[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung von speziellen Inhibitoren in Beizsäuren, die
sich bei der Aufarbeitung der gebrauchten Beizsäuren mit herkömmlichen Verfahren eliminieren
lassen. Die Erfindung betrifft ferner Beizsäuren, die diese Inhibitoren enthalten
sowie ein Verfahren zur Reinigung der verbrauchten Beizsäuren.
[0002] Vor dem Feuerverzinken werden Eisenteile zur Entrostung und Entzunderung gebeizt.
Als Beizlösung wird im allgemeinen eine Salzsäure mit einem Chlorwasserstoffgehalt
bis max. 15 % eingesetzt.
[0003] Die Beize selbst hat nicht nur die Aufgabe, eine metallisch blanke Oberfläche zu
schaffen, sondern muß auch im Zinkbad eine lückenlose Benetzung gewährleisten, wobei
die nachfolgende Behandlung nicht beeinträchtigt werden darf.
[0004] Die Gebrauchseigenschaften der Beize werden wesentlich durch den Zusatz von Inhibitoren
und Aktivatoren bestimmt. Inhibitoren verzögern den Angriff auf das Eisen, sollen
aber die Lösung der Oxide kaum behindern.
[0005] Aktivatoren sind im allgemeinen nichtionogene grenzflächenaktive Stoffe (z. B. Alkylphenol-Ethylenoxidaddukte),
die einen gleichmäßigen Angriff der Säure auch an den Stellen der Metalloberfläche
garantieren sollen, die noch Restfett enthalten.
[0006] Die Inhibitor-Aktivator-Systeme sollen die folgenden Eigenschaften besitzen:
- Inhibierung des Angriffs der Säure auf das blanke Metall
- keine wesentliche Beeinträchtigung des Ablösens von Zunder- und Rostschichten
- keine Beeinträchtigung der Rekombination von atomarem Wasserstoff zur Verhinderung
einer Versprödung durch Wasserstoffpenetration
Nach Beendigung des Beizvorgangs soll die mit Metallsalzen angereicherte Beizsäure
entsorgt werden. Aus der Literatur sind einige Aufbereitungsverfahren bekannt. Fast
immer stört dabei die Anwesenheit von organischen Verunreinigungen, wie Inhibitoren
und aus dem vorgeschalteneten Entfettungsbad mitgeschleppte Entfetter, Öle und Fette.
Besonders problematisch sind die heute fast ausschließlich verwendeten Inhibitoren
Hexamethylentetramin und Thioharnstoff, weil sie sich nicht mit üblichen Methoden
entfernen lassen.
[0007] Verbleibende organische Verunreinigungen können einzelne Schritte des Aufbereitungsverfahrens
stören, so z. B. Diffusionsdialyse, Elektrodialyse, Elektrolyse, Fällungsreaktionen,
Flüssig-Flüssig-Extraktion und Sprühröstverfahren. Weiterhin wird die Anwesenheit
von organischen Verunreinigungen die Qualität der erzeugten Endprodukte stark negativ
beeinflussen.
[0008] Darüberhinaus sollten die im Beizprozeß eingesetzten Additive keine toxische Substanzen
darstellen oder bilden, da damit die Wiederverwertbarkeit der Endprodukte eingeschränkt
würde und Sondermüll anfiele.
[0009] Für die praktische Anwendung im Beizvorgang sind die folgenden zusätzlichen Inhibitor-Eigenschaften
von erheblichem Vorteil:
- Keine Änderung der chemischen Zusammensetzung und Wirkungsparameter während der Standzeit
des Beizbades
- Kompatibilität mit eingeschleppten Bestandteilen aus dem Entfettungsbad
- Ausreichende Löslichkeit während der gesamten Standzeit des Bades
- Benetzung der Metalloberfläche und Erzeugung einer gleichmäßigen, für Nachbehandlungen
gut geeigneten Oberfläche.
[0010] Es bestand daher ein Bedarf nach Inhibitoren, die einerseits die obengenannten Aufgaben
während des Beizvorgangs erfüllen bzw. die genannten Vorteile aufweisen, gleichzeitig
mit herkömmlichen Methoden einfach zu eliminieren sind, somit bei der Aufbereitung
der verbrauchten Beize keine Störungen verursachen und selbst auch leicht entsorgt
werden können.
[0011] Überraschend wurde gefunden, daß bestimmte Alkylaminpolyethylenoxid-Verbindungen
diese Anforderungen erfüllen.
