(19)
(11) EP 0 600 337 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
08.06.1994  Patentblatt  1994/23

(21) Anmeldenummer: 93118748.8

(22) Anmeldetag:  22.11.1993
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5G03C 5/26, G03C 7/407, G03C 7/413, G03D 3/13, G03D 3/04
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE FR GB IT

(30) Priorität: 04.12.1992 DE 4240868

(71) Anmelder: Agfa-Gevaert AG
D-51373 Leverkusen (DE)

(72) Erfinder:
  • Wernicke, Ubbo, Dr.
    D-51503 Rösrath (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Farbfotografisches Entwicklungsverfahren


    (57) Ein farbfotografisches Entwicklungsverfahren für Materialien mit hohem AgCl-Anteil, das unter standardisierten Bedingungen der Entwicklungszeit, -temperatur und des pH-Wertes ohne Qualitätsverlust eine Reduktion der Entwicklersubstanz-Konzentration gestattet, wird so durchgeführt, daß im Entwicklungsbad unter Flüssigkeitsniveau die emulsionsseitig adhärierende Diffusionsschicht wenigstens einmal deutlich verringert oder gänzlich entfernt wird.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein farbfotografisches Entwicklungsverfahren für Materialien mit hohem AgCl-Anteil, das unter standardisierten Bedingungen der Entwicklungszeit, -temperatur und des pH-Wertes ohne Qualitätsverlust eine Verminderung der Entwicklersubstanz-Konzentration gestattet.

    [0002] Die Herstellung von farbigen Aufsichtsbildern durch bildmäßige Belichtung und Verarbeitung eines Colornegativpapieres geschieht weltweit weitgehend nach einem standardisierten Verfahren, was dazu fuhrt, daß auch die diesem Verfahren unterworfenen Colornegativpapiere in bestimmten Einzelheiten sich sehr ähnlich sind.

    [0003] Der Standardprozeß AP 94 oder RA 4 schreibt eine Entwicklungszeit von 45 s, eine Entwicklungstemperatur von 35°C und einen pH-Wert der Entwicklerlösung von 10,2 vor. Die nach diesem Verfahren entwickelbaren Colornegativpapiere enthalten Silberhalogenidemulsionen mit über 98 Mol-% AgCl. Die Entwicklersubstanz ist CD 3 (3-Methyl-4-amino-N-ethyl-N-methansulfonamidoethylanilin-sesquisulfat); sie wird in einer Konzentration von etwa 5,0 g/l Entwicklungslösung eingesetzt, um mit dem genannten Colornegativpapier unter den standardisierten Bedingungen zu den erwünschten Resultaten zu führen.

    [0004] Es ist aus ökonomischen und ökologischen Gründen wünschenswert, zu geringeren Konzentrationen an Entwicklersubstanz in der Entwicklerlösung zu kommen, da dann die Verluste an Entwicklersubstanz durch Überlauf oder Verschleppung geringer werden und die Regenerierquote gesenkt werden kann, wodurch wiederum geringere Überläufe entstehen, die zu Erleichterungen bei der Entsorgung von Abfallösungen führen.

    [0005] Eine Verringerung der Entwicklerkonzentration sollte jedoch nicht durch eine erhebliche Erhöhung des pH-Wertes, der Entwicklungstemperatur oder der Entwicklungszeit kompensiert werden, da diese Änderungen neue Probleme schaffen würden.

    [0006] Aufgabe der Erfindung war daher, ein Entwicklungsverfahren für ein Colornegativmaterial zu finden, dessen Silberhalogenidemulsionen zu mindestens 98 Mol-% aus AgCl bestehen, wobei die Entwicklungslösung höchstens 3,5 g CD 3/l, vorzugsweise höchstens 2,5 g CD 3/l enthält. Die Entwicklungstemperatur beträgt vorzugsweise 32 bis 39°C. In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung beträgt der pH-Wert des Entwicklungsbades 9,9 bis 10,4 und die Entwicklungszeit maximal 45 s.

    [0007] Es wurde nun überraschend gefunden, daß sich diese Aufgabe dadurch lösen laßt, daß im Entwicklungsbad unter dem Flüssigkeitsniveau die emulsionsseitig adhärierende Diffussionsschicht wenigstens einmal, vorzugsweise zwei- bis zwanzigmal deutlich verringert oder gänzlich entfernt wird.

    [0008] Das Verringern bzw. Entfernen der emulsionsseitig adhärierenden Diffussionsschicht kann auf verschiedene Weise erfolgen:

    a) Durchlaufen von Abstreiferlippen;

    b) Durchlaufen von Walzenpaaren, die einen bestimmten Druck auf das Material ausüben;

    c) Kontaktieren mit rotierenden Schaumstoffwalzen;

    d) Vielfache Umlenkung des Materials bei der Passage durch das Verarbeitungsbad.


