[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Geschoß, das zum Abschuß aus einer rohrförmigen
Waffe bestimmt ist.
[0002] Es gibt verschiedene bekannte Geschoßgattungen, bei denen die Erfindung angewendet
werden kann, so z.B. Artilleriegeschosse, Wurfgranaten mit einem Leitwerk, die aus
Granatwerfern verschossen werden, ferner Gewehrgranaten, die man aus normalen Gewehrläufen
abschießt, vorzugsweise aber Granatpatronen, meist vom Kaliber 40 mm, die mit einer
Patronenhülse (Kartusche) verbunden sind und zum Abschuß aus Granatpistolen oder aus
Launchern von Gewehren bestimmt sind. Insbesondere auch bei den Granatpatronen gibt
es verschiedene Typen, z.B. Splittergranaten, Hohlladungsgranaten, Rauch- und/oder
Brandgranaten, Leuchtgranaten, Übungsgranaten. Je nach der betreffenden Type befindet
sich im Inneren des Geschoßkörpers eine Sprengladung, umgeben von einem Splitterkörper,
eine Hohlladung, ein Rauch- oder Brandsatz, Leuchtspursatz usw. Die Zündung des Spreng-
oder Wirksatzes erfolgt bei diesen Granatpatronen vom Geschoßboden aus (Bodenzünder).
Die Erfindung ist jedoch nicht auf Geschosse mit Bodenzünder beschränkt, sondern kann
grundsätzlich auch bei Geschossen mit einem Kopfzünder verwirklicht werden.
[0003] Geschosse neigen beim Aufprall unter flachen Auftreffwinkeln zum Abprallen, was sich
dahingehend auswirken kann, daß der Wirkeffekt des Geschosses, z.B. die Detonation
der Sprengladung, nicht am Zielobjekt erfolgt. Dieser Mangel ist auch bei Geschossen
mit einem rundflächigen, z.B. halbkugelförmigen Kopfteil zu beobachten.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, den Abpralleffekt des Geschosses bei flachen Auftreffwinkeln
weitgehend zu verhindern.
[0005] Dies wird erfindungsgemäß dadurch erreicht, daß der nach vorne in Abschußrichtung
weisende Kopfteil einen stabilen Kern aufweist, der eine weiche gummiartige Auflage
trägt.
[0006] Geschosse benötigen im allgemeinen einen stabilen Kopfteil. Bei Hohlladungsgeschossen
z.B. ist eine stabile Geschoßhaube die Voraussetzung für den "stand off", d.h. des
Abstandes des Hohlladungskegels bis zur "Spitze" der Granate, d.h. zum Scheitelpunkt
der Geschoßhaube. Wird dieser Abstand (etwa durch vorzeitige Deformation der Geschoßhaube)
kleiner, dann verringert sich die Durchschlagsleistung.
[0007] Die erfindungsgemäße Konstruktion garantiert nun einerseits eine ausreichende Stabilität
des Kopfteils (durch den stabilen Kern), sorgt aber andererseits durch die weiche
gummiartige Auflage dafür, daß das Geschoß abgebremst ("Radiergummieffekt") und die
Ladung an Ort und Stelle zur Detonation gebracht wird. Abpraller werden daher selbst
bei flachen Auftreffwinkeln (etwa <20°) weitgehend vermieden.
[0008] Die Form des Kopfteiles ist vorzugsweise rundflächig, insbesondere halbkugelförmig.
Andere rundflächige Formen sind z.B. Halbellipsoide, Paraboloide oder ogivale Formen
(Rotationsflächen eines Spitzbogens). Die Erfindung ist aber grundsätzlich auch bei
einem Kopfteil in Kegelform oder Kegelstumpfform anwendbar.
