Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung betrifft einen Stabilisierungseinrichtung zur Kennfelderweiterung eines
Verdichters gemäss Oberbegriff des Anspruches 1.
Stand der Technik
[0002] Derartige Stabilisierungseinrichtungen sind für axiale und radiale Verdichter bekannt.
Bei Verwendung von Turboverdichtern wird angestrebt, mit wachsendem Durchfluss monoton
fallende Kennlinien ohne Hysterese zu erzielen, um eine hohe Zuverlässigkeit bei Teillastbetrieb
zu erreichen. Solche kontinuierliche Kennlinien werden als stabil bezeichnet. Bei
Teillast sind jedoch stabile Kennlinien um so schwerer zu erzielen, je grösser das
Druckverhältnis im Auslegungspunkt ist. Deshalb versucht man mittels zusätzlicher
Stabilisierungseinrichtungen die gewünschten Kennlinien zu erzeugen.
[0003] In der Patentschrift EP 0 229 519 wird eine Stabilisierungseinrichtung für einen
Radialverdichter beschrieben, die dadurch gekennzeichnet ist, dass das Innengehäuse
als Ummantelung des Schaufelrades radiale Bohrungen oder Schlitze aufweist, die eine
Verbindung zwischen Anströmungskanal und Beschaufelung herstellen und dabei schaufelseitig
von den Schaufeln mehr oder minder überdeckt werden. Dadurch wird zwar die Pump- oder
Stabilitätsgrenze kennlinienförmig verschoben, aber gleichzeitig wird der Wirkungsgrad
des Verdichters stark herabgesetzt.
[0004] Bekannt ist auch ein Zentrifugalkompressor (US 4,212,585), bei dem ein Gehäusezusatz
mit freien Ausnehmungen vorhanden ist, die sich in Strömungsrichtung erstrecken. Diese
Ausnehmungen bewirken aber besonders im Teillastbereich eine Pumpwirkung, also instabile
Kennlinien. Die in der Patentschrift CH 675 279 beschriebenen Stabilisierungseinrichtung
besteht ebenfalls aus einer Ausnehmung im Gehäuse des Radialverdichters, wobei aber
in diese Ausnehmung ein Stabilisierungsring integriert ist, der vor dem Laufrad und
ausserhalb der Hauptströmung angeordnet ist und an seinem Aussenumfang eine Anzahl
Schaufeln trägt, die an der Innenkontur der Ausnehmung verankert sind. Der Nachteil
dieser Lösung ist die aufwendige Gestaltung des Gehäuses und der Stabilisierungseinrichtung.
[0005] Zusammenfassend ist festzustellen, dass die bekannten technischen Lösungen zur Stabilisierung
des Verdichterkennfeldes eine spezielle Gestaltung des Verdichtergehäuses beinhalten.
Bei starker Drosselung des Verdichters wird eine Rezirkulationsströmung durch die
bzw. in den im Verdichtergehäuse angeordneten Öffnungen ermöglicht.
[0006] Der Nachteil dieser bekannten technischen Lösungen ist die aufwendige Gehäusegestaltung.
Ausserdem sind bei herkömmlichen Radialradkonstruktionen die Laufschaufeln im Eintrittsbereich
durch Schwingungen stark belastet, welche durch die bekannten Stabilisatoren noch
verstärkt werden können. Desweiteren verursacht die sich an der Gehäusewand entwickelnde,
bei langen Zuströmwegen dicke Grenzschicht im Schaufelaussenbereich ungünstige Zuströmbedingungen,
wenn diese nicht durch eine komplizierte Schaufelgeometrie kompensiert werden. Ein
weiterer Nachteil ist der auf Grund der engen Spiele zwischen Gehäuse und Laufrad
erforderliche hohe Fertigungsaufwand.
Darstellung der Erfindung
[0007] Die Erfindung versucht all diese Nachteile zu vermeiden. Ihr liegt die Aufgabe zugrunde,
bei einem Verdichter durch Stabilisierung der Strömung das Verdichterkennfeld zu kleinem
Durchsatz hin zu verbreitern und gleichzeitig die Schwingungs- und Spielprobleme im
Laufradeintrittsbereich zu beseitigen. Desweiteren liegt ihr noch die zusätzliche
Aufgabe zugrunde, bei dem Verdichter mit Stabilisierungseinrichtung den Grenzschichteinfluss
auf die Strömungsverhältnisse an den Schaufelvorderkanten zu verringern.
