[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung von Mikro-Carbonfasern zum Prüfen der elektrischen
Leitfähigkeit des Strukturgrundes von mikrostrukturierten Körpern, bei denen sich
auf einem elektrisch leitfähigen Strukturgrund Mikrostrukturelemente aus elektrisch
nicht leitfähigem Material erheben.
[0002] Bei dem Verfahren gemäß der DE-PS 37 12 268 wird auf eine metallische Trägerschicht,
z.B. aus Chrom-Nickel-Stahl, eine für Röntgenstrahlen empfindliche Resistschicht aufgebracht,
die über eine Röntgenmaske partiell mit Synchrotronstrahlung belichtet wird. Die belichteten
Bereiche werden mit einem flüssigen Entwickler herausgelöst, wodurch den Mikrostrukturen
entsprechende Hohlräume entstehen. Mit diesem Verfahren können Mikrostrukturen mit
sehr hohen Aspektverhältnissen bei kleinsten, lateralen Abmessungen im um-Bereich
erzeugt werden.
[0003] Aus der EP 0 328 161 A2 ist ein Verfahren bekannt, bei dem Werkzeug, das auf einer
Grundplatte Mikrostrukturen trägt, abgeformt wird. Hierzu wird auf die Stirnflächen
der Mikrostrukturen des Werkzeugs nacheinander eine Trennmittelschicht und eine elektrisch
leitende Schicht aus niedermolekularem Polymethylmethacrylat (PMMA), gemischt mit
20 bis 50 Gew.- % Ruß aufgetragen. Danach wird das Werkzeug mit einer elektrisch isolierenden
Abformmasse, z. B. einem Gießharz, ausgefüllt und überschichtet. Nach der Warmhärtung
der Abformmasse, bei der das elektrisch leitende Material mit der aushärtenden Abformmasse
eine feste Verbindung eingeht, wird das Werkzeug von der ausgehärteten Abformmasse
getrennt. Dabei bleibt das elektrisch leitende Material auf dem Strukturgrund der
Mikrostrukturen haften.
[0004] Aus der DE 40 10 669 C1 ist ein hierzu alternatives Verfahren zur Herstellung mikrostrukturierter,
plattenförmiger Körper bekannt, wobei deren Strukturgrund eine zusammenhängende Fläche
bilden muß, bei dem auf einer elektrisch nicht leitenden Thermoplast-Schicht ein Film
des elektrisch leitenden Materials aufgebracht wird, danach ein Werkzeug bei einer
Temperatur, die oberhalb der Erweichungstemperatur des Thermoplasten liegt, durch
den Film des elektrisch leitenden Materials hindurch in die Thermoplast-Schicht eingedrückt
wird, Formeinsatz und Thermoplast-Schicht auf eine Temperatur unterhalb der Erweichungstemperatur
des Thermoplasten abgekühlt werden und der Formeinsatz entfernt wird.
[0005] Aus der DE 39 37 308 C1 ist ein Verfahren zur Herstellung von metallischen Mikrostrukturkörpern
bekannt, bei dem auf einer elektrisch leitfähigen Grundplatte Mikrostrukturen aus
Kunststoff erzeugt werden, wobei im Zuge der Erzeugung der Mikrostrukturen eine Restschicht
des Kunststoffes auf der elektrisch leitfähigen Grundplatte belassen wird und erst
anschließend die Restschicht des Kunststoffes durch reaktives lonenätzen mittels senkrecht
gegen die Oberfläche der Grundplatte beschleunigter Ionen entfernt wird.
[0006] Allen diesen Verfahren ist gemeinsam, daß mikrostrukturierte Körper hergestellt werden,
bei denen sich auf einem elektrisch leitfähigen Strukturgrund Mikrostrukturelemente
aus elektrisch nicht leitfähigem Material erheben. Bei allen Verfahren sollen die
mikrostrukturierten Körper in nachfolgenden Schritten galvanisch mit einem Metall
abgeformt werden, wobei entweder die Grundplatte oder der elektrisch leitfähig gemachte
Strukturgrund als Kathode geschaltet wird.
