[0001] Die Erfindung betrifft ein Walzgerüst mit in zwei zueinander parallelen Walzenständern,
von denen der bedienungsseitige Walzenständer von dem anderen Walzenständer wegbewegbar
ist, anstellbar gelagerten Walzen, insbesondere Universal-Walzgerüst mit Horizontalwalzen
und in Kassetten angeordneten Vertikalwalzen.
[0002] Mit Universal-Walzgerüsten, die im Durchlauf-oder Reversierbetrieb arbeiten, lassen
sich die verschiedensten Profile walzen, z. B. Doppel-T- und U-Träger oder Schienen.
Die Horizontal- und Vertikal-Walzensätze bekannter Gerüste sind mit Einbaustücken
in Fensterausnehmungen der Ständerholme angeordnet, wobei sich die Einbaustücke der
Horizontalwalzen paarweise gegen obere und untere Querträger abstützen, die über Druckmuttern
von in diese eingreifenden, axial unverschiebbaren, drehbar gelagerten, beiderseits
der Walzlinie einander gegenüberstehenden Paaren von Anstellspindeln gehalten werden.
[0003] Damit zum Walzenwechsel die Querjoche nicht mehr von den übrigen Walzgerüstteilen
abgehoben zu werden brauchen, ist bei einer aus der DE-30 39 203 C2 bekannten Universalgerüst-Bauweise
das obere Querjoch zweigeteilt, so daß es sich aus- und nach dem Walzenwechsel wieder
zurückschwenken und mit dem restlichen Gerüstteil klemmverriegeln läßt. In der ausgeschwenkten
Position sind die die Walzen aufnehmenden Einbaustücke frei zugänglich und lassen
sich über die Fensterausnehmungen aus dem Gerüst entfernen. Um das Ver- und Ausschwenken
zu erreichen, sind dabei neben den einen Walzenwechsel sinnvoll überhaupt erst ermöglichenden
Einbaustücken somit außerdem zusätzliche Schwenkmechanismen erforderlich, z. B. in
Form von hydraulischen Schwenkzylindern.
[0004] Gemäß einer älteren Anmeldung wird der Walzenwechsel demgegenüber dadurch vereinfacht,
daß die horizontalen Walzen einbaustücklos von in den Walzenständern angeordneten
Lagern aufgenommen sind, der von den Antriebselementen abgewandte, bedienungsseitige
Walzenständer mit den Lagern in Walzachsrichtung der Horizontalwalzen von dem anderen
Walzenständer wegbewegbar ist und die in Kassetten gelagerten Vertikalwalzen in fest
mit den Walzenständern verbundenen Führungen eingeschoben sind. Nach dem Verschieben
des bedienungsseitigen Walzenständers liegen nicht nur die Horizontal-, sondern weiterhin
auch die Vertikalwalzen frei und sind vom Inneren des auseinandergezogenen Walzgerüstes
her zugänglich. Die die Vertikalwalzen tragende Kassette kann somit direkt in die
für den Walzbetrieb erforderliche Einbaulage im Walzenständer gebracht werden, nämlich
durch Einschieben in die Führung, so daß es keiner Einbaustücke mehr bedarf.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bei einem gattungsgemäßen Walzgerüst, insbesondere
Universal-Walzgerüst, den Walzenwechsel weiter zu vereinfachen und die Stillstandszeiten
der Walzstraße beim Walzenwechsel zu verringern.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß ein mit dem bedienungsseitigen
Walzenständer wegbewegbarer Wechselrahmen die Walzen aufnimmt. Bei einem Duo-Walzgerüst
sind das die senkrecht oder waagerecht angeordneten Walzen, und bei einem Universal-Walzgerüst
sind das sowohl die Horizontal- als auch die Vertikalwalzen. Nach dem Wegfahren des
bedienungsseitigen Walzenständers, der mit dem Wechselrahmen verriegelt ist, wozu
der Wechselrahmen vorzugsweise Rastausnehmungen für ein- und ausrückbare Verriegelungsnasen
des bedienungsseitigen Walzenständers aufweist, läßt sich der nach einer Ausgestaltung
der Erfindung gleichzeitig als Armaturenträger ausgebildete Wechselrahmen komplett
austauschen, das vorherige Entriegeln vorausgesetzt.
