[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum elektrolytischen Ätzen gemäß dem Oberbegriff
des ersten Patentanspruchs.
[0002] Ein solches Verfahren ist beispielsweise aus der Publikation von D. M. Allen mit
dem Titel "The principles and practice of photochemical machining and photoetching",
Verlag Adam Hilger, Bristol und Boston bekannt. In Kapitel 4 (Etching, Etchants and
Etching Machines) ist unter 4.7 (Electrolytic etching) auf Seite 104 eine Vorrichtung
zum elekrolytischen Ätzen abgebildet und kurz beschrieben. Diese Vorrichtung umfaßt
ein Gefäß, das mit einer Elektrolytlösung gefüllt ist, in die die zu ätzende Probe
eintaucht. Die Probe ist als Anode geschaltet. In die Elektrolytlösung taucht zusätzlich
eine Elektrode ein, die als Kathode geschaltet ist. Der Stromdurchgang in dieser elektrochemischen
Zelle bewirkt eine anodische Auflösung. Es ist weiterhin angegeben, daß diese Technik
üblicherweise nur für schwer ätzbare Materialien wie Keramiken, Edelmetalle, rostfreie
amorphe Legierungen und Superlegierungen eingesetzt wird.
[0003] Es ist leicht feststellbar, daß die gezeigte Vorrichtung und das damit durchgeführte
Verfahren nur für relativ große abzuätzende Flächen einsetzbar ist. Sie sind ungeeignet,
wenn an kleinen Proben gezielt einzelne Bereiche abgeätzt werden sollen.
[0004] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, diesem Nachteil des bekannten Verfahrens
abzuhelfen. Es soll ein Verfahren der eingangs genannten Art vorgeschlagen werden,
mit dem auch mikroskopisch kleine Bereiche einer Probe abätzbar sind, wobei das Abätzen
bei Bedarf selektiv gegenüber anderen Bestandteilen oder räumlichen Bereichen der
Probe durchgeführt werden kann.
[0005] Die Aufgabe wird durch das gekennzeichnete Merkmal des ersten Patentanspruchs gelöst.
In den abhängigen Ansprüchen sind bevorzugte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen
Verfahrens angegeben.
[0006] Beim elektrolytischen Ätzen werden Metalle durch Elektrolysevorgänge aufgelöst, wobei
mit Hilfe einer Stromquelle an Elektroden chemische Reaktionen erzwungen werden. Schaltet
man - wie in der oben angegebenen Publikation - eine zu ätzende Probe als Anode und
bringt diese mit einer Elektrolytlösung in Kontakt, in welcher sich eine Kathode als
Gegenelektrode befindet, dann laufen wegen der Potentialdifferenz zwischen den beiden
Elektroden an den Phasengrenzflächen Anode/Elektrolytlösung/Kathode elektrochemische
Reaktionen ab, wobei z. B. an der Anode Metall oxidiert wird und als Metallion in
Lösung geht. An der Kathode finden entsprechende reduzierende Reaktionen statt wie
z. B. die Entladung von Wasserstoffionen oder Metallionen.
[0007] Im allgemeinen wird beim elektrolytischen Ätzen die zu ätzende Probe als Anode geschaltet,
wobei die oxidierende Wirkung des elektrischen Stroms ausgenutzt wird. Es kann jedoch
auch die umgekehrte Schaltung gewählt werden, bei der die zu ätzende Probe die Kathode
darstellt. Bei einer solchen Schaltung können z. B. Metalle indirekt, d. h. unter
dem Einfluß der an der Kathode gebildeten Reagentien, angegriffen und aufgelöst werden.
Als Beispiel sei die Erzeugung von OH⁻-Ionen genannt, welche eine Erhöhung des pH-Wertes
bewirken und auf alkaliempfindliche Metalle wie Aluminium ätzend wirken können. Bei
einer solchen Schaltung können auch andere Stoffe als Metalle angegriffen werden.
[0008] An die als erste Elektrode geschaltete, zu ätzende Probe und an die zweite Elektrode
müssen daher lediglich unterschiedliche Potentiale angelegt werden. Außerdem können
je nach Problemstellung außer Gleichstrom auch Wechselstrom oder andere periodische
Ströme als Elektrodenpotentiale aufgeprägt werden. Als weitere Besonderheiten seien
noch das potentiostatische Ätzen (bei konstantem Potential) und das galvanostatische
Ätzen (bei konstanter Stromstärke) genannt.