[0012] Sie weisen überdies noch weitere Vorteile auf:
- sie selbst besitzen gleichzeitig befriedigende Aktivator-Eigenschaften, so daß sich
eine gesonderte Zugabe von Aktivator-Substanzen erübrigt;
- die benötigte Einsatzkonzentration im Beizbad ist gering;
- die Restaktivität bei niedrigen Konzentrationen nach einer Eliminierungsstufe ist
nicht so hoch, daß eine absolute Eliminierung des Inhibitors zwingend erforderlich
wird.
[0013] Die Erfindung betrifft daher die Verwendung von Alkylaminpolyethylenoxiden der allgemeinen
Formel I

wobei R ein gegebenenfalls verzweigter, gegebenenfalls Mehrfachbindungen enthaltender
Alkylrest mit 8 - 21 C-Atomen ist,
a = 1 - 3
b, c und d = 1 - 10
und x = 0 oder 1
sind, wobei b, c, und d zusammen so groß sind, daß der resultierende HLB-Wert zwischen
9 und 13 liegt,
als Inhibitor in sauren Metallbeizen.
(HLB-Wert nach der Formel von W.C. Griffin, definiert für nichtionogene Stoffe).
[0014] Besonders bevorzugt sind solche mit HLB-Werten im Bereich von 10 - 12.
[0015] Bevorzugt sind Alkylaminpolyethylenoxid-Verbindungen der allgemeinen Formel I, in
der R eine lineare oder verzweigte Alkylkette von 10 - 20 C-Atomen, insbesondere 16
- 18 C-Atomen ist, x = 0 und die Summe aus b + c 5 - 9, insbesondere 6,8 - 7,2 ist.
[0016] Besonders vorteilhaft wird ein Gemisch von 95 - 97 Gewichtsteilen Alkylaminpolyethylenoxid
mit einer Alkylkettenlänge von 16 - 18 C-Atomen und einem Ethoxylierungsgrad (= Summe
b + c + d) von 6,8 bis 7,2 sowie 5 - 3 Gewichtsteilen eines Alkylamin-polyethylenoxids
mit einer Alkylkettenlänge von 16 - 18 C-Atomen und einem Ethoxylierungsgrad von 2,8
bis 3,5 eingesetzt.
[0017] Es ist von Vorteil, wenn die Oberflächenspannung des Inhibitorsystems, gemessen in
einer Lösung von 50 mg Inhibitor und 100 g FeCl₂ in 1 Liter 5 %iger Salzsäure im Bereich
von 33 bis 45 mN/m, vorzugsweise von 38 bis 42 mN/m liegt; der Nernst'sche Verteilungskoeffizient
des Inhibitors in der zuvor genannten salzsauren Eisen-II-chloridlösung gegenüber
einer Ölphase, bestehend aus 50 g Octadecansäure (Stearinsäure) und 950 g n-Heptan,
sollte zweckmäßig mindestens O/W - 1 : 25 betragen.
[0018] Weiterhin Gegenstand der Erfindung sind saure Metallbeizen, enthaltend Alkylaminpolyethylenoxid-Verbindungen
der allgemeinen Formel 1 als Inhibitoren sowie ein Verfahren zur Reinigung dieser
Metallbeizen nach Verbrauch, welches dadurch gekennzeichnet ist, daß man das enthaltene
Inhibitor/Aktivator-Gemisch vor der weiteren Aufarbeitung entfernt.
[0019] Durch die hohe Aktivität der erfindungsgemäß eingesetzten Inhibitoren sind nur geringe
Einsatzmengen (20 - 500 mg/l Beizsäure gegenüber 500 - 10000 mg/l bei Hexamethylentetramin)
erforderlich, bei denen keine störenden Nebeneffekte, wie z. B. Schaumbildung, auftreten.
Sie sind darüber hinaus auf einfache Weise mit herkömmlichen Verfahren, insbesondere
durch Adsorption, aus der verbrauchten Beize zu entfernen und umweltfreundlich zu
entsorgen. Auch eine Rückgewinnung des Inhibitors durch Eluieren des Filtermaterials
und dessen Wiederverwendung ist möglich.
[0020] Als weitere Entfernungsverfahren kommen beispielsweise Emulsionsspaltung (Koaleszenzgeräte,
Mikro- bzw. Ultrafiltration) und Ausschäumen (Flotation) infrage.
