[0001] Die Erfindung betrifft ein Kühlschiff für den Transport von verderblichen Gütern,
insbesondere von Früchten und Gemüse, nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Kühlschiffe sind im Stand der Technik in den unterschiedlichsten Ausführungsformen
bekannt. Sie dienen dem Transport von verderblichen Gütern, auch Lebensmitteln, und
haben sich seit der Einführung Anfang des Jahrhunderts ständig dem Stand der Technik
angepaßt. Da die Verderblichkeit solcher Kühlgüter, wie Bananen, Zitrusfrüchten, Kernobst
und exotischer Früchte, Fleisch, Milchprodukten, sowie Fisch, erheblich von der Lagerzeit
und Transportdauer abhängt, hat man sogar schon daran gedacht, die Transportdauer
noch durch Einsatz von Flugzeugen anstelle des Seetransports weiter zu verkürzen.
So ist man seit Jahrzehnten bestrebt, Kühlschiffe hinsichtlich Rumpfstruktur und Antrieben
derart zu gestalten, daß sie eine schnelle Seefahrt ermöglichen. Letzteres bedingt
eine zumindest im Bug- und Heckbereich relativ schlanke Schiffsform und einen großen,
starken Antrieb, was zu erheblichen Platz- bzw. Stauverlusten führt. Ferner dürfte
einleuchten, daß die gewünschte, schnelle Fahrt mit starken Antrieben zu einem hohen
Brennstoffbedarf und damit verbundenen hohen Betriebskosten führt.
[0003] Zusätzlich erfordern die Isolierungen zwischen Schiffsaußenhaut und den Paletten
aufwendige manuelle Arbeiten, die sich an die jeweilige Kontur der Außenhaut anpassen
müssen. Die manuelle Hinterfüllung dieses Zwischenraums mit Mineralwolle und anderen
Isoliermaterialien ist jedoch nicht nur arbeitsintensiv, sondern bedingt auch einen
hohen Materialaufwand. Eine solche Isolierung erfordert ebenfalls sog. Sideshorings,
die wiederum Kosten mit sich bringen.
[0004] Während Kühlcontainerschiffe mit Kühlstäben und Kühlanlagen arbeiten, durch die die
Atmosphäre in Containern hinsichtlich der Zusammensetzung verschiedener Gase und auch
des Feuchtigkeitsgrades, gesteuert werden kann, wie es beispielsweise in der DE-PS
39 23 860 oder der EP 92 11 6512.2 beschrieben wird, ist der Aufbau von Kühlschiffen
verständlicherweise anders. Hier werden isolierte Stauräume mit ebenen Wänden aus
vorgefertigten, tragfähigen Paneelen, die über Kanäle mit Kühlluft versorgt werden,
eingesetzt, wie es beispielsweise in der DE-OS 28 32 106 oder der DE-OS 31 26 789
beschrieben wird. Solche Kühlschiffe besitzen einen Stau- oder Laderaum, der für handelsübliche
Paletten mit rechteckiger Form geeignet ist, von weniger als 40% in Bezug zur Gesamtlänge
des Schiffes, was häufig als unzureichend empfunden wird.
[0005] Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, die bekannten Kühlschiffe derart
zu verbessern, daß sie die geschilderten Probleme des Standes der Technik vermeidet
und gleichzeitig einen energie- und kostensparenden und somit umweltfreundlicheren
Transport von verderblichen Gütern ermöglicht, ohne daß hierdurch Qualitätsverluste
auch bei besonders empfindlichen Kühlgütern auftreten.
[0006] Diese Aufgabe wird durch das im Anspruch 1 gekennzeichnete Kühlschiff gelöst.
[0007] Erfindungsgemäß wird eine Mittschiffsektion vorgesehen, die einerseits auf Sideshorings
verzichtet, und andererseits mehr als 40 %, etwa 50 bis 80 % der Gesamtlänge des Kühlschiffes,
bildet. Hierdurch wird insbesondere erreicht, daß im Laderaum die üblichen Paletten
mit rechteckiger Stahlform eingesetzt werden können, wodurch eine maximale Ausnutzung
des Raumvolumens des Kühlschiffes gewährleistet ist. Bisher haben Fachleute eher eine
solche Grundstruktur des Schiffes als äußerst unvorteilhaft angesehen, da hierdurch
natürlich die Reisegeschwindigkeit des Küblschiffes und evtl. auch die Qualität der
zu transportierenden Güter verschlechtert würde, da man aus Raum- und Kostengründen
auf größere Antriebe verzichten müsste. Die Erfindung hat sich jedoch über dieses
Vorurteil hinweggesetzt und sieht neben der vergrößerten Mittschiffssektion als Innenverkleidung
Isoliersystemwände mit integrierten Versorgungs-und Meßleitungen vor, die die Kühlräume
begrenzen. Auf diese Art und Weise kann auch bei Kühlschiffen die Atmosphäre in den
Kühlräumen hinsichtlich ihrer Zusammensetzung, Temperatur und/oder Feuchtigkeit, gesteuert
werden. Auf diese Weise ermöglicht die Erfindung den Transport von verderblichen Gütern.
