[0001] Die Erfindung betrifft eine verstellbare Harnischführung für die Jacquardmaschine
einer Nahtwebmaschine, bei der die Harnischschnüre durch ein Harnischbrett geführt
und von Zugfedern zurückgezogen werden, die in einem Zugfedernrost befestigt sind.
Das Webfach befindet sich zwischen dem Zugfedernrost und dem Harnischbrett.
[0002] Eine Harnischführung dieser Bauart und für diesen Verwendungszweck wird in der EP-A-0
236 601 beschrieben. Der Zugfedernrost ist hierbei horizontal fest angeordnet, ebenso
das Harnischbrett. Für Webnähte unterschiedlicher Fadendichte ist es vorteilhaft,
jeweils der Fadendichte angepaßte Zugfedernroste und Harnischbretter zu verwenden.
[0003] Aus der DE-C-160 007 ist eine Jacquardmaschine bekannt, bei der die Chorbretter im
Zickzack aufgestellt und nach Art einer Nürnberger Schere zusammenfaltbar sind, so
daß eine Anpassung der Breite des Chorbrettes an die Warenbreite möglich ist. Es handelt
sich hierbei um eine Jacquardmaschine der Bauart, die über dem Webfach angeordnet
ist und bei der die Harnischschnüre durch Gewichte nach unten gezogen werden.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Führung für die Harnischschnüre einer
Jacquardmaschine einer Nahtwebmaschine zu schaffen, die in einfacher Weise der Fadendichte
der Webnaht angepaßt werden kann.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der Zugfedernrost und das
Harnischbrett in einem veränderbaren Winkel zu den Harnischschnüren einstellbar sind.
[0006] Durch die Verstellbarkeit des Zugfedernrostes und des Harnischbrettes kann deren
effektive Breite in einfacher Weise an die Fadendichte der Webnaht angepaßt werden.
Die effektive Breite ist dabei die scheinbare Breite des Zugfedernrostes und des Harnischbrettes
bei Blickrichtung parallel zu den Harnischschnüren.
[0007] Vorzugsweise sind der Zugfedernrost und das Harnischbrett zweigeteilt ausgeführt
und sind die beiden Teile durch ein Scharnier verbunden. Dadurch wird die von den
Zugfedern zu kompensierende Längenänderung kleiner.
[0008] Vorzugsweise sind der Zugfedernrost und das Harnischbrett so miteinander verbunden,
daß ihre Verstellung synchron erfolgt.
[0009] Vorzugsweise sind die Zugfedern Gummischnüre. Gegenüber herkömmlichen Zugfedern in
Form von Wendelfedern haben diese den Vorteil, daß sich die Hilfskettfäden nicht an
Gummischnüren verhaken können. Insbesondere bei hoher Fadendichte besteht bei Wendelfedern
die Gefahr, daß sich die gekröpften Hilfskettfäden in den Wendelfedern verhaken. Die
Hilfskettfäden sind gekröpft, da sie gewöhnlich nach dem Thermofixieren aus dem Gewebe
entnommen werden.
[0010] Die erfindungsgemäße verstellbare Harnischführung eignet sich insbesondere für die
Anordnung einer Jacquardmaschine gemäß der gleichzeitig eingereichten EP-Patentanmeldung
mit der Bezeichnung: "Nahtwebmaschine zum Endlosmachen eines Kunststoffgewebes mit
einer unterhalb des Webfaches angeordneten Jacquardmaschine" (eigenes Zeichen: 27745;
= DE-U-92 15 427.1
[0011] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung erläutert.
Es zeigen:
Fig. 1 in einer schematischen Darstellung die Anordnung einer Jacquardmaschine bei
einer Nahtwebmaschine;
Fig. 2 die Harnischführung bei maximaler Harnischbreite;
Fig. 3 die Harnischführung bei minimaler Harnischbreite;
Fig. 4 eine Öse im Schnitt und
Fig. 5 das Nahtwebfach in Seitenansicht.
[0012] Fig. 1 gibt einen Überblick über die Anordnung einer Jacquardmaschine bei einer Nahtwebmaschine.
Bei dieser Jacquardmaschine handelt es sich um ein handelsübliches Serienmodell einer
elektronisch gesteuerten Doppelhub-Offenfach-Jacquardmaschine. Die Jacquardmaschine
1 ist in Normallage, d.h. mit auf der Unterseite austretenden Harnischschnüren 3 unterhalb
der Arbeits- oder Gewebeebene 2 eingebaut. Umlenkrollen 4 lenken die Harnischschnüre
3 um 90
° in die horizontale Ebene um. Durch mehrere winklig zueinander versetzte Chorbretter
5 werden die Harnischschnüre 3 dann aus der Horizontalen schrittweise vertikal nach
oben umgelenkt. Die Bauart der Umlenkeinrichtung ist an sich beliebig. Für die zweite
90
°-Umlenkung werden hier aus Platzgründen versetzte Chorbretter verwendet. Durch ein
Harnischbrett 8 werden die Harnischschnüre 3 dann zu Ösen 22 geführt, die sich in
der Gewebeebene 2 befinden. Die Ösen 22 sind durch Zugfedern in Form von Lycra-Gegenzügen
6 (Gummischnüre) an einem Rost 7 aufgehängt.
