[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Sprengschutzmatte, insbesondere zum Schutz der
Wandung von Fahrgastzellen von Fahrzeugen, bestehend aus mehreren Lagen antiballistischer
textiler Flächengebilde, welche der Form der Wandung folgend in eine Matrix eingebettet
sind, und ein Verfahren zur Herstellung dieser Sprengschutzmatten.
[0002] Derartige Sprengschutzmatten oder Sprengschutzschichten sind bekannt, zum Beispiel
zum Verkleiden des Bodenbereiches von gepanzerten Fahrzeugen. Bei der Herstellung
werden antiballistische textile Flächengebilde, z.B. Aramidgewebe, verwandt, wie sie
auch aus der Herstellung von kugelsicheren Westen bekannt sind. Bei den bekannten
Sprengschutzschichten werden ca. sechs Lagen Aramidgewebe auf das Bodenblech des Fahrzeuges
gelegt und anschließend zur Bildung einer die Gewebelagen einbettende Matrix mit einem
Harz vergossen, um Feuchtigkeitsaufnahme durch das Gewebe zu verhindern. Dies geschieht
in aufwendiger Handarbeit und ist außerdem zeitaufwendig, da die Zeit bis zum vollständigen
Abbinden des Harzes mehrere Tage betragen kann und während dieser Zeit keine weiteren
Arbeiten im Fahrzeuginnenraum möglich sind. Eine derartige Sprengschutzschicht hat
zwar durch das Aramidgewebe eine ausreichende Widerstandskraft gegen Geschosse und
Bomben- oder Granatsplitter, ist jedoch nicht ausreichend steif, um die bei einer
Explosion entstehenden Druckkräfte aufzufangen. Bei einer Explosion, wie sie bei festgelegten
Prüfbedingungen für gepanzerte Fahrzeugen entsteht, kann sich der Fahrzeugboden bei
mit der bekannten Sprengschutzschicht um mehr als 30 cm ausbeulen, wodurch eine große
Verletzungsgefahr für die Insassen entsteht.
[0003] Es sind auch Sprengschutzschichten aus gepreßten Paketen von von glasfaserverstärktem
Kunststoff mit einer Dicke von etwa 12mm bekannt, die eine ausreichende Steifigkeit
zur Aufnahme des Explosionsdruckes aufweisen. Der Nachteil dieser Sprengschutzschichten
liegt jedoch in ihrem hohen Gewicht von ca. 24 kg/m² und darin, daß für die Herstellung
von der Form des Fahrzeugbodens folgenden GFK-Paketen für jeden Fahrzeugtyp eine eigene,
relativ teure Form benötigt wird.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Sprengschutzmatte zu schaffen, die bei niedrigem
Gewicht und geringem Herstellungsaufwand eine ausreichend hohe Schutzwirkung vor Geschossen,
Minen-, Bomben- und Granatsplittern sowie dem Detonationsdruck hat.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Matrix aus einem flexibel
abbindenden Material, insbesondere Gummi, besteht und daß zwischen zwei inneren Lagen
des textilen Flächengebildes eine parallel zur Hauptebene der Wandung angeordnete,
biegesteife Verbundplatte angeordnet ist.
[0006] Dadurch, daß die die Flächengebilde umschließende Matrix aus einem nach dem Abbinden
flexiblen, insbesondere vulkanisierbaren Material besteht, kann die Sprengschutzmatte
nach ihrem Fertigstellen aus der Fertigungsform entnommen werden und als Formteil
in die Fahrgastzelle des Fahrzeuges eingebaut werden. Durch das Einfügen der parallel
zur Hauptebene der Wandung angeordneten biegesteifen Verbundplatte zwischen zwei innere
Lagen des textilen Flächengebildes erhält die Sprengschutzmatte die nötige Festigkeit
zur Aufnahme der Detonationsdruckkräfte.
[0007] Vorzugsweise besteht die biegesteife Verbundplatte aus einer mit zwei Deckschichten
versehenen Wabenstruktur aus Kunststoff oder Aluminium. Alternativ kann eine Wellstruktur
aus Kunststoff oder Aluminium zur Bildung der Verbundplatte mit zwei Deckschichten
versehen sein. Diese zweite Konstruktion ist jedoch nur in einer Richtung biegesteif.
