[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur kontinuierlichen Wässerung fotografischer
Materialien aus wenigstens einem mit einer Flüssigkeit gefüllten Tank und zwei Reihen
übereinander angeordneter Rollenpaare über dem Flüssigkeitsniveau des Tanks.
[0002] Im Rahmen der fotografischen Verarbeitung durchläuft das Fotomaterial (Filme/Papiere)
einen mehrstufigen Prozess z.B. Entwickeln, Wässern, Bleichen, Wässern, Fixieren,
Wässern, Stabilisieren, Trocknen oder Entwickeln, Fixieren, Wässern, Trocknen.
[0003] Um das am Fotomaterial anhaftende Wasser vor der Trocknung möglichst weitgehend zu
entfernen, wurden dort zuerst sogenannte "Abstreifer" eingesetzt. Dadurch wird der
Trocknungsvorgang beschleunigt und Energie erspart, die sonst notwendig wäre, um das
anhaftende Wasser zu verdampfen.
[0004] Mitunter werden diese Abstreifer auch vor und nach den einzelnen Verarbeitungsstufen
eingesetzt, um die Verschleppung der Lösungen zu vermindern. Verwendet werden zu den
genannten Zwecken z.B. Gummilippen, die das Fotomaterial einseitig oder beidseitig
abstreifen.
[0005] Auch sind Vorrichtungen bekannt, mit denen durch Druckluft die oberflächlich anhaftende
Flüssigkeit abgeblasen wird. Eine weitere Methode ist die Vakuum-Absaugung.
[0006] Während die Erzeugung von Vakuum technisch relativ aufwendig ist, hat die einfache
Anwendung von Druckluft den Nachteil, daß die chemischen Lösungen fein zerstäubt an
Stellen hingelangen, wo nach Verdunsten der Flüssigkeit störende Kristall-Rückstände
verbleiben.
[0007] Gummilippen haben wiederum den Nachteil, daß sie bei längerer Benutzung mit einer
bestimmten Materialbreite an den Rändern stärker abgenutzt werden als in der Mitte
und deswegen beim Wechsel des Formats nicht mehr gleichmäßig über die gesamte Materialbreite
wirken. Sie müssen deswegen häufig erneuert werden.
[0008] Auch werden in der fotografischen Technik häufig sogenannte Abquetsch-Walzen angewendet,
durch die das Fotomaterial unter Druck hindurchgeführt wird. Dadurch wird die oberflächlich
anhaftende Flüssigkeit einigermaßen entfernt. Flüssigkeit und Chemikalien, die sich
in den Gelatine-Schichten des Fotomaterials befinden, werden so nicht entfernt. Der
Effekt eines solchen Walzenpaares ist demnach unzureichend.
[0009] Wässerungen, die zwischen einzelnen Verfahrensstufen oder vor der Trocknung durchgeführt
werden, um anhaftende Chemikalien zu entfernen, dauern lange und benötigen eine große
Menge Wasser, auch wenn die vorstehend angegebenen Hilfsmittel angewendet werden.
[0010] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist die Bereitstellung einer Vorrichtung, mit
der die Wässerung beschleunigt wird, ohne daß übermäßig viel Wasser verbraucht wird.
[0011] Diese Aufgabe wird mit einer Vorrichtung gemäß Patentanspruch 1 gelöst.
[0012] Dabei kann das Material in das im Wässerungstank befindliche Wasser eintauchen, es
kann aber auch über Umlenkrollen geführt weden, die sich oberhalb des Badniveaus befinden.
[0013] Vorzugsweise sind die Achsen jedes Rollenpaares parallel zur Horizontalen eingestellt.
[0014] Bevorzugt erfüllen wenigstens 50 % der Rollenpaare, insbesondere alle Rollenpaare
die vorstehende Druckbedingung.
[0015] Vorzugsweise ist wenigstens eine Rolle wenigstens eines Rollenpaares angetrieben;
insbesondere sind alle Rollenpaare angetrieben.
[0016] Die Oberfläche wenigstens einer Rolle jedes Rollenpaares ist bevorzugt aus einem
elastischen Material, vorzugsweise aus Gummi. Die andere Rolle kann ebenfalls aus
einem elastischen Material, aber auch z.B. aus Edelstahl oder Hartplastik sein.
