(19)
(11) EP 0 590 358 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
06.04.1994  Patentblatt  1994/14

(21) Anmeldenummer: 93114243.4

(22) Anmeldetag:  06.09.1993
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5B30B 1/26, B21D 43/05
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE ES FR GB IT SE

(30) Priorität: 29.09.1992 DE 4232604

(71) Anmelder: Umformtechnik ERFURT GmbH
D-99086 Erfurt (DE)

(72) Erfinder:
  • Darr, Uwe
    D-99094 Erfurt (DE)
  • Lebbäus, Rolf
    D-99091 Erfurt (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Grossraumtransferpresse zur Bearbeitung von Blechteilen in mehreren Arbeitsstufen


    (57) Bei einer bekannten Großraumtransferpresse der vorstehend genannten Art sind jeder Arbeitsstufe ein separater Stößel, Pressentisch und Kopfstück zugeordnet. Die Pressentische benachbarter Pressen sind mittels gemeinsamer Pressenständer und vorgespannter Zuganker mit den Kopfstücken verbunden. Die Triebwerke der einzelnen Stößel sind mittels einer durchgehenden Ritzelwelle mit einem gemeinsamen Antrieb verbunden. Ein Mangel dieser Lösung besteht in der gegenseitigen Beeinflussung der einzelnen Arbeitsstufen - insbesondere der Ziehstufe - durch die elastische Verformung der gemeinsamen Ritzelwelle und des Pressengestelles unter Belastung beim Aufsetzen des Stößels der Folgestufe bzw. der Folgestufen. Durch die neue Lösung sollen in erster Linie die durch die gemeinsame Ritzelwelle bedingten gegenseitigen Beeinflussungen der einzelnen Arbeitsstufen vermieden werden.
    Der Pressenantrieb weist ein Verteilergetriebe (15) mit mehreren Abtriebswellen (16,17) auf, welche - ggf. über vorgelagerte Zahnradstufen (18) - mit den Exzenterrädern (19,20) jeweils eines Stößels (1,2) bzw. dem Kurvengetriebe der Transfereinrichtung wirkverbunden sind.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine Großraumtransferpresse zur Bearbeitung von Blechteilen in mehreren Arbeitsstufen, von denen die erste vorzugsweise als Ziehstufe ausgeführt ist, mit mehr als zwei Paar Pressenständern und mit mindestens zwei in Durchlaufrichtung hintereinander angeordneten Pressenstößeln gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.

    [0002] Eine bekannte Großteilstufenpresse (DE-OS 38 27 985) der vorstehend genannten Art enthält separate Stößel, Pressentische und Kopfstücke für jede Arbeitsstufe. Die Pressentische und Kopfstücke für die jeweils benachbarten Arbeitsstufen sind durch gemeinsame Pressenständer und Zuganker miteinander verbunden. Die Pressentriebwerke der einzelnen Arbeitsstufen werden über eine gemeinsame Ritzelwelle von einer Antriebseinheit - bestehend aus Antriebsmotor, Schwungrad, Kupplung und Bremse - angetrieben.

    [0003] Ein Mangel dieser Lösung besteht in der gegenseitigen Beeinflussung der einzelnen Arbeitsstufen - insbesondere der Ziehstufe - durch die elastischen Verformungen des Pressengestelles und der gemeinsamen Ritzelwelle unter den Belastungen beim Aufsetzen des Stößels der Folgestufe bzw. Folgestufen. Durch die Auffederung des Pressengestelles unter Belastung beim Aufsetzen des Stößels der Folgestufe werden die Kopfstücke vertikal angehoben und damit die Blechhalterkraft während des Ziehprozesses beeinflußt. Die elastische Verformung der Ritzelwelle führt zu einer kurzzeitig verzögerten Bewegung des Stößels der Ziehstufe.

    [0004] Die Verminderung der Blechhalterkraft und die ungleichförmige Stößelbewegung wirken sich nachteilig auf die Qualität der Blechteile aus.