[0007] Durch Verfahren des bedienungsseitigen Walzenständers in seine Endposition liegt
somit der Wechselrahmen mit den Walzen bzw. Walzringen in einer Zwischenposition,
z. B. auf dem Fundament oder auf Schienen, völlig frei. Er ist damit zugänglich für
einen Kran oder eine Verschiebebühne, mit dem bzw. der der somit sämtliche Verschleißteile
(vertikale und horizontale Walzen sowie Armaturen bzw. profilabhängige Teile) enthaltende
Wechselrahmen aus der Walzstraße entfernt werden kann. Das Vereinzeln des Walzensatzes
braucht somit nicht mehr in der Walzstraße durchgeführt zu werden, sondern kann vielmehr
- ohne den weiteren Betriebsablauf zu stören - in einer Umbauhalle vorgenommen werden.
Vor allem bei kleinen zu walzenden Losgrößen läßt sich ein sehr einfacher, schneller
Walzenwechsel erreichen, wie ansonsten nur mit Wechselgerüsten möglich, die aber voraussetzen,
stets mehrere Gerüste in Reserve zu halten, was entsprechend hohe Kosten verursacht.
[0008] Nach einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung wird vorgeschlagen, daß der Wechselrahmen
mit die Walzenbunde der oberen und der unteren Horizontalwalze abstützenden Ablagen,
z. B. Stahlblechkonstruktionen, versehen ist. Beim Walzenwechsel werden die Anstellungen
maximal aufgefahren, so daß ein ausreichender Freiraum vorhanden ist, der es erlaubt,
die für die obere Horizontalwalze vorzugsweise als Schwenkhebel ausgebildeten Ablagen
in ihre die Walzenbunde untergreifende und die Walze bzw. den Walzring somit abstützende
Position einzuschwenken. Zum Verschwenken der Hebel eignet sich ein beliebiger Schwenkantrieb,
z. B. an die Schwenkhebel angelenkte Hydraulikzylinder. Während des Walzbetriebes
befinden sich die Schwenkhebel in einer Au- βerbetriebsposition, entfernt von dem
Walzenbund bzw. -zapfen, deren - da keinem Verschleiß unterlegen - stets gleichbleibender
Durchmesser zur Ablage beim Walzenwechsel genutzt wird. Da die Ablagen für die untere
Horizontalwalze während des Walzbetriebes nicht stören, lassen sie sich starr mit
dem Wechselrahmen verbinden, z. B. als Aufsatzböckchen ausbilden.
[0009] Gemäß einer Ausgestaltung der Erfindung wird vorgeschlagen, daß der Wechselrahmen
im Bereich der Vertikalwalzen mit die Kassetten aufnehmenden Ansätzen in den Walzenständer
hineinragt. Die Kassetten befindet sich folglich am Ort des Geschehens, d.h. eingeschoben
in die einen integrierten Bestandteil des Wechselrahmens bildenden Ansätze.
[0010] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den Ansprüchen und der
nachfolgenden Beschreibung, in der anhand eines Universal-Walzgerüstes ein Ausführungsbeispiel
des Gegenstandes der Erfindung näher erläutert ist. Es zeigen:
Figur 1 ein einen erfindungsgemäßen Wechselrahmen aufweisendes Universal-Walzgerüst
in der Vorderansicht;
Figur 2 das Universal-Walzgerüst gemäß Figur 1 mit in eine Zwischenposition weggefahrenem,
den Wechselrahmen aufnehmenden bedienungsseitigen Walzenständer;
Figur 3 das Universal-Walzgerüst gemäß Figur 1 mit in seine Endposition gefahrenem
bedienungsseitigem Walzenständer und in einer Zwischenposition abgestelltem Wechselrahmen;
Figur 4 in vergrößerter, schematischer Darstellung als Einzelheit die Seitenansicht
eines im wesentlichen lediglich in seinen Umrissen gezeigten Walzenständers mit darin
integriertem Wechselrahmen und
Figur 5 in der Draufsicht einen Teilschnitt des Universal-Walzgerüstes gemäß Figur
1.
