[0001] Die Erfindung betrifft ein silberarmes farbfotografisches Silberhalogenidmaterial
mit verbesserter Empfindlichkeit und mit schnelleren Entwicklungskinetik bei Kurzzeitverarbeitung.
[0002] Die fotographische Empfindlichkeit eines farbfotografischen Materials wird im wesentlichen
durch die Silberhalogenidkörner bedingt, wobei die wichtigsten Einflußfaktoren Korngröße,
Kornform und Halogenidzusammensetzung sind. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die
Bedeckung der Silberhalogenidkörner mit adsorbierenden Farbstoffen, die die Körner
über die Eigenempfindlichkeit hinaus für den grünen und roten Spektralbereich sensibilisieren.
Obgleich meistens die Kornoberfläche nur zu einem Teil mit Sensibilisator bedeckt
ist, läßt sich durch Zugabe von weiterem Sensibilisator die Empfindlichkeit nicht
steigern. Es tritt vielmehr häufig sogar eine Verringerung der Empfindlichkeit ein.
[0003] Die Entwicklungskinetik eines fotografischen Materials hängt weitgehend von der Halogenidzusammensetzung
der Emulsionen ab. Silberchloridreiche Emulsionen zeichnen sich z.B. durch hohe Entwicklungskinetik
aus, jedoch kann bei fotografischen Aufnahmematerialien aus Gründen der Empfindlichkeit
nicht auf relativ hohe Anteile von Silberbromid und Silberiodid verzichtet werden.
Die Entwicklungskinetik einer fotografischen Schicht hängt ferner von der Menge der
auf die Unterlage aufgetragenen Emulsion ab. Je geringer der Auftrag, um so schneller
entwickelt die Schicht. Andererseits ist eine Reduzierung des Silberauftrages mit
einer Abnahme der Gradation und auch in der Regel mit einer Abnahme der Empfindlichkeit
verbunden.
[0004] Aufgabe der Erfindung war, Materialien zu finden, die bei einem möglichst geringen
Silberhalogenidauftrag eine verbesserte Empfindlichkeit aufweisen, ohne daß Kornform,
Korngröße und Halogenidzusammensetzung sich ändern.
[0005] Eine weitere Aufgabe der Erfindung war, ein Aufnahmematerial zu finden, das für eine
Kurzzeitentwicklung vorteilhaft ist.
[0006] Es wurde nun überraschend gefunden, daß sowohl eine Erhöhung der Sensibilisatorbedeckung
und damit der Empfindlichkeit als auch eine verbesserte Entwicklungskinetik bei Kurzzeitentwicklung
erreicht werden kann, wenn der Anteil an auswässerbaren Halogeniden des fotografischen
Materials verringert wird.
[0007] Vor allem eine Verringerung der auswässerbaren Chloride und Bromide unter 25, vorzugsweise
unter 20 mmol/mol Silberhalogenid führt sowohl zu einer Empfindlichkeitssteigerung,
insbesondere unter Zusatz einer erhöhten Menge Sensibilisator, als auch zu einer schnelleren
Entwicklungskinetik.
[0008] Die Menge an auswässerbarem Chlorid und Bromid wird wie folgt bestimmt:
Probenvorbereitung
[0009] Bei den untersuchten Filmmaterialien wurden zunächst eventuell vorhandene Rückschichten
bis zur Cellulosebasis mechanisch abgetragen. Dann wurde jeweils eine 10 cm² große
perforationsfreie Probe ausgestanzt. Diese Probe wurde mit 20 ml deionisiertem Wasser
in einem luftdicht verschlossenen Erlenmeyerkolben 3 h bei 25°C auf einem Schütteltisch
ausgewässert. Hiernach wurde der wäßrige Extrakt über ein chloridfreies Sterilfilter
filtriert und mit einem Injektionsvolumen von 100 µl in einem Ionenchromatografen
eingebracht.