    [0005] Bei einer anderen bekannten Lösung (DE-OS 21 65 365) sind mehrere Einzelpressen in Durchlaufrichtung hintereinander aufgestellt, die im Bereich der Pressentische mittels Spannschrauben miteinander verbunden sind und deren Stößel mittels einer Verbindungswelle mit einem gemeinsamen Pressenantrieb wirkverbunden sind. Jedem Stößel sind mehrere Arbeitsstufen zugeordnet, von denen vorzugsweise die erste als Ziehstufe ausgeführt ist. Nachteilig wirken sich auch hier die gegenseitige Beeinflussung der einzelnen Arbeitsstufen durch die elastische Verformung der Pressengestelle und der Verbindungswelle auf die Qualität der Blechteile aus.

    [0006] Eine bekannte Pressenanlage zur Herstellung großflächiger Blechteile (DE 39 05 069) besteht aus mehreren im geringen Abstand Zueinander aufgestellten Einzelpressen, deren Pressentische und Kopfstücke durch separate Pressenständer und Zuganker miteinander verbunden sind und deren Stößelbewegung mittels einer gemeinsamen Welle von einem zentralen Pressenantrieb abgegriffen werden. Jede Presse enthält nur eine Arbeitsstufe. Im Ständerbereich zwischen zwei Arbeitsstufen ist jeweils eine Leerstufe vorgesehen. Bei dieser Lösung wird der Einfluß der Auffederung der Pressengestelle auf die benachbarten Arbeitsstufen vermieden - die gegenseitige Beeinflussung durch die gemeinsame Welle wird nicht beseitigt.

    [0007] Ein weiterer Nachteil der vorgenannten Einrichtungen besteht darin, daß im Fall einer Havarie in einem Stößelfeld einer Großteilstufenpresse bzw. einer Presse in einer Pressenanlage die gesamte Einrichtung bis zur Fehlerbeseitigung stillsteht.

    [0008] Der Erfindung liegt das Problem zugrunde, die durch eine gemeinsame Welle bedingte gegenseitige Beeinflussung der einzelnen Arbeitsstufen, insbesondere der Ziehstufe, weitgehend zu beseitigen. Nach einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung soll die Pressenanlage im Havariefall, mit Ausnahme des ausgefallenen Stößelfeldes bzw. der ausgefallenen Werkzeugstufe, zur Teilefertigung verfügbar bleiben.

    [0009] Erfindungsgemäß wird das durch die im kennzeichnenden Teil des Patentanspruchs 1 oder 3 beschriebenen Merkmale erreicht. Die Ansprüche 2, 4 und 5 betreffen vorteilhafte Ausgestaltungen zur Anordnung des Verteilergetriebes. Die Merkmale der Ansprüche 6 und 7 ermöglichen eine flexible antriebsseitige Separierung eines Stößelfeldes bzw. einer Presse im Havariefall.

    [0010] Durch die Möglichkeit der flexiblen antriebsseitigen Separierung eines Stößelfeldes bzw. einer Presse kann im Havariefall eines Segmentes der Pressenanlage durch Austausch des verzahnten Längswellensegmentes gegen eine verzahnungslose Überbrückungswelle der Anlagenbetrieb mit eingeschränkter Stufenzahl fortgeführt werden. Ferner enthält jedes Stößelfeld bzw. jede Presse zwei Lagerungsmöglichkeiten. Damit ist es vorteilhaft möglich, je nach technologischen Erfordernissen ein anderes Stößelfeld bzw. eine andere Presse gegen antriebsseitige Beeinflussung durch Nachbarpressen zu separieren, indem das verzahnte Längswellensegment der ersten Lagerungsmöglichkeit gegen eine verzahnungslose Überbrückungswelle getauscht und in die zweite Lagerungsmöglichkeit ein verzahntes Längswellensegment eingesetzt wird.

    [0011] Ein besonderer Vorteil der Aufteilung des Antriebsmomentes auf mehrere Wellen besteht u. a. darin, daß die einzelnen Wellen auf Grund des jeweils kleineren zu übertragenden Momentes masseoptimiert ausgeführt werden können. Durch diese Momentenaufteilung läßt sich demzufolge auch eine größere Anzahl von nachgeordneten Pressenstufen wirtschaftlich antreiben.

