[0001] Die Erfindung betrifft eine Einrichtung zur störungsfreien Produktförderung in Falzapparaten,
sowohl durch einen Spalt zwischen zwei produktführenden Zylindern als auch durch einen
sich dahinter erstreckenden Zwickelbereich, welcher seitlich durch Umfangsflächen
beider Zylinder und nach oben durch eine Leiteinrichtung für das zu fördernde Produkt
begrenzt ist.
[0002] DE 37 05 195 A1 zeigt eine Leiteinrichtung im Zylinderzwickel zweier miteinander
zusammenwirkender Zylinder. Ein mit Lagerstummeln gelagertes Drehteil weist verstellbare
Anschlußstücke auf, die eine kontinuierliche Führung des vorlaufenden Produktabschnittes
gewährleisten, den nachlaufenden sich aus dem Zylinderspalt in den Zwickelbereich
bewegenden Produktabschnitt jedoch sich selbst überlassen.
[0003] Einer der in DE 37 05 195 A1 offenbarten Leiteinrichtung ähnelnde Querfalzvorrichtung
ist in DE 35 12 308 C2 offenbart. Diese Querfalzvorrichtung weist ebenfalls ein drehbares
Mittelteil auf, dessen Anschlußstücke mit tangentialem Übergang jedoch als feststehend
ausgebildet sind. Mit dieser Querfalzvorrichtung ist das nachlaufende Ende eines durch
den Spalt zwischen den Falzzylinderoberflächen hindurchtretenden Falzproduktes ebenfalls
nicht führbar.
[0004] Schließlich offenbart DE 33 21 577 C2 Bremsbürsten im Falzapparat von Rotationsdruckmaschinen.
Mit den an den Umfang eines Falzmesserzylinders angestellten Bremsbürsten kann nur
auf ein nachlaufendes Produktende eingewirkt werden. Der Einwirkungsbereich der Bremsbürsten
im unteren Zwickelbereich zwischen Falzmesserzylinder und Falzklappenzylinder ist
jedoch durch die Kontur des unteren Zylinderzwickels begrenzt. Nach Verlassen des
Bürstenbereiches wirkt die durch die Bürsten ausgeübte Halte- und Bremskraft nicht
mehr, so daß das in den Zylinderspalt einlaufende, nachlaufende Produktende schlagartig
entlastet wird, und dazu neigt, sich im oberen Bereich des Zylinderzwickels zu stauchen.
Die dabei auftretenden Flatter- und Peitschenbewegungen des nachlaufenden Produktabschnittes
stören wiederum den Bewegungsablauf des vorlaufenden Produktabschnittes und sind daher
in hohem Maße unerwünscht.
[0005] Die Nachteile des skizzierten Standes der Technik werden durch die Erfindung auf
einfache weise beseitigt.
[0006] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, den übergang von Falzproduktbereichen
eines Falzproduktes zwischen produktführenden Zylindern zu optimieren.
[0007] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß an einem ein Produkt übernehmenden
Zylinder eine Beschichtung angebracht ist, welche eine Mehrzahl von Kammern aufweist,
die durch Abschnitte des sich bewegenden Produktes verschließbar sind.
[0008] Die sich aus dieser Lösung ergebenden Vorteile sind darin zu sehen, daß der sich
in den Spalt zwischen den produktführenden Zylindern bewegende Abschnitt des Falzproduktes,
durch die Enge des Spaltes unterstützt, an die Beschichtung angedrückt wird. Dadurch
wird die durch Bürstenführungen begonnene Einflußnahme auf dem Falzproduktabschnitt
entscheidend verlängert. Die Kompression der Beschichtung im Spalt zwischen den produktführenden
Zylindern läßt die eingeschlossene Luft aus den Kammern der Beschichtung entweichen,
welche nunmehr von den sich im Bereich der Beschichtung im Spalt befindlichen Abschnitten
des Falzproduktes verschlossen werden. Bei weiterer Drehung der produktführenden Zylinder,
also bei der Förderung des Produktes aus dem Spalt heraus, nimmt die Beschichtung
wieder ihre urprüngliche Dicke an. Der auf diese Weise in den Kammern der Beschichtung
durch deren Volumenvergrößerung erzeugte Unterdruck hält das nachlaufende Produktende
am Umfang des Zylinders, während der Rücken des Falzproduktes von der Falzklappe aufgenommen
ist. Da dieser Produktabschnitt an beiden Enden fixiert ist, sind Flatter- und Peitscheneffekte
eliminiert.