Für eine ausreichende Aufnahme der Detonationsdruckkräfte reicht eine Verbundplatte
mit einer Dicke von 5 - 20 mm. Durch den Detonationsdruck bei den festgelegten Prüfbedingungen
ergibt sich eine Verformung eines derart gepanzerten Fahrzeugbodens von weniger als
10 cm, also etwa 1/3 der Verformung des in Kunststoff eingegossenen Aramidgewebes.
Die so hergestellte Sprengschutzmatte hat ein Gewicht von unter 6 kg/m² und bietet
daher gegenüber den bekannten GFK-Paketen eine erhebliche Gewichtsreduzierung.
[0008] Das textile Flächengebilde der Sprengschutzmatte ist vorzugsweise ein Aramidgewebe.
Es haben sich Aramidgewebe mit Panamabindung und gleicher Festigkeit in Schuß- und
in Kettrichtung besonders bewährt. Da das Aramidgewebe auch einen Teil seiner antiballistischen
Wirkung durch elastische Verformung erreicht, ist vorzugsweise die größere Anzahl
der Gewebelagen zwischen der Verbundplatte und der Fahrgastzelle anzuordnen. Die zwischen
Fahrzeugwandung und Verbundplatte angeordneten Lagen können Geschosse und Splitter
nicht stark verzögern, da sie nicht elastisch nachgeben können.
[0009] Um eventuelle Vibrationen zwischen der Verbundplatte und den der Fahrzeugwandung
folgenden Lagen des Flächengebildes zu verhindern, können die Hohlräume in diesem
Bereich mit einem Kunststoff ausgeschäumt sein.
[0010] Eine weitere Aufgabe der Erfindung ist es, ein wenig aufwendiges und kostengünstiges
Verfahren zur Herstellung der Sprengschutzmatte zu schaffen.
[0011] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Patentanspruches 8 erfüllt.
[0012] Das Einlegen der Lagen antiballistischen Flächengebildes und der Verbundplatte in
die Fertigungsform kann dabei automatisiert werden. Die Abbindezeit ist in den Fertigungsprozeß
für die Sprengschutzmatte integriert und verzögert daher nicht die Arbeiten an der
Panzerung des Fahrzeuges. Durch die Fertigung entsteht ein Formteil, welches schnell
an dem entsprechenden Bereich der Fahrgastzelle angebracht und befestigt werden kann.
[0013] In einer bevorzugten Ausführungsform wird als Matrixmaterial Gummi verwendet, welches
nach Einlegen der gummierten Flächengebilde und der Verbundplatte in die Fertigungsform
in einem Autoklav bei einem Druck von etwa 7 bar und einer Temperatur von etwa 150°C
vulkanisiert wird.
[0014] Als Fertigungsform kann das die Fahrzeugwandung bildende Blech verwendet werden,
und es ist keine kostspielige Anfertigung einer speziellen Form nötig.
[0015] Weitere Merkmale der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen und aus der nun
folgenden Zeichnungsbeschreibung. Die Zeichnungen zeigen in
- Fig. 1
- den Längsschnitt durch eine in der Fahrgastzelle angeordnete bevorzugte Ausführungsform
der Sprengschutzmatte und
- Fig. 2
- eine in der Fahrgastzelle angeordnete Sprengschutzmatte mit ausgeschäumten Hohlräumen
im Längsschnitt.
[0016] In der Fig. 1 sind die an die Fahrzeugwandung 1, in diesem Fall das Bodenblech, anliegenden
Lagen 2 antiballistischen textilen Flächengebildes zu erkennen. Zwischen diesen Lagen
ist eine Verbundplatte 3 angeordnet, die aus einer Wabenstruktur und zwei damit verbundenen
Deckplatten besteht. Die Verbundplatte 3 ist nur auf der Bodenebene des Bodenblechs
1 angeordnet, über dem der Sitz für die Fahrzeuginsassen angeordnet ist. In den seitlich
hiervon gelegenen Bereichen, wie zum Beispiel rechts dem Kardantunnel und links dem
durch den Türschweller verstärkten Bereich, ist eine große Biegesteifigkeit der Sprengschutzmatte
weniger wichtig.
