[0001] Die Erfindung betrifft einen Druckstab wie er im Hauptverzugsfeld von Streckwerken
der Textilindustrie eingesetzt wird.
[0002] Das Kernstück einer Strecke ist das Streckwerk. Dem Streckwerk werden textile Faserbänder
vorgelegt. Dort erfolgt ein Verzug der Faserbänder. Beim Verzug wird durch die Verzugsfelder
das Faserband zu Faservlies ausgebreitet und nach Verlassen des letzten Verzugsfeldes
wieder zu einem Faserband geformt. Die Höhe des Verzuges ist dem Faserbandmaterial
anzupassen, wobei die Stapellänge ein wichtiger Materialparameter ist. Das Streckwerk
wird durch eine Anzahl von Walzenpaaren gebildet, die hintereinander angeordnet sind
und Verzugsfelder bilden. Übliche Streckwerke bilden in der Regel ein Vorverzugsfeld
und ein Hauptverzugsfeld. Um auf einem Streckwerk textile Faserbänder mit Fasern anderer
Stapellänge verziehen zu können, sind die Klemmlinienabstände zwischen den Walzenpaaren
einstellbar. Bei einer Vergrößerung der Klemmlinienabstände benötigt man, zumindest
für kürzere Fasern, eine spezielle Führung im Hauptverzugsfeld. Dies wird erreicht
durch den Druckstab. Der Druckstab ist ein unbeweglicher, feststehender, über die
Streckwerksbreite reichender Stab. Der Druckstab lenkt das Faservlies aus seiner Bewegungsrichtung
aus.
[0003] Der Druckstab hat nach bekannten Lösungen einen kreisförmigen Querschnitt (Johannsen,
O.; Handbuch der Baumwollspinnerei, Band II, 5. Auflage, Bernh. Friedr. Voigt Verlag
Handwerk und Technik Berlin-Hamburg, S. 120 (II), Abb. F15) oder einen halbkreisförmigen
Querschnitt (Prospekt VSM der Firma Vouk zur ITMA 1991). Es ist auch ein Druckstab
bekannt, der einen rechteckförmigen Querschnitt besitzt, wobei die mit dem Faservlies
in Berührung stehende Stirnwandung abgerundet ist und die dem Faserband abgewandte
Stirnseite durch eine ebene, zur Längsachse geneigte Fläche, gebildet ist (Bedienungsanleitung,
Strecke: RSB 851 (4135), SB 851 (4131) der RIETER Spinning Systems vom August 1990,
S. 24, 4.4.2.4, S. 25, Abb. 4, S. 26, Abb. 5)
Es sind auch Druckstäbe mit kreisförmigem Querschnitt bekannt. Sie haben jedoch den
Nachteil, daß abgelagerte Fasern am Druckstab Wickel bilden, die das Faservlies stören
können.
[0004] Es hat sich gezeigt, daß bei den bisher verwendeten Profilen von Druckstäben zahlreiche
Ablagerungen auftreten. Die Ablagerungen sind Fasern, Staub- und Schmutzpartikel und
Avivage. Da der Druckstab das laufende Faservlies berührt und umlenkt, wird das Faservlies
an der Umlenkstelle gepreßt. Dadurch werden Ablagerungen aus dem Faservlies auf dem
Druckstab abgelagert. Verdichten sich diese Ablagerungen, fallen sie auf das Faservlies
und erzeugen beim Passieren des Ausgangswalzenpaares einen Stoß, der das Drehzahlverhältnis
der Walzenpaare nachteilig beeinflussen kann. Besonders nachteilig ist jedoch, daß
diese Ablagerungen bis in den Bandtrichter gefördert werden und diesen im Querschnitt
verjüngen oder verstopfen. Es kommt zu Beeinträchtigung des Faserbandtransportes bzw.
zu Beeinflussungen der Bandqualität.
[0005] Das Abfallen der Ablagerungen vom Druckstab auf das Faservlies wird begünstigt, wenn
die pneumatische Absaugung am Streckwerk zu schwach oder gestört ist.
[0006] Wie nachfolgend beschrieben, ergibt sich auch ein nachteiliger Einfluß auf das Faservlies.