Anionenbestimmung
[0010] Die Anionenbestimmung erfolgte auf einer HPLC-Anlage mit Leitfähigkeitsdetektor (Waters
Modell 430) unter folgenden Bedingungen:
- Trennsäule:
- IC-PAK-A, 4,6 x 50 mm, mit Vorsäule (Anion-Guard-PAK), von Waters
- Elvent:
- Borat-Gluconat (Leitfähigkeit 270 µS)
- Flußrate:
- 1,2ml/min
- Kalibrier-Standards:
- Lösung A = je 1 ppm Cl⁻ und Br⁻
Lösung B = je 5 ppm Cl⁻ und Br⁻
Lösung C = je 10 ppm Cl⁻ und Br⁻
Auswertung
[0011] Die Silberhalogenidaufträge der untersuchten Filmmaterialien wurden titrimetrisch
mit der Thioacetamid-Methode ermittelt.
[0012] Die auswässerbaren Anionen wurden dann in mmol Halogenid je mol Silberhalogenid angegeben.
[0013] Gegenstand der Erfindung ist somit eine farbfotografisches Silberhalogenidmaterial
mit einem Träger und darauf aufgetragen wenigstens einer blauempfindlichen, gelbkuppelnden
Silberhalogenidemulsionsschicht, wenigstens einer rotempfindlichen, blaugrün kuppelnden
Silberhalogenidemulsionsschicht und wenigstens einer grünempfindlichen, purpurkuppelnden
Silberhalogenidemulsionsschicht, dadurch gekennzeichnet, daß die Gesamtmenge auswässerbares
Bromid und Chlorid weniger als 25 mmol/mol Silberhalogenid, vorzugsweise weniger als
20 mmol/mol Silberhalogenid und der Auftrag an Silberhalogenid, gemessen in g AgNO₃/m²,
weniger als 10, vorzugsweise weniger als 7,5 beträgt.
[0014] Als Silberhalogenid wird hierbei die Summe aus lichtempfindlichem und gegebenenfalls
nicht-lichtempfindlichem Silberhalogenid verstanden. Letzteres ist beispielsweise
besonders feinkörniges Silberhalogenid (Mikratemulsion), das nicht zur Farbstoffbildung
benutzt wird.
[0015] In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung werden zur Erzielung der spektralen
Farbempfindlichkeiten als Sensibilisatoren Cyaninfarbstoffe verwendet, vor allem aus
den Klassen der Oxa-, Thia- und Imidacarbo- und dicarbocyanine, deren Reduktionspotential,
gemessen mit der Ag/AgCl-Elektrode, zwischen -0,8 und -1,3 V, vorzugsweise zwischen
-0,9 und -1,2 V, liegt. Die Menge an jeweils verwendetem Sensibilisator liegt insbesondere
zwischen 0,1 und 2 mmol/mol damit sensibilisiertem Silberhalogenid, vorzugsweise zwischen
0,2 und 1 mmol/mol Silberhalogenid, ganz besonders bevorzugt zwischen 0,4 und 1 mol/mol
damit sensibilisiertem Silberhalogenid.
[0017] Zur Reduzierung der Menge an auswässerbarem Chlorid und Bromid stehen mehrere Methoden
zur Verfügung, die einzeln, aber auch in Kombination angewendet werden können.
[0018] Vorteilhaft ist, die freien Halogenide bereits aus den Silberhalogenidemulsionen
zu entfernen. Das kann mittels Ultrafiltration, mittels Ionenaustausch oder mittels
Silbersalzugabe erfolgen, wobei im letzteren Fall der Äquivalenzpunkt nicht überschritten
wird.