[0017] In einer bevorzugten Ausführungsform der Vorrichtung ist die Wasserzufuhr an der
höchsten Stelle des am zweithöchsten angebrachten Rollenpaares der Reihe von Rollenpaaren,
die das fotografische Material aufsteigend durchläuft, vorgesehen. Das fotografische
Material, das nach Verlassen des Tanks zwischen den Rollen jedes Rollenpaares aufsteigend
hindurchgeführt wird, kann so mit einer geringen Menge Wasser beaufschlagt werden,
so daß eine Kaskadenwässerung mit geringsten Mengen auf engstem Raum realisiert wird.
[0018] Die Vorrichtung übereinander angeordneter Rollenpaare kann mehrfach vorgesehen sein,
auch bezüglich eines Tanks mehrfach, wobei das aufgetragene Wasser im Gegenstrom zum
fotografischen Material geführt und gegebenenfalls durch Leitbleche oder Führungen
dorthin geleitet wird.
[0019] Die Rollenpaare, die das Material absteigend durchläuft, werden in einer bevorzugten
Ausführungsform alle individuell mit Wasser beaufschlagt.
[0020] Das Wasser kann entweder direkt an das Fotomaterial angetragen oder indirekt durch
Befeuchten der Rollen, z.B. mit einem feuchten Schwamm, an das Fotomaterial angetragen
werden.
[0021] Die Vorrichtung enthält weiterhin vorzugsweise Mittel, mit denen das Wasser von den
Rollenpaaren, die das Material aufsteigend durchläuft, wenn es vom Fotomaterial wieder
entfernt wird, in die vorangehende Behandlungsstufe geleitet wird.
[0022] Die erfindungsgemäße Vorrichtung wird in der Figur 1 näher beschrieben. Eine Vorrichtung
nach Stand der Technik wird in Fig. 2 gezeigt.
[0023] In Fig. 1 stellt (1) einen Wässerungstank innerhalb einer fotografischen Verarbeitungsapparatur
dar, dessen Wasserniveau mit (2) bezeichnet ist. An einem Gerüst (nicht gezeigt) sind
übereinander 2 Reihen (3) und (3a) von Rollenpaaren (4) angebracht, von denen jeweils
eine mit einem Antrieb (nicht gezeigt) versehen ist. Mit (5) ist das fotografische
Material mit seiner durch einen Pfeil angegebenen Laufrichtung, mit (6) ein Vorrichtungsteil
bezeichnet, mit dem Waschwasser auf die Rollenpaare aufgebracht wird. Das Waschwasser
kann auf eine Seite oder auf beide Seiten des fotografischen Materials aufgetragen
werden, läuft bei der Reihe 3a außen um die Rollen herum, bevor es auf das nächste
Rollenpaar kommt, bis es schließlich in den Tank (1) tropft. (7) kennzeichnet eine
Vorrichtung, die für die Einstellung des Druckes zwischen den beiden Rollen des Rollenpaares
sorgt. Mit (8) sind übliche Umlenkrollen bezeichnet. Bei der Reihe (3) wird jedes
Rollenpaar mit frischem Wasser beaufschlagt. Das Wasser wird dann jeweils abgeleitet
und z.B. einem nicht gezeigten Tank zugeführt.
[0024] Der in Fig. 2 dargestellte Wässerungstank (1) mit dem Wasserniveau (2), durch den
das fotografische Material (5) geführt wird, weist nur die üblichen Umlenkrollen (8)
auf.
[0025] Vorzugsweise werden pro Tank in jeder Reihe 2 bis 20, insbesondere 3 bis 15 Rollenpaare
vorgesehen, deren Breite auf das zu verarbeitende fotografische Material abgestimmt
ist. Der Rollendurchmesser ist unkritisch; aus Platzgründen wird man Durchmesser zwischen
1 und 10 cm wählen.
[0026] Der Andruck der Rollenpaare wird beispielsweise durch Zugfedern, die um beide Achsen
der Rollen geführt sind, eingestellt.
