[0001] Die Erfindung betrifft eine Nahtwebmaschine zum Endlosmachen eines Kunststoffgewebes
mittels einer Webnaht. Zur Bildung des Webfaches weist die Nahtwebmaschine eine Jacquardmaschine
auf, wobei diese unterhalb des Webfaches angeordnet ist und die Harnischschnüre durch
oberhalb des Webfaches befestigte Zugfedern zurückgezogen werden.
[0002] Technische Kunststoffgewebe für Verwendungen, bei denen es auf eine gleichmäßige
Oberflächenstruktur des Gewebes ankommt, insbesondere flachgewobene Papiermaschinensiebe
aus Kunststoff-Monofilamenten, werden durch eine Webnaht endlos gemacht. Zur Herstellung
einer Webnaht werden an den miteinander zu verbindenden Gewebeenden die Kettfäden
auf einer Länge von z.B. 15 cm freigelegt, indem die Schußfäden in diesem Bereich
entfernt werden. Aus diesen Kettfädenfransen und den aus einem abgeschnittenen Gewebestück
entnommenen Schußfäden wird dann die Webnaht gebildet, in der die ursprüngliche Gewebebindung
exakt wiederhergestellt wird. Dazu wird aus den entnommenen Schußfäden ein Hilfswebfach
oder Nahtwebfach aufgespannt, in dem die entnommenen Schußfäden als Hilfskettfäden
fungieren. In dieses Nahtwebfach werden dann abwechselnd die von dem einen Gewebeende
und die von dem anderen Gewebeende abstehenden Kettfädenfransen als Hilfsschußfäden
eingetragen.
[0003] Die miteinander fluchtenden Kettfädenfransen des einen Gewebeendes und des anderen
Gewebeendes werden nur jeweils bis zur sogenannten Verstechstelle eingewebt, an der
sie dann aus dem Gewebe herausgeführt und später abgeschnitten werden. Die Verstechstellen
sind innerhalb der Webnaht nach einem bestimmten Muster versetzt, was für die Zugfestigkeit
und Qualität der Webnaht von großer Bedeutung ist. Jacquardmaschinen sind daher zur
Bildung eines Nahtwebfaches mit programmierten Verstechstellen besonders geeignet
und die Verwendung einer Jacquardmaschine zur Herstellung einer Webnaht ist aus der
EP-A-0 043 441 bekannt. Die Jacquardmaschine ist dabei in üblicher Weise über dem
Nahtwebfach angeordnet, so daß die an der Unterseite der Jacquardmaschine austretenden
Harnischschnüre auf geradem Weg durch das Nahtwebfach geführt werden können. Durch
unterhalb des Nahtwebfaches an den Harnischschnüren befestigte Gewichte werden die
Harnischschnüre nach unten gezogen.
[0004] Wie es aus der DE-C-704 153 bekannt ist, läßt sich die Bauhöhe einer Webmaschine
dadurch verringern, daß die Jacquardmaschine so konstruiert wird, daß die Harnischschnüre
an der Oberseite herausgeführt sind und die Jacquardmaschine dann unterhalb des Webfaches
angeordnet wird. Oberhalb des Webfaches ist ein Zugfedernrost befestigt, in dem Zugfedern
eingehängt sind, die die Harnischschnüre nach oben zurückziehen. Die Verwendung von
Rückzugsfedern anstatt von Gewichten hat auch den Vorteil, daß die Arbeitsgeschwindigkeit
der Jacquardmaschine erhöht werden kann. Eine solche auf den Kopf gestellte Anordnung
einer Jacquardmaschine bei der Herstellung einer Webnaht zum Endlosmachen eines Papiermaschinensiebes
ist aus der EP-A-0 236 601 bekannt. Diese Art der Anordnung einer Jacquardmaschine
ist auch allgemein bei Bandwebmaschinen bekannt. Es handelt sich hierbei jedoch um
Sonderfälle. In der Regel werden Jacquardmaschinen weiterhin oberhalb des Webfaches
angeordnet.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die höhere Leistungsfähigkeit und die größere
Produktpalette konventioneller Jacquardmaschine mit nach unten herausgeführten Harnischschnüren
für die Herstellung von Webnähten zum Endlosmachen von Kunststoffgeweben zu nutzen
und dabei die Anordnung so zu treffen, daß insgesamt eine möglichst kompakte Bauweise
der Nahtwebmaschine erzielt wird.
[0006] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß eine Jacquardmaschine konventioneller
Bauart, also mit nach unten herausgeführten Harnischschnüren, leicht versetzt unterhalb
des Webfaches angeordnet wird und daß die nach unten herausgeführten Harnischschnüre
nach oben umgelenkt, zu den Ösen geführt und oberhalb dieser durch Rückzugsfedern
o.ä. an einem Rost festgemacht sind.
[0007] Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß die Umlenkung der Harnischschnüre um insgesamt
180 die Funktion der Jacquardmaschine nicht wesentlich beeinträchtigt. Es besteht
dadurch die Möglichkeit, auch Doppelhub-Offenfach-Jacquardmaschinen hoher Arbeitsgeschwindigkeit
einzusetzen, bei denen der Fachwechsel wesentlich schneller als bei Standard-Jacquardmaschinen
erfolgt.