[0019] Das als lichtempfindlicher Bestandteil in dem fotografischen Material befindliche
Silberhalogenid kann als Halogenid Chlorid, Bromid oder Iodid bzw. Mischungen davon
enthalten. Beispielsweise kann der Halogenidanteil wenigstens einer Schicht zu 0 bis
15 mol-% aus Iodid, zu 0 bis 100 mol-% aus Chlorid und zu 0 bis 100 mol-% aus Bromid
bestehen. Im Falle von Farbnegativ- und Farbumkehrfilmen werden üblicherweise Silberbromidiodidemulsionen,
im Falle von Farbnegativ- und Farbumkehrpapier üblicherweise Silberchloridbromidemulsionen
mit hohem Chloridanteil bis zu reinen Silberchloridemulsionen verwendet. Es kann sich
um überwiegend kompakte Kristalle handeln, die z.B. regulär kubisch oder oktaedrisch
sind oder Übergangsformen aufweisen können. Vorzugsweise können aber auch tafelförmige
Kristalle vorliegen, deren durchschnittliches Verhältnis von Durchmesser zu Dicke
(Aspektverhältnis) bevorzugt größer 5:1, insbesondere größer 7:1 ist, wobei der Durchmesser
eines Kornes definiert ist als der Durchmesser eines Kreises mit einem Kreisinhalt
entsprechend der projizierten Fläche des Kornes. Das Aspektverhältnis kann bis 20
und darüber hinaus reichen.
[0020] Die Silberhalogenidkörner können auch einen mehrfach geschichteten Kornaufbau aufweisen,
im einfachsten Fall mit einem inneren und einem äußeren Kornbereich (core/shell),
wobei die Halogenidzusammensetzung und/oder sonstige Modifizierungen, wie z.B. Dotierungen
der einzelnen Kornbereiche unterschiedlich sind. Die mittlere Korngröße der Emulsionen
liegt vorzugsweise zwischen 0,2 µm und 2,0 µm, die Korngrößenverteilung kann sowohl
homo- als auch heterodispers sein. Homodisperse Korngrößenverteilung bedeutet, daß
95 % der Körner nicht mehr als ± 30 % von der mittleren Korngröße abweichen. Die Emulsionen
können neben dem Silberhalogenid auch organische Silbersalze enthalten, z.B. Silberbenztriazolat
oder Silberbehenat.
[0021] Es können zwei oder mehrere Arten von Silberhalogenidemulsionen, die getrennt hergestellt
werden, als Mischung verwendet werden.
[0022] Die fotografischen Emulsionen können nach verschiedenen Methoden (z.B. P. Glaffkides,
Chimie et Physique Photographique, Paul Montel, Paris (1967), G.F. Duffin, Phtographic
Emulsion Chemistry, The Focal Press, London (1966), V.L. Zelikmann et al, Making and
Coating Phtographic Emulsion, The Focal Press, London (1966) aus löslichen Silbersalzen
und löslichen Halogeniden hergestellt werden.
[0023] Die Fällung des Silberhalogenids erfolgt bevorzugt in Gegenwart des Bindemittels,
z.B. der Gelatine und kann im sauren, neutralen oder alkalischen pH-Bereich durchgeführt
werden, wobei vorzugsweise Silberhalogenidkomplexbildner zusätzlich verwendet werden.
Zu letzteren gehören z.B. Ammoniak, Thioether, Imidazol, Ammoniumthiocynat oder überschüssiges
Halogenid. Die Zusammenführung der wasserlöslichen Silbersalze und der Halogenide
erfolgt wahlweise nacheinander nach dem single-jet oder gleichzeitig nach dem double-jet-Verfahren
oder nach beliebiger Kombination beider Verfahren. Bevorzugt wird die Dosierung mit
steigenden Zuflußraten, wobei die "kritische'' Zufuhrgeschwindigkeit, bei der gerade
noch keine Neukeime entstehen, nicht überschritten werden sollte. Der pAg-Bereich
kann während der Fällung in weiten Grenzen variieren, vorzugsweise wird das sogenannte
pAg-gesteuerte Verfahren benutzt, bei dem ein bestimmter pAg-Wert konstant gehalten
oder ein definiertes pAg-Profil während der Fällung durchfahren wird. Neben der bevorzugten
Fällung bei Halogenidüberschuß ist aber auch die sogenannte inverse Fällung bei Silberionenüberschluß
möglich Außer durch Fällung können die Silberhalogenidkriställe auch durch physikalische
Reifüng (Ostwaldreifüng), in Gegenwart von überschüssigem Halogenid und/oder Silberhalogenidkomplexierungsmittel
wachsen. Das Wachstum der Emulsionskörner kann sogar überwiegend durch Oswaldreifung
erfolgen, wobei vorzugsweise eine feinkörnige, sogenannte Lippmann-Emulsion, mit einer
schwerer löslichen Emulsion gemischt und auf letzterer umgelöst wird.
