[0001] Die Erfindung betrifft ein farbfotografisches Entwicklungsverfahren für Materialien
mit hohem AgCl-Anteil, das unter standardisierten Bedingungen der Entwicklungszeit,
-temperatur und des pH-Wertes ohne Qualitätsverlust eine Verminderung der Entwicklersubstanz-Konzentration
gestattet.
[0002] Die Herstellung von farbigen Aufsichtsbildern durch bildmäßige Belichtung und Verarbeitung
eines Colornegativpapieres geschieht weltweit weitgehend nach einem standardisierten
Verfahren, was dazu fuhrt, daß auch die diesem Verfahren unterworfenen Colornegativpapiere
in bestimmten Einzelheiten sich sehr ähnlich sind.
[0003] Der Standardprozeß AP 94 oder RA 4 schreibt eine Entwicklungszeit von 45 s, eine
Entwicklungstemperatur von 35°C und einen pH-Wert der Entwicklerlösung von 10,2 vor.
Die nach diesem Verfahren entwickelbaren Colornegativpapiere enthalten Silberhalogenidemulsionen
mit über 98 Mol-% AgCl. Die Entwicklersubstanz ist CD 3 (3-Methyl-4-amino-N-ethyl-N-methansulfonamidoethylanilin-sesquisulfat);
sie wird in einer Konzentration von etwa 5,0 g/l Entwicklungslösung eingesetzt, um
mit dem genannten Colornegativpapier unter den standardisierten Bedingungen zu den
erwünschten Resultaten zu führen.
[0004] Es ist aus ökonomischen und ökologischen Gründen wünschenswert, zu geringeren Konzentrationen
an Entwicklersubstanz in der Entwicklerlösung zu kommen, da dann die Verluste an Entwicklersubstanz
durch Überlauf oder Verschleppung geringer werden und die Regenerierquote gesenkt
werden kann, wodurch wiederum geringere Überläufe entstehen, die zu Erleichterungen
bei der Entsorgung von Abfallösungen führen.
[0005] Eine Verringerung der Entwicklerkonzentration sollte jedoch nicht durch eine erhebliche
Erhöhung des pH-Wertes, der Entwicklungstemperatur oder der Entwicklungszeit kompensiert
werden, da diese Änderungen neue Probleme schaffen würden.
[0006] Aufgabe der Erfindung war daher, ein Entwicklungsverfahren für ein Colornegativmaterial
zu finden, dessen Silberhalogenidemulsionen zu mindestens 98 Mol-% aus AgCl bestehen,
wobei die Entwicklungslösung höchstens 3,5 g CD 3/l, vorzugsweise höchstens 2,5 g
CD 3/l enthält. Die Entwicklungstemperatur beträgt vorzugsweise 32 bis 39°C. In einer
bevorzugten Ausführungsform der Erfindung beträgt der pH-Wert des Entwicklungsbades
9,9 bis 10,4 und die Entwicklungszeit maximal 45 s.
[0007] Es wurde nun überraschend gefunden, daß sich diese Aufgabe dadurch lösen laßt, daß
im Entwicklungsbad unter dem Flüssigkeitsniveau die emulsionsseitig adhärierende Diffussionsschicht
wenigstens einmal, vorzugsweise zwei- bis zwanzigmal deutlich verringert oder gänzlich
entfernt wird.
[0008] Das Verringern bzw. Entfernen der emulsionsseitig adhärierenden Diffussionsschicht
kann auf verschiedene Weise erfolgen:
a) Durchlaufen von Abstreiferlippen;
b) Durchlaufen von Walzenpaaren, die einen bestimmten Druck auf das Material ausüben;
c) Kontaktieren mit rotierenden Schaumstoffwalzen;
d) Vielfache Umlenkung des Materials bei der Passage durch das Verarbeitungsbad.
Beispiel 1
[0009] Ein handelsübliches Colorpapier auf Basis von Silberhalogenid-Emulsionen mit 99,5
Mol-% AgCl wird im Standardprozess AP 94/RA 4 entwickelt. Der Gehalt an Entwicklersubstanz
CD 3 beträgt 5,0 g.
Verarbeitungsdaten
[0010]
Entwickler |
45 s, |
35°C, |
pH 10,2 |
Bleichfixierbad |
45 s, |
35°C, |
|
Wässerung |
4 x 22,5 s, |
25-35°C. |
|
[0011] Die Maximaldichten sind in Tabelle 1 angegeben.