[0009] In Weiterentwicklung des der Erfindung zugrunde liegenden Gedankens ist die Beschichtung
am Umfang eines das Produkt übernehmenden Zylinders in Produktbewegungsrichtung gesehen,
vor einer Greifeinrichtung angeordnet. Darüber hinaus erstreckt sich die Beschichtung
am Umfang des das Produkt übernehmenden Zylinders beidseits einer zwischen den Zylindern
verlaufenden Zylinderzentralen. Dies bietet den Vorteil, verschiedene Falzproduktformate
verarbeiten zu können, wobei jeweils sichergestellt ist, daß das nachlaufende Produktende
im Spalt und im oberen Zwickelbereich eine zuverlässige, den ergriffenen Falzproduktabschnitt
straffende Beeinflussung erfährt.
[0010] Weitere Merkmale der erfindungsgemäßen Lösung sind in den weiteren Ansprüchen niedergelegt.
[0011] Nachfolgend sei die Erfindung anhand einer Zeichnung detailliert erläutert.
[0012] Es Zeigt:
- Fig. 1
- den Übergang eines Falzproduktes zwischen zwei produktführenden Zylindern,
- Fig. 2
- einen streifenförmigen Beschichtungsabschnitt und
- Fig. 3
- die Kompression und Dekompression der Beschichtung im Spalt bzw. im oberen Zwickelbereich.
[0013] In Fig. 1 ist der übergang eines Falzproduktes zwischen zwei produktführenden Zylindern
gezeigt.
[0014] Ein auf dem Umfang eines Falzmesserzylinders 1 geführtes Produkt 6 wird durch Punkturen
3, unterstützt durch anstellbare Bürsten 4, am Umfang des Falzmesserzylinders 1 gehalten.
Durch ein das Produkt 6 parallelfalzendes Falzmesser 2 wird der Produktrücken je nach
Betriebsmodus, ob zweiter Querfalz oder Deltafalz gefahren wird, in einer Falzklappe
8 eines Falzklappenzylinders 7 gestoßen. Die den Falzrücken des Produktes 6 ergreifende
Falzklappe 8 zieht das von den Punkturen 3 freigegebene Produkt vom Umfang des Falzmesserzylinders
1 ab. Dabei nehmen die in Fig. 1 dargestellten Abschnitte des Produktes 6, nämlich
das vorlaufende Produktende 6a und das nachlaufende Produktende 6b, jeweils unterschiedliche
Wege. Das vorlaufende Produktende 6a wird entlang eines Leitblechs 5 kontinuierlich
geführt, während das den Wirkbereich 4 der Bürsten 4 verlassende nachlaufende Produktende
6b in dem Spalt zwischen den produktführenden Zylindern 1 und 7 eintritt.
