[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines mattierten lichtempfindlichen
Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterials, bei dem die Teilchen des Mattierungsmittels
lichtempfindlich sind und bei der Bildaufzeichnung geschwärzt werden.
[0002] Lichtempfindliche Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterialien werden häufig mit einer
matten Oberfläche ausgerüstet. Die Rauhigkeit der Oberfläche soll die Neigung zu elektrostatischer
Aufladung und die Anfälligkeit gegenüber Verkratzen durch Staubkörner vermindern sowie
beim reproduktionstechnischen Kopieren das Absaugen der Luft zwischen Vorlage und
Aufzeichnungsmaterial erleichtern.
[0003] Die praktisch wichtigste Maßnahme hierzu ist die Zugabe von feinteiligen Feststoffen
zu den Beschichtungslösungen.
[0004] Insbesondere wenn die Schicht, welche die Feststoffteilchen enthält, gleichzeitig
mit der Silberhalogenidemulsionsschicht auf der gleichen Seite des Schichtträgers
aufgetragen und getrocknet wird, kann der unerwünschte Sternhimmeleffekt auftreten.
Dabei zeigen die Bildstellen nach Belichtung und Verarbeitung nadelstichartige Aufhellungen.
Diese werden durch besonders große Teilchen oder durch Agglomerate des in der Regel
polydispersen feinteiligen Feststoffes hervorgerufen, welche beim Trocknen die Silberhalogenidemulsion
seitlich verdrängen.
[0005] Die DE 37 00 551-C2 beschreibt ein lichtempfindliches Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterial,
das ein lichtempfindliches Mattierungsmittel enthält, dessen Teilchen eine Größe von
1 bis 30 µm haben, nach Belichtung und Verarbeitung des Materials geschwärzt sind
und deshalb auch dann, wenn sie die Silberhalogenidemulsion verdrängt haben, keine
Aufhellungen hervorrufen. Die Teilchen dieses Mattierungsmittels enthalten ein chemisch
und ggf. spektral sensibilisiertes Silberhalogenid, ein Bindemittel sowie einen feinteiligen
Feststoff, dessen Teilchengröße deutlich unter der des Mattierungsmittels liegt und
der keine permanente Eigenfärbung besitzt.
[0006] Die Herstellung der im Stand der Technik beschriebenen lichtempfindlichen Mattierungsmittel
erfordert mehrere Arbeitsschritte. Im einfachsten Falle wird ein Teil der für die
lichtempfindliche Schicht des Aufzeichnungsmaterials bestimmten Silberhalogenidemulsion
mit einem Härtemittel und dem feinteiligen Feststoff versetzt und danach sprühgetrocknet.
Das so erhaltene Pulver wird dann erforderlichenfalls klassiert und schließlich bei
der Herstellung des lichtempfindlichen Materials einer der Beschichtungslösungen zugesetzt.
Selbstverständlich müssen diese teilweise für die photographische Industrie unüblichen
Arbeitsschritte unter Dunkelraumbedingungen durchgeführt werden.
[0007] Die Erfindung stellt sich daher die Aufgabe, ein Verfahren für die Herstellung mattierter
lichtempfindlicher Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterialien anzugeben, welches gegenüber
dem Stand der Technik wesentlich vereinfacht ist.
[0008] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren nach dem Hauptanspruch gelöst.
[0009] Die Fällung des Silberhalogenids kann nach bekannten Methoden erfolgen, wie sie beispielsweise
in der Research Disclosure 308 119 (Dezember 1989), Kapitel I, beschrieben sind. Insbesondere
kann das Einstrahl- oder das Doppelstrahlverfahren, ggf. mit Regelung der Silberionenkonzentration,
angewendet werden.
[0010] Ausgangslösungen sind sowohl die bei der Fällung dem Fällungsgefäß zugeführten Lösungen
als auch eine gegebenenfalls vor Beginn der Fällung im Fällungsgefäß vorgelegte Lösung.
Die Ausgangslösungen enthalten entweder ein wasserlösliches Silbersalz, gewöhnlich
Silbernitrat, oder ein oder mehrere wasserlösliche Halogenide. Das zur Stabilisierung
der Silberhalogenid-Kristalldispersion notwendige hydrophile Kolloid, gewöhnlich Gelatine,
kann einer oder mehreren der Ausgangslösungen zugesetzt werden.
[0011] Die Teilchengröße des wasserunlöslichen Feststoffs ist annähernd gleich der des im
fertigen Aufzeichnungsmaterial enthaltenen lichtempfindlichen Mattierungsmittels.