[0009] Es ist nicht notwendig, daß die zu ätzende Probe vollständig in die Elektrolytlösung
eintaucht. Insbesondere in der Mikrostrukturtechnik ist es vorteilhaft, wenn lediglich
auf diejenige Stelle der Probe, die abgeätzt werden soll, eine kleine Menge, etwa
ein Tropfen, der Elektrolytlösung aufgebracht wird. Hierbei kann das erste elektrische
Potential an die gesamte Probe angelegt werden, während das zweite elektrische Potential
an eine Elektrode angelegt wird, die in den Tropfen der Elektrolytlösung eintaucht.
[0010] Insbesondere in der Mikrostrukturtechnik werden an die Ätzschritte besondere Anforderungen
gestellt. Da häufig sehr filigrane, zum Teil überhängende und nur an kleinen Grundflächen
haftende Strukturen mit strukturdetails im Mikrometermaßstab mit Hilfe der Ätztechnik
hergestellt werden, muß der Ätzvorgang sehr schonend und dennoch möglichst schnell
und effektiv durchgeführt werden. In jedem Fall muß eine mechanische Schädigung der
Mikrostrukturen vermieden werden. Dies muß insbesondere bei der Ausgestaltung der
Elektrode berücksichtigt werden.
[0011] Erfindungswesentlich ist daher, daß als Elektrode eine elektrisch leitende Mikro-Carbonfaser
eingesetzt wird. Unter Mikro-Carbonfaser wird eine Carbonfaser verstanden, die einen
Durchmesser von weniger als 100 µm, vorzugsweise jedoch einen Durchmesser von weniger
als 20 µm aufweist. Die Länge der einzusetzenden Mikro-Carbonfasern kann nahezu beliebig
gewählt werden. Sie muß zumindest so bemessen werden, daß ein zu ätzender Strukturgrund,
der von Mikrostrukturen umgeben ist, erreicht wird. Die Länge kann andererseits bis
zu zwei Zentimeter betragen. Mikro-Carbonfasern, die länger als 5 mm sind, sind im
allgemeinen nicht notwendig. Mikro-Carbonfasern, die sich für das erfindungsgemäße
Verfahren eignen, sind als Garne oder Einzelfasern in verschiedenen Längen im Handel.
Ihre elektrische Leitfähigkeit beträgt ca. 1,5 · 10⁻³ Ωcm; sie ist damit um ca. eine
Größenordnung geringer als die Leitfähigkeit von Quecksilber.
[0012] Solche Mikro-Carbonfasern weisen eine Reihe von Vorteilen auf, die insbesondere in
der Mikrostrukturtechnik ins Gewicht fallen:
[0013] Durch die hohe Formstabilität behält die Faser ihre langgestreckte Form bei und deformiert
sich nicht irreversibel. Deshalb ist eine exakte Positionierung der Faser möglich;
sie kann nach einem Positionswechsel selbst dann reproduzierbar an die ursprüngliche
Stelle zurückgeführt werden, wenn sie sich durch Kollision mit der Probe durchgebogen
hat. Bei ungewollter Berührung von feinen Mikrostrukturen sind keine mechanischen
Schädigungen zu befürchten, da die Faser von einem Hindernis elastisch abgelenkt wird,
ohne schädigende mechanische Kräfte zu übertragen. Mikro-Carbonfasern sind zudem in
stark aggressiven Ätzmedien beständig, in denen sie nicht angegriffen werden und daher
das Ätzmedium nicht kontaminieren können. Sie lassen sich ferner leicht an einem konventionellen
Leitungsdraht fixieren und schnell austauschen. Schließlich sind Mikro-Carbonfasern
in verschiedensten Längen und Dicken im Handel; an spezielle Behandlungsschritte lassen
sich solche Fasern zudem dadurch anpassen, daß sie durch elektrochemisches Abtragen
verjüngt oder zugespitzt werden. Außerdem lassen sich durch Aufbringen von Isolierlack
auf die Faser und durch Abschneiden der Faser nach dem Trocknen des Lackes sogenannte
Scheibenelektroden herstellen, welche nur noch an der Stirnseite elektrisch leitend
sind und daher noch selektiver den Ätzvorgang beeinflussen.