Hierdurch kann eine längere Transportzeit in Kauf genommen werden, ohne daß es zu
Qualitätsverlusten kommt, wobei gleichzeitig der Stau- und Laderaum maximal ausgenutzt
wird. Ferner ermöglicht die langsamere Reisegeschwindigkeit eine Reduzierung des Kraftstoffes
für den Antrieb auf ca. die Hälfte dessen, was bisher übliche Kühlschiffe an Verbrauch
auswiesen. Zusätzlich können erfindungsgemäße Kühlschiffe auf überdimensionierte Antriebsleistungen
verzichten, wodurch der Maschinenraum platzsparender gestaltet werden kann. Theoretische
Rechnermodelle haben gezeigt, daß demgegenüber der erhöhte elektrische Energiebedarf
der Ladungskühlung für die längere Transportzeit von untergeordneter Bedeutung ist.
[0008] Durch die neugeschaffene und verbesserte Ausnutzung des Raumangebotes wird die Nutzfläche
des Laderaumes vergrößert, so daß im Vergleich zu bekannten Kühlschiffen gleicher
Größe statt bisher z.B. 2400 Paletten nunmehr auf > 5000 gleichgroße Paletten im Laderaum
untergebracht werden können.
[0009] Weitere Vorteile und Merkmale gehen aus den Unteransprüchen hervor, die zusammen
mit dem Hauptanspruch ebenfalls von erfinderischer Bedeutung sein können.
[0010] Im folgenden wird ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel der Erfindung in Verbindung
mit der Zeichnung näher erläutert.
[0011] Es zeigt:
- Fig. 1
- einen Horizontalschnitt durch ein erfindungsgemäß gestaltetes Kühlschiff;
- Fig. 2 und 3
- einen Querschnitt durch Linie I-I bzw. II-II in Fig. 1;
- Fig. 4 und 5
- schematische Querschnittsansichten durch ein konventionelles Kühlschiff mit herkömmlicher
Isolierung, entsprechend der Schiffsform nachvollzogen; und
- Fig. 6
- eine schematische Perspektivansicht durch eine Isoliersystemwand.
[0012] In Fig. 1 ist das erfindungsgemäße Kühlschiff allgemein mit 10 bezeichnet. Es eignet
sich für den Transport jeglicher Güter, insbesondere verderblicher Güter, die gekühlt
werden müssen, wie dies der Fall ist bei Bananen, Zitrusfrüchten, Saisonfrüchten,
wie Äpfeln, Birnen und Trauben, exotischen Früchten, wie Kiwis, Mangos, Papayas etc.,
sowie Fleisch, Molkereiprodukten, Fisch. Das Kühlschiff 10 weist einen Bug 11 und
ein Heck 12 auf, zwischen denen die Mittelschiffsektion 13 liegt, die durch einen
parallelen Verlauf der gegenüberliegenden Schiffseitenwände 20,22 gekennzeichnet ist.
Erfindungsgemäß werden die Übergangsbereiche 24 und 26 zum Bug 11 bzw. Heck 12 in
ihren Längenabmessungen möglichst gering gehalten, da hier kein paralleler Verlauf
der Schiffseitenwände vorliegt. Bei üblicher Länge von 150 m der heute auf dem Markt
angebotenen Kühlschiffe mit 500 000 cbf.stellt die Mittelschiffsektion 13 den kleineren
Teil des Kühlschiffes dar und liegt somit unter 40% der Gesamtlänge. Erfindungsgemäß
wird jedoch gerade die Mittelschiffsektion 13 prozentual deutlich erhöht, wobei es
im vorliegenden Fall zeichnerisch gesehen 70% (105 m) sind. Erfindungsgemäß kann dieser
Wert bis zu 80% ansteigen. Es versteht sich, daß natürlich der Bug- und Heckbereich
sowie die Übergangsbereiche 24 und 26 zur Mittelschiffsektion 13 aus strömungstechnischen
und anderen bekannten Gründen vorhanden sein müssen, und nicht gänzlich fortfallen
können. Deshalb sind hierfür erfindungsgemäß mindestens 20 % reserviert.
