[0001] Die Erfindung betrifft einen Tandemgefechtskopf nach dem Oberbegriff des Anspruchs
1.
[0002] Tandemgefechtsköpfe werden vornehmlich zur Bekämpfung von Zielen, wie z.B. Panzern,
verwendet, die mit sogenannten ERA-Boxen versehen sind. ERA-Boxen sind explosionsfähige
Körper, welche die Aufgabe haben, beim Auftreffen eines Geschosses zu explodieren,
um dadurch die Wirkung des Geschosses zu minimieren.
[0003] Aus der DE-OS 41 30 646 ist ein Tandemgefechtskopf, beispielsweise eine Panzerfaust,
bekannt, die aus einer Vorladung und einer räumlich nachgeschalteten Hauptladung besteht.
Die Vorladung wird vor der Hauptladung gezündet und bewirkt eine Vorschädigung des
getroffenen Ziels, so daß die zeitlich verzögerte Hauptladung voll wirksam ist. Die
Zündung der Hauptladung erfolgt berührungslos durch die Vorladung und zwar durch Licht,
welches von der Vorladung bei ihrer Detonation erzeugt wird. Hierzu ist im Stromkreis
des Zünders der Hauptladung eine Photodiode angeordnet, die kurz nach der Detonation
der Vorladung anspricht.
[0004] Um eine maximale Schädigung des getroffenen Ziels zu erreichen, muß die Hauptladung
nach einem genau festgelegten Zeitpunkt nach der Detonation der Vorladung gezündet
werden. Dies wird bei der DE-OS 41 30 646 durch ein Verzögerungsteil erreicht, welches
im Stromkreis des Zünders der Hauptladung angeordnet ist.
[0005] Die DE-OS 39 42 841 beschreibt einen Tandemgefechtskopf der vorgenannten Art, wobei
die Hauptladung einen piezoelektrischen Aufschlagzünder aufweist. Piezoelektische
Aufschlagzünder enthalten im wesentlichen einen elektrischen Wandler (Aufschlagsensor)
zur Erzeugung der Zündspannung und einen Detonator. Die Zündspannung für den Detonator
entsteht, wenn beim Auftreffen auf ein Ziel eine Schockwelle auf den Aufschlagsensor
trifft. Als Sensoren werden Piezoelemente verwendet. Die Zündung der Hauptladung erfolgt
demnach berührungslos.
[0006] Die Funktionsweise eines piezoelektrischen Aufschlagzünders ist z.B. in der DE-PS
1 145 522 oder US-PS 2,894,457 beschrieben.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Tandemgefechtskopf nach dem Oberbegriff
des Anspruchs 1 derart weiterzubilden, daß die Zündung berührungslos erfolgt, absolut
zuverlässig ist und zur Zündung der Ladungen zwei vollkommen gleiche Zünder verwendet
werden, die getrennt als selbständige Baugruppen hinter den Ladungen ohne elektrische
Verbindungen untereinander angeordnet sind und die Detonation der Hauptladung nach
einer geforderten Verzögerungszeit erfolgt.
[0008] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß auch der Zünder der Vorladung
einen piezoelektrischen Aufschlagzünder umfaßt, der durch eine Schockwelle auslösbar
ist und die Gehäusekonstruktion sowie die Anordnung der Zünder und die Materialzusammensetzung
des Gehäuses so gewählt sind, daß die Laufzeit der Schockwelle eine gewünschte Verzögerung
der Hauptladung bewirkt.
[0009] Durch die Verwendung von piezoelektrischen Aufschlagzündern sowohl für die Vorladung
als auch für die Hauptladung, werden zur Zündung keine mechanisch bewegbaren Teile
verwendet. Außerdem werden zwei vollkommen gleiche Zünder eingebaut. Hierdurch ist
die Zündvorrichtung sicherer und auch einfacher und damit kostengünstiger herzustellen,
da kein neues amtliches Genehmigungsverfahren erforderlich ist. Piezoelektrische Aufschlagzünder
zeichnen sich durch ihre hohe Zuverlässigkeit aus. Die Laufzeit der Schockwelle bis
zum Zünden der Hauptladung und damit die gewünschte Verzögerung ist durch die Gehäusekonstruktion,
die Anordnung der Zünder und die Materialzusammensetzung des Gehäuses festzulegen.
[0010] Zweckmäßigerweise ist die Vorladung mitsamt ihrem Zünder in einem aus dem Gehäuse
in Flugrichtung herausfahrbaren Abstandshalter angeordnet, wobei der Abstandshalter
aus zwei ineinander schiebbaren Segmenten besteht. Die Vorladung ist in Flugrichtung
gesehen, im vordersten Segment angeordnet. Beide Segmente sind in das Gehäuse des
Gefechtskopfes einschiebbar.
