[0001] Die Erfindung betrifft eine Großraumtransferpresse zur Bearbeitung von Blechteilen
in mehreren Arbeitsstufen, von denen die erste vorzugsweise als Ziehstufe ausgeführt
ist, mit mehr als zwei Paar Pressenständern und mit mindestens zwei in Durchlaufrichtung
hintereinander angeordneten Pressenstößeln gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs
1.
[0002] Eine bekannte Großteilstufenpresse (DE-OS 38 27 985) der vorstehend genannten Art
enthält separate Stößel, Pressentische und Kopfstücke für jede Arbeitsstufe. Die Pressentische
und Kopfstücke für die jeweils benachbarten Arbeitsstufen sind durch gemeinsame Pressenständer
und Zuganker miteinander verbunden. Die Pressentriebwerke der einzelnen Arbeitsstufen
werden über eine gemeinsame Ritzelwelle von einer Antriebseinheit - bestehend aus
Antriebsmotor, Schwungrad, Kupplung und Bremse - angetrieben.
[0003] Ein Mangel dieser Lösung besteht in der gegenseitigen Beeinflussung der einzelnen
Arbeitsstufen - insbesondere der Ziehstufe - durch die elastischen Verformungen des
Pressengestelles und der gemeinsamen Ritzelwelle unter den Belastungen beim Aufsetzen
des Stößels der Folgestufe bzw. Folgestufen. Durch die Auffederung des Pressengestelles
unter Belastung beim Aufsetzen des Stößels der Folgestufe werden die Kopfstücke vertikal
angehoben und damit die Blechhalterkraft während des Ziehprozesses beeinflußt. Die
elastische Verformung der Ritzelwelle führt zu einer kurzzeitig verzögerten Bewegung
des Stößels der Ziehstufe.
[0004] Die Verminderung der Blechhalterkraft und die ungleichförmige Stößelbewegung wirken
sich nachteilig auf die Qualität der Blechteile aus.
[0005] Bei einer anderen bekannten Lösung (DE-OS 21 65 365) sind mehrere Einzelpressen in
Durchlaufrichtung hintereinander aufgestellt, die im Bereich der Pressentische mittels
Spannschrauben miteinander verbunden sind und deren Stößel mittels einer Verbindungswelle
mit einem gemeinsamen Pressenantrieb wirkverbunden sind. Jedem Stößel sind mehrere
Arbeitsstufen zugeordnet, von denen vorzugsweise die erste als Ziehstufe ausgeführt
ist. Nachteilig wirken sich auch hier die gegenseitige Beeinflussung der einzelnen
Arbeitsstufen durch die elastische Verformung der Pressengestelle und der Verbindungswelle
auf die Qualität der Blechteile aus.
[0006] Eine bekannte Pressenanlage zur Herstellung großflächiger Blechteile (DE 39 05 069)
besteht aus mehreren im geringen Abstand Zueinander aufgestellten Einzelpressen, deren
Pressentische und Kopfstücke durch separate Pressenständer und Zuganker miteinander
verbunden sind und deren Stößelbewegung mittels einer gemeinsamen Welle von einem
zentralen Pressenantrieb abgegriffen werden. Jede Presse enthält nur eine Arbeitsstufe.
Im Ständerbereich zwischen zwei Arbeitsstufen ist jeweils eine Leerstufe vorgesehen.
Bei dieser Lösung wird der Einfluß der Auffederung der Pressengestelle auf die benachbarten
Arbeitsstufen vermieden - die gegenseitige Beeinflussung durch die gemeinsame Welle
wird nicht beseitigt.
[0007] Ein weiterer Nachteil der vorgenannten Einrichtungen besteht darin, daß im Fall einer
Havarie in einem Stößelfeld einer Großteilstufenpresse bzw. einer Presse in einer
Pressenanlage die gesamte Einrichtung bis zur Fehlerbeseitigung stillsteht.
[0008] Der Erfindung liegt das Problem zugrunde, die durch eine gemeinsame Welle bedingte
gegenseitige Beeinflussung der einzelnen Arbeitsstufen, insbesondere der Ziehstufe,
weitgehend zu beseitigen. Nach einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung soll die
Pressenanlage im Havariefall, mit Ausnahme des ausgefallenen Stößelfeldes bzw. der
ausgefallenen Werkzeugstufe, zur Teilefertigung verfügbar bleiben.
[0009] Erfindungsgemäß wird das durch die im kennzeichnenden Teil des Patentanspruchs 1
oder 3 beschriebenen Merkmale erreicht. Die Ansprüche 2, 4 und 5 betreffen vorteilhafte
Ausgestaltungen zur Anordnung des Verteilergetriebes. Die Merkmale der Ansprüche 6
und 7 ermöglichen eine flexible antriebsseitige Separierung eines Stößelfeldes bzw.
einer Presse im Havariefall.