[0011] Wie in den Figuren 2 und 3 dargestellt wird, besitzt ein in Figur 1 gezeigtes Universal-Walzgerüst
1 einen antriebsseitigen, über eine Sohlplatte mit dem Fundament 2 verbundenen Walzenständer
3 und einen beweglichen, bedienungsseitigen Walzenständer 4. Die Walzenständer 3,
4 sind parallel zueinander angeordnet, und zum Wegbewegen bzw. - fahren kann an den
bedienungseitigen Walzenständer 4 ein nicht dargestellter Verschiebezylinder mit seiner
Kolbenstange angreifen. Die von dem Walzenständer 3 weggefahrene Position des bedienungsseitigen
Walzenständers 4 ist in der Figur 2 - dort in einer Zwischenposition - und in der
Figur 3 - dort in der Endposition - gezeigt. In den Walzenständern 3, 4 sind einbaustücklos
eine obere und eine untere Horizontalwalze 5, 6 sowie zwei Vertikalwalzen 7 angeordnet.
[0012] Die Horizontalwalzen 5, 6 sind mehrteilig ausgebildet. Sie bestehen aus zwei Tragwellen,
von denen die eine in dem antriebsseitigen Walzenständer 3 und die andere in dem bedienungsseitigen
Walzenständer 4 gelagert ist; sie schließen zwischen sich einen Walzring 8 ein und
sind über Zuganker 9 miteinander zu einer Einheit verspannt. Weiterhin sind vier dünnere
Zuganker 11 vorhanden, über die die beiden Walzenständer 3, 4 miteinander verspannt
werden. Zum Anstellen der Horizontalwalzen 5, 6 bzw. der Walzringe 8 dienen Verstellantriebe
12, mit denen sich die Horizontalwalzen 5, 6 - je nach Drehrichtung der Antriebe 12
- entweder voneinander entfernen oder einander näherbringen lassen.
[0013] Sowohl die Horizontalwalzen 5, 6 bzw. deren Walzringe 8 als auch die Vertikalwalzen
7 sind in einem Wechselrahmen 13 angeordnet, der hydraulisch mit dem beweglichen,
bedienungsseitigen Walzenständer 4 verriegelt ist; dazu besitzt er Rastausnehmungen
14 (vgl. Figur 3), in die am Walzenständer 4 befestigte Verriegelungsnasen 15 einrastbar
sind. Weiterhin ist der Wechselrahmen 13 mit Armaturenträgern 16 (vgl. Figur 4) versehen,
die die zum Betrieb des Walzgerüstes 1 notwendigen Armaturen aufnehmen. Die Vertikalwalzen
7 befinden sich jeweils in einer Kassette 17 (vgl. Figur 4), die in den in die Walzenständer
3, 4 hineinragenden Ansätzen 18 angeordnet ist; in Figur 4 erstrecken sich die die
Führungen 19 für die Kassette 17 aufweisenden Ansätze 18 in der Richtung der Zeichnungsebene
in die Fenster der Walzenständer 3, 4 hinein. In dem in Figur 1 dargestellten Betriebszustand
des Universal-Walzgerüstes 1 sind die Vertikalwalzen 7 an Walzenanstellungen 21 angeschlossen.
[0014] Der Wechselrahmen 13 ist außerdem mit einerseits der unteren Horizontalwalze 6 zugeordneten,
stationären Ablagen 22 und andererseits der oberen Horizontalwalze 5 zugeordneten,
als Schwenkhebel 23 ausgebildeten Ablagen versehen. Jeder Schwenkhebel 23 ist über
einen Zwischenhebel 24 mit der Kolbenstange 25 eines hydraulischen Verstellzylinders
26 verbunden (vgl. Figur 4). Die Horizontalwalzen 5, 6 lagern in Exzenterhülsen 28,
die mit der Horizontalwalzenanstellung 12 verbunden sind.
[0015] Zum Walzenwechsel werden die Anstellungen der Horizontalwalzen 5, 6 maximal auseinandergefahren.