[0007] Für eine einwandfreie galvanische Abformung ist es unabdingbar, daß die galvanischen
Abscheidung an allen Stellen des Strukturgrunds gleichmäßig einsetzt und nicht in
einzelnen Bereichen durch elektrisch schlecht- oder nicht leitende Fehlstellen im
Strukturgrund behindert oder vollständig gehemmt wird.
[0008] Solche Fehlstellen können beim erstgenannten Verfahren beispielsweise dadurch entstehen,
daß die mit Röntgenstrahlen belichteten Bereiche vom Entwickler nicht vollständig
herausgelöst werden, so daß die elektrisch leitfähige Trägerschicht nicht freigelegt
ist. Fehlerquellen bei den an zweiter und dritter Stelle genannten Verfahren sind
beispielsweise, daß die elektrisch leitfähige Schicht unzureichend vom Werkzeug auf
den mikrostrukturierten Körper übertragen oder in den Strukturgrund gepreßt wird.
Bei dem an vierter Stelle genannten Verfahren kann schließlich eine Kontrollmessung
zweckmäßig sein, mit der festgestellt wird, ob die Restschicht bereits vollständig
entfernt ist.
[0009] Erfindungsgemäß soll eine Möglichkeit geschaffen werden, Fehlstellen dieser Art erkennen
zu können.
[0010] Es ist allgemein bekannt, daß die elektrische Leitfähigkeit von Körpern dadurch gemessen
werden kann, daß eine erste Stelle des Körpers mit der ersten elektrischen Leitung
eines Durchgangsprüfers kontaktiert und eine beliebige weitere Stelle des Körpers
mit einer Tasterspitze, die mit der zweiten elektrischen Leitung des Durchgangsprüfers
verbunden ist, berührt wird. Eine solche erste Stelle ist bei allen mikrostrukturierten
Körpern vorhanden, die nach Verfahren der oben genannten Art hergestellt werden, denn
eine solche Stelle wird bei der Kontaktierung für die anschließende galvanische Abformung
benötigt.
[0011] Es ist jedoch problematisch, den Strukturgrund von mikrostrukturierten Körpern abzutasten.
Wie erwähnt, kann mit den oben genannten Verfahren ein hohes Aspektverhältnis erreicht
werden; dies bedeutet, daß der Strukturgrund eine bis zwei Grö- ßenördnungen kleiner
ist als die Höhe der Mikrostrukturelemente. Beispielsweise können einige hundert Mikrometer
hohe Mikrostrukturelemente durch Gräben, die lediglich etwa 10 um breit sind, voneinander
getrennt sein. Soll an solchen mikrostrukturierten Körpern der Strukturgrund abgetastet
werden, so ist es nahezu unvermeidlich, daß die Mikrostrukturelemente berührt und
zerstört werden.
[0012] Aus der EP 0 483 579 A2 ist eine Abtastnadel mit einer Größe in Nanometer-Bereich
für ein Raster-Tunnel-Elektronenmikroskop bekannt, die in eine Spitze ausläuft. Die
Abtastnadel besteht aus einer Carbon-Matrixstruktur mit eingelagerten Metallteilchen;
sie weist entsprechend ihrer Verwendung eine starre Struktur auf.
[0013] Bei der erfindungsgemäß zu schaffenden Möglichkeit, Fehlstellen im Strukturgrund
erkennen zu können, muß die Gefahr, daß dabei Mikrostrukturelemente zerstört werden,
so weit wie möglich minimiert werden. Wegen ihrer starren Struktur ist die bekannte
Abtastnadel hierfür nicht geeignet.
[0014] Die Lösung dieses Problems gelingt durch die eingangs angesprochene Verwendung von
Mikro-Carbonfasern zum Prüfen der elektrischen Leitfähigkeit des Strukturgrundes von
mikrostrukturierten Körpern, bei denen sich auf einem elektrisch leitfähigen Strukturgrund
Mikrostrukturelemente aus elektrisch nicht leitfähigem Material erheben.
[0015] Mikro-Carbonfasern eignen sich wegen ihrer hohen Elastizität, ihrer Formsteifheit
und ihrer guten elektrischen Leitfähigkeit in besonderem Maß zum Prüfen der elektrischen
Leitfähigkeit des Strukturgrundes. Selbst wenn mit Mikro-Carbonfasern Mikrostrukturelemente
berührt werden, besteht nicht die Gefahr der Zerstörung, da sich Mikro-Carbonfasern
elastisch verbiegen.