    [0012] Die Erfindung wird nachstehend an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert. Die zugehörigen Zeichnungen zeigen:
    Fig. 1:
    eine schematische Darstellung der Großraumtransferpresse in der Vorderansicht,
    Fig. 2:
    die Großraumtransferpresse nach Fig. 1 in der Seitenansicht,
    Fig. 3:
    die Draufsicht nach Fig. 1,
    Fig. 4:
    die Draufsicht einer Ausführung mit stirnseitig am Kopfstück angeordnetem Antrieb,
    Fig. 5:
    die Gestaltung der Wellenlagerung.


    [0013] Die Großraumtransferpresse (Fig. 1) besteht aus einem mehrteiligen Pressengestell, in dem mehrere Stößel 1, 2 in Durchlaufrichtung hintereinander angeordnet sind, von denen der Stößel 1 für die Ziehstufe und die Stößel 2 für die weiteren Folgestufen in der Zeichnung dargestellt sind. Jedem Stößel 1, 2 ist ein separater Pressentisch 3, 4 und ein Kopfstück 5, 6 zugeordnet, welche über jeweils zwei Paar Pressenständer 7, 8 durch vorgespannte Zuganker 9 miteinander verbunden sind.

    [0014] Die jeweils benachbarten Pressentische 3, 4 sind im unteren Bereich des Tischfußes mittels Spannschrauben 10 (Fig. 2) miteinander verbunden.

    [0015] Zur Verminderung der gegenseitigen Beeinflussung der einzelnen Pressenstufen bei der elastischen Verformung des Pressengestelles in vertikaler Richtung sind im Auflagebereich der Pressenständer 7, 8 auf den jeweils benachbarten Pressentischen 3, 4 und/oder dem Auflagebereich der jeweils benachbarten Kopfstücke 5, 6 auf den Pressenständern 7, 8 Querbleche 11, 12 angeordnet, die eine vertikale Bewegung zulassen, aber Schwingungen des Pressengestelles in horizontaler Richtung verhindern.

    [0016] Der Antrieb der Presse - bestehend aus einem Motor 13 und einer Kupplungs-Brems-Vorrichtung 14 - ist stirnseitig an einem der Kopfstücke 5 angebracht (Fig. 4) oder auf bzw. in einem der Kopfstücke 5, 6 aufgesetzt bzw. eingesetzt (Fig. 3) und mit einem Verteilergetriebe 15 verbunden. Das Verteilergetriebe 15 enthält zwei Abtriebswellen 16, 17; von denen eine - ggf. über vorgelagerte Zahnradstufen 18 - mit den Exzenterrädern 19 des Stößels 1 der Ziehstufe und die zweite mit den Exzenterrädern 20 der Stößel 2 der Folgestufen wirkverbunden sind. Bei einer weiteren Ausgestaltung kann das Verteilergetriebe 15 auch mehr als zwei Abtriebswellen 16, 17 enthalten, welche z. B. mit den Stößeln für weitere Folgestufen oder dem Kurvengetriebe der Transfereinrichtung wirkverbunden sind.

    [0017] Für eine montage- und wartungsgerechte Ausführung sind jeweils gemeinsame Lagerelemente 21 und Lagerdeckel 22 zur Lagerung der Abtriebswellen 16, 17 und der vorgelagerten Zahnradstufen 18 der Pressengetriebe in bzw. auf den Kopfstücken 5, 6 angeordnet (Fig. 5). Die Abtriebswellen 16, 17 des Verteilergetriebes 15 sind mehrteilig ausgeführt und die einzelnen Längswellensegmente jeweils über winkelausgleichende Kupplungen 23 miteinander verbunden.

    [0018] Beim Ausfallen eines Stößelfeldes der Großraumtransferpresse bzw. einer Presse der Pressenanlage sind die mit Verzahnungen versehenen Längswellensegmente gegen verzahnungslose Überbrückungswellen austauschbar.

