen Abmessungen des Walzgutes einstellbar sind,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Gruppen einander gegenüberliegende Rollenpaare (2a) bilden, daß zwei Gruppen
(4) in getrennten Rollenrahmen (1a,1b) zumindest ein Stellantrieb (5) bzw. ein gemeinsamer
Stellantrieb (5) für eine zur Walzgutachse (6) symmetrische Anstellung der Rollenrahmen
(1a,1b) zugeordnet ist, der von einem entfernten Bedienpult (7) aus steuerbar ist.
2. Walzgutführung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß in den Rollenrahmen (1a,1b) mehr als zwei Rollenpaare (2a) achsgleich hintereinander
angeordnet sind, daß ein unterer und ein oberer Rollenrahmen (1a,1b) gebildet ist,
daß jeder Rollenrahmen (1) in einer Führung (8) quer zur Walzgutachse (6) verstellbar
ist und daß der Stellantrieb (5) an zwei sich gegenüberliegenden Rollenrahmen (1a,
1b) für eine symmetrische Gegeneinanderbewegung angreift.
3. Walzgutführung nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Rollenrahmen (1a,1b) horizontal und parallel übereinander und/oder vertikal
nebeneinander und beabstandet angeordnet sind.
4. Walzgutführung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß an den Seitenflächen (12) des Walzgutes (3) anliegende vertikale Rollen (2b) als
Zentrierrollen dienen und jeweils an einem Stellhebel (13) drehgelagert sind, wobei
an dem Stellhebel (13) ein Schwenkantrieb als Stellantrieb (5) angreift.
5. Walzgutführung nach einen der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß jeweils zwei einander zugeordnete Rollenrahmen (1a, 1b) mittels zumindest zwei
jeweils seitlich verlaufenden Anstellspindelpaare (14 und 15) anstellbar sind, wobei
die Anstellspindelpaare (14,15) unter sich mittels erster Getriebezüge (16) synchronisiert
verbunden sind und mittels eines zweiten Getriebezuges (18) mit einem ersten Antriebsmotor
(19) in Drehantriebsverbindung stehen.
6. Walzgutführung nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß den Vertikalrollen (2b) jeweils ein seitlicher dritter Antriebszug (24) zugeordnet
ist, daß jeder Antriebszug (24) ein Schneckengetriebe (27a;27b) aufweist, daß über
ein Winkelgetriebe (29) beide Seiten mittels einer Synchronwelle (26) antreibbar sind
und ein zweiter Antriebsmotor (25) angeschlossen ist.
7. Walzgutführung nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß Rollenrahmenpaare (1a,1b;2b) sowohl an der Einlauf- als auch an der Auslaufseite
(10;11) vorgesehen sind, wobei die Rollenpaare (2a bzw. 2b) an der Auslaufseite (11)
als Glättrollen dienen.
8. Walzgutführung nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß zwischen jeweils zwei Rollenrahmen (1a,1b) eine Kraftmeßzelle eingeschaltet ist
zur Erfassung der Zug- bzw. Druckspannung des Walzgutes (3) zwischen zwei in der Walzlinie
aufeinanderfolgenden Walzgerüsten.
9. Walzgutführung nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß einzelne oder alle der Rollen (2) eines Rollenrahmens (1a;1b;2b) bzw. die Vertikalrollen
(2b) mit einem steuer- und/oder regelbaren Drehantrieb versehen sind.