[0001] Die Erfindung betrifft ein Fahrwerk für Niederflurbahnen mit einem Fahrwerkrahmen,
an dem Einzelräder über je eine Schwinge drehbar gelagert sind und die Schwinge gelenkig
und sich über Primärfedern abstützend befestigt ist, wobei die Anbindung des Fahrwerkrahmens
am Wagenkasten der Niederflurbahn über zwei mit Abstand zueinander an einem Querträger
des Fahrwerkrahmens gelenkig gelagerte Anlenkstangen erfolgt, die andererseits ebenfalls
gelenkig am Wagenkasten befestigt sind, wobei der Wagenkasten der Niederflurbahn über
Sekundärfedern auf dem Fahrwerkrahmen abgestützt ist, die nahe den Querenden auf dem
Querträger gelagert sind und wobei im Querträger mit Abstand zueinander angeordnete
Queranschläge die Querbewegung des Wagenkasten gegenüber dem Fahrwerk begrenzen.
[0002] Durch die EP 03 84 512 ist ein Fahrwerk bekannt, bei dem der Rahmen des Fahrwerks
etwa H-förmig mit Doppelquerträger ausgebildet ist. Die Doppelquerträger sind an ihren
Querenden durch Außenlangträger miteinander verbunden, die geringfügig die Doppelquerträger
in Fahrwerklängsrichtung überragen. Zwischen den Doppelquerträgern ist ein vertikal
und horizontal quer beweglicher Wiegenquerträger angeordnet. Dieser Wiegenquerträger
ist an seinen Querenden über Pendel in Sekundärfedern aufgehängt, die auf den Außenlangträgern
des Fahrwerks abgestützt sind. Der Wiegenquerträger trägt mittig eine Aufnahme für
den Drehzapfen des Wagenkastens. Beidseitig der Aufnahme für den Drehzapfen sind in
Fahrwerkquerrichtung auf dem Wiegenquerträger Gegenlager vorgesehen, über die sich
der Wagenkasten bei Kurvenfahrt abstützt.
[0003] Die Außenlangträger des Fahrwerkrahmens tragen nahe ihren Längsenden an Schwingen
Einzelräder, wobei die Schwingen an den Außenlangträgern gelenkig befestigt sind und
die Schwingen sich über Primärfedern gegeneinander und am Fahrwerkrahmen abstützen.
[0004] Nachteilig bei dieser vorgenannten Ausführung ist die Anordnung eines Wiegenquerträgers
und dessen Aufhängung an den Sekundärfedern, die zum einen eine aufwendige Bauweise
darstellt und zum anderen im Bereich zwischen den Einzelrädern einer Fahrwerklängsseite
eine so große Bauhöhe fordert, daß die Niederflurigkeit der Niederflurbahn zumindest
in diesem Bereich erheblich beeinträchtigt wird und Quersitze nicht angeordnet werden
können. Ein weiterer Nachteil dieser vorbekannten Konstruktion besteht darin, daß
durch die Führung des Fahrwerks am Wagenkasten mittels eines Drehzapfens für die Anwendung
bei Niederflurbahnen zusätzliche Schlingerdämpfer erforderlich sind, die die Wirtschaftlichkeit
des Fahrwerks mindern.
[0005] Fahrwerke mit Einzelrädern sind weiter aus der EP 01 29 772 bekannt. Bei diesem Fahrwerk
sind die Einzelräder ebenfalls über Schwingen am Rahmen des Fahrwerks gelagert. Das
Fahrwerk dieser Vorveröffentlichung baut jedoch im Bereich zwischen den Rädern einer
Fahrwerklängsseite so hoch, daß es für Niederflurbahnen mit durchgängigem Wagenboden
nicht anwendbar ist.
[0006] Einzelräder für Fahrwerke für den U-Bahn-Verkehr sind weiter aus der DE/OS 35 38
513 für sich bekannt. Bei dieser Vorveröffentlichung sind die Einzelräder über Schwingen
am Wagenkasten aufgehängt.
[0007] Aus der Praxis sind weiter Schwingen für die Anlenkung von Radachsen für den Bahnverkehr
bekannt, bei denen die Schwingen über Federn am Drehgestellrahmen abgestützt sind.