Am Druckstab bildet sich eine Grenze zwischen Schmutzablagerung und schmutzfreier
Zone. Nach Partiewechsel auf bauschigeres Fasermaterial übt die Schmutzschicht eine
Bremswirkung auf die Oberfläche des Faservlieses aus. Oberflächliche Verzugsstörungen
können entstehen.
[0007] Aufgabe der Erfindung ist es, Ablagerungen auf einem Druckstab wesentlich zu reduzieren.
[0008] Die Aufgabe wird einerseits dadurch gelöst, daß ein im Querschnitt veränderter Druckstab
eingesetzt wird, der über die Breite des Streckfeldes angeordnet ist. Der Druckstab
ist in einer definierten Position angeordnet, aber selbst nicht beweglich. Der Druckstab
besitzt einen rechteckförmigen Querschnitt, wobei dessen schmale Stirnseiten abgerundet
sind. Die Abrundung der beiden Stirnseiten ist jeweils eine halbkreisförmige Abrundung.
Der Kern des Materials ist gewöhnlicher Baustahl, dessen Oberfläche durch Borieren
vergütet wird. Es ergibt sich somit eine reibungsarme und verschleißfeste Oberfläche.
Der Druckstab kann auch aus Keramik oder verschleißfestem Stahl gefertigt werden.
[0009] Durch den erfindungsgemäßen Querschnitt ergibt sich der Vorteil, daß wesentlich weniger
Ablagerungen auf dem Druckstab erfolgen. Das Säuberungsintervall für den Druckstab
kann gegenüber Herkömmlichen verdoppelt werden. Die Materialkosten für den Druckstab
können gesenkt werden.
[0010] Andererseits wird die Aufgabe dadurch gelöst, daß der Druckstab in seiner Längsachse
drehbar gelagert ist und einen kreisförmigen Querschnitt hat. Der Druckstab, der auf
dem Faservlies anliegt, wird durch das sich bewegende Faservlies um seine Längsachse
gedreht. In Folge dieser Drehung des Druckstabes werden Ablagerungen auf seiner Oberfläche
vermieden. Es wird ein Selbstreinigungseffekt erzielt, ohne die grundsätzliche Funktion
zu beeinflussen. Mit dieser Einfachheit der Konstruktion wird eine Verschmutzung wirksam
vermieden. Inspektions- und Reinigungszyklen für den Druckstab können grundsätzlich
entfallen.
[0011] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist anhand der nachfolgenden Zeichnungen näher
beschrieben. Es zeigen
- Figur 1
- schematischer Querschnitt eines Streckwerkes mit bekanntem Druckstab
- Figur 2
- Ansicht des bekannten Druckstabes
- Figur 2a
- Ansicht des bekannten Druckstabes
- Figur 3
- Ansicht eines erfindungsgemäßen Druckstabes
- Figur 3a
- Ansicht eines erfindungsgemäßen Druckstabes
- Figur 4
- schematischer Querschnitt eines Streckwerkes mit erfindungsgemäßem Druckstab
- Figur 5
- drehbar gelagerter Druckstab
Figur 1 zeigt schematisiert ein Streckwerk wie es an Strecken für die Textilindustrie
üblich ist. Das Streckwerk wird gebildet durch drei Walzenpaare. Ein vorderes Walzenpaar
1, 1', ein mittleres Walzenpaar 2, 2' und ein Ausgangswalzenpaar 3, 3'. In diesem
Streckwerk ist ein Druckstab 10 mit einem bekannten Querschnitt eingesetzt. Das Streckwerk
ist umgeben von einer pneumatischen Absaugung 8, 8'. Die Absaugung erfolgt oberhalb
und unterhalb des Streckwerkes. Die obere pneumatische Absaugung 8 hat 3 Absaugrüssel
80, 81, 82. Das Faserband (nicht dargestellt) durchläuft das Streckwerk beginnend
vom Walzenpaar 1, 1' und wird als Faservlies in einen Vliestrichter 4 gefördert. Dort
wird es wieder zu einem Faserband gefalten und weitertransportiert durch ein Trichterrohr
5 in einen Bandtrichter 6 zu dem Abzugswalzenpaar 7, 7'. Vom Abzugswalzenpaar 7, 7'
wird das Faserband in einen rotierenden Bandführungskanal 9 gefördert. Dieser Bandführungskanal
9 ist Bestandteil eines Drehtellers, der bereits der Faserbandablage dient.