[0009] Der stabile Kern, der vorzugsweise kein Vollkern, sondern ein schalenförmiger Kern
ist, sodaß der Kopfteil eine Geschoßhaube ist, besteht aus hartem, steifen Werkstoff
entweder aus Metall, z.B. aus Stahl oder einer Aluminiumlegierung, oder aus hartem
Kunststoff, wozu z.B. Duroplaste, harte Thermoplaste (die bei Gebrauchstemperatur
energieelastisches Verhalten zeigen und deren Schubmodul üblicherweise G > 10⁹ Nm⁻²
beträgt), aber auch verstärkte, z.B. faserverstärkte Kunststoffe, zählen
[0010] Als Werkstoff für die weiche gummiartige Auflage kommen weichgummiartige Polymere
bzw. Polymere mit viskoelastischem oder gummielastischem Verhalten in Betracht. Dazu
gehören z.B. weitmaschig vernetzte Elastomere. Vorzugsweise können aber thermoplastische
Elastomere (auch thermoplastische Kautschuke genannt) verwendet werden; das sind Polymere,
die im Idealfall eine Kombination der Gebrauchseigenschaften von Elastomeren und den
Verarbeitungseigenschaften von Thermoplasten besitzen.
[0011] Es kann entweder der ganze Kopfteil bzw. die ganze Geschoßhaube von einer weichen
gummiartigen Auflage umhüllt sein oder aber es erfolgt eine Teilumhüllung, wobei z.B.
der Bereich des vorderen Endes (der "Spitze") ohne erfindungsgemäße Auflage bleiben
kann.
[0012] Die Dicke der Auflage kann vorzugsweise relativ gering sein (z.B. in der Größenordnung
von 1 bis 10 mm). Die weiche gummiartige Auflage umhüllt also den Kern vorzugsweise
haubenartig bzw. bildet auf dem Kern eine Außenhaut.
[0013] Für die gute Verbindung zwischen Auflage und Kern kann auf verschiedene Weise gesorgt
werden. Beispielsweise kann die Auflage nach ihrer Formgebung durch Reibschluß bzw.
Klemmsitz mit dem Kern verbunden werden, wobei die elastischen Kräfte des gummiartigen
Materials der Auflage als Klemmkraft wirken. Eine andere Möglichkeit besteht darin,
die vorgeformte Auflage auf den Kern mit Hilfe eines Klebstoffes aufzukleben. Die
Auflage kann aber auch direkt auf dem Kern aufgeformt werden, z.B. durch Beschichten
des Kerns oder etwa durch Aufformen in einem Spritzgußwerkzeug, wobei durch entsprechende
Gestaltung der Kernoberfläche (Nuten od. dgl.) auch eine formschlüssige Verankerung
zwischen Auflage und Kern vorgesehen sein kann.
[0014] Die Erfindung wird nachstehend anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert.
[0015] Fig. 1 zeigt in Ansicht teilweise geschnitten eine Granatpatrone (ohne Kartusche),
Fig. 2 zeigt ebenfalls in Ansicht teilweise geschnitten ein weiteres Ausführungsbeispiel
einer Granatpatrone (ohne Kartusche), Fig. 3 zeigt im Längsschnitt ein drittes Ausführungsbeispiel
einer Granatpatrone (einschließlich ihrer Kartusche).
[0016] Das in Fig. 1 dargestellte Geschoß einer Granatpatrone (die Patronenhülse bzw. Kartusche
ist nicht dargestellt) weist einen Geschoßkörper 1 auf, der in seinem Inneren den
Zünder (im hinteren Teil) und eine Wirkfüllung enthält, z.B. eine Sprengladung (die
auch eine Hohlladung sein kann), mit oder ohne Splitterkörper, bzw. Brand-, Rauch-
oder Leuchtspursätze od.dgl. Den vorderen Abschluß des Geschosses bildet der halbkugelförmige
Kopfteil, der aus einem stabilen Kern 2 und einer weichen gummiartigen Auflage 3 besteht.
Die Auflage 3 umhüllt im wesentlichen den gesamten Kopfteil, d.h. auf einen Quadranten
des Längsschnittes bezogen, von U₁=0° (Mittelachse) bis U₂∼90° (genau U₂=85°). In
Fig. 1 ist schematisch auch das Zielmedium 4 dargestellt, auf das das Geschoß im Falle
der Abbildung unter einem flachen Auftreffwinkel von α=10° auftrifft. (Manchmal wird
auch der komplementäre Auftreffwinkel β - im dargestellten Fall also 80° - angegeben).