[0013] Da das Querschnittsprofil der Mittelschiffsektion 13 parallele Schiffseitenwände
20 und 22 aufweist, können Sideshorings (nicht gezeigt) entfallen, so daß über die
gesamte Schiffsbreite genormte Paletten in den rechteckigen Laderäumen (nicht gezeigt)
verwendet werden können, die mit den Isolierungssystemwänden 15 eine optimale Platzausnutzung
ermöglichen, so daß manuelle und individuelle Isolierungsarbeiten zwischen Schiffseitenwand
20 bzw. 22 und den Paneelen entbehrlich sind, wie dies schematisch in den Fig. 2 und
3 angedeutet ist.
[0014] Ideal erweist sich das in Fig. 2 gezeigte Querschnittsprofil, da hier die Schiffseitenwände
20, 22 über fast ihre Gesamtlänge hinweg parallel zueinander verlaufen, so daß die
erfindungsgemäß eingesetzten Isolierungssystemwände 15 direkt an der Schiffseitenwand
anliegen können, ohne daß dazwischen noch kompliziertere Isolierungsarbeiten erforderlich
sind, und sich, wie in Fig. 3 gezeigt, nicht isolierte Leerräume 30 nur geringfügig
ergeben.
[0015] In Fig. 6 ist eine solche Isolierungssystemwand 15 mit drei integrierten Gasversorgungsleitungen
16 und Meßleitungen 17 gezeigt. Das Vorsehen solcher Isolierungssystemwände 15 ermöglicht
einen einfachen modularen Aufbau und erübrigt letztendlich das gesonderte Verlegen
und Befestigen von Kabelsträngen oder sonstigen Schläuchen oder Rohren.
[0016] Wie schon oben erwähnt, wird das erfindungsgemäß aufgebaute Kühlschiff 10 aufgrund
der geänderten Rumpfstruktur langsamer. Allerdings kann hierdurch natürlich der Treibstoffverbrauch
gesenkt werden. Durch die längere Fahrzeit auf See erhöht sich zwar der elektrische
Bedarf in absoluter Hinsicht, wird jedoch in relativer Hinsicht ebenfalls reduziert,
da die Atmosphäre in den Kühlräumen hinsichtlich ihrer Gaszusammensetzung, Temperatur
und/oder Feuchtigkeit gesteuert wird, was den elektrischen Energiebedarf für die Kühllage
etwa auf 30 bis 50 % des konventionellen Kühlschiffs reduziert.
[0017] Insgesamt gesehen, wird mit der Erfindung also ein Kühlschiff geschaffen, das den
heutigen Forderungen an reduzierte Umweltbelastung in jeder Weise gerecht wird, ohne
daß Qualitätsverluste bei den zu transportierenden, verderblichen Gütern in Kauf genommen
werden müssen.
1. Kühlschiff (10) für den Transport von verderblichen Gütern, insbesondere von Früchten
und Gemüse, mit Bug (11), Heck (12) und Mittelschiffsektion (13), sowie Maschinenraum
(14) mit Antrieb für den Propeller und isolierten Lade- und Kühlräumen mit ebenen
Wänden aus vorgefertigten Paneelen, die über Kanäle mit Kühlluft versorgt werden,
dadurch gekennzeichnet, daß die Mittelschiffsektion (13) mit überwiegend parallelem
Verlauf der Schiffseitenwände (20,22) unter Verzicht auf Sideshorings etwa 50 bis
80 % der Gesamtlänge des Kühlschiffs (10) bildet, und daß als Innenverkleidung die
Paneele als Isoliersystemwände (15) mit integrierten Gasversorgungsleitungen (16)
und Meßleitungen (17) die Kühlräume der Mittelschiffsektion (13) begrenzen, und daß
Geräte vorgesehen sind, die die Atmosphäre in den Kühlräumen hinsichtlich ihrer Gaszusammensetzung,
Temperatur und/oder Feuchtigkeit steuern.
2. Kühlschiff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zum Aufbau und Unterhalt der
kontrollierten Atmosphäre ein N₂-Generator, ein CO₂-Scrubber und/oder ein Ethylenkonverter
installiert ist.
3. Kühlschiff nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Isolierungssystemwände
(15) aus schwer entflammbaren Hartschaum- und/oder Mineralfaserplatten bestehen, in
die Kabelkanäle für die Aufnahme der Gasversorgungs- und Meßleitungen (16 bzw. 17)
integriert sind.
4. Kühlschiff nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Kabelkanäle aus Aluminiumblech
oder verzinktem Stahlblech bestehen.