[0010] Durch die Möglichkeit der flexiblen antriebsseitigen Separierung eines Stößelfeldes
bzw. einer Presse kann im Havariefall eines Segmentes der Pressenanlage durch Austausch
des verzahnten Längswellensegmentes gegen eine verzahnungslose Überbrückungswelle
der Anlagenbetrieb mit eingeschränkter Stufenzahl fortgeführt werden. Ferner enthält
jedes Stößelfeld bzw. jede Presse zwei Lagerungsmöglichkeiten. Damit ist es vorteilhaft
möglich, je nach technologischen Erfordernissen ein anderes Stößelfeld bzw. eine andere
Presse gegen antriebsseitige Beeinflussung durch Nachbarpressen zu separieren, indem
das verzahnte Längswellensegment der ersten Lagerungsmöglichkeit gegen eine verzahnungslose
Überbrückungswelle getauscht und in die zweite Lagerungsmöglichkeit ein verzahntes
Längswellensegment eingesetzt wird.
[0011] Ein besonderer Vorteil der Aufteilung des Antriebsmomentes auf mehrere Wellen besteht
u. a. darin, daß die einzelnen Wellen auf Grund des jeweils kleineren zu übertragenden
Momentes masseoptimiert ausgeführt werden können. Durch diese Momentenaufteilung läßt
sich demzufolge auch eine größere Anzahl von nachgeordneten Pressenstufen wirtschaftlich
antreiben.
[0012] Die Erfindung wird nachstehend an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert. Die
zugehörigen Zeichnungen zeigen:
- Fig. 1:
- eine schematische Darstellung der Großraumtransferpresse in der Vorderansicht,
- Fig. 2:
- die Großraumtransferpresse nach Fig. 1 in der Seitenansicht,
- Fig. 3:
- die Draufsicht nach Fig. 1,
- Fig. 4:
- die Draufsicht einer Ausführung mit stirnseitig am Kopfstück angeordnetem Antrieb,
- Fig. 5:
- die Gestaltung der Wellenlagerung.
[0013] Die Großraumtransferpresse (Fig. 1) besteht aus einem mehrteiligen Pressengestell,
in dem mehrere Stößel 1, 2 in Durchlaufrichtung hintereinander angeordnet sind, von
denen der Stößel 1 für die Ziehstufe und die Stößel 2 für die weiteren Folgestufen
in der Zeichnung dargestellt sind. Jedem Stößel 1, 2 ist ein separater Pressentisch
3, 4 und ein Kopfstück 5, 6 zugeordnet, welche über jeweils zwei Paar Pressenständer
7, 8 durch vorgespannte Zuganker 9 miteinander verbunden sind.
[0014] Die jeweils benachbarten Pressentische 3, 4 sind im unteren Bereich des Tischfußes
mittels Spannschrauben 10 (Fig. 2) miteinander verbunden.
[0015] Zur Verminderung der gegenseitigen Beeinflussung der einzelnen Pressenstufen bei
der elastischen Verformung des Pressengestelles in vertikaler Richtung sind im Auflagebereich
der Pressenständer 7, 8 auf den jeweils benachbarten Pressentischen 3, 4 und/oder
dem Auflagebereich der jeweils benachbarten Kopfstücke 5, 6 auf den Pressenständern
7, 8 Querbleche 11, 12 angeordnet, die eine vertikale Bewegung zulassen, aber Schwingungen
des Pressengestelles in horizontaler Richtung verhindern.
[0016] Der Antrieb der Presse - bestehend aus einem Motor 13 und einer Kupplungs-Brems-Vorrichtung
14 - ist stirnseitig an einem der Kopfstücke 5 angebracht (Fig. 4) oder auf bzw. in
einem der Kopfstücke 5, 6 aufgesetzt bzw. eingesetzt (Fig. 3) und mit einem Verteilergetriebe
15 verbunden. Das Verteilergetriebe 15 enthält zwei Abtriebswellen 16, 17; von denen
eine - ggf. über vorgelagerte Zahnradstufen 18 - mit den Exzenterrädern 19 des Stößels
1 der Ziehstufe und die zweite mit den Exzenterrädern 20 der Stößel 2 der Folgestufen
wirkverbunden sind. Bei einer weiteren Ausgestaltung kann das Verteilergetriebe 15
auch mehr als zwei Abtriebswellen 16, 17 enthalten, welche z. B. mit den Stößeln für
weitere Folgestufen oder dem Kurvengetriebe der Transfereinrichtung wirkverbunden
sind.