[0014] Die zu ätzende Probe kann aus einem einzigen Material bestehen. Dieses Material muß
dann elektrisch leitend sein, damit es sich elektrolytisch ätzen läßt. Die Probe kann
beispielsweise aus einem dünnen Metallplättchen bestehen, in das an einer definierten
Stelle ein feines Loch eingeätzt werden soll. In diesem Fall wird auf die Stelle ein
kleiner Tropfen einer geeigneten Elektrolytlösung, etwa eine Säure, aufgebracht und
mit der Mikro-Carbonfaser die Elektrolytlösung kontaktiert. Unter dem Einfluß der
elektrischen Potentialdifferenz läuft an dieser Stelle der Ätzvorgang sehr rasch ab,
so daß im Ergebnis das Metallplättchen an dieser Stelle das gewünschte Loch aufweist,
während die benachbarten Bereiche praktisch nicht angegriffen werden. Wie oben erwähnt,
können auf diese Weise auch andere elektrisch leitende Materialien wie z. B. elektrisch
leitende Kunststoffe geätzt werden.
[0015] Häufig stellt sich in der Mikrostrukturtechnik die Aufgabe, von einer Probe, die
aus einem Verbund mehrerer Materialien besteht, selektiv in vorgegebenen Bereichen
einen dieser Stoffe abzulösen. In diesem Fall kann in derselben Weise vorgegangen
werden. Diese Technik ist insbesondere dann von Vorteil, wenn aufgestäubte (gesputterte)
oder aufgedampfte Materialien stellenweise entfernt werden sollen, da beim Aufstäuben
und Aufdampfen oft besonders inerte und reaktionsträge Schichten erhalten werden,
die mit naßchemischen Ätzverfahren nur schwer angreifbar sind.
[0016] Soll Aluminium mit dem erfindungsgemäßen Verfahren selektiv gegenüber anderen Stoffen,
z. B. Kunststoffen wie Polyimid oder Metallen wie Kupfer oder Titan, abgeätzt werden,
so wird als Elektrolytlösung vorzugsweise eine Lösung eines Jodidsalzes, z. B. ein
Alkalimetalljodidsalz wie Kaliumjodid eingesetzt. Eine noch schnellere Ätzung des
Aluminiums und damit eine noch stärkere Schonung der übrigen Stoffe ist möglich, wenn
der Lösung des Jodsalzes Alkohole wie Methanol oder Isopropanol beigemischt werden.
Eine solche Elektrolytlösung besitzt jedoch eine geringere Oberflächenspannung, weshalb
die aufgebrachten Tropfen zum Verlaufen neigen. Bei längeren Ätzzeiten muß Elektrolytlösung
nachdosiert werden, da Verdunstungsverluste eintreten.
[0017] Ein prinzipieller Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens ist, daß der Ätzvorgang
unter dem Mikroskop beobachtet werden kann. Hierzu wird die Mikro-Carbonfaser in der
Weise mit einem konventionellen Leitungsdraht verbunden, daß die Sicht unter dem Mikroskop
durch den vergleichsweise großen Leitungsdraht nicht verdeckt ist. Die Verbindung
mit dem Leitungsdraht kann mit Hilfe eines Leitlacks, z. B. mit Silberleitlack hergestellt
werden.
[0018] Die Erfindung wird im folgenden anhand von Figuren und Durchführungsbeispielen näher
erläutert.
[0019] Fig. 1 zeigt eine bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens.
[0020] Fig. 2 stellt den Versuchsaufbau zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens dar.
[0021] In
Fig. 1 ist eine Probe in Form einer Metallscheibe 1 dargestellt, in die mit dem erfindungsgemäßen
Verfahren ein Loch eingeätzt werden soll. Über die elektrische Zuleitung 2 wird die
Scheibe 1 als Anode geschaltet. Auf die zu ätzende Stelle der Probe wird ein Elektrolyttropfen
3 aufgetragen. Die Kathode besteht aus dem elektrischen Leitungsdraht 4, an dessen
Ende mit Hilfe von Silberleitlack eine Mikro-Carbonfaser 5 befestigt ist.