[0011] Beide Ladungen, nämlich Vorladung und Hauptladung, sind in bevorzugter Ausführungsform
Hohlladungen, wobei der Tandemgefechtskopf bevorzugt als Panzerfaust verwendet wird.
[0012] Die Zünder sind beide piezoelektrische Aufschlagzünder, wie sie z.B. in der DE-PS
1 145 522 oder US-PS 2,894,457 beschrieben sind. Piezoelektrische Aufschlagzünder
bestehen im wesentlichen aus einem Aufschlagsensor, der beim Auftreffen der Schockwelle
eine Zündspannung an einen Detonator leitet. Der Detonator bringt anschließend, wie
bekannt, eine Primärladung zur Explosion, durch welche die Hauptladung oder Sekundärladung
gezündet wird. Im Detonator kann eine Verzögerungsladung angeordnet sein.
[0013] Vorteilhafterweise weist der Abstandshalter eine vordere Kappe auf, die mit einem
Impulsdämpfer versehen ist. Hierdurch reagiert die Zündung weniger empfindlich.
[0014] Versuche haben ergeben, daß die durch das Auftreffen des Tandemgefechtskopfs auf
ein Ziel erzeugte erste Schockwelle im piezoelektrischen Aufschlagzünder an der Vorladung,
bzw. im darin angeordneten Piezoelement eine elektrische Spannung von weit über 500
V erzeugt. Diese Spannung ist weit höher als sie vom Detonator der Vorladung beötigt
wird, so daß die Vorladung immer sicher und zuverlässig gezündet wird.
[0015] Dieselbe erste Schockwelle erreicht wenig später den piezoelektrischen Aufschlagzünder
der Hauptladung. Ist der Tandemgefechtskopf nahezu rechtwinklig auf sein Ziel aufgetroffen,
so ist die Schockwelle intensiv genug, daß die im Piezoelement des zur Hauptladung
gehörenden Zünders erzeugte Spannung ausreicht, den zugehörenden Detonator zu zünden.
Trifft der Tandemgefechtskopf jedoch unter einem spitzen Winkel auf ein Ziel auf,
so reicht die Intensität der vom Aufprall ausgehenden Schockwelle oftmals nicht aus,
um im Piezoelement des Zünders der Hauptladung eine für den Detonator hinreichende
Spannung zu erzeugen.
[0016] Dies ist erfindungsgemäß auch gar nicht nötig, da kurz nach dem Aufprall die Vorladung
detoniert und diese Detonation eine eigene zweite Schockwelle auslöst, die sich in
Richtung Zünder der Hauptladung fortpflanzt. Diese zweite Schockwelle ist so intensiv,
daß die im Piezoelement des Zünders der Hauptladung erzeugte Spannung auch bei extrem
kleinen Auftreffwinkeln des Geschosses auf ein Ziel einen hinreichend großen Wert
annimmt, so daß die Hauptladung immer sicher gezündet wird.
[0017] Beim Schießen gegen ERA-Boxen wurden diese von der Vorladung durchschlagen, so daß
der Strahl der Hauptladung nahezu ungestört durch das von der Vorladung erzeugte Loch
in der Box hindurch fliegen konnte.
[0018] Nachfolgend wird die Erfindung anhand einer Figur näher beschrieben.
[0019] Die Figur zeigt einen Tandemgefechtskopf mit einer in einem Gehäuse 5 angeordneten
Hauptladung 2, die als Hohlladung ausgebildet ist und eine Einlage 7 aus Kupfer aufweist.
Zur Zündung ist am hinteren Ende des Gehäuses 5, welches sich dort keilförmig zuspitzt,
ein piezoelektrischer Aufschlagzünder 4 angeordnet. Zwischen diesem Zünder 4 und der
Hauptladung 2 ist eine Primärladung 8 und ein Inertkörper 9 als Detonationswellenlenker
angeordnet.
[0020] In Flugrichtung gesehen vor der Hauptladung 2 verjüngt sich das Gehäuse 5 und bildet
dort eine ringförmige Öffnung, die als Abstandshalterführung 10 ausgebildet ist. In
dieser Abstandshalterführung 10 ist ein Abstandshalter 6 geführt, der aus zwei Segmenten
6a, 6b besteht und dessen Segment 6a in der Abstandshalterführung 10 verschiebbar
gelagert ist. Der Abstandshalter 6 ist so dimensioniert, daß sich in dem freien Raum
11 über der Einlage 7 ein Hohlladungsstachel ausbilden kann. Das Segment 6a des Abstandshalters
6 ist über ein Gewinde 12 im ausgezogenen Zustand feststellbar. Im Segment 6a ist
das Segment 6b geführt, in dem eine Vorladung 1 mit zugehörigem Zünder 3 angeordnet
ist. Die Primärladung für die Vorladung 1 ist mit dem Bezugszeichen 13 bezeichnet.