    [0019] Zweckmäßigerweise ist jedes Stößelfeld bzw. jede Presse mit zwei Lagerungsmöglichkeiten für die Längswellensegmente versehen, in die wahlweise entsprechend den jeweiligen technologischen Erfordernissen ein verzahntes Längswellensegment oder eine verzahnungslose Überbrückungswelle eingesetzt werden kann.


    Ansprüche

    1. Großraumtransferpresse zur Bearbeitung von Blechteilen in mehreren Arbeitsstufen, von denen die erste vorzugsweise als Ziehstufe ausgeführt ist, mit mehr als zwei Paar Pressenständern und mit mindestens zwei in Durchlaufrichtung hintereinander angeordneten Stößeln, die in Führungen der Pressenständer gelagert und deren Exzenterräder - ggf. über vorgelagerte Zahnradstufen - mittels einer Verbindungswelle mit einem gemeinsamen Pressenantrieb wirkverbunden sind, mit separaten Pressentischen und Kopfstücken für jeden Stößel, die mit den Pressenständern mittels Zugankern verbunden sind sowie mit Einrichtungen zum Zuführen und Entnehmen der Blechteile sowie zur schrittweisen Weitergabe derselben von einer Stufe zur nächsten,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß der Pressenantrieb ein Verteilergetriebe (15) mit mehreren Abtriebswellen (16, 17) aufweist, welche - ggf. über vorgelagerte Zahnradstufen (18) - mit den Exzenterrädern (19, 20) jeweils eines Stößels (1, 2) bzw. dem Kurvengetriebe der Transfereinrichtung wirkverbunden sind.
     
    2. Großraumtransferpresse nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß das Verteilergetriebe (15) zwei Abtriebswellen (16, 17) enthält, von denen eine mit den Exzenterrädern (19) des Stößels (1) der Ziehstufe und die andere mit den Exzenterrädern (20) des bzw. der weiteren Stößel (2) wirkverbunden ist.
     
    3. Großraumtransferpresse zur Bearbeitung von Blechteilen in mehreren Arbeitsstufen bestehend aus mehreren in Transportrichtung hintereinander angeordneten Einzelpressen - vorzugsweise einer als Ziehpresse ausgeführten Kopfpresse und einer oder mehreren Folgepressen - die mittels Verbindungswellen mit einem gemeinsamen Pressenantrieb wirkverbunden sind und deren Gestelle ggf. im Bereich der Pressentische mittels Spannschrauben miteinander verbunden sind und mit Einrichtungen zum Zuführen und Entnehmen der Blechteile sowie zur schrittweisen Weitergabe derselben von einer Stufe zur nächsten,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß der Pressenantrieb ein Verteilergetriebe (15) mit mehreren Abtriebswellen (16, 17) aufweist, welche mit jeweils einer der Pressen bzw. dem Kurvengetriebe der Transfereinrichtung wirkverbunden sind.
     
    4. Großraumtransferpresse nach Anspruch 3,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß das Verteilergetriebe (15) zwei Abtriebswellen (16, 17) enthält, von denen eine mit der Ziehpresse und die andere mit der bzw. den Folgepressen wirkverbunden ist.
     
    5. Großraumtransferpresse nach den Ansprüchen 1 bis 4,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß zur Lagerung der Abtriebswellen (16, 17) gemeinsame Lagerelemente (21) und Lagerdeckel (22) angeordnet sind.
     
    6. Großraumtransferpresse nach den Ansprüchen 1 oder 3
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Längswellensegmente der Abtriebswellen (16, 17) jedes Stößelfeldes bzw. jeder Presse mittels winkelausgleichender Kupplungen abkoppelbar und durch verzahnungslose Überbrückungswellen austauschbar sind.
     
    7. Großraumtransferpresse nach den Ansprüchen 1 oder 3
    dadurch gekennzeichnet,
    daß jedes Stößelfeld bzw. jede Presse zwei Lagerungsmöglichkeiten für Längswellensegmente hat, wobei wahlweise ein verzahntes Längswellensegment oder eine verzahnungslose Überbrückungswelle einsetzbar ist.
     




    Zeichnung
















    Recherchenbericht