[0022] Für Ätzprozesse an Mikrostrukturen wurde der in
Fig. 2 dargestellte Versuchsaufbau konzipiert. Hieran läßt sich der elektrolytische Ätzvorgang
unter einem Mikroskop 6 beobachten. Die zu ätzende Probe 1 wird auf den Arbeitstisch
7 des Mikroskops 1 gelegt; sie ist über die elektrische Zuleitung 2 mit dem Pluspol
einer regelbaren Stromversorgung 8 verbunden. Auf die Probe 1 wird an der zu ätzenden
Stelle ein Elektrolyttropfen 3 aufgebracht, in den die Mikro-Carbonfaser 5 eintaucht.
Die Mikro-Carbonfaser 5 ist über den elektrischen Leitungsdraht 4 am Minuspol der
regelbaren Stromversorgung 8 angeschlossen. Der Leitungsdraht 4 und damit die Mikro-Carbonfaser
5 lassen sich mit Hilfe eines Mikromanipulators 9 in sämtliche Raumrichtungen bewegen.
Beispiel 1: Alternative Mikroelektroden
[0023] Mit Hilfe des in Fig. 2 gezeigten Versuchsaufbaus wurden alternative Mikroelektroden
auf ihre Eignung untersucht. Hierzu wurden von einem Edelstahldraht mit 25 µm Durchmesser,
einem Nickeldraht mit 10 µm Durchmesser und einem Golddraht mit 17 µm Durchmesser
ca. 1 cm lange Stücke abgeschnitten und mit Silberleitlack mit dem elektrischen Leitungsdraht
4 verbunden. Der Leitungsdraht bestand aus einem versilberten Kupferdraht. Die freistehenden
dünnen Drahtenden wurden auf 3 mm gekürzt und für elektrolytische Ätzversuche verwendet.
[0024] Der Edelstahldraht und der Nickeldraht waren vom Hersteller (Fa. Goodfellow) auf
einen Spulenkörper aufgewickelt und blieben nach dem Abwickeln stark verbogen; sie
ließen sich nicht mehr in eine gestreckte Form zurechtbiegen. Deshalb mußte für jedes
einzelne Drahtstück der Leitungsdraht zurechtgebogen werden, damit der Strukturgrund
von mikrostrukturierten Platten unter mikroskopischer Kontrolle berührt werden konnte.
Zudem kam es bei unbeabsichtigten Berührungen mit den Mikrostrukturen zu plastischen
Verbiegungen, so daß nicht mehr exakt weitergearbeitet werden konnte, weil eine genaue
optische Kontrolle nicht mehr möglich war. Mit verbogenen Drähten war es nicht möglich,
bis auf den Strukturgrund von Hohlräumen zwischen eng benachbarten Mikrostrukturen
einzudringen.
[0025] Alle diese Schwierigkeiten traten nicht auf, wenn in gleicher Weise mit kommerziell
erhältlichen, ca. 7 µm dicken und 5 - 7 mm langen Mikro-Carbonfasern gearbeitet wurde.
Beispiel 2: Ätzversuche mit dem erfindungsgemäßen Verfahren an Wafern
[0026] Als zu ätzende Probe wurden Wafer beschafft, auf denen sich eine aufgestäubte, 1,0
µm dicke Aluminiumschicht und darauf streifenweise angeordnete ca. 35 µm dicke Kupferschichten
befanden. Die Versuche dienten dazu, eine möglichst selektiv wirkende Elektrolytlösung
für das elektrolytische Ätzen von Aluminium zu finden. Dazu wurden mit einer Pipette
punktuell Elektrolyttropfen an vorbestimmte Stellen des Wafers so aufgebracht, daß
sowohl das Aluminium als auch ein Teil der Kupferstreifen benetzt wurden. Bei den
elektrolytischen Ätzversuchen wurde dann unter dem Mikroskop kontrolliert, ob ein
sichtbarer Angriff des Kupfers erfolgte oder ob sich an der als Kathode geschalteten
Mikro-Carbonfaser durch eventuelles Auflösen des Kupfers entstandene Kupferionen wieder
als Metall niederschlugen.
[0027] Mit Rücksicht auf später durchzuführende Versuche, bei denen Aluminium in Gegenwart
von Polyimid selektiv abgeätzt werden sollte, wurde auf den Einsatz von alkalischen
Elektrolytlösungen verzichtet.