[0008] Erfindungsgemäss wird dies dadurch erreicht, dass die Stabilisierungseinrichtung
aus einem fest mit den Laufschaufeln verbundenen mitrotierenden Ring besteht, wobei
zwischen dem Ring und dem Gehäuse des Verdichters ein Rezirkulationskanal angeordnet
ist, welcher an seinem in Strömungsrichtung hinteren Ende eine Öffnung zum Laufrad
hin hat, wobei im Anschluss an das hintere Ende dieser Öffnung zwischen Laufrad und
Wand des Gehäuses nur noch das bisher übliche enge Spiel besteht.
[0009] Die Vorteile der Erfindung sind unter anderem in einer Verbreiterung des Verdichterkennfeldes
zu kleinen, aber auch zu grossen Volumenströmen hin zu sehen. Gleichzeitig werden
die Amplituden der Schaufelschwingungen im Laufradseintrittsbereich reduziert, wodurch
die Laufschaufeln dort dünner als bisher ausgeführt werden können. Dadurch wird der
Laufradwirkungsgrad erhöht. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass durch den grossen
radialen Abstand zwischen dem Ring und dem Gehäuse im Laufradeintrittsbereich keine
Spielprobleme auftreten. Ausserdem beeinflusst die im Zuströmbereich zum Laufrad an
der Gehäuseaussenwand entstandene Grenzschicht nicht mehr die Strömungsverhältnisse
an den Schaufelvorderkanten, da sie im neben dem Laufrad liegenden Kanal an den Eintrittskanten
der Laufschaufeln vorbei fliesst.
[0010] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen enthalten.
Kurze Beschreibung der Zeichnung
[0011] In der Zeichnung sind 5 Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand eines Radialverdichters
dargestellt.
[0012] Die Fig. 1 bis 5 zeigen jeweils einen Teilmeridianschnitt des Verdichters mit der
Stabilisierungseinrichtung.
[0013] Es sind nur die für das Verständnis der Erfindung wesentlichen Elemente gezeigt.
Die Strömungsrichtung des Arbeitsmittels ist mit Pfeilen bezeichnet.
Weg zur Ausführung der Erfindung
[0014] In Fig. 1 ist ein Teil eines Radialverdichters mit einer Ausführungsform der erfindungsgemässen
Stabilisierungseinrichtung dargestellt. Der Verdichter besteht aus dem Gehäuse 3 und
dem Laufrad 5. Das Laufrad 5 ist mit einem fest mit den Laufschaufeln 1 verbundenen
mitrotierenden dünnen Ring 2 ausgerüstet. Die in Strömungsrichtung des Gases liegende
vordere Kante des Ringes 2 befindet sich in diesem Fall axial vor den Eintrittskanten
der Laufschaufeln 1. Zwischen dem Ring 2 und dem Gehäuse 3 des Verdichters ist ein
Rezirkulationskanal 4 angeordnet, welcher durch die Aussenfläche des Ringes 2 und
die Innenfläche des Verdichtergehäuses 3 begrenzt wird. Der Rezirkulationskanal 4
hat an seinem in Strömungsrichtung hinteren Ende eine Öffnung zum Laufrad 5 hin. Erst
vom hinteren Ende dieser Öffnung an haben das Laufrad 5 und die Innenwand des Gehäuses
3 das übliche enge Spiel.
[0015] Der Ring 2 stützt die Schaufeleintrittskanten sowohl in tangentialer als auch in
radialer Richtung ab. Dadurch werden die Amplituden der Schaufelschwingungen starkt
reduziert und die mechanische Schaufelbelastung sinkt. Auf Grund der reduzierten Schaufelbelastung
können die Laufschaufeln 1 dünner als ohne Ring möglich ausgeführt werden, was wiederum
eine Erhöhung des Laufradwirkungsgrades bewirkt.