[0016] Unter Mikro-Carbonfasern sollen im folgenden Carbonfasern mit einem Durchmesser von
weniger als 100 um verstanden werden. Ihre elektrische Leitfähigkeit soll möglichst
hoch sein.
[0017] Mikro-Carbonfasern sind im Handel erhältlich.
[0018] Beispielsweise werden Mikro-Carbonfasern mit einer Dicke von ca. 5 - 10 um als Garne
mit einer Filamentzahl zwischen 1000 und 24000 und einer Länge bis zu mehreren 1000
Metern angeboten. Solche Filamente können aus einem Abschnitt eines Garns herausgezogen
und verwendet werden. Daneben werden Kurzschnittfasern mit einigen Millimetern Länge
angeboten, die ebenfalls brauchbar sind.
[0019] Der elektrische Widerstand solcher Fasern liegt im Bereich von 1,5 - 10-3 Qcm (ca.
eine Größenordnung unter der Leitfähigkeit von Quecksilber).
[0020] Ein kommerzieller Anbieter ist die Fa. Akzo Faser AG, Wuppertal.
[0021] Selbstverständlich werden zum erfindungsgemäßen Prüfen der elektrischen Leitfähigkeit
solche Mikro-Carbonfasern ausgewählt, die kleiner sind als die Fläche des Strukturgrunds,
die kontaktiert werden soll. Ihre Länge muß außerdem die Höhe der benachbarten Mikrostrukturelemente
übersteigen. Für die üblicherweise hergestellten mikrostrukturierten Körper können
Mikro-Carbonfasern mit einem Durchmesser von weniger als 20 um, insbesondere von 10
um bis 5 um eingesetzt werden.
[0022] Es ist für die erfindungsgemäße Verwendung völlig ausreichend, wenn eine Mikro-Carbonfaser
einer Länge, die die Höhe der benachbarten Mikrostrukturelemente um das 1,5- bis 2-fache
übersteigt, mit dem Ende eines üblichen elektrischen Leitungsdraht verbunden ist.
Dieser Leitungsdraht und eine elektrische Leitung, die mit der für die Galvanik vorgesehenen
Kontaktstelle verbunden ist, werden mit einem üblichen elektrischen Durchgangsprüfer
verbunden.
[0023] Wegen der normalerweise geringen Größe der Mikrostrukturelemente und deren geringem
Abstand zueinander wird die Kontaktierung der Mikro-Carbonfaser mit dem Strukturgrund
häufig unter dem Mikroskop kontrolliert werden müssen. Die Länge der eingesetzten
Mikro-Carbonfaser wird in diesen Fällen so gewählt, daß zumindest das freie Faserende
unter dem Mikroskop sichtbar ist. Hierbei ist zu berücksichtigen, daß der elektrische
Leitungsdraht im allgemeinen um Größenordnungen dicker ist als die Mikro-Carbonfaser,
so daß er die Sicht auf die Faser verdeckt.
[0024] Es hat sich gezeigt, daß bei elektrischen Leitungsdrähten von ca. 1 mm Durchmesser
die Faser ca. 5 mm lang sein sollte, damit das Faserende auch bei höheren Vergrößerungen
und einem entsprechend eomgeengten Sichtfeld im Mikroskop sichtbar bleibt. Vorzugsweise
wird die Faser am Leitungsdraht nicht rechtwinklig, sondern leicht abgewinkelt angebracht,
so daß der Winkel zwischen Leitungsdraht und Faser etwas größer ist als 900.
[0025] Da ein solcher Winkel im allgemeinen nicht exakt einstellbar ist, wird man eine längere
Mikro-Carbonfaser am Ende des Leitungsdrahtes anbringen und die Faser entsprechend
den gegebenen Sichtverhältnissen unter dem Mikroskop entsprechend kürzen.
[0026] Die Verbindung zwischen Mikro-Carbonfasern und einem konventionellen Leitungsdraht
kann durch Leitlacke, z. B. durch Silberleitlack hergestellt werden. Bei Bedarf können
die Mikro-Carbonfasern leicht ausgetauscht werden. Als Durchgangsprüfer eignet sich
ein üblicher Galvaniktester.