[0028] Folgende Elektrolytlösungen wurden untersucht:
3 %-ige Salpetersäure; 10 %-ige K₃[Fe(CN)₆]-Lösung in Wasser; eine Lösung aus 20 %
K₃[Fe(CN)₆] und 3 % KNO₃; eine Lösung aus 5 ml Glycol und 250 mg Tetrabutylammoniumtetrafluoroborat;
eine Lösung aus 500 mg K₃[Fe(CN)₆], 30 mg 1-H-Benzotriazol und 100 mg KNO₃; Kaliumjodid
in Konzentrationen von 10, 20 und 30 % sowie eine Lösung aus 10 % Kaliumjodid mit
1,8 % 1-H-Benzotriazol. Dabei zeigte es sich, daß sich Aluminium mit den Kaliumjodid-Lösungen
besonders schnell und selektiv gegenüber Kupfer abätzen ließ. Ein Angriff auf Kupfer
war mit diesen Lösungen nicht festzustellen.
[0029] Wie erwähnt, kann bei Kaliumjodidlösungen die Ätzgeschwindigkeit weiter erhöht werden,
wobei allerdings Verdampfungsverluste auftreten und die Oberflächenspannung absinkt.
Dennoch sind solche Elektrolytlösungen zum Abätzen von kleinen Mengen an Aluminium
sehr gut geeignet.
Beispiel 3: Abätzen von Opferschichten bei der Herstellung von Mikroventilen
[0030] Die zu ätzenden Proben wurden in folgender Weise hergestellt: Durch Methoden der
Mikrotechnik wurden auf einem später ablösbaren Substrat eine ca. 3 µm dünne Titanschicht
aufgebaut. Die Titanschicht war von einem kreisförmigen, erhöhten Rand aus Kupfer
mit einem Durchmesser von 1400 µm, 940 µm oder 460 µm umgeben. Im Kreismittelpunkt
wurde in der Titanschicht eine Öffnung angebracht, die im späteren Ventil als Ventilöffnung
diente. Auf der Titanschicht wurde innerhalb des erhöhten Randes eine ca. 1,0 µm dicke
Aluminiumschicht aufgestäubt. Die Aluminiumschicht wurde ihrerseits mit einer ca.
2 µm dünnen Polyimidschicht überdeckt, aus der mit Verfahren der Mikrotechnik mehrere
radialsymmetrisch angeordnete, kreisförmige Bereiche mit einem Durchmesser von einigen
10 µm herausgelöst wurden. Diese Bereiche dienten später als Ventilöffnung in der
Polyimidschicht. Durch das selektive Abätzen der Opferschicht aus Aluminium sollte
ein Hohlraum erzeugt werden, so daß eine freie Verbindung zwischen den einzelnen Ventilöffnungen
in der Titan- bzw. Polyimidschicht (Einlaß- und Auslaßöffnungen) geschaffen wurde.
Sowohl die Titan- als auch die Polyimidschicht dienten als Ventilmembranen. Der Ätzvorgang
konnte dabei nur durch die kreisförmigen Bereiche in der Polyimidschicht eingeleitet
werden. Da die Polyimidschicht transparent ist, kann der Ätzvorgang an der darunterliegenden
Aluminiumschicht optisch gut verfolgt werden; der Endpunkt der Ätzung läßt sich genau
definieren. Hierdurch läßt sich verhindern, daS die Ätzlösung unter die Titanschicht
kriecht und eine vorzeitigen Ablösung der Titanschicht bewirkt.
[0031] Zur Durchführung des Ätzschrittes wurde die elektrisch kontaktierte Probe wie in
Fig. 2 dargestellt auf den Mikroskoptisch gelegt und ein Tropfen einer Elektrolytlösung
aufpipettiert. Die Elektrolytlösung bestand aus einer wäßrigen Lösung von 10 % KJ
und 1.8 % 1-H-Benzotriazol. Danach wurde mit Hilfe des Mikromanipulators die Mikro-Carbonfaser
(Durchmesser 7 µm) an einen der kreisförmigen Bereiche nahe oberhalb der Aluminiumschicht
justiert. Anschließend wurde am regelbaren Netzgerät eine niedrige Gleichspannung
(......... Volt) so eingestellt, bis an der als Kathode geschalteten Carbonfaser eine
merkliche Wasserstoffgasentwicklung bei der mikroskopischen Beobachtung feststellbar
war. In der Regel erfolgte eine Auflösung des Aluminiums nicht bei Beginn der Stromeinschaltung,
sondern erforderte eine Induktionsperiode, welche zwischen ca. 1 und 5 Minuten lag
und von dem Grad der Passivierung des Aluminiums abhing.