[0015] Auf dem Umfang des Falzklappenzylinders 7 ist eine Beschichtung 10 angebracht, deren
Erstreckung auf dem Umfang des Falzklappenzylinder 7 derart bemessen ist, daß sowohl
die nachlaufenden Produktende 6b einfach quergefalzter als auch deltagefalzter Produkte
6 aufgenommen werden können. Bei Eintritt in den Spalt wird durch die Kompression
der Beschichtung 10 Luft aus den einzelnen in Umfangsrichtung hintereinanderliegenden
Kammern 11 gedrückt. In diesem komprimierten Zustand werden die Öffnungen der Kammern
11 durch das nachlaufende Produktende 6b verschlossen, welches sich an die Oberfläche
der Beschichtung 10 anschmiegt. Bewegt sich das an der Beschichtung 10 anliegende
nachlaufende Produktende 6b aus dem Spalt hinaus, so nimmt die Beschichtung 10 (siehe
auch Fig. 3) wieder ihre ursprüngliche Dicke an. Durch den mit dieser Volumenvergrößerung
der durch das nachlaufende Produkende 6b verschlossenen Kammern 11 einhergehenden
Unterdruckaufbau schmiegt sich das nachlaufende Produktende 6b im Bereich des oberen
Zylinderzwickels 14 an die Oberfläche des Falzklappenzylinders 7 an. Ein Aufflattern
und Peitschenbewegungen am nachlaufenden Produktende 6b unterbleiben.
[0016] Fig. 2 zeigt einen streifenförmigen Beschichtungsabschnitt.
[0017] Die Beschichtung 10 kann sowohl als eine einen kompletten Abschnitt des Zylindermantels
des Falzklappenzylinders 7 abdeckende Platte ausgebildet sein, als auch aus einzelnen
in axialer Richtung nebeneinanderliegend angeordneten Streifen bestehen. Zum besseren
Luftaustritt können die Platten von Entlüftungskanälen, insbesondere im mittleren
Bereich, durchzogen sein. In den in Fig. 2 gezeigten Streifen weisen die Kammern 11
eine tropfenförmige Kontur auf, wobei die schmalste Stelle der Kontur in Produktbewegungsrichtung
15 orientiert ist. Es wären auch oval verlaufende Konturen, Längsschlitze oder ähnliche
Konturen der einzelnen Kammern 11, sowie eine Abfolge unterschiedlicher Geometrien
sowohl in Umfangsrichtung als auch in axialer Richtung des Falzklappenzylinders 7
denkbar. Die kompressible Beschichtung 10 kann mit einer als weitgehend unelastisch
ausgeführten Unterlage 12 versehen sein, mit welcher sie auf den Umfang des Falzklappenzylinders
7 befestigt werden kann. In Abhängigkeit vom Zylinderspalt zwischen den produktführenden
Zylindern 1 und 7 kann durch die Stärke der inkompressiblen Unterlage 12 das Verhältnis
von kompressibler Beschichtung 10 zu inkompressibler Unterlage 12 eingestellt werden.
Da sich die Kammern 11 in der kompressiblen Beschichtung 10 befinden, wird durch die
Kompression kurzzeitig wirkende Saugkraft erzeugt. Bei unterschiedlichen Papierflächengewichten
kann demnach durch die Wahl der Unterlage 12 verschiedenen Produktionserfordernissen
Rechnung getragen werden.
[0018] Fig. 3 zeigt Kompression und Dekompression der Beschichtung während der Passage des
Spaltes zwischen den produktführenden Zylindern.
[0019] Das noch auf dem Umfang des Falzmesserzylinders 1 befindliche nachlaufende Produktende
6b und die Beschichtung 10 des Falzklappenzylinders 7 bewegen sich gemeinsam in den
Zylinderspalt. Bei weiterer Rotation der Zylinder wirkt die in den Kammern 11 befindliche
Luft herausgedrückt, wobei die Kammern im komprimierten Zustand durch das nachlaufende
Produktende 6b verschlossen werden. Bei Austritt aus dem Spalt entsteht durch die
Entspannung der Beschichtung 10 ein zeitlich begrenzter Unterdruck, der das nachlaufende
Produktende 6b über den Wirkbereich 13 am Umfange des Falzklappenzylinders hält. Durch
eine sich in Umfangsrichtung des Falzklappenzylinders 7 beidseits einer Zylinderzentrale
9 ertreckenden Beschichtung 10, sei es in Streifenform oder als Plattenstruktur, können
die im Spalt herrschenden durch die Kompressibilität der Beschichtung beeinflußbaren
Kräfte zu einer Produktführung im oberen Zwickelbereich 14 ausgenutzt werden, ohne
daß es aufwendiger Einbauten dort bedarf. Neben einer in Fig. 3 gezeigten Konfiguration
der Beschichtung 10 beidseitig einer Zylinderzentralgen 9, kann bei mehrfach großen
produktführenden Zylindern die Beschichtung 10 jeweils so auf den Zylindermantel befestigt
sein, daß diese - in Drehrichtung des das Falzprodukt übernehmenden Zylinders gesehen
- im hinteren Bereich des von jeweils einem Produkt überdeckten Mantelsegmentes des
Zylinders angeordnet ist. Damit ist sichergestellt, daß die nachlaufenden Produktenden
6 b auch bei mehrfach großen falzproduktführenden Zylindern nach Passage des Zylinderspaltes
betriebssicher bis in den oberen Zylinderzwickel 14 geführt werden, wo nach atmosphärischem
Druckausgleich durch die Wände der Kammern 11, die Haltekraft allmählich nachläßt.