[0024] Während der Fällung und/oder der physikalischen Reifung der Silberhalogenidkörner
könnrn auch Salze oder Komplexe von Metallen, wie Cd, Zn, Pb, Tl, Bi, Ir, Rh, Fe vorhanden
sein.
[0025] Ferner kann die Fällung auch in Gegenwart von Sensibilisierungsfarbstoffen erfolgen.
Komplexierungsmittel un/oder Farbstoffe lassen sich zu jedem beliebigen Zeitpunkt
unwirksam machen, z.B. durch Änderung des pH-Wertes oder durch eine oxidative Behandlung.
[0026] Nach abgeschlossener Kristallbildung oder auch schon zu einem früheren Zeitpunkt
werden die löslichen Salze aus der Emulsion entfernt, z.B. durch Nudeln und Waschen,
durch Flocken und Waschen, durch Ultrafiltration oder durch Ionenaustaucher. Erfindungsgemäß
wird die Entfernung der Salze so durchgeführt, daß die anspruchsgemäßen oberen Grenzen
der Chlorid- und Bromidkonzentration unterschritten werden.
[0027] Die Silberhalogenidemulsion wird im allgemeineneiner chemichen Sensibilisierung unter
definierten Bedingungen - pH, pAg, Temperatur, Gelatine-, Silberhalogenid- und Sensibilisatorkonzentration
- bis zum Erreichen des Empfindlichkeits- und Schleieroptimums unterworfen. Die Verfährenweise
ist z.B. bei H. frieser "Die Grundlagen der Phtographischen Prozesse mit Silberhalogeniden"
Seite 675-734, Akademische Verlagsgesellschaft (1968) beschrieben.
[0028] Dabei kann die chemische Sensibilisierung unter Zusatz von Verbindungen von Schwefel,
Selen, Tellur und/oder Verbindungen der Metalle der VIII. Nebengruppe des Periodensystems
(z.B. Gold, Platin, Palladium, Iridium) erfolgen, weiterhin können Thiocyaanatverbindungen,
oberflächenaktive Verbindungen, wie Thioether, heterocyclische Stickstoffverbindungen
(z.B. Imidazole, Azaindene) oder auch spektrale Sensibilisatoren (beschrieben z.B.
bei F. Hamer "The Cyanine Dyes and Related Compounds", 1964, bzw. Ullmanns Encyclopädie
oder technischen Chemie, 4. Auflage, bd. 18, S. 431 ff. und Research Disclosure 17643
(Dez. 1978), Kapitel III) zugegeben werden. Ersatzweise oder zusätzlich kann eine
Reduktionssensibilisierung unter Zugabe von Reduktionsmitteln (Zinn-II-Salze, Amine,
Hydrazinderivate, Amonioborane, Silane, Formamidinsulfinsäure) durch Wasserstoff,
durch niedrigen pAg (z.B. kleiner 5) und/oder hohen pH (z.B. über 8) durchgeführt
werden.
[0029] Die fotografischen Emulsionen können Verbindungen zur Verhinderung der Schleierbildung
oder zur Stabilisierung der fotografischen Funktion während der Produktion, der Lagerung
oder der fotografischen Verarbeitung enthalten.
[0030] Besonders geeignet sind Azaindene, vorzugsweise Tetra- und Pentaazaindene, insbesondere
solche, die mit Hydroxyl- oder Aminogruppen substituiert sind. Derartige Verbindungen
sind z.B. von Birr, Z. Wiss. Phot.