[0012] Der Druckstab 10 befindet sich im Hauptverzugsfeld. Der Druckstab ist bekannterweise
ein feststehender, nicht beweglicher Stab, der das Faservlies zwischen den Klemmpunkten
des Hauptverzugsfeldes umlenkt. Im vorliegenden Fall ist der Druckstab oberhalb des
Faservlieses angeordnet. Über die Gewindebohrungen 11, 11', wird der Druckstab mit
seiner Halterung fest verschraubt. Die Halterung ist nicht näher dargestellt. Die
Halterung kann beispielsweise auf dem Lager für die Walze 2 befestigt sein. Es ist
aber auch denkbar, den Druckstab unterhalb des Faservlieses anzuordnen.
[0013] Durch den Druckstab wird das Faservlies umgelenkt und an der Umlenkstelle gepreßt.
Insbesondere bei verwendetem Fasermaterial mit kurzer Stapellänge werden die kurzen
Fasern durch diesen Druckstab zusätzlich geführt. Dies wird immer dann erforderlich,
wenn die Klemmdistanz zwischen den Walzenpaaren, die das Hauptverzugsfeld bilden,
vergrößert wird. Der Druckstab ist so ausgebildet, daß er über die gesamte Breite
des Streckfeldes reicht.
[0014] Während des Betriebes des Streckwerkes kommt es zu Ablagerungen auf dem Druckstab.
Es handelt sich um Ablagerungen von Mineralstaub, Kurzfaseranteil, Schmutz und Avivage.
Diese Ablagerungen verdichten oder verhärten sich und fallen zu unbestimmten Zeitpunkten
auf das Faservlies im Hauptverzugsfeld.
[0015] Das Abfallen der Verunreinigungen vom Druckstab auf das Faservlies wird begünstigt,
wenn beispielsweise die pneumatische Absaugung zu schwach oder gestört ist. Eine solche
Störung ergibt sich beispielsweise aus einer unzureichenden Justierung des Absaugrüssels
80 über der Walze 3. Wenn der Absaugrüssel 80 zu weit nach vorn in Richtung Walze
3 gestellt wird, dann tritt das Problem auf, daß der von der Walze 2 mitgeführte Faserflug
nicht ausreichend abgesaugt wird, sondern sich auf dem Druckstab 10 absetzt.
[0016] Figur 2 zeigt in einer nicht maßstäblichen Darstellung den bekannten Druckstab 10.
Figur 2a zeigt die Seitenansicht des Druckstabes 10. Insbesondere auf der ebenen und
zur Vertikalachse Z leicht geneigten Fläche 12 werden die Ablagerungen abgesetzt.
[0017] Fallen die verfestigten Ablagerungen aufs Faservlies, so können sie durch einen unerwünschten
Stoß auf das Ausgangswalzenpaar eine Asynchronität im Drehzahlverhältnis auslösen.
Nachteilig ist weiterhin, daß diese Ablagerungen weiter transportiert werden und insbesondere
die Mündung des Bandtrichters 6 verjüngen können. Der Faserbandtransport kann durch
diese Ablagerungen im Bandtrichter 6 beeinträchtigt werden, so daß die Bandqualität
leidet oder Verstopfungen mit Faserbandstau die Folge sein können.
[0018] Um diese Nachteile zu vermeiden, wurde ein Druckstab 100 (Fig. 3) an gleicher Stelle
des Streckwerkes eingesetzt, der einen verändertes Profil (Fig. 3a) aufweist. Das
Profil wurde so gestaltet, daß sich Ablagerungen auf ein Minimum reduzieren, so daß
ihr Vorhandensein zu keiner Funktionsbeeinträchtigung anderer Arbeitsorgane wie beispielsweise
dem Bandtrichter 6 führen kann. Der Druckstab 100 hat erfindungsgemäß (Fig. 3a) einen
rechteckförmigen Querschnitt, dessen schmale Stirnseiten abgerundet sind. Ein Merkmal
ist, daß die Abrundung der beiden Stirnseiten eine halbkreisförmige Abrundung ist.