[0008] Vorliegender Erfindung lag die Aufgabe zugrunde, Fahrwerke für Niederflurbahnen zu
schaffen, bei denen die Niederflurigkeit des Wagenkastens vollständig erhalten bleibt
und wobei lediglich Radkästen im Bereich der Räder im Fahrwerk vorhanden sind, die
in den Wagenkasten ragen und die so unter Sitzen angeordnet werden, daß der begehbare
Wagenboden durchgängig ausgebildet werden kann, wobei eine weitere Aufgabe der Erfindung
darin bestand, die Räder des Fahrwerks lenkbar anzuordnen.
[0009] Gemäß der Erfindung wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß die Schwinge an einer
horizontalen, in Fahrwerkquerrichtung angeordneten Achse an einem Schemel gelagert
ist, der um eine vertikale Achse gelenkig an dem Fahrwerkrahmen befestigt ist. Durch
diese erfindungsgemäße Ausbildung des Fahrwerks wird sowohl der Bereich zwischen den
Einzelrädern in Fahrwerkquerrichtung als auch der Bereich zwischen den Einzelrädern
einer Fahrwerklängsseite von hochbauenden Elementen freigehalten. Der Wagenkasten
der Niederflurbahn kann somit bis auf die Radkästen durchgängig und ohne störende
Abstufung ausgebildet werden. Ein weiterer Vorteil der Erfindung besteht darin, daß
die Einzelräder horizontal schwenkbar am Fahrwerkrahmen angeordnet sind und somit
bei den im Stadtverkehr vorkommenden engen Kurven mit erheblicher Reduzierung des
Rad-Schiene-Verschleißes und einer Geräuschminimierung zu rechnen ist.
[0010] Vorteilhaft ist die horizontale Schwenkbarkeit des Schemels gegenüber dem Fahrwerkrahmen
durch zwischen Schemel und Fahrwerkrahmen angeordnete Federn und/oder Dämpfer abgefedert
und/oder gedämpft. Durch die Anordnung der Federn und/oder Dämpfer wird ein horizontales
Flattern der Räder vermieden und eine Rückstellung des Schemels mit dem Einzelrad
in Geradeausstellung erreicht.
[0011] Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist die Primärfeder als Blatttragfeder
ausgebildet, wobei für jedes Einzelrad 2 Blattragfedern vorgesehen sind, die in Fahrwerklängsrichtung
beidseitig des Radreifens zwischen Schwinge und Schemel angeordnet sind. Durch die
Anordnung und Ausbildung der Primärfeder als Blatttragfeder zwischen Schwinge und
Schemel wird eine geringe Bauhöhe erreicht, die für die Niederflurigkeit des Wagenkastens
vorteilhaft ist.
[0012] Gemäß der Erfindung ist die Schwinge im Querschnitt nach unten offen, U-förmig ausgebildet,
wobei in den Seitenwangen der Schwingen eine Achse für das Einzelrad fest angeordnet
ist. Durch diese konstruktive Ausbildung der Schwinge und die feste Anordnung der
Achse in den Seitenwangen der Schwinge ist die Schwinge als statisch steifes Bauteil
ausgebildet, was sich wiederum vorteilhaft auf die Fahreigenschaften auswirkt.
[0013] Gemäß einer Ausführung der Erfindung ist der Schemel gegenüber dem Fahrwerk durch
zwischen Fahrwerkrahmen und Schemel angeordnete starre Elemente blockierbar.
[0014] Gemäß einer weiteren Ausführung der Erfindung sind die Einzelräder des Fahrwerks
jeweils paarweise schwenkbar und blockiert angeordnet. Das Blockieren von zwei nebeneinander
liegenden Einzelrädern des Fahrwerks kann unter Umständen bei einer Niederflurbahn,
die aus mehreren Gliedern besteht, die jeweils von einem oder mehreren Fahrwerken
getragen werden, in sofern von Vorteil sein, als mit blockierten Einzelrädern der
mittleren Fahrwerke bei Geradeausfahrt höhere Geschwindigkeiten erzielbar sind.
[0015] Vorteilhaft sind die Schemel oder Schwingen oder Achsen der nebeneinader angeordneten
Einzelrädern durch eine Achsbrücke verbunden, wobei bei einer Ausführungsvariante
der Erfindung die Achsbrücke gelenkig und bei einer weiteren Ausführung der Erfindung
die Achsbrücke fest zwischen Schemel oder Schwingen oder Achsen der nebeneinander
angeordneten Einzelräder angeordnet ist.