[0017] Bei der in Fig. 2 dargestellten Sprengschutzmatte wird die biegesteife Zwischenlage
der Verbundplatte 3' von einer Well- oder Zick-Zack-Platte aus Aluminium oder Kunststoff
gebildet, die mit zwei Deckschichten fest verbunden ist. Da die Verbundplatte 3' in
der Fig. 2 lediglich auf den Rippen im Fahrzeugbodenblech 1 folgenden Bereichen der
Lagen 2 des Flächengebildes aufliegt, sind zur Verhinderung von Vibrationen der Verbundplatte
3' die Zwischenräume mit einem Kunststoff 4 ausgeschäumt.
[0018] Die in den Fig. 1 und 2 ersichtlichen Darstellungen entsprechen auch den bei der
Herstellung der Sprengschutzmatte zum Vulkanisieren in einen Autoklav schiebbaren
Formanordnungen. Als Vulkanisierform dient ein einfaches Bodenblech 1, welches vom
Fahrzeughersteller zur Verfügung gestellt werden kann.
Bezugszeichenliste:
[0019]
- 1
- Fahrzeugwandung
- 2
- Lagen antiballistischen Flächengebildes (Aramidgewebe)
- 3,3'
- Verbundplatte
- 4
- Kunststoff
1. Sprengschutzmatte, insbesondere zum Schutz der Wandung (1) von Fahrgastzellen von
Fahrzeugen, bestehend aus mehreren Lagen (2) antiballistischer textiler Flächengebilde,
welche der Form der Wandung (1) folgend in eine Matrix eingebettet sind, dadurch gekennzeichnet,
daß die Matrix aus einem flexibel abbindenden Material, insbesondere Gummi, besteht
und daß zwischen zwei inneren Lagen des textilen Flächengebildes eine biegesteife
Verbundplatte (3,3') eingebettet ist.
2. Sprengschutzmatte nach Anspruch 1 ,dadurch gekennzeichnet, daß die biegesteife Verbundplatte
(3) eine mit zwei Deckschichten versehene Wabenstruktur ist.
3. Sprengschutzmatte nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die biegesteife Verbundplatte
(3') eine mit zwei Deckschichten versehene Wellstruktur ist.
4. Sprengschutzmatte nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß die Verbundplatte (3,3') eine Dicke von 5 bis 20 mm hat.
5. Sprengschutzmatte nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß die Verbundplatte (3,3') parallel zur Hauptebene der Wandung
(1) angeordnet ist.
6. Sprengschutzmatte nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß das antiballistische textile Flächengebilde ein Aramidgewebe
ist.
7. Sprengschutzmatte nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß zwischen der Wandung (1) und der Verbundplatte (3,3')
mindestens eine Lage (2) und zwischen der Verbundplatte (3,3') und der Fahrgastzelle
mindestens drei Lagen (2) des antiballistischen textilen Flächengebildes angeordnet
sind.
8. Sprengschutzmatte nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß die Hohlräume zwischen der Verbundplatte (3,3') und dem
textilen Flächengebilde (2) mit einem Kunststoff (4) ausgeschäumt sind.
9. Verfahren zur Herstellung einer Sprengschutzmatte nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
gekennzeichnet durch die folgenden Schritte:
- Einlegen mindestens einer mit dem matrixbildenden Material getränkten Lage (2) antiballistischen
textilen Flächengebildes in eine Form, deren Kontur der Kontur der Fahrzeugwandung
(1) entspricht,
- Einlegen mindestens einer zugeschnittenen Verbundplatte (3,3') auf die Lagen (2)
des Flächengebildes,
- Abdecken der Verbundplatte (3,3') in der Form mit mehreren mit dem matrixbildenden
Material getränkten Lagen (2) antiballistischer textiler Flächengebilde und
- Entnahme der Sprengschutzmatte aus der Form nach dem Abbinden des Matrixmaterials.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß als Matrixmaterial ein vulkanisierbares
Elastomer verwendet wird und die Form vor der Entnahme der Sprengschutzmatte zum Vulkanisieren
der Matrix in einen Autoklav geschoben wird.
11. Verfahren nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, daß vor dem Abdecken der
Verbundplatte (3,3') die Zwischenräume zwischen dieser und dem der Kontur der Fahrzeugwandung
(1) folgenden textilen Flächengebilde (2) mit Kunststoff (4) ausgeschäumt werden.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß als Form
das die Fahrzeugwandung bildende Blech (1) verwendet wird.