Der Druckstab 100 besteht aus einem reibungsarmen und verschleißfestem Material. Um
den Materialeinsatz kostengünstig zu gestalten, besteht der Kern des Druckstabes 100
aus einem gewöhnlichen Baustahl, dessen Oberfläche durch Borierung vergütet ist. Der
Druckstab kann jedoch auch aus Keramik oder verschleißfestem Stahl gefertigt werden.
[0019] Figur 4 zeigt im schematischer Ansicht eines Streckwerkes den erfindungsgemäßen Druckstab
100. Mit dem Druckstab 100 wird bei engster Streckwerkseinstellung, hoher Liefergeschwindigkeit
von ca. 800 m/min. und Verwendung eines Faserbandes mit hohem Mineralstaub- und Kurzfaseranteil
erreicht, daß Beeinflussungen des Faserbandtransportes und der Faserbandqualität durch
vom Druckstab herabfallende Ablagerungen wesentlich reduziert werden. Das Säuberungsintervall
für einen Druckstab kann verdoppelt werden.
[0020] Eine andere Lösung der Aufgabenstellung zeigt das Ausführungsbeispiel auf Grundlage
der Figur 5. Es wird ein Druckstab 101 gezeigt, der um seine Längsachse X drehbar
gelagert ist. Die Längsachse X liegt oberhalb des Vlies und quer zur Bewegungsrichtung
R des Faserbandes. Da der Druckstab 101 an das Faservlies gedrückt ist, übermittelt
das bewegende Faservlies mit Bewegungsrichtung R durch Friktion dem Druckstab 101
eine Drehbewegung um seine Längsachse X entsprechend Bewegungsrichtung S.
[0021] Diese Drehbewegung entsprechend Bewegungsrichtung S vollzieht der Druckstab am Besten,
wenn er einen kreisförmigen Querschnitt besitzt. In folge dieser Drehbewegung kommt
die gesamte Mantelfläche des Druckstabes 101 mit dem Faservlies in Berührung. Diese
Drehbewegung des Druckstabes 101 verhindert das Aufbringen und die Ablagerung von
Verschmutzungen durch das bewegte Faservlies.
[0022] Der Druckstab kann einen Durchmesser von etwa zehn bis zwölf Millimetern haben und
ist an den Seiten mit je einem Kugellager gelagert. Jedes Kugellager befindet sich
in einer starren Halterung, die den Druckstab 101 in einer definierten Position gegenüber
dem Faservlies hält.
1. Druckstab, im Hauptverzugsfeld eines textilen Streckwerkes angeordnet, der über die
Breite des Streckwerkfeldes mit dem Faservlies in Berührung stehend das Faservlies
zwischen den beiden Klemmpunkten des Hauptverzugsfeldes auslenkt, dadurch gekennzeichnet, daß der feststehende Druckstab (100) einen rechteckförmigen Querschnitt hat, wobei
dessen schmale Stirnseiten abgerundet sind.
2. Druckstab gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die schmalen Stirnseiten durch eine halbkreisförmige Abrundung abgerundet sind.
3. Druckstab nach einem oder beiden der Ansprüche 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Druckstab aus Baustahl besteht, dessen Oberfläche durch Borierung reibungsarm
und verschleißfest gemacht ist.
4. Druckstab nach einem oder beiden der Ansprüche 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Druckstab aus Keramik besteht.
5. Druckstab nach einem oder beiden der Ansprüche 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Druckstab aus verschleißfestem oder Edelstahl besteht.
6. Druckstab, im Hauptverzugsfeld eines textilen Streckenwerkes angeordnet, der über
die Breite des Streckwerkfeldes mit dem Faservlies in Berührung stehend das Faservlies
zwischen den beiden Klemmpunkten des Hauptverzugsfeldes auslenkt, dadurch gekennzeichnet, daß der Druckstab (101) in seiner Längsachse (X) drehbar gelagert ist.
7. Druckstab nach Anspruch 6 dadurch gekennzeichnet, daß der Druckstab (101) einen kreisförmigen Querschnitt hat.
8. Druckstab nach Anspruch 6 dadurch gekennzeichnet, daß der Druckstab (101) aus Keramik besteht.