47 (1952), S. 2-58 beschrieben worden. Weiter können als Antischleiermittel Salze von
Metallen wie Quecksilber oder Cadmium, aromatische Sulfon- oder Sulfinsäuren wie Benzosulfinsäure,
oder stickstoffhaltige Heterocyclen wie Nitrobenzimidazol, Nitroindazol, gegebenenfalls
substituierte Benztriazole oder Benzthiazoliumsalze eingesetzt werden. Besonders geeignet
sind Mercaptogruppen enthaltende Heterocyclen, z.B. Mercaptobenzthiazole, Meercaptobenzimidazole,
Mercaptotetrazole, Mercaptothiadiazole, Mercaptopyrimidine, wobei diese Mercaptoazole
auch eine wasserlöslichmachende Gruppe, z.B. eine Carboxylgruppe oder Sulfogruppe,
enthalten können. Weitere geignete Verbndungen sind in Research Disclosure 17643 (Dez.
1978), Kapitel VI, veröffentlich.
[0031] Die Stabilisatoren können den Silberhalogenidemulsionen vor, während oder nach deren
Reifung zugesetzt werden. Selbstverständlich kann man die Verbindungen auch anderen
fotografischen Schichten, die einer Halogensilberschicht zugeordnet sind, zusetzen.
[0032] Es können auch Mischungen aus zwei oder mehreren der genannten Verbindungen eingesetzt
werden
Bevorzugte Stabilisatoren entstammen den Verbindungsklassen der Azaindene, Imidazole,
Triazole, Tetrazole, Thiazole und ihren Mercaptoverbindungen.
[0033] Die fotografischen Emulsionsschichten oder andere hydrophile Kolloidschichten des
erfindungsgemäß hergestellten lichtempfindlichen Materials können oberflächenaktive
Mittel für verschiedene Zwecke enthalten, wie Überzugshilfen, zur Verhinderung der
elektrischen Aufladung, zur Verbesserung der Gleiteigenschaften, zum Emulgieren der
Dispersion, zur Verhinderung der Adhäsion und zur Verbesserung der fotografischen
Charakteristika (z.B. Entwicklungsbeschleunigung, hoher Kontrast, Sensibilisierung
usw.). Neben natürlichen oberflächenaktiven Verbindungen, z.B. Saponin, finden hauptsächlich
synthetische oberflächenaktive Verbindungen (Tenside) Verwendung: nicht-ionische Tenside,
z.B. Alkylenoxidverbindungen, Glycerinverbindungen oder Glycidolverbindungen, kationische
Tenside, z.B. höhere Alkylamine, quartäre Ammoniumsalze, Pyridinverbindungen und andere
heterocyclische Verbindungen, Sulfoniumverbindungen oder Phosphoniumverbindungen,
anionische Tenside, enthaltend eine Säuregruppe` z.B. Carbonsäure-, Sulfonsäure-,
eine Phosphorsäure-, Schwefelsäureester- oder Phosphorsäureestergruppe, ampholytische
Tenside, z.B. Aminosäure- und Aminosulfonsäureverbindungen sowie Schwefel- oder Phosphorsäureester
eines Aminoalkohols.
Beispiele
Beispiel 1 (Vergleich)
[0034] Ein farbfotografisches Aufzeichnungsmaterial wurde hergestellt, indem auf einen transparenten
Schichtträger aus Cellulosetriacetat die folgenden Schichten in der angegebenen Reihenfolge
aufgetragen wurden. Die Mengenangaben beziehen sich jeweils auf 1 m². Für den Silberhalogenidauftrag
werden die entsprechenden Mengen AgNO₃ angegeben. Alle Silberhalogenidemulsionen waren
pro 100 g AgNO₃ mit 0,5 g 4-Hydroxy-6-methyl-1,3,3a,7-tetraazainden stabilisiert.
[0035] Für das erfindungsgemäße Material werden folgende core/shell-Emulsionen mit iodidreichem
Kern eingesetzt, die durch folgende weitere Merkmale charakterisiert sind:

[0036] Em 1 wird gemaß EP-A-152822, Em 4 wird gemäß EP-A-6543 hergestellt. Em 2 und Em 4
werden dadurch hergestellt, daß (a) zunächst eine Keimfällung mit 2 bis 20 mol-% AgI
bei 30 bis 50°C und pBr 1,2 bis 2,3 durch Doppeleinlauf gebildet, (b) in der Wachstumsphase
Silberionen sowie Bromid und Iodid in einem Verhältnis zugegeben werden, das innerhalb
der AgBrI-Mischungslücke liegt, und (c) wenigstens eine weitere Silberhalogenidschicht
aufgefällt wird, deren iodidgehalt unterhalb 20 Mol-% liegt.