[0032] Der Beginn der Aluminiumätzung und das Fortschreiten des Ätzvorgangs war jedesmal
sehr gut erkennbar, weil das beim Freiätzen darunter zum Vorschein kommende Titan
einen guten Kontrast bildete. Je nach Größe der zu ätzenden Fläche betrugen die Ätzzeiten
einschließlich der Induktionsperiode zwischen ca. 5 und 15 Minuten. Die für den elektrolytischen
Ätzvorgang erforderlichen Spannungen lagen in einem Bereich zwischen 1 und 1,5 V,
die dazugehörigen Stromstärken zwischen 10 und 50 µA. Stromdichten lassen sich nicht
angeben, da sich die Fläche während des Ätzprozesses fortwährend änderte. Durch Anwendung
von Spannungen bis zu 2 V konnte die Ätzgeschwindigkeit wesentlich gesteigert werden,
wobei aber aus Sicherheitsgründen im Hinblick auf die Selektivität der Ätzung gegenüber
Kupfer verzichtet wurde. Gegenüber dem naßchemischen Ätzen mit 5 %-iger Schwefelsäure
wurde mit dem erfindungsgemäßen Verfahren eine Geschwindigkeitssteigerung um den Faktor
60 bis 180 erzielt.
[0033] Als weitere interessante Tatsache wurde beobachtet, daß es möglich ist, die Induktionsperiode
vor dem eigentlichen Aluminiumätzen durch Erzeugung eines Kurzschlusses stark zu verkürzen.
Bringt man die Mikro-Carbonfaser kurzzeitig auf die Aluminiumoberfläche und erzeugt
so einen Kurzschlußstrom, dann setzt innerhalb kürzester Frist an dieser Stelle der
Ätzvorgang ein. Ebenso kann man dann auch an anderen Stellen, an denen noch keine
Ätzung stattfindet, durch Erzeugung eines Kurzschlusses den Ätzvorgang induzieren.
[0034] Die elektrolytische Ätzung verläuft im Falle der hier beschriebenen Unterätzung in
alle Richtunen sehr gleichmäßig ab. Nach dem elektrolytischen Ätzen wurden die Proben
mit verdünnter Schwefelsäure gut gespült, um die Bildung von unlöslichen basischen
Aluminiumverbindungen als Rückstand zu verhindern. Während des Ätzvorgangs wurden
die mit der Elektrolytlösung in Kontakt stehenden Kupferstrukturen entweder nur sehr
gering oder nicht sichtbar angegriffen.
1. Verfahren zum elektrolytischen Ätzen, bei dem
a) an eine zu ätzende Probe ein erstes elektrisches Potential angelegt wird,
b) die zu ätzende Probe mit einer Elektrolytlösung in Kontakt gebracht wird,
c) in die Elektrolytlösung eine Elektrode eingeführt wird,
d) an die Elektrode ein zweites elektrisches Potential angelegt wird, wobei sich das
erste vom zweiten Potential unterscheidet,
dadurch gekennzeichnet, daß
als Elektrode eine elektrisch leitende Mikro-Carbonfaser eingesetzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die zu ätzende Probe mit Elektrolytlösung in Kontakt gebracht wird, indem auf der
Probe ein Tropfen der Elektrolytlösung aufgetragen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß
die zu ätzende Probe aus mindestens zwei verschiedenen Stoffen besteht, von denen
ein Stoff selektiv gegenüber dem oder den übrigen abgeätzt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß
der selektiv gegenüber den übrigen Stoffen abzuätzende Stoff aufgestäubt (aufgesputtert)
wurde.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß
der selektiv gegenüber den übrigen Stoffen abzuätzende Stoff Aluminium darstellt.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß
die Elektrolytlösung Wasser und ein Jodidsalz enthält.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß
das Jodidsalz ein Alkalimetall-Jodid darstellt.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß
der Elektrolytlösung ein Alkohol zugesetzt ist.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß
der Alkohol Methanol und/oder Isopropanol darstellt.