[0016] Gemäß einer vorteilhaften Ausgestalltung der Erfindung ist die Achse weiter im Bereich
der Seitenwangen der Schwinge als Vielkantwelle ausgebildet und in den Seitenwangen
fest gelagert.
[0017] Einzelheiten der Erfindung sind in der Zeichnung anhand eines Ausführungsbeispiels
der Erfindung erläutert.
[0018] Es zeigen
- Fig 1
- die Draufsicht auf ein Fahrwerk gemäß der Erfindung
- Fig 2
- die Seitenansicht des Fahrwerks nach Fig 1
- Fig 3
- die Stirnansicht des Fahrwerks nach Fig 1
- Fig 4
- die Ansicht nach IV der Fig 1 in vergrößerter Darstellung
- Fig 5
- die Draufsicht auf die Darstellung nach Fig 4
Der Fahrwerkrahmen des erfindungsgemäßen Fahrwerks besteht im wesentlichen aus dem
Querträger (1). Der Querträger (1) ist dabei in Kastenbauweise flachbauend ausgebildet.
Nahe den Querenden des Querträgers (1) sind nach oben weisend Konsolen (2) fest angeordnet,
die auf ihrer Außenseite vertikale Lager (3) zur Aufnahme von Schemeln (4) tragen.
[0019] Die Schemel (4) sind winkelförmig ausgebildet und mit ihrem vertikalen Schenkel gelenkig
an dem Lager (3) des Konsols (2) gelagert. Jeder Schemel (4) weist an seinem vertikalen
Schenkel ein horizontales Lager (6) auf, in dem eine Schwinge (7) vertikal beweglich
gelagert ist. Die Schwinge (7), die im Querschnitt U-förmig nach unten offen ausgebildet
ist, trägt in ihren Schenkeln (7a) fest eine horizontale Achse (8), auf der das Einzelrad
(9) drehbar gelagert ist. Die Achse (8) ist dabei im Bereich der Schenkel (7a) der
Schwinge (7) als Vielkantwelle ausgebildet und fest in den Schenkeln (7a) eingespannt.
[0020] Oben auf der Schwinge (7) ist beidseitig des Einzelrades (9) je eine Blatttragfeder
(10) angeordnet, die sich andererseits gegen die Unterseite des freien horizontalen
Schenkels des Schemels (4) abstützt. Zwischen Schemel (4) und Schwinge (7) angeordnete
Dämpfer (11) dämpfen die Vertikalbewegungen des Einzelrades (9). Zwischen den Schemeln
(4), den Schwingen (7) oder den Achsen (8) der benachbarten Einzelräder (9) ist je
eine Achsbrücke (12) angeordnet, die bei gelenkig gelagerten Schemeln (4) ebenfalls
gelenkig an den Schemeln (4), den Schwingen (7) oder den Achsen (8) befestigt ist.
[0021] Bei einem nicht dargestellten Ausführungsbeispiel der Erfindung, bei dem die Schemel
(4) gegenüber dem Querträger (1) blockiert, d. h. nicht schwenkbar angeordnet sind,
kann die Achsbrücke (12) fest an den Schemeln (4), den Schwingen (7) oder den Achsen
(8) angeordnet sein. Bei diesem Ausführungsbeispiel der Erfindung erfolgt das Blockieren
der Schemel (4) gegenüber dem Querträger (1) durch erfindungsunwesentliche Maßnahmen,
beispielsweise durch Anschweißen oder Einbau von starren Elementen.
[0022] Bei dem in der Zeichnung dargestellten Ausfürhungsbeispiels werden horizontale Querbewegungen
des Schemels (4) gegenüber dem Querträger (1) durch Federn (13) und Dämpfern (14),
die einerseits an dem Schemel und andererseits an dem Querträger befestigt sind, abgefedert
bzw. gedämpft.