[0037] Die Silberhalogenidemulsionen waren in üblicher Weise durch Flocken und Waschen von
den löslichen Salzen weitgehend befreit und anschließend optimal chemisch gereift
worden..
- Schicht 1
- (Antihaloschicht)
Schwarzes kolloidales Silbersol mit
0,4 g Ag und
3,0 g Gelatine
- Schicht 2
- (Zwischenschicht)
0,5 g Gelatine
- Schicht 3
- (1. rotsensibilisierte Schicht)
Em 1/Farbstoff S 13 (300 µmol/mol Ag; ERed= -0,98V)
aus 1,7 g AgNO₃
2,0 g Gelatine
0,8 g Blaugrünkuppler
- Schicht 4
- (2. rotsensibilisierte Schicht)
Em 2/Farbstoff 13 (250 µmol/mol Ag)
aus 1,4 g AgNO₃
1,7 g Gelatine
0,3 g Blaugrünkuppler
- Schicht 5
- (Zwischenschicht)
1,0 g Gelatine
- Schicht 6
- (1. grünsensibilisierte Schicht)
Em 1/Farbstoff S 31(300 µmol/molAg; ERed = -1,21 V) aus
1,0 g AgNO₃
1,3 g Gelatine
0,5 g Purpurkuppler
- Schicht 7
- (2. grünsensibilisierte Schicht)
Em 3, Farbstoff S 31 (250 µmol/molAg) aus
1,3 g AgNO₃
1,0 g Gelatine
0,3 g Purpurkuppler
- Schicht 8
- (Zwischenschicht)
0,3 g Gelatine
- Schicht 9
- (Gelbfilterschicht)
gelbes kolloidales Silbersol mit
70 mg Ag und
0,5 g Gelatine
- Schicht 10
- (1. blauempfindliche Schicht)
Em 1, Farbstoff S 39 (400 µmol/molAg; ERed = -1,28 V) aus
0,8 g AgNO₃
1,1 g Gelatine
0,6 g Gelbkuppler
- Schicht 11
- (2. blauempfindliche Schicht)
Em 4, Farbstoff S 39 (300 µmol/mol Ag) aus
1,1 g AgNO₃
0,8 g Gelatine
0,2 g Gelbkuppler
- Schicht 12
- (Zwischenschicht)
0,7 g Gelatine
- Schicht 13
- (Härtungsschicht)
0,24 g Gelatine
0,7 g Härtungsmittel der Formel

Die Mengen an auswässerbarem Chlord und Bromid wurden nach der angegebenen Methode
sowohl an Einzelschichten als auch am fertigen Material gemessen. Sie sind in Tabelle
1 dargestellt.
Beispiel 2
[0038] Beispiel 1 wurde wiederholt, jedoch wurden die Emulsionen vor der Stabilisierung
nach den angegebenen Methoden empirisch so weit behandelt, daß die Menge an auswässerbarem
Chlorid und Bromid den Wert von 20 mmol/mol Silberhalogenid unterschritt. Für jedes
Farbpaket wurde zur Demonstration der Leistungsfähigkeit der unterschiedlichen Methoden
eine andere Methode eingesetzt. Neben den Einzelergebnissen der Schichtpakete wurde
wiederum der Gehalt an auswässerbarem Chlorid und Bromid am fertigen Material bestimmt
(Tabelle 1).