Beim erfindungsgemäßen Verfahren werden die lichtempfindlichen Mattierungsmittelteilchen
während der Fällung des Silberhalogenids für die lichtempfindlichen Silberhalogenid-Emulsionsschichten
des Aufzeichnungsmaterials erzeugt und verbleiben in den Emulsionen. Die Teilchen
des Feststoffs und des lichtempfindlichen Mattierungsmittels sind daher bevorzugt
mindestens so groß wie die Gesamtdicke aller auf der die lichtempfindliche Schicht
tragenden Seite des Schichtträgers aufgetragenen Schichten nach der Trocknung. Der
praktisch brauchbare Bereich liegt zwischen 1 und 30 µm.
[0012] Ein besonders bevorzugter Bereich der Teilchengröße für den wasserunlöslichen Feststoff
liegt zwischen 3 und 15 µm.
[0013] Der Begriff

Teilchengröße" soll hierbei den Zahlenmittelwert der Durchmesser von mit den Teilchen
volumengleichen Kugeln bedeuten.
[0014] Besonders bevorzugt ist ein Feststoff mit einer monodispersen Teilchengrößenverteilung.
Monodispers bedeutet hier, daß der Quotient zwischen dem Teilchendurchmesser beim
75-Prozent-Punkt und dem beim 25-Prozent-Punkt der Summenhäufigkeitskurve höchstens
1,5 beträgt.
[0015] Man kann annehmen, daß die Feststoffteilchen infolge ihrer Anwesenheit während der
Fällung Silberhalogenid-Mikrokristalle an ihrer Oberfläche bzw. in vorhandenen Poren
binden. Hierdurch erhalten sie die Eigenschaft eines lichtempfindlichen Mattierungsmittels.
[0016] Bevorzugt verwendet man Teilchen mit einer rauhen Oberfläche und poröse Teilchen.
Die Oberflächenrauhigkeit kann beispielsweise durch Anätzen erzeugt werden. Poröse
Feststoffteilchen sind beispielsweise für Zwecke der Chromatographie oder als Adsorbentien,
bei denen es auf eine große innere Oberfläche ankommt, handelsüblich.
[0017] Ein bevorzugter wasserunlöslicher Feststoff ist Siliciumdioxid. Dieses steht in poröser
Form mit verschiedensten Abmessungen beispielsweise in Form von getrockneten Fällungskieselsäuren
zur Verfügung.
[0018] Die Feststoffteilchen werden den Ausgangslösungen vor dem Beginn der Fällung zugesetzt.
Es ist vorteilhaft, die Suspensionen vor der Verwendung einem Ultraschallfeld auszusetzen.
Dadurch wird die Bildung von Agglomeraten vermieden und bestehende aufgelöst. Besonders
bevorzugt wird der Suspension noch ein Netzmittel, insbesondere vom nichtionischen
oder vom anionischen Typ, zugesetzt. Beispiele dafür sind Nonyl- oder Octylphenolethoxylate
mit 10 bis 20 Ethylenoxideinheiten je Molekül, Natriumlaurylsulfat, Sulfonate von
Bis-ethoxyalkylphenolen.
[0019] Nach der Fällung und ggf. physikalischen Reifung werden die erfindungsgemäß hergestellten
Emulsionen auf übliche Weise von löslichen Salzen befreit, beispielsweise durch Flockung
oder Umkehrosmose. Ebenfalls auf übliche Art werden sie dann chemisch und ggf. auch
optisch sensibilisiert, wobei jederzeit auch noch weitere Gelatine zugefügt werden
kann. Danach werden übliche Stabilisatoren, Beschichtungshilfsmittel und ggf. weitere
Zusätze zur Einstellung bestimmter Eigenschaften des Aufzeichnungsmaterials zugesetzt.
Überraschenderweise werden die zur Herstellung der gießfertigen Emulsion notwendigen
Verfahrensschritte durch die Anwesenheit des Feststoffes nicht behindert.
[0020] Die Erfindung findet Anwendung bei der Herstellung von lichtempfindlichen Aufzeichnungsmaterialien
mit Silberhalogeniden, insbesondere zur Anwendung in der Reproduktionstechnik und
in der medizinischen Diagnostik.
Ausführungsbeispiel:
[0021] In eine Lösung von 1784 g Silbernitrat in 3150 g Wasser wurden 1,5 g eines Pulvers
von porösem Siliciumdioxid mit einer Teilchengröße von 7 µm und einer mittleren Porenweite
von 0,4 µm eingerührt. Die Suspension wurde 5 min lang einem Ultraschallfeld ausgesetzt
und in einem pAg-geregelten Doppelstrahl-Einlaufverfahren zur Herstellung einer Silberchlorobromidemulsion
(30 Molprozent Bromid) mit kubischen Mikrokristallen von 0,35 µm Kantenlänge verwendet.