[0027] Ein besonderer Vorteil der Mikro-Carbonfasern ist, daß sie durch spezielle Behandlungsschritte,
z.
[0028] B. durch elektrochemische Verfahren, z. B. elektrochemisches Ätzen der Spitze, verjüngt
und zugespitzt werden können. Außerdem können die Mikro-Carbonfasern durch chemische
Verfahren modifiziert werden. Solche Behandlungsschritte sind bei der Verwendung von
Kohlefasern als Mikroelektroden in der analytischen Elektrochemie bekannt.
[0029] Die Erfindung wird im folgenden anhand eines Durchführungsbeispiels und einer Figur
näher erläutert.
[0030] In der Figur ist der Meßaufbau dargestellt.
[0031] Der zu untersuchende mikrostrukturierte Körper 1 wird an der für die Galvanik vorgesehenen
Kontaktfläche 2 elektrisch kontaktiert und auf dem Arbeitstisch eines Mikroskops (nicht
dargestellt) fixiert. Die elektrische Ableitung 3 vom mikrostrukturierten Körper 1
wird mit einem (nicht dargestellten) elektronischen Leitfähigkeitstester, einem Durchgangsprüfer
mit eigener Stromversorgung (UNITEST Typ V1X ohmvariant), verbunden. Das andere Kabel
des Leitfähigkeitstesters ist mit einem Draht 4 verbunden, der durch einen (nicht
dargestellten) Mikromanipulator bewegt werden kann. Am freien Ende dieses Drahtes
4 befindet sich eine Mikro-Carbonfaser 6, die senkrecht zur Grundplatte 5 des mikrostrukturierten
Körpers 1 justiert ist. Die Mikro-Carbonfaser 6 ist ca. 5 mm lang, 7 um dick und wurde
durch Kleben mit Silberleitlack mit dem Draht 4 verbunden.
[0032] Mit Hilfe des Mikromanipulators wird nun die Mikro-Carbonfaser 6 unter das Objektiv
7 und über den mikrostrukturierten Körper 1 gebracht, so daß die Mikro-Carbonfaser
sichtbar ist. Durch Anheben des Arbeitstisches oder durch Absenken der Faser ist es
nun möglich, mit der Faser in die Räume 8 zwischen den Mikrostrukturelementen 9 des
mikrostrukturierten Körpers 1 zu gelangen, bis der elektrisch leitfähige Strukturgrund
10 des mikrostrukturierten Körpers kontaktiert ist. Ist der Strukturgrund 10 an dieser
Stelle frei von elektrisch isolierenden Restschichten, so wird dies durch ein optisches
oder akkustisches Signal im Leitfähigkeitstester angezeigt. Ist dagegen eine elektrisch
isolierende Restschicht vorhanden, so fließt zwischen der Mikro-Carbonfaser 6 und
der Kontaktfläche 2 kein oder nur ein geringer Strom.
[0033] Mit Hilfe dieser Methode wurden bisher mehrere unterschiedlich gestaltete mikrostrukturierte
Körper untersucht. Sie hat sich dabei als sehr nützlich erwiesen. Probleme bezüglich
einer mechanischen Schädigung von Mikrostrukturelementen durch Berührungen mit der
Mikro-Carbonfaser traten dabei nicht auf, so daß eine zerstörungsfreie Prüfmethode
vorliegt. Dies ist vor allem den oben erwähnten besonderen Eigenschaften von Mikro-Carbonfasern
zuzuschreiben. Für schnellere Untersuchungen kann die Meßanordnung mit Hilfe eines
geeigneten, programmierbaren Mikromanipulators automatisiert werden.
[0034] Mit dem erfindungsgemäß zu verwendenden Mikro-Carbonfasern konnten mikrostrukturierte
Körper mit unterschiedlichen lateralen Abmessungen untersucht werden. Es wurde der
Strukturgrund zwischen 120 um hohen Mikrostrukturelementen kontaktiert, wobei der
Strukturgrund Breiten zwischen 200 um bis herunter zu 20 um aufwies.
[0035] Die mikrostrukturierten Körper hatten teilweise die Form von Zahnrädern, teilweise
die Form von eng benachbarten Kunststoffsäulen auf einem metallischen Strukturgrund.