Tabelle 1
| |
Auswässerbares Chlorid + Bromid (mmol/mol AgX) |
| |
Bsp.1 |
Bsp. 2 |
Methode |
| Schichten 3 und 4 (Blaugrünpaket) |
32 |
15 |
1) |
| Schichten 6 und 7 (Purpurpaket) |
32 |
15 |
2) |
| Schichten 10 und 11 (Gelbpaket) |
30 |
20 |
3) |
| Gesamtmaterial |
32 |
16 |
|
1) Ultrafiltration bei 50°C mit einem HOLLOW-FIBRE-Modul aus Polysulfon, Trenngrenze
50 000 Dalton
2) Ionenaustausch bei 40°C mit einem fluoridbeladenen Anionenaustauscher (Lewatit®
M 500 der Bayer AG, Leverkusen)
3) Zugabe von Silbernitrat-Lösung (1 molar) |
[0039] Die Materialien der Beispiele 1 und 2 wurden Kurzzeitentwicklungen (60, 90, 125 s)
im CN-Prozeß AP 70/C 41 bei 38°C unterworfen und Empfindlichkeit (0,2 über Schleier)
und Schleier bestimmt (Tabelle 2). Die Meßwerte für Empfindlichkeit und Schleier wurden
für das Vergleichsbeispiel bei 90 s Entwicklungszeit gleich 100 gesetzt.
Tabelle 2
| Beispiel |
Entwicklungszeit (s) |
E/S Blaugrünpaket |
E/S Purpurpaket |
E/S Gelbpaket |
| 1 (Vergleich) |
60 |
25/90 |
22/94 |
37/97 |
| 2 (Erfindung) |
60 |
230/95 |
166/102 |
190/98 |
| 1 (Vergleich) |
90 |
100/100 |
100/100 |
100/100 |
| 2 (Erfindung) |
90 |
560/120 |
340/110 |
390/104 |
| 1 (Vergleich) |
125 |
490/105 |
355/106 |
310/103 |
| 2 (Erfindung) |
125 |
1620/150 |
775/120 |
910/109 |
| E = Empfindlichkeit; S = Schleier; |
[0040] Erfindungsgemäß wird somit bei Kurzzeitentwicklung eine erhebliche Empfindlichkeitssteigerung
erreicht, wobei nur ein geringfügiger Schleieranstieg auftritt.
Beispiel 3
[0041] Es werden einerseits Einzelgüsse der Schichten 4 und 7 entsprechend Beispiel 1 (jedoch
ohne Stabilisator) hergestellt (Vergleich) und andererseits Güsse derselben Emulsionen,
die aber durch Ionenaustausch empirisch so weit behandelt wurden, daß die Menge an
auswässerbarem Chlorid und Bromid den Wert von 20 mmol/mol AgX unterschritt. Die Silberaufträge
betragen jeweils 2,5 g AgNO₃/m².
[0042] Alle Güsse des Beispiels 3 wurden im CN-Prozeß AP 70/C 41 195 s bei 38°C entwickelt
und anschließend in üblicher Weise gebleicht, fixiert, gewässert und getrocknet. Die
Meßwerte für Empfindlichkeit und Schleier sind in Tabelle 3 eingetragen.
[0043] In Probe 1 für die Blaugrüngüsse und in Probe 7 für die Purpurgüsse wurden Empfindlichkeit
und Schleier je 100 gesetzt.
Tabelle 3
| Probe |
Schicht |
Menge an auswässerbarem Chlorid und Bromid (mmol/mol Silberhalogenid) |
Menge an Sensibilisator (µmol/mol Silberhalogenid) |
E/S |
| 1 |
Blaugrün |
31 (Vergleich) |
300 |
100/100 |
| 2 |
" |
15 (Erfindung) |
300 |
100/105 |
| 3 |
" |
11 (Erfindung) |
300 |
105/92 |
| 4 |
Blaugrün |
32 (Vergleich) |
600 |
67/71 |
| 5 |
" |
16 (Erfindung) |
600 |
115/78 |
| 6 |
" |
12 (Erfindung) |
600 |
155/60 |
| 7 |
Purpur |
30 (Vergleich) |
200 |
100/100 |
| 8 |
" |
16 (Erfindung) |
200 |
100/100 |
| 9 |
" |
14 (Erfindung) |
200 |
105/95 |
| 10 |
" |
11 (Erfindung) |
200 |
105/93 |
| 11 |
Purpur |
34 (Vergleich) |
600 |
65/95 |
| 12 |
" |
17 (Erfindung) |
600 |
115/88 |
| 13 |
" |
15 (Erfindung) |
600 |
150/61 |
| 14 |
" |
12 (Erfindung) |
600 |
175/53 |
[0044] Es zeigt sich, daß eine Reduzierung der auswässerbaren Halogenide Chlorid und Bromid
zu einem deutlichen Empfindlichkeitsgewinn und Schleierrückgang führt, insbesondere
bei erhöhter Menge an spektralem Sensibilisator.