[0016] Der neben dem Laufrad 5 liegende radiale Rezirkulationskanal 4 bewirkt in erster
Linie die Stabilisierung des Verdichterkennfeldes. Durch diesen Strömungskanal 4 kann
sich bei einer Drosselung des Verdichters der die Strömung stabilisierende Rezirkulationsstrom
ausbilden. Das Verdichterkennfeld wird dadurch zu kleinen Volumenströmen hin verbreitert.
Andererseits wird das Kennfeld auch zu grossen Volumenströmen hin verbreitert, da
bei sehr grossem Durchsatz, wenn im engsten Laufradquerschnitt bereits Schallgeschwindigkeit
herrscht, durch den Rezirkulationskanal 4 Fluid in das Laufrad 5 einströmen kann.
Die im Zuströmbereich zum Laufrad 5 an der Aussenwand des Gehäuses 3 entstandene Grenzschicht
beeinflusst nicht mehr die Strömungsverhältnisse an den Vorderkanten der Laufschaufeln
1, da sie im neben dem Laufrad 5 liegenden Rezirkulationskanal 4 an den Schaufeleintrittskanten
vorbei fliesst. Eine Grenzschichtkompensation durch eine angepasste Schaufelform ist
somit nicht nötig.
[0017] Die Grenzschicht, die sich am mitrotierenden, axial vorstehenden Ring 2 ausbildet,
rotiert mit dem Ring 2. Sie hat deshalb eine Drallkomponente, die mit der Laufraddrehung
gleichgerichtet ist. Dadurch reduziert sich die Machzahl an den Schaufeleintrittskanten,
was ein besseres Schluckvermögen des Laufrades bewirkt.
[0018] Ein weiterer Vorteil der Erfindung besteht darin, dass durch den grossen Abstand
zwischen dem Ring 2 und dem Gehäuse 3 im Laufradeintrittsbereich keine Spielprobleme
mehr auftreten und sich dort neue Freiheitsgrade für die Gestaltung der Aussenkontur
des Laufrades 5 ergeben.
[0019] In den Fig. 2 bis 4 sind weitere Ausführungsbeispiele der Erfindung, die sich auf
eine unterschiedliche Anordnung und Gestaltung des Ringes 2 beziehen, an einem Radialverdichter
dargestellt. In Fig. 2 schliesst der mit den Laufschaufeln 1 fest verbundene Ring
2 bündig mit den Schaufeleintrittskanten ab, während sich in Fig. 3 die in Strömungsrichtung
vordere Kante des Ringes 2 axial hinter den Schaufeleintrittskanten befindet. Fig.
4 zeigt, dass die Grösse des Radius des Ringes 2 in axialer Richtung veränderbar ist.
[0020] Vorteilhaft ist, wenn die Oberfläche des Ringes 2 eine gewisse Rauhigkeit aufweist,
weil dadurch der Drall der am Ring 2 haftenden Grenzschicht günstig beeinflusst wird.
Die Oberflächenrauhigkeit R
z sollte im Bereich von 6,3 bis max. 40, vorzugsweise bei 20, liegen.
[0021] Bei axialer Positionierung des Ringes 2 (Fig. 5) liegen die Abmessungen der in Strömungsrichtung
hinteren Öffnung des Rezirkulationskanals 4 in folgenden Bereichen: Das Verhältnis
von gemeinsamer Meridianbogenlänge zwischen Ring und äusserem Schaufelschnitt zur
Meridianbogenlänge des äusseren Schaufelschnitts s₁/s
max beträgt 0,05 bis max. 0,2, vorzugsweise 0,09. Das Verhältnis der Meridianbogenlänge
von der Schaufeleintrittskante bis zum Ende der Öffnung des Rezirkulationskanals zur
Meridianbogenlänge des äusseren Schaufelschnitts s₂/s
max beträgt 0,15 bis max.0,4, vorzugsweise 0,27, das Verhältnis des Abstandes der in
Strömungsrichtung liegenden vorderen Kante des Ringes 2 von der Schaufeleintrittskante
zur Meridianbogenlänge des äusseren Schaufelschnitts l/s
max beträgt -0,1 bis max. 0,6, vorzugsweise 0,41 und das Verhältnis der Höhe des Rezirkulationskanals
zum Aussenradius des Laufrades Δr/r₂ beträgt 0,075 bis max.0,2, vorzugsweise 0,11.