Beispiele 2 bis 4
[0012] Bei unveränderten Randbedingungen wurde der Gehalt an CD 3 auf 4,0, 3,0 und 2,0 g
vermindert und jeweils die resultierende Maximaldichte bestimmt.
Beispiel 5
[0013] Es wurde wie im Beispiel 3 verfahren, jedoch passierte das Fotomaterial im Verlauf
der Entwicklungszeit von 45 s 7 x unter Niveau v-förmig angeordnete Gummi-Lippen und
zwar nach ca. 6 / 12 / 18 / 24 / 30 / 36 / 42 s, wodurch die anhaftende Diffusionsschicht
jedesmal weitgehend entfernt wurde (Maximaldichten: siehe Tabelle).
Beispiel 6
[0014] Es wurde wie im Beispiel 3 verfahren, jedoch wurde das Fotomaterial im Verlauf der
Entwicklungszeit von 45 s beim Durchlaufen des Entwicklertanks durch entsprechend
angeordnete Führungsrollen vielfach s-förmig umgelenkt.
[0015] Auch hierbei wurde die anhaftende Diffusionsschicht bei jeder Umlenkung weitgehend
entfernt bzw. stark verringert (Maximaldichten: siehe Tabelle).
Beispiel 7
[0016] Es wurde wie im Beispiel 4 verfahren, jedoch passierte das Fotomaterial wahrend des
Durchlaufs durch den Entwicklertank 10 x Walzenpaare aus elastischem Schaumstoff,
wobei die Walzen ca. 20 % schneller rotieren, als dem kontrollierten Vorschub des
Materials durch das Entwicklerbad entspricht (Maximaldichten: siehe Tabelle).
Beispiel 8
[0017] Es wurde wie im Beispiel 7 verfahren, jedoch waren die 10 Walzenpaare nicht aus elastischem
Schaumstoff, sondern aus Vollgummi gefertigt und waren so in den Achsenhalterungen
gelagert, daß durch Zugfedern um die Achsenpaare ein Zug von ca. 300 p ausgeübt wurde,
wodurch die Walzenpaare das Fotomaterial jeweils nur unter genau definiertem Druck
passieren ließen. Auch hierdurch wurde die anhaftende Diffusionsschicht jeweils stark
vermindert bzw. entfernt (Maximaldichten: siehe Tabelle).
Tabelle 1
Maximaldichten |
|
gb |
pp |
bg |
Beispiel 1 |
2,33 |
2,68 |
2,54 |
Beispiel 2 |
2,15 |
2,67 |
2,57 |
Beispiel 3 |
1,64 |
2,61 |
2,52 |
Beispiel 4 |
1,07 |
2,51 |
2,53 |
Beispiel 5 |
2,18 |
2,65 |
2,51 |
Beispiel 6 |
2,29 |
2,66 |
2,53 |
Beispiel 7 |
2,14 |
2,65 |
2,54 |
Beispiel 8 |
2,16 |
2,67 |
2,52 |
[0018] Es zeigt sich, daß bei Reduktion der CD 3-Menge die Gelbmaximaldichte drastisch sinkt.
Wird jedoch durch unterschiedliche Maßnahmen die emulsionsseitig adhärierende Diffusionsschicht
wenigstens einmal deutlich verringert oder gänzlich entfernt, erhält man wieder die
erforderliche Gelbmaximaldichte trotz verminderter CD 3-Menge.
gb = Gelb, pp = Purpur, bg = Blaugrün,
1. Verfahren zur Entwicklung eines farbfotografischen Negativmaterials, dessen Silberhalogenidemulsionen
zu mindestens 98 Mol-% aus AgCl bestehen, wobei die Entwicklungslösung höchstens 3,5
g CD 3/l enthält, dadurch gekennzeichnet, daß im Entwicklungsbad unter dem Flüssigkeitsniveau
die emulsionsseitig adhärierende Diffussionsschicht wenigstens einmal deutlich verringert
oder gänzlich entfernt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Konzentration an CD 3 höchstens
2,5 g/l beträgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die adhärierende Diffussionsschicht
2 bis 20-mal deutlich verringert oder gänzlich entfernt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Entwicklungstemperatur
32 bis 39°C, der pH-Wert des Entwicklungsbades 9,9 bis 10,4 und die Entwicklungszeit
maximal 45 s betragen.