    Beispiel 1



    [0009] Ein handelsübliches Colorpapier auf Basis von Silberhalogenid-Emulsionen mit 99,5 Mol-% AgCl wird im Standardprozess AP 94/RA 4 entwickelt. Der Gehalt an Entwicklersubstanz CD 3 beträgt 5,0 g.

    Verarbeitungsdaten



    [0010] 
    Entwickler 45 s, 35°C, pH 10,2
    Bleichfixierbad 45 s, 35°C,  
    Wässerung 4 x 22,5 s, 25-35°C.  


    [0011] Die Maximaldichten sind in Tabelle 1 angegeben.

    Beispiele 2 bis 4



    [0012] Bei unveränderten Randbedingungen wurde der Gehalt an CD 3 auf 4,0, 3,0 und 2,0 g vermindert und jeweils die resultierende Maximaldichte bestimmt.

    Beispiel 5



    [0013] Es wurde wie im Beispiel 3 verfahren, jedoch passierte das Fotomaterial im Verlauf der Entwicklungszeit von 45 s 7 x unter Niveau v-förmig angeordnete Gummi-Lippen und zwar nach ca. 6 / 12 / 18 / 24 / 30 / 36 / 42 s, wodurch die anhaftende Diffusionsschicht jedesmal weitgehend entfernt wurde (Maximaldichten: siehe Tabelle).

    Beispiel 6



    [0014] Es wurde wie im Beispiel 3 verfahren, jedoch wurde das Fotomaterial im Verlauf der Entwicklungszeit von 45 s beim Durchlaufen des Entwicklertanks durch entsprechend angeordnete Führungsrollen vielfach s-förmig umgelenkt.

    [0015] Auch hierbei wurde die anhaftende Diffusionsschicht bei jeder Umlenkung weitgehend entfernt bzw. stark verringert (Maximaldichten: siehe Tabelle).

    Beispiel 7



    [0016] Es wurde wie im Beispiel 4 verfahren, jedoch passierte das Fotomaterial wahrend des Durchlaufs durch den Entwicklertank 10 x Walzenpaare aus elastischem Schaumstoff, wobei die Walzen ca. 20 % schneller rotieren, als dem kontrollierten Vorschub des Materials durch das Entwicklerbad entspricht (Maximaldichten: siehe Tabelle).

    Beispiel 8



    [0017] Es wurde wie im Beispiel 7 verfahren, jedoch waren die 10 Walzenpaare nicht aus elastischem Schaumstoff, sondern aus Vollgummi gefertigt und waren so in den Achsenhalterungen gelagert, daß durch Zugfedern um die Achsenpaare ein Zug von ca. 300 p ausgeübt wurde, wodurch die Walzenpaare das Fotomaterial jeweils nur unter genau definiertem Druck passieren ließen. Auch hierdurch wurde die anhaftende Diffusionsschicht jeweils stark vermindert bzw. entfernt (Maximaldichten: siehe Tabelle).
    Tabelle 1
    Maximaldichten
      gb pp bg
    Beispiel 1 2,33 2,68 2,54
    Beispiel 2 2,15 2,67 2,57
    Beispiel 3 1,64 2,61 2,52
    Beispiel 4 1,07 2,51 2,53
    Beispiel 5 2,18 2,65 2,51
    Beispiel 6 2,29 2,66 2,53
    Beispiel 7 2,14 2,65 2,54
    Beispiel 8 2,16 2,67 2,52


    [0018] Es zeigt sich, daß bei Reduktion der CD 3-Menge die Gelbmaximaldichte drastisch sinkt. Wird jedoch durch unterschiedliche Maßnahmen die emulsionsseitig adhärierende Diffusionsschicht wenigstens einmal deutlich verringert oder gänzlich entfernt, erhält man wieder die erforderliche Gelbmaximaldichte trotz verminderter CD 3-Menge.
    gb = Gelb, pp = Purpur, bg = Blaugrün,


    Ansprüche

    1. Verfahren zur Entwicklung eines farbfotografischen Negativmaterials, dessen Silberhalogenidemulsionen zu mindestens 98 Mol-% aus AgCl bestehen, wobei die Entwicklungslösung höchstens 3,5 g CD 3/l enthält, dadurch gekennzeichnet, daß im Entwicklungsbad unter dem Flüssigkeitsniveau die emulsionsseitig adhärierende Diffussionsschicht wenigstens einmal deutlich verringert oder gänzlich entfernt wird.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Konzentration an CD 3 höchstens 2,5 g/l beträgt.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die adhärierende Diffussionsschicht 2 bis 20-mal deutlich verringert oder gänzlich entfernt wird.
     
    4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Entwicklungstemperatur 32 bis 39°C, der pH-Wert des Entwicklungsbades 9,9 bis 10,4 und die Entwicklungszeit maximal 45 s betragen.
     





    Recherchenbericht