[0021] Bei der Entfernung des Inhibitor-Aktivator-Systems aus der verbrauchten Beize über
Adsorptionsmittel (z. B. Aktivkohle) wirkt die stark grenzflächenaktive Verbindung
mit dem niederen Ethoxylierungsgrad auf die Oberfläche des Filtermaterials hydrophobierend,
so daß über Adsorptionsvorgänge das gesamte Inhibitor/Aktivator-System und ggf. ölige
sowie grenzflächenaktive Stoffe, die aus dem Entfettungsbad stammen, entfernt werden.
[0022] Es ist zweckmäßig, vor der Adsorptionsstufe die enthaltenen Öle und Fette weitestgehend
abzuscheiden, um das Adsorptionsmittel nicht unnötig zu erschöpfen.
[0023] Dadurch wird in der verbrauchten Beize der Gehalt an organischen Stoffen so stark
gesenkt, daß sie bei der Gewinnung von Wertstoffen aus der Altbeize nicht stören.
Beispiele:
Beispiel 1 (Vergleichsbeispiel)
[0024] Für eine frisch anzusetzende saure Metallbeize werden 25 m³ Salzsäure mit einem Chlorwasserstoffgehalt
von 15 % und 250 kg Hexamethylentetramin als Inhibitor und 1,5 kg Alkylphenol als
Aktivator eingesetzt.
Beispiel 2
[0025] Für eine frisch anzusetzende saure Metallbeize werden 25 m³ Salzsäure mit einem Chlorwasserstoffgehalt
von 15 % und 12,5 kg oxethyliertes C16/18-Alkylamin mit einem Oxethylierungsgrad von
7 als Inhibitor-Aktivator-System eingesetzt.
Beispiel 3
[0026] Für eine frisch anzusetzende saure Metallbeize werden 25 m³ Salzsäure mit einem Chlorwasserstoffgehalt
von 15 % und 2,4 kg oxethyliertes C16/C18-Alkylamin mit einem Oxethylierungsgrad von
7 und 0,1 kg oxethyliertes C16/18-Alkylamin mit einem Oxethylierungsgrad von 3 als
Inhibitor-Aktivator-System eingesetzt.
Beispiel 4 (Vergleichsbeispiel)
[0027] Für eine frisch anzusetzende saure Metallbeize werden 25 m³ Salzsäure mit einem Chlorwasserstoffgehalt
von 15 % und 1,5 kg oxethyliertes Dodecyldimethylbenzylammoniumchlorid als Inhibitor-Aktivator-System
eingesetzt.
[0028] Nach dem Abfall des Säuregehaltes der verschiedenen Beizlösungen auf einem Wert von
5 % Chlorwasserstoff wurden die Beizlösungen ausgetauscht.
[0029] Die inhibierende Wirkung der so anfallenden Lösungen wurde über die Einwirkung der
Lösung auf Probekörper aus Stahlblech bei 60 °C über die Dauer von 4 Stunden getestet
im Vergleich zu einer 15 %igen Salzsäure. Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 dargestellt.
Tabelle 1
Gewichtsverlust von Stahl St 38 in verbrauchter Beizlösung |
|
Gewichtsverlust (g/m²) |
Prozentwert (%) |
Salzsäure ohne Inhibitor |
88,02 |
100 |
Beispiel 1 |
2,71 |
3,1 |
Beispiel 2 |
2,82 |
3,2 |
Beispiel 3 |
2,59 |
2,9 |
Beispiel 4 |
1,85 |
2,1 |
[0030] Die verbrauchten Beizlösungen wurden einer Adsorption an Aktivkohle unterworfen.
Hierzu wurden 5 Liter der Beizlösung über eine mit 100 g Aktivkohle befüllte Säule
geschickt. Von den so behandelten Beizlösungen wurde erneut der Angriff auf Stahlblech
unter den zuvor genannten Bedingungen ermittelt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 2
a dargestellt:
Tabelle 2 a
Gewichtsverlust von Stahl St 38 in durch Adsorption behandelter Beizlösung, nach erster
Säule |
|
Gewichtsverlust (g/m²) |
Prozentwert (%) |
Salzsäure ohne Inhibitor |
91,40 |
100 |
Beispiel 1 (Vgl.) |
7,15 |
7,8 |
Beispiel 2 |
81,44 |
89,1 |
Beispiel 3 |
86,25 |
94,4 |
Beispiel 4 (Vgl.) |
8,45 |
9,2 |
[0031] Anschließend wurden die so behandelten Beizlösungen über eine zweite, mit 100 g Aktivkohle
befüllte Säule geschickt. Die resultierenden Werte für den Gewichtsverlust von Stahl
sind in Tabelle 2 b dargestellt.