[0008] Vorzugsweise werden die aus der Jacquardmaschine herausgeführten Harnischschnüre
durch Umlenkrollen zunächst in die Horizontale umgelenkt und dann durch mehrere winklig
zueinander versetzte Chorbretter aus der Horizontalen vertikal nach oben umgelenkt,
so daß sie in geringem Abstand seitlich an der Jacquardmaschine vorbei nach oben zum
Nahtwebfach geführt werden können. Oberhalb des Nahtwebfaches sind sie an Rückzugsfedern
z.B. Gummischnüren (Lycra-Gegenzüge) befestigt.
[0009] Diese Art der Anordnung der Jacquardmaschinen und der Führung der Harnischschnüre
ermöglicht z.B. die Verwendung einer handelsüblichen, elektronisch gesteuerten Doppelhub-Offenfach-Jacquardmaschine.
[0010] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung erläutert.
Es zeigen:
Fig. 1 die Einbaulage der Jacquardmaschine in einer Nahtwebmaschine im Schnitt senkrecht
zur Richtung der Hilfskettfäden des Nahtwebfaches und
Fig. 2 das Webfach in Seitenansicht.
[0011] Fig. 1 zeigt im Schnitt die Anordnung der Jacquardmaschine 1 innerhalb einer Nahtwebmaschine
zum Endlosmachen eines Papiermaschinensiebes 2. Das Papiermaschinensieb 2 ist um die
Jacquardmaschine geführt, so daß sich die beiden zu verbindenden Gewebeenden 3, 4
in einem Abstand von z.B. 10 cm gegenüberliegen. Die Gewebeenden sind auf stationären
Schienen 5, 6 festgeklemmt. Die Jacquardmaschine 1 befindet sich innerhalb des Papiermaschinensiebes
2 und wird auf einer Führungsbahn entsprechend dem Fortschritt der Webnaht auf Rollen
7 bewegt.
[0012] Die nach unten herausgeführten Harnischschnüre 8 werden durch Umlenkrollen 9 in die
Horizontale umgelenkt. Es ist dabei für jede Harnischschnur 8 eine eigene Umlenkrolle
9 vorgesehen, wobei die Rollen 9 für die Harnischschnüre 8 einer Reihe auf einer gemeinsamen
Achse angeordnet sind. Die Umlenkrollen 9 sind in einer unter einem flachen Winkel
liegenden Ebene 10 angeordnet, so daß durch die Umlenkung zugleich die Harnischbreite
wesentliche verringert wird.
[0013] Die Harnischschnüre 8 werden dann seitlich neben der Jacquardmaschine nach oben zum
Webfach 11 geführt. Die Umlenkung aus der Horizontalen vertikal nach oben erfolgt
durch insgesamt 4 Chorbretter 12, um den Umlenkungswinkel bei jedem Chorbrett 12 klein
zu halten, wobei das erste Chorbrett 12 senkrecht angeordnet ist und die folgenden
Chorbretter jeweils um einen Winkel von ca. 30 gegenüber dem vorausgehenden gekippt
sind, so daß das letzte Chorbrett waagrecht liegt. Diese Art der Umlenkung benötigt
wenig Raum und verändert die Harnischbreite nicht. Unmittelbar unterhalb des Webfaches
11 ist ein Harnischbrett 13 angeordnet, das aus zwei mit einem Scharniergelenk verbundenen
Hälften besteht und in Verbindung mit einem oberhalb des Webfaches 11 angeordneten
in gleicher Weise geteilten Zugfedernrostes 14 eine Anpassung des Abstandes der Harnischschnüre
8 an den Abstand der Hilfskettfäden innerhalb des Webfaches 11 ermöglicht. Diese Harnischführung
ist in der gleichzeitig eingereichten EP-Patentanmeldung "Verstellbare Harnischführung
für die Jacquardmaschine einer Nahtwebmaschine" derselben Anmelderin (eigenes Zeichen:
27750; = DE-U-92 15 440.9) beschrieben.
[0014] Fig. 2 zeigt das Nahtwebfach von der Seite. An dem - nur schematisch dargestellten
- Zugfedernrost 14 sind die oberen Enden von Zugfedern 15 festgemacht, an deren unteren
Enden Ösen 16 befestigt sind. Von unten sind die Harnischschnüre 8 zu den Ösen 16
geführt, so daß die Harnischschnüre 8 gegen die Rückzugsfedern 15 arbeiten und durch
die dazwischen angeordneten Ösen 16 das Nahtwebfach 11 aufgespannt wird.
1. Nahtwebmaschine zum Endlosmachen eines Kunststoffgewebes mittels einer Webnaht
mit einer Jacquardmaschine (1) zur Bildung des Webfaches (11), wobei die Jacquardmaschine
(1) unterhalb des Webfaches (11) angeordnet ist und die Harnischschnüre (8) durch
oberhalb des Webfaches (11) befestigte Zugfedern (15) zurückgezogen werden, dadurch
gekennzeichnet, daß die Jacquardmaschine (1) so angeordnet ist, daß die Harnischschnüre
(8) nach unten austreten, und daß die Harnischschnüre (8) nach oben umgelenkt werden
und von unten durch das Webfach (11) zu den Zugfedern (15) geführt werden.
2. Nahtwebmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die aus der Jacquardmaschine
(1) austretenden Harnischschnüre (8) durch Umlenkrollen (9) in die Horizontale umgelenkt
werden.
3. Nahtwebmaschine nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Harnischschnüre
(8) durch mehrere winklig zueinander versetzte Chorbretter (12) schrittweise umgelenkt
werden.
4. Nahtwebmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die
Jacquardmaschine (1) eine Doppelhub-Offenfach-Jacquardmaschine ist.