Die untere Horizontalwalze 6 stützt sich dann mit ihren Walzenbunden 27 auf den unteren
Ablagen 22 und die obere Horizontalwalze 5 mit ihrem Walzenbund 27 auf den aus ihrer
Außerbetriebsposition in die in Figur 4 dargestellte Abnahmeposition eingeschwenkten
Schwenkhebel 23 ab. Nach dem Lösen der Horizontalwalzen 5, 6 und der die beiden Walzständer
3, 4 miteinander verspannenden Zuganker 11 bzw. 9 wird danach der bewegliche, bedienungsseitige
Walzenständer 4 aus der in Figur 1 dargestellten Position in die in Figur 2 gezeigte
Zwischenstellung von dem Walzenständer 3 wegfahren.
[0016] In der Zwischenstellung des Walzenständers 4 werden die Verriegelungsnasen 15 aus
den Rastausnehmungen 14 des Wechselrahmens 3 herausgezogen, und beim Weiterfahren
des Walzenständers 3 in seine Endposition gemäß Figur 3 verbleibt der sämtliche Verschleißteile,
d.h. insbesondere die Horizontalwalzen 5, 6, die Vertikalwalzen 7 sowie außerdem die
Armaturen enthaltende Wechselrahmen 13 in der Zwischenstellung, in der er auf dem
Fundament 2, z. B. hydraulisch geklemmt (nicht dargestellt), ruht. Wie in Figur 3
dargestellt, läßt sich der Wechselrahmen 13 mittels eines Hebezeuges 29 aus der Walzstraße
entfernen und sogleich gegen einen neu bestückten Wechselrahmen austauschen.
[0017] Das Vereinzeln des Walzensatzes geschieht somit nicht mehr in der Walzstraße, sondern
in der entfernten Umbauhalle, was einen schnellen, den Walzbetrieb nicht unnötig lang
aufhaltenden Walzenwechsel ermöglicht. Die Montage des neuen Wechselrahmens läuft
danach in der umgekehrten Reihenfolge der geschilderten Schritte ab.
Liste der Bezugszeichen
[0018]
1 Walzgerüst
2 Fundament
3 Walzenständer
4 beweglicher Walzenständer
5 obere Horizontalwalze
6 untere Horizontalwalze
7 Vertikalwalze
8 Walzring
9 Zuganker
11 Zuganker
12 Verstellantrieb
13 Wechselrahmen
14 Rastausnehmungen
15 Verriegelungsnase
16 Armaturenträger
17 Kassette
18 Ansatz
19 Führungen
21 Walzenanstellung
22 Ablage
23 Schwenkhebel
24 Zwischenhebel
25 Kolbenstange
26 Verstellzylinder
27 Walzenbund
28 Exzenterhülse
29 Hebezeug
1. Walzgerüst mit in zwei zueinander parallelen Walzenständern, von denen der bedienungsseitige
Walzenständer von dem anderen Walzenständer wegbewegbar ist, anstellbar gelagerten
Walzen, insbesondere Universal-Walzgerüst (1) mit Horizontalwalzen (5, 6) und in Kassetten
(17) angeordneten Vertikalwalzen (7), dadurch gekennzeichnet, daß ein mit dem bedienungsseitigen
Walzenständer (3) wegbewegbarer Wechselrahmen (13) die Walzen (5, 6; 7) aufnimmt.
2. Walzgerüst nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Wechselrahmen (13)
mit einem Armaturenträger (16) versehen ist.
3. Walzgerüst nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Wechselrahmen
(13) mit die Walzenbunde (27) der oberen und der unteren Horizontalwalze (5, 6) abstützenden
Ablagen (22, 23) versehen ist.
4. Walzgerüst nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Ablagen der oberen
Horizontalwalze (5) als Schwenkhebel (23) ausgebildet sind.
5. Walzgerüst nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß der Wechselrahmen (13) im Bereich der Vertikalwalzen (7) mit die Kassetten (17)
aufnehmenden Ansätzen (18) in die Walzenständer (3, 4) hineinragt.
6. Walzgerüst nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Wechselrahmen (13)
mit dem bedienungsseitigen Walzenständer (4) verriegelt ist.
7. Walzgerüst nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Wechselrahmen (13)
Rastausnehmungen (14) für ein- und ausrückbare Verriegelungsnasen (15) des bedienungsseitigen
Walzenständers (4) aufweist.