Es ist kein Detonationswellenlenker vorgesehen. Das Segment 6b ist in das Segment
6a des Abstandshalters 6 einschiebbar und ist zur Feststellung an seinem zum Segment
6a gewandten Ende mit einem Gewinde 14 versehen. An seiner Spitze ist auf dem Segment
6a des Abstandshalters 6 eine halbkugelförmige Kappe 15 aufgesetzt. Damit die Zündung
nicht zu empfindlich reagiert, z.B. beim Streifen von Bäumen etc., ist die Kappe 15
vorteilhafterweise mit einem nicht gezeigten Impulsdämpfer versehen. Auf der Vorladung
ist, wie bei Hohlladungen üblich, eine Einlage 16 aufgesetzt.
[0021] Beide Zünder 3,4 sind piezoelektriche Aufschlagzünder. Da die Laufzeit einer Schockwelle
stark von der Weglänge, der Materialzusammensetzung und der Konstruktion des Gehäuses
5 abhängt, müssen diese die Verzögerungszeit beeinflussenden Größen so gewählt sein,
daß die Verzögerungszeit im gewünschten Rahmen liegt. Sollte eine längere Verzögerungszeit
erforderlich sein, so kann in den Detonator der Hauptladung eine Verzögerungsladung
bzw. ein Verzögerungsglied eingebaut werden.
[0022] Das Gehäuse 5 des Tandemgefechtskopfes ist aus einem Leichtmetall, wie z.B. einer
Magnesiumlegierung oder einer Aluminiumlegierung gefertigt. Die Laufzeit der Schockwelle
und die damit verbundene verzögerte Zündung der Hauptladung 2 bestimmt sich, wie schon
gesagt, im wesentlichen durch die Materialzusammensetzung und den Abstand der beiden
Zünder 3, 4 voneinander. Dieser Abstand sollte vorteilhafterweise zwischen 300 bis
400 mm liegen. Daraus ergibt sich eine Laufzeit der Schockwelle vom Zünder 3 zum Zünder
4 von 100 bis 150 µsec. Damit die Schockwelle in den Zünder eindringen kann und ihn
auslöst, muß der Zünder fest mit dem Gehäuse verbunden sein. Das Gehäuse hat außerdem
keine weichen Stellen, welche die Schockwelle dämpfen würden, sondern ist steif ausgebildet,
so daß sich die Schockwelle ungedämpft fortpflanzen kann.
1. Tandemgefechtskopf mit einem Gehäuse (5), in dem eine Vorladung (1) und eine räumlich
dahinter angeordnete Hauptladung (2) mit jeweils einem Zünder (3,4) angeordnet sind,
wobei die Vorladung (1) vor der Hauptladung (2) gezündet wird und der Zünder (4) der
Hauptladung (2) einen piezoelektrischen Aufschlagzünder umfaßt, der durch eine Schockwelle
auslösbar ist, dadurch gekennzeichnet, daß auch der Zünder (3) der Vorladung (1) einen piezoelektrischen Aufschlagzünder
umfaßt, der durch eine Schockwelle auslösbar ist und die Gehäusekonstruktion sowie
die Anordnung der Zünder (3,4) und die Materialzusammensetzung des Gehäuses (5) so
gewählt sind, daß die Laufzeit der Schockwelle eine gewünschte Verzögerung der Hauptladung
(2) bewirkt.
2. Tandemgefechtskopf nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorladung (1) mitsamt ihrem Zünder (3) in einem aus dem Gehäuse (5) in Flugrichtung
ausfahrbaren Abstandshalter (6) angeordnet ist.
3. Tandemgefechtskopf nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Abstandshalter (6) aus zwei ineinander schiebbaren Segmenten (6a, 6b) besteht.
4. Tandemgefechtskopf nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorladung (1) und die Hauptladung (2) Hohlladungen sind.
5. Tandemgefechtskopf nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Gefechtskopf eine Panzerfaust ist.
6. Tandemgefechtskopf nach einem der Ansprüche 2 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Abstandshalter (6) eine vordere Kappe 15 aufweist, die mit einem Impulsdämpfer
versehen ist.