Die Emulsion enthielt 16 g Gelatine je mol Silberhalogenid und wurde im Flockverfahren
von löslichen Salzen befreit. Die Flockemulsion wurde mit weiteren 45 g Gelatine je
mol Silberhalogenid redispergiert und einer chemischen Reifung mit Thiosulfat und
Goldsalz zur optimalen Empfindlichkeit unterworfen. Schließlich wurde die Emulsion
noch durch Zusatz üblicher Stabilisatoren und Beschichtungshilfsmittel sowie eines
optischen Sensibilisators für den grünen Spektralbereich gießfertig gemacht.
[0022] Die Emulsion wurde gemeinsam mit einer wäßrigen Gelatine-Übergußlösung auf einen
mit einer Haftschicht versehenen Schichtträger aus Polyethylenterephthalat aufgetragen.
Die Dicke der trockenen Schichten betrug 4 µm für die Emulsionsschicht und 1 µm für
die Übergußschicht. Das so hergestellte Aufzeichnungsmaterial wird als Probe A bezeichnet.
[0023] In gleicher Weise wurde ein Material (Probe B) hergestellt, bei dem anstelle des
porösen Siliciumdioxidpulvers der Silbernitratlösung vor der Fällung ein Pulver aus
einer entwässerten Fällungskieselsäure mit einer Teilchengröße von 4,6 µm zugesetzt
wurde.
[0024] Zum Vergleich (Probe C) wurde ein Material in sonst gleicher Weise wie Probe A hergestellt,
bei dem jedoch den Ausgangslösungen für die Fällung kein Feststoff zugesetzt wurde.
Statt dessen wurde als Mattierungsmittel das für Probe A verwendete Siliciumdioxidpulver
in der Übergußlösung dispergiert.
[0025] Die Aufzeichnungsmaterialien wurden vollflächig mit einer dem Sättigungsbereich der
Schwärzungskurve entsprechenden Belichtung exponiert und mit einer Rollenentwicklungsmaschine
verarbeitet. Während Probe C einen ausgeprägten Sternhimmeleffekt zeigte, waren die
Proben A und B frei von diesem Fehler. Die mit einer Blende von 3 mm Durchmesser gemessene
optische Dichte war bei den Proben A und B um 0,6 größer als bei Probe C.
[0026] Lichtmikroskopische Untersuchung der unverarbeiteten Materialien zeigte bei allen
drei Proben Mattierungsmittelteilchen, die aus der Übergußschicht herausragten. Bei
den Proben A und B waren diese nach der Belichtung und Entwicklung geschwärzt und
lichtundurchlässig; bei der Probe C erschienen sie im durchfallenden Licht hell.
[0027] Von weiteren Proben der unverarbeiteten Materialien wurden die gelatinehaltigen Schichten
mit einem proteolytischen Enzym gelöst. Beim Stehen der Lösungen setzten sich die
Mattierungsmittelteilchen ab und konnten abgetrennt, gewaschen und für die rasterelektronenmikroskopische
Untersuchung vorbereitet werden. Bei den aus den Proben A und B isolierten Teilchen
war die Oberfläche mit kubischen Mikrokristallen aus Silberhalogenid bedeckt.
1. Verfahren zur Herstellung eines mattierten lichtempfindlichen Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterials,
welches ein lichtempfindliches Mattierungsmittel enthält,
dadurch gekennzeichnet, daß
man Teilchen eines wasserunlöslichen Feststoffes von zumindest einer der Ausgangslösungen
bei der Fällung des Silberhalogenids zusetzt.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Feststoffteilchen eine Teilchengröße zwischen 1 und 30 µm haben.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Feststoffteilchen eine Teilchengröße zwischen 3 und 15 µm haben.
4. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Feststoffteilchen monodispers sind.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Feststoffteilchen eine rauhe Oberfläche und/oder eine poröse Struktur besitzen.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Feststoffteilchen aus Siliciumdioxid bestehen.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß
man die Suspension der Feststoffteilchen in den Ausgangslösungen vor der Verwendung
zur Fällung einem Ultraschallfeld aussetzt.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, daß
daß in der Suspension ein Netzmittel vorhanden ist.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Silberhalogenidemulsionen chemisch oder chemisch und optisch sensibilisiert werden.