[0001] Die Erfindung bezieht sich auf das Verfahren der sog. Fließbett-Strahlmahlung, bei
dem ein aus einer Düse austretender Gas- oder Dampfstrahl hoher Geschwindigkeit in
ein fluidisiertes Bett aus körnigem Material eingeleitet wird. Die Partikel in der
Umgebung des Strahls werden dabei auf eine so hohe Geschwindigkeit beschleunigt, daß
sie beim Aufprallen auf ruhende oder entgegenfliegende Partikel zerbersten. Ein solches,
insbesondere für die Feinzerkleinerung geeignetes Verfahren ist z.B. schon durch die
DE-PS 598 421 bekannt geworden.
[0002] Nachteilig bei dem bekannten Verfahren ist jedoch, daß die durch den Strahl eingebrachte
kinetische Energie nur zum Teil für die Zerkleinerung genutzt wird. Wie in Fig. 1
schematisch dargestellt ist, tritt der Strahl mit über den Austrittsquerschnitt 1
gleichmäßiger Geschwindigkeitsverteilung 2 in das Gutbett 3 ein. Wegen des Unterdrucks
im Strahl gegenüber dem Gutbett werden sofort Partikel 4 aus dem Gutbett in den Strahl
eingesaugt und beschleunigt. Dies ist durch den zunehmenden Abstand zwischen zwei
Partikeln 4 deutlich gemacht. Wie festgestellt werden konnte, erfolgt ein solcher
Impulsaustausch jedoch nur in dem äußeren Randbereich des Strahls, etwa zwischen den
Linien 5 und 6, die als Mantellinien des Randbereichs zu denken sind. Hier nimmt auch
die Strahlgeschwindigkeit beim Fortschreiten des Strahls deutlich ab, wie aus den
Geschwindigkeitsverteilungen 2a, 2b und 2c in den Strahlquerschnitten 1a, 1b und 1c
zu erkennen ist. Der Kernbereich 7 des Strahls bleibt praktisch frei von Mahlgut,
so daß die kinetische Strahlenergie in diesem Bereich weitgehend ungenutzt bleibt
und daraus ein unbefriedigender Wirkungsgrad bei der Zerkleinerung resultiert.
[0003] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, die Beladung der für die Mahlung
im Fließbett eingesetzten Gas- oder Dampfstrahlen mit dem zu zerkleinernden Material
zu erhöhen, um so eine bessere Nutzung der mit den Strahlen eingebrachten kinetischen
Energie zu erreichen. Insbesondere soll eine Möglichkeit geschaffen werden, das Mahlgut
in den Kernbereich der Strahlen zu bringen, um die hier zur Verfügung stehende kinetische
Energie optimal nutzen zu können.
[0004] Es ist zwar schon in der DE-OS 20 40 519 vorgeschlagen worden, das Mahlgut mit mechanischen
Fördermitteln von der Seite her in den Strahl zu drücken. Diese Maßnahme erfordert
jedoch einen erheblichen apparativen und energetischen Aufwand, und es muß mit starkem
Verschleiß an den Fördermitteln gerechnet werden. Die gleichen Nachteile weisen die
bekannten Injektor-Strahlmühlen z.B. nach US-PS 1 935 344 auf, bei denen das Mahlgut
vor der Strahlausbildung in einer Beschleunigungsdüse mit dem Gas oder Dampf gemischt
wird.
[0005] Die Lösung der Aufgabe besteht darin, daß bei einem zur Prallzerkleinerung in ein
fluidisiertes Mahlgutbett eingeleiteten Gas- oder Dampfstrahl hoher Geschwindigkeit
die Größe des Strahlimpulses unter Beibehaltung der Größe des Austrittsquerschnitts
der bekannten Düse örtlich geändert wird, so daß Zonen mit hohem und niedrigem Strahlimpuls
entstehen, und daß diese so angeordnet werden, daß die Größe des Strahlimpulses im
Umfangsbereich des Austrittsquerschnitts mindestens zweimal zwischen einem Minimal-
und einem Maximalwert wechselt und im Kernbereich des Querschnitts gleich den Minimalwerten
oder kleiner als diese ist. In überraschender Weise hat sich gezeigt, daß damit in
den Bereichen mit niedrigem Strahlimpuls unmittelbar nach Austritt des Strahls aus
der Düse gewissermaßen Strömungskanäle quer zur Strömungsrichtung des Strahls geschaffen
werden mit einem Druckgefälle von der Umgebung zum Kernbereich des Strahls, so daß
hier die Partikel 4 des Mahlgutes bis zum Strahlzentrum eingesaugt werden. Hier werden
sie dann auf die für ihre Zerkleinerung erforderliche Prallgeschwindigkeit beschleunigt,
wenn sich im weiteren Verlauf des Strahls durch Mischvorgänge infolge Überschneidung
der einzelnen Strahlbereiche eine Vergleichmäßigung des Strahlimpulses über den Strahlquerschnitt
einstellt und sich eine Geschwindigkeitsverteilung über den Strahlquerschnitt wie
bei dem einfachen Strahl (entsprechend Fig. 1) ergibt. Durch das Einsaugen von Mahlgut
in den Kernbereich des Strahls wird eine deutlich höhere Gutmenge erfaßt als bei einem
einfachen Strahl und die Gutpartikel werden auf eine höhere Geschwindigkeit beschleunigt.
Eine Möglichkeit der Realisierung besteht beispielsweise darin, daß noch innerhalb
der Düse, also bevor der Strahl aus der Düse austritt, örtlich abgesaugt wird.
Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen beschrieben,
wobei sich die Ansprüche 2 bis 4 auf die Größenverhältnisse von Strahlimpuls und Strahlzonen
und Ansprüche 5 bis 8 auf die Strahlrichtung in den einzelnen Strahlzonen beziehen.