[0017] Beim Ausführungsbeispiel nach Fig. 2 ist wiederum der Geschoßkörper 1 einer Granatpatrone
mit einem halbkugelförmigen Kopfteil versehen, deren stabiler Kern 2 eine weiche gummiartige
Auflage trägt. Im Falle der Fig. 2 umhüllt die weiche gummiartige Auflage 3 den Kopfteil
nur teilweise. Der Scheitelbereich (die "Spitze") weist keine Auflage auf. Die Umhüllung
erfolgt hier zwischen U₁=20° bis U₂=85°. Die Aussparung des Scheitelbereichs von der
Umhüllung ist nicht funktionsstörend, weil die erfindungsgemäße Auflage bei flachen
Auftreffwinkeln zur Wirkung kommen soll, wo also die Berührung des Geschosses mit
dem Zielmedium nicht im Scheitelbereich erfolgt.
[0018] Auch das Ausführungsbeispiel nach Fig. 3 betrifft eine Granatpatrone, die nunmehr
samt Kartusche 5 dargestellt ist, in der sich der Treibladungsbehälter 6 mit der Treibladung
befindet. Im Inneren des Geschoßkörpers 1 befindet sich im hinteren Teil der Zünder
7 und im vorderen Teil eine Hohlladung 8, die von einem Splitterkörper 9 umgeben ist.
Die Geschoßhaube besteht aus einem schalenförmigen stabilen Kern 2, er im wesentlichen
die Form eines vorne geschlossenen Kegelstumpfes aufweist und als Stützelement (Stützkonus)
für die weiche gummiartige Auflage 3 dient. Die Auflage 3 kann - falls sie z.B. aus
einem thermoplastischen Elastomer besteht - in einem Spritzgußwerkzeug auf den Kern
2 aufgeformt werden, wobei in der Kernoberfläche angeordnete nutenförmige Vertiefungen
10, in die das Material der Auflage 3 eingreift, eine gute Verklammerung zwischen
Kern 2 und Auflage 3 gewährleisten. An die Auflage 3 ist ferner ein Gewindering 11
angeformt, der zur Verbindung der Haube mit dem Geschoßkörper 1 dient.
1. Geschoß, dadurch gekennzeichnet, daß der nach vorne in Abschußrichtung weisende Kopfteil
einen stabilen Kern (2) aufweist, der eine weiche gummiartige Auflage (3) trägt.
2. Geschoß nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sich der stabile Kern (2) wenigstens
annähernd bis zum vorderen Ende des Kopfteiles erstreckt.
3. Geschoß nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der stabile Kern (2) die
Form einer Schale aufweist.
4. Geschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die weiche gummiartige
Auflage (3) den stabilen Kern (2) des Kopfteiles wenigstens teilweise haubenartig
umhüllt.
5. Geschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die weiche gummiartige
Auflage (3) den stabilen Kern (2) zur Gänze umhüllt.
6. Geschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die weiche gummiartige
Auflage (3) den stabilen Kern (2) partiell umhüllt, wobei vorzugsweise der Bereich
des vorderen Endes des Kopfteiles ohne Auflage bleibt.
7. Geschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die die Auflage
(3) tragende Oberfläche des Kernes (2) Vertiefungen (10) aufweist, in die das Material
der Auflage (3) eingreift.
8. Geschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Kopfteil
zumindest annähernd die äußere Form einer Halbkugel aufweist.
9. Geschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß der stabile
Kern (2) aus Metall besteht.
10. Geschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß der stabile
Kern (2) aus einem harten Kunststoff besteht.
11. Geschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die weiche
gummiartige Auflage (3) aus einem weitmaschig vernetzten Elastomer besteht.
12. Geschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die weiche
gummiartige Auflage (3) aus einem thermoplastischen Elastomer (thermoplastischen Kautschuk)
besteht.