[0027] Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Wässerungsverfahren für ein fotografisches
Material, das zuvor mit einer Chemikalienlösung, beispielsweise einem Entwicklungs-,
Bleich-, Fixier- oder Bleichfixierbad behandelt wurde, gemäß Patentanspruch 2.
[0028] Das Wasser wird vorzugsweise in das Bad geleitet, das das Material gerade verlassen
hat.
Beispiel 1 (Vergleich)
[0029] Ein handelsübliches Colorpapier durchläuft nach der Entwicklung und der Wässerung
ein Bleichbad mit der folgenden chemischen Zusammensetzung:
Ammonium-Eisen-EDTA |
35 g/l |
Ammoniumbromid |
70 g/l. |
[0030] Dem Bleichbad nachgeschaltet sind zwei Wässerungstanks mit 8,5 Litern Tankvolumen.
- Wässerungstank 1 -
- direkt nach dem Bleichbad wird mit 150 ml/m² Frischwasser regeneriert.
- Wässerungstank 2 -
- enthält stehendes Wasser - ohne Frischwasserzuführung.
[0031] Nach Verarbeitung von 100 m² Colorpapier wurde die Reinigungswirkung des Wässerungstanks
1 durch Analyse der NH₄Br-Konzentration im Wässerungstank 2 bestimmt. Er enthält zu
diesem Zeitpunkt 4,1 g NH₄Br/l.
Beispiel 2 (Vergleich)
[0032] Es wurde wie in Beispiel 1 verfahren, jedoch wurde am Wässerungstank 1 eine Reihe
mit 4 übereinander angeordneten, angetriebenen Rollenpaaren montiert und das Wasser
selbst aus dem Tank abgelassen. Das Colorpapier durchläuft die Rollenpaare nach Verlassen
des Tanks.
[0033] Weiterhin wurde der Wasserzulauf zu Tank 1 geschlossen und stattdessen 150 ml/m²
Wasser auf das obere Rollenpaar getropft.
[0034] Der Druck, mit dem sich die 4 Rollenpaare berührten, war ca. 700 p/cm².
[0035] Wiederum wurde die Reinigungswirkung der Anordnung durch Analyse der NH₄Br-Konzentration
in Tank 2 bestimmt: 0,39 g/l.
Beispiel 3 (Erfindung)
[0036] Es wurde wie in Beispiel 2 verfahren, jedoch wurden 4 zusätzliche Rollenpaare am
Einlauf in den Tank 1 übereinander installiert, die das Material absteigend durchläuft,
und die sich ebenfalls mit einem Druck von ca. 700 p/cm² berührten. Die Vorrichtung
enthielt:
- 4 Befeuchtungsstellen
- a 25 ml/m² an allen Rollenpaaren des absteigenden Teils
- 1 Befeuchtungsstelle
- a 50 ml/m² am zweitobersten Rollenpaar des aufsteigenden Teils.
[0037] Wiederum wurde die Reinigungswirkung durch Analyse der NH₄Br-Konzentration im Tank
2 bestimmt: 0,09 g/l.
[0038] Mit der bevorzugten Ausführungsform wird nochmals eine Steigerung der Reinigungswirkung
um den Faktor 4 gefunden.
Beispiel 4 (Vergleich)
[0039] Ein handelsübliches Colorpapier durchläuft nach Entwicklung, Wäsche, Bleichbad und
Wäsche ein Fixierbad folgender Zusammensetzung:
Natriumthiosulfat |
120 g/l |
Natriumsulfit |
10 g/l |
[0040] Dem Fixierbad sind zwei Wässerungstanks mit je 8,5 l Tankvolumen nachgeschaltet.
- Wässerungstank 1 -
- direkt nach dem Fixierbad wird mit 120 ml/m² frischem Wasser regeneriert.
- Wässerungstank 2 -
- enthält Wasser ohne Frischwasserzuführung.
[0041] Nach Verarbeitung von 100 m² 8,9 cm-breiter Rollenware wurde analytisch der Gehalt
an Natrium-Thiosulfat im Wässerungstank II bestimmt. Damit ist ein Maß für die Verschleppung
gegeben, die bei einer Wässerung von 120 ml/m² im Tank I resultiert.