[0023] Der nicht dargestellte Wagenkasten ist vertikal auf den Sekundärfedern (15) des Fahrwerks
abgestützt. Diese Sekundärfedern (15) sind in Taschen (16) nahe den Querenden den
Querträgers (1) gelagert. An dem Querträger (1) des Fahrwerkrahmens sind mit Abstand
zueinander gelenkig Anlenkstangen (17) befestigt, die mit ihrem anderen Ende ebenfalls
gelenkig am Wagenkasten angelenkt sind. Die Lager der Anlenkstangen (17) sind dabei
sphärisch ausgebildet.
[0024] Nahe der Fahrwerkquermitte sind weiter mit Abstand zueinander im Querträger (1) Queranschläge
(18) vorgesehen, die mit entsprechenden Gegenlagern des Wagenkastens zusammen wirken
und den Querausschlag des Wagenkastens gegenüber dem Fahrwerk begrenzen. Zwischen
dem Querträger (1) des Fahrwerkrahmens und dem Wagenkasten befestigte Stoßdämpfer
(19) dienen der Verbesserung des Laufverhaltens.
1. Fahrwerk für Niederflurbahnen mit einem Fahrwerkrahmen, an dem Einzelräder (9) über
je eine Schwinge (7) drehbar gelagert sind und die Schwinge (7) gelenkig und sich
über Primärfedern abstützend befestigt ist, wobei die Anbindung des Fahrwerkrahmens
am Wagenkasten der Niederflurbahn über zwei mit Abstand zueinander an einem Querträger
(1) des Fahrwerkrahmens gelenkig gelagerte Anlenkstangen (17) erfolgt, die andererseits
ebenfalls gelenkig am Wagenkasten befestigt sind, wobei der Wagenkasten über Sekundärfedern
(15) auf dem Fahrwerkrahmen abgestützt ist, die in Taschen (16) nahe den Querenden
des Querträgers (1) gelagert sind und wobei im Querträger (1) mit Abstand zueinander
angeordnete Queranschläge (18) die Querbewegung des Wagenkastens gegenüber dem Fahrwerk
begrenzen, dadurch gekennzeichnet, daß die Schwinge (7) an einer horizontalen, in
Fahrwerkquerrichtung angeordneten Achse (6) an einem Schemel (4) gelagert ist, der
um eine vertikale Achse gelenkig an dem Fahrwerkrahmen befestigt ist.
2. Fahrwerk nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die horizontale Schwenkbarkeit
des Schemels (4) gegenüber dem Fahrwerkrahmen durch zwischen Schemel (4) und Fahrwerkrahmen
angeordnete Federn (13) und/oder Dämpfer (14) abgefedert und/oder gedämpft ist.
3. Fahrwerk nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Primärfeder als Blatttragfeder
(10) ausgebildet ist, wobei für jedes Einzelrad (9) zwei Blattragfedern (10) vorgesehen
sind, die in Fahrwerklängsrichtung beidseitig des Radreifens zwischen Schwinge (7)
und Schemel (4) angeordnet sind.
4. Fahrwerk nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Schwinge (7)
im Querschnitt nach unten offen und U-förmig ausgebildet ist und im Seitenwangen (7a)
der Schwinge (7) eine Achse (8) für das Einzelrad (9) fest angeordnet ist.
5. Fahrwerk nach einem oder mehreren Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß
die Einzelräder (9) des Fahrwerks jeweils paarweise schwenkbar und blockiert angeordnet
sind.
6. Fahrwerk nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß
der Schemel (7) gegenüber dem Fahrwerkrahmen durch zwischen Querträger (1) und Schemel
(4) angeordnete starre Elemente oder Anschweißen blockierbar ist.
7. Fahrwerk nach einem oder mehreren Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß
die Schemel (4) oder Schwingen (7) oder Achsen (8) der nebeneinander angeordneten
Einzelräder (9) durch eine Achsbrücke (12) gelenkig miteinander verbunden sind.
8. Fahrwerk nach einem oder mehreren Ansprüchen 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß
die Schemel (4) oder Schwingen (7) oder Achsen (8) der nebeneinander angeordneten
Einzelräder (9) durch eine Achsbrücke (12) fest miteinander verbunden sind.
9. Fahrwerk nach den Ansprüchen 1 bis 8 dadurch gekennzeichnet, daß die Achse (8) im
Bereich der Seitenwangen (7a) der Schwinge (7) als Vielkantwelle ausgebildet ist und
in den Seitenwangen (7a) fest gelagert ist.