[0013] Die Ösen 22 weisen gemäß Fig. 4 in der Mitte einen Durchbruch 23 auf, durch den die
gekröpften Hilfskettfäden 24 verlaufen. Am unteren und oberen Ende weist die Öse 22
ferner Öffnungen 25, 26 auf, durch die die Harnischschnur 3 bzw. der Lycra-Gegenzug
6 geführt ist. Die Ösen 22 sind so gestaltet, daß der Durchbruch 23 für das Einführen
der Hilfskettfäden 24 beidseits einen größtmöglichen Radius in Hilfskettrichtung besitzt.
Da die Hilfskettfäden 24 aus dem mittels der Webnaht zu verbindenden Gewebe entnommen
sind, sind sie gekröpft, und könnten sich daher in dem Durchbruch 23 einhaken, wenn
dieser Ränder mit zu kleinem Radius aufweist. Dadurch, daß die Ränder des Durchbruchs
23 mit großem Radius abgerundet sind, wird eine im hohen Maße reproduzierbare Hilfskettfädenspannung
an der Webkante gewährleistet, was für einen kontinuierlichen, störungsarmen Nahtwebprozess
von Vorteil ist.
[0014] Aus dem endloszumachenden Gewebe 10 ist in bekannter Weise ein Tunnel 14 gebildet,
innerhalb dem die Jacquardmaschine 1 auf Rollen 11 entsprechend dem Fortschritt der
Webnaht weiterbewegt wird.
[0015] Um den Abstand der Harnischschnüre dem Abstand der Kettfäden im Nahtwebfach 27 anpassen
zu können, sind der Rost 7 und das Harnischbrett 8 gegenüber der Richtung der Harnischschnüre
3 kippbar ausgebildet. Bei dem Ausführungsbeispiel sind der Rost 7 und das Harnischbrett
8 in der Mitte faltbar ausgebildet, so daß sie aus zwei durch ein Scharnier 12, 13
gelenkig verbundenen Hälften bestehen. Die Achsen der Scharniere 12, 13 verlaufen
in Richtung der Hilfskettfäden des Nahtwebfaches. Durch Nachobenschwenken der beiden
Hälften des Harnischbrettes 8 und in gleicher Weise des Zugfedernrostes 7 wird die
effektive Breite des Harnischbrettes 8 und des Zugfedernrostes 7, d.h. deren Projektion
auf die Gewebeebene 2 schmäler und rücken die Harnischschnüre 3 näher zusammen.
[0016] Es ist eine Verstelleinrichtung 15 oberhalb des Zugfedernrostes 7 vorgesehen, die
eine Gewindespindel 16 aufweist, die in einem mit dem Gestell der Nahtwebmaschine
verbundenen Lagerblock 17 drehbar gelagert und mittels eines Handrades 18 drehbar
ist. Die Gewindespindel 16 bewegt einen Schemel 19, der seinerseits über Laschen 20
an den seitlichen Enden der beiden Hälften des Zugfedernrostes 7 angreift. Durch Drehen
des Handrades 18 kann somit der Rost 7 aus einer offenen Stellung, in der die beiden
Hälften in einer Ebene liegen in eine mehr oder weniger gefaltete Stellung gebracht
werden, in der die beiden Hälften des Rostes 7 unter einem einstellbaren Winkel zueinander
und zur Richtung der Harnischschnüre 3 stehen. Über ein Gestänge 21 wird die Bewegung
des Rostes 7 auf das Harnischbrett 8 übertragen, so daß sich dieses in der gleichen
Weise öffnet bzw. faltet wie der Rost 7. Dadurch ist sichergestellt, daß die Harnischschnüre
zwischen dem Rost 7 und dem Harnischbrett 8 parallel verlaufen.
[0017] In der offenen Stellung des Rostes 7 und des Harnischbrettes 8 ist die Harnischbreite
maximal und die Dichte der Kettfäden minimal, z.B. 42 Kettfäden pro cm. Durch Verschwenken
der beiden Hälften des Zugfedernrostes 7 und des Harnischbrettes 8 um jeweils bis
zu etwa 50 kann die Harnischbreite auf etwa bis zu 60 % verkleinert werden, was dann
einer Kettfadendichte von 70/cm entspricht. Selbstverständlich sind auch Zwischenwerte
möglich.
1. Verstellbare Harnischführung für die Jacquardmaschine (1) einer Nahtwebmaschine,
bei der die Harnischschnüre (3) von Zugfedern (6) zurückgezogen werden, die in einem
Rost (7) befestigt sind, und die Harnischschnüre (3) durch ein Harnischbrett (8) geführt
werden, wobei sich das Webfach zwischen dem Rost (7) und dem Harnischbrett (8) befindet,
dadurch gekennzeichnet, daß der Rost (7) und das Harnischbrett (8) in ihrer Winkelstellung
zum Verlauf der Harnischschnüre (3) verstellbar sind.
2. Harnischführung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Rost (7) und das
Harnischbrett (8) durch ein Gestänge (21) verbunden sind, so daß sie sich synchron
bewegen.
3. Harnischführung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Rost (7)
und das Harnischbrett (8) jeweils aus zwei durch ein Scharnier (12,13) miteinander
verbundenen Hälften bestehen, wobei die Achse des Scharniers (12, 13) parallel zu
den Kettfäden des Nahtwebfaches verläuft.
4. Harnischführung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die
Zugfedern Gummischnüre (6) sind.