[0042] Gefunden wurden 11,8 Na₂S₂O₃/l im Tank II.
Beispiel 5 (erfindungsgemäß)
[0043] Es wurde wie in Beispiel 4 verfahren, jedoch wurden im Wässerungstank I entsprechend
Beispiel 3 zwei Reihen mit je 4 übereinander angeordneten, angetriebenen Rollenpaaren
montiert und das Wasser selbst aus dem Tank abgelassen.
[0044] Weiterhin wurde der Wasserzulauf zu Tank I geschlossen und stattdessen je 20 ml/m²
Wasser an allen Rollenpaaren des absteigenden Teils und 40 ml/m² Wasser an das zweitoberste
Rollenpaar des aufsteigenden Teiles angetragen.
[0045] Der Druck, mit dem sich die 4 Rollenpaare der Reihe, die das Material nach dem Bad
durchläuft, berührten, war ca. 700 p/cm².
[0046] Wiederum wurde die Natrium-Thiosulfatkonzentration im Wässerungstank II bestimmt
(analytisch).
Tank II: |
Natrium-Thiosulfat |
2,9 g/l |
[0047] Bei gleicher eingesetzter Wassermenge für die Wässerungsstufe I resultiert eine verbesserte
Reinigung des Materials.
[0048] Die Beispiele zeigen, daß mit geringen Wassermengen bei Benutzung dererfindungsgemäßen
Vorrichtung eine sehr effektive Wässerung erfolgt. Wird ein Wässerungsergebnis gemäß
Beispiel 1 als ausreichend angesehen, so kann die Wässerungszeit erheblich verkürzt
werden, z.B. von 90 s in Beispiel 1 auf 25 s.
1. Vorrichtung zur Wässerung fotografischer Materialien aus wenigstens einem Wässerungstank
und wenigstens zwei Reihen von übereinander angeordneten Rollenpaaren über dem Flüssigkeitsniveau
des Tanks, von denen die erste Reihe vom fotografischen Material absteigend und die
zweite Reihe vom fotografischen Material aufsteigend durchlaufen werden, wobei
(a) die Rollen eines jeden Rollenpaares achsparallel zueinander angeordnet sind und
Vorder- bzw. Rückseite des zwischen ihnen hindurchgeführten fotografischen Materials
berühren,
(b) der Druck, den die Rollen wenigstens eines Rollenpaares auf das fotografische
Material ausüben, auf 50 bis 1000 p/cm² eingestellt ist und
(c) mindestens ein Rollenpaar der absteigenden Reihe und mindestens ein Rollenpaar
der aufsteigenden Reihe mit einer Wasserzufuhr versehen sind.
2. Verfahren zur kontinuierlichen Wässerung eines fotografischen Materials, das auf einem
U-förmigen Weg geführt wird, dadurch gekennzeichnet, daß es sowohl absteigend als
auch aufsteigend mehrere Rollenpaare durchläuft, deren Rollen jeweils Vorder- und
Rückseite des Materials berühren, von denen wenigstens die Rollen eines Rollenpaares
einen Druck auf das fotografische Material ausüben, der auf 50 bis 1000 p/cm² eingestellt
ist, und daß mindestens auf einem Rollenpaar Wasser zu gegeben wird.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Achsen jedes Rollenpaares
parallel zur Horizontalen eingestellt sind.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens 50 % der Rollenpaare
die Druckbedingungen von Anspruch 1 erfüllen.
5. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens eine Rolle des
wenigstens eines Rollenpaares angetrieben ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Oberfläche wenigstens
eine Rolle jedes Rollenpaares aus einem elastischen Material, vorzugsweise Gummi ist.
7. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens 50 % der Rollenpaare
einen Druck von 50 bis 1000 p/cm² auf das fotografische Material ausüben.
8. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß auf das zweithöchste Rollenpaar
der der Rollenpaare, die das Material aufsteigend durchläuft und auf alle Rollenpaare,
die das Material absteigend durchläuft, Wasser aufgebracht wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß das aufgebrachte Wasser nach
der Wässerung in das vorhergehende Bad geleitet wird.