[0020] Durch die im Spalt wirkende gelinde Druckkraft ist ferner eine permanent das nachlaufende
Produktende 6b straffende Zugkraft gegeben, die einer Wellenbildung entgegenwirkt.
Bezugszeichenliste
[0021]
- 1
- Falzmesserzylinder
- 2
- Falzmesser
- 3
- Punktur
- 4
- Bürsten
- 5
- Leitblech
- 6
- Produkt
- 6a
- vorlaufendes Produktende
- 6b
- nachlaufendes Produktende
- 7
- Falzklappenzylinder
- 8
- Falzklappe
- 9
- Zylinderzentrale
- 10
- Beschichtung
- 11
- Kammer
- 12
- Unterlage
- 13
- Wirkbereich
- 14
- Zylinderzwickel
- 15
- Produktbewegungsrichtung
1. Einrichtung zur störungsfreien Produktförderung in Falzapparaten, sowohl durch einen
Spalt zwischen zwei produktführenden Zylindern als auch durch einen sich dahinter
erstreckenden Zylinderzwickel, welcher durch Umfangsflächen beider Zylinder und nach
oben durch eine Leiteinrichtung für das zu fördernde Produkt begrenzt ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß an einem ein Produkt (6) übernehmenden Zylinder (1) eine kompressible Beschichtung
(10) angebracht ist,
welche eine Mehrzahl von Kammern (11) aufweist, die durch einen Abschnitt des Produktes
(6) verschließbar sind.
2. Einrichtung zur störungsfreien Produktförderung gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß am Umfang eines das Produkt (6) übernehmenden Zylinders (1) die Beschichtung (10),
in Produktbewegungsrichtung (15) gesehen, vor einer Greifeinrichtung (8) angeordnet
ist.
3. Einrichtung zur störungsfreien Produktförderung gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß sich die Beschichtung (10) an Umfang des das Produkt (6) übernehmenden Zylinders
(1) in wesentlichen - in Förderrichtung des Produktes (6) gesehen - im hinteren Bereich
des vom Produkt abgedeckten Zylindermantelsegmentes des Zylinders 1 erstreckt.
4. Einrichtung zur störungsfreien Produktförderung gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Beschichtung (10) in Gestalt einzelner Streifen auf den Umfang des Zylinders
(1) befestigt ist.
5. Einrichtung zur störungsfreien Produktförderung gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Beschichtung (10) in Plattenform auf dem Umfang des Zylinders (1) befestigt
ist.
6. Einrichtung zur störungsfreien Produktförderung gemäß der Ansprüche 4 oder 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Beschichtung (10) eine Unterlage (12) aufweist.
7. Einrichtung zur störungsfreien Produktförderung gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Kammern (11) der Beschichtung (10) in Produktbewegungsrichtung (15) hintereinander
angeordnet sind.
8. Einrichtung zur störungsfreien Produktförderung gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Kammern (11) der Beschichtung (10) eine tropfenförmige Kontur aufweisen.