[0045] Die günstigen erfindungsgemäßen Ergebnisse bezüglich der Empfindlichkeits/Schleier-Relation
lassen sich noch weiter verbessern, wenn den erfindungsgemäß behandelten Emulsionen
relativ hohe Mengen an Stabilisatoren zugesetzt werden und/oder ein relativ hoher
pH-Wert der Gießlösungen eingestellt wird (s. Tabelle 4).
Tabelle 4
| Probe |
Stabilisator mmol/mol Ag |
pH |
E/S |
| 6 |
- |
6,2 |
155/60 (s. Tab. 3) |
| 15 wie 6 |
A; 0,4 |
6,2 |
150/43 |
| 16 wie 6 |
- |
8,0 |
180/80 |
| 17 wie 6 |
A; 0,4 |
8,0 |
180/75 |
| 13 |
- |
6,2 |
150/61(s. Tab. 3) |
| 18 wie 13 |
B; 1,0 |
6,2 |
175/42 |
| 19 wie 13 |
- |
8,0 |
190/120 |
| 20 wie 13 |
B; 1,0 |
8,0 |
195/95 |
Stabilisatoren:
A: Mercaptobenzoxazol
B: Hydroxytetraazainden |
1. Farbfotografisches Silberhalogenidmaterial mit einem Träger und darauf aufgetragen
wenigstens einer rotempfindlichen, blaugrünkuppelnden Silberhalogenidemulsionsschicht,
wenigstens einer grünempfindlichen, purpurkuppelnden Silberhalogenidemulsionsschicht
und wenigstens einer blauempfindlichen, gelbkuppelnden Silberhalogenidemulsionsschicht,
dadurch gekennzeichnet, daß die Gesamtmenge an auswässerbarem Bromid und Chlorid weniger
als 25 mmol/mol Silberhalogenid, vorzugsweise weniger als 20 mmol/mol Silberhalogenid
und der Auftrag an Silberhalogenid, gemessen in g AgNO₃/m², weniger als 10, vorzugsweise
weniger als 7,5 beträgt.
2. Farbfotografisches Silberhalogenidmaterial nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß als Spektralsensibilisatoren Cyaninfarbstoffe verwendet werden, deren Reduktionspotential,
gemessen mit der Ag/AgCl-Elektrode, zwischen -0,8 und -1,3 V, vorzugsweise zwischen
-0,9 und -1,2 V liegt.
3. Farbfotografisches Silberhalogenidmaterial nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Spektralsensibilisatoren in einer Menge von 0,1 bis 2 mmol/mol, vorzugsweise
0,2 bis 1 mmol/mol Silberhalogenid eingesetzt werden.
4. Farbfotografisches Silberhalogenidmaterial nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die reduzierte Gesamtmenge an auswässerbarem Bromid und Chlorid mittels Ultrafiltration
oder Ionenaustausch der Gießlösungen oder vorzugsweise der Emulsionen erreicht wird.
5. Farbfotografisches Silberhalogenidmaterial nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß pro mol Silberhalogenid 0,2 bis 2 mmol, vorzugsweise 0,4 bis 1 mmol an Stabilisatoren
der Verbindungsklassen der Azaindene, Imidazole, Triazole, Tetrazole, Thiazole und
ihrer entsprechenden Mercaptoverbindungen enthalten sind.
6. Farbfotografisches Silberhalogenidmaterial nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß der pH-Wert der Gießlösung >6,5, vorzugsweise >7,5 beträgt.
7. Farbfotografisches Silberhalogenidmaterial nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß wenigstens in einer Silberhalogenidemulsionsschicht Emulsionen mit tafelförmigen
Silberhalogenidkristallen eingesetzt werden, die ein Aspektverhältnis >5, vorzugsweise
>7 aufweisen.