[0022] Die erfindungsgemässe Stabilisierungseinrichtung kann selbstverständlich auch in
Axialverdichtern angebracht werden.
Bezugszeichenliste
[0023]
- 1
- Laufschaufel
- 2
- Ring
- 3
- Gehäuse
- 4
- Rezirkulationskanal
- 5
- Laufrad
- smax
- Meridianbogenlänge des äusseren Schaufelschnitts
- s₁
- gemeinsame Meridianbogenlänge zwischen Ring und äusserem Schaufelschnitt
- s₂
- Meridianbogenlänge von der Schaufeleintrittskante bis zum Ende der Öffnung des Rezirkulationskanals
- l
- Abstand der in Strömungsrichtung liegenden vorderen Kante des Ringes von der Schaufeleintrittskante
- Δr
- Höhe des Rezirkulationskanals
- r₂
- Aussenradius des Laufrades
1. Stabilisierungseinrichtung zur Kennfelderweiterung eines Verdichters, dadurch gekennzeichnet,
dass die Stabilisierungseinrichtung aus einem fest mit den Laufschaufeln (1) verbundenen
mitrotierenden Ring (2) besteht, wobei zwischen dem Ring (2) und dem Gehäuse (3) des
Verdichters ein Rezirkulationskanal (4) angeordnet ist, welcher an seinem in Strömungsrichtung
hinteren Ende eine Öffnung zum Laufrad (5) hin hat, wobei im Anschluss an das hintere
Ende dieser Öffnung zwischen Laufrad (5) und Wand des Gehäuses (3) nur noch das übliche
enge Spiel besteht.
2. Stabilisierungseinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die in Strömungsrichtung
liegende vordere Kante des Ringes (2) bündig mit den Eintrittskanten der Laufschaufeln
(1) abschliesst.
3. Stabilisierungseinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die in Strömungsrichtung
liegende vordere Kante des Ringes (2) axial vor den Eintrittskanten der Laufschaufeln
(1) liegt.
4. Stabilisierungseinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die in Strömungsrichtung
liegende vordere Kante des Ringes (2) axial nach den Eintrittskanten der Laufschaufeln
(1) liegt.
5. Stabilisierungseinrichtung nach Anspruch 1 und einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, dass der Radius des Ringes (2) in axialer Richtung veränderbar ist.
6. Stabilisierungseinrichtung nach Anspruch 1 und einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, dass der Ring (2) eine Oberflächenrauhigkeit Rz im Bereich von 6,3 bis max. 40 aufweist.
7. Stabilisierungseinrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, das die Oberflächenrauhigkeit
Rz des Ringes (2) 20 beträgt.
8. Stabilisierungseinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass bei axialer
Position des Ringes (2) die Abmessungen des Strömungskanals (4) bestimmt werden durch
ein Verhältnis der gemeinsamen Meridianbogenlänge zwischen Ring und oberer Schaufelkante
(s₁) zur Meridianbogenlänge des äusseren Schaufelschnitts (smax) von 0,05 bis max. 0,2, ein Verhältnis der Meridianbogenlänge von der Schaufeleintrittskante
bis zum Ende der Öffnung des Strömungskanals (s₂) zur Meridianbogenlänge des äusseren
Schaufelschnitts (smax) von 0,15 bis max. 0,4, ein Verhältnis des Abstandes der in Strömungsrichtung liegenden
vorderen Kante des Ringes von der Schaufelein trittskante (l) zur Meridianbogenlänge
des äusseren Schaufelschnitts (smax) von -0,1 bis max. 0,6 und ein Verhältnis der Höhe des Rezirkulationskanals (Δr)
zum Aussenradius des Laufrades (r₂) von 0,075 bis max. 0,2.
9. Stabilisierungseinrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Verhältnisse

,

,

und

betragen.