Diese Maßnahmen dienen dazu, den Öffnungswinkel des Strahls zu beeinflussen bzw. den
Strahlquerschnitt 11c mit der normalisierten Geschwindigkeitsverteilung in Strahlrichtung
zu verschieben, um so eine Änderung der Strahlform zur Anpassung an die Mahlkammergröße
bzw. die Mahlguteigenschaften zu erreichen.
Die technisch einfachste und bevorzugte Lösung stellt die Verwendung von gleichmäßig
über den Austrittsquerschnitt verteilten Austrittsöffnungen dar. Als ausgeführte und
erprobte Düse wird beispielsweise ein in eine Halterung einsetzbares Düsenelement
mit vier Austrittsöffnungen 8 mit kreisförmigem Querschnitt verwendet, deren Mitten
auf einem Kreis angeordnet sind, dessen Durchmesser etwa dem 2,5fachen Durchmesser
einer Austrittsöffnung entspricht. Die aus jeder Öffnung austretende Strömung ist
dabei auf einen gemeinsamen Punkt auf der zentralen Düsenachse 9 gerichtet. Fig. 2
zeigt schematisch in perspektivischer Darstellung die Strömungsverhältnisse am Austrittsquerschnitt
10 und im Strahlquerschnitt 11c, in dem sich bereits eine normale Geschwindigkeitsverteilung
wie im Strahlquerschnitt 1c von Fig. 1 eingestellt hat. Die Saugwirkung zum Kernbereich
ist hierbei optimal.
[0006] Die Strömungsverhältnisse, wie sie sich in der Ebene 13 einstellen, die in die zentrale
Düsenachse 9 und in die Mitte zwischen zwei Austrittsöffnungen 8 gelegt ist, sind
in Fig. 3 dargestellt. Wie zu erkennen ist, bilden sich unmittelbar am Austrittsquerschnitt
10 zwischen je zwei Austrittsöffnungen 8 radial gerichtete Strömungskanäle aus, die
in Strahlrichtung bis zu dem Strahlquerschnitt 11 (mit Geschwindigkeitsverteilung
12) reichen, in dem sich die einzelnen Strahlbereiche zu überschneiden beginnen. Den
weiteren Strahlverlauf zeigen in Fig. 3 die Geschwindigkeitsverteilungen 12a, 12b
und 12c in den Strahlquerschnitten 11a, 11b und 11c. Die Pfeile 14 in Fig. 2 deuten
die sich infolge der vorstehend beschriebenen Strömungskanäle ausbildende Querströmung
an, die die Partikel 4 bis zur zentralen Düsenachse 9 transportiert.
[0007] Vergleichsmahlungen auf einer Fließbett-Gegenstrahlmühle` die zuerst mit normalen
und dann mit erfindungsgemäß ausgebildeten Düsenelementen ausgerüstet war, haben ergeben,
daß bei sonst gleichen Betriebsparametern und etwa gleichem spezifischen Energiebedarf
(in kWh/t) mit der erfindungsgemäß ausgerüsteten Mühle bei gleicher Mahlfeinheit mehr
als der doppelte Durchsatz gegenüber der normal ausgerüsteten Mühle erzielt werden
konnte, d.h. der Mahlwirkungsgrad konnte um einen Faktor von fast 2,5 verbessert werden.
1. Verfahren zur Prallzerkleinerung durch Einleiten zumindest eines aus einer Düse austretenden
Gas- oder Dampfstrahls hoher Geschwindigkeit in ein fluidisiertes Mahlgutbett, dadurch
gekennzeichnet, daß die Größe des Strahlimpulses beim Austritt aus der Düse im Umfangsbereich
des Düsenquerschnitts mindestens zweimal zwischen einem Minimal- und einem Maximalwert
wechselt und im Kernbereich des Düsenquerschnitts gleich den Minimalwerten des Umfangsbereichs
oder kleiner als diese ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Größe des Strahlimpulses
an den Stellen der Minimalwerte den Wert Null hat.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß alle Teilbereiche des
Düsenquerschnitts mit maximalen und minimalen Strahlimpuls untereinander etwa die
gleiche Größe aufweisen.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Übergang
von einem Minimum des Strahlimpulses zu einem Maximum diskontinuierlich erfolgt.
5. Verfahren nach einen der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Austrittsströmung
in jeden Teilbereich des Düsenquerschnitts parallel zur zentralen Düsenachse (9) erfolgt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Austrittsströmung
in jedem Teilbereich des Düsenquerschnitts von der zentralen Düsenachse (9) weggerichtet
ist.
7. Verfahren nach einen der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Austrittsströmung
in jedem Teilbereich des Düsenquerschnitts zur zentralen Düsenachse (9) hin gerichtet
ist.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Austrittsströmung von jeden
Teilbereich des Düsenquerschnitts aus auf einen gemeinsamen Punkt auf der zentralen
Düsenachse (9) gerichtet ist.
9. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 8, gekennzeichnet
durch ein in eine Halterung einsetzbares Düsenelement zur Strahlerzeugung, das mit
mindestens zwei über den Querschnitt des Düsenelements gleichmäßig verteilten Austrittsöffnungen
(8) unterschiedlicher Form und Größe versehen ist.
10. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Austrittsöffnungen (8)
innerhalb eines Bereichs angeordnet sind, dessen Begrenzung eine wendepunktfreie,
die Austrittsöffnungen (8) umfassende Hüllkurve darstellt.
11. Vorrichtung nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Austrittsöffnungen
(8) mit kreisförmigem Querschnitt ausgebildet sind.