[0017] Für eine montage- und wartungsgerechte Ausführung sind jeweils gemeinsame Lagerelemente
21 und Lagerdeckel 22 zur Lagerung der Abtriebswellen 16, 17 und der vorgelagerten
Zahnradstufen 18 der Pressengetriebe in bzw. auf den Kopfstücken 5, 6 angeordnet (Fig.
5). Die Abtriebswellen 16, 17 des Verteilergetriebes 15 sind mehrteilig ausgeführt
und die einzelnen Längswellensegmente jeweils über winkelausgleichende Kupplungen
23 miteinander verbunden.
[0018] Beim Ausfallen eines Stößelfeldes der Großraumtransferpresse bzw. einer Presse der
Pressenanlage sind die mit Verzahnungen versehenen Längswellensegmente gegen verzahnungslose
Überbrückungswellen austauschbar.
[0019] Zweckmäßigerweise ist jedes Stößelfeld bzw. jede Presse mit zwei Lagerungsmöglichkeiten
für die Längswellensegmente versehen, in die wahlweise entsprechend den jeweiligen
technologischen Erfordernissen ein verzahntes Längswellensegment oder eine verzahnungslose
Überbrückungswelle eingesetzt werden kann.
1. Großraumtransferpresse zur Bearbeitung von Blechteilen in mehreren Arbeitsstufen,
von denen die erste vorzugsweise als Ziehstufe ausgeführt ist, mit mehr als zwei Paar
Pressenständern und mit mindestens zwei in Durchlaufrichtung hintereinander angeordneten
Stößeln, die in Führungen der Pressenständer gelagert und deren Exzenterräder - ggf.
über vorgelagerte Zahnradstufen - mittels einer Verbindungswelle mit einem gemeinsamen
Pressenantrieb wirkverbunden sind, mit separaten Pressentischen und Kopfstücken für
jeden Stößel, die mit den Pressenständern mittels Zugankern verbunden sind sowie mit
Einrichtungen zum Zuführen und Entnehmen der Blechteile sowie zur schrittweisen Weitergabe
derselben von einer Stufe zur nächsten,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Pressenantrieb ein Verteilergetriebe (15) mit mehreren Abtriebswellen (16,
17) aufweist, welche - ggf. über vorgelagerte Zahnradstufen (18) - mit den Exzenterrädern
(19, 20) jeweils eines Stößels (1, 2) bzw. dem Kurvengetriebe der Transfereinrichtung
wirkverbunden sind.
2. Großraumtransferpresse nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Verteilergetriebe (15) zwei Abtriebswellen (16, 17) enthält, von denen eine
mit den Exzenterrädern (19) des Stößels (1) der Ziehstufe und die andere mit den Exzenterrädern
(20) des bzw. der weiteren Stößel (2) wirkverbunden ist.
3. Großraumtransferpresse zur Bearbeitung von Blechteilen in mehreren Arbeitsstufen bestehend
aus mehreren in Transportrichtung hintereinander angeordneten Einzelpressen - vorzugsweise
einer als Ziehpresse ausgeführten Kopfpresse und einer oder mehreren Folgepressen
- die mittels Verbindungswellen mit einem gemeinsamen Pressenantrieb wirkverbunden
sind und deren Gestelle ggf. im Bereich der Pressentische mittels Spannschrauben miteinander
verbunden sind und mit Einrichtungen zum Zuführen und Entnehmen der Blechteile sowie
zur schrittweisen Weitergabe derselben von einer Stufe zur nächsten,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Pressenantrieb ein Verteilergetriebe (15) mit mehreren Abtriebswellen (16,
17) aufweist, welche mit jeweils einer der Pressen bzw. dem Kurvengetriebe der Transfereinrichtung
wirkverbunden sind.
4. Großraumtransferpresse nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Verteilergetriebe (15) zwei Abtriebswellen (16, 17) enthält, von denen eine
mit der Ziehpresse und die andere mit der bzw. den Folgepressen wirkverbunden ist.
5. Großraumtransferpresse nach den Ansprüchen 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Lagerung der Abtriebswellen (16, 17) gemeinsame Lagerelemente (21) und Lagerdeckel
(22) angeordnet sind.
6. Großraumtransferpresse nach den Ansprüchen 1 oder 3
dadurch gekennzeichnet,
daß die Längswellensegmente der Abtriebswellen (16, 17) jedes Stößelfeldes bzw. jeder
Presse mittels winkelausgleichender Kupplungen abkoppelbar und durch verzahnungslose
Überbrückungswellen austauschbar sind.
7. Großraumtransferpresse nach den Ansprüchen 1 oder 3
dadurch gekennzeichnet,
daß jedes Stößelfeld bzw. jede Presse zwei Lagerungsmöglichkeiten für Längswellensegmente
hat, wobei wahlweise ein verzahntes Längswellensegment oder eine verzahnungslose Überbrückungswelle
einsetzbar ist.