[0032] Es ist erkennbar, daß bereits nach einer einfachen Adsorptionsstufe die erfindungsgemaßen
Inhibitor/Aktivator-Systeme im Gegensatz zu Inhibitoren gemäß Stand der Technik weitestgehend
entfernt werden können, so daß der Säureangriff ungehindert erfolgen kann.
Tabelle 2 b
Gewichtsverlust von Stahl St 38 in durch Adsorption behandelter Beizlösung, nach zweiter
Säule |
|
Gewichtsverlust (g/m²) |
Prozentwert (%) |
Salzsäure ohne Inhibitor |
91,40 |
100 |
Beispiel 1 |
7,77 |
8,5 |
Beispiel 2 |
84,24 |
92,2 |
Beispiel 3 |
86,62 |
94,8 |
Beispiel 4 |
71,59 |
78,3 |
[0033] Darüberhinaus wurde versucht, die Inhibitoren durch Flotation zu entfernen. Hierfür
wurde in die anfallende verbrauchte Beizlösung über eine Dauer von 30 Minuten Luft
über eine Fritte eingeleitet. Von den so behandelten Beizlösungen wurde wie zuvor
der Angriff auf Stahlblech ermittelt. Für die Ergebnisse siehe Tabelle 3.
Tabelle 3
Gewichtsverlust von Stahl St 38 in durch Flotation behandelter Beizlösung |
|
Gewichtsverlust (g/m²) |
Prozentwert (%) |
Salzsäure ohne Inhibitor |
93,60 |
100 |
Beispiel 1 (Vergleich) |
8,05 |
8,6 |
Beispiel 2 |
74,13 |
79,2 |
Beispiel 3 |
75,62 |
80,8 |
1. Verwendung von Alkylaminpolyethylenoxid-Verbindungen der allgemeinen Formel

wobei R ein gegebenenfalls verzweigter, gegebenenfalls Mehrfachbindungen enthaltender
Alkylrest mit 8 - 21 C-Atomen ist,
a = 1 - 3
b, c und d = 1 - 10
und x = 0 oder 1
sind, wobei b, c, und d zusammen so groß sind, daß der resultierende HLB-Wert zwischen
9 und 13 liegt,
als Inhibitor in sauren Metallbeisen.
2. Verwendung von Alkylaminpolyethylenoxid-Verbindungen gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß der HLB-Wert im Bereich von 10 - 12 liegt.
3. Verwendung von Alkylaminpolyethylenoxid-Verbindungen gemäß Anspruch 1 und 2, dadurch
gekennzeichnet, daß R eine lineare oder verzweigte Alkylkette von 10 - 20 C-Atomen
ist.
4. Verwendung von Alkylaminpolyethylenoxid-Verbindungen gemäß den Ansprüchen 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß das Alkylaminpolyethylenoxid eine Alkylkettenlänge R von
16 - 18 C-Atomen aufweist, x = 0 und die Summe aus b und c 5 - 9, insbesondere 6,8
bis 7,2 ist.
5. Verwendung gemäß Anspruch 1 - 4, dadurch gekennzeichnet, daß man ein Gemisch von 95
- 97 Gewichtsteilen Alkylamin-polyethylenoxid mit einer Alkylkettenlänge R von 16
- 18 C-Atomen, x = 0 und einer Summe aus b + c von 6,8 bis 7,2 sowie 5 - 3 Gewichtsteilen
eines Alkylaminpolyethylenoxids mit einer Alkylkettenlänge von 16 - 18 C-Atomen, x
= 0 und einer Summe aus b + c von 2,8 bis 3,5 einsetzt.
6. Verwendung der Alkylaminpolyethylenoxid-Verbindungen gemäß Anspruch 1 - 5, in Konzentrationen
von 20 - 500 mg/l, insbesondere 50 - 150 mg/l, in der Beizsäure.
7. Saure Metallbeizen, enthaltend Inhibitoren gemäß den Ansprüchen 1 - 6.
8. Verfahren zur Reinigung von verbrauchten sauren Metallbeizen, enthaltend Inhibitoren
nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß man das enthaltene Inhibitor-Aktivator-System
vor der weiteren Aufbereitung entfernt.
9. Verfahren gemäß Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Entfernung des Inhibitors
über Adsorption an herkömmlichen Adsorptionsmitteln erfolgt.
10. Verfahren gemäß Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Entfernung des Inhibitors
